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Von Joachim Wollschon Die gequälte Seele
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Joachim Wollschon
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1.
Erste Erinnerungen und Kindheit (1935 -1944)
2.
Einmarsch der Russen (Januar 1945)
3.
Flucht in Richtung Landsberg
4.
Rückkehr nach Neudamm
5.
Vertreibung aus Neudamm
6.
Wiederbeginn in Platkow
7.
Umzug nach Seelow
8.
Wieder zurück in Platkow
9.
Beginn einer Bäckerlehre
10.
Flucht in den Westen (1950)
11.
Neubeginn in der Freiheit - wieder als Bäckerlehrling
12.
Eine Odysee beginnt
13.
Abbruch der Lehre - Flucht ins Ungewisse
14.
Zurück zu meiner Mutter nach Solingen
15.
Ich verhelfe meinem Bruder zur Flucht nach Westdeutschland
16.
Aufbruch nach Italien
17.
Statt nach Australien nach Jugoslawien ins Gefängnis
18.
Wieder auf freiem Fuss!
19.
Zwanzigjährig - und frisch verheiratet
20.
In der Hoelle der Fremdenlegion!
21.
Der Legion entronnen - zurück in die Zivilisation
22.
Meine Tochter erhält wieder eine Mutti
23.
Familienvater - Heirat mit Hanni - Lastwagenfahrer
24.
Mit dem Sattelschlepper nach Saudi Arabien
25.
Mercedes Limousinen für Damaskus
26.
Gruendung einer eigenen Transportfirma
27.
Familiaere und geschaeftliche Probleme
28.
Neues Glück mit Christa
29.
Herzoperation - Fruehrentner
30.
Meine gequaelte Seele findet Frieden dank Christus
31.
Aktiv für Jesus Christus
32.
Wir leben mit und für Bruder Paul
33.
Christa verlässt mich nach 18 Ehejahren
34.
Intermezzo mit einer charmanten Berlinerin
35.
Gloria meine Retterin
36.
Neuanfang und Endstation auf den Philippinen
37.
Nachwort
Erste Erinnerungen und Kindheit (1935 -1944)
Seite 1
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1.  Erste Erinnerungen und Kindheit (1935 -1944)

Ich bin am 29. Januar 1935 in Neudamm, Kreis Königsberg in der Neumark geboren worden. Die Stadt Neudamm befindet sich heute in Polen und heisst Debno. Wie ich von meiner lieben Grossmutter erfahren habe, verlief meine Geburt ganz normal, ohne Komplikationen. Bei meiner Geburt waren meine Mutter, die Hebamme sowie die Oma zugegen. Da meine Mutter schon einmal verheiratet war, und aus dieser Ehe drei Söhne , hervorgingen, wollte sie nun unbedingt ein Mädchen zur Welt bringen. Eine Anmerkung: Zu dieser Zeit gab es noch keine Ultraschall-Untersuchungen. Meine Mutter hatte sich auf ein Mädchen vorbereitet, so waren schon ein rosa Kinderwagen, sowie Mädchenkleider und Babypuppen in rosa Farbe eingekauft worden. Als ich nun das Licht der Welt erblickte, fragte meine Mutter die Hebamme:"Was es denn sei, ein Junge oder ein Mädchen", die Hebamme antwortete lachend vor Freude: "Es ist ein Mädchen mit einem Beutel". Meine Mutter wollte das Kind nicht haben, als sie das erfuhr. So wurde ich mehr oder weniger von meiner Oma, die sich sehr gefreut hatte ueber den Jungen, mit sehr viel Liebe grossgezogen. Ich habe meiner Oma sehr viel zu verdanken.

Bei meiner Geburt wog ich 2'750 Gramm, meine Mutter verweigerte mir auch die Muttermilch, so wurde ich mit ganz normaler Kuhmilch ernährt. Wie kann eine Mutter ihrem eigenen Baby die Muttermilch verwehren? Darueber mache ich mir heute noch Gedanken! Wie meine Eltern auf meinen Namen "Joachim" gekommen sind, ist mir unbekannt, doch ich bin sehr zufrieden mit meinem Vornamen. Ich habe auch noch einen zweiten Vornamen bekommen, der lautet "Klaus", auch dieser Name gefällt mir sehr gut. Ich wurde in einer Zeit geboren, in der Adolf Hitler die Macht hatte in Deutschland, also eine Zeit der Diktatur, wo die Buerger wenig zu sagen hatten, sondern nur gehorchen mussten (dazu komme ich später).

Meine erste Erinnerung ist nur vage, ich glaube es war der Geburtstag meines Grossvaters väterlicherseits, es waren sehr viele Tanten dort fröhlich beisammen, eine immer liebevoller als die andere, jede Tante nahm mich auf den Arm und kuesste mich ab. Sie hatten mich wohl alle sehr lieb in ihr Herz genommen. Aber meine Augen konzentrierten sich mehr auf einige Bananen, die auf einem bunten Teller lagen, denn ich hatte bis dahin noch nie so etwas gesehen in meinem kleinem Leben. Ich glaube, dass ich zu der Zeit wohl vier Jahre alt war, die Ehemänner meiner Tanten waren damals alle bei der Wehrmacht im Krieg. Zu meinen Grosseltern väterlicherseits habe ich ansonsten kaum Kontakt gehabt, ich weiss bis heute nicht warum.

Den Namen meines Vaters erfuhr ich erst, als ich sechs Jahre alt war, er hiess: Fritz Wollschon, geboren 1910. Sein Geburtsdatum habe ich nie erfahren von meiner Mutter, sie wollte wohl nicht, dass ich das herausfinde. Er war Böttcher (Kuefer) von Beruf und an Wochenenden machte er mit seinen Freunden Tanzmusik. Das erfuhr ich später von meiner Oma. Er verstarb 1937 an Magenkrebs in Kuestrin an der Oder, ich war damals erst 2 Jahre alt. Meine leibliche Mutter hiess Hedwig Wollschon, geborene Werner, sie wurde am 18.10.1910 in Rostin in der Neumark geboren. Da ich schon erwähnt habe, dass meine Mutter aus erster Ehe drei Söhne hatte möchte ich nun meine drei Halbbrueder vorstellen.

Da war mein Bruder Herbert, er wurde am 29.11.1927 geboren, da war meine Mutter gerade erst 17jährig. Dann war da noch Bruder Hans, er erblickte am 11.02.1930 das Licht der Welt, hinzu kam noch Guenter, sein Geburtstag war der 7.03.1932. Wo Herbert geboren wurde ist mir unbekannt, Hans und Guenter wurden in Neudamm geboren, also wir drei waren alle Neumärker. Der Vater meiner Brueder verunglueckte tödlich mit dem Motorad. Die zwei ältesten Brueder, Herbert und Hans wuchsen bei den Eltern ihres Vaters auf, die damals eine kleine Bäckerei in Neudamm hatten. 1945 kamen beide Grosseltern auf der Flucht ums Leben. Kurz nachdem ich geboren wurde, war meine Mutter im Alter von 25 Jahren schon zum zweiten Mal Witwe!

Guenter und ich lebten bei den Eltern unserer Mutter, die in Neudamm ein schönes grosses Haus mit Garten hatten, sowie einen mächtigen Holzschuppen, in dem Holz fuer den Winter gebunkert war. Damit wurden in der Winterzeit die bunten Kachelöfen geheizt. So hatten wir es in den Zimmern recht warm und mollig, und der Kachelherd in der Kueche wurde das ganze Jahr ueber zum kochen benutzt, obwohl ein Gasherd vorhanden war. Die Kueche war fuer meine Kinderaugen sehr gross und weiss gestrichen, in der Mitte stand ein gewaltiger brauner Holztisch um den Tisch standen acht Stuehle mit sehr hohen Rueckenlehnen, ich erinnere mich, dass ich immer Schwierigkeiten hatte auf den Stuhl zu kommen weil ich noch so klein war, doch meine Oma stellte mir sehr oft einen kleinen Hocker neben den Stuhl, so dass ich mich ordentlich hinsetzen konnte, was natuerlich meinem Opa gar nicht passte, er knurrte immer vor sich hin. Habe nie verstanden, was er so brabbelte, was sicher auch gut fuer mich war.

Ich hatte immer Angst, wenn er in meiner Nähe kam. Bruder Guenter hatte dieses Problehm nicht, denn er war auch drei Jahre älter als ich. Dann waren da noch zwei alte Kuechenschränke an den Wänden sowie ein weisses Waschbecken zwischen zwei Fenstern die auch weiss gestrichen waren. Soviel zur Kueche. Dann war neben der Kueche das Schlafzimmer meiner Mutter, mit einem Doppelbett, die Wände waren mit einer wunderschönen Blumen-Tapete tapeziert, vor dem Doppelbett stand auch ein riesen grosser Kleiderschrank, der mit Spiegeln versehen war, wenn meine Mutter nicht im Haus war, sprang ich gerne vor dem Spiegelschrank herum, und habe dumme Fratzen gezogen. Seitlich von den Betten sah man zwei alte braune Kommoden, auf der einen stand eine bunte Keramik-Schuessel sowie eine Keramik Kanne. Auf der anderen Komode hatte meine Mutter Keramik Figuren platziert.

Das Haus hatte einen schmalen weiss tapezierten Flur, von dort aus kamen wir in jedes Zimmer. Mein Brueder Guenter und ich wir haben uns ein Zimmer geteilt, jeder hatte ein ordentliches Bett, mit einem Strohsack einer Daunen-Decke sowie ein dickes Kopfkissen, mit denen wir uns abends oft gegenseitig beworfen haben, was uns auch viel Spass gemacht hat. Rechts neben der Eingangs-Tuer stand ein grosser gelber Kachelofen indem ein Wärme-Behälter eingebaut war, wo wir Kinder dann im Winter unsere äpfel braten durften, welches fuer mich immer eine märchenhafte Zeit war. Dann war da noch ein risieger Kleiderschrank sowie ein runder Tisch mit vier Stuehlen, an dem wir täglich unsere Schularbeiten erledigten. Unser Aufpasser war immer unser Grossvater, denn " ER "war die Frau des Hauses von meiner heutigen Sicht gesehen. ach ja, da war noch ein kleines Sofa seitlich vom Schrank, und zwei grosse Fenster.

Durch das Fenster konnte ich in den Garten sehen der voll von Obstbäumen war. Da waren äpfel, Birnen, Pflaumen und Suesskirschen, wenn sie bluehten, hatten wir das reinste Paradies auf Erden. Da gab es Tomaten die standen in Reih und Glied wie die Soldaten, Johannessträucher, Stachelbeeren die längst des Zaunes wuchsen. Aber meine Favoriten waren die Erdbeeren, wenn sie fast reif waren, und so pflueckte ich mir immer heimlich einige ab, dafuer habe ich oft etwas Pruegel bezogen, von wem wohl? Natuerlich vom Grossvater. Gegenueber dem Kinderzimmer war das grosseWohnzimmer, da wurde an Weihnachten, an Ostern, an Geburtstagen und wenn meine Onkels auf Urlaub von der Front kamen " gefeiert." Ich wurde getauft im Alter von drei Monaten in der evangelischen Kirche zu Neudamm, meine Patinnen waren zwei Tanten, Ehefrauen von Onkel Willi und Onkel Fritz (Grete und Lisa ) von denen ich noch berichten werde.

Gespielt habe ich gerne draussen auf dem Hof, oder ausserhalb unseres Grundstueckes unten am Wall, denn dort standen grosse Akazien, Eichen, Kastanien, und Buchen sowie Birken-Bäume, auf denen wir herum kletterten, es hat mir grosse Freude bereitet dort spielen zu duerfen. Buecher gab es kaum im Haus, dafür Zeitungen, die nur der Grossvater las. Zu meiner Zeit, wurden Märchen erzählt, so erinnere ich mich, dass meine Oma mir des öfteren die Geschichte von Frau Holle erzählte, oder das Märchen Hansel und Gretel, vom tapfere Schneiderlein usw. Es war wirklich eine wunderschöne Zeit, die ich nicht missen möchte.

Ich kann mich erinnern, dass meine Mutter ein Grammophon hatte, doch ich hörte die Musik nur so neben bei, denn ich hatte kein Zugang zu dem Zimmer meiner Mutter, es war mir verboten. Nur heimlich war es erlaubt. TV, Comics, Spielconsolen, all das gab es damals noch nicht, und ich bin heute froh darueber, es nicht gekannt zu haben aus meiner heutigen Sicht. Filme habe ich des öfteren mit Guenter in der Stadt im Kino sehen duerfen, es war immer recht lustig, wenn Patt und Pattachon ihre Spässe trieben. Auch der Wolf und die sieben Geisslein, oder Rotkäppchen und der Wolf. Da war unsere Oma grosszuegig uns Kindern gegenueber. Sie war nicht mit Gold zu bezahlen, denn ich hatte sie in meine Seele geschlossen bis heute und ich werde sie bis zu meinem Lebensende dort weilen lassen.

Wer passte auf mich auf, ja wer wohl? Es war der Grossvater, der auf mich und Guenter aufpasste, denn er war der Pascher in unserer Familie, er hatte das Zepter in der Hand. Meine Mutter und die Oma, arbeiteten in einer Tuch-Fabrik als Weberinnen, sie waren es die das Geld nach Hause brachten, damit es bei der Familie Werner nichts zu meckern gab. Die meiste Angst ueber kam mich, wenn russische Flugzeuge nachts ueber unsere Stadt nach Berlin flogen, um ihre Bomben abuwerfen. Sie wurden oft von deutschen Einheiten angegriffen, und so war der Himmel immer hell erleuchtet, wir hatten alle Angst, vom Grossvater bis zum Juengsten, und der Juengste war ich.

Ich freute mich natuerlich ueber die Jahreszeiten als kleiner Junge, wenn im März die ersten Schneeglöchen aus der Erde kamen, um mich zu begruessen, dann die Krokusse usw. Im April und Mai dann die Bluetezeit der Obstbäume und anderer Baumarten. August und September dann die Erntezeit. Dann kam der goldene Oktober, die Zeit in der die meisten Blätter von den Bäumen fielen, so dass im Winter fast alle Bäume wieder kahl waren.

Geburtstage wurden bei uns in meiner Kindheit kaum gefeiert, denn es herrschte Krieg. Und meine Onkels waren alle an der sogenannten Front, wo immer das gewesen sein mag. Der Heiligabend war fuer mich immer der aufregendste Tag, ich konnte die Zeit nicht erwarten, zu erst gingen wir mit der Oma in die evangelische Kirche; in der Zwischenzeit schmueckten meine Mutter und der Grossvater den Weihnachtsbaum. Wenn wir dann durchgefroren von der Kirche nach Hause kamen und uns umgezogen hatten, durften mein Bruder und ich ins Wohnzimmer und konnten den Weihnachtsbaum bestaunen, und es waren auch Geschenke fuer uns vorbereitet. Wir Kinder spielten unter dem Weihnachtsbaum und hatten grosse Freude. Am ersten Weihnachtstag gab es immer Huehner-Suppe und Huehnchen Fleisch, das war auch mein Lieblingsessen.

In meiner Kinderzeit trug ich meist kurze Hosen und bunte Hemden, im Winter lange Hosen und kratzige Pullover die mir ueberhaupt nicht gefallen haben. Meckern war bei uns verboten, wir hatten nur zu gehorchen. Mein Spielkamerad war in erster Linie mein Bruder Guenter und Richard unser Nachbarsjunge mit dem ich auch viel unterwegs war. Wenn die Luft rein war, hauten wir beide öfters ab zum Wall und spielten Krieg. Die Eltern von Richard hatten eine Maler-Werkstatt und im Sommer traf man sich im Garten und plauderte. Uns Kindern war es damals nicht erlaubt, an Unterhaltungen der Erwachsnen mit reden zu wollen, das war ein Tabu.

Meine Grossmutter war fuer mich die einflussreichste und liebste Person die fest in meine Seele verankert ist. Meine Tanten und auch ihre Ehemänner, waren sehr nette Menschen bei denen ich gerne zu Besuch war, da gab es immer etwas zum Naschen. Mein Cousin Manfred spielte mir mit fuenf Jahren schon Hänschenklein vor, auf dem Klavier, ich war damals schon acht Jahre alt. Meine Mutter war eine alleinstehende Frau mit vier Kindern, die zwei ältesten Herbert und Hans lebten bei den Grosseltern ihres verstorbenen Vaters, wie Anfangs schon erwähnt.

Meine Mutter, Bruder Guenter und ich wir durften bei den Eltern meiner Mutter wohnen. Und so hatte meine Mutter weniger Sorgen, aber dafuer mehr Freiheiten, Freiheiten, die ich als Kind nicht begriffen habe. Wenn ich heute an meine Mutter zurueckdenke, so möchte ich behaupten, dass auch sie eine gequälte Seele hatte (dazu später). Ich kann mich nicht erinnern, dass meine Mutter mich jemals auf den Schoss nahm oder mich zärtlich gedrueckt hatte, ich kannte das einfach nicht von ihr. Ich denke meine Mutter hat es in ihrem jungen Leben nicht leicht gehabt: Bereits zweimal verwittwet und vier Kinder. Das Kriegsende haben wir gemeinsam erlebt.

Meine Mutter war aus meiner heutigen Sicht eine sehr schöne Frau, warum sie keine so gute Mutter war, erfuhr ich erst fuenfundzwanzig Jahre später. Ihre Hobbys in ihrer Freizeit waren häkeln und stricken. Samstags fuhr sie öfters mit der Bahn nach Kuestrin, da hatte sie eine Schulfreundin die sie öfters besuchte. Unternommen haben wir kaum etwas, denn in der Woche gingen meine Mutter und die Oma ihre Arbeit nach als Weberinnen. Wenn die Zeit der Wilderdbeeren und die Blaubeeren reif waren, fuhren wir zusammen mit der ganzen Familie auf den Fahrrädern in die Wälder, um die Suessigkeiten aus dem Wald zu holen, auch das war fuer mich immer ein schönes Erlebnis, denn ich durfte dann bei meiner Oma hinten auf dem Fahrad sitzen was mir sehr viel Freude bereitet hat.

Wenn ich etwas auf dem Herzen hatte, so wandte ich mich stehts an meine Grossmutter, denn sie hatte immer eine Lösung fuer all das Dumme, was ich so angestellt hatte. Und so blieb mir so manche Tracht Pruegel erspart. Ja, meine Mutter hatte immer schöne und gute Kleidung getragen, und fuer uns Kinder hat sie immer gesorgt. Nach der Schule mussten wir unsere Schulkleidung ausziehen und zogen unsere Alltagskleider an, ich habe auch die alten Kleider meines Bruders austragen muessen, was aus meiner heutigen Sicht gar nicht so schlecht war. Humor gab es wenig in den Kriegsjahren, denn Onkel Walter war in Russland gefallen und so war auch Trauer angesagt in unserer Familie. Ich persönlich habe das nicht so tragisch fuer mich gesehen, denn wir Buben spielten gerne und vergassen oft, dass es Krieg gab, denn wir spielten auch Krieg, nur mit anderen Mitteln.

Erotik und Sex kannte ich bis zu meinem neunten Lebensjahr ueberhaupt nicht, was ich damals auch nicht so schlimm fand. Was ich nicht weiss macht mich nicht heiss; wuerde ich heute sagen. Ueber den Tod meines Vaters hatte ich schon einiges geschildert, ich kannte diesen nicht. Ueber den Tod meiner Mutter werde ich später an anderer Stelle berichten.

Offen gesagt; ich habe keinen beruflichen Erfolg in meinem Leben verzeichnen können. Nicht weil ich ihn nicht suchte, sondern es waren die Lebensumstände, die mich immer wiederzurueckgeworfen haben, und die Verschlossenheit meiner gequälten Seele. Ich habe die Eltern meines Vaters kaum gekannt, und es war mir als Kind verboten worden sie zu besuchen, und ich weiss es bis heute nicht weshalb. Es wurde nie darueber geredet. Nicht mal zur Beerdigung meines Grossvaters durfte ich. Er hatte das Schuh-Handwerk gelernt und hat es bis zum Tod ausgefuehrt. Die Mutter meines Vaters starb kurz nach 1945. Ich erinnere mich nicht daran, dass ich je in einem Kindergarten war. Habe später erfahren, dass es solche Einrichtungen gab. Ja die Masern die fast alle Kinder bekamen hatte ich natuerlich auch, ansonsten kann ich mich nicht an einer Krankheit erinnern, was doch ein gutes Zeichen war.

Nun begann ein neuer Lebensabschnitt in meinem kleinen Dasein, denn die Schule begann. Nach Ostern 1941 wurde ich eingeschult, und ich war voller Begeisterung und freute mich schon auf die wunderschöne bunte Schultuete, die jedes Kind am ersten Schultag bekam. Dann war es endlich soweit, meine Oma ueberreichte mir die Schultuete und weinte, was ich natuerlich nicht verstand, an solch einem schönen Tag weint doch niemand! Oma bekam einen freien Tag vom Arbeitsgeber und so spazierten wir zwei, ich mit dem Schulranzen auf dem Ruecken, meine Oma trug die bunte Schultuete," ach ja" ich hätte sie gerne selbst getragen, aber sie war wohl zu wertvoll. Die Schule war nur zehn Minuten von unserem Haus entfernt, gleich hinter dem Wall. Ich war sehr ueberrascht, dass da so viele Schulanfänger waren. Wir Kinder wurden in eine Klasse gefuehrt und jeder Schueler bekam ein Platz zugewiesen, als alle Formalitäten erledigt waren, wurde noch ein Lied gesungen, welches ich hier nicht erwähnen möchte. Nach dem Lied war grosse Stille, und der Lehre sagte nur noch: "Heil Hitler", danach durften wir endlich wieder nach Hause gehen.

So begann mein erster Schultag, doch er war noch nicht zu ende fuer mich, denn da war noch die bunte Schultuete. Ich drängelte meine Oma immer wieder: "bitte gib mir doch etwas aus der Tuete zum lutschen " dann blieb sie auf einmal an einer Holzbank stehen und setzte sich. "Komm mal her mein Junge setz dich zu mir" was ich auch gleich tat. Sie öffnete ihr Herz und auch die schöne Schultete, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Achim sagte sie zu mir: " ich möchte, dass du in der Schule fleissig und gehorsam bist, und Opa und mir keine Sorgen machst. Ich versprach es ihr, ob ich es immer gehalten habe, glaube ich nicht. Es war ein Erlebnis, welches ich nie vergessen werde. Das erste Schuljahr ging wie im Flug an mir vorueber, ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, was es alles zu lernen gab, und das feuerte mich an, ich wollte lernen, weil es auch Spass machte. Und mein Lehrer war ein kleiner aber sehr freunlicher Mann, doch wenn ein Kind seine Schularbeiten nicht richtig, oder gar keine gemacht hatte, so gab es etwas mit dem Rohrstock, den ich später auch kennen lernen sollte, was eben nicht so schön war, denn dann hatten die Mitschueler immer etwas zum jubeln in der Pause, was sehr unangenehm fuer den Betroffnen war.

Nachmittags sassen mein Bruder und ich dann am runden Tisch in unserem Kinderzimmer, und machten unsere Schulaufgaben fuer den nächsten Tag. Der Grossvater kontrollierte alle Arbeiten, und wenn er Fluechtigkeitsfehler endeckte, ja dann war schon mal eine Ohrfeige fällig. Doch danach durften wir auch wieder an die frische Luft und haben uns mit Spielen beschäftigt, dann war auch die Ohrfeige vergessen. Das erste Zeugnis das ich bekam fiel gut und befriedigend aus, so waren alle im Haus zu frieden auch der Grossvater.

Der Krieg wurde immer heftiger, und wir mussten ständig in die Schutzkeller eilen, wenn die Bomber ueber unsere Stadt flogen, es war sehr aufregend und hecktisch. Wenn der Fliegeralarm dann vorbei war, konnten wir alle wieder unsere Arbeit nachgehen. Wir Kinder spielten mit dem Kreisel, was immer sehr spannend war, auch Versteck spielen fand ich grosse Klasse, obwohl ich das Wort" Klasse " so noch nie von jemandem gehört hatte im Bezug auf "Spielen."

Nun war auch fuer mich das zweite Schujahr vorbei, auch mein Zeugnis war wie im Jahr zuvor Gut, ohne Anmerkungen des Lehrers. Der Krieg wurde von Monat zu Monat heftiger, und meine Grosseltern wurden immer nervöser und unruhiger. Denn nun dauerte dieser stumpfsinnige idiotische Krieg schon vier Jahre, ohne dass ein Sieg in Aussicht gewesen wäre, aber die Propagandareden von Herrn Göbels waren fast täglich im Radio zu hören. Jeder Buerger wusste schon längst, dass der Krieg verloren war nur die Nazis wollten es nicht wahrhaben, sie sprachen ständig vom Endsieg.

Nun hatte ich das neunte Lebensjahr ueberschritten, Ostern war wie jedes Jahr fuer uns Kinder wie im Wind vorbeigeflogen, ich sass nun in der dritten Klasse. Der Krieg wurde immer heftiger, so dass wir Kinder unruhig in den Klassen sassen, und nur auf das Zeichen der Sirenen achteten, um dann schnell in den Keller der Schule zu verschwinden. Drei grosse Feuerwehrwagen standen auf dem Schulhof, bereit zum Einsatz, denn es passierte wiederholt, dass die Russen schon des öfteren Bomben abwarfen in unsererer Nähe, denn Kuestrin an der Oder war ja nur 18 Kilometer von Neudamm entfernt.

Anfang Juni 1944, an einem Sonntag Morgen fragte mich meine Mutter, ob ich denn Lust hätte mit Ihr zusammen nach Kuestrin zu reisen, denn sie wolle eine Freundin besuchen. Ich wusste ja schon länger, dass sie eine Freundin dort hatte. Ich stimmte zu und so machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Gegen elf Uhr waren wir dann in Kuestrin angekommen, mit einen zwischen-Stopp in Zorndorf. Die Freundin stand in einem luftigen bunten Kleid am Bahnsteig und winkte uns sehr freunlich entgegen, ich war als Junge sehr ueberrascht, eine so schöne Frau zu sehen. Meine Mutter stellte mich vor, und ich erfuhr, dass sie Anneliese hiess. Nach der Begruessung steuerten wir direkt auf das Bahnhof-Restaurant zu. Meine Mutter bestellte Kartoffeln mit Sauerkraut, als Fleischzugabe gab es Buletten (gebratene Fleischklöschen). Nach dem Essen schlenderten wir durch die City bis wir dann plötzlich vor einer grossen Wehrmachts-Festung standen, wir blieben abseits des grossen Tor's stehen.

Ich erfuhr nun, dass meine Mutter und Tante Anneliese auf zwei Offiziere warteten, um mit ihnen in ein Tanzkaffee zugehen. Aus der Kaserne kamen ständig Militärfahrzeuge, vollbeladen mit Soldaten, was ich alles nicht verstand. Dann standen sie plötzlich vor uns die zwei Offiziere gebuegelt und geschniegelt. Nach der Begruessung wanderten wir die gleiche Strasse zurueck, bogen in eine Seitenstrasse und wir standen vor dem Tanzkaffe. Vor der Tuer stand ein Unteroffizier, der nur die Aufgabe hatte keinen einfachen Soldaten Einlass zu gewären. Die Musik hörte ich schon von der Eingangstuer, wir steuerten auf einen langen Tisch zu wo schon andere Offiziere mit Frauen sassen, auch waren andere Kinder dort am Tisch, die im meinem Alter waren. Ich bekam ein Eis und schaute zu, wie sich die Erwachsenen "amusierten ".damals kannte ich dieses Wort noch nicht. Ich schlich mich unauffällig zu den anderen Kindern, und sah, dass sie " Mensch ärgere Dich nicht " spielten und Limonade tranken. Kurze Zeit später durfte ich mitspielen, wir Kinder hatten viel Freude am Spiel. Nach einiger Zeit schaute ich wieder mal zur Tanzfläche und sah meine Mutter nicht mehr, ich war sehr unruhig und fragte Tante Anneliese, wo denn meine Mutter sei, sie antwortete mir, sie sei zur Toilette gegangen, so spielte ich weiter mit den Kindern. Auf einmal war meine Mutter wieder da und wir brachen dann auch bald auf, denn wir musten ja unseren Zug erreichen, der uns wieder nach Neudamm zurueckbrachte. Fuer mich war es ein schöner Tag. Abends in unserem Kinder - Zimmer erzählte ich meinem Bruder, was ich so erlebt hatte und er staunte nicht schlecht. Am nächsten Tag begann wieder mit der Schule, ich muss sagen: "Ich ging gerne zur Schule".

Einmarsch der Russen (Januar 1945)
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2.  Einmarsch der Russen (Januar 1945)

In den letzten zwei Monate wurden die Bombenangriffe auf Berlin immer intensiver, wir Kinder rannten fast taeglich in den Luftschutz-Keller, ich konnte mich kaum noch auf die Arbeit im Klassenzimmer konzentrieren. Ich stand in diesen Tagen angsterfuellt auf dem Schulhof und schaute mehrmals zum Himmel als wenn ich sagen wollte: "Lieber Gott lass es nicht zu, dass die Schule bombadiert wird". Und Gott half, die Schule wurde spaeter zum Lazarett umgebaut, in dem noch Deutsche Lanzer versorgt wurden. Das war anfangs September 1944, wir Kinder konnten nun drei Treppen hoeher in der Aula unseren Schuluntericht weiterfuehren, fuer uns bedeutete das, dass wir noch schneller bei Luftangriffen auf Berlin in den Keller mussten.

Es gab Tage an denen wir keinen Schulunterricht hatten, sondern mit dem Lehrer unterwegs waren um Kraeuter zu sammeln, die dann getrocknet wurden, spaeter wurden diese Kraeuter dem Roten Kreuz uebergeben, zur Heilung verwundeteter Deutscher Soldaten. Jeden Tag wurden immer wieder neue verwundete Soldaten in die Schule eingeliefert, die schwere Verbrennungen hatten, es waren Soldaten dabei, die ganz verkohlte Gesichter hatten, viele von ihnen sind an diesen Verletzungen gestorben.Tag fuer Tag hoerte man nun aus der Ferne Kanonen- Donner, das war nun ganz etwas neues fuer mich, dann die Gespraeche abends zu Hause bei den Grosseltern, ja die Angst nahm taeglich zu bei mir.

Dann hoerte ich des oefteren, die Russen hätten schon Ostpreussen eingenommen und es werde nicht mehr lange dauern, bis sie bei uns einmaschieren wuerden. Neudamm hatte ein russisches Gefangenenlager sowie ein Lager fuer polnische Zivilisten, die dort eingesperrt waren, wir hatten alle Angst, denn wenn diese Leute von den russischen Soldaten befreit wuerden, wird Chaos ueber Neudamm kommen. Und dieses Chaos kam dann einige Monate spaeter ueber unsere Stadt. Und ich habe es als zehnjaehriger Junge Haut nah erfahren muessen, wie Menschen zu Bestien wurden.

Nun stand schon wieder Weihnachten vor der Tuer und meine Oma backte jedes Jahr Weichnachts - Gebaeck. Mein Bruder Guenter und ich durften immer dabei sein und Plaetzchen aus dem Teig stechen, da waren huebsche kleine Engel, Weihnachtsmaenner und einige andere Formen. Silvester war nun auch an uns voruebergezogen.

Das Lazarett sowie die verwundeten Soldaten wurden nach Berlin evakuiert, denn die sowjetische-Armee rueckte immer naeher. Unsere Schule wurde geschlossen, der Unterricht konnte nun nicht mehr fortgesetzt werden. Der Winter 1944 - 45 hatte sehr frueh begonnen, der Dezember brachte uns schon 30 Zentimeter Schnee, und taeglich schneite es was der Himmel hergeben konnte, Guenter und ich mussten den Hof frei schaufeln, der Grossvater beschaeftigte sich mit dem Buergersteig an der Strasse. Nach der Arbeit durften wir dann am "Wall" Schlitten fahren, es waren immer einige Kinder dort mit denen wir dann Schneeball-Schlachten veranstalteten. Es sollte der letzte Winter gewesen sein, den ich in Neudamm verbringen durfte.

Doch da war noch der 29. Januar, ein herrlicher Sonnentag, es war mein 10. Geburtstag, Meine Oma hatte einige Nachbarskinder zum Kakao und Kuchen geladen, es wurde ein schoener Nachmittag und ich habe mich riesig gefreut, ja meine Oma war die Groesste und die aller Liebste. Aber auch dieser Tag hatte ein Ende. Als meine Oma die letzten Kinder zur Tuer hinaus liess, wurde mir bewusst, dass nun mein Geburtstag zu Ende ging. Die Erwachsenen und wir Kinder hatten einen wunderschoenen Wintertag erlebt. Es sollte das letzte Treffen in dieser Form gewesen sein. Guenter der nun auch schon im Maerz 13 Jahre wurde, musste genau wie ich um 20 Uhr ins Bett, auch heute an meinem Geburtstag gab es keine Ausnahme. Und doch war dieser Abend ein Erlebnis, das ich nie vergessen habe.

Wir lagen gerade im Bett, als die Gespraeche in der Kueche lauter wurden, natuerlich waren wir neugierig, wer wohl noch zu spaeter Stunde zu uns ins Haus kam. Dann erfuhren wir, dass Tante Grete mit ihrem Sohn Manfred bei uns bleiben wollten, denn die Situation am Bahnhofs-Viertel, wo sie wohnte wurde immer gefaehrlicher fuer sie beide. Die Polen waren aus den Gefangenen Lager ausgebrochen, denn das deutsche Wehrmachts Personal wurde verlegt. Was immer das heissen mag. Manfred war erst sechs Jahre alt und er durfte bei mir im Bett schlafen und Tante Grete schlief bei meiner Mutter im Zimmer.

In dieser Nacht, es war der 30. Januar, zogen sich die Deutschen Soldaten "Hals ueber Kopf " zur anderen Seite des Oderflusses zurueck, um dort die Stellung in der Stadt "Seelow" zu halten. Einen grossen Teil ihrer Verpflegungswagen haben sie einfach in der Stadt bei uns stehen lassen. An der Oder wurde schwer gekaempft, der Oderfluss war leicht zugefroren doch die Russen konnten den Fluss nicht passieren da das Eis zu duenn war, die Bruecke, die nach Berlin fuehrte, hatten die Deutschen gesprengt. Am fruehen Morgen des 31. Januar 45, es war noch sehr dunkel draussen, rollten die russischen Panzer durch unsere Stadt. Die Erde bebte und zitterte, unsere Grosseltern und auch meine Mutter sowie Tante Grete holten uns aus den Betten, wir versuchten so schnell wie moeglich in den Keller des Hauses zu gelangen, wo unsere Winterkartoffeln und das Eingeweckte stand lagerten. Grosse Angst kam ueber mich, was wird wohl heute noch alles passieren.

Etwa gegen 8 Uhr morgens war es ploetzlich ganz ruhig, die Geraeusche, die die Panzerfahrzeuge verursacht haben waren verstummt. Und so war es der Grossvater, der zuerst aus dem Keller nach oben ging, um zu sehen ob die Luft rein war. Er rief uns zu, dass alles in Ordnung sei und wir verliessen den Keller. Oma machte fuer uns Fruehstueck, und so sassen alle am grossen Kuechentisch und nahmen unser Fruehstueck zu uns. Die Tuchfabrik in der meine Oma und meine Mutter arbeiteten, hatte nun den Betrieb eingestellt, keiner im Haus hatte eine Idee wie es jetzt weitergehen sollte. Der Opa lief zu den Nachbarn, umnähere Informationen zu bekommen, doch niemand wusste etwas Genaues.

Am Nachmittag standen ploetzlich zwei Zivilisten auf dem Hof, die durch den hinteren Tor-Eingang kamen. Beide trugen Pistolen, es waren polnische Leute aus dem Lager. Sie kamen ins Haus und bedrohten uns, sie verlangten Geld und Uhren, dann liefen sie mit ihren dreckigen Schuhen, die voll Schnee waren durch das ganze Haus, rissen die Kleiderschraenke auf und bedienten sich, sie wickelten alles in eine Decke, dann verliessen sie das Haus ohne ein Wort zu sagen. Es war ein richtiger Schock fuer uns alle, keiner brachte ein Wort heraus, bis Manfred anfing zu weinen.

Am Nachmittag standen die gleichen Polen wieder mit ihren Pistolen vor unserer Hoftuer, sie forderten meine Mutter und Tante Grete auf, mit ihnen zu kommen, als sie sich weigerten schossen sie in die Luft, und dann ging alles sehr schnell. Hinten am "Wall" standen noch mehr Polen die auch veraengstigte Frauen bei sich hatten, einige von ihnen kannten wir. Einer ihrer Anfuehrer sagte: "Dass die Frauen gebraucht werden, um die Flug - Landebahnen vom Schnee zu befreien, damit die russischen Bomber dort landen konnten". Dann zogen sie mit all den Muettern ab, es waren alles junge Frauen, meine Mutter und Tante Grete waren zu der Zeit 35 und 34 Jahre alt. Meine Oma weinte und schluchzte ohne unterlass, und wir Kinder waren wie hypnotisiert. Der einzige der einen klaren Kopf behielt war Opa, Oma brachte Manfred ins Bett und blieb eine Zeit lang bei ihm.

Guenter, Opa und ich wir sassen in der Kueche und starrten vor uns hin, da kein Brot mehr im Haus war, sagte Opa: " Guenter, und du auch Achim, ihr geht morgen frueh zum Baecker Westphal und versucht Brot zu bekommen, bringt drei Bauern- Brote." So nun seht zu dass ihr zwei ins Bett kommt". In dieser Nacht wachte ich auf und in unserem Zimmer war es taghell, Guenter stand schon am Fenster, ich lief zu ihm, ich sah dass der ganze Himmel hell erleuchtet war, das ganze Stadt-Zentrum brannte lichterloh, Oma stand ploetzlich hinter uns und nahm uns in den Arm und troestete uns, dann sagte sie: "Das ist das Ende der Nazis" was immer sie gemeint hat, ich habe es damals noch nicht begriffen.

Am anderen Morgen nach dem Fruehstueck, bekamen wir vom Opa Geld und liefen zum Baecker Westphal. Als wir dort ankamen, sahen wir, dass alte Rentner versuchten einige Mehlsaecke aus der Backstube heraus zu bekommen, und dass andere, auch alte Frauen versuchten mit Wasser-Eimern den Dachstuhl zu loeschen, der Feuer gefangen hatte vom Nachbar Haus. Einer der Rentner sagte zu meinem Bruder: " Und du Junge kletterst aufs Dach zu den anderen und hilfst, die Eimer weiter zu geben ". Guenter war sofort bereit und kletterte auf der Leiter, die schon dort stand nach oben. Weil ich neugierig war, kletterte ich hinterher und half auch mit die Eimer weiter zu geben, obwohl sie fast zu schwer waren fuer mich.

Als sich der Rauch verzogen hatte, sahen wir etwas ganz entstzliches, die freundliche Baeckers Familie hatte sich aufgehaengt mit samt den Kindern. Dieses Erlebnis frass sich in meiner Seele fest bis heute, denn wir kannten diese Familie sehr gut. Mein aeltester Bruder Herbert hat dort seine Baeckerlehre mit gut bestanden, dann meldete er sich freiwillig zum Millitaer. Guenter bettelte bei den Rentnern, fuer etwas Mehl, dann zogen wir beide ab nach Hause, es war schon fast Mittag.

Mein Bruder erzaehlte, was wir erlebt hatten und er gab der Oma das Mehl, und sie backte noch am Nachmittag das Brot. Moechte noch erwaehnen, dass das ganze Neudammer Stadt-Zentum in der letzten Nacht nieder brannte. Der Winter 1945 war sehr kalt und brachte uns taeglich neuen Schnee, wir kamen bald nicht mehr nach mit dem schaufeln. Wir hielten uns meistens im Haus auf, denn es war gefaehrlich draussen herum zu spielen. Der Grossvater und Guenter kuemmerten sich um die Kacheloefen, damit wir es warm hatten.

 

 

Flucht in Richtung Landsberg
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3.  Flucht in Richtung Landsberg
Mitte Februar kam ein russischer Offizier mit einem polnischen Uebersetzer, der uns klarmachte, dass wir in zwei Tagen das Haus zu verlassen haetten, denn es sollten russische Verwundete in unseren Haeusern einquartiert werden, und zu unserem Schutz muessten wir die Stadt verlassen in Richtung Landsberg an der Warthe. Fuer Nahrungsmittel, Bettzeug, warme Kleider usw. muessten wir selbst sorgen. Treffpunkt sei die Bruecke an der Arche, die Arche war ein kleiner Fluss, der aus dem Stadt-See floss. So traurig wie das alles tönt, fuer mich klang es nach Abenteur.
 
Der Grossvater und Guenter haben noch am gleichen Nachmittag den Handwagen in Ordnung gebracht, alle Raeder wurden mit Fett geschmiert, und was sonst noch zu machen war. Dann haben Oma, Manfred und auch ich alle die Sachen die mit sollten zum Wagen gebracht, Gunter und Opa verstauten dann alles auf den Wagen, am Ende kamen noch einige dicke Wolldecken darueber dann wurde alles mit Schnueren und Stricken festgebunden. Milchkannen und Kochtoepfe hingen an den Seiten des Wagens. Der Opa hat noch zwei dicke Seile am Vorderwagen angebracht wie eine Art Pferde-Geschirr, dann wurde der Wagen in den Schuppen geschoben.

Wie uns der russische Offizier befahl, standen wir am 2.Tag des Morgens mit unseren Handwagen an der Bruecke der Arche. Wir waren erstaunt, denn es waren hunderte von Menschen mit Handwagen dort und warteten auf den Abmarsch. Viele Buerger hatten nur das, was sie anhatten, besonders alte Menschen. Sicher wir waren alle eingemummelt und warm angezogen, doch die Kaelte machte sich im Gesicht bemerkbar. Einige Pferdewagen zogen an uns vorbei, man nannte sie Panjewagen, mit lauter kleinen Pferden und die Soldaten die auf den Panjewagen sassen waren alles Mongolen, wie ich spaeter erfuhr. Ich fand das alles spannend, denn wer hat so etwas schon gesehen. Dann setzte sich der Treck in Bewegung in Richtung Werneuchen. Die Handwagen-Raeder waren staendig voll mit Schnee-Dreck und mussten immer wieder gesaeubert werden, und so ging der Treck nur langsam vorwaerts. Unsere Gesichter waren richtig steif gefroren, aber wir mussten weiter, um nicht den Anschluss zu verpassen.

Einige Handwagen lagen schon im Graben sie waren sicherlich ueberladen, die Leute standen bei ihren Habseligkeiten und weinten vor sich hin, es war furchtbar das alles mit anzusehen, denn jeder hatte mit sich zu tun. Zwischen durch kamen uns wieder Ketten-Fahrzeuge entgegen, hier und da warfen auch die Russen Brot von ihren Fahrzeugen, ich versuchte immer etwas aufzusammeln, was nicht immer gelang, da andere Kinder schneller waren. Dann fuehrte uns die Strasse durch ein langes Waldstueck und man konnte tote Soldaten sehen in den Graeben, es waren meistens Deutsche, aber auch Russische. Nun habe ich schon zum zweiten mal tote Menschen gesehen und es sollten nicht die letzten sein. Soweit meine Augen sehen konnte war die Strasse voll mit Menschen und Handwagen auch einige Pferde-Wagen waren dabei.

Nach dem wir das Waldstueck passiert hatten wurde es wieder kaelter. Alte Menschen sahen wir tot im Graben, auch hatte man ein Baby einfach tot abgelegt. Als Kind verstand ich die Welt nicht mehr, dies alles hatte sich in meine Seele fest eingebrannt. Noch nie zuvor hatte ich so viel Menschen auf einer Strasse gesehen, Menschen nichts als Menschen. Auch einige Pferde-Wagen hatten sich dem Treck angeschlossen und tausende von Menschen liessen sich unfreiwillig den kalten Wind um die Nase wehen.

Der Treck geriet immer wieder ins Stocken, denn viele Handwagen waren ueberladen, und so kam es zu Achsenbruechen oder die Speichen der Raeder haben ihren Geist aufgegeben. Wenn der Treck laenger ins Stocken geriet, bekam man sehr schnell eiskalte Fuesse. Mein Cousin Manfred und ich liefen dann von einen Handwagen zum anderen, damit unsere Fuesse warm blieben. Es zog schon die Abend-Daemmerung ueber uns herein, als wir wieder einen deutschen Soldaten und verdreckt im Graben liegen sahen, er war fast entkleidet: er lag dort nur noch in Unterwaesche mit seinem Stahlhelm und der Erkennungsmarke um den Hals. Der Grossvater sagte: " Da werden wir noch mehr auf unserem Weg sehen." Ekel kam in mir hoch als ich diesen Soldaten sah. Rechts und links von der Strasse sah man jetzt Licht in den Haeusern, da waren noch Bauern auf ihren Hoefen. Das Licht schimmerte matt zur Strasse herueber, denn es waren nur Kerzen die dort brannten.

Auf einmal stoppte der Treck, russische Soldaten kamen an unsere Wagen und wiesen uns an, bei welchen Bauern wir zu uebernachten haetten. Wir bogen rechts ab und hatten dadurch Glueck, denn die Menschen, die links fahren mussten hatten es viel schwieriger, denn entgegenkommende Millitaer-Fahrzeuge nahmen keine Ruecksicht, wenn die Menschen mit ihren Handwagen die Strasse ueberqueren mussten. Aus meiner heutigen Sicht, wuerde ich sagen: " Ruecksichtslos waren diese Hoellen - Fuersten von Menschen." Der Weg zum Bauern wurde uns dadurch erschwert, dass er lauter hart gefrohrende Furchen hatte und unsere Raeder vom Wagen zu klein waren, und so ging uns eine Speiche aus einem Rad kaputt. Wir kamen doch unversehrt, erschoepft und ausgepumpt auf dem Bauern-Hof an.

Zwei Russen hatten uns begleitet, wir waren etwa 30 Familien die in einer Scheune untergebracht wurden, etwa die gleiche Zahl an Familien mussten im Kuhstallueber nachten. Oma hatte draussen ein kleines Feuer angezuendet und bereitete fuer uns ein schnelles Abend-Brot. Opa befasste sich mit dem kaputten Rad, Guenter und ich wir organisierten Stroh zum schlafen und Manfred lief immer hinter uns her und hatte viele Fragen. Ueberwiegend waren nur Frauen mit Kindern und alte Maenner hier. Vor der Scheunen-Tuer hatte der Bauer eine Karbit-Lampe aufgehaengt, so hatten wir doch ein weinig Licht in der Scheune. Es war sehr unruhig in der Nacht doch sie ging sehr schnell vorueber.

Am Morgen in der Fruehe hatte Oma schon wieder Feuer angezuendet und kochte Malzkaffee. Sie war die Rose in meinem Herzen, sie war zu Jedermann freundlich und hilfsbereit. Opa dagegen war rau und rohbust; ihm merkte man seinen Kummer nicht an, frueher war er Tageloehner bei einem Gutsherren. Nachdem wir alle gefruehstueckt hatten, ging es auch schon wieder weiter, vorsichtig fuhren wir nun zur Strasse, die schon wieder voller Menschen war. Wir alle mussten in Richtung Landsberg weiterziehen. Auch heute war es wieder sehr kalt, russische LkW's fuhren staendig an uns vorueber in Richtung Kuestrin an der Oder, denn da sassen sie noch fest. Die deutsche Wehrmacht hat alles versucht, so lange wie moeglich die Sowjets an der Oder fest zu halten. Doch wir waren noch zu nah dran an der Front, und deswegen mussten wir noch weiter raus bis kurz vor Landsberg. Aber noch waren wir auf der Landstrasse im Schnee und Dreck. Auch heute sahen wir tote Soldaten, tote Pferde zerschossene Panzer und tiefe Granatloecher. Manfred und Oma wechselten sich ab, jeder verbrachte eine Zeitlang auf dem Wagen und wir kamen auch gut vorwaerts.

Abends wurde wieder bei einem Bauern halt gemacht, wir hatten heute etwa 10 Kilometer hinter uns gebracht. Ich staunte, denn hier auf dem Hof waren Russen stationiert, man hatte sogar eine Funkstation aufgebaut. Guenter und ich gingen gleich auf Strohsuche fuer das Nachtlager, muede und entkraeftet sassen wir dann alle beim Abend-Brot. Auch heute teilten die Russen unsere Schlafplaetze wieder ein. So kam es, das auf der einen Seite von mir Frauen mit ihren Kindern lagen, und auf der anderen Seite Guenter, Manfred, die Grosseltern sowie andere aeltere Leute, die Scheune war voll bis auf den letzten Platz. So schlief ich sehr schnell ein.

In der Nacht hoerte ich ploetzlich Frauengeschrei, ich begriff nicht was da passiert war, dann wurde es immer lauter unter den Frauen, Kinder weinten und ich hoerte die Sprache der Sowjetsoldaten. Das ging Stunde um Stunde so, dann war alles wieder still und wir hoerten, wie Frauen weinten, und Chaos brach unter den Muettern aus, meine Oma versuchte einige Frauen zu beruhigen. Irgendwann schlief ich wieder ein. (Spaeter erfuhr ich, dass die jungen Frauen und sogar 12-13 jaehrige Maedchen mehrfach ohne Ruecksicht von den Russen vergewaltigt wurden.) Dann am naechsten Tag konnte ich sehen, dass fast alle Frauen geschlagen worden sind, weil sie nicht freiwillig stillgehalten haben, einige Maedchen waren nicht in der Lage ordentlich zu laufen. Ich fragte meine Oma beim Fruehstueck: " Oma gehoert das alles zum Krieg dazu? " Oh nein meine Kinder, aber wenn ihr groesser seid, dann werdet ihr es begreifen was heute Nacht geschah." ich gab mich mit der Anwort zu frieden. In dieser letzten Nacht ist eine alte Oma gestorben die Russen zerrten sie an den Fuessen nach draussen und legten sie hinter die Scheune ohne zu begraben, denn der Boden war hat gefroren.

Dann waren wir wieder auf der Strasse in Richtung Osten. Es war wie an jedem Tag eiskalt, und wieder zog der Treck weiter nach Beyersdorf. Wir schliefen auch dort nur eine Nacht, und es spielte sich das gleiche Drama ab, wie in der Nacht zu vor. Dann am anderen Morgen ging es wieder weiter nach Tornow. Es war noch hell als wir dort ankamen, und wir bekamen ein Haus zugewiesen und durften dort in einem Einzelzimmer mit fuenf Personen vorlaeufig wohnen bis es eine neue Order geben wuerde. Wir waren nun weit genug von der Front entfernt. Es sollten fast dreieinhalb Monate dauern, bis wir wieder nach Neudamm zurueck durften, denn der zweite Welt-Krieg war ja noch nicht zu Ende. Das Erlebte stimmte mich sehr nachdenklich und von Abenteuer konnte keine Rede mehr sein. Es war barbarisch, wir bekamen nur das zurueck, was die Deutsche SS anderen Voelkern angetan hat, das genauso barbarisch war.

Etwa dreihundert Meter vom neuen Quartier entfernt, hatten die Sowjets eine Feldbaeckerei aufgestellt, um die Soldaten an der Front mit Brot zu versorgen, taeglich kamen schwere Mannschaftswagen und stopften die Wagen voller Komiss-Brot und hie und da viel auch mal eines herunter. Manfred und ich wir griffen dann schnell nach dem Brot und verdrueckten uns, und die Soldaten lachten, so kamen wir irgendwie immer an Brot. Nicht weit von Tornow war eine kleine Fichten-Schonung, mein Bruder und ich wir suchten dort immer nach trocknem Holz, damit Oma immer Feuer unter den Kochtopf hatte. So war es auch heute, wir waren an einer anderen Stelle und fanden verkohlte kleine Fichten, wir banden sie mit einer Kordel zusammen und waren auf dem Weg zuruck, da sahen wir vor uns fuenf tote deutsche Soldaten, die gefesselt auf dem Weg lagen und von Kettenfahrezeugen ueberrollt waren. Fuenf zerquetschte Koepfe die Koerper total zerfetzt, betroffen und schockiert standen wir vor den Leichen der Soldaten, dann aber hauten wir so schnell wir konnten ab, um der Oma das Holz zu bringen.

Auch dieses Erlebnis, brannte sich so fest in meiner Seele ein, dass ich es bis heute nicht vergessen habe. Wir haben ueber dieses Erlebnis geschwiegen, sonst haette uns der Grossvater nicht mehr Holz sammeln geschickt. Mitte April bauten die Russen ihre Feldbaeckerei ab und zogen weiter nach Kuestrin. Nun war unsere Brotquelle versiegt, aber unsere Oma bettelte sich bei den Bauern durch und so hatten wir immer etwas zu essen. Dann am achten Mai 1945 hatte die Deutsche Wehrmacht kapituliert und Deutschland hatte den Krieg verloren, Wir freuten uns alle die wir auf der Flucht waren, denn nun konnten wir wieder nach Hause.
Rückkehr nach Neudamm
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4.  Rückkehr nach Neudamm

Endlich waren wir am Stadtrand angekommen, Neudamm war kaum wieder zu erkennen. Aber vergessen waren die Strapazen der letzten Wochen und Monate nicht, ich habe all das Erlebte auf dem Parkplatz meiner Seele geparkt. Beim Anblick der ersten Strassen wurde die Freude ein wenig eingetruebt, denn nun waren noch mehr Haeuser zerstoert. Ein grauenvolles Bild bot uns die Stadt, und wir sahen mit Bestuerzung auf die niedergebrannten Haeuser. Truemmer lagen weit auf der Strasse ueber die Gehwege hinaus. Bekannte Menschen kamen uns entgegen und begruessten unsere Grosseltern. Das tat uns allen gut, denn auf dem Heimweg hatten wir nur mit fremden Menschen zu tun. Wir zogen schnell an den Truemmern vorbei, die Oma war ganz aufgeregt sie sagte:"Hoffentlich steht unser Haus noch."

Als wir in die Markgrafenstrasse einbogen, sahen wir, dass auch hier einige Haeuser niedergebrannt waren, aber das eigene stand noch da, Oma drueckte unseren Opa vor lauter Freude. Eine alte Frau kam auf unseren Wagen zu und weinte, denn sie hatte ihr Haus und Hab und Gut verloren. Sie war eine Bekannte der Grosseltern. Die Frau berichtete, dass Tochter Hedwig und Schwiegertochter Grete hier gewesen waeren, und schon leuchteten die Augen der Grossmutter vor Freude. Sie rief: "sie leben, sie leben,"dann erzaehlte die aeltere Bekannte, dass Hedwig und Grete hier waren, das Haus aber leer vorfanden, da sind sie nach Rostin zu ihrer Cousine Marie gelaufen, denn dort haben sie schon einige Zeit gelebt. Das war nun die erste gute Nachricht nach dem Treck. Dann standen wir vor der Haustuer unseres Hauses. " Daheim " sagte Oma mit traenenerstickter Stimme. (Als ich diese Zeile schrieb standen auch meine Augen unter Wasser und das nach siebzig Jahren.) Oma ging mit Manfred ins Haus, und oeffnette alle Tueren und Fenster, damit frische Luft ins Haus stroehmen konnte, denn es war ein schlechter Geruch im Haus. Wir, kleine und grosse Maenner entluden den Hand-Wagen, danach verschwand er in den Schuppen.

Dann sah ich Richard unseren Nachbarsjungen, ich rief ihm zu " hallo Richard ", aber da kam gleich die Stimme des Grossvaters: "Hier ist nischt mit Hallo, erst wird gegessen, dann ein wenig ausgeruht." ich bemerkte etwas Weiches in seiner Stimme. Im Garten des Nachbarn stand ein deutscher ausgebrannter Panzer. Auch unser Garten war ramponiert, und Opa war sehr aufgebracht und traurig. Im Haus standen fast noch alle Moebel, aber im Innern waren alle Zimmer total verdreckt, auch die Waende. Im Keller hatten die Russen Weckglaeser und Selbstgekochten Syrop ueber die Kartoffeln zerschlagen. Wie die " Vandalen " haben sie gehaust, auch die Fahrraeder, konnten nicht mehr benutzt werden. Wir legten uns sehr frueh zum schlafen nieder, nieder deswegen, weil wir alle gemeinsam auf dem Fussboden im Wohnzimmer unser Lager machten, denn die Betten mussten erst gereinigt werden. Wir waren alle sehr muede und schliefen auch sehr schnell ein. Was machte das schon aus auf den Fussboden zu schlafen, denn das haben wir in der Fremde drei Monate geuebt.

Die darauf folgenden Tage waren ausgefuellt mit der Reinigung des Hauses, jeder von uns musste mithelfen, auch der kleine Manfred, und er tat es gerne denn er wusste nun, dass seine Mama bald bei uns sein wuerde. Die Oma hatte die meiste Arbeit im Haus, und dazu kam noch die viele Waesche die sie auch zwischendurch wusch, dann fuer uns alle noch kochen musste, sie hatte den groessten Rucksack zu tragen. Es dauerte eine Woche bis alles wieder wohnlich war. So verging die Zeit.Am 8. Mai 1945 war der Krieg fuer uns Deutsche verloren, und so kehrte Ende des Krieges wieder Ruhe ein. Dies haben wir alle geglaubt, doch es kam alles anders als wir normalen Buerger hofften. Stalin, Truman und Churchill hatten die deutsche Kapitulation in ihrer Tasche und haben Deutschland zweigeteilt, es gab eine geographische Neuordnung  alles was oestlich der Oder lag, wurde den Polen zugesprochen, und die Sowjets nahmen sich Ostpreussen zum Fruehstueck. Millionen Vaeter, Soehne und Brueder kehrten nicht mehr Heim, sie blieben draussen auf den Schlacht- Feldern des Krieges, oder kamen in Lagern ums leben. Auch Oma und Opa warteten auf ihre Soehne Willi und Fritz, denn der dritte Sohn Walter war in Stalingrad gefallen.

Wenn ich mich recht erinnere, war es der 20. Mai 1945, fruehmorgens als Guenter zu mir sagte: "Achim lass uns nach Rostin wandern, um Mama und Tante Grete abzuholen". Ich war Feuer und Flamme, doch dann kam der Gedanke was wohl Opa und Oma dazu sagen wuerden. Guenter schrieb einige Worte auf einen Zettel und den gaben wir Richard unseren Nachbahrs Jungen, er sollte den Zettel am Nachmittag der Oma geben. Ich schlich mich in die Kueche und holte ein paar Scheiben trocknes Brot, dann zogen wir los zum Neudammer Bahnhof und wanderten den Eisenbahn-Schienen entlang. Streckenweise sind wir zwei gerannt, dann wieder gelaufen, und es war auch noch ein schoener Sonnen-Tag. Einige Stunden spaeter standen wir beide am Bahnhof und konnten das Haus von Tante Mariechen sehen. Gunter war schon mehr mals mit unserer Mama dort gewesen. Nun standen wir vor dem Haus und trauten uns nicht rein, aber Tante Mariechen hatte uns schon kommen sehen und sie freute sich sehr.

Wir begruessten Tante Grete und ich fragte: "wo ist denn Mama" sie kommt gleich war die Antwort von Tante Grete. Doch dann sah ich eine russische Offiziers Jacke, und die dazu passende Muetze an der Garderobenstange und ich wusste sofort, etwas stimmt hier nicht, mir wurde ploetzlich ganz heiss im Kopf, dann rannte ich zu der Tuer wo die Geraeusche her kamen, und riss sie auf, ein russischer Soldat lag auf Mutter, und beide waren nackt, so etwas habe ich in meinem Leben noch nie gesehen, zwei Menschen nackt ueber einander, ich kannte nur Vergewaltigungen aber so etwas nicht. Mir ging es durch den Kopf, warum macht meine Mutter das freiwillig, im Beisein ihrer Verwandten, ich verstand die Welt nicht mehr, und ich wollte sie auch nicht verstehen.

Dann rannte ich aus dem Haus, "nur weg hier" das war mein Gedanke. Ohne Abschied, ich wollte nur weg, dann lief ich die Bahngleise entlang und weinte, ohne nach hinten zu schauen, dann machte ich irgendwo eine kurze Pause, dann zog ich weiter. Es war16 Uhr als ich am Bahnhof ankam, dann lief ich schnell nach Hause, und bekam das, was sicher jedes andere Kind auch bekommen wuerde, eine anstaendige Tracht Pruegel die sehr weh tat. Ich habe den Grosseltern nichts erzaehlt was ich erlebt hatte, Guenter ist die Nacht in Rostin geblieben, beim Abendbrot streichelte meine Oma meinen Kopf Opa schaute boese zu mir rueber, die Sache war vergessen. Im Bett liefen wieder die Traenen und ich war ganz allein im Zimmer, das war das erste Mal seit ich denken konnte, dass ich allein war.

Ich verstand die Welt nicht mehr, seit die Russen in unsere Stadt gekommen sind, empfand ich keine richtige Freude mehr immer nur Trauer. Keiner lachte mehr so wie frueher. Irgendwie bin ich dann doch eingeschlafen. So vergingen fuenf Tage, dann standen ploetzlich meine Mutter Tante Grete und Guenter auf dem Hof, ich hockte im Schuppen und spielte mit der Katze des Nachbarn. Ich schenkte meiner Mutter keinen Blick, als sie ueber den Hof kam, Tante Grete begruesste ich. Gueter kam gleich zu mir ohne  etwas zu sagen, wir spielten noch eine kurze Zeit mit der Katze, dann gingen zusammen bis auf den Fluer, dann hoerten wir die laute Stimme des Grossvaters, wie er unsere Mutter den Marsch blies, nur wir wussten nicht worum es ging. Ich  freute mich, dass meine Mutter eine Schellte bekam, aber ich hatte doch meine Mutter gar nicht verraten.

Nach einigen Tagen hatte sich alles wieder normalisiert, es ging fast friedlich zu. Der Grossvater hatte sich beruhigt, meine Mutter hat einiges einstecken muessen, und ich verspuerte eine gewisse Abneigung zu er- wachsenen Frauen und Maennern, sie haben mich enttaeuscht. Auch erfuhr ich, aus den Gespraechen meiner Grosseltern, dass man Tante Grete  auch vergewaltigt hatte. "Weshalb haben die Russen so etwas getan, und warum haben sie die Frauen geschlagen?" es war ebend Kinder denken. Von den Erwachsenen ahnte niemand, mit welchen Problemen ich mich befasste, jeder musste mit den Erlebnissen des Krieges allein fertig werden. Damals hat wohl niemand daran gedacht, dass Kinder seelisch litten. Unser Haus war nun wieder bewohnbar, nachdem die ganze Familie gut acht Tage daran gearbeitet hatte und alle waren froh, wieder daheim zu sein.Tante Grete und Sohn Manfred hatten alles verloren, denn auch ihr Haus war niedergebrannt, und so lebten wir alle bei den Grosseltern.

 

 

 

 

 

 

 

 

Vertreibung aus Neudamm
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5.  Vertreibung aus Neudamm
Wir sahen immer oefter, dass polnische Menschen nach Neudamm zogen, dann erreichte auch uns die Nachricht, dass wir das Haus verlassen muessen und in Richtung Berlin ziehen sollten. So wurde wieder von neuem gepackt und so zogen wir ende Mai 45 in Richtung Berlin. Der gesamte oestliche Teil der Oder/ Neisse war den Polen zugesprochen worden, somit waren Millionen Deutsche Buerger unterwegs in Richtung Westen, keiner wusste wohin die Reise gehen sollte und wo sie endet. Unser Ziel war Weissensee ein Vorort von Berlin. Diesmal waren nun unsere Muetter mit dabei. Wie bei der ersten Flucht im Februar waren es wieder tausende von Buergern die auf den Strassen waren, nur heute hatten wir keinen Schnee und auch keine Kaelte die uns zu schaffen machten. Aber es waren auch polnische zivil Leute unterwegs, die an ihren Aermel-Jacken rote Binden trugen und die auch bewaffnet waren. Sie begleiteten die Deutsche Bevoelkerung bis zur Grenze, kurz vor Kuestrin stoppte der Treck und polnische bewaffnete haben dann viele Fluechtlings-Wagen ausgepluendert, so war es auch bei uns, sie stahlen unsere Betten, Koffer mit Handtuecher und einiges mehr. Als sich meine Oma wehren wollte, schlug man sie ins Gesicht, dann durften wir weiter fahren.

Deprimiert zog man weiter. Es war spaeter Nachmittag als wir die Grenze an der Oder erreichten, ueberall russisches Militaer die uns den Weg zeigten den wir zu gehen hatten. Dann waren wir wieder in Deutschland angekommen. Da es langsam Dunkel wurde, hielten wir direkt hinter der Grenze in dem Dorf Kietz, und schlugen unser Nachtlager im freien auf, der Grossvater organisierte alte Mauersteine und baute eine Feuerstelle, dann wie bei der ersten Flucht, kam das Ritual der Grossmutter, sie kochte eine sehr leckere Kartoffelsuppe und Mama und Tante Grete halfen ihr dabei. Wir waren ja nicht allein dort auf dem Dorf-Platz in Kietz, hunderte von Menschen waren dort, um zu uebernachten und jeder hatte ein anderes Ziel. Die Nacht verlief ohne Zwischenfaelle. Am Morgen zogen wir in Richtung Berlin weiter, unser Ziel war Berlin-Weissensee, dort lebte eine Cousine meiner Oma, aber es lagen noch einige Tage Fuss-Marsch vor uns. Wieder waren tausende Menschen unterwegs, keiner kannte den anderen und so zogen wir ueber Manschnow nach Seelow, wo wir ausserhalb der Stadt unser Nachtlager bauten. Die naechsten Stationen waren Muencheberg und Ruedersdorf.

In Ruedersdorf mussten wir zwei Tage Pause einlegen, denn Guenter und ich wir hatten dicke Blasen an den Fuessen und konnten nicht mehr richtig laufen, auch Oma hatte mit sich zu tun. Also die Pause tat uns allen sehr gut. Mama und Tante Grete versuchten in Ruedersdorf Nahrungsmittel zu bekommen, nach gut einer halben Stunde waren sie ploetzlich ganz aufgegeregt wieder da, meine Mama sprach ganz aufgeregt mit ihrem Vater, sie wollte eine lange Hose und ein Hemd, denn sie haetten unseren Bruder Herbert am Zaun des Gefangen-Lagers mit anderen Gefangenen getroffen, und er wollte abhauen von dort aber er brauchte zivile Klamotten. Dann waren sie wieder weg, zwei Stunden vergingen und sie kamen mit Herbert zurueck, auch hatten sie alle drei noch Nahrungsmittel bekommen. Oma freute sich sehr, als sie Herbert in den Arm nahm und sie weinte, auch der Grossvater war sehr geruehrt. Manfred fragte: "Wer ist denn der Onkel?" Und Tante Grete sagte: " Das ist dein Cousin Herbert." Herbert hatte uns viel zu erzaehlen. Nach dieser Pause ging es weiter nach Weissensee.

Nun waren wir acht Personen. Als wir in Weissensee ankamen war die Freude gross, dass der Krieg nun vorbei war und wir ueberlebt hatten. Die Erwachsenen hatten sich viel zu erzaehlen, Tante Lena und Onkel Adam waren sehr freundlich zu uns. Sie hatten im Krieg eine Glaserei und waren gut eingerichtet, Tante Lena sagte: "Ihr koennt bei uns bleiben bis ihr etwas neues habt. Wir Kinder schliefen im Kinderzimmer. Oma, Opa sowie Tante Grete und Mama schliefen im Gaeste-Zimmer. So hatte jeder einen Schlafplatz. Herbert verdrueckte sich tagsueber und kam immer erst Abends nach Hause, er brachte immer etwas zum Essen mit. So fanden Guenter und ich auch einen Job. Wir kauften alte Ansichtskarten und verkauften sie auf dem Alexanderplatz an die Russen, und wir putzten ihnen die Stiefel und bekamen dafuer auch Geld, was wir Abends immer ablieferten. Manchmal haben wir auch alte Ziegelsteine vom Putz befreit und bekamen dafuer immer ein Mittagessen aus der Goulaschkanone, es war eine Zeit, in der jeder versuchte etwas zu erhaschen, der Alexanderplatz war bekannt, dort wurde getauscht, gemogelt, Geld gewechselt usw.
 
Guenter und ich wir fingen beide zu Rauchen an, denn am Alexanderplatz rauchten viele Jungs und an Zigaretten kam man leicht heran. Aber die Grosseltern durften das nicht erfahren, denn sonst muesste die Hoelle sicherlich vergroessert werden und das wollten wir nicht. Ende Juni Anfang Juli erhielt mein Grossvater ein Schreiben, dass wir Weissensee verlassen sollten und wir zurueck nach Seelow in die Provinz gehen muessen. Das war die Order, und wieder wurde der Handwagen gepackt, Opa war schon  Meister im packen. Und so wanderten wir wieder achtzig Kilometer zurueck, das waren vier Tage Fussmarsch und vier Naechte im Freien uebernachten, und wir hatten keine Angst mehr, denn Herbert war ja bei uns. Oma und Manfred wechselten sich ab, und jeder durfte mal Pferde-Kutscher spielen, Guenter und Herbert zogen vorne der Rest lief hinter her. Untewegs sahen wir deutsche Lanzer, sie marschierten halb zerlumpt zum  naechsten Bahnhof und wurden dann abtransportiert nach Russland und kamen dort in verschiedene Lager unter, die meisten von ihnen haben ihre Deutsche Heimat nie wieder gesehen.
 
Oma blickte nachdenklich auf die Gefangenen, denn zwei Soehne "Willi und Fritz" haben sich noch nicht gemeldet. Als wir am feunften Tag Mittags in Seelow ankamen, blieben wir auf dem Marktplatz stehen, Oma war schon wieder in ihrem Element und zauberte etwas zum Essen auf den Tisch fuer uns alle. Herbert und Opa liefen zum Buergermeister-Gebaeude, um fuer uns eine Unterkunft zu bekommen. Dann nach kurzer Zeit waren beide wieder zurueck. Herbert hatte eine Arbeitsstelle als Baecker bekommen hier direkt in Seelow, er strahlte ueber das ganze Gesicht, und Opa hatte auch eine posetive Nachricht, unsere neue Heimat sollte in Platkow beginnen. Wir waren alle sehr aufgeregt, was wohl da auf uns zu kommt. Nachdem Essen maschierten Herbert und Guenter zu dem Baecker-Meister, Herbert wollte sich vorstellen. Manfred und ich wir rannten auf dem Marktplatz herum. Dann sah ich, ein grosses Gebaeude, wo lauter Russen ein und ausgingen auf dem Gebaeude flatterte eine sowjetische rote Fahne mit Hammer und Sichel, es war die russische Komandantur. (Ich ahnte damals noch nicht, dass diese Komandantur noch eine negative Bedeutung fuer mich haben sollte.)
 
Herbert und Guenter kamen mit zwei grosse Papiertueten auf uns zu, sie hatten vier Brote und viele Broetchen mitgebracht. Wir erfuhren, dass Herbert sofort anfangen konnte beim Baecker, wir waren voll der Freude. Als Herbert sich verabschiedet hatte, sagte Opa: " So und wir machen uns Morgen auf den Weg nach Platkow, und wie immer waren wir nicht allein, denn ueberall waren Fluechtlinge die irgend wohin mussten. Am anderen Morgen zogen wir dann mit neuem Mut weiter ueber Gusow nach Platkow es waren nur acht Kilometer von Seelow entfernt, Seelow war die Kreis- stadt. Es war etwa zehn Uhr als wir beim Buergermeisteramt eintrafen. Oma und Opa gingen direkt ins Buero, eine Halbe Stunde spaeter wussten wir, dass wir hier im Ort bleiben durften. Nur fuenf Minuten vom Buergermeister entfernt fanden wir das Haus mit der Adresse Waldstrasse Nr.7. Die Eigentuemerin war eine junge Witwe, mit zwei Kindern, ein Maedchen und ein Junge. Ihre Namen waren: " Helga und Rudi Krebs", Frau Krebs hatte ihren Mann auch in Stalingrad verloren.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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Wiederbeginn in Platkow
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6.  Wiederbeginn in Platkow

Frau Krebs zeigte meinen Grosseltern das Innere des Hauses, die Wohnung bestand aus zwei Raeumen, eine grosse Kueche sowie ein Wohnschlafzimmer das etwa 25 Quadratmeter mass, draussen auf dem Hof stand eine gruen angestrichene Wasserpumpe, direkt neben dem Haus war die Waschkueche und ein Trockenraum fuer die Waesche. Dann war da noch eine Scheune und ein kleiner Schweinestall der aber leer war, daneben stand das Plumsklo. Hinter der Scheune standen einige Obstbaeume und dahinter lagen noch zwei Morgen Land. Nachdem wir alles betrachtet hatten, konnten wir unser Hab und Gut in die Wohnung tragen, ein Kleiderschrank, Tisch, Stuehle und ein Sofa durften wir uebernehmen, selbst die Gardinen vor den Fenstern schenkte uns Frau Krebs, auch die Kueche war voll moebeliert, von der Kueche ging eine Treppe zum Keller, der war ausgefuellt mit Regalen auf denen spaeter im Herbst Weckglaeser Platz hatten. Meine Oma war sehr geruehrt und bedankte sich sehr. Der Kuechenherd war aus Kacheln, den Oma schon in beschlag genommen hatte, um fuer unsere hungrigen Maeuler zu sorgen. Auch im Wohnraum war ein Kachelofen der uns im Winter viel Freude bringen sollte. Am Abend wurde der Tisch in die Ecke gestellt und die Stuehle kamen oben drauf, so wurde dann das Nachtlager gebaut und weil es ein langer Tag war, schliefen wir auch bald ein.

Am naechsten Morgen bekam jeder eine Aufgabe, die wir auch erfuellten. Der Grossvater, Guenter und ich, wir gingen Holz organisieren im nahe liegenden Wald, der Handwagen war wieder unser Begleiter. Viele kleine Kiefern Baeume waren durch die Kaemfe des Krieges beschaedigt worden, und so schlug der Opa nur die halb verbrannten Baeume heraus, der Kiefern Wald sah nun nicht besonders schoen aus, denn er war durchzogen von Granatloechern, ueberall sahen wir Blindgaenger - Granaten herumliegen, Gewehrmunition und Gewehre die noch funktionsfaehig waren, hier und da standen zerschossene Kradraeder und Mannschaftwagen herum, es war ein trauriger Anblick. Grossvater verbot es uns, alleine in den Wald zu gehen. Als wir unsere Arbeit getan hatten, fuhren wir drei mit einem vollen Wagen Holz nach Hause. Gunter und ich mussten dann am Nachmittag das Holz auf einen Saegebock mit einer Saege klein schneiden, so verging auch der zweite Tag in der neuen Heimat. Platkow hatte nie eine Wasser Versorgung, jeder Hauseigentuemer hatte seine eigne Wasserpumpe, und die Strom Versorgung war durch den Krieg lahmgelegt. Es gab nur Kerzen sowie Karbit Lampen, und so mussten wir uns die erste Zeit damit zufrieden geben. Was die Nahrungsmittel betraf, so gab es im Dorf fast alles an Gemuese, doch Fleisch und Wurst Waren gab es selten. Ich erinnere mich, das meine Oma den Brotaufstrich selbst machte, aus Mehl Wasser und Salz, sie kochte das ein und dann wurde das aufs Brot geschmiert.

Platkow war ein kleines Dorf mit neunhundert Einwohnern, der Buergermeister war von den Russen eingesetzt worden, er war ein 100% tiger Kommunist, aber ein freundlicher Mann. Platkow hatte eine Schule, zwei Gasthaeuser, einen Baecker, ein Kolonialwarengeschaeft, einen Schreiner sowie einen Schmied, der ausserhalb des Dorfes wohnte. Dann war da noch die wunderschoene evangelische Kirche.

Opa und Guenter organisierten bei dem Dorf Schreiner Kanthoelzer und Bretter, daraus bauten sie zweistoeckige Bettgestelle, damit wir nicht mehr auf den Fussboden schlafen mussten. Auf die Bettgestelle wurden dann Strohsaecke gelegt, die mit Bettlaken ueberzogen wurden. Vier Tage vergingen dann war die Dreckarbeit vorueber. Ich beschaeftigte mich tagsueber damit, das zersaegte Holz mit einem Beil so klein zu hauen, dass meine Oma damit feuern konnte. Rudi, der Sohn von Frau Krebs schaute den ganzen Tag aus dem Fenster, er kam selten auf den Hof zum spielen, dagegen war seine Schwester Helga putzmunter, sie hopste oft mit einem Springseil herum und half ihrer Mutter. Rudi war 11 Jahre und Helga 10 Jahre alt. Die Schule war immer noch geschlossen, es war kein Lehrpersonal vorhanden und so strolchte ich ueberall herum.

Grossvater und Guenter fanden in Letschin eine Arbeitsstelle bei einem Bauern, der 80 Morgen Land hatte. Guenter wurde fest eingestellt, der Opa nur als Tageloehner, aber auch er durfte da mit Guenter zusammen ein Zimmer bewohnen. Opa kam immer am Samstag spaeht nachmittags nach Hause. Er durfte mit dem Fahrad des Bauern heimfahren, so kam es vor, dass er immer etwas zum Essen mitbrachte, mal einen Salami, und Schweineschmalz, dann wieder ein grosses Stueck Fleisch fuer den Sonntag, und so schlugen wir uns durch. Es kam schon mal vor dass wir im Kolonialwaren Laden anschreiben liessen, weil eben kein Geld da war. Eine Woche danach suchte sich meine Mutter eine Arbeitsstelle auf einem Gutshof in Gusow. Anfangs kam sie am Wochenende zu uns nach Platkow, und erkundigte sich, wie es uns geht. Dann kam eine Zeit wo sie uns nur noch monatlich besuchte, aber sie gab der Oma auch mehrmals Geld.

Tante Grete half meiner Oma wo sie konnte und Manfred spielte mit Helga Krebs auf dem Hof mit kleinen Glaskugeln oeder sie spielten verstecken. Ich durfte Wasser fuer die Kueche besorgen und taeglich Holz zum feuern. In meiner Freizeit schlenderte ich durch das Dorf, kletterte auf Kastanienbaeume herum, um mich bemerkbar zu machen vor den Jung's. Anfang August 1945 wurde dann die Schule in Platkow wieder geoeffnet. Manfred und ich sollten nun wieder zur Schule gehen, nach acht Monaten Pause. Tante Grete brachte uns zur Schule, um uns beiden anzumelden, als wir dort ankamen waren schon einige Kinder in den Klassen, es waren die Dorfkinder die hier ihre Heimat hatten, wir waren etwa zwanzig Kinder, die aus dem Osten kamen: " also Fluechtlingskinder" die neu eingeschult werden sollten. Da war der Lehrer Joachim Eichhorst, ein Russischlehrer, dessen Name ich vergessen habe, und eine Lehrerin Frau Eichhorst. Nachdem wir angemeldet waren, fuehrte uns das Lehrpersonal in eine Klasse, wir durften uns vorstellen bei den anderen Kindern, dann ging es in ein anderes Klassenzimmer, wo wir das gleiche wiederholten. Die Schule hatte nur zwei Klassenzimmer und ein Rektorzimmer. Die Raeumlichkeiten oben bestanden aus eine Lehrer Wohnung. Die erste Klasse und die zweite, wurden in einem Zimmer unterrichtet, die dritte und vierte im zweiten Klassenzimmer, ich wurde zur vierten Klasse eingeteilt, also im zweiten Klassenzimmer und das wechselte staendig bis zur achten Klasse. Fuer mich war das etwas Neues, und Lust zur Schule hatte ich keine mehr. Acht Monate ohne Schule, dann die schrecklichen Erlebnisse auf der Flucht. Hinzu kam die Vertreibung aus der Heimat und nun der neue Anfang mit der Schule, das passte mir nicht in den Kram.

Ich lief etwa zehn Minuten von zu Hause bis zur Schule, der erste Schultag war schon aufregend, Frau Krebs hatte mir einen Tag vorher einen alten Schulranzen von ihrem Bruder geschenkt, der schon etwas erlebt hatte, sowie zwei Schreibhefte, zwei Rechenhefte und dazu einen Bleistift. Nun stand ich kurz vor acht auf dem Schulhof und einige andere Kinder waren auch dort, ich stellte mich zu den sechs Fluechtlings Kindern, die zu meinem Klassenzimmer gehoerten, vier davon waren der dritten Klasse zugeteilt, die auf der linken Seite sassen, es waren etwa 15 Jungen und Maedchen, die anderen zwei zu denen ich gehoerte nahmen auf der rechten Seite des Zimmers Platz, Helga Krebs war zwar in meinem Klassenzimmer jedoch in der dritten Klasse. Die Schultische erlaubten es, dass vier Kinder nebeneinander genug Platz zur Verfuegung hatten, ohne den anderen zu behindern. Tinten-Faesser waren im Tisch vor den Schuelern versenkt eigelassen, die Sitzbaenke waren mit den Tischen fest verbunden und jeder Schueler / Schuelerin hatte eine Schublade wo er/ sie ihre ihre Arbeiten ablegen konnten. Die erste Stunde verlief sehr freundlich, wir durften uns gegenseitig mit Namen vorstellen, und wir hatten untereinander viel Spass. Danach durften wir unsere Schreibhefte herausholen, und wir alle hatten jetzt praktisch eine Schoenschreib - Stunde. Da ich noch keinen Federhalter hatte, gab mir Herr Eichhorst einen indem er sagte: "Den darfst du behalten Achim " Ich habe mich sehr darueber gefreut. Einige Kinder aus dem Dorf, die hier auch geboren waren, haben darueber gelacht, was ich bloed fand, aber ich merkte mir die Gesichter dieser Jungen.

Mein Cousin Manfred sass im ersten Klassenzimmer in der zweiten Klasse mit den Erstklaesslern zusammen, wir hatten alle unterschiedliche Schulstunden. Nach dem Essen machte ich erst meine Hausaufgaben, dann trug ich Holz fuer meine Oma in die Kueche und pumpte Wasser in zwei Blecheimer, Tante Grete trug die Eimer dann in die Kueche zur Oma. Dann wenn ich Zeit hatte verdrueckte ich mich und eierte im Dorf herum und schaute, ob irgendwo etwas los war. Vor dem Kolonialgeschaeft stand eine sehr grosse Kastanie, auf der ich oft herumlungerte. Dann lernte ich Max Seidel kennen, er war ein Jahr aelter als ich und er war schon in der fuenften Klasse. Dann eines Tages fragte er mich: " Hast du Lust mit mir angeln zu gehen an der alten Oder, dort kann man auch baden", natuerlich hatte ich Lust. Ich fragte ihn: "Hast du auch eine Angel fuer mich?" Komm doch morgen Nachmittag hier bei mir vorbei, dann bauen wir dir eine." Ein Tag spaeter stand ich bei Max vor der Tuer, " Ah, da bist du ja schon, deine Angelschnur ist schon fertig, Ich habe den Angelhaken aus einer Nadel gebastelt" ich fragte nach der Angelrute; " Die schneiden wir uns an der alten Oder von einer Weide ab". Oma und Tante Grete hatte ich informiert, dass ich zur Oder gehen wollte zum Angeln. " Pass nur gut auf dich auf Junge " sagte meine Oma. Dann eine halbe Stunde spaeter standen wir am Fluss.

Entlang dem Ufer des Flusses standen lauter alte Weidenbaeume, Max kletterte auf einen dieser Baeume und schnitt drei Angelruten ab, die dritte behielten wir als Reserve, dann lief Max hinaus auf eine Wiese, wo viele Kuehe auf der Weide waren und er hob die Kuh-Kacke hoch und schon fanden wir roetliche Wuermer zum Angeln. Die Wuermer wickelte Max mit Erde vermischt in einen Lappen den Max auch bei sich hatte, er kannte sich halt aus, denn er stammte ja aus Platkow. Richtige Angehaken waren in Platkow nicht zu bekommen, dazu muesste man schon nach Seelow fahren. Als wir unsere zwei Angeln im Wasser hatten, setzten wir uns hin ins Gras, er war fast so ein Typ wie ich, Angst kannte er nicht. Was mich dann erstaunte war, dass er aus seiner Hosentasche russische Papirossa zog und aus der anderen Hosentasche holte er seine Streichhoelzer. Ich war platt, denn ich rauchte ja auch heimlich, so sassen wir eine ganze Zeit bis Max aufstand und an seiner Angel rumhantierte, dann zog er kurz an der Angelrute und foerderte einen tollen Barsch an die Oberfläche. Wir rauchten dann noch eine Papirossa, versteckten die Angelruten, sahen dann zu dass wir nach Hause kamen. Kurz vor seinem Haus sagte er zu mir: "Hier nimm den Fisch mit nach Hause wir haben genug zum Essen." Natuerlich freute ich mich sehr darueber. Er schlenderte auf seinen Hof zu und ich rannte nach Hause mit meinem Fisch. Oma hat den Barsch gleich zum Abendbrot gekocht, aber ich selbst war kein grosser Fischesser.

Der Russischlehrer war sehr freundlich, und humorvoll, da ich seinen Namen vergessen habe, moechte ich ihm einen schenken " Dombrowski ". In der ersten Stunde, sang er uns russische Volkslieder vor, die mir sehr gefallen haben von der Melodie her, dann hat er uns die Texte uebersetzt, die teilweise sehr traurig waren. In der zweiten Stunde mussten wir Zahlen lernen von 1-50. Er schrieb sie an die Tafel und wir mussten sie dann abschreiben, einmal in Deutsch dann in russisch, er sprach uns die Zahlen vor dann alle gemeinsam wiederholen. Die dritte Stunde hatten wir dann bei Herrn Eichhorst " Deutsch Unterricht." Am Nachmittag machte ich wie immer meine Schularbeiten. Ich holte Wasser und Holz fuer die Kueche, dann strolchte ich im Dorf herum, um es auch richtig kennen zu lernen, auf dem Heimweg ging ich bei Max vorbei, und wir verabredeten uns fuer den anderen Nachmittag, dann wollten wir wieder angeln gehen. Ich schlenderte nach Hause. Auf dem Hof spielten Helga und Manfred mit den Glaskugeln, ich holte mir das Beil, und zerkleinerte das Holz, damit Oma immer Holz zum Kochen hatte. Die Tage vergingen, dann am Samstag war Opa wieder da mit dem Fahrad, er hatte auch heute wieder etwas zum Essen mitgebracht.

Am Sonntagmorgen sagte Opa zu mir: " Achim komm, du kannst mir helfen den Handwagen auseinander zu nehmen". Wir bauten die Seitenwaende sowie die Vorderklappe und hinten die Klappe aus. Dann sagte er:"so Junge und jetzt laufen wir zum Wald und suchen uns wieder ein paar trockne Baeume aus, damit wir wieder Holz zum feuern haben. So zogen wir zwei los, der Wald war ja ganz in der Naehe. Opa suchte die trockenen Baeume aus, dann wurden sie abgesaegt und gleich verladen. Nach drei Stunden waren wir wieder zu Hause zum Mittagessen. Am Nachmittag haben wir dann noch einige kleine Staemme zersaegt, so dass ich dann alleine in der Woche genug zu tun hatte, es klein zu hacken, ja das war nach dem Krieg so. Alle mussten anfassen. Es gab keine Schonzeit, auch fuer uns Kinder nicht. Dann am spaeten Nachachmittag, fuhr er wieder mit dem Fahrrad nach Letschin zum Bauern, um seine Arbeit nach zu gehen.

Einmal in der Woche hatten wir auch evangelischen Religions-Unterricht, der mir sehr gut gefallen hat, und so erfuhr ich etwas ueber unseren Herrn Jesus, ueber seinen Leidensweg und das er am Kreuz von Golgatha fuer uns sein Leben liess, wir lernten einiges ueber die Bergpredigt ueber sein Leben mit Aposteln. Dieser Unterricht fand immer Donnerstag Nachmittag im Hause des Priesters statt. So vergingen die Wochen, Rudi Krebs war ein sehr schuechterner Junge er hielt sich meistens in der Wohnung auf, aber heute spielte er mit Manfred und Helga verstecken auf dem Hof. Dann stand Ploetzlich ein Fremder Mann auf dem Hof und fragte nach Familie Werner, ich war gerade wieder einmal Holz am verkleinern, ich lief zu den Mann hin und ich erkannte, dass es Onkel Willi war, Manfreds Vater. Manfred rannte auf seinen Vater zu und, dann war auch Tante Grete und die Oma auf dem Hof, alle weinten vor Freude. Die Augen der Grossmutter strahlten als sie ihren Sohn in die Arme nehmen konnte. "Achim, Achim mein Junge, du musst nach Letschin laufen und dem Opa bescheid sagen, dass Willi aus der Gefangenschaft zurück wäre. Sie gab mir die Adresse vom Bauer "Gahr".

Was blieb mir anderes uebrig als loszumarschieren, obwohl ich noch nie dort war. Anfang September waren die Tage immer noch laenger hell, ich lief den Bauern Feldweg der zum Schmied fuehrte entlang, dort fragte ich nach dem Weg, er sagte:" Lauf immer den Feldweg nach, der fuehrt ueber die alte Oderbruecke, dann nur gerade aus bis du zu der Hauptstrasse kommst, die gepflastert ist, dann gehe nach links und der zweite Feldweg fuehrt direkt zu Bauer "Gahr" . Ich rannte dann los und kam zu der alten Oder Bruecke und mir war schon die Puste ausgegangen. Dann nach gut einer Stunde stand ich vor der gepflasterten Strasse. Hier links sollte ich abbiegen, so lief ich weiter, an der Strasse waren lauter Aepfel Baeume und so pflueckte ich mir ein paar August Aepfel und lief weiter, dann sah ich den ersten Weg der rechts ab ging, ich knabberte an den Apfel herum und schaute nach vorn. Autos gab es hier ueberhaupt nicht, vereinzelt sah man Pferdewagen auf den Feldern. Dann entlich sah ich den zweiten Weg der rechts abbog ich konnte das Haus von der Strasse aus sehen. Dann stand ich auf dem Hof, die Baeuerin" Frau Gahr" staunt nicht schlecht, als ihr erzaehlte wer ich war, Sie sagte:" Dein Grossvater ist im Kuhstall".

Ich lief zum Kuhstall aber der Opa hatte mich schon gesehen. " Junge was machst du denn  hier?"  ich sagte:" Onkel Willi ist aus der Gefangenschaft entlassen worden, und ist jetzt bei uns in Plakow." Opa war sichtlich geruehrt: " Ich mach eben noch den Kuhstall fertig, geh du solange rueber zu Guenter in den Schweinestall." Auch Guenter war verbluefft als er mich sah, ich erzaehlte auch ihm was passiert war, und er war erstaunt, das Onkel Willi schon so frueh entlassen wurde. Dann rief mich die Baeurin: "Junge komm mal ins Haus" ich rannte rueber zum Haus und bekam zwei dicke Wurstbrote und ein grossen Topf Milch. Dann als ich meine Stullen verdrueckt hatte, war Opa soweit und wir verabschiedeten uns von der Bauernfamilie. Opa hatte das Fahrad vom Bauern und ich durfte hinten draufsitzen und mit fahren. Es war schon Abend, aber immer noch hell genug, als wir in Platkow ankamen. Natuerlich war die Freude gross als Opa seinen Sohn in die Arme nahm und man konnte sehen, dass seine Augen voller Traenen waren. Am Abend erfuhren wir von Onkel Willi, dass er den Englaendern in die  Haende fiel, und so kam er ins englische Gefangenlager auf den Rheinwiesen. Er wurde dann nach etwa drei Monaten frei gelassen. In Solingen erfuhr er von seinem Grossonkel, dass  seine Eltern jetzt in Platkow lebten.

Grossvater war wieder zurueck beim Bauern, und der Alltag hatte uns wieder. Onkel Willi versuchte Arbeit zu bekommen, Tante Grete half der Grossmutter, Manfred und ich hatten unsere Schule die uns zu schaffen machte. Etwa eine Woche spaeter fand Onkel Willi eine Wohnung beim Kolonialwaren-Haendler " Buettner " im  Dorfzentrum, die Wohnung lag im ersten Stock. Zwei Zimmer und eine kleine Kueche, sowie ein Klo, Tante Grete freute sich sehr darueber. In Seelow bekam mein Onkel eine Arbeitsstelle als Erfassungs-Kontrolleur, seine Arbeit bestand darin, die Bauern in Platkow, Letschin und Gusow zu kontrollieren, wieviel Schweine Kuehe, Pferde, Federvieh und wieviel Hektar Land jeder Bauer besass, auch wurde der Anbau von Getreidearten, wie Hafer, Roggen, Gerste  Mais und Weizen erfasst. Hinzu kamen Runkelrueben, Zuckerrueben, Gemuesearten sowie, Weideland, Raps, Leinen und Tabak, auch wurde der Verkauf festgehalten. Es war kein angenehmer Arbeitsplatz, denn den Bauern gefielen diese Kontrollen ueberhaupt nicht. Aber mein Onkel musste die Order der kommunistischen Parteifuehrung durchfuehren. Er hat sich sehr unbeliebt bei den Bauern gemacht.

Jetzt im Oktober kamen die Menschen aus den Gross-Staedten zu tausenden mit der Bahn in die Provinzen, um bei den Bauern Hamstergeschaefte zu machen. Es war alles sehr traurig anzusehen, wie Menschen oben auf den Zuegen sassen und auf den Trittbrettern sich festhielten, viele Leute haben ihr Leben dabei verloren, und doch liessen sie sich nicht aufhalten. Sie kamen mit Rucksaecken und Koerben. Es wurde getauscht, was das Zeug hergab: Bestecke, Gold, Silber, Bettwaesche, Fahrraeder, Radios, Keramik aus Meissen, Whisky, Wodka  usw. Die Leute brauchten Nahrung fuer ihre Familien, doch wurden viele von ihnen bei der Heimfahrt an verschiedenen Bahnhoefen von russischen Soldaten kontrolliert, und viele der Hamsterer wurden von den Soldaten beklaut, aber die meisten kamen durch. 
 
Diese Zugverbindungen waren nie unterbrochen, denn die Sowjets haben damit ihren Nachschub nach Berlin transportiert und dann deutsche Wirtschafts-Gueter wie Industrie-Anlagen, Chemie Anlagen abtransportiert. Auch Museen und Berliner Kultureinrichtungen wurden gepluendert, Wehrmachtsgueter, deutsche Wissenschaftler sowie Ingenieure wurde nach Russland transportiert. So fuhren auch auf den gleichen Gleisen Personen Zuege, alles fein organisiert.
 
Die Ernte war eingebracht, und der Grossvater war wieder zu Hause, aber es gab jetzt viel zu tun, denn viele Hamsterer konnten ihre Ware nicht zum Bahnhof tragen, und so boten wir ihnen unsere Hilfe an, denn unser Handwagen war uns immer ein getreuer Helfer. Wir hatten viel Erfolg damit, von Platkow bis zum Bahnhof Gusow waren es drei Kilometer, so hatte Oma immer Geld fuer Brot Mehl und andere Dinge, Kartoffeln bekamen wir von Bauer "Gahr" und vieles mehr.
 
Zweimal in der Woche fuhren der Opa und ich in den naheliegenden Wald um fuer den Winter Holz zu holen. Jetzt im Oktober war das Wetter unbestaendig, denn wenn es regnete konnten wir den Handwagen nicht so voll laden, die Raeder sackten dann tief in den Erdboden, aber wir haben es immer wieder geschafft, so konnten wir bis mitte November unseren Holzbedarf fuer den Winter einbringen. Zuhause wurde alles gesaegt und Grossvater hackte es klein, und stapelte es zu einer Holzmiete.
 
Der Russischunterricht in der Schule, lag mir ueberhaupt nicht und so bekam ich immer Strafarbeiten auf, die ich zu Hause machen musste, das hiess fuer mich mehr Arbeit und weniger Freizeit zum spielen. Ich fand schon sehr frueh heraus, dass Kinder nur zu gehorchen haben, aber keine eigne Meinung haben duerfen, ob in der Schule oder zu Hause. Und bei der Arbeit da wurde auch nicht gefragt:  "kannst du das, geht es dir gut?" Kinder wurden oft ausgenutzt und unterdrueckt auch ich ohne wenn und aber.
 
Ich sass am Fluss: "der alten Oder" und angelte allein, denn Max konnte auch nicht wie er wollte. Seine Eltern hatten den Bauernhof, und er musste auch viel zuhause mithelfen, was er auch nicht so gut fand. Beim Angeln kann auch ein Kind ueber viele Dinge nachdenken, denn es sind meist stille ruhige Plaetze. Mich wundert es, dass ich trotz der vielen Erlebnisse sowie der Gefahren die ich durch gemacht habe, noch so ruhig geblieben bin. War es Angst vor dem Lehrpersonal in der Schule, war es die Angst vor Opa oder die Angst, was noch kommen koennte? Ich stand auf versteckte meine Angel, und lief nach hause ohne einen Fisch gefangen zu haben. Fuer mich war es ein schoener Nachmittag. Opa haemmerte und klopfte im Schweinestall von Frau Krebs herum, da ich neugierig war lief ich zu ihm. " Schau mal Achim, weist du was ich hier baue? das werden lauter kleine Kaninchen Staelle." Grossvater war richtig in sein Element. Ich trug noch Wasser ins Haus, damit Oma auch morgen Wasser hat. Am Abend spielte Oma und ich eine kurze Zeit Muehle -Dame, dann war es Zeit ins Bett zu gehen.
 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Umzug nach Seelow
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7.  Umzug nach Seelow
 
Das Rad der Zeit blieb nicht stehen, eines Tages stand meine Mutter wieder in Platkow auf der Matte, sie lebe nicht mehr in Gusow, sondern sie habe eine Mansarden Wohnung in Seelow bekommen, und moechte mich dorthin mitnehmen. Sie haette auch schon mit dem Schuldirektor die Einzelheiten besprochen. Meine Grosseltern waren dagegen, doch meine Mutter setzte sich durch, ich wurde gar nicht gefragt ob ich damit einverstanden waere. Macht wird oft im Leben ueber die Liebe gestellt.
 
Am naechsten Tag das Thema in der Schule im Rektorzimmer besprochen. Herr Eichhorst ermahnte meine Mutter, dass es nicht gut sei, den Jungen jetzt einfach in eine andere Schule zu versetzen. Aber zuhoeren war wohl nicht die Staerke meiner Mutter, so kam es wie es kommen musste. Herr Eichhorst schrieb einen kurzen Brief, dann trollten wir wieder zu den Grosseltern. Die Oma hatte einige Kleidungsstuecke fuer mich zusammen gepackt, natuerlich fing ich an zu  heulen. Abschied nehmen hat immer mit Traurigkeit, Betruebtheit und Wehmut zu tun, doch fuer mich war es damals ein desolater Zustand." Was betruebt dich so meine kleine Seele?" Ich hatte es Anfangs schon mal angedeutet, was Seele fuer mich bedeutet: "Verstand, Wille u. Gefuehl ". Wenn eines der Drei, nicht mehr mitmachen will, dann finde ich, dass ein Mensch, gross oder klein, dick oder duenn, huebsch oder haesslich, alt oder jung ist, er seelisch krank ist. Meine Seele hat einen Knacks bekommen, vermute ich mal, als die erste  Flucht begann, ohne dass ich etwas davon mitbekommen habe als Kind.
Dann kam eins nach dem anderen dazu, und es hoerte einfach nicht mehr auf, der Teufel bohrte und bohrte in meiner kleinen Seele herum, ohne dass es weh tat.
 
In Seelow angekommen, sagte meine Mutter: " hoer mal Achim wir gehen zuerst zu Tante Edith dort werden wir zu Abend essen, gesagt getan. Tante Edith hatte eine Tochter ihr Name war:"Waltraud" sie war in meinem Alter und ich spuerte, dass sie auf meiner Wellenlaenge musizierte, was ich spaeter bestaetigt bekam. Nach dem Essen ging es dann zu unserer sogenannten Wohnung, die daraus bestand, dass es nur ein Mansardenzimmer war. Somit hatte meine Mutter auch meine Oma angelogen. Was war meine Mutter fuer ein Mensch, fragte ich mich staendig, andere Muetter hatten auch ihre Maenner im Krieg verloren, doch sie fuehrten ein ganz anderes Leben mit ihren Kindern.
 
Als ich das Zimmer betrat, dachte ich: " Was fuer ein Loch " hier wird es im Sommer sehr heiss werden. Das Mansarden-Zimmer hatte eine Tuer, die man von Aussen nicht abschliessen konnte, von Innen gab es einen Riegel, der den Namen zu unrecht hatte. Links stand eine sehr alte Couch dahinter ein einfacher Tisch zwei wacklige Stuehle und ein verbrauchter Sessel, gegen ueber der Tuer, stand ein aus Brettern gezimmertes Regal, welches mit Leinenstoff verhangen war, im Regal sah ich drei Teller, drei Tassen ein Kochtopf und ein Brat-Tiegel. Daneben gab es noch einen alten Kleiderschrank. Das war alles was meine Mutter zu bieten hatte. Nahrungsmittel habe ich keine gesehen, das wuerde bedeuten, dass es am Morgen frueh ohne Fruehstueck zur Schule geht. Als Herd hatte sie eine alte elektrische Kochplatte und Strom gab es auch nur Stundenweise in der Stadt. Ich fragte mich, was meine Mutter wohl darauf kochen wollte. Als ich meine paar Habseligkeiten in den Schrank ablegen wollte, sah ich dort einen russischen Offiziersmantel haengen und ein paar alte Stiefel die aus sehr duennem Leder waren.
 
"Ist hier etwas im Gange?" fragte ich mich. Meine Mutter hat wohl erkannt dass ich gestutzt habe, als ich den Schrank aufmachte, denn sie sagte gleich "Junge daraus will ich dir einen Anzug naehen lassen und die Stiefel fuer  dich aendern." Ich freute mich darueber. Der naechste Morgen war fuer mich ein Raetsel. Meine Mutter war schon auf und hatte den Fruehstueck Tisch gedeckt, ich ueberlegte nachdenklich: " Gestern war nichts Essbares im Haus, eingekauft hatte meine Mutter auch nicht, und doch stand Essen auf dem Tisch und ein Glas Milch." Nach dem Fruehstueck sagte meine Mutter: " Achim nach der Schule komm gleich zu Tante Edith dort essen wir zu Mittag." Viertel vor acht standen meine Mutter und ich im Zimmer des Rektors in meiner neuen Schule. Da schon Tage vorher alles besprochen war, lief alles sehr zuegig ab, ich wurde im Klassenzimmer 4a untergebracht, und der Lehrer hiess " Lange", er stellte mich den Kindern vor und ich musste in der ersten Reihe Platz nehmen.
 
In der ersten Pause, stand ich nun allein auf den Schulhof, meine Mitschueler haben mich von allen Seiten beobachtet, aber keiner kam auf mich zu, um mit mir zu reden, das war schon ein komischer Anfang fuer mich. In der ersten Stunde hatten wir Deutsch Unterricht, die zweite war ausgefuellt mit Geographie, und die dritte Gesangsunterricht, Herr Lange
war eigentlich ein sehr netter Lehrer, und ich beteiligte mich auch am Unterricht.
 
Der erste Schultag war vorbei. Auf dem Weg zu Tante  Edith lief ich erst in eine Seitengasse, um eine Zigarette zu rauchen, dann ging ich zu Tante Edith. Nach dem Essen winkte ich Waltraud zu, dass sie mit nach draussen kommen sollte, schraeg gegenueber der Strasse waren einige Haeuser ausgebrannt, wir liefen dort hin und ich fragte sie: "Kannst du schweigen"?  "Ja".  Ich holte eine gedrehte Zigarette aus meiner Hosentasche steckte sie in Brand und fragte: "Was sagst du jetzt?" "Habe ich dir nicht zugetraut, aber schau her," sie holte unter dem Kleid eine russische Papiros hervor, zuendete sie ebenfalls an und rauchte auch mit.
 
Das fand ich prima und so hatte ich eine verbuendete." Sag mal, wie kommst du an die russischen Zigaretten?" "Wenn meine Mutter Besuch  von den Russen hat, nehme ich mir immer zwei, drei Stueck heraus und die Offiziere glauben, dass ich sie meiner Mutter gebe". " Waaas " staunte ich nicht schlecht. " Ihr bekommt Besuch von russischen Offizieren?"  " ja, zwei dreimal in der Woche, deine Mutter ist auch immer hier. Sie trinken dann Wodka bis in die Nacht hinein, und spielen auch  Vergewaltigung, ehrlich."  " Du luegst, du luegst" jammerte ich. Waltraud troestete mich, "Hier, ich schenke dir eine Zigarette."  "Waltraud, Achim , wo seid ihr," hoerten wir es rufen. " Hier" Dann gingen wir gemeinsam ins Haus. "Aber dass du mich gar nicht verpetzt." meinte Waltraud. Als wir herein kamen merkte ich, dass meine Mutter sofort das Thema wechselte. " Na mein Junge, wir wollen heute  noch zum Schneider und zum Schuster." "Ja gut." sagte ich. Der Schneider war ein sehr  freundlicher Mann, dann nahm er Mass und sagte: " Das wird eine schoene Uniform mein Junge." Ich stutzte, wieso nun eine Uniform es sollte doch ein Anzug werden, ich schwieg und sagte nichts dazu.
 
Dann ging es zum Schuhmacher, der ein paar Haeuser weiter wohnte, auch dort wurde mass genommen. " Hm" sagte der Schuster, "schoenes weiches Leder, das gibt ein paar huebsche Stiefel. Auf dem Heimweg, kaufte meine Mutter etwas  ein , viel gab es eh nicht. Dann musste ich noch meine Schulaufgaben machen, und meine Mutter half mir dabei, das kannte ich noch nicht von meiner Mutter. Dann spielten wir einige male " Muehle Dame" Auch das war  etwas neues. So verging der Abend. Und wieder passte ich auf, ob Mama zur Arbeit gehen wuerde. Es tat sich nichts. Dann nahm ich all meinen Mut zusammen und fragte meine Mutter: " Sag mal Mama gehst du wirklich abends noch arbeiten?" Es war ganz ruhig im Zimmer. Nach einer Weile sagte sie:" Ja, mein Junge ich arbeite dreimal in der Woche abends bei der russischen Kommandantur und  bekomme  Geld dafuer." Ich wollte es nicht glauben, aber ich schwieg und  in meinen Kopf raste es hin und her. Erst wollte ich sie fragen ob sie auch bei Tante Edith mitspielen wuerde, wenn die Offiziere da waeren, doch ich unterlies es, denn damit haette ich Waltraud verraten. Meine Mutter wollte mich in den Arm nehmen um gute Nacht zu sagen, doch ich  straeubte mich dagegen, denn ich hasste meine Mutter fuer das was sie tat.
 
Ich wusste damals noch nicht, was Sexualitaet bedeutet, und ich war auch wuetend, dass ich in Seelow leben musste, und nicht in Platkow bleiben durfte bei der lieben Oma. Die Schulstunden wollten am naechsten Tag  nicht enden, da ich keinen Schueler kannte, fand ich es langweilig. Selbst in der Pause liessen sie mich links liegen, in Gedanken war ich bei Waltraud, denn ich mochte sie sehr. " Schade dass sie in einer anderen Schule war sonst koennten wir wenigstens in der Pause mit einander sprechen und ich braeuchte nicht so allein rum stehen." Nach der Schule sollte ich wieder bei Edith zu mittag Essen. Aber zuerst schlenderte ich wieder in meine Seitenstrasse, und rauchte eine. Bei Tante Edith warteten sie schon mit dem Essen auf mich. Danach verschwanden Waltraud und ich wieder in die Ruine um eine zu rauchen. Sie klaute staendig Zigaretten bei ihrer Mutter, das war schon komisch fuer mich, aber ich hatte auch einen Nutzen davon gehabt. Dann spielten wir draussen und unterhielten uns auch ueber Schulfragen. Waltraud war eben anders als die Kinder in der Schule.
 
Ich war froh so eine liebe Spielkameradin zu haben. Die naechsten Tage vergingen, ohne dass ich etwas gegen meine Mutter haette sagen muessen. An einen Samstag im Dezember sagte meine Mutter: " Achim heute Abend uebernachten wir bei Edith", ich hatte nichts dagegen, denn dann war ich nicht so allein in meiner Mansarde, und so koennten wir noch einige Runden  " Muehle  Dame spielen ." Halb neun mussten wir dann ins Bett. Als ich nun hoerte, dass ich mit Waltraud in einem Bett schlafen sollte, protestierte ich, denn das wollte ich nicht. Ich wurde aber nicht danach gefragt, und so fuegte ich mich mit leisen Murren. Waltraud war da ganz anders, ihr machte das nichts aus, denn sie freute sich darueber, dass ich bleiben durfte. Sie war ja auch ein Einzelkind. Wenn die Russen kamen, war es immer sehr laut im Zimmer, so dass sie oft nicht einschlafen konnte. Vor Waltraud's Bett waren zwei Wolldecken an einer Holzstange befestigt, so dass man das Bett im Zimmer nicht sehen konnte. Wir Kinder verschwanden hinter den Decken, fuer mich war es aufregend, denn ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Dass es zweierlei Geschlechter gab, das hatte ich begriffen in den letzten acht Monaten, aber den Rest, was Erwachsene so trieben verstand ich noch nicht.
 
Und nun sollte ich auch noch mit dem anderen Geschlecht ein Bett teilen. Ich zog nur meine Hose und den Pullover aus, um dann als erster ins Bett zu huschen. Waltraud dagegen zog sich wie immer ihr Nachthemd an, ich wagte mich nicht hinzuschauen, als sie sich auszog. Waltraud tat so, als wuerde sie schon immer mit mir zusammen schlafen. Sie sagte leise: " Pass mal auf" und deutete auf ein kleines Loch in der Wolldecke vor ihrem Bett.  "Siehst du, hier kann ich immer durchschauen, wenn die Russen kommen und mit deiner und meiner Mutter Vergewaltigung spielen." Mir blieb fast das Herz stehen, als ich das hoerte.  "Ich glaube  dir kein Wort, Waltraud, meine Mutter macht so etwas nicht, nein ich glaube dir das nicht."  Ich erinnerte mich, dass der Grossvater doch mit meiner Mutter ueber dieses Thema lange gesprochen hat, und sie ihrem Vater versprach, nun ein anstaendiges Leben fuehren zu wollen und so etwas nie wieder tun wuerde. " Du wirst sehen Achim, in zwei Stunden kommen die Offiziere und bringen Wodka und zu essen mit, und dann essen und trinken sie alle vier, auch deine Mutter. Danach gehen sie auf die Couch. Du wirst es schon frueh genug sehen."
 
Punkt 22 Uhr klopfte es an den Fensterlaeden, Tante Edith oeffnete die Tuer, und wie  Waltraud gesagt hat, kamen zwei russische Offiziere in die Wohnung. Ich traute mich kaum zu atmen. Die  Frauen wurden mit Kuesschen, Kuesschen  begruesst. Der eine Russe sprach meine Mutter mit "Dora" an, was ich nun gar nicht verstand, denn meine Mutter hiess doch "Hedwig." Dann assen sie und nahmen Getraenke zu sich. Es war Wodka. Die Stimmung wurde immer ausgelassener, jemehr sie tranken. Wir sahen, dass die Frauen ihre Pullover auszogen und ihre Buestenhalter oeffneten. So sassen sie da und hatten noch Freude daran. In mir arbeitete es wie verrueckt, was sollte ich machen, schlafen konnte ich nun nicht mehr, denn die Muedigkeit war verflogen. Leise zog ich mich wieder an, denn mit den Russen hatte ich schlechte Erfahrungen gemacht, und es schien mir besser vorbereitet zu sein. Waltraud und ich wir wechselten uns ab, jeder schaute eine Weile durch das Loch in der Decke. Nun sah ich das, was ich als Vergewaltigung kennen gelernt habe auf der Flucht. Und das von der eignen Mutter, die es hier freiwillig machte. Wieder ueberkam mich Ekel und Angst. Und ich merkte wie mir wieder das Blut in den Kopf stieg. Ich zog den Vorhang zurueck und schrie meine Mutter an die wie versteinert und nackt vor uns lag. " Du Hure, du solltest dich schaemen, noch dazu im Beisein von Waltraud und mir, du hast Grossvater versprochen soetwas nie wieder zu tun.
 
Ich stuermte auf die Tuer zu und wollte heraus, doch einer der Russen hielt mich fest "Stotterkou " was ist los fragte er. Ich biss und schlug um mich und konnte mich befreien. Waltraud machte mir die Tuer auf, so dass ich ins Freie gelangen konnte. Draussen versteckte ich mich hinter den alten Fabrikmauern. Jetzt sah ich die Soldaten, meine Mutter und  Tante Edith. Sie standen vor der Tuer und riefen nach mir, doch ich blieb stumm wie eine Kirchenmaus. Sie suchten nach mir doch ich ruehrte mich nicht vom Fleck. Mein Puls raste, Traenen liefen mir ueber das Gesicht, ohne dass ich es richtig wahrnahm. "Meine Mutter" ging es mir durch den Kopf", meine Mutter." Als sie alle wieder im Haus waren, lief ich so schnell ich konnte zu unserer Mansarde, zog mir schnell noch einen Pullover ueber, nahm noch eine Jacke und rannte die Treppe herunter. Dann war ich wieder auf der Strasse, lief dann an unserer Schule vorbei und sah auch schon das Schild: "Gusow 7 Km" da ich schon einmal die Strecke mit den Grosseltern gelaufen bin, kannte ich den Weg nach Platkow. Es war mitte Dezember und schon recht kalt in der Nacht. Da ich mich staendig bewegt habe und teilweise rannte bemerkte ich die Kaelte nicht so. Die Mondsichel am Himmel streute einen schwachen Schein auf die Strasse und ich kam gut voran.
 
Ich sagte mir :"nur Mut," das eben  erlebte war schlimmer. Ich wollte auf keinen Fall wieder zurueck zu meiner Mutter. So tippelte ich Kilometer fuer Kilometer, ab und zu kamen russische Fahrzeuge, dann rutschte ich immer in den Chaussegraben und wartete bis sie vorbei waren. Als ich an einem Waldstueck vorbei musste, pfiff ich leise vor mich hin, um so meine Angst zu vertreiben. Hinter dem Waldstueck rannte ich wieder eine Zeit, denn die Kaelte spuerte ich schon. Nach etwa zwei Stunden Fussmarsch, war ich in  Gusow, und hier kannte ich mich ein weinig aus, denn von hier aus fuhren die Hamsterer immer in Richtung Berlin, die ich des oefteren von Platkow zum Gusower Bahnhof brachte. Jetzt war es noch ein Kilometer bis nach Platkow. "Was werden wohl die Grosseltern sagen" so ging es mir durch den Kopf, ob ich wohl eine tracht Pruegel bekommen wuerde? Egal was kommt, Haupsache ich bin wieder bei meiner Oma.
 
Es war ja nun mitten in der Nacht als ich an die Fensterlaeden klopfte, ich rief: "Oma,Opa," aber es tat sich nichts, also klopfte ich nochmals, dann ging eine Fensterlade auf und mein Grossvater fragte: Wer ist denn da?" "Ich Achim" rief ich zurueck. " Nanu was machst du denn hier mitten in der Nacht, na komm erst mal rein." Ich lief halb erfroren ums Haus, denn der Tuereingang war ja hinter dem Haus, und Oma hatte schon die Tuer für mich geoeffnet. " Ach Oma bin ich froh, dass ich hier bin." "Mein Kleiner was ist denn passiert? du bist ja halb erfroren." Oma kochte mir schnell einen Kamillentee, damit ich mich erst mal aufwaermen konnte. Dann erzaehlte ich, was ich so in Seelow alles erlebt hatte, die Grosseltern schauten sich an und schuettelten ihre Koepfe " Es wird alles wieder gut mein Kleiner, der Krieg hat die Menschen veraendert, man muss versuchen sie wieder auf den richtigen Weg zu bringen." Oma lobte mich, dass ich ganz allein diesen Weg zurueck gelegt habe, und ich durfte bei meiner Oma im Bett schlafen. Ich fragte noch:" Ist Guenter immer noch bei Bauer Grah in Letschin?"  "Ja er wird wohl noch ein paar Jahre dort arbeiten koennen, was dann wird wissen wir auch noch nicht."
 
Als ich am anderen Morgen aufwachte, stand meine Mutter vor dem Bett, ich erschrak, und es ging mir durch den Sinn: "Dass sie sich nicht schaemt vor den Grosseltern fuer ihr Verhalten?" Ich legte die Bettdecke beiseite und stand auf, "Morgen," sagte ich kurz, und schlich zur Oma und drueckte sie fest. Meine Mutter war fuer mich erst mal erledigt. Und nun sagt die Oma noch: "Hoermal mein Junge, es ist wohl besser, du gehst wieder mit der Mama, denn ich muss ins Krankenhaus nach Berlin zur Charité. "Bist du denn krank Oma?"  "Ja mein Junge ich habe ein Geschwuer unter den linken Arm, und das muss weg operiert werden." Dass es Brustkrebs war verschwieg sie mir. Aber dann sagte sie weiter: "Und wenn ich aus dem Krankenhaus zurueck bin, dann kannst du nach deinem Geburtstag wieder bei uns wohnen und hier weiter in die Schule gehen. Der Gerd fragt oft nach dir, ist auch ein guter Junge. "Was kann ein Kind tun das keine Rechte hat? gehorchen" ich schaute mit einem abwertenden Blick zu meiner Mutter. "Gut, ich komme mit dir Mama, doch wenn das nochmal passiert, dann laufe ich wieder weg. Am Nachmittag zogen wir los, ich lief noch zum Grossvater, um aufwiedersehen zu sagen. Dann ging die Reise wieder mit den Bus zurück nach Seelow.
 
Im Bus wechselten meine Mutter und ich kein Wort miteinander, ich spuerte dass da noch etwas auf mich zu kam. In der Wohnng angekommen, bereitete meine Mutter das Abendbrot fuer uns zu. Nach dem Essen steckte ich mir aus Trotz eine Zigarette an, ich wollte meine Mutter provozieren. Doch meine Mutter reagierte gar nicht darauf. Dann fragte ich:" Wieso schimpfst du nicht mit mir, dass ich rauche?" Warum sollte ich schelten, du rauchst ja doch." Ja da hast du recht, und warum machst du das mit den Russen? "Da fing die Mutter an zu weinen: "Was verstehst du schon davon, du kleiner Strolch? Ich habe zwei Ehemaenner beerdigen muessen, und stand da mit vier Kindern, und ich war erst siebenundzwanzig, deine Brueder Herbert und Hans wurden mir praktisch weggenommen und wurden bei den Eltern ihres Vaters erzogen, Guenter und du bei meinen Eltern. Ich bin eine allein erziehende Mutter, mit sehr wenigen Rechten!
 
Und am Ende des Krieges, hat man uns Frauen verschleppt, das weisst du doch, um bei den Russen auf dem Flugplatz im hohen Schnee, den Flugplatz staendig sauber zu schaufeln, damit ihre Flieger Berlin bombardieren konnten, und abends wurden wir misshandelt und mehrmals vergewaltigt. Das Leben hat mich gezeichnet, aber was verstehst du schon davon, du hast gefragt, und das ist die Antwort darauf. Und noch etwas: das was du gesehen hast in Rostin bei Tante Mariechen, und das was du hier gesehen hast ist reine Selbsterhaltung, und es ist besser nur mit einem einzigen Offizier Kontakt zu haben, als Freiwild zu sein. So und nun will ich nichts mehr von dir hoeren, was mein Leben betrifft. Wenn du rauchen willst, dann tu es, wir wollen nicht mehr darueber reden."
 
"Und wenn Oma wieder aus dem Krankenhaus kommt, dann darfst du ruhig zu ihr gehen, meinen Segen hast du." Mit allem habe ich gerechnet, aber das war schon starker Tabak. So viel hat meine Mutter noch nie mit mir gesprochen, das kannte ich nicht bei ihr. Ich hatte zu schlucken, um das alles zu verstehen. Da ich wusste, dass ich ende Januar sowieso zu den Grosseltern gehen wuerde, wollte ich mich bemuehen, die Mutter zu verstehen. Begreiffen konnte ich das alles nicht. Der naechste Tag war wieder ein Schultag und meine Mutter gab mir fuer das Fehlen am Vortag ein Entschuldigungsschreiben mit, welches ich Lehrer Lange ueberreichte. Nach Schulschluss ging ich zu Waltraud, und wir machten geinsam unsere Schulaugaben fuer den naechsten Tag. Waehrend wir unsere Arbeiten schrieben, steckte ich mir eine Zigarette an, Waltraud war sichtlich erschrocken, denn das war das erste mal, dass ich in ihrer Wohnung eine Zigarette rauchte. Tante Edith fiel aus allen Wolken, und sie sagte: " Wenn deine Mutter zurueck kommt, werde ich ihr das erzaehlen, dass du hier in der Wohnung bei mir geraucht hast." Und ich antwortete: " Sie weiss es schon seit gestern Abend."  " Unglaublich, seit wann rauchst du schon?" 
 
"Seit Berlin, als wir bei Onkel Adams vorruebergehend wohnten, da haben mein Bruder Guenter und ich Stiefel geputzt fuer die Russen, und alte Ansichtskarten an sie verkauft, das ist jetzt ein halbes Jahr her. Sonst habe ich immer heimlich geraucht." Waltraud blinzelte mich scharf an, aber ich habe sie nicht verpetzt, denn wir verstanden uns gut, und sie hat mir gestern Abend auch geholfen, dass ich abhauen konnte. Kurze Zeit spaeter kam meine Mutter mit einigen Nahrungsmittel und hatte einen Topf mit warmen Essen mitgebracht, den sie von der Komandantur mitbrachte. Tante Edith erzaehlte meiner Mutter gleich, dass ich bei ihr in Wohnung geraucht haette. Meine Mutter sagte darauf: "Ich weiss, gestern Abend hat Achim mir das erzaehlt, dass er raucht, aber ich moechte nichts mehr darueber hoeren." Wir assen noch zusammen Abendbrot, von dem was meine Mutter mitgebracht hatte, danach brachen wir auf und schlenderten nach Hause in der Kaelte. Mama sagte noch zu mir, dass es besser sein wuerde, den Lehrer Lange nicht zu sagen, dass ich Ende Januar wieder nach  Platkow zur Schule gehen wuerde.
 
So vergingen einige Tage, ohne dass etwas Aussergewoehliches geschah, worueber ich haette meckern koennen. Dann kam der Tag, um den Anzug und die Stiefel abzuholen. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Stiefel sah und bat meiner Mutter, die Stiefel gleich anziehen zu duerfen. Und ich durfte sie anziehen. Anschliessend gingen wir zum Schneider, um den Anzug zu holen. Doch was ich jetzt sah, machte mich wuetend, denn es war doch eine russische Uniform geworden. Ich protestierte:" Nein, Mama, die ziehe ich nicht an." Meine Mutter hoerte nicht auf mich, sondern bezahlte. Dann schlenderten wir zur russischen Kommandantur, bei der meine Mutter arbeitete. Ich sollte draussen warten. Als meine Mutter im Gebaeude verschwand, zog ich weiter zu Tante Edith, dort wurden meine neuen Stiefel bestaunt. Die stehen dir aber gut, siehst aus wie ein Soldat" meinte Waltraud. "Ja nur mit der falschen Uniform," gab ich zurueck.
 
Nun erzaehlte ich, dass Mama fuer mich eine russische Uniform hat naehen lassen, worueber ich mich nicht freuen konnte, denn die Russen haetten viele deutsche Soldaten ermordet und nun sollte ich auch noch deren Uniform tragen ". Tante Edith sagte:  Aber Achim du bist doch noch ein Kind, was macht es, ob du eine russische oder deutsche Uniform traegst; uebrigens sind russische Soldaten auch Menschen, die sicherlich nur ihre Plicht erfuellen. Sie waeren bestimmt lieber in ihrer Heimat, als hier Wache zu schieben, begreifst du das denn nicht?" Ich  wuste nicht mehr,  was ich machen soll, aber irgendwie hatte Tante Edith doch recht mit dem was sie sagte. Ich verstand das zwar nicht, aber ich wuerde es schon noch begreiffen. Kurze Zeit spaeter war meine Mutter auch wieder da, sie hatte bei der Kommandantur  lediglich etwas zu Essen mitgebracht. Sie sagte zu mir: "Wie kann man dir etwas recht machen? ueber alles  hast du was zu meckern.  Wenn ich nicht jeden Tag unterwegs waere, bekaemst du nie etwas zu Essen, und das Essen schmeckt dir doch. Also, hoer in Zukunft auf damit. Denn einen Monat wirst du wohl noch ertragen koennen."  "Wie,  einen Monat?" fragte Waltraud. Mutter erklaerte, dass ich ab Ende Januar wieder nach Platkow gehen wuerde und bei meinern Grosseltern weiter leben sollte, sie koennte mit mir nicht mehr fertig werden. Am naechsten Tag musste ich den "Anzug" zur Schule anziehen,  ich streubte mich sehr dagegen, doch die Mutter setzte sich durch.
 
Als ich den Schulhof betrat, beschimpften mich die Mitschueler. "He, du siehst ja aus wie ein Russenkind, hau ab, wir wollen hier kein Russenkind." Ich heulte vor Wut und Scham. Als der Lehrer bemerkte, was da vor sich ging, rief er nach mir,  "Achim du darfst nach Hause gehen, und bestelle deiner Mutter, dass ich heute Nachmittag zu euch kommen werde, um mit ihr ueber den Vorfall zu sprechen. Ich rannte nach Hause, riss mir die Uniform vom Leibe und zog meine alte Klamotten wieder an. Um elf Uhr war ich bei Tante Edith.
 
"Na mein Junge,  heute schon so frueh? "Ja, meine Mitschueler wollen kein Russenkind in ihrer Klasse, deshalb hat mich der Herr Lange nach Hause geschickt, und da bin ich." Ich steckte mir eine Zigarette an und paffte ihr eine vor, denn sie rauchte ja auch gerade. "Achim waere es nich besser fuer dich, du wuerdest dir das Rauchen wieder abgewoehnen? "Schon moeglich, aber warum soll ich nicht mehr rauchen, wenn ihr immer zu den Russen geht, oder sie hier her kommen? Andere Muetter muessen auch Schutt vom Krieg wegraeumen, aber euch zieht es doch immer zu diesen Russen, als wenn ihr Spass daran habt." Und ich piefte ihr eine vor. "Na,na, nun sei mal nicht so aufsaessig und frech, bist ja noch ein Kind." " Das hast du gerstern schon mal gesagt": mir war heute alles egal, darum sagte ich weiter: "Ja, jetzt bin ich ein Kind, aber wenn ihr Besuch habt von den Russen, dann werden wir hinter die Decken versteckt, damit wir nichts sehen sollten, aber unser Ohren kann man nicht zukleben, was erwartet ihr von uns Kindern? " Na, gut, mit dir wird deine Mutter noch viel Aerger haben." Darin, behielt sie recht. "Das kommt auf die Mutter an."
 
"Nun ist es aber genug, du Rotzbengel," Karascho" sagte ich, was auf russisch "gut" heisst. Dann kam Waltraud aus der Schule." Mensch, bist ja heute ziemlich  schnell von der Schule zurueck, kommst doch sonst immer spaeter?" "Ja, heute war auch ein besonderer Tag," stutzte Waltraud. " Ich durfte als Russenkind frueher nach Hause, und Herr Lange kommt uns am Nachmittag besuchen. Kommt mir vor,  als wenn heute schon Weihnachten waere, und nicht erst naechste Woche."  "Du bist aber heute gut gelaunt." " Ist ja fuer mich auch ein Freudenstag, denn nun brauche ich nicht mehr diese komische Uniform zu tragen. Mama wollte ja nicht auf mich hoeren, dass ich die nicht tragen will. Da hiess es,  ich haette immer was zu meckern und nun dies." Nach diesen Gespraechen war dann auch meine Mutter wieder unter uns, sie war sichtlich ueberrascht, dass ich schon so frueh bei Edith sass. Nachdem wir gegessen hatten, lief meine Mutter zur unserer Mansarde, um auf den Lehrer zu warten, ich blieb bei Tante Edith. Spaet am Nachmittag kam meine Mutter sichtlich bedrueckt zurueck. Wir waren alle gespannt auf das,was sie uns nun sagen wuerde.
 
"Na, Mama ,was hat denn der Herr Lange gesagt?" Sie schaute zu mir herueber und sagte mit mit fester Stimme:" Kannst du dir ja denken, wegen der Uniform und, dass du in der Schule nicht richtig aufpasst. Er hat auch zu verstehen gegeben, dass du rauchst. Das wurde ihm zugetragen von deinen Schulkameraden." Ich sass da, als ginge mir die ganze Sache nichts an. Doch was nun kam, das war eine Ueberraschung fuer mich, denn ich brauchte nicht mehr zur Schule zu kommen, denn in dieser Woche begannen die Weihnachtsferien bis Januar. Und weil ich wieder nach Platkow sollte, wuerde es sich nicht mehr lohnen, hier in Seelow weiter zur Schule zugehen. Meine Mutter weinte. Da versprach ich ihr, wenn das wahr ist, dann will ich dir keinen Kummer mehr machen." Dann sah ich, dass auch Tante Edith Traenen in den Augen hatte. Das war mir doch naeher gegangen als ich wollte, ich lief auf die Strasse, damit es niemand merkte, dass auch ich Traenen in den Augen hatte. Mann ist das prima, ich brauchte hier nicht mehr länger in die Schule zu gehen! In Platkow war das was anderes, da waren die Grosseltern, und ich hatte auch schon ein paar Freunde. Ich freute mich riesig auf Platkow.
 
"Wo warst du denn die ganze Zeit," wollte Waltraud wissen. " Na, du weisst doch, in der alten Fabrik hier gegenueber," "Achim lass uns doch noch ein paar Runden " Muehle spielen," Meine Mutter und Edith strickten waehrend sie sich unterhielten. "Ihr koennt doch hier Abendbrot essen und geht dann nach Hause,"sagte Edith. Inzwischen war 20 Uhr geworden. Da wir unsere Mansarde nicht beheitzt hatten, legten wir uns gleich ins Bett, denn es war sehr kalt. Es gab kaum Kohlen fuer die Menschen in Seelow, und der Wald war 5 Kilometer entfernt von hier. Aber ich wusste, wo es Kohlen gibt in der  naehe am Gueterbahnhof in Seelow, dort standen immer Kohlewagons herum. Als wir nun im Bett lagen fragte ich meiner Mutter, wann sie denn morgen Mittag nach Hause kommt, und sie sagte: "Etwa um 13 Uhr."  Gute Nacht Mama." Am anderen Morgen gab mir meine Mutter einen Zettel und etwas Geld. " Hier Junge das kannst du fuer uns einkaufen, sei aber Mittag puenktlich zu Hause, wir essen heute bei uns." Freude kam in mir auf, als sie gegangen war stand ich auf und machte das, was sie mir aufgetragen hatte, ich freute mich dass meine Mutter mal mit mir zu Hause bleiben wollte.
 
Dann machte ich mit den letzten Kohlen den Ofen an, suchte mir etwas zu Essen und fruehstueckte. Der Ofen war gut durch gebrannt ich legte noch 2 Brikett darauf, und stellte den Ofen kleiner. Nun waren die Kohlen alle, und ich wusste ja, wo ich welche bekommen konnte, also nahm ich einen Sack vom Hausbesitzer, und ging zum Gueterbahnhof zu den Wagons. Dort sackte ich etwa 15 Briketts hinein, und sah zu, dass mich keiner sah. Zu Hause stapelte ich sie vor den Ofen auf, und lief die Strecke nochmals auch diesmal hat alles geklappt. Dann schnappte ich mir meinen Zettel, und kaufte die Sachen , die Mama aufgeschrieben hatte, und lief damit zur Kommandantur. Meine Mutter war sehr ueberrascht, als sie mich vor der Kommandantur stehen sah. "Was machst du denn hier?" fragte sie mich." Ach nichts, ich wollte..." "Schon gut mein Kleiner, lass uns gehen." Ich war sehr stolz auf mich, denn das war das erste Mal, dass ich meine Mutter freiwillig abholte. Als wir die Mansarde betraten, war Mama noch mehr erstaunt, denn ich hatte mein Bett gemacht, aufgeraeumt und das Zimmer geheizt, und  Briketts waren auch da. Das war wohl ein bisschen zu viel fuer meine Mama,  denn es liefen Traenen ueber ihr Gesicht.
 
"Musst doch nicht weinen," sagte ich:" Ich habe es gern getan. Mutter wusste sicherlich  nicht was sie sagen sollte. In den darauf folgenden Tagen verlief die Zeit mit meiner Mutter harmonisch,  denn ich gab mir wirklich Muehe, um meine Mutter nicht zu aergern. Und dann kam Weihnachten, obwohl ich wusste, dass es keine Geschenke geben konnte, freute ich mich auf diesen Tag. Mama hat einen Tannenbaum besorgt, sowie einen grossen Sandkuchen, den sie von Bruder Herbert bekommen hatte, denn er arbeitete ja dort in Seelow bei einen Baecker. Damals war man schon froh, wenn man ueberhaupt einen Christaum bekam. Am Heiligabend sassen meine Mutter und ich allein in unserer Mansarde und hingen unsere Gedanken nach, und ich dachte an die lieben Grosseltern, an Weihnachten in Neudamm und daran, wie wir frueher Weihnachten feierten. Heimweh wollte mich packen, aber Mutter lenkte mich mit ihren neuen Plaenen ab." Achim ich habe einen Mann kennen gelernt, dessen Name ist Paul Meirich, er ist Oberschachtmeister, bei der Firma Trebitz.Er hat in der Naehe von Letschin eine moebelierte Zweizimmer Wohnung gemietet. Solange sie dort in der Naehe arbeiten, wollen wir dort wohnen, dann soll die Strasse bis Buckow fertig gebaut werden. Ich moechte, dass du das weist, und den Grosseltern keinen Kummer machst. Mit Tante Edith habe ich mich zerstritten, und ich moechte nicht, dass du dort weiter hingehst."
 
"Aber Mama du weisst doch, dass ich mich mit Waltraud gut verstehe, und bis nach meinem Geburtstag, dann ist es ja auch erst vorbei." Sie sagte: " Gut mein Junge aber kein Wort darueber, was ich dir anvertraut habe. " Ich werde schweigen Mama." Nachdem hier in Seelow alles mit der Schule geregelt schien, war ich fast taeglich bei Waltraud, denn wir hatten uns immer etwas zu erzaehlen, und wir spielten gerne und oft miteinander,  es war ja Vorweihnachtszeit, und die Kinder hatten Weinachtsferien. Ich war froh, dass meine Mutter es geschafft hatte von den Russen los zu kommen, und das sie einen Mann kennen gelernt hat, der fuer sie da sein wollte. Am 29. Januar 1946 an meinen 11. Geburtstag,  sollte es wahr werden, und ich sollte "Onkel" Paul kennen lernen. Meine Mutter hatte alles vorbereitet, mein Bruder Herbert, hat mit Erlaubnis des Baeckermeisters noch fuer mich eine Buttercremetorte gebacken, und sie selbst noch am Vormittag vorbeigebracht, Herbert sagte noch: "Wenn du Morgen zu Oma und Opa faehrst, dann gruesse sie von mir und sage Oma,  dass ich bald mal vorbei kommen werde." Kurze Zeit nachdem Herbert gegangen war, klopfte es an die Mansardentuer und der "Onkel" Paul trat ein. Er stellte sich bei mir vor und sagte: "Ich heisse Paul Meirich, und du darfst Paul zu mir sagen, aber zuerst wuensche ich dir alles gute zum Geburtstag mein Junge."
 
Dann ueberreichte er mir ein kleines Paeckchen, ich war so ueberrascht, dass ich es gleich aufmachte. Was ich dann in meiner Hand hielt war fuer mich ueberwaeltigend, es war eine wunderschoene Armbanduhr. " Mensch Mama, eine Uhr." Ich sprang herum vor Freude. Noch nie hatte ich eine Uhr besessen. " Danke, Onkel Paul, danke!" Ich lief auf den Onkel zu und drueckte ihn fest an mich, " Oh, mein Junge, das freut mich, wenn dir die Uhr gefaellt. Dann sagte er: " So jetzt gehen wir runter auf den Hof  da steht noch eine Ueberraschung fuer dich,"  nun war ich aber gespannt, auch Mama kam mit zum Hof. Da stand ein gebrauchtes Fahrrad, was noch sehr gut erhalten war, und Onkel Paul sagte, "das gehoert ab heute dir." Nun konnte ich meine Traenen nicht mehr zurückhalten vor Freude, und Worte vielen mir nicht mehr ein. Am Kaffeetisch fragte meine Mutter Onkel Paul:  "Sag mal Paul, wie bist du an das alles gekommen?"  "Ganz einfach, ich habe fuer 3 Kg. Tabak und zwei Kg. Butter das Fahrrad und die Uhr getauscht bei den Berlinern, und das war es mir wert."  Meine Mutter sagte darauf: " Das war doch nicht noetig Paul. " Doch Hedwig, denn ich habe mir  auch frueher ein  Fahrrad gewuenscht, aber nie eins erhalten.
 
Mama bedankte sich und gab Onkel Paul einen Kuss. Ich uebersah das, denn ich war mit meiner Uhr beschaeftigt. Heute war der schoenste Tag seit der Flucht aus der Heimat. Am spaeten Nachmittag verabschiedete sich Paul,  und sagte zu mir: "Achim, pass gut auf deine Oma auf, denn sie muss sich noch schonen."  "Mach ich ganz bestimmt Onkel Paul."  Am naechsten Tag, nahm ich mein Fahrrad und schnappte mir den Kohle Sack und fuhr zum Gueterbahnhof, sackte 30 Briketts ein und fuhr damit zu unserer Mansarde, lud sie aus und  tat das gleiche nochmals. Dann am
Nachmittag fuhr ich zu Tante Edith die noch immer bei den Russen arbeitete. " Tag Tante Edith, schau mal was mir  Onkel Paul geschenkt hat." Stolz zeigte ich mein Rad, und die neue Uhr. "Wie schoen fuer dich mein Junge."  " Ich werd verrueckt, das ist ja ein tolles Ding" sagte Waltraud. " Darf ich auch mal mit dem Rad fahren?" "Ja aber sei bitte vorsichtig!"  Da auf der Strasse noch Schneematsch lag, rutschte sie gleich und fiel hin, ich lachte." Ist gar nicht so einfach, was?" sie versuchte es nochmals und es hat geklappt. Tante Edith stand im Tuerrahmen und schaute zu, wie ihre Tochter fuhr. " Es ist wirklich ein netter Onkel den du jetzt hast."
 
Ich blieb noch eine Weile, dann verabschiedete ich mich von Tante Edith und Waltraud, denn Morgen ging es ab nach Platkow. Tante Edith bekam feuchte Augen und Waltraud weinte. " Kommst du uns mal besuchen?" wollte Waltraud wissen. "Ja ganz bestimmt." Es sollten Zehn Jahre vergehen, bis ich sie besuchen konnte. Ich schwang mich auf mein Rad und fuhr nach Hause. Meine Mutter machte uns das Abendbrot und packte meine sieben Sachen zusammen und dann sagte sie: "Achim mein Junge es tut mir leid, dass du das alles mit mir erlebt hast, aber das Leben kann oft sehr hart sein, was du sicherlich noch in deinem Leben erfahren wirst. Und noch etwas, pass gut auf die Oma auf, und mach ihr keinen Aerger, denn sie ist wirklich schwer krank. Ich wollte es dir erst nicht sagen, Man hat Oma die linke Brust wegoperiert, denn es ist Brustkrebs gewesen, nun soll es erst mal heilen. Und pass auch auf den Alten auf." " Mach ich alles Mama".
 
"Dann lass uns jetzt schlafen gehen gehen." Am naechsten Morgen verstaute meine Mutter die gepackten Sachen auf den Gepaecktraeger meines Fahrads, nun war der Augenblick gekommen, der Augenblick des Abschiedes. Mutter umarmte mich und drueckte mich fest an sich, erst wollte ich mich dagegen wehren, dann liess ich es geschehen. " Alles gute und auf wiedersehen mein Junge." "Tschuess Mama."                                   
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wieder zurück in Platkow
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8.  Wieder zurück in Platkow
Ich brauchte bei dem Matschwetter fast 45 Minuten bis Platkow, dann stand ich auf dem Hof von Frau Krebs, stellte das Rad an die Hauswand, Ich klopfte an die Kuechentuer die zur Wohnung fuehrte." "Komm hereinmeine Junge." Dann stand ich vor meiner Oma, und rief: " Oma, bin ich froh, dass ich wieder bei euch bleiben kann, bist du wieder Gesund?" Oma umarmte mich:" Ja mein Sohn, nun geht es der Oma wieder gut, aber komm rein in die die Stube." Wo ist denn Opa," fragte ich. "Er ist im Schuppen und fuettert die Kaninchen," "dann will ich ihm erst guten Morgen sagen. "Morgen Opa,"sagte ich und drueckte diesen. " Na du Knirps, biste wieder da? Kannst mir gleich beim Holzsaegen helfen, denn der Oma ist die Arbeit zu schwer geworden." " Klar Opa, ich helfe dir gern, aber ich muss erst meine Sachen vom Rad herunternehmen und in die Stube bringen." Bis Mittag half ich den Grossvater beim Holz saegen.

Dann am Nachmittag erzaehlte ich, dass Mama einen Mann kennen gelernt hat, der Oberschachtmeister im Strassenbau ist, und dass sie jetzt bei Letschin zusammen eine moeblierte Wohnung bewohnen. Die Augen der Grossmutter leuchteten auf, als sie das hoerte, "Gott sei Dank" kam es ueber ihre Lippen. " das freut mich fuer Hedwig," meinte der Opa."Seht mal, was ich von Onkel Paul bekommen habe," und ich zeigte ihnen die Uhr, " und das Fahrrad habe ich auch von Ihm bekommen." " freut uns fuer dich." meinte Opa. Oma bruehte heissen Tee auf fuer uns, und Opa kippte sich einen schwarzgebrannten Schnaps in seinen Tee.  Erstaunt sah ich am naechsten Morgen aus dem Fenster, draussen lag ueberall Schnee. Die Tannenzweige des Nachbarn hingen schwer beladen herunter, Voegel hopsten im Schnee herum und suchten nach Futter.

Ploetzlich kam Traurigkeit ueber mich, denn ich musste unwillkuerlich an den letzten Winter denken. Es war genau vor einem Jahr nach meinem 10. Geburtstag, als die russische Armee in unsere Stadt Neudamm einmarschierten, und uns dann im Februar aus Neudamm vertrieben hatte in Richtung Landsberg an der Warthe. Ich war ganz in Gedanken versunken, als die Oma fragte: " Na gefaellt dir der Schnee?" "Ja Oma und es ist hier bei euch viel schoener als in Seelow. Darf ich am Nachmittag zu Tante Grete gehen? ich moechte mit Manfred zusammen im Schnee spielen." " Von mir aus darfst du, doch frage den Grossvater." "Was macht denn der Opa so frueh draussen?" "Er schlachtet ein Kaninchen".

Ich zog mich an und fruehstueckte, danach war mein erster Gang zum Opa. "Guten Morgen Grossvater, darf ich nach dem Mittagessen zu Tante Grete gehen?" " Hast du schon die Oma gefragt? Kam es zurueck. " Ja " Dann darfst du gehen." Grossvater hat wohl gewusst, dass ich die Oma schon gefragt hatte, vielleicht sah er es an meinen strahlenden Augen. Auf dem Weg zu Tante Grete stampfte ich immer durch den dicksten Schnee, denn ich hatte meine schoenen Stiefel an, die hielten schon was aus. Manfred baute sich gerade einen Schneemann und staunte als er mich sah. "Achim bleibst du jetzt laenger in Platkow? "Na du bist ja ganz schoen neugierig".Ist deine Mama zu Hause?"  " Mama ist im Haus, gehst du  auch hier wieder zur Schule?"  " Ja, du kannst es wohl gar nicht abwarten mich auszufragen?"  Manfred war nun schon sieben Jahre alt, und im ersten Schuljahr. Ich ging ins Haus und begruesste meine Tante. "Komm rein mein Junge. Na,was gibt es neues?" Ich darf bei den Grosseltern bleiben und hier wieder zur Schule gehen."

"Da wird sich der Gerd aber freuen, denn er hat schon ein paar mal nach dir gefragt, was macht Hedwig, ich meine deine Mutter?" Ich sagte, dass es ihr gut gehe,  und sie eine neue Arbeitsstelle hat. Onkel Paul habe ich nicht erwaehnt, auch ueber die Erlebnisse in Seelow nicht. Ich habe mich gewundert, dass meine Tante so dick geworden ist, traut mich aber nicht zu fragen, sie hat wohl meinen Blick verfolgt, und sagte darauf: "Ja Achim, ich bekomme ein Baby, da staunst du, wie?"  "Na, da wird sich Manfred aber freuen." Dann verschwandt ich nach draussen und half Manfred beim Schneemann bauen. Als der Schneemann fertig war, gingen wir ins Haus und spielten "Muehle Dame." Dann brach die Dunkelheit herein und ich verabschiedete mich. Manfred rief noch hinterher: "kommst du Morgen?" Ich tat als haette ich das nicht mehr gehoert.  

Ich pfiff ein Lied vor mich hin, und bemerkte, dass mich neugierige Blicke verfolgten, einige der Dorfbewohner fragten: " Na bist du jetzt wieder hier?" Aber ich habe den Leuten nicht geantwortet. Nach dem Abendbrot sagte die Oma: "Morgen geht der Grossvater mit dir zur Schule, um dich anzumelden, und ich fahre nach Berlin in die Charité. Ich komme erst uebermorgen wieder, mach dem Grossvater bitte keinen Aerger." Ich versprach es. Als mich der Grossvater am anderen Morgen weckte, war Oma schon unterwegs, nach dem Fruehstueck, machten wir uns auf den Weg zur Schule, ich musste vor dem Rektorzimmer warten, und der Opa ging allein zum Rektor. Kurze Zeit spaeter war der Grossvater wieder mit dem Rektor Eichhorst an der Tuer, und Herr Eichhost sagte: "Dann bis morgen Achim."  "Danke Herr Eichhorst."  Wir liefen direkt  nach  Hause und haben noch bis Mittag Holz gesaegt. Nach dem Essen durfte ich spielen gehen. Mein Weg fuehrte mich zu Gerhard, der ja nur ein paar Haeuser weiter wohnte.

Gerhards Mutter hatte gleich zu fragen begonnen, und ich hatte das Gefuehl, dass sie mich aushorchen wollte, und so habe ich  nur das beanwortet, was ich fuer richtig hielt. Einige Zeit spaeter sassen wir in der Scheune und spielten im Stroh, "Achim ich moechte dir etwas zeigen, aber du musst mir versprechen, dass du mit niemanden darueber sprichst," Ich versprach es. Gerd ging mit mir in die Waschkueche, und ich staunte nicht schlecht, denn da stand eine kleine Schwarzbrennerei. "Mein  lieber Schollie, hier wird ja richtiger Schnaps gebrannt,  sagte ich. "Ja und Vater verkauft den schwarz an die Berliner, wenn sie hamstern kommen."  Das ist ja ein tolles Ding." " Ich habe doch dein Ehrenwort?"  "Ist doch klar. "Wir gingen wieder in die Scheune und spielten weiter, dann sagte ich: " ich habe auch ein Geheimnis," Nun war Gerd aber gespannt. "Hab ich auch dein Ehrenwort?"  "Was denkst du von mir, haette ich dir sonst die Brennerei gezeigt?"  "Ist ja schon gut. Vielleicht ist mein Geheimnis gar nicht so interessant, aber dafuer ist es sehr traurig."  

Na nun mach schon, spann mich nicht auf die Folter."  "Weisst du, man hat meiner Oma die linke Brust wegoperiert, sie hatte Krebs." "Sag bloss, so etwas gibt es?"  "Ja meine Mutter hat mir das erzaehlt."  Habe nie davon gehoert, dass es so eine Krankheit gibt, und ich behalte es fuer mich, Achim."  "Ich komme Morgen wieder zu euch in die Schule." und er sagte: "Mensch da werden sich die Jungen aber freuen." Es war bereits Abend geworden, als ich nach Hause kam. " Bist ein bischen spaet dran heute, hattet euch wohl viel zu erzaehlen?"  Ich bekam einen roten Kopf und dachte: Woher will Opa wissen, was wir uns erzaehlt haben, das war unmoeglich."  "Hier mein Junge, nun iss mal was, und morgen frueh ist Oma wieder hier. Morgen nach der Schule werden wir beide in den Wald gehen."  "Waaas?" Junge mach den Mund zu, sonst verbiegst du dir den Unterkiefer, wirst schon sehen, was wir beide da machen." Nun war ich aber gespannt, was wohl morgen passieren wuerde. Dann war es Zeit fuers Bett.

Heute war mein erster Schultag, nach den Erlebnissen in Seelow. Was fuer ein Aufmarsch auf dem Schulhof! "Bleibste jetzt immer hier? Wie war es in Seelow?  Mensch, wo haste denn die schoenen Stiefel her?"  Und vieles mehr, was die anderen Kinder von mir wissen wollten, nur ich kam gar nicht dazu sie zu beantworten, denn die Schulklingel ertoente, und der Schulunterricht begann. In der ersten Stunde, hatten wir heute Religionsunterricht. Ich hatte dafuer nicht viel uebrig, obwohl meine Oma sehr fromm war. Ich machte gerade ein Schwaetzchen mit meinem Banknachbarn. Da rief der Pastor: "Achim" ich anwortete; "Ja Herr Pasor." "Mach dir mal den Fussel vom Mund"  " Ja Herr Pastor, und nun wusste ich, dass ich still sein sollte. Alles lachte, und ich lief rot an. Jetzt hoerte ich zu und bekam auch mit worum es ging. Dann kamen 2 Stunden Russisch, Zahlen schreiben auf russisch, von 1-100, in der zweiten Stunde mussten wir einen Liedtext von der Tafel abschreiben, den wir zuhause auswendig lernen sollten. In der Pause lief ich zu Gerd. "Hoer mal Gerd ich kann am  Nachmittag nicht kommen, der Grossvater will mit mir in den Wald gehen,"

"Wie jetzt im Winter?"  "Ja. Ich komme vielleicht kurz vor Abend bei dir vorbei, aber ich habe noch Russischaufgaben zu machen." Kannst du bei mir abschreiben." sagte Gerd. " Ist in Ordnung." gab ich zurueck. Nach der Schule lief ich mit Gerd zusammen nach hause, dann verabschiedeten wir uns. Und ich sagte noch: " Dann bis heute Abend." Das Essen stand schon auf den Tisch als ich in die Kueche kam. "Woher wusstet ihr denn , dass ich schon komme?" fragte ich." Na, deine Pfeife ist doch weit genug zu hoeren wenn du die Srasse herunter kommst." Sagte der Opa, und grinste. "Nun wird erst gegessen, und du Opa erzaehl nicht so ein Unsinn, sonst glaubt der Junge das noch." Wir lachten und assen Mittag. Nachdem der Opa seinen Priem ( "Kautabak" genommen hatte, sagte er: "So, nun wollen wir beide in den Wald gehen," Oma schaute den Grossvater an und  meinte:" Muss das sein, dass der Achim mitgeht?"  'Ja, das muss sein, und nun kein Wort mehr." "Es musste sich ja um eine grosse Sache handeln." dachte ich. Grossvater hatte einen Sack und ein grosses Messer mitgenommen.

Es war das reinste Paradies im Wald, die Aeste  der Tannen und Kiefern, hingen vollbeladen mit Schnee am Stamm herunter, dann der angenehme Geruch der Kiefern, der uns entgegen kam. Wir konnten Spuren von kleinen Tieren sehen, Voegel so klein, die ich vorher noch nie so gesehen habe. Als wir dann tiefer in den Wald gingen, standen wir ploetzlich vor einer kleinen Fichtenschonung, der Grossvater sah zu mir herueber und legte seinen Zeigefinger an seinen Mund, was fuer mich bedeuten sollte: "sei leise." Dann sah ich wie sich der Grossvater bueckte, und erkannte, dass er eine Falle gestellt hatte. Darin hatte sich ein Kaninchen verirrt. Er befreite es und steckte es in den Sack. Mich ueberkam ein Schauer: " Mein Opa- ein Wilddieb?" " Nein, nein mein Junge, nicht was du denkst. In einer solchen Zeit, in der wir leben muss man, um sein Dasein kaempfen, daher diese Fallen. Wir brauchen viele Dinge um wieder auf die Beine zu kommen, und mit den Kaninchen kann ich andere Sachen eintauschen. Wir befreiten noch zwei Kaninchen und gingen heim.

Auf den Heimweg, war ich sehr nachdenklich geworden, ueber das, was ich heute so erlebt hatte. Dann sagte der Grossvater: "Achim mein Junge, der Krieg hat die Menschen hart gemacht, viele von denen finden nicht mehr den richtigen Weg, es ist schwer sich heute durchzuschlagen. Betrachte das hier:  "Er zeigte auf den Sack" als eine reine " Ueberlebens-Massnahme", denn der Mensch braucht das Fleisch ebenso, wie Kartoffeln und andere Nahrungsmittel. Und wenn ich Tauschgeschaefte mache, so brauchen wir auch das, denn wir haben auf der Flucht alles verloren, selbst unsere Heimat. Aber das wirst du erst in ein paar Jahren richtig verstehen mein Junge." Ja das war eine wichtige Rede, die der Opa da von sich gab, und er hat recht, so ging es mir durch den Kopf. Recht hatte auch meine Mutter, das was sie getan hat, war auch nur fuer's Ueberleben, das Schwarzbrennen von Schnaps, alles fuer's Ueberleben. Ich verstand es wirklich nicht. Alles was verboten war, war erlaubt. Zu Hause waermten wir uns erst einmal richtig auf. Grossvater trank sein Tee mit schwarzgebrannten Schnaps, und ich den normalen Tee.

"Na, wie war es mein Junge? " fragte die Oma. Ich wusste nicht so richtig  was ich anworten sollte, doch dann sagte ich: " Es muss wohl alles so sein, Oma."  "Gut, mein Junge, du wirst mal ein richtiger Mann."  Was meinte die Oma damit?" Aber ich fragte nicht nach, und verstanden habe ich nichts. "Achim moechtest du mir helfen, die Kaninchen zu schlachten?" "Nein Grossvater, ich habe noch Schularbeiten zu machen."  Oma, ich moechte noch eine  Weile zu Gerd gehen, um meine Schularbeiten mit ihm zusammen machen."  " Ist gut Junge, lauf nur rueber,  aber bleib nicht so lange."  "Danke, Oma." Gerd wartete schon ungeduldig auf mich. " Na, was war los im Wald?"  "Nun mal langsam und immer mit der Ruhe, was soll los gewesen sein? Opa zeigte mir einen Fuchsbau und sagte: "Dass er ihn, fangen will." Gerd kruemmte sich vor lachen." Deswegen musstest du mit in den Wald gehen?" " Gerd, nichts ueber meinen Grossvater, ja, und uebrigens, der Fuchs hat schon zwei Huehner der Frau Krebs geklaut so ganz Unrecht hat mein Opa gar nicht." Ich wollte die Geschichte mit den Kaninchen nicht weiter erzaehlen.

"Hast du die Schulaufgaben fertig fuer mich?" "ja, hier, schreib schnell ab, meine Eltern sind in der Waschkueche und fuellen Flaschen ab".  Ich schrieb  die Aufgaben schnell ab, dann sagte ich : Bis morgen in der Schule, habe Oma versprochen, dass ich gleich wieder zurueck bin.""Geht in Ordnung."  Tage und Wochen vergingen, Gerd und ich wir waren viel zusammen, aber es gab auch Tage, an denen wir mit anderen Kindern  spielten. Anfang Maerz, ich kam aus der Schule nach Hause, da sass ein fremder Mann in der Stube mit den Grosseltern zusammen. Ich fragte : "Oma, wer ist denn der Mann?"  "Das ist dein Onkel."  "Das ist mein Onkel? Den habe ich noch nie gesehen,"  "Doch mein Junge, nur da warst du noch klein, 1941 war er das letzte mal auf Urlaub bei uns in Neudamm, seit dieser Zeit war er vermisst," "Ach so, Onkel Fritz."  "Kennst mich wohl nicht mehr Achim?" " Nein," antwortete ich. " Na, mein Junge, du hast dich auch ganz schoen veraendert, was macht deine Mutter?" "Sie wohnt jetzt in der Naehe von Letschin und arbeitet, im Strassenbau." "Da schau her, in Neudamm war sie Weberin, so wie deine Oma."  Bleibst du hier Onkel Fritz?"  wollte ich wissen.

"Nein, mein Kleiner, ich fahre wieder in den westlichen Teil zurueck, ich hole nur Tante Lisa und deinen Cousin Wolfgang aus Erkner ab, ich bin schnell mal hier nach Platkow gekommen, um meine Eltern zu begruessen. "Wo wohnst du denn Onkel Fritz?"  "In Solingen die Stadt der Messer und Klingen, mein Junge, wenn du die Schule fertig hast, kannste doch zu uns kommen." " Ist gut gemeint Onkel Fritz, aber ich bleibe lieber bei Oma und Opa, denn hier ist das auch ganz schoen, und Onkel Willi wohnt ja auch hier, und Arbeit gibt es hier auch genug. Na ja, die Hauptsache es gefaellt dir." Am Nachmittag ging Onkel Fritz zu seinem Bruder Willi. Oma war sehr traurig, als ihr Sohn sich verabschiedete. "Na, Mutter nun weine nicht, ich komm ja wieder."  "sie erwiederte: "Gut mein Sohn, aber warte nicht zu lange."  An diesem Abend war es sehr still in unserer Wohnung. Die Grosseltern hingen ihre Gedanken nach, und ich verzog mich ins Bett und schlief gleich ein. Der Winter hatte sich verabschiedet. Der Fruehling war voll im kommen, es bluehte ueberall in den Gaerten, und man spuerte den Sommer naeher kommem.

An einem Sonntag im April standen ploetzlich meine Mutter und Onkel Paul vor der Tuer. Opa und Oma waren recht ueberrascht Wir begruessten uns, und tranken gemeinsam getauschten Bohnenkaffe, ich bekam wie   immer Tee. Onkel Paul fragte: "Na, du kleiner Radfahrer, was macht dein Rad?"  "Es war den ganzen Winter ueber im Schuppen aufbewahrt, Opa hat es geputz und dann schoen an zwei Haken aufgehaengt, und seit dem Fruehjahr, benutze ich es wieder." "ist doch prima, dann haelt es auch laenger."  "Dann fragte ich meiner Mutter: "Wohnt ihr  immer noch in der naehe von Letschin ?  "Ja, und wir haben auch Guenter schon mal besucht, er hat ja eine gute Arbeitstelle dort bei der Familie  "Gahr. Und ich koche jetzt fuer die ganze Belegschaft am Bau; dank Paul, und brauche nicht mehr die Schaufel zu schwingen." " Ist doch gut fuer dich Hedwig." meldete sich die Oma. Nach dem Fruehstueck, stand ich auf, und sagte: "Dann bis nachher." Und so radelte ich zu Gerd und wir fuhren dann gemeinsam zu Manfred, der schon auf uns wartete, ich nahm Mandred auf meinen Gepaeckstaender und so radelten wir rueber zum Waldrand, und vertrieben uns dort die Zeit, so wie es andere Kinder auch machten.

Kurz vor Mittag, war ich wieder zu Hause. Nach dem Essen unterhielten sich die Erwachsenen, ueber Dinge die ich nicht so recht verstand, und so spielte ich mit Rudi Krebs auf dem Hof. Dann wurde noch gevespert, und Onkel Paul und meine Mutter verabschiedeten sich, und wuenschten der Oma gute Besserung in Bezug auf ihrer Krankheit. Onkel Paul sagte noch: " Wir sind alle in des Schpoepfers Hand, Frau Werner." Diese Worte habe ich damals ueberhaupt nicht begriffen, aber auch nicht vergessen.  Den ganzen Sommer war ich sehr viel mit Gerd  zusammem, denn uns verbannt die gleiche Leidenschaft:  "Das Angeln". Wir sassen oft stundenlang am Fluss Oder ohne uns viel zu unterhalten, es machte uns einfach Freude. Wenn der Fischer mit seinem Kahn vorbei fuhr, dann winkten wir ihm zu und er winkte zurueck. So vergingen die Wochen und Monate jeder hatte seine Aufgabe, wir Kinder besuchten die Schule und die Erwachsenen hatten ihrer Arbeit nach zu gehen. Als ich eines Nachmittags im August 1946 vom Angeln Heim kam, sagte die Oma: " Hier mein Junge, ich habe dir eine neue Hose und ein neues Hemd gekauft." Ich staunte nicht schlecht, denn es war eine lange Hose.

'Mensch Oma, die ist aber toll, und die passst genau." Oma ging drei vier Schritte zurueck und hielt sich die Hand vor die Augen." Was ist mit dir Oma?' fragte ich. " Ach nichts mein Junge, ist schon wieder vorbei." Sie wollte mir nicht sagen, dass es ihr seit der Nachuntersuchung wieder schlechter ging. Ehe man sich's versah, war der Winter 1946 ins Land gezogen, und  Weihnachten stand vor der Tuer. Da sich das Befinden  der Grossmutter nicht gebessert hatte, verlebten wir das Weihnachtsfest in aller Ruhe und Bescheidenheit. Inzwischen war auch mein 12. Geburtstag vorbei. Meine Mutter hatte uns mehrmals besucht. Sie wohnte nun mit Onkel Paul in Buckow (in der Maerkischen Schweiz), denn die Baustelle hatte man dorthin verlegt. Die Oma kraenkelte immer mehr vor sich hin, ihr Gesicht war schon von der Krankheit gezeichnet. Im Fruehjahr 1947, als das Eis in der Oder zu schmelzen begann, bekam die Oder Hochwasser und sprengte den Damm. Binnen drei Tagen erreichte das Hochwasser die umliegenden Ortschaften, und sie standen unter Wasser. Auch die Felder konnten nicht bestellt werden. Wir Einwohner von Platkow hatten nur Hochwasser Alarm. Ich durfte unseren Hof nicht verlassen, und der Schulunterricht fiel aus.

So half ich  dem Grossvater bei der Arbeit, oder sass bei meiner Oma. Anfang Mai ging so langsam das Hochwasser wieder zurueck, und es dauerte  noch lange, ehe die Felder abgetrocknet waren. Das Hochwasser hatte der Alten Oder sehr viel Fische hinterlassen, und so konnten Gerd und ich, fast taeglich tolle Fische mit nach Hause bringen.  Grossvater sprach immer weniger seit die Oma kraenkelte. Ende des Jahres 1947 wurde Oma so krank, dass sie nicht mehr aufstehen konnte. Grossvater oder ich, wir kuemmerten sehr um sie. Ich dachte oft an die Zeit, als  wir das erste Mal aus Neudamm fluechteten wie ruestig Oma da noch war. So eine liebe Frau und nun das. Tag fuer Tag im Bett liegen, nicht mehr alleine zur Toilette gehen können, staendig umsorgt zu werden von den Angehoerigen, es war auch das fuer sie selbst eine Last. Oma verlor immer mehr an Gewicht sie hat sicher schwer leiden muessen, aber beschwert hat sie sich nie. Nun konnte sie auch nicht mehr allein auf den Topf gehen, auch da haben wir helfen muessen, Opa baute noch einen Stuhl, der einem Plumpsklo aehnelte, dieser Stuhl stand neben dem Bett, und  so war es auch eine Hilfe fuer den Opa.

Ich habe oft beim Holzhacken im Schuppen geweint, spielen ging ich nur noch selten, ab und zu war ich kurz mal bei Gerd, dann wieder schnell nach Hause. Seitdem Oma krank war, besuchte uns mein Brueder Guenter oefter des Sonntags, denn auch er hing an sehr an der Oma, und was wir alles zusammen erlebt haben auf der Flucht. Es waren schwere Stunden und Tage, aber wir haben alle zusammen gehalten,  jeder war fuer den anderen da. Da lag nun meine liebe  Grossmutter, sie war fuer mich, das Liebste, was ich in der Zeit kannte und hatte. Fuer den Grossvater und mich waren die Tage nicht einfach, die Oma zu pflegen und den Haushalt zu machen, aber wir taten es gern. "Ob der Grossvater es gern tat oder nicht, das erfuhr ich viele Monate spaeter." Tante Grete kam hin und wieder und  kuemmerte um die Waesche. Gegen die starke Schmerzen bekam Oma Morphium. Eines nachmittags sagte sie zu mir: " nun hoer mal, mein Junge, der Tag ist nicht mehr weit, und ich werde von euch gehen, versprich deiner Oma, dass du ein guter Junge bleibst, und den Anweisungen deines Grossvaters folgst." Ja Oma. aber was redest du da, du wirst doch wieder gesund."

"Nein mein Junge, gegen Brustkrebs gibt es noch keine Medizin. Ich spuere, wie es von Tag zu Tag schlechter mit mir wird, pass mir gut auf den Grossvater auf." Was sollte ich sagen?  Ich sagte " Ja  liebste Oma das  tue ich."  Grossvater war die letzte Zeit immer haeufiger im Schuppen, er kam nur zum kochen herein oder wenn Grossmutter auf den Stuhl musste. Weihnachen 1947 war die traurigste Weihnachten, das ich je erlebt hatte, niemand, aber wirklich niemand kam Weihnachten zu uns. Auch zu meinem 13.Geburtstag, niemand besuchte uns, weder Onkel Paul noch meine Mutter, auch Onkel Willi und Tante Grete, alle hatten keine  Zeit. "Nicht mal fuer die Oma." ging es mir durch den Kopf. So sprudelte der Hass in meiner Seele hoch, der die Seele fest zementiert hat. Heute wuerde ich sagen: "Es war Krieg, in der eigenen Familie." Wenn Kinder einer kranken Mutter, die vom Tode gezeichnet war, keine Zeit mehr haben ihre Mutter zu besuchen, und nur ihre eigenen Interessen nach jagen, dann stimmt etwas nicht mit den Kinder, dann brauchen sie wirklich einen Psychiater, oder diese Menschen haben keine Seele.

" Wenn ich gross bin, dann werde ich mit Mama abrechnen." So ging es mir den den Kopf. An einem Schultag im Mai 1948, kam unsere Nachbarin In die Schule, sprach kurz mit dem Lehrer Eichhorst, dann rief Herr Eichhorst meinen Namen Ich ging nach vorne zum Pult, dort erklaerte mir Herr Eichhorst, dass meine Oma verstorben sei, und ich Schulfrei haette, bis die Beerdigung vorbei sein wuerde. Herr Eichhorst kannte unsere Familie, und wusste, dass ich jetzt mit dem Opa allein sein wuerde. Ich nahm mein Fahrrad und fuhr nach Hause. Als ich das Wohnzimmer betrat, sass der Opa am Bett der Oma und hatte Traenen in den Augen. "Opa Opa" stotterte ich und weinte, der Grossvater nahm mich in den Arm. "Ja mein Junge, nun hat es die liebe Oma ueberstanden, sie hat sehr leiden muessen." Oma war ganz gelb im Gesicht, und der Grossvater erklaerte mir, das sie letzte Nacht noch die Gelbsucht bekommen haette. Dann stand er auf und sagte : "Achim setze dich  bitte auf dein Rad und fahre nach Neuhardenberg zum Doktor und sage ihm, er soll kommen, um den Tod zu bestaetigen." So setzte ich mich aufs Rad, und 20 Minuten spaeter war ich dort.

Als der Arzt die Tuer oeffnette, um den naechsten Patienten herein zu rufen, sah er mich und fragte, was ich wollte, dann sagte ich : Herr Doktor, meine Oma ist gestorben. Ich brauchte gar nichts mehr zu sagen, und er sagte von selbst: "Mein Junge ich komme am Nachmittag vorbei."  Dann radelte ich zurueck nach Hause. "Na, was sagte der Doktor?" fragte Opa, ich antwotete: "er kommt am Nachmittag zu uns."  "dann fahre gleich  zu deiner Tante Grete und sage Ihr was passiert ist."  So radelte ich zu Tante Grete, als ich die Wohnung betrat, sassen sie gerade am Mittagstisch,  "Was gibt es, mein Junge?" " Ich sollte euch nur Bescheid sagen, dass die Oma gestorben ist."  Waa..s, die Oma ist tot?" fragte Manfred."   "Ja, unsere Nachbarin kam zur Schule und brachte die Nachricht, und ich bekam gleich  schulfrei, bis die Beerdigung vorueber waere."  " Setz dich, hast du schon etwas gegessen?"  "Nein,  denn ich bin gerade von Neuhardenberg zurueck, habe den Arzt benachrichtigt" Tante Grete holte noch einen Teller. "Du kannst mit uns essen, hat sich deine Mutter schon gemeldet?"  "Nein" sagte ich  "Sag dem Grossvater, dass wir kommen, wenn Onkel Willi hier ist." 

 Nach dem Essen fuhr ich sofort zurueck zum Grossvater, der mir gleich einen neuen Auftrag gab. So Achim, nun fahre noch zur Post und gib dieses Telegramm auf, es ist fuer deine Mutter." Als ich das erledigt hatte, fuhr ich auf den Rueckweg bei Gerd vor bei. " Na du Flasche, laesst du dich auch mal wieder sehen!" "Ja wollte dir nur sagen, dass meine  Oma  gestorben ist." " Das tut  mir Leid, ich weiss, wie gern du deine Oma hattest, ich sage es gleich meiner Mutter." "Dann bis spaeter," gab ich zurueck. Als ich unsere Wohnung betrat, war der Doktor da, und stellte den Totenschein aus.  "So, Herr Werner hier ist der Totenschein, und ich kuemmere mich um das Beerdigungsinstitut in Gusow, sie werden noch  spaet Nachmittag hier sein und den Sarg bringen. Und zu mir gewandt, meinte er: " Und du mach deinen Grossvater keinen Kummer." Dann verabschiedete er sich. "Achim wir koennen die Oma jetzt solange in die Waschkueche bringen, und wenn die Leute mit den Sarg kommen, dann werden wir sie dort aufbahren . Wir legten die Oma auf einer alten Strohmadratze, und bedeckten sie mit einem Laken.

Grossvater zog gleich die Bettwaesche ab.  Die Bettdecke haengte er auf die Waescheleine, ich trug den Toilettenstuhl in den Schuppen. Mir ging es durch den Kopf:  "Der Grossverter hat heute gar nicht geweint." Am spaeten Nachmittag, kamen die Leute vom Beerdigungshaus, und versorten meine Oma in der Waschueche, der Grossvater hatte auch zwei Holzboecke bereitgestellt, damit der Sarg hoch stand. Als alles erledigt war fuhren die Leute mit ihrem Pferdewagen wieder nach Gusow zurueck. Abens kam Onkel Willi und Tante Grete, nachdem sie die Oma gesehen hatten, haben sie noch einige Dinge besprochen, dann sind sie wieder gegangen. Abends als wir schon im Bett lagen, sagte der Grossvater: "Morgen frueh Achim moechte ich, dass du zu Guenter faehrst und ihm die Nachricht bringst, dass die Oma gestorben ist."  "Ja Opa das mache ich." In dieser Nacht fand ich einfach keine Ruhe, immer wieder wachte ich auf, und dachte an die Oma die jetzt in der Waschkueche lag. Und wie es nun weitergehen sollte. Bei wem sollte ich nun kuenftig bleiben? Ich kam mir wie ein Waisenkind vor.

Nach dem Fruehstueck machte ich mich auf den Weg, um Guenter in Letschin die Nachricht zu ueberbringen. ich fuhr direkt auf den Hof des Bauern, und Frau "Gahr" stand mit einer Schuessel in der Hand auf dem Hof und futterte, ihre Huehner und Enten. Ich begruesste die Baeurin und sagte ihr, dass unsere Oma gestorben sei. "Das tut mir aber Leid. aber Guenter ist hinten auf dem Feld, lauf und hole ihn." So lief ich ueber den Acker und sah ihn mit der Sense Gruenfutter schneiden. Er staunte nicht schlecht als ich vor ihm stand. Ich erzaehlte ihm was geschen war und sagte: Der Opa moechte, dass du Heim kommst bis zur  Beerdigung Guenter hatte Traenen in den Augen, schmiss den rest des Gruenfutters auf den Wagen und fuhr mit dem Einspaenner zurueck zum Hof. Als das Futter abgeladen war, und das Pferd im Stall stand, liefen wir beide ins Haus der Baeurin. "Tut mir leid, Guenter, mein herzliches Beileid. Hier habe ich euch fuer die Trauerfeier etwas zu Essen eingepackt. Du brauchst erst wieder kommen, wenn alles vorbei ist, mein Mann und ich schaffen das schon die paar Tage."Danke." Gab Guenter zurueck. Dann fuhren wir beide mit unseren Raedern los.

"Wo ist denn die Oma jetzt?" wollte er wissen. "In der Waschkueche  haben wir sie aufgebahrt.  " Du " staunte Guenter, 'Ja ich habe dem Grossvater dabei geholfen, war doch keiner weiter da."  Zuhause angekommen, gingen  Guenter und ich  gleich in die Waschkueche, wir nahmen den Sargdeckel herunter dann sah wir eine weile auf die Grossmutter, dann legten wir  den Deckel wieder darauf. Wir hoerten klopfen im Schuppen, so gingen wir zum Schuppen, Guenter begruesste den Grossvater anschliessend gingen wir alle drei ins Haus. Wir staunten nicht schlecht, Opa hatte die oberen  Haelften der  Doppelstock Betten getrennt, so das nur noch drei normale Betten dort standen, sah gar nicht schlecht aus, fuer meine begriffe. " Ja Jungs, das musste sein, denn wir koennen nicht staendig diese Doppelbetten hier stehen lassen,  wenn nur zwei Menschen hier Wohnen. Wenn Besuch kommt, muessen sie auf den Boden schlafen, mussten wir drei auf der Flucht auch, oder habt ihr das schon vergessen, was wir durch gemacht haben?"  Guenter sagte noch: Sieht jetzt viel schoener aus. Die Baeurin hat uns  Esswaren mitgegeben, fuer die Beerdigung,"

"Achim soll sie gleich in den Keller tragen." was ich auch umsetzte. " Ich hoffe, dass eure Mutter heute noch kommt." Ich fragte:  "Wo soll sie denn schlafen?" " Sie kann bei Onkel Willi fuer zwei Naechte bleiben." Nun war ich beruhigt, denn mein Hass zu meiner Mutter kam immer wieder in mir hoch, vor allem deshalb, weil sie so wenig fuer ihre kranke Mutter uebrig hatte, denn Grossvater war mit allem ueberlastet, ich half wo ich konnte.  Gegen Abend traf unsere Mutter bei uns ein ."Guten Abend Vater, guten Abend Kinder." Meine Mutter wollte ihre eigene tote Mutter gar nicht sehen.  So Hedwig, nun mach den Jungs und mir mal erst richtig was zu Essen, nach dem Essen spuelten Guenterund ich das Geschirr. Und nun koennt Ihr zwei noch eine Weile rausgehen, eure Mutter und ich haben etwas zu besprechen." Draussen sagte ich : Hoer mal Guenter, wenn ich naechstes Jahr aus der Schule entlassen werde, komme ich zu dir auf den Bauernhof und arbeite auch dort?"  "ja, ja, das kannst du machen, ich habe schon mit den Bauern darueber gesprochen,  und er ist einverstanden. Aber Mama will doch, dass du Baecker lernen sollst."  Ich weiss, aber erst muss sie mal eine Baeckerstelle fuer mich haben."  "sie wird schon eine fuer dich finden.

Nach etwa einer Stunde gingen wir ins Haus zurueck. Mama verabschiedete sich und ging zu ihrem Bruder Willi. Guenter und ich wir schliefen zusammen in einem Bett. Der naechste Tag begann sehr frueh, denn Mama stand schon in der Kueche und machte fuer uns Fruehstueck. Um 10 Uhr herum, kam der  Beerdigungswagen, dann wurde der Sarg der Oma von 4 Maennern auf den Wagen geschoben. Der Beerdigungswagen, wurde von zwei Pferden gezogen. Dorfbewohner schlossen sich dem Trauerzug an. Der Friedhof lag noerdlich vom Dorf, etwa ein Kilometer entfernt. Dann als der Sarg abgeladen war, lief der evengelische Pastor voran  und der Zug der Trauergäste hinter her. Nach den Worten des Priesters, wurde der Sarg in die Grube herabgelassen, und ich merkte, dass ich weinte. Auch Guenter und viele Leute weinten, nur der Grossvater nicht. "Ist schon ein komischer Alter, der Grossvater." ging es mir durch den Kopf. Nach der Beerdigung ging die ganze Familie zu Tante Grete, denn sie hatte fuer uns alle Mittag zubereitet. Nach dem Essen, gingen wir Jungs runter und spieten auf den Hof, Guenter blieb in der Wohnung und die Erwachsenen sprachen nur ueber die Krankheit der Oma.

Spaet am Nachmittag, machten wir uns auf den Weg nach Hause, wir verabschiedeten uns von unserer Mutter und von Tante Grete und Onkel Willi, meine Mutter schlief noch eine Nacht bei ihrem Bruder, am anderen Morgen musste sie wieder zuruck nach Buckow. Guenter fuhr gleich weiter nach Letschin zur Arbeitsstelle. Ich durfte noch eine Zeitlang draussen auf dem Hof spielen. Zum Abendbrot rief mich der Grossvater herein, waehrend des Essens sagte der Opa: "So Achim ab Morgen gehst du wieder zur Schule."  Ich antwortete: "ist in Ordnung Grossvater."  Es war  eine unheimliche Stille in der Wohnung, denn seit die Oma nicht mehr da war, sprach Opa nur das Noetigste. So legte ich mich bald ins Bett, und weinte, und weinte, die halbe Nacht lag ich wach, nun hatte ich keinen Menschen mehr, der zu mir stand, zu dem ich hingehen konnte, um Beistand zu bekommen. Seit dieser Zeit habe ich Jahre nicht mehr weinen koennen, denn es war niemand mehr da, der es mir Wert gewesen waere. Von nun an sollte ich die Schwere des Lebens, noch erfahren.  Ein Leben voller Dornen....

Nach Schulschluss fuhr ich zu Tante Grete, zum Mittagessen. "Na mein Junge, den ersten Schultag nach der Beerdigung ueberstanden?" begruesste sie mich. " Ja, bloss wo die Oma nicht mehr da ist, macht es keinen Spass mehr, bei uns in der der Wohnung, ist es jetzt so mein Junge. Es war nicht immer leicht fuer dein Grossvater, die kranke Oma zu haben und dich noch dazu." Ist schon komisch Tante, ich tue niemandem etwas, aber ich bin immer nur das fuenfte Rad am Wagen in meiner Familie. Streiche werden auch die Grosseltern gemacht haben als Kinder. Meine Mama benimmt sich mir gegenueber auch nicht gerade wie eine liebende Mutter. Nur von mir wird immer nur verlangt, dass ich mich anständig benehme, was ich auch tue, ja die Erwachsenen sind schon komische Menschen."Aber Achim, deine Mutter muss auch sehen wie sie zu recht kommt." "ja, ja, nur wie ich zurecht komme, danach fragt keiner, aber naechstes Jahr komme ich aus der Schule, dann mache ich was mir gefaellt." Sie antwortete: "Nun sei mal nicht so aufgebracht mein Kleiner, du wirst noch schnell genug Erwachsen. Damit, sollte sie recht behalten.

Vier Wochen nach Omas Tod, fuhr der Grossvater nach "Erkner" suedlich Berlin's, zu den Eltern von Tante Lisa, die dort ihre neue Heimat gefunden hatte. In den naechsten Monaten wierderholten sich diese Fahrten immer oefter. In der Abwesenheit des Grossvaters, musste, ich immer zu Tante Grete, essen gehen, abends war ich dann ganz allein in der Wohnung. Es war wohl noch kein halbes Jahr vergangen, nach Omas Tod, als Opa eines Tages eine alte kleine Frau mitbrachte in unsere Wohnung, und die zu mir sagte: "Na mein Junge, ich bin von jetzt an deine neue   Oma." In mir kochte es: "Waa...s eine neue Oma."  Die war ja kleiner als ich, und hatte kurze Finger, eine dicke Nase und eine komische Frisur. Ich fand, dass meine Oma tot besser ausgesehen hat als diese Person lebendig.  Ich hatte mich zu fuegen und basta. Nachdem sie das erste mal fuer uns gekocht hatte, und es sehr gut schmeckte, fand ich sie schon netter. Trotz dem blieb ich bei meiner Beurteilung von vorher, denn ich sollte recht behalten. Denn in " Erkner'' wohnte die Tochter der seltsamen Oma, und so fuhren sie nun alle drei vier Wochen dort hin, und jedes mal hatten sie den Koffer voller Nahrungsmittel.

Obwohl der Grossvater wusste, dass sein eigner Sohn zu kämpfen hatte   um die Familie zu ernaehren, aber der Alte kannte nur sich selbst und sein Vergnuegen. Fuer meine Begriffe war das ungerecht, denn wie oft habe ich bei meiner Tante gegessen und auch den Tag dort verbracht, wenn der Opa in " Erkner" sein Vergnuegen nachging. Und auch wenn die neue Oma in Platkow ist , hatte sie staendig etwas gegen mich zu noergeln. Dann eines Tages wollte der Grossvater mich mit dem Riemen schlagen, weil sich die "Neue" ueber mich beschwert haette, Ich ging auf meinem Grossvater zu, und sagte: " Opa, wenn du mich schlaegst, vergesse ich, dass wir einmal zusammen auf der Flucht waren, und du, drei Wochen krank da gelegen hast. Guenter und ich haben dafuer gesorgt, dass du was zu Essen hattest, und wo war da dein Liebchen, und wenn du versuchen solltest mich heute zu schlagen, werde ich mich wehren, denn das habe ich nicht verdient, und auch unsere Oma nicht." Opa drehte sich um, den Riemen in der Hand, und ging in den Schuppen.

Ich war wieder ein mal bei Onkel Willi, und der Grossvater holte mich ab, Denn keiner wusste, wann die Herrschaften zurueckkommen, die " Neue Oma" ist draussen stehen geblieben, und nur der Opa ist allein in die Wohnung gekommen. Onkel Willi sagte zu seinem Vater: Hoer mal, Vater, dass du dich nicht schaemst, dein eigener Sohn hat Mühe seine Familie zu ernaehren, und wie oft ist Achim bei uns zum Essen, und du schleppst alle Lebensmittel nach Erkner zu fremden Leuten. Wir wissen,  dass du und Mutter seit Jahren kein vernuenftiges Verhaeltnis mehr hattet, aber dass du deine Kinder im Stich laesst verstehe ich nicht." Opa anwortete: "Das ist meine Sache, meine Kinder sind auch nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Betrachte nur deine Schwester, und du, du tust wichtig als Erfassungskontrolleur. Ich bin alt genug, um zu wissen was ich zu tun habe. Achim  wird von jetzt ab, auch mal ein paar Tage allein zu hause fertig werden, ist ja kein kleiner Junge mehr. So und nun lass uns das Gespraech beenden." Zu mir gewand sagte er: "Komm, Achim hier haben wir nichts mehr zu suchen."

Grossvater ging ohne sich zu verabschieden, und ich tippelte hinter ihm her. Es sollten Jahre vergehen ehe der Grossvater wieder mit seinen Sohn zusammen kam. Zuhause meinte der Opa:" Hoer mal Achim, musst nicht alles herumtratschen, und noch etwas; was ich ueber deine Mutter  gesagt habe, das meine ich auch so. Fuer mich ist sie eine Nutte, denn sie war dir nie eine gute Mutter, und das weisst du auch." Ich war sehr ueberrascht, was der Opa da gesagt hat. Vor allen Dingen dieses Thema, was ich von meiner Mutter halten sollte, das musste er mir schon selber ueberlassen. Der Alltag hatte uns wieder, die Schulzeit lief dem Ende entgegen. 1949 eine Woche vor Ostern  bekamen wir 8. Klaessler endlich  unsere Abschlusszeugnisse, ich freute mich sehr ueber mein Zeugnis,  denn ich bekam mehre zweien sowie dreien und eine vier in Russisch. Fuer eine Baeckerlehre sollte das wohl reichen, ging es mir durch den Kopf. Ostern wurde ich nun konfirmiert, leider war niemand zu meiner Konfirmation aus meiner Familie gekommen. Auch meine Muter nicht Guenter hatte zu tun, Onkel Willi, das war mir klar, kam auch nicht mit seiner Familie, und mein Bruder Herbert hatte eine Freundin und seinen Beruf, ausser die Tochter mit Anhang der "Neuen Oma" , war niemand auf meiner  Kofirmation.

Und wie immer in meinem Leben war ich allein, Doch ich wollte meine Konfirmation feiern, und so verliess ich meine Gaeste nach dem Essen, und ging mit meinen Konfirmations Anzug zu Gerd, denn er wurde auch mit mir zusammen konfirmiert. Ich klopfte an die Haustuer, und Gerd's Mutter oeffnete, und war sehr erstaunt, und sagte:"Gibt es bei euch zu Hause  keine Feier?" ich sagte: Doch Frau Ross, aber es sind die falschen Gaeste bei uns, und da dachte ich..." Ist schon gut Achim komm rein." Als ich das Wohnzimmer betrat, waren Gerd seine Gaeste schon in Stimmung. die meisten der Gaeste kannten mich." Nun war Platkow auch nur ein Dorf.  Mensch Achim , das find ich prima, dass du gekommen bist, hier kannst gleich einen mittrinken." Er Gab mir ein Bier und einen Schnaps. "Prost Achim." ich gab zurueck: "Prost Gerd und dass wir Freunde bleiben." "Hoffentlich bekommst du keinen Aerger." Aerger, ach was, den hab ich schon lange, das weisst du auch, und mir macht das nichts mehr aus." "Dann komm lass uns unsere Konfirmation zusammen feiern, meine Gaeste sind in Ordnung.

Und so blieb ich bis zum Abend. Fuer mich war nun Zeit aufzubrechen, denn es war schon dunkel. Ich bedankte mich bei der Familie Ross, und Gerd brachte mich noch zur Tuer, und sagte: "Wir sehen uns noch." "sicher" gab ich zurueck und lief etwas leicht angeschwipst nach Hause. Als ich in die Wohnung kam, waren  meine Gaeste schon auf dem Weg nach Erkner.  "Wo kommst du denn jetzt her" wollte der Opa wissen." ich antwortete: "Gerd hatte doch auch Konfirmation, und weil niemand von unserer Familie gekommen ist, bin ich zu Gerd gegangen und habe dort meine Einsegnung gefeiert." er antwortete: "Kannst froh sein, dass heute   deine Einsegnung war, sonst haettest du den Riemen zu spüren bekommen." Ich unterbrach meinen Opa und sagte: Grossvater ueber dieses Thema haben wir uns doch schon mal unterhalten."  "Da hoer dir doch diesen Rotzloeffel an, aber ich will mir meine Haende nicht schmutzig machen, denn du gehst ja naechste woche zu  Bauer Grah, dann kannst du machen was du willst". Ich staunte, dass der Opa so ruhig blieb. trotzdem tat es mir nicht leid, was ich zu Opa gesagt habe, denn seit die "Neue Oma" das Wort fuehrte, hatte ich sehr viele Ungerechtigkeiten erdulden muessen.

Bevor ich zu Bauer Grah fuhr, hielt ich noch bei Gerd, und verabschiedete mich von ihm.""Achim lass etwas von dir hoeren."" Geht in Ordnung Gerd." Dann zog ich los mit meinem Rad. Es sollten drei Jahre vergehen,  bevor wir uns fuer kurze Zeit wieder sehen konten. Kurz vor Mittag war ich  beim Bauer Grah, Guenter war in der Waschkueche und kochte Kartoffeln fuer die Schweine."Na da bist du ja Achim, komm lass uns gleich rein gehen zur  Baeurin, der Bauer ist noch unterwegs mit den Pferden, zu Mittag ist er wieder hier." Dann liefen wir ins Haus. Ich begrueste die Baeurin, und bedankte mich fuer die Arbeitsstelle. "Achim  das hatten wir dir doch versprochen. Guenter kann dir den Schweinestall zeigen, aber den kennst du ja schon. Was machen die Kartoffeln Guenter?" "Die brauchen noch Zwanzig Minuten Baeurin." Wenn der Bauer kommt spannt die Pferde aus, und kommt zum Essen." Gesagt getan. Guenter zeigte mir was von nun an meine Arbeit war. Der Bauer kam kurze Zeit spaeter und lachte mir entgegen, "Na , das freut mich aber Achim, dass du da bist, spannt erst aus, dann koennen wir essen." Die Arbeit gefiel mir und es machte auch Spass, denn abends hatten wir Brueder Zeit uns ueber unsere Familie zu unterhalten.

Tage vergingen, und jeder hatte hier beim Bauern seine Aufgabe zu erfuellen, ich hatte den Schweinestall uebernommen und Guenter den Kuhstall, wir saeuberten taeglich die Staelle und die Tiere mussten versorgt werden. Tags ueber bestand unsere Arbeit darin, das wir die  Felder in Ornung brachten, wie Rueben vom Unkraut zu befreien, Futter fuer die Tiere von den Wiesen zu holen, und viele andere Arbeiten, die ich weiter nicht ausfuehren moechte. Die Arbeit machte mir grossen spass und ich war begeistert, ueber die Vielfalt und die Herausforderung, welche eine Landwirtschaft auf sich hat. Es ist zwar ein Knochenjob, aber dafuer bekamen wir auch ein super Angebot beim Essen, hier war vom Ende des Krieges nichts zu spueren, was das Essen anbetraf. Es gab wirklich Kraftfutter fuer den Arbeiter, die die Nahrung auch brauchten, denn im Sommer wurde hier nicht auf die Uhr geschaut, und am Monatsende hatten wir dann auch mehr in der Lohntuete, die heute niemand mehr kennt. Kost und Logie waren frei. Unsere Bauernleute verarbeiteten jedes Jahr zwei Schweine, machten selber verschiedene Wurstsorten und Raeucherschinken.

Andere Fleischsorten wurden ein gepoekelt mit Salz, damit das Fleisch laenger haelt, zu der Zeit gab es noch keine Kuehlschraenke. Obst und Gemuese wurden eingewaeckt, oder eingekocht. So lebten viele Deutsche Bauern in der russischen Besatzungs Zone, und sie machten auch viele Schieber Geschaefte, obwohl sie verboten waren von den Kommunisten.  Die Sowjetische Besatzungs Zone endete am 7.10.1949 denn an diesem Tag wurde die "Deutsche Demokratische Republik" (DDR) gegruendet. Enige Jahre spaeter hat man den DDR Bauern, das Land enteignet, ihre Haeuser durften sie behalten.

Es gab Sonntage, da besuchte uns der Knecht vom Nachbars Gehoeft, und wir vertrieben uns die Zeit mit  Skat, so hatten wir unseren Sonntgsspass. Abends musste jeder wieder seiner Arbeit nach gehen, das hiess fuer mich meine Schweine fuettern,  danach gab es Abendessen, und wir verschwanden auf unser Zimmer. So vergingen die Wochen und Monate. Ende Juli tauchte ploetzlich unsere Mutter auf, und offenbarte mir, das sie eine Lehrstelle fuer mich gefunden haette, als Baeckerlehrling, die ich in einer Woche antreten sollte. "Sag mal Mutter, ich werde wohl gar nicht gefragt, ob ich ueberhaupt Baecker werden will." Mutter sagte: Jetzt hab ich die Stelle und hole dich am Wochenende ab. Bereite dich darauf vor, solltest du mir Schwierigkeiten machen, bringe ich dich ins Heim in einer Erziehungsanstalt, denn noch bist du minderjaehrig. Kannst es dir noch ueberlegen." In ein Heim wollte ich nicht,  denn da sollte es nicht besonders gut sein. So nahm ich das  Angebot meiner Mutter an. "Ist gut Mama, dann bis naechste Woche.." Schnell verschwand ich wieder und verrichtete meine Arbeit.

Am Abend sprach ich mit Guenter darueber. " Das ist doch gut Achim,   wenn du in die Lehre gehst, dann brauchst du hier nicht mehr den Mist zu karren jeden Tag, und bist immer weiss angezogen." "Aber ob ich da so frei leben kann wie hier, das sei dahin gestellt."  Wird schon hinhauen, und mach dir doch jetzt den Kopf nicht heiss." Ich antwortete: Ich mach mir den Kopf nicht heiss, aber da kenne ich niemanden, muss  wieder von vorne anfangen, und mir Freunde suchen." Achim du wirst schon neue Freunde finden." Ich sagte: So leicht ist das auch nicht, und du selbst, warum gehst du nicht in die Lehre?" Er antwortete: "Weisst du ich habe als kleiner Junge eine schwere Krankheit bekommen. Es war im ersten Schuljahr, da warst du drei Jahre alt, und wirst dich nicht erinnern. Ich durfte  in der Zeit nicht zur Schule, und bin dann im ersten Jahr nicht versetzt worden, so wiederholte ich die Klasse und kam wieder nicht durch. Deshalb hat man mich in die Hilfsschule gesteckt, das musst  du aber wissen."  " Ja ich kann mich erinnern, weshalb willst du keinen Beruf erlernen?"

"Achim ich kann nicht richtig lesen und schreiben wie du, und so kann ich keinen Beruf erlernen. Seit der Flucht aus der Heimat, bin ich nicht mehr zur Schule gegangen, sondern habe gleich hier bei Bauer Grah angefangen zu arbeiten. Fuer mich gibt es den Traum eine Lehre zu absolvieren nicht."  'Guenter, das tut mir richtig leid fuer dich."  "Schon gut, nun wollen wir es vergessen. Am Wochenende war es dann soweit, ich verabschiedete mich von der Familie Grah, und ging zu Guenter in den Stall. Nun ist die Zeit gekommen Guenter, Mama ist da,"Guenter begleitete mich zur Baeurin. "Tag Mama."  " Tag mein Junge, ich nehme Achim jetzt mit, und bleibe du fleissig." "Mach ich Mama. und du Achim halt die Ohren steif und lass mal etwas von dir hoeren. Kannst mich naechstes Jahr mal besuchen, wenn du Urlaub hast."  "Will es versuchen, aber wer weiss schon was da auf mich zu kommt." Auf der Reise erzaehlte mir meine Mutter etwas ueber die Baeckers Famile: Achim du bist da wie  ein eigner Sohn, denn die leute haben keine Kinder."  "Wird schon alles schief gehen, wirst sehen, dass ich nicht lange da bin." Dann stecke ich dich ins Heim, egal was du von mir denkst!" Ich denke gar nichts von dir Mama, denn du hast doch fuer uns, das heisst fuer Guenter und mich, nie viel uebrig gehabt. dir ging es immer nur um dich, nicht um uns." 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
Beginn einer Bäckerlehre
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9.  Beginn einer Bäckerlehre
Als wir in Batzlow kamen, brachte mich meine Mutter direkt, zur Baeckers Familie ins Geschaeft. "Guten Tag, sagte die Mutter, hier bringe ich ihnen meinen Sohn Achim." "Guten Tag Frau Wollschon  und zu mir gewannt, sagte sie " Guten Tag mein Junge."  "Erwin komm mal eben, rief sie zur Backstube, und dann stand der Meister im Laden. Es war ein grosser athletischer Mann, er trug Baeckerkleidung und strahlte ueber das ganze Gesicht. " Hier ist dein Lehrling ."Erwin, zeig ihm mal die Backstube."  "Tag mein Junge, dann komm mal rein." Ich merkte sofort, dass der Meister nicht die Hosen anhatte, denn die Frau war barsch im Ton, der Meister dagegen hatte eine angenehme Stimme. Das Benehmen der Baeckersfrau fand ich affektiert und bloed. Dann verschwanden wir in die Backstube, ich dachte sieht doch ganz gut aus hier, aber was werde ich hier alles fuer Aufgaben bekommen fragte ich mich, um beide zufrieden zu stellen.  "Hier mein Junge,  das ist unser Reich, hier, das ist die Beute. Hier liegt der Sauerteig verborgen, er hob den Holzdeckel hoch und ich sah ein Stueck Teig, das mit Mehl bestreut war von einer Groesse einer LKW Batterie. Heute Abend kommt noch etwas Mehl dazu und dann wird nochmals ordendlich durchgeknetet, dann wird etwas Mehl darueber gestreut und dann ruht das ganze bis morgen frueh.
 
"So, mein Junge, jetzt gehen wir nach draussen zum Hof. Ich staunte nicht schlecht, als ich den grossen Berg Holz liegen sah, es waren alles Meterenden. Der Meister fuhr fort: Den Ofen heitzen wir mit Holz und muessen es erst passgerecht schneiden. Da hinten, er zeigte mit dem Finger, steht eine Kreissaege, damit wird das Holz gesaegt, und neben der Kreissaege auf einem Holzklotz wird das Holz zerkleinert, siehst du, das ist schon alles." Das war eine gute Geschichte, die ich vom Grovater her kannte, denn ich wusste wie schwer holzhacken sein kann. Das wird keine leichte Arbeit fuer einen 14 jaehrigen Jungen, und ich gab zur Antwort: ist gut Meister." Wir gingen zurueck in den Laden, wo sich meine Mutter immer noch freudig mit der Chefin unterhielt. "Na was sagst du mein Junge?" fragte meine Mutter und ich gab ihr zur Antwort: "  gefaellt mir." was konnte ich schon sagen, denn sie kannte doch meine Meinung. Die Meisterin sagte gleich: " "Gut Achim dann zeige ich dir gleich dein Zimmer, und morgen kannst du anfangen."
 
Das Haus der Baeckers Famielie war gegenueber der Baeckerei, so zeigte mir nun die Meisterin das Haus, es war ein einstoeckiges Backsteinhaus. Mein Zimmer war in der ersten Etage. Es war ein schoenes, gemuetliches und freundliches Zimmer, mit einem Bett, einem grossen alten Kleiderschrank, einem Tisch und drei altmodischen Stuehlen. Ein grosses Fenster mit bunten Gardinen, und ein altes Sofa, das Bett hatte Daunenfedern und die Bezuege der Zudecke, alles bunt. Am anderen Morgen wurde ich vom Meister geweckt, die Meistern hatte das Fruestueck fur uns bereigestellt, danach ging es ab, rueber zur Baeckerei. Der Meister hatte abends schon alles vorbereitet. Zuerst ging es zum Ofen, er schob die Ofentuer nach oben, seitlich der Ofentuer waren Gewichte angebracht, so dass die Tuer nicht herrunter rutschen konnte, dann wurde der Ofen mit Holz befeuert und die Tuer verschlossen. Wir wuschen uns die Haende, und er sagte zu mir: "Ab jetzt beginnt deine erste Lehrstunde zum Brotteig zu fertigen. Er hob den Beutedeckel und sagte:"so Achim, nun kannst du gleich dein Glueck versuchen."
 
Er hob den Beutedeckel, und ich sah den Sauerteig, links davon lag das Mehl das nun mit den Sauerteig vermischt werden sollte. Der Meister zeigte mir nun wie es gemacht werden sollte, er streute zu erst Mehl ueber den Sauerteig verteilte das Ganze und sagte zu mir:"Da drueben auf der Beute steht abgewogenes Salz, das kannst du mir jetzt ueber das Mehl streuen, und ein  Eimer Wasser dazu." Ich tat alles was er sagte. Dann sah ich, dass die ganze Masse zu ein Teig wurde, durch das hin und herkneten, und alles mit den Haenden und einviertel der Arme, die tief im Teig verschwunden waren. Etwa eine Viertelstunde bearbeitete er den Teig, und sagte dann zu mir: "Nun Achim bist du dran, jetzt kannst du mal versuchen den Teig weiter zu bearbeiten und ich werde  jetzt zu schauen was du kannst." Ich muss sagen, mir ging ganz schoen die Muffe,
denn ich war nicht der Groesste und richtig wollte ich es auch machen. 
 
Dann nach einer weiteren viertel Stunden, loeste mich der Meister ab und sagte: "Geht doch ganz gut mein Junge, du kennst doch das Sprichwort; " Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen." Dann nach weiteren zehn Minuten, war der Teig fertig. Dann schwenkte der Meister den Teig auf die andere seite der Beute, und sagte: "So, nun lassen wir den Teig eine Weile ruhen, dann koennen wir den Teig zu Broten verarbeiten." Wir reinigten unsere Haende, dann zeigte der Meister mir eine Maschine, in der abgewogener Teig zu Broetchenstuecke geteilt wird, und sagte: Es sind jedes mal dreissig Stuecke, die dann zu Broetchen mit den Haenden gerollt und dann geformt werden, aber das zeige ich dir Morgen, heute wollen wir nur Brot backen. Nachdem der Teig lange genug geruht hatte, sagte er: "So Achim, du wirst jetzt den Teig stueckweise in der groesse; er zeigte es mir, auf die Wage legen und abwiegen, dann legst du mir die abgewogenen Stuecke an meiner Seite, ich werde immer zwei von diesen Stuecken gleichzeitig bekneten und zu Brot formen. Alles verstanden?" ich sagte: Ja Meister." Junge, Junge, ging es mir durch den Kopf, ist ganz schoen anstrengend, dabei faengt der Tag erst an, zwischen durch schauten wir was der Ofen machte.
 
Das geformte Brot lag nun auf  30 cm breiten gehobelten Bretter,
und war zugedeckt mit Leinen Tuechern zum aufgehen, das heisst; bis sie die groesse eines normalen drei Pfund Brotes hatten, und dann wurde es in den Ofen geschoben. Aber zuvor musste erst der Ofen gesaeubert werden, was fuer mich eine richtige Tortur war, schon beim zuschauen, kamen mir Zweifel ob ich das jemals schaffen werde. Erst musste die ganze Asche mit einer Eisenstange die dafuer angefertigt war herausgezogen werden. Danach nahm man eine  Holzstange an der ein einfacher Sack festgebunden war, tauchte diesen in einen Eimer, der mit Wasser gefuellt war und bewegte die Holzstange mehrmals hin und her, bis der Ofen von der Asche befreit war. Dann wurde die Eisenplatte, die wir vorher heraus genommen hatten, wieder ueber das Loch gegelegt in der das Feuer vorher seine Freude hatte. Die Ofentuer wurde wiederzu gezogen. Dann holten wir die Bretter mit den reifen Broten zum Backofen, um sie dann in den Ofen zu schieben, was natuerlich der Meister tat. Als das Brot im Ofen schwitzte, sagte der Meister: " Nun wollen wir erst nochmals kurz fruehstuecken".
 
Als das Brot im Ofen war, musste ich die beiden Beuten sauber machen und die Backstube reinigen. Zwischendurch holte der Meister das Brot aus dem Ofen, ich legte die heissen Brote dann auf ein Holzgestell welches dafuer vorgesehen war zum auskuehlen, danach kamen sie in denLaden. Der Meister hatte noch neuen Sauerteig angesetzt, der dann am Abend  durch Mehlzufuhr vermehrt wurde. Am Nachmittag ging es dann auf den Hof, ich durfte fertig geschlagenes Holz vor den Ofen stapeln fuer den naechsten Morgen. Dann bekam ich ein Beil in die Hand gedrueckt, und musste das gesaegte Holz zerkleinern in vier einzel Stuecke.  Alles reine Knochenarbeit! Ja, ging es mir durch den Kopf; Lehrjahre sind keine Herren Jahre. Der Meister hat etwa eine Stunde mit der Kreissaege das Holz geschnitten, und ich musste dann bis zum Abend Holz zerkleinern. Um 20 Uhr wurde nochmals der Sauerteig angesetzt. Nach dem Abendbrot sagte der Meister zu mir:"Morgen musst du zwei Stunden frueher aufstehen, denn wir backen zuerst Broetchen." Ich sagte" Ja Meister, geht in Ordnung, ich gehe jetzt schlafen, damit ich Morgen ausgeruht bin."
 
Ist gut mein Junge, hast heute ordentlich zu gepackt, das gefaellt mir." "Na, na" sagte die Meisterin darauf, so toll war es nun auch nicht, Morgen kann der Junge mir drueben im Garten helfen." Oh weh dachte ich, sagte aber: " Mache ich Chefin," Dann lief ich rueber ins Haus und ging gleich auf mein Zimmer und haute mich hin in mein Bett. Ich dachte noch an Guenter und an die Familie Grah, so schwer wie hier war die Arbeit nicht. Wenn ich koennte wuerde ich gerne wieder zurueck zum Bauern gehen, aber ich wusste ja was mir bluehen würde. Also schlief ich ein und brauchte ueber nichts mehr nach zu denken.
 
Nun war ich schon einige Monate als Baeckerlehrling beschaeftigt und hatte auch viel dazu gelernt, der Meister war sehr zufrieden mit mir, nur mit der Meisterin kam ich nicht klar, weil sie immer noch zusaetzliche Auftraege fuer mich hatte. Die Arbeit war zuviel fuer mich, denn ich war auch nicht der Staerkste. Dann kam die Berufschule noch dazu, die in Strausberg war, ich durfte mit dem Fahrrad des Meisters zur Schule fahren, denn mein Fahrrad habe ich beim Grossvater gelassen.
 
In der Berufschule erfuhr ich, dass ein Lehrling gar nicht so viel arbeiten durfte, und das habe ich dann auch meinem Meister gesagt, und dass der Lehrer sich beschwert hat, dass ich nicht richtig in der Schule mit komme, und meine Leistungen nur befriedigend sind. " Waas" sagte der Meister du kommst in der Schule nicht mit?" Erst wollte er mich Ohrfeigen, aber er zog seine grosse Hand wieder zurueck. " Tut mir leid Achim, ich werde das mit meiner Frau besprechen." Am gleichen Abend hoerte ich wie der Meister mit seiner Frau eine Auseinandersetzung hatte. Ich bekam mit, wie der Meister sagte: "" Wenn du den Jungen nicht schikanieren kannst, bist du nicht froh, das hoert mir jetzt auf." Sie sagte darauf: "Ist ja auch dein Lehrling." Ich war beruhigt, denn ich konnte die Alte nicht ausstehen, weil sie ihren Mann staendig herumkommandierte. Der Meister war schon gut zu ertragen, und die eigentliche Arbeit auch. Nun sollte es ja anders werden, und dann haette ich auch mehr Zeit fuer meine Schulaufgaben, und etwas mehr Freizeit.
 
Von meiner Mutter hatte ich schon lange nichts mehr gehoert. Weihnachten 1949 und meinen 15. Geburtstag 1950 verbrachte ich bei der Baeckers Familie. Dann entschloss ich mich an einem Wochenende die Mutter zu besuchen in Buckow, natuerlich mit der Erlaubnis des Meisters, und ich brauchte sein Fahrrad, fuer die Fahrt nach Buckow. An einem Sonntag im Maerz war es dann soweit, nach dem Fruestueck bekam ich noch einige beschmierte Brote mit fuer die Fahrt. Dann machte ich mich auf den Weg nach Buckow, in Buckow erkundigte ich mich, wo die Baufirma "Trebitz Tiefbau - Hochbau" zur Zeit in Buckow arbeitet, dann radelte ich zur Baustelle, und fand auch am Sonntag dort Leute die dort das Wochenende in einer Baracke verbrachten. Ich erkundigte mich wo denn Paul Meirich der Schachtmeister wohnt, und fuhr dann schnurstracks zu der Wohnung. Natuerlich waren beide ueberrascht als sie mich sahen, ich begruesste sie, und hatte auch gleich eine Frage an meine Mutter, warum sie mich nicht mal besucht hat? Aber ich bekam nur eine ausweichende Antwort.
 
Danach traf mich fast der Schlag als mir beide offenbarten, dass Onkel Paul und auch meine Mutter, die Absicht haben nach West Deutschland um zu ziehen, und dort in Solingen-Ohligs beide neu anfangen wollten, denn die Firma " Trebitz will ihre Firma nach West Berlin verlegen, um dort neu zu investieren. Und Onkel Fritz haette fuer Paul Meirich schon eine neue Tiefbaufirma gefunden in Solingen-Ohligs, bei der Firma G.u.O. Mueller, und dass er sofort anfangen koennte. Und dass meine Mutter und ich nachkommen sollten im Juni. Onkel Paul haette alles schon organisiert. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, Und meine Seele hat wieder einen grossen Riss dazu bekommen. Was sind das nur fuer Menschen die nur an sich denken, und keine Ruecksicht auf andere nehmen. Ich war erst 15 Jahre alt, aber was ich seit 1945 alles schon mit erlebt hatte, besonders die Erlebnisse mit meiner Mutter, das war fuer ein Kind schockierend.
 
Dass ich nun in den Westen gehen sollte gefiel mir ueberhaupt nicht, Ich schaute meine Mutter an und sagte:" Haettest mich besser in Letschin bei Bauer Grah gelassen, dann waere ich nicht so allein gewesen, denn da beim Baecker hat nur die Frau das Kommando, und Freunde habe ich auch nicht, und  in Letschin waere ich wenigstens mit Guenter zusammen gewesen. Mama es zaehlt immer nur dein Leben, nicht das Leben deiner Kinder. So nun will ich nicht weiter stoeren, muss wieder nach Batzlow zurueck, und sag mir bescheid, wann wir im Juni abhauen, ich werde dem Meister nichts davon erzaehlen, denn ich traue seiner Frau nicht. Also Onkel Paul komm gut rueber." Paul erwiderte: " Ich habe deiner Mutter eine Adresse gegeben von Eisenach, dort ist ein Mann, der euch ueber die Grenze bringt, und Achim mach deiner Mutter keinen Kummer." ich antwortete: " Wird schon alles gut gehen, so nun muss ich aber zurück, Tschuess Mama, Tschuess Onkel Paul." Ich setzte mich auf das Rad und machte mich auf den Weg zurück nach Batzlow.
 
Ich war eigentlich sehr zufrieden mit der Lehrstelle, nachdem der Meister die zusaetzliche Arbeit die ich vorher machen musste, seiner Frau verboten hatte. Und nun das, wieder alles hinschmeissen und einfach abzuhauen, ohne den Meister etwas davon zu sagen, fand ich ehrlich gesagt unanstaendig, aber ich hatte kein Vertrauen zur Meisterin, denn sie war sehr sozialistisch angehaucht. Also schwieg ich, denn es waren ja nur noch zwei Monate. So fuhr ich weiterhin zur Berufsschule nach Strausberg und machte meine Arbeit sorgfaeltig weiter. Ich muss sagen, dass ich sehr viel ueber Brot und Broetchen gelernt habe.  
 
Da Guenter nichts von dem Plan unserer Mutter wusste, wollte ich diesen nochmals in Letschin besuchen, was ich dann auch 14 Tage spaeter umsetzte. Guenter war sehr ueberrascht als er mich sah, und auch Herr und Frau Grah waren erstaunt. Und weil ich dieses Bauernehepaar sehr mochte, und sie sehr viel fuer unsere Familie, getan haten, als unsere Oma noch lebte, so wollte ich ihnen die Flucht nicht vorenthalten. Und Guenter fragte mich: " Und was wird aus deiner Lehre? ich sagte: "Die ist erst mal futsch."
 
Frau Grah sagte: "Das tut uns aber leid fuer dich,"  " Ich soll dort eine neue Lehrstelle bekommen, meine Tante in Solingen hat sich so geaeussert, wir werden sehen wie alles weiter geht." "Achim bleib bitte zum Mittagessen." Danke Frau Grah." Dann verzogen wir uns auf Guenters Zimmer. "Was macht denn der Grossvater Guenter, ich war ja ein Jahr nicht mehr dort?  "Grossvater ist jetz sehr viel in Erkner bei der Tochter der neuen Oma, er kommt immer seltener nach Platkow. "Ich fragte: "Und Du, wie lange willst du denn bei Grah's bleiben?"  "Solange, wie sie den Hof und das Land behalten duerfen, denn in einigen Jahren, sollen die Laendereien der Bauern verstaatlicht werden, und es soll eine LPG daraus werden, also eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft, die vom DDR Staat ueberwacht wird. Grah's wollen dann den Hof und das Haus verkaufen und zum Sohn nach Letschin ziehen, denn du weisste doch, dass der Sohn 300 Morgen Land in Letschin hat und er Agronomie studiert hat, und er liebaeugelt mit der LPG. Aber bis dahin ist noch Zeit zu ueberlegen was, ich dann machen werde."
 
In gut zwei Jahren hat Manfred Konfirmation. Wenn alles klappt, dann komme ich nach Platkow. Wenn du Lust hast, dann nehme ich dich mit nach drueben, und wir werden fuer dich eine Arbeitsstelle bei G.u.O Mueller finden im Tiefbau." Er antwortete: "Ach Achim, bis dahin laeuft noch viel Wasser die Oder herunter." Nach dem Mittagessen bedankte ich mich fuer das gute Essen und verabschiedete mich von der Bauernfamilie und wuenschte auch Guenter alles gute. Dann radelte ich wieder zurueck nach Batzlow, denn am Abend musste der Sauerteig wieder angesetzt werden. Nun war ich  ein Jahr in der Lehre, und in sechs Wochen, sollte ich mich einfach so davonstehlen, mir ging ganz schoen die Muffe, denn selbst bei der Arbeit fand ich keine Ruhe, das beste war Holz zu hacken, da musste ich konzentriert arbeiten. Ich verstand die Welt nicht mehr, warum muessen Kinder oder Jugendliche immer das tun, was fuer Erwachsene verboten ist? Keiner fragt danach, ob die Kinder damit einverstanden sind, und wenn ein Kind etwas tut das verboten ist, dann wird das Kind gleich bestraft, in welcher Form auch immer.
 
Ende Mai 1950 stand meine Mutter ploetzlich im Laden des Baeckers, und wollte sich angeblich erkundigen, wie sich denn der Junge bei der Arbeit so macht, und ob er auch fleissig genug sei, und ob ich in der Berufsschule mit komme. Der Meister lobte mich sehr. Dann sagte meine Mutter: " Na, da bin ich aber zu frieden." Dann fragte sie den Meister: " Darf Achim am naesten Sonnabend zu uns kommen, mein Partner und ich feiern unsere Verlobung, er kommt dann am Sonntag mit dem Bus zurueck, und du brauchst nichts mitzubringen Achim." Meine Mutter verabschiedete sich von der Baeckers Familie, und ich begleitete meine Mutter noch bis zur Strasse, und sagte: " Mama was hast du denn da erzaehlt." und sie sagte: "Achim  nimm ein paar Sachen mit in der Tasche, den Rest lass dort, und wir brauchen Zeit, denn am Sonntag Morgen fahren wir von Berlin aus nach Eisenach, den Rest erzaehle ich dir am Sonnabend, so nun geh wieder in die Backstube, tschuess mein  Junge."  "Tschuess Mama."  Als ich in den Laden zurueck kam, sagte der Meister: Na Achim, dann bekommst du bald einen neuen Vater, was?" ich druckste herum: dann sagte ich: "Ja, aber es haette einige Jahre frueher sein muessen, heute bin ich ja fast aus dem Kindesalter heraus."
 
"Sei froh, dass du so eine gute Mutter hast." Mir ging es gleich durch den Kopf, na, wenn der wuesste, innerlich zitterte mein ganzer Koerper, denn ich hatte ein sehr schlechtes Gewissen dem Meister gegenueber. Am  Sonnabend nach dem Fruehstueck sagte ich: "Dann bis Sonntag"  Der Meister sagte noch: "Aber trink nicht so viel; dass du rauchst, habe ich schon  gemerkt, dann bis Morgen." So zog ich ab wie ein Dieb, und meine Seele wurde immer schwerer, wann wuerde ich mal etwas schoenes vom wahren Leben erfahren? Mit diesem Gedanken  ging ich zur Bushaltestelle. Auf der Fahrt nach Buckow, musste ich an meine Oma denken, wie wuerde sie das beurteilen, was ich hier mache? In Buckow angekommen, lief ich direkt zur Wohnung meiner Mutter.  Bin ich froh, dass du hier bist." Dann unterhielten wir uns darueber, wie es Morgen weitergehen sollte, ich merkte, dass meine Mutter aufgeregt war. Ich fragte meiner Mutter ob sie Angst habe, dass etwas schief gehen koennte? " Nein das ist es nicht, aber komisch ist mir schon ein wenig." Ich sagte:" Na Mama, du machst mir aber Hoffnung." Dann assen  wir Mittag und am Nachmittag vertrieben wir uns einwenig die Zeit ausserhalb Buckow's.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
Flucht in den Westen (1950)
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10.  Flucht in den Westen (1950)

Es war noch frueh am Morgen als wir den Zug von Buckow nach Berlin Hauptbahhof bestiegen, meine Mutter hatte Butterbrote fuer unterwegs eingepackt, die wir dann unterwegs zu uns nahmen. Es war eine angenehme aber langweilige Reise. Im Zug fuhren viele Volkspolizisten mit, die in den fuenfziger Jahren noch Grenzkontrollen durchfuehrten. Meine Mutter war sehr aufgeregt und zupfte immer an sich herum, nur ich konnte an ihren Zustand nichts aendern. Ich selbst hatte noch nicht mal einen Pass, denn ich wurde noch im Pass meiner Mutter gefuehrt. Ausser mein Schulzeugnis und die Konfirmatiosbescheinigung aus Platkow hatte ich nichts, mit dem ich mich haette ausweisen koennen. Selbst an der Grenze waren damals noch Volkspolizisten, die die Grenze bewachten, aber es gab noch keine Zaeune oder Sprengsaetze, das kam alles erst spaeter anfang der 60ziger Jahre.

Viele Stunden waren wir unterwegs, dann standen wir in Eisenach auf dem Bahnhof. Eisenach ist eine thueringische Kleinstadt in der Senke zwischen Thueringer Wald und "Hainich " zu Fuessen der Wartburg, an der Hoersel  (Werra). Auf der Wartburg uebersetzte Dr. Martin Luther das Neue Testament. Eisenach hatte 49,000 Einwohner: zahlreiche mittelalterliche Bauten: z.B. das Geburtshaus von Johnn S. Bach, sowie vielseitige Industrie.  Meine Mutter nahm ihren Zettel, den sie von Onkel Paul bekommen hatte mit der Adresse hervor. Dann ging die Fragerei los, nach etwa einer Dreiviertelstunde standen wir vor dem Haus, von der wir die Adresse hatten. Seitlich vom Haus war ein grosses Tor, als wir den Hof betraten, sah ich einen sehr alten Opel Blitz. Die Hauseigentuemer haben uns wohl schon kommen sehen, denn sie kamen uns auf dem Hof schon entgegen. Meine Mutter stellte uns vor, als sie den Namen von Paul Meirich hoerten, sah man entspannte Gesichter. " Kommen sie bitte ins Haus, dort koennen wir uns freier unterhalten als auf den Hof.

Dann erfuhren wir, dass Onkel Paul und der Ehemann des Hauses Schulkameraden waren, und sie beide dann auch in Weimar zusammen  studiert haben. (Auf Weimar werde ich in einem anderen Kapitel zurueckkommen.) Sie studierten beide Bauingenier, Onkel Paul hat es geschafft, doch er selbst hat das Studium abbrechen muessen, weil ein Kind unterwegs war. Nach dem Studium heiratete Paul und fand eine Arbeitsstelle bei der Baufirma  "Trebitz" in Brandenburg. Einige Jahre spaeter 1940, wurden beide zur Wehrmacht einberufen. Paul war 1946 aus der Gefangenschaft entlassen worden, und als er nach Hause kam, erfuhr er, dass seine Frau sich einen neuen Partner gesucht hatte. So kam Paul zu dem Entschluss, bei der alten Baufirma "Trebitz "in Brandenburg seinen Lebensunterhalt zu verdienen, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. (Das war die Zeit in der er meine Mutter kennen lernte, und diese Partnerschaft dauerte dann 24 Jahre.) Onkel Paul hatte dem Ehepaar eine Nachricht zukommen lassen, und so wussten sie, dass wir kommen wuerden.

Es war etwa 22 Uhr als der Freund von Onkel Paul sagte:"So nun wollen wir mal, damit auch alles klappt, und ich wieder rechtzeitig zu Hause bin". Wir stiegen in den alten Opel Blitz und die Fahrt dauerte etwa 15 Minuten, dann standen wir wieder auf einem alten Bauernhof, der nah an der Grenze lag. Der Bauer oeffnete das Scheunen Tor und so fand der Opel Blitz eine Unterkunft. Der Freund von Onkel Paul hat noch ein paar Worte mit dem Bauern gesprochen, wir bedankten uns bei dem Bauern und schon waren wir wieder unterwegs zur Grenze, die nur 1.5 km vom Bauernhof entfernt war. Wir liefen ueber eine grosse Wiese, auf der auch des Nachts die Kuehe weideten, ploetzlich sagte der Freund von Onkel Paul: So nun sind wir im Westen und ich werde euch bis zur westdeutschen Polizeistation bringen. Was er dann auch zuverlaessig fuer uns tat, die Beamten kannten den Freund, denn als Kinder gingen sie gemeinsam in Eisenach zur Schule. Dann verabschiedete er sich, meine Mutter nahm den Freund in den Arm und weinte vor Freude. Es war nun schon Mitternacht vorbei und die Beamten machten das, was sie sicherlich schon oefters gemacht haben, sie nahmen unsere Personalien auf.

Wir durften dann noch ein paar Stunden in einer Zelle schlafen, die nicht verschlossen war. Am anderen Morgen brachten uns frische Beamte nach Netra im Wehretal. Dort bekamen wir nochmals andere Papiere und Zehrgeld fuer die Fahrt nach Kassel in ein Aufnahmelager. Auch dort wurden dann wieder Fragen gestellt, meine Mutter nahm die Fragerei sehr gelassen hin. Da meine Mutter ihren  Bruder Fritz als Westdeutschen Buerger, sowie ihren Grossonkel Otto Vogel angeben konnte, die in  Solingen wohnten, dauerte es nur ein paar Tage und wir bekamen wieder neue Unterlagen, auch Zehrgeld fuer die Fahrt und durften dann die Reise nach Solingen-Ohligs antreten. Diese Bahnreise nahm fuer mich kein Ende, es waren viele Stunden die wir so dahin tuckerten. Es war spaet am Nachmittag als wir in Solingen-Ohligs ankamen. Wir mussten aber noch mit der Strassenbahn bis Solingen-Weyer weiterfahren. Ich staunte ueber die vielen alten Fachwerkshaeuser und das Treiben auf den Strassen. Es waren viele Menschen unterwegs, auch in der Strassenbahn sah man freundliche Gesichter, es sah aus als ob diese Leute keine Probleme hatten so wie wir. Nun standen wir vor dem Haus in dem mein Onkel und meine Tante wohnten.

Meine Mutter klingelte, es dauerte eine Weile, bis meine Tante die Haustuer oeffnete, Tante Lisa war voller Freude als sie uns sah. Sie nahm meine Mutter in den Arm dann drueckte sie mich auch noch und sagte: "Ich freue mich, dass ihr nun hier seid, kommt erst mal nach oben. Fritz wird auch bald von der Arbeit Heim kommen, und Wolfgang ist unten am spielen."  Als wir oben  vor der Wohnungstuer ankamen, die sie offen gelassen hatte sagte sie: "Das hier Hedwig ist unser Reich" und sie fuehrte uns durch ihre Mansarden Wohnung, sie hatten ein Schlafzimmer, ein Kinderzimmer, sowie ein Wohnzimmer und eine kleine Kueche. " Herrlich hast du es hier Lisa, hoffentlich bekomme ich auch eine Wohnung, oder  ein eigenes Zimmer." Darauf sagte Tante Lisa: Wird schon klappen, habe mit einer Bekannten gesprochen, sie will dir das Zimmer vermieten. Und Arbeit haben wir fuer dich auch besorgt in einer Schirmfabrik hier ganz in der Naehe."  "Danke Lisa, ich freue mich ja so."  Fuer Achim ist auch eine Baeckerlehrstelle frei 10 Minuten von hier, habe mit den Leuten schon  gesprochen, denn wir beziehen jeden Morgen Broetchen von dem Baecker, sind nette freundliche Leute." 

Ich dachte, das klappt ja prima, so wohnt wieder jeder fuer sich, und ich  muss mich erst wieder an den neuen Meister gewoehnen. So fragte ich: " Wann soll ich denn da anfangen, Tante Lisa?"  sie gab zur Antwort: "Du hast noch Zeit mein Junge, vielleicht in der naechsten Woche." Waehrend wir uns unterhielten hatte Tante Lisa Kaffee gekocht, als wir anfingen den Kaffee zu trinken, stand ploetzlich Onkel Fritz mit seinem Sohn Wolfgang in der Kuechentuer. Natuerlich war die Freude gross, wir begruessten uns, auch wurden einige Freudestraenen vergossen. Mein Cousin Wolfgang war ein sehr schuechterner Junge, er war vier Jahre juenger als ich. Na Hedwig, hat doch alles gut geklappt und in Kassel habt ihr auch nicht lange warten muessen, ich freue mich fuer euch". Und zu mir gewannt: "Achim, weisst du noch als ich vor ein paar Jahren bei euch in Platkow war hatte ich euch das Angebot gemacht zu uns zu kommen, und nun seit ihr da. Hast du das vergessen Junge?" Ich sagte: Nein Onkel Fritz ich hab das nicht vergessen, und damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich von Platkow weggehen wuerde. Und wenn Oma noch leben wuerde, waere ich vielleicht heute noch dort, wir sind nun froh, dass wir hier sind und danke fuer eure Muehe Onkel.

"Hedwig, fuer Willi waere es auch besser gewesen in den Westen zu kommen, aber er wollte nicht, er war auch ein bischen kommunistisch angehaucht."  Zu seinem Sohn Wolfgang gewanndt sagte er: " Das ist deine Tante Hedwig aus der Ostzone und dein Cousin Achim."  Mein Cousin war ein bisschen ein Eigenbroetler der am liebsten alleine spielte, oder mit seinen Kameraden zusammen war. An diesem Abend wurde weit bis in die Nacht hinein geredet, denn man hatte sich viel zu erzaehlen. Wie es Willi's Familie ginge und ueber die Oma. Waehrend die Erwachsenen von Platkow sprachen, dachte ich wehmuetig an die letzten fuenfeinhalb Jahre, was ich da so alles erlebt habe, und was mein kleines Kinderherz alles durchgemacht hat. Ich wurde immer hin und her geschoben, nie hatte - ausser meiner Oma - jemand Zeit fuer mich gehabt, es ging immer nur um die anderen. Keiner hatte mal ein paar liebe Worte uebrig gehabt fuer meine kleine Kinder Seele, auch an diesem Abend. Es drehte sich alles nur um materielle Dinge.

Wolfgang wollte nicht sein Bett mit mir teilen, so schlief meine Mutter auf dem Sofa und man richtete mir einen Schlafplatz vor dem Sofa ein. Da ich sowieso schon todmuede war schlief ich sofort ein. Als ich am anderen Morgen aufwachte, war niemand in der Wohnung. Onkel Fritz war zur Arbeit gegangen, Wolfgang in die Schule, Tante Lisa und  meine Mutter besuchten die Vermieterin wegen des Zimmers. Der Kuechentisch war fuer mich gedeckt. Neben meiner Tasse lag ein Zettel, darauf stand: Sind bald zurueck, und ich sollte ruhig essen und auf sie warten. Nachdem ich mein Fruehstueck verschlungen hatte, stellte ich mich ans Kuechenfenster und schaute hinunter auf die Strasse, staendig liefen Menschen hin und her, auch Motorraeder flitzten vorbei sowie VW's, alles war in Bewegung. Diese Bewegungen auf der Strasse erinnerten mich an mein eignes Leben, ich fand es verrueckt, staendig auf der Flucht zu sein. Erst haben uns die Russen verjagt, dann die Polen. Von Berlin nach Platkow, von Platkow nach Seelow und wieder nach Platkow zurueck, von Platkow zum Bauern nach Letschin, von Letschin zu meiner Lehrstelle nach Batzlow und nun von Batzlow in den goldenen Westen nach Kassel in ein Durchgangslager.

Und endlich bin ich in Solingen gelandet. Ich bin nun in Westdeutschland, ob es fuer mich nun ein besseres Leben geben wird dank der Flucht ?  Das stand in den Sternen. Es ist schlimm niemanden zu haben, der dir zuhoert. Es geht immer nur darum was die Erwachsenen sagen und bis dahin sind es noch 5 Jahre.  Nach einer Stunde waren dann meine Mutter und Tante Lisa wieder zurueck. " Schnell noch eine Tasse Kaffe Hedwig dann muessen wir los zum Einkaufen, denn um 12 Uhr kommt Wolfgang aus der Schule. Anfang der 50ziger Jahre, gab es noch wenige Gross-Kaufhaeuser. Es waren kleine Laeden, die praktisch alles hatten, bis auf Fleisch und Brot. Aber es gab da viele schoene Sachen, die das Herz hoeher schlagen liessen, aber nur wenn du Geld hattest. Schokolade, auslaendische Fruechte, alles war da, von solchen Dingen konnte man im Osten nur traeumen. Die Kino's liefen hier fast Tag und Nacht. Auch die Kleidungen war hier viel schicker als im Osten. Die Menschen sprachen viel offener und freier und sie strahlten mehr Freundlichkeit aus als in der Ostzone.

Es war schon ein grosser deutlicher Unterschied da, zwischen  Ost und West Deutschland. Unsere Entscheidung in den Westen zu fliehen war wohl doch der richtige Weg fuer uns. Ich ahnte nicht, dass ich mich hier ueberhaupt nicht zurechtfinden sollte, und dass mein weiteres Leben nur mit Dornen bestueckt war. Denn freundliche Menschen, muessen nicht immer die Aufrichtigsten sein. Jemand sagte enmal: " In Gedanken koennen wir lieben und morden, streicheln und verstuemmeln, zu GOTT beten und gleichzeitig den Nachbarn in die Hoelle dammen."Ich finde das  diese Erkenntnis auch zu unserem leben gehoert...

Dann als mein Cousin Wolfgang aus der Schule kam assen wir zu Mittag.  "Achim, wenn deine Mutter und ich abgewaschen haben, dann moechte ich mit dir zu unserem Baecker gehen, denn am Nachmittag wird dort nicht mehr gearbeitet. Vielleicht kannst du ja bald dort anfangen. "Ist gut Tante Lisa, ich bin froh, wenn ich bald ein neues Leben beginnen kann, und mir ein wenig Geld verdienen darf." Meine Mutter blieb bei Wolfgang und half diesem bei seinen Schularbeiten, waehrend Tante Lisa und ich uns auf den Weg machten zur Baeckerei.

Auf dem Weg dorthin war ich sehr schweigsam, ich war sehr gespannt wie die Baeckersleute mich beurteilen wuerden. Tante Lisa unterbrach meine Schweigsamkeit mit den Worten: 'Achim du brauchst keine Angst zu haben, diese Familie ist sehr nett, natuerlich musst du  deine Arbeit ordentlich machen, und Lehrjahre sind keine Herrenjahre  mein Junge."  "Werde mir grosse Muehe geben Tante Lisa." Wir hatten den Baeckerladen erreicht, dann standen wir im Laden: " Tag Frau Weber, (den Name habe ich veraendert) wollte ihnen meinen Neffen Achim vorstellen, der gestern mit seiner Mutter hier bei uns eingetroffen ist. Ist die Lehrstelle noch frei, die wir vor einiger Zeit besprochen haben?" Die Anwort kam prompt. Aber ja Frau Werner hatte sie ihnen doch zugesagt. Kommen sie bitte mit nach hinten, mein Mann ist im Garten." Ich war beeindruckt, denn die Frau sah sehr jung aus, na vielleicht ist sie 29 oder 30 Jahre jung. Der Garten war ein reines Paradies, ein kurz geschnittner Rasen umringt mit wunderschoenen  Blautannen in den verschiedensten Groessen, inmitten des Rasens ein gosses rundes Rosenbeet.

Auf einer Hollywood Schaukel sass der Meister mit einem Buch in der Hand. Als ich den Meister sah, kam Freude in mir auf, denn ein junger Mann mit einem freundlichem Gesicht schaute mich an. Hoer mal Max, hier ist der Neffe von Frau Werner, du weisst schon der Junge aus der Ostzone, wir sprachen doch darueber." Er gab zur Antwort:  "Das ist ja fein, freut mich , dass du zu uns kommen willst. Sollst ja ein tuechtiger Bursche sein." Er stand auf reichte uns die Hand zum Gruss. Nachdem ich mich vorgestellt hatte sagte er: "Dann will ich dir mal unsere Backstube zeigen". Der Meister ging mit mir in das Haus, Tante Lisa und Frau Weber blieben im Garten. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus, als der Meister die Tuer zur Backstube oeffnete. Ich hatte noch nie eine so schoene Backstube gesehen, denn das war ja die reinste Fabrik, so viel Maschinen standen da. "Ja, sagte der Meister, das wird von nun an dein Arbeitsplatz sein Achim. Wie lange warst du denn im Osten in der Lehre?" "Ein einhalb Jahr Meister."  " Das hoert sich sehr gut an, prima dann verstehst du ja schon eine ganze Menge davon. Und Meister brauchst, du  auch nicht zu mir sagen, sag einfach Herr Weber." "Danke Herr Weber"  entgegnete ich.

"Siehst du, das hier ist unser Prachtsstueck."(er zeigte auf einen Dampfofen) "So einen grossen Ofen habe ich noch nie gesehen Meister, ich meine Herr Weber." Er fragte: "In was fuer einem Ofen habt ihr denn gebacken?" Es  war ein alter Holzofen." Solche Oefen kennen wir hier nicht mehr, obwohl ich auch in solch einer Baeckerei gelernt habe, aber das geht auf die Knochen und ist schon lange her mein Junge. Wir heizen mit Koks und unser Ofen wird von der Seite beheizt." Er oeffnete eine Tuer und sagte: "Das ist der Heitzraum fuer unseren Ofen." Ich staunte nicht schlecht der Raum war voll mit Koks, sowie eine grosse Schaufel, die dafuer sorgte, dass der Ofen immer seine Temperatur hielt. Und sogar ein Thermometer war vorhanden, das anzeigte welche Temperatur der Ofen hat. Als wir wieder zurueck in der Backstube waren, zeigte ich auf einen grossen Metallkessel und wollte wissen wofuer der sei. " Das kennst nicht?" "Nein Herr Weber." er fragte: "Na, wie habt ihr denn euren Teig gemacht?" "Mit den Haenden und Armen, in so einer Beute?" und ich zeigte auf die Beuten die unter den Fenster standen.

"Nein mein Junge hier werden Maschinen eigesetzt, denn sonst muessten wir zu viel arbeiten, und kaemen gar nicht nach, unseren Kunden ein reichhaltiges Angebot an Backwaren zu praesentieren. Wir arbeiten oft von 2 Uhr nachts bis 11-12 Uhr, dann ist hier Schluss in der Backstube.  Aber das wirst du alles miterleben, und der Nachmittag  steht dir dann zur Verfuegung." Ploetzlich fing der Meister an zu zittern, der ganze Koerper durchgeschuettelt. Ich war so erschrockem, und wollte schon seine Frau holen, aber wie der Schuettelanfall kam so ging er auch wieder zurueck. "Na, mein Junge, brauchst nicht zu erschrecken. Das ist ein Andenken vom letzten Krieg, ich war bei den Fliegern als Funker beschaeftigt. 1943 wurden wir abgeschossen und wir konnten uns alle durch eine Notlandung retten. Haette schlimmer kommen koennen, und seit dieser Zeit muss ich mit diesen Anfaellen leben. Mach dir dewegen keine Sorgen, die Anfaelle gehen immer sehr schnell vorbei. Wir sind auch nicht allein in der Backstube, sondern mein Bruder Hans den du noch kennen lernen wirst, wird uns kraeftig unterstuetzen bei der Arbeit." Er gab mir seine Hand und sagte: Auf eine gute Zusammenarbeit mein Junge."

"Danke, Herr Weber, ich glaube, dass ich noch viel dazu lernen muss, denn hier ist vieles  neu fuer mich, aber ich werde mir Muehe geben. Drueben im Osten war alles sehr primitiv, und Kuchen haben wir ueberhaupt nicht gebacken. Ausser Brot und Broetchen kam da nichts auf die Beute."  "Du wirst das schon schaffen, aber nun wollen wir wieder nach draussen gehen." Als wir in den Garten kamen, sagte Frau Weber: " Ich dachte ihr kommt gar nicht wieder, und zu mir gewandt sagte sie: "Wie gefaellt dir unsere Baeckerei?"  " die ist sehr schoen." entgegnete ich. "Da kommt meine Mutter." sagte Herr Weber. Ich stellte mich vor, und die alte Dame meinte: "Willkommen mein Junge, ich glaube wir werden uns gut verstehen." Meine Tante fragte den Meister: "Wann soll Achim anfangen Herr Weber?"  "Schicken sie den Jungen am Sonntagnachmittag zu uns, dann kann er in Ruhe sein Zimmer zurechtmachen. Montag Morgen geht es dann ran an die Arbeit."  Gut, also bis Sonntag und nochmals vielen Dank."

Auf der Strasse sagte Tante Lisa: " Sind doch nette Leute, Achim du wirst sehen, es wird dir gefallen." ich gab zur Anwort: Ja, Tante es gefaellt mir jetzt schon in so einer modernen Baeckerei arbeiten zu duerfen. Sag mal, es sind doch noch junge Leute." "Herr Weber hat die Baeckerei von seinem Vater geerbt, der vor ein paar Jahren verstorben ist. Und da der Max schon die Meister Pruefung hatte, gehoert ihm der Laden, und sein Bruder Hans hat das Nachbarhaus geerbt, und er arbeitet mit seinem Bruder zusammen. Ich kaufe schon seit ein paar Jahren bei Weber's unser Brot." Haben denn die jungen Leute keine Kinder?"  "Doch, zwei Maedchen eine ist wohl 3 Jahre und die Kleine 1 Jahr alt." Als wir nach Hause kamen, spielten meine Mutter und Wolfgang "Muehle-Dame. Na, ihr zwei versteht euch ja schon ganz gut." meinte  Tante Lisa. Meine Mutter erkundigte sich gleich, ob ich die Lehrstelle bekommen haette, und war froh als Tante Lisa mit dem Kopf nickte. Wolfgang und ich wir spielten beide "Dame " weiter bis Onkel Fritz kam. Wir assen zusammen Abendbrot, Onkel Fritz erkundigte sich ob meine Mutter das Zimmer bekommen hat in dem sie wohnen kann, und ob es mit der Arbeitsstelle geklappt hat.

Auch das ich die Lehrstelle bekommen habe und am Sonntag Nachmittag dort erscheinen soll. " Mensch das ist ja prima, dass das alles so gut fuer euch gelaufen ist. Da kann ja nichts mehr schief gehen, und am Sonnabend kommt Paul der sicherlich auch sehr gluecklich darueber ist, das alles so verlaufen ist. Wann sollst du denn anfangen Hedwig?"  "Morgen, ich freue mich schon darauf, endlich wieder arbeiten zu koennen." Der erste normale Tag in der Freiheit ging nun zu ende. Tante Lisa machte meiner Mutter noch Butterbrote fuer den naechsten Tag, dann verabschiedete sich meine Mutter und lief zu ihrem moebelierten Zimmer, um dort ihre erste Nacht zu  verbringen. Mich zog es am anderen Tag in den Wald, der ganz in der Naehe war, es war ein Mischwald der nur 800-900 Quadratmeter Fläche hatte, und mitten durch verlief ein kleiner Wassergraben, dort hielt ich mich bis zur Mittagszeit auf.

Am Nachmittag half ich Wolfgang bei den Hausaufgaben. Danach wanderte ich mit Wolfgang zu dem Wald in dem ich am Vormittag, meine Zeit vertrieb. Unterwegs fragte er mich:"Sag mal Achim, wie geht es denn dem Grossvater drueben in der Ostzone?" "Weiss ich auch nicht Wolfgang, denn ich habe Opa schon einige Zeit nicht mehr gesehen. Ich habe ihn eimal besucht, als ich in der Lehre war, da ging es dem Grossvater sehr gut. Er hat ja nun eine neue Partnerin, aber die war nichts fuer mich, bin froh gewesen dass ich bei den Bauern fuer einige Zeit arbeiten durfte, nachher begann ja meine Lehre." er staunte nicht schlecht und sagte: " Was, bei einem Bauer hast du auch schon gearbeitet?" Was sollte ich anworten? Na klar, kam es ueber meine Lippen, aber du bist noch zu klein um das ganze zu verstehen Wolfgang." Den Rest des Nachmittags verbrachten wir dort im Wald, und zum Abend waren wir wieder oben in der Wohnung. Am Samstag kam Onkel Paul aus Solingen Ohligs zu uns, auch er hatte ja ein moebeliertes Zimmer gemietet und er musste die ganze Woche praesent sein am Arbeitsplatz bei der Baufirma G.u. O. Mueller. Die Freude war natuerlich gross fuer uns alle, er schloss meine Mutter in die Arme, und sagte: "Bin ich froh Hedwig, dass Ihr es geschafft habt, und zu mir gewandt: Na Achim hat doch alles gut hin gehauen, ihr werdet sehen jetzt geht es aufwaerts."

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neubeginn in der Freiheit - wieder als Bäckerlehrling
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11.  Neubeginn in der Freiheit - wieder als Bäckerlehrling

Am Sonntag Nachmittag brachte mich meine Mutter zu meiner neuen Lehrstelle. Die ganze Baeckers Familie sass im Garten bei Kaffe und Kuchen. Meine Mutter stellte sich vor, und wir wurden gleich eingeladen am Kaffeetisch platz zu nehmen. Es wurde gleich ueber unsere Flucht geredet, wie denn die Versorgung im Osten waere und vieles mehr, was mich persoenlich wenig interessierte. Meine Gedanken waren wie wohl mein Zimmer aussehen wird. Nach etwa einer Stunde verabschiedete sich meine Mutter, denn Onkel Paul war ja noch bei Onkel Fritz zu Gast. Auch bekam ich die zwei Kinder des Meisters zu sehen. Die Dreijaehrige huepfte auf dem Rasen herum, und die Einjaehrige sass auf dem Schoss der Oma. Die Meisterin brachte mich auf mein Zimmer, das direkt ueber der Backstube lag. Meine paar Klamotten waren sehr schnell untergebracht im Kleiderschrank, ausserdem war da noch ein sehr schoenes Daunenbett mit einen bunten Teppichvorleger ein Nachtschraenkchen sowie ein kleiner alter Sessel, auch war das Fenster mit einer schoenen Gardine behangen.

Von dort konnte ich zum Garten hinuntersehen. Ein kleiner runder Tisch zwei Stuehle eine Toilette sowie eine gute Waschgelegenheit mit einem grossen Waschbecken. In Gedanken freute ich mich schon auf Morgen frueh. Nach dem Abendbrot verzog ich mich nach draussen und rauchte eine Zigarette im Garten. Danach bat ich den Meister ob er fuer mich einen Wecker haette, damit ich puenktlich aufstehen konnte. Er gab mir einen Wecker mit der Bemerkung: "Meine Frau wird dich Morgen frueh um vier Uhr wecken" " Dann bis Morgen Meister ich meine Herr Weber." Der Meister konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ich ging hoch in mein Zimmer und sass nun in den alten Sessel und staunte immer noch darueber, was fuer ein Unterschied war das doch zwischen dem Leben im Osten, und hier im Westen. Auch zwischen der Baeckerei im Osten und der Baeckerei hier, das hier ist ja einTaum von einer Baeckerei. Alles viel sauberer, sogar Fliesen an den Waenden ueberall Wasserhaehne mit warmem und kaltem Wasser so etwas gab es drueben im Osten nicht, so legte ich mich ins Bett und der Schlaf ueberwaeltig mich.

Am anderen Morgen wuerde ich von der Meisterin geweckt. Es war 4 Uhr morgens: Als sie sagte : " Achim dein erster Arbeitstag beginnt, steh bitte auf, und geh in die Kueche dort steht dein Fruehstueck. Schon war sie wieder weg, gut dass ich gestern Abend gleich eingeschlafen bin, so hab ich meine 7 Stunden Schlaf gehabt. Als ich meine Toilette hinter mich gebracht hatte ging ich hinunter in die Kueche und nahm mein Fruestueck zu mir, dann ging ich zur Backstubentuer. Ich war irgendwie stolz auf mich, mit der neuen weissen Baeckerkleidung, die mir Tante Lisa gekauft hatte. Dann klopfte ich an die Tuer und stand da, als koennte ich nicht bis drei zaehlen, und sagte nur guten Morgen Herr Weber, guten Morgen Herr. ..." Ist schon gut kannst Hans zu mir." "Danke Hans." erwiederte ich. " So dann kannst du jetzt den Broetchenteig abwiegen, und uns die gepressten Teigstuecke auf die Beute werfen. (Um den abgewogenen Teig pressen zu koennen musste er in eine kleine Pressmaschine, die dann den Teig in dreissig kleine Stuecke formte, so dass alle Stuecke das gleiche Gewicht hatten.)

Nach etwa einer halben Stunde fragte mich Hans: Na, Achim kannst du auch schon Broetchen formen." ich sagte: Nicht so gut wie sie Hans."" Na, dann probier mal. Schau her, du nimmst in jede Hand ein fertiges Stueck Teig und rollst es hier auf der Beute wie wir es bis jetzt gemacht haben, immer im Kreis, dann drueckst du etwas fester mit der Hand drauf und rollst sie zwei dreimal nach vorne, und fertig sind die Broetchen." Ich musste innerlich laecheln, denn ich konnte ja schon laengst Broetchen herstellen. Denn ich habe es in den ersten drei Wochen schon gelernt und auch selbst in den Ofen schieben muessen und abbacken. Das gleiche galt auch fuer das Brot backen. Ich ging zur Beute wo Hans stand nahm zwei Stuecke Teig und dann lies ich es knacken. Der Meister und Hans schauten zu, sie staunten nicht schlecht als sie sahen wie schnell ich den Teig zu zwei Broetchen formte, nach ein Jahr Lehrzeit in der DDR. Dann sagte Herr Weber zu seinem Bruder Hans: "Der Achim hat dich ganz schoen an der Nase herumgefuehrt. Und zu mir gewandt sagte er : hast prima gemacht mein Junge."

Um halb sieben waren die ersten Broetchen aus dem Ofen, und die ersten Kunden kamen schon von hinten herum in die Backstube, um Broetchen zu kaufen. "Achim geh mal bitte in die Garage und bring mal das Fahrrad her, ich moechte, dass du heute Morgen Broetchen ausfaehrst." Er gab mir eine Liste, mit den Namen der Kunden und deren Adresse. Dann sagte er: Geh nach den Hausnummern sie liegen alle auf unserer Strasse, das schaffst du da bin ich mir sicher." Er hatte recht ich habe es geschafft. Ich staunte nicht schlecht als ich das Fahrrad sah, denn es hatte vorne ein Gestell in den man den Broetchenkorb hineinstellte. Die Broetchen fuer die Kunden waren alle in Papiertueten und mit den Namen der Kunden beschriftet. Dann zog ich los und drehte meine Runden bis ich alle bedient hatte. Hier und da stand schon ein Kunde an der Tuer der gleich fragte: Bist du der neue Lehrling?" "ja" dann fuhr ich weiter, denn es war nichts fuer mich viele Fragen zu beantworten. Als ich zurueck kam war schon der Brotteig fertig und lag auf der Beute zum verarbeiten. Hans und der Meister sassen in der Kueche und fruehstueckten, Hans rief: "Achim komm und fruehstuecke mit uns."

"Na, hat es geklappt mein Junge?" fragte der Meister. Ja Herr Weber, die Broetchen sind alle gut angekommen. Nur einige Kunden waren sehr neugierig, habe deshalb nur gegruesst." " Das hast du gut gemacht es gibt immer neugierige Kunden, das gehoert zum Geschaeft." Nach dem Fruestueck steckte Hans sich eine Zigarette an und paffte vor sich hin. Er fragte mich ob ich auch schon rauchen wuerde. Ich war auf diese Frage nicht vorbereitet, ich wusste nicht was ich sagen sollte. Als nun der Meister auch fragte: konnte ich nicht anders als die Wahrheit zu sagen. "Ja wissen sie, als die Russen bei uns 1945 durch zogen und die Deutsche Wehrmacht fluchtartig die Stadt verliess, liessen sie einige Verpflegungswagen stehen, und wir Kinder haben uns dort bedient. So fanden wir unter anderem auch viele Zigaretten in den Fahrzeugen, und so fing es an. Es war eine schlechte Zeit und es gab wenig zu Essen, so gewoehnte ich mir das rauchen an. Hoffentlich habe ich jetzt kein Aerger. Sie haben mich gefragt und ich habe ehrlich geantwortet."

Hans und der Meister staunten. "Weiss deine Mutter das du rauchst?" Ja sie wusste es schon von Anfang an" " Nun gut, eigentlich sollte ich dir ein paar hinter die Ohren geben, doch ich verstehe dich und die Lage damals, der Krieg hat vielen von uns schlecht mitgespielt. Doch rauchen in der Backstube ist Tabu und verboten auch fuer meinen Bruder. Wenn du rauchen musst, dann bitte draussen im Garten, Aber lass das nur nicht unsere Mutter sehen, sie ist sehr gut, aber wenn sie dich mit einer Zigarette sieht, dann raucht es auch bei ihr. Auch in der Berufsschule lass das keinen Lehrer sehen, pass auf deine Schulkameraden auf." Ich war erstaunt, dass der Meister mir nicht boese war. Ich wog wieder den Brotteig ab, Hans formte Brote und der Meister machte Berlinerballen. Ich fragte hoeflich: Hans wenn sie mal abwiegen moechten, ich wuerde gerne mal ein paar Brote formen?" Er staunte mich an und fragte: "Wie du kannst auch schon Brote formen? Das kannst du doch bestimmt noch nicht. Dazu sagte der Meister: "Wenn der Junge dir das sagt: er kann Brot formen, so glaube ich ihm das, oder willst du reingelegt werden wie vorhin beim Broetchen drehen?

"Na dann zeig uns deine Brote." Und ich konnte es ihnen zeigen, ich kam zwar aus der Ostzone, aber Brot wurde da auch gebacken und es gab auch gute Ausbildungsstaetten. "Hast ja viel von deinem Meister gelernt, selbst den Teig musstest du mit den Haenden und Armen fertig bearbeiten. Das war sicher eine schwere Arbeit fuer dich" "Ja es war schwer, denn ich habe taeglich auch noch Brennholz ofengerecht hacken muessen, fuer den naechsten Tag und wir waren nur zu zweit, aber es hat auch Spass gemacht. "Hier bei uns brauchst du kein Holz zu hacken" grinste Hans. "Nur am Abend noch den Sauerteig anfrischen." So verging der Vormittag, Hans und der Meister backten noch verschiedene Kuchensorten, bei denen ich zuschauen durfte und kleine Handreichungen machte. Hans half mir immer mittags die Backstube zu reinigen. Nach dem Mittagessen verzog ich mich auf mein Zimmmer und las einige Gedichte von Ludwig Uhlan. Dann um 15 Uhr besuchte ich meine Tante. " wie gefaellt es dir meine Junge." wollte sie wissen, und von der anderen Ecke kam die Frage von Onkel Fritz: Haste auch schon Brote geknetet." Ich sagte zu Tante Lisa gewandt: "Gefallen tut es mir sehr, und Brot Onkel Fritz habe ich auch schon geformt."

"Das ist ja grossartig von dir zu hoeren, die Hauptsache es gefaellt dir. Jede Arbeit sollte spass machen, sonst hat man den falschen Beruf gewaehlt." Ich fragte: "Wo ist denn Wolfgang." "Der rennt noch draussen herum, genau wie ich frueher.." "War Mama schon hier bei euch?" " Nein sie ist heute bei Paul in der Wohnung." Um 19 Uhr machte ich mich wieder auf den Weg zur Baeckerei, denn ich musste noch den Sauerteig vorbereiten fuer den naechsten Morgen. Danach ging ich in die Kueche um etwas zu trinken. Dort kochte die Meisterin Pudding fuer den naechsten Tag, denn es sollten einige Torten gemacht werden. "Guten Abend Achim na, warst du bei deiner Tante?" Ich antwortete: "Ja Frau Weber. Ich wollte nur etwas trinken." "Schon gut, moechtest du kalte Milch?" "Ja gern Frau Weber." Ich war sehr verwundert darueber, wie nett sie zu mir war, verglichen mit dem Drachen von meiner ersten Lehrstelle, wo der Meister kriechen musste " "Gefaellt es dir bei uns?" " Ja es macht mir Spass, bei ihnen zuarbeiten, und auch das Zimmer gefaellt mir sehr gut." "Danke, Achim, mein Mann hat mir erzaehlt, dass du den Hans ganz schoen reingelegt hast."

"Reingelegt hat er sich selber, ich wollte mich nur nicht von Hans laecherlich machen lassen sonst war nichts. Haette ich gesagt ich kann es gut, und es waere schief gelaufen mit den Broetchen rollen, waere ich der Blamierte gewesen und dann haetten mich beide ausgelacht.Und das wollte ich mir nicht antun." Dann kam ploetzlich die Mutter von Herrn Weber herein. " Guten Abend Ulla, wir haben heute fuer morgen noch kein Schwarzbrot geschnitten, das sollten wir noch tun." Ist gut Mutter, wenn ich den Pudding fertig habe schneide ich das Brot." "Na ich wollte es dir nur gesagt haben, und zu mir gewandt sagte sie: wie gefaellt dir deine Arbeit?" ich sagte : "Gut Frau Weber." sie sagte weiter: das freut mich fuer dich. Sag, hast du noch Lust, mit mir zusammen das Schwarzbrot zu schneiden?" " Aber gern Frau Weber." " Dann komm mit in den Laden," Im Laden zeigte sie mir wie man mit der Maschine umgeht. Eine halbe Stunde brauchten wir, dann waren die Schwarzbrote geschnitten Und wir wickelten sie noch ein zum Verkauf. "Du bist sehr geschickt mein Junge, sie fasste in ihre Schuerzentasche und gab mir fuenfzig Pfennig.

"Hier Achim, das ist fuer dich, wenn du Lust hast, dann darfst du das jeden Tag im Laden schneiden, bekommst dann immer die fuenzig Pfennig von mir."Mach ich doch gern fuer sie, Frau Weber." "Aber nur wenn du Zeit hast, sonst bekomme ich Aerger mit meinem Sohn." Ich ging wieder in die Kueche. Wir sind fertig mit dem Brot schneiden, haben sie sonst noch etwas zu machen?" fragte ich im freundlichen Ton. Nein danke, hier hast du fuenfzig Pfennig fuer deine Nebenarbeit, und gute Nacht, denn morgen frueh wecke ich dich wieder." Ich zog ab, war das eine Freude fuer mich, das erste Westgeld selbst verdient zu haben. Dafuer wuerde ich noch mehr nebenbei arbeiten. Um 4 Uhr wurde ich von Frau Weber geweckt, sie verschwand wieder in ihrem Nachthemd. Ich zog mich an und nach dem waschen lief ich runter zur Kueche. Nach dem Fruehstueck begann die Arbeit von neuem. So vergingen Tage und einige Monate. Durch viele Nebenarbeiten hatte ich mir schon zwanzig Mark zusammengespart. Hie und da ging ich ins Kino und sah mir Wildwestfilme an, das war ein schoener Ausgleich zu meiner Arbeit.

Die meiste Zeit war ich nachmittags im Garten und versuchte meine Gedichte zu schreiben, die ich dann unter meine Bettmadratze versteckte, damit sie die Chefin nicht finden sollte. Freunde hatte ich nicht, denn meine Zeit war immer begrenzt durch das Brotschneiden und abends den Sauerteig anstellen. Aber ich war auch gern allein und traeumte lieber vor mich hin oder las Buecher, die ich mir vom Meister geben lies. Eines meiner damaligen Gedichte lautete:

Gedichte schreiben bringt mir inneren Frieden dabei kann ich traeumen und lieben.

Stehe staendig zwischen Mensch, Tier und Natur, bin nicht mehr allein auf weiter Flur.

Ich gehe geistig auf unserer Erde auf und ab, so kann mich keiner bringen auf trab.

Vor mir erscheinen die schoensten Bilder, und ich komme mir nicht vor wie ein Wilder.

 

Ja da war ich erst 15 Jahre, und verstand die Welt der Erwachsenen ueberhaupt nicht.

Der Herbst zog ins Land, und ich durfte jetzt schon vor dem Ofen arbeiten und schon selbst die Broetchen und das Brot abbacken. Die Arbeit machte mir grossen Spass, ich habe in der kurzen Zeit viel lernen koennen und auch die Berufschule fleissig besucht. Auch durfte ich schon Sandkuchen sowie Beriner Ballen herstellen. Das Jahr 1950 war nun fast vorbei und Weihnachten stand vor der Tuer. Ich hatte mir schon 120 DM gespart, meinen Monatslohn von fuenfzig DM gab ich immer meiner Mutter zum sparen. Kurz vor Weinachten fragte mich die junge Frau Weber: "Achim wir moechten, dass du Weihnachten mit uns verbringst, wuerdest du die Einladung annehmen? So viel Barmherzigkeit habe ich noch nie von fremden Menschen erfahren, ausser bei meiner lieben Grossmutter, die viel zu frueh heimgegangen war. Ich brauchte gar nicht lange zu ueberlegen, denn so oft wird man nicht zu so einem Familienfest eingeladen und ich stimmte zu. Es wurde fuer mich das schoenste Weihnachtsfest seit 1944 in Neudamm.

Ich besorgte fuer die Familie Weber kleine Geschenke, die Freude war echt und herzlich, das konnte ich an deren Augen erkennen, denn die Oma Weber nahm mich in den Arm und drueckte mich, und sagte: Danke Achim, dass du an uns alle gedacht hast. Ich war ganz geruehrt. Ich selbst wurde reichlich beschenkt, eine gewisse Ruehrung ueberkam mich und ich brach in Traenen aus, denn wieder musste ich an meine Grossmutter denken und daran, wie schoen das alles gewesen war, als Oma noch lebte. In der Adventzeit hatte sie Pfefferkuchen gebacken und sich grosse Muehe gegeben, um uns Kindern eine Freude zu bereiten. Schwer hatte sie es damals gehabt, aber sie tat es aus Liebe fuer ihre Enkel. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als jemand fragte: "Achim wie gefallen dir deine Geschenke?" Nun konnte ich mich nicht mehr beherschen und weinte los, und stotternd antwortete ich: "Es gefaellt mir alles sehr gut, und und vielen vielen Dank fuer all die Geschenke."

Dann sagte der Meister: "Nun pack mal aus, damit du auch siehst was wir dir geschenkt haben. Ich war so aufgeregt, dass ich nicht im stande war die Pakete zu oeffnen ich sass da wie gelaehmt. Dann machte Oma Weber den Anfang und oeffnete ein Paket, auch die Frau vom Meister. Der Meister hielt seine kleine Tochter im Arm und die Dreijaehrige hopste in der Stube herum. Grosse Scham ueberviel mich, aber ich stand auf und bedankte mich bei jedem einzelnen mit Haededruck und die Oma nahm ich in den Arm. " Herzlichen Dank" mehr brachte ich nicht heraus. Die Geschenke: Ein Hellblauer Anzug, einen neuen Baeckeranzug zwei Oberhemden, ein Schlips und ein Paar braune Schuhe. Die Meisterin muss wohl in meinen Baecker Anzug die Groesse herausgefunden haben, und meine Schuhe standen taeglich in meinem Zimmer, anders konnte ich mir das nicht erklaeren. Dann nach dem Abendbrot nahm ich meine Geschenke, bedankte mich nochmals und lief nach oben in mein Zimmer. Ich setzte mich in den alten Sessel, und war immer noch gerührt.

Meine Seele schrie mich an: (Heute weiss ich, dass die Seele nur eine Dreieinigkeit sein kann, denn meines Erachtens besteht meine Seele aus meinem Verstand, aus meinem Willen und aus meinem Gefuehl ) "Warum, warum Achim hast du keine ordentliche Familie, warum bist du immer allein, warum musst du alles ueber dich ergehen lassen? Warum war deine Mutter immer so verrueckt nach Maennern, ja warum mussten die Russen alle Frauen vergewaltigen, warum die Oma so frueh von dir gehen?" Es droehnte mir der Kopf und ich schlief im Sessel ein. Mitten in der Nacht wurde ich wach, ich legte mich mit meinen Sachen einfach aufs Bett und schlief gleich wieder ein. Um sieben stand ich auf, draussen war es noch dunkel, ja heute ist der 1. Weihnachtstag, ich wusch mich und danach probierte ich die Geschenke an und alles passte. Den Rest legte ich zurueck in den Schrank, dann stand ich vor meinen Spiegel und grinste mich selbst an. So ging ich nun runter zum Fruehstuecken.

Der Meister, seine Frau und die Dreijaehrige sassen am Tisch und nahmen ihr Fruestueck zu sich, ich sagte hoeflich: "Guten Morgen zusammen." Gut siehst du aus, bist ja fast schon ein Mann", sagte der Meister und laechelte. Und Frau Werber bemerkte: "Steht dir aber alles sehr gut." Ich setzte mich auf meinen Platz, und sagte: "Nochmals vielen Dank fuer alles." Dann fragte ich den Meister ob ich heute frei haben koennte, denn meine Tante hat mich eingeladen, und ich waere dann morgen Abend wieder hier." " Ist alles Ok." sagte Herr Weber. Nun kam auch die Oma Weber, und bestaunte mich. " Man kann sich ja richtig in dich verlieben, siehst aus wie ein Kavalier." "Danke Oma Weber". Das Oma Weber hat sie mir schon laenger angeboten. " Machst heute einen Ausflug?" wollte sie wissen. " Ja ich will meineTante besuchen." "Das mach mal, sie freut sich bestimmt."

Nach dem Essen ging ich nochmals auf mein Zimmer, um meine Zigaretten zu holen. Nun konnte ich mich auf den Weg machen, meine Tante zu besuchen. Es waren 15 Minuten zu gehen die ich dann auch durchzog. Unten an der Haustuer klingelte ich, kurze Zeit spaeter oeffnete mir mein Cousin Wolfgang die Tuer. " Au weia, hast du den Anzug zu Weihnachten bekommen? siehst ja toll aus." Als ich ins Wohnzimmer trat zog sich mein Onkel gerade erst an. Tante Lisa war in der Kueche und machte das Fruehstueck fuer ihre zwei Maenner, da ich nun schon da war, deckte sie fuer mich mit. "Mensch, Lisa, ich werd verrueckt, unser kleiner Achim hat sich herausgeputzt, als ob er auf einen Ball gehen wollte. Der Anzug steht dir sehr gut, und du siehst gleich ein paar Jahre aelter aus. Hast du das alles zu Weihnachten bekommen?" " Ja Onkel Fritz und noch einiges mehr." " Du hast ja eine tolle Lehrstelle durch Tante Lisa bekommen, das freut mich fuer dich." Tante Lisa kam aus der Kueche und bewunderte mich und sagte: " Du hast wirklich eine gute Lehrstelle bekommen." Ich danke dir fuer deine Muehe. "Wolltet ihr nicht Kaffee trinken?"

Am Nachmittag kam meine Mutter mit Onkel Paul, und wieder musste ich die gleichen Fragen beantworten, "Achim du hast es wirklich gut getroffen, sagte meine Mutter, auch ich bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit, nun sind wir drei schon beinahe sieben Monate imWesten, und koennen wirklich sagen uns geht es verhaeltnismaessig gut. Paul und ich haben beschlossen, uns ein altes Fachwerk-Haus in Sol-Ohligs zu kaufen im naechsten Jahr. Ich habe auch ein gutes Weihnachtsgeld bekommen, wir legen jeden Pfennig auf die Seite um uns das Haus leisten zu koennen. Paul hat schon mit dem aelteren Ehepaar gesprochen, denn sie wollen zu ihren Kindern nach Sol-Aufderhoehe ziehen. Das Haus muss dann noch ordentlich renoviert werden. Paul hat schon bei seiner Firma "G.u.O Mueller" wegen eines Kredit angefragt, sie haben zugestimmt. Er hat als Baufuehrer eine verantwortungsvolle Stelle und auch sie sind mit Paul zu frieden. Das Haus soll 3,000 DM kosten, und das schaffen wir, wenn wir uns anstrengen." Onkel Paul und meine Mutter haben mir zu Weihnachten, eine schwarze Lumberjacke aus Kort und eine braune Hose dazu gekauft. Klamotten konnte man nie genug haben.

Paul unterhielt sich mit Onkel Fritz im Wohnzimmer, Lisa und meine Mutter in der Kueche. Wolfgang und ich spielten "Menschaergere Dich Nicht" so verging die Zeit, bis zum Kaffe. Dann las ich ein paar Gedichte vor, die ich in meiner Freizeit geschrieben hatte, denn Tante Lisa, las selbst gerne Romane und Gedichte. Bevor ich anfing, sah ich ein Grinsen im Gesicht von Onkel Fritz, aber es hat mich nicht gestoert. " Hier eine kleine Kostprobe:

Schneeschmelze

Der Winter hat sich abgewandt, Mit seinem Eis und Schnee. Die Fluesse kommen angerannt Und suchen Platz im See.

Meisen, Finken und die Spechte, Man hoert sie weit ins Land. Die Barsche und die Hechte, Sie gehen wieder bald auf Fang.

Das Rehlein und der Hirsch, Sie gehen stolz im Wald. Der Wilddieb geht auf Pirsch, und auf einmal knallt's.

Mensch sagte Onkel Fritz: "Wir haben einen Dichter in der Familie, ist ja grossartig, was du da alles so geschrieben hast, wo hast du das denn alles hergeholt, soviel Grips (Verstand) im Kopf zu haben ? Das ist schon toll sag ich dir Achim." Ich wuste, dass er mich ein wenig auf dem Arm nehmen wollte, aber Tante Lisa war irgend wie geruehrt. Aber meine Mutter sagte nur: "Hoffentlich bist du auch bei der Arbeit so gut wie mit deinen Gedichten." Onkel Fritz sagte zu meiner Muuter: "Hedwig, der Junge ist gross angesehen bei der Familie Weber, und auch sehr fleissig. Und die Oma Weber sagte auch , dass man sich auf den Jungen verlassen kann, was willst du denn mehr." Kurze Zeit spaeter sagte meine Mutter : So nun muessen wir langsam wieder aufbrechen ich wollte noch mit zu Paul zu meiner Vermieterin auf der Haanerstrasse." Sie verabschiedeten sich und nun waren wir wieder unter uns. Onkel Fritz, Wolfgang und ich wir spielten noch bis zum Abendbrot "Schafskopf". Dann um 21 Uhr legten wir uns ins Bett.

Fernsehen gab es zu der Zeit in der Oeffentlichkeit noch nicht. Das erste Schwarzweiss Fernsehen kam erst 1953 auf den Markt. Nur man konnte es sich zu Anfang gar nicht leisten, viele Menschen standen dann abends vor den grossen Schaufenstern von Moebelgeschaeften oder Radio Laeden und schauten auf die Revolution der Neuzeit. Am nachsten Tag blieb ich bis zum Mittagessen, und sagte zu Tante Lisa: "So nun will ich langsam gehen, denn ich wollte um 15 Uhr ins Kino gehen." Ich bedankte mich fuer ihre Einladung, und zog dann los. Nach der Kino Vorstellung ging ich schnurstracks zu meiner Lehrstelle. Ich schlich mich nach oben zog meine guten Sachen aus, wusch mich und zog den Baeckeranzug an, rauchte noch eine und ging nach unten und klopfte an die Wohnzimmer Tuer. Als ich das Wohnzimmer betrat lag der Meister auf dem Sofa und wie immer mit einem Buch in der Hand. ich sagte: "Wollte nur sagen dass ich wieder hier bin." " Hast du schon zu Abend gegessen? fragte die Meisterin "Nein Frau Weber." "Achim der Sauerteig hat noch Zeit, nimm ruhig erst dein Abendbrot zu dir." "Danke Herr Weber."

"Dann geh in die Kueche ich komme gleich." sagte Frau Weber. Ich sagte noch zum Meister: " Wuensche ihnen noch einen schoenen Abend Herr Weber, dann bis Morgen frueh." Nach dem Abendbrot setzte ich den Sauerteig an und verzog mich wieder auf mein Zimmer. Der naechste Tag begann wieder mit der Arbeit, die mir viel Spass machte. Ich erfuhr taeglich neue Geheimnisse aus der Hand des Baeckermeisters, denn er war nicht nur Baecker, sondern auch Konditormeister. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie schnell er eine Torte oder anderes Feingebaeck hervorzaubern konnte. Ja, das war wirklich ein Meister meines Herzens und wir verstanden uns alle drei in der Backstube sehr gut. Ich war fest entschlossen ein Baecker zu werden. Weihnachten war vorbei und das neue Jahr stand vor der Tuer. Auch am Silvesterabend durfte ich mit der ganzen Weber Familie mitfeiern. Es war ein wunderschoenes Erlebnis, selbst Oma Weber feierte bis in die Nacht hinein. Am naechsten Tag schlief ich bis 9 Uhr morgens, es war ja ein Feiertag der 1. Januar.

Als ich fertig angezogen war, lief ich hinunter in die Kueche. Die dreijaehrige Tochter und die Oma Weber waren die einzigen, die dort waren. "Ja Achim wie gut es doch ist, wenn da noch eine Oma da ist laeuft und nach den Enkeln schaut." Ich setzte mich und goss mir Kaffe ein und ass 2 Stueck vom Koenigskuchen und sagte: "Ja Oma Weber, mir fehlt meine Oma auch sehr, und heute noch denke ich fast taeglich an sie, denn sie war sehr lieb zu mir. Meine Mutter hatte nie richtig Zeit fuer mich, aber das soll nun keine Anklage sein gegen meine Mutter." Trotzdem war es ja eigentlich eine Anklage, die ich hier nicht breit tratschen wollte. Ich sagte weiter: "Wissen sie, meine Oma ist viel zu frueh heimgegangen sie war erst 60 Jahre alt, und zu jedermann liebens wuerdig. Ich mochte sie sehr, sie sagte mal zu mir, " Junge wenn du mal gross bist, auch wenn du arm sein solltest, schau zu, dass du immer sauber gewaschen bist, Seife findet man immer irgendwo." Ja Frau Weber meine Oma fehlt mir sehr." "Achim ich hoere es gern wenn du so von deiner Grossmutter sprichst." Als ich meinen Kaffe getrunken hatte, sagte ich: So Oma Weber ich werde auf mein Zimmer gehen und meine Sachen fuer Morgen wieder ordnen." das mach mal mein Junge."

Der Januar war nun fast um, und am 29. hatte ich Geburtstag. Meinen 16. Aber ich habe nie ueber meinen Geburtstag gesprochen also, wusste es niemand, so dachte ich jedenfalls. Die Meisterin weckte mich wie jeden Tag, dann ass ich in der Kueche mein Fruehstueck und ging zur Backstube. Ich wurde mit einem "Happy Birthday" begruesst. Danach wurde gearbeitet. Woher wussten sie, dass ich Geburtstag hatte, ging es mir durch den Kopf. Dann ging mir ein Licht auf, denn sie hatten ja Unterlagen ueber meine Person. Das erfuhr ich dann auch. Als die Broetchen aus dem Ofen waren und der Brotteig auf der Beute lag, ging es wieder zum Fruehstueckstisch. Der Meister sagte: "Du wirste dich wohl gewundert haben woher wir wussten, dass du Geburtstag hast, aber das ist schnell gesagt: du bist doch bei mir gemeldet und auch im Einwohnermeldeamt und auch noch in der Berufsschule, so nun brauchst du nicht weiter nachzudenken. Dann ging es wieder mit Elan in die Backstube um unsere Brote zu formen. Ich moechte noch erwaehnen, dass ich keine Broetchen mehr verteilen musste mit dem Fahrrad, man hatte eine Bekannte von der Meisterin dafuer engagiert.

 

 

 
 
Eine Odysee beginnt
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12.  Eine Odysee beginnt
Nun beginnt eine lange Odyssee, die sich durch mein ganzes Leben ziehen wird, die mich in die tiefsten Tiefen fuehren wird.
 
Herr Weber hatte meine Arbeitszeit umgestellt, sodass ich jetzt anstatt um 4 Uhr um 3 Uhr anfangen musste, der Bruder Hans um 4 Uhr und der Meister kam meistens um 5 Uhr. Es war mitte Maerz 1951, da muss wohl der Teufel persoenlich in mich gedrungen sein, denn so habe ich es erfahren. Ich wurde ja taeglich von der Meisterin geweckt, nur an diesem Aprilmorgen wurde ich mit einem Kuss auf den Mund geweckt. Und es war erst 2 Uhr morgens. Ich vernahm die Stimme meiner Chefin an meinem Ohr: " Achim ich moechte, dass du ein wenig zaertlich zu mir bist." Und sie kam in mein Bett und ueberschuettete mich mit Zaetlichkeiten, die ich bis dato nicht kannte. Sie drueckte mich fest an sich, aber ich verstand nicht, was sie von mir wollte, denn ich hatte noch nie mit einem Maedchen, oder einer Frau geschlafen und Sexsuessigkeiten verteilt. Sie gab keine Ruhe. Als sie immer mutiger wurde, da erstarrte ich und lag  bewegungslos neben ihr. Ja sie war eine attraktive, charmante Frau, die das Herz der Maenner hoeher schlagen liess; doch ich war noch ein Junge von 16 Jahren, der keine Ahnung hatte, was Sexualitaet mit einer erwachsenen Frau bedeutete.
 
Ich kannte Vergewaltigungen, die ich auf der Flucht vor den Sowjet Soldaten sah, wie sie 12-jaehrige Maedchen und Frauen vergewaltigten, wie sie geschlagen wurden und am anderen Tag gruen und blau aussahen. Aber das hier war wohl etwas anderes, was ich nicht verstand. Meine Seele begriff die Welt nicht mehr. Ich empfand Mitleid, Scham und gleichzeitig Verlangen. Da die Meisterin kein Halten kannte, und sie staendig weiter an meinen Koerper arbeitete, und immer wieder auf mich eindrang, kam wohl der Satan  persoenlich in mich und mir wurde ganz schwindlig, es war ein Gluecksgefuehl, das ich so noch nicht kannte. Sie erzaehlte mir ein paar Minuten spaeter, dass ihr Mann krank sei und sie den Sex brauche er aber sehr oft nicht moechte. Sie erklaerte mir:" wenn ich Lust habe dann komme ich zu dir". Was sollte ich anworten als zu sagen: "ist gut Frau Weber."  "Bitte kein Wort darueber."  " Mach ich". Als sie gegangen war zog ich mich an und steuerte direkt auf die Backstube zu, denn es war hoechste Zeit die Broetchenmaschine anzustellen, denn Hans kam puenktlich zur Arbeit.
 
Waerend sich die Broetchen Maschine drehte, kam das schlechte Gewissen ueber mich. Was wuerde passieren, wenn das auskommt, dann waere die Lehrstelle so gut wie futsch und wie wuerde ich dastehen, vor den Leuten, die so gut zu mir waren. Von der Oma Weber bis hin zum Meister und Hans, mir war nicht ganz wohl bei der Sache. Und wieder schrie meine Seele: " Warum Achim, warum ?" Ich fand keine Antwort fuer das, was ich erfahren hatte. Wenn ich es erzaehle, dann habe ich mein Wort gebrochen, wenn ich schweige mache ich mich mitschuldig gegenüber der Familie. Gehe ich zur Polizei, dann waere die Frau geliefert, weil sie Sex mit einem Minderjaehrigen machte, das eher nach einer Vergewaltigung aussah. Mir droehnte das Gehirn im Kopf und ich fuehlte mich nicht wohl in meiner Haut. Der Teig war gut geworden ich warf  diesen auf die Beute, stellte die Wage auf ihren Platz und wartete auf Hans. Da ich noch Zeit hatte ging ich raus zum Hof und rauchte eine Zigarette, die mir gar nicht gut schmeckte, dann sah ich Hans kommen und wir gingen gemeinsam in die Backstube. "Na, alles klar Achim, bist ja heute Morgen so still, ist  dir etwas ueber die Leber gelaufen?"
 
"Nein, Hans hab nur schlecht geschlafen""Das geht wieder vorbei." und grinste. Wenn der wuesste was ich vor ein paar Stunden erlebt hatte, dann  wuerde heute hier wohl der groesste Hexenkessel brennen den es je gab. Mir schlotterten die Knie, aber es war schoen, wenn ich daran zurueckdachte. Sie war eine schoene bezaubernde Frau, mit sehr viel Courage. Was mir aber nicht weiterhelfen wird. Denn wie sollte ich das auf die Dauer durchhalten. Nun war das Fruehstueck angesagt, ich ging als letzter in die Kueche. Die junge Frau Weber war auch in der Kueche. Sie fragte mich: "Na Achim hast du gut geschlafen?" Ich sagte: " Ich habe sehr viel Unsinn getraeumt und konnte dadurch schlecht schlafen." Hans  grinste mich schon wieder an: " Siehst eher aus, als ob du verliebt bist." Ich merkte wie mir das Blut in den Kopf schoss und sagte:" Wie soll ich mich verlieben, wenn ich fast jeden Abend um neun Uhr ins Bett gehe. Und am Sonntagnachmittag flattern hier auch  keine jungen Maedchen im Garten herum." Da schaltete sich Herr Weber ein, er sagte: "Lasst mir den Achim in ruh".
 
Ja der Meister war wohl der einzige Mensch, der  korrekt und mitfuehlend mit mir war. Hans musste mich immer necken, und die junge Frau hatte es auf mich abgesehen. Die naechsten zwei Wochen passierte nichts, aber in der dritten Woche kam sie fast jeden Morgen in mein Bett und ich liess es geschehen. Aus heutiger Sicht betrachtet, war ich wohl ihr Sexsklave. Ich fing an sie zu hassen, weil sie ohne zu fragen immer oefter zu mir kam. Auch wurde sie immer dreister, sie nahm keine Ruecksicht auf einen Jungen, der gerade 16 Jahre war. Ich habe diesen Satz schon mal erwaehnt. Nachher musste ich auch meine Arbeit korekt verrichten. Wie lange konnte ich das noch durchhalten, wie lange wuerde meine Seele da noch  mitmachen? Ich habe meinen Willen und meine Gefuehle verloren, nur mein Verstand ist mir noch erhalten geblieben. Mir fehlten zwei wichtige Bausteine in meiner Seele. Sie war eine Frau, die nur sich selbst kannte, selbstsuechtig, egoistisch und hochgradig egozentrisch veranlagt. Immmer aus meiner heutigen Sicht zu erklaeren. Ich konnte diesen Zustand nicht mehr lange ertragen, es musste ein Ende geben.
 
Ich konnte dem Meister nicht mehr offen in die Augen sehen. Ende April entschloss ich mich, abzuhauen, aber wohin? Ja ich hatte einige Ersparnisse, aber wie weit kommt man mit 150 DM? und meiner Mutter hatte ich immer meinen Monatslohn gegeben, nur die konnte ich nicht darauf ansprechen, denn dann würde eine Fragerei losgehen. Was willst du mit dem Geld machen usw. Es ist mir nicht leicht gefallen, diesen Weg zu waehlen, und ich wusste auch nicht wohin. Ich kannte niemanden, dem ich mein Problem haette anvertrauen koennen. Meine Mutter kannte immer nur sich, Freunde hatte ich auch nicht. Wo sollte ich mich hinwenden um niemanden in die Pfanne zu hauen. Dann Ende Maerz 1951 packte ich ein paar Sachen zusammen und fuhr in der Nacht mit der Strassenbahn nach Sol-Ohligs zum Bahnhof. Loeste dort eine Bahnkarte nach Frankfurt. Von dort aus tippelte ich auf der Autobahn weiter in Richtung Sueden. Moechte kurz erwaehnen, dass es in den 50iger Jahren erst sehr wenig Autobahnpolizei gab, die feste Stationen hatten. Es wurde viel weniger kontrolliert als in der heutigen Zeit.
 
In Frankfurt an der Autobahn fand ich einen Brummi, der mich mit nahm nach Wurzberg. Auf der Raststaette der Autobahn, kaufte ich mir etwas zu essen, dann verschanzte ich mich am Rand der Autobahn, und uebernachtete dort. Am naechsten Tag fruehstueckte ich wieder an der Raststaette, dann suchte ich mir wieder eine Mitfahrgelegenheit und kam nach Rotenburg oberhalb der Tauber, wo ich wiederum uebenachtete, ich sah nicht mehr besonders sauber aus, nach zwei Naechten draussen schlafen. Hier benutzte ich die Autobahn Toilette, um mich zu waschen und andere Dinge zu verrichten, danach fruehstueckte ich und stand dann wieder an der Einfahrt zur Autobahn. Richtigen Schlaf bekam ich auch nicht, durch den Krach der Motoren die ueber die Autobahn fuhren. Es war noch nicht soviel Verkehr auf den Autobahnen wie heute, und die Fernfahrer waren zu jener Zeit auch offner und bereit, Menschen mit zu nehmen. Am dritten Tag meiner Reise bekam ich  allerdings keine Mitfahrgelegenheit, und so blieb ich den ganzen Tag ueber in der Naehe der Raststaette.
 
Ab und zu sah ich Polizeifahrzeuge, die nur langsam an der Raststaette vorbeifuhren, und dann weiter fuhren. Am 5.Tag war ich in Ulm angekommen, ich erfuhr, dass es hier in Ulm eine Uebernachtungsstelle  gab fuer junge Leute, die auf Reisen waren, eine Art von Jugend Herberge. Am Abend meldete ich mich dort, doch die Leiterin des Hauses fragte  mich: "Junge gib mir mal deinen Ausweis, denn ich muss hier jede Ubernachtung in ein dafuer vorgesehendes Buch eintragen." ich sagte: Tut mir leid ich habe keinen Ausweis, denn ich bin noch im Ausweis meiner Mutter registriert." Gut mein Junge setz dich erst mal hier an den Tisch ich mache dir erst was zu essen, und ein Bett finden wir dann auch noch fuer dich. Ich wusste ja nicht, dass der Meister in der Zwischenzeit bei Tante Lisa war und nachgefragt hatte, wo ich denn abgeblieben sei, und dass meine Mutter eine Vermisstanzeige bei der Polizei aufgegeben hatte. Denn sie machten sich alle grosse Sorgen um mich. Nach dem Essen standen ploetzlich zwei Polizeibeamte in Zivil vor mir. Nun begriff ich, dass diese Leiterin mich reingelegt hatte, sie hatte also waehrend ich ass die Polizei benachrichtigt.
 
"Na junger Mann, wo soll denn die Reise hingehen?" Fragte mich einer der Beamten. Ich wusste es ja selber nicht und ich kannte mich auch nicht aus in dieser neuen Welt. Doch ich sollte sie noch kennen lernen ueber die Jahre hinaus. " Na, ich suche Arbeit log ich."
Die naechste Frage war: und wie heisst du?" Ich sagte: " Jochen Schulz." Hm, und wie alt bist du? "18 Jahre." Log ich weiter. " Und wo wohnst du?" Ich komme gerade aus der Ostzone." "Leben deine Eltern noch drueben?" Ich sagte: "Ja sie wollen nachkommen, wenn ich eine Arbeit gefunden habe." So sagte der Beamte: " Dann nimm deine Sachen und wir werden das auf der Wache klaeren und ein Protokoll aufnehmen. "Aber Herr Wachmeister, hab ich etwas angestellt?" "Vielleicht noch nicht, aber  du hast keine Papiere, die dich ausweisen, und es sieht nach Landstreicherei aus. So, und nun komm nimm deine Sachen." Mir ging ganz schoen die Muffe, denn ich  hatte die Polizei angelogen. Auf der Polizeiwache wurde ich nochmals befragt, und es war spaet geworden. Uebernachtet habe ich in einer kleinen Zelle.
 
Was zum Teufel hatte ich denn ausgefressen, dass man mich einsperrte, ist ja hier genauso wie drueben im Osten. Dort durfte man auch nicht sagen was man wollte, staendig wurden Leute verhaftet, und hier schien es genau so zu sein. Ist schon komisch diese Welt der  Erwachsenen, zu denen ich auch bald gehoeren werde. Seit Omas Tod lief alles schief, und wer weiss, was nun auf mich zukommen wuerde. Denn ich habe die Beamten angelogen. Ich muss das rueckgaengig machen, und ihnen Morgen die Wahrheit sagen.
 
Am naechsten Morgen war mir ein wenig mullmig, denn ich war noch nie in einem Gefaengnis gewesen. Ein Wachmeister schloss  meine Zelle auf, und brachte mir etwas zum essen danach vergingen etwa 2 Studen, dann brachte mich ein Beamter zum Jugendrichter. Draussen auf dem Flur rief jemand  "Jochen Schulz" ich meldete mich. Dann sass ich auf eine Bank vor dem Richter, es war ein alter Mann der hinter einem grossen alten  Schreibpult sass. mir zitterten alle Knochen, haette ich bloss nicht gelogen ging es mir durch den Kopf. Der Richter begann mich zu fragen: "Wie ist dein Name?"  Ich anwortete mit meinem richtigen Namen: "Joachim Klaus Wollschon,  Herr Richter." Aber hier steht, dass du Jochen Schulz heisst. "Ich habe gestern Abend die Beamten angelogen, weil ich so ueberrascht war als sie vor mir standen Herr Richter und ich moechte mich dafuer entschuldigen." "Hm, machte der Richter und wie alt bist du?  "16 Jahre  Herr Richter."
 
Er sagte: "Weisst du auch, dass ich  dich wegen  Landstreicherei einsperren kann fuer ein halbes Jahr? "Nein  Herr Richter, das wusste ich nicht, aber das ich aus dem Osten komme ist wahr, und jetzt bin ich von meiner Baeckerlehre abgehauen, weil ich immer so frueh aufstehen musste." natuerlich habe ich wieder gelogen. "Hier  bei uns Junge herrscht Ordnung, hast du das verstanden!" " Ja Herr Richter." So du Herumtreiber, deine Mutter und auch dein Baeckermeister machen sich grosse Sorgen um dich, und du schleichst hier in der Weltgeschichte herum. Ich wusste von Anfang an, wer du bist, denn deine Mutter hat nach dir suchen lassen. Jetzt bleibst du erstmal 2 Tage hier, und dann wird dich ein Beamter nach Hause bringen, und ich moechte dich hier nie wiedersehen. Dann war ich wieder allein in der Zelle mit meinen 8 Quadratmetern.
 
Ich lief hin und her und dachte darueber nach was ich wohl falsch gemacht hatte. Was wuerde wohl der Meister sagen, wenn ich da wieder weitermachen sollte. Und was das schlimmste ist, ob mich die Meisterin in Ruhe lassen wuerde, das war ja mein Hauptproblem. Sollte sie mich wieder belaestigen, dann muss ich es den Meister offenbaren. Waehrend ich so nach dachte, kam der Waechter mit dem Mittagessen. Nach dem Essen lief ich staendig hin und her in meiner Zelle, mein Kopf kam einfach nicht zur Ruhe. Was wuerde wohl Tante Lisa sagen, dann die Fragen meiner Mutter. Ich war nun wieder einmal der auf dem man herum haemmern wuerde, obwohl ich an allem keine Schuld trug. Ich konnte die Chefin auch nicht in den Sack hauen, aber vorerst hatte ich die Schnauze voll von Frauen, sie bringen einem nur Unglueck. Am Nachmittag wurden mir die Haare geschnitten, und duschen musste ich auch noch. Der Waechter sagte mir;" Ich hab gehoert, dass du schon morgen frueh nach Hause kannst, man hat dir einen Tag geschenkt".  Sollte ich nun lachen oder weinen ueber diese Nachricht, ganz wohl war mir nicht, und wenn ich an die lange Rueckfahrt denke, so schoss es hin und her in meinem Kopf.
 
Ein Mann in Zivil holte mich ab, es war noch fast Nacht, in der Wachstube sah ich, dass es 4 Uhr morgens war. Ich bekam meine Armbanduhr, meine Schnuersenkel und den Rest meines Geldes, sowie meine dreckigen Klamotten wieder. Mein Name ist Johann Mueller  ( Name ist geaendert) und habe den Auftrag, dich wieder nach Hause zu bringen. Also, mache mir keine Dummheiten auf der Fahrt nach Soligen-Ohligs. Wir sind etwa 7 bis 8 Stunden unterwegs. Bis dahin verlange ich von dir, dass du dich anstaendig benimmst." Ich sagte: "Ist schon gut, ich werde schon anstaendig bleiben, war es bis jetzt  immer." Draussen stand ein kleiner VW Kaefer, der uns zum Bahhof fuhr, es muss wohl kurz nach 5 Uhr gewesen sein als der Zug sich in Bewegung setzte. Im Zug klingelte es wieder in meiner Birne: "Warum, warum musste das alles so sein? Haette Frau Weber mich in Ruhe gelassen waere ich jetzt noch da, warum suchte sie sich gerade mich aus, einen Jungen der in der Ausbildung war, warum suchte sie sich nicht einen anderen erwachsenen Mann? ja warum?....
 
Ab und zu hoerte ich auf das Rattern der Raeder. Klick- klack klack, klick- klack klack, und ich schaute nach draussen wie die Natur an uns vorbei flog. Mein Begleiter Herr Mueller gab mir ein Kaesebroechen," Hier Junge, das ist von mir, die Behoerde hat mir fuer dich nichts mit gegeben, und lass es dir gut schmecken." Ich bedankte mich fuer das Broetchen. " Was wirst du machen wenn du wieder zu Hause bist? fragte er mich. Das weiss ich auch noch nicht, aber ich denke sie werden mich wieder zum Baeckermeister bringen."  "Baecker ist doch ein ehrenwerter Beruf Junge."  "Ich sagte:  " Will es noch mal versuchen." " Schau, mein Junge, ich war auch mal jung und habe Schlosser erlernt, wurde dann im letzten Krieg schwer verletzt und konnte meinen Beruf nicht mehr ausueben. Nun arbeite ich schon ein paar Jahre hier in Ulm beim Jugendamt und versuche, jungen Leuten zu helfen, und sie wieder auf den rechten Weg zu bringen. Ist doch auch eine schoene Sache."  "Ist diese Arbeit nicht auch gefaehrlich." fragte ich. "Gefahren lauern ueberall, in der Familie genauso wie auf den Strassen, man muss eben auf der Hut sein, und Augen und Ohren offen halten, dann kann man vielen Problemen aus dem Weg gehen."
 
"Ja, wissen sie, ich habe da soviel Probleme mit dem, was ich als 10- jaehriger Junge, im Krieg erlebt habe. Ich werde damit nicht fertig, obwohl ich immer und immer wieder versucht habe, aber es gelingt mir nicht. Und es kamen immer wieder neue Probleme hinzu, manche wiederholten sich. Mit meiner Mutter kann ich nicht reden darueber, weil sie das groeste Problem fuer mich war und es immer noch ist. Hinzu kommen noch weitere, Kriegsende und private. Sie sehen, wem sollte ich mich anvertrauen? Ich bin noch so jung und stecke voller Probleme, aber nicht durch meine Schuld. Das ist das Ergebnis eines Krieges. Und wie viele solcher Menschen gibt es?" Der Fuersorgebegleiter  staunte nicht schlecht, als er das hoerte." Na, du scheinst ja wirklich viel erlebt zu haben. Es waere besser fuer dich, du laesst dir alles nochmal durch Kopf gehen, jetzt, wo du langsam erwachsen wirst. Es ist doch nur eine Sache des Wollens. Ich mache  auch nur das, was im Rahmen meiner Moeglichkeiten liegt, ich lasse mich vom Schlechten nicht verleiten."
 
"Herr Mueller, dabei weiss ich doch nicht einmal ob es schlecht ist oder ob es schlecht war, was ich erlebt habe. Und doch werde ich damit nicht fertig. Es gibt Tage, da lese ich Gedichte von Ludwig Uhland, an anderen Tagen tue ich nichts anderes, als darueber nachzudenken, was ich alles erlebt habe am Ende des Krieges. Ich kann mir keinen Reim daraus machen. Einmal ist Vergewaltigung erlaubt, und ein anderes mal verboten. Als Deutschland in Schutt und Asche lag, bekam man ein Lob dafuer, wenn man mit geklauten Nahrungsmitteln nach Hause kam. Heute wird man fuer die gleiche Sache bestraft. Soldaten aller Coleur mordeten und bekamen noch einen Orden dafuer, erschiesst der selbe Soldat heute einen Menschen, wird er zum Tode verurteit. Stimmt das Herr Mueller?"  "Ich sehe schon, dass deine Probleme recht gross sind. Du solltest dir mal einen Menschen deines Vertrauen's suchen."  "Aber wie ist so etwas moeglich, wenn man in einer Lehre steckt, zweimal in der Woche Berufschule hat und ansonsten nichts als Arbeit kennt. Wenn ich mal am Nachmittag 2-3 Stunden frei habe, dann bin ich froh etwas positives lesen zu duerfen oder ich schlafe dann am Nachmittag.
 
Und abends muss dann noch der Sauerteig angesetzt werden. Nein da muss ich schon selbst mit fertig werden Herr Mueller." Daruf sagte er: "Versuchs doch mal mit einem Kumpel, vielleicht koennt ihr euch ergaenzen damit du nicht immer allein bist."  "Herr Mueller, ich habe ihnen doch mein Tagesprogramm gerade erlaeutert, wie soll ich da noch Zeit fuer einen Kumpel haben? Ich gehe des oefteren am Nachmittag mit Kindern in ein Kino, um auf andere Gedanken zu kommen, mehr geht nicht, hier und da helfe ich auch im Laden. Vielleicht spaeter ein mal, wenn ich Geselle bin, werde ich mir eine Freundin suchen." "Du musst trozdem versuchen mit dir und deinen inneren Problemen ins Reine zu kommen mein Junge, sonst landest du noch im Gefaengnis." Herr Mueller sollte recht behalten mit seiner Diagnose.
 
In Solingen-Ohligs angekommen, brachte mich Herr Mueller gleich zu meiner Tante Lisa. Unten an der Haustuer klingelte ich und kurze Zeit spaeter oeffnete meine Tante die Tuer. Herr Mueller fragte meiner Tante: "Sind sie Frau Werner." "Ja." "Hier bringe ich Ihnen ihren Neffen, er braucht besondere Fuersorge, und diesmal hat er noch Glueck gehabt, denn er hatte einen guten Jugendrichter. Dann gab er meiner Tante ein Schriftstueck, und wenn sie hier unterschreiben wuerden, dass ich den Jungen ordnungsgemaess abgegeben habe, dann ist die Angelegenheit abgeschlossen." "Kommen sie doch bitte mit nach oben sagte meine Tante." Nein Danke Frau Werner, ich muss sehen dass ich gleich wieder den Anschluss nach Ulm bekomme. Also mein Junge, alles Gute und pass auf dich auf, und denk mal ueber unsere Unterhaltung nach. Auf Wiedersehen Frau Werner."
 
Na, du Ausreisser, du solltest dich schaemen, uns und auch deiner Mutter sowie dem Meister so grossen Kummer zu bereiten."  "Entschuldige, Tante Lisa, hatte nicht die Absicht euch Kummer zu bereiten oder zu aergern."  "Komm erst mal nach oben." Ich sagte: "Tante, bevor du nun zu schimpfen anfaengst, solltest du eines wissen: Fuer meine Mutter tut es mir nicht leid." sie sagte: "Na, na, mein Junge, versuendige dich nicht."  "Eines Tages werde ich dir erzaehlen weshalb ich so bin, wie ich bin, heute wuerdest du sagen ich waere noch zu jung, um das richtig zu verstehen."
 
So schlimm kann es doch nicht gewesen sein, und darf man fragen wo du die ganze Zeit gesteckt hast?" Fragen kannst du, doch ich werde erst alles erzaehlen, wenn Onkel Fritz und Mama hier sind, sonst muss ich mich staendig wiederholen."  "Nun gut Achim, Onkel Fritz kommt um 17 Uhr und deine Mutter etwas frueher. Komm in die Kueche ich mache dir eine Schnitte Brot, wenn Fritz  und deine Mutter da sind, essen wir zu Abend." Als nun alle da waren  musste ich erzaehlen warum ich abgehauen bin. "Einen Grund gab es nicht, nur das mir die Arbeit zu viel war." sagte ich.  Aber das muss doch noch einen anderen Grund gegeben haben, das kann  doch nicht alles gewesen sein, kann ich mir einfach nicht denken. Man schmeisst doch nicht einfach die Arbeit hin, nur weil ich zu viel Arbeiten muss. Mensch, darueber kann man doch reden. Und der Meister moechte dich wieder haben." sagte Onkel Fritz. "Gut ich gehe wieder hin, ist ja nur noch ein Jahr, dann  habe ich die Lehre ueberstanden."  "Nun hoer mal mein Junge, sagte meine Mutter, auch wenn du erwachsen bist, kannst du nicht machen was du willst, das solltest du wissen."
 
Ich sagte: "Ja Mama, ich weiss, nur das scheint aber nicht für dich selber zu gelten! Du hast immer nur das getan, was du wolltest, ohne Ruecksicht auf deinen Sohn, mehr moechte ich nicht dazu sagen. Vielleicht kommst du eines Tages selbst dahinter, warum dein Sohn staendig ohne Mutter gross geworden ist." Dann kamen mir die Traenen.  "Aber, aber, Achim wer wird denn gleich weinen, das brauchst du  nicht, ich verstehe schon. Wenn du  dich mal aus sprechen willst, und dein Herz erleichtern moechtest, dann weist du wo ich wohne." "Hedwig und du Lisa, geht morgen frueh mal zum Baecker und sagt, dass Achim weiter machen moechte" Meine Mutter und Tante Lisa gingen am anderen Morgen zum Baecker und waren nach einer Stunde wieder zurueck. Meine Mutter sagte: "Na, da hast du wirklich Glueck gehabt, weil der Meister eigentlich mit deiner Arbeit zufrieden war, und in der Berufsschule weiss keiner etwas davon". Dann ging meine Mutter wieder zu ihrer Arbeitsstelle.
 
Tante Lisa und ich wir machten uns auf den Weg zum Baecker. Und da waren sie dann alle versammelt: die Oma Weber, der Meister, Hans und die Frau die an allem Schuld war, die Chefin, Ulla. Hans war der erste der sein Mund auftat: "Na, da ist ja unser Deserteur". Ich wartete auf das grosse Donnerwetter, aber es kam nichts. Achim wir sind froh, dass du wieder da bist und dir unterwegs nichts passiert ist. Und ueber die Arbeitszeit koennen wir doch reden, haben uns doch immer gut verstanden mein Junge." sagte der Meister. Er war wirklich eine Seele von Mensch. Die Chefin schaute verstohlen zu mir herueber, was ich foermlich uebersah. Ich wollte nur noch meine Arbeit korrekt machen. Ich sagte zum Meister: "Herr Weber ich brauche nur noch einen Wecker dann  kann ihre Frau auch durchschlafen, und ich moechte selbstaendiger werden."  "Hoert, hoert, welch grosse Worte von so einem kleinen Mann." Hans, sie sind wirklich der Groesste." Alles lachte, selbst die Oma Weber. "Recht hast mein du Junge, lass dich nicht auf den Arm nehmen." Achim komm zum Mittagessen runter. "Danke Herr Weber." Ich ging nach oben in mein Zimmer, raeumte meine Sachen ein und legte die  schmutzige Kleidung heraus zum waschen. Danach machte ich mich auf mein Bett bequem und zog an meiner Zigarette.
 
Ploetzlich klopfte es an die Tuer und der Meister stand im Zimmer, ich stand auf und setzte mich auf einen Stuhl, und fragte: "Habe ich etwas falsches gesagt, Herr Weber?" Nein Achim aber ich wollte mit dir alleine sprechen, deswegen bin ich hier oben. Sei mal ehrlich warum bist du abgehauen? Auf alles war ich gefasst, nur darauf nicht, mir schoss das Blut in den Kopf, was sollte ich den Meister antworten? Dann fragte der Meister: Ist es wegen meiner Frau?" Mich hat es fast vom Stuhl gehauen, ich stand auf und sagte: " Nein Herr Weber, es ist nicht wegen ihrer Frau gewesen, sondern allein wegen der Arbeitzeit."
 
"Schon gut mein Junge, das wollte ich nur von dir persoenlich wissen. Ich danke dir fuer deine Diskretion, aber ich weiss, dass meine Frau bei dir geschlafen hat, denn sie hat es mir gleich gesagt, als du verschwunden warst." Ich sagte: Dann wissen sie es doch, was sollte dann die Frage? Ich kann ja gleich wieder gehen." Er sagte: Sachte, sachte, das Leben ist manchmal schwer, und bei dir besonders. Seit einem Jahr bin ich bin ich nicht mehr in der Lage, mit meiner Frau Sex zu machen, und deshalb der Fehltritt meiner Frau." Ich antwortete: " Es tut mir leid Herr Weber." "Nur wir zwei wissen von dem Vergehen meiner Frau, sollte meine Frau nochmals zu dir kommen, dann sage mir Bescheid, sie weiss nicht, dass ich mit dir darueber gesprochen habe. Es bleibt also unter uns?"  "Ja, Herr Weber. Ich habe zu Hause bei meiner Tante nichts gesagt, und in Ulm beim Jugendrichter auch nicht. Haetten sie nicht davon angefangen waere nichts ueber meine Lippen gekommen."  er sagte noch: Lass es uns vergessen und danke Achim. Komm zum Mittagessen runter.
 
"Ich steckte mir nochmals eine Zigarette an, denn das Gespraech musste ich erst verdauen. Wieder lag ich auf meinem Bett und tausend Gedanken kreisten durch mein Kopf. Nach dem Mittagessen sagte ich zum Meister: " Herr Weber ich wollte ihnen nur sagen, dass ich nach Sol-Ohligs fahre, ich bin dann um 18 Uhr zurueck." Ist gut Achim." Ich ging nochmals nach oben in mein Zimmer, holte meine Geldboerse und lief zur Strassenbahn- Haltestelle. 10 Minuten spaeter war ich in Ohligs, dort lief ich die Hauptstrasse rauf und runter, und ging um 15 Uhr in ein Kino und schaute mir einen Western an. Ich wusste wohl, dass Onkel Paul hier ein Zimmer hatte, aber seine Adresse kannte ich nicht. So war ich um18 Uhr wieder zurueck. Nach dem Abendbrot fragte ich den Meister:' Darf ich den Sauerteig heute Abend ansetzen Herr Weber? "Wenn du Lust hast gerne." So spazierte noch eine Zeit im Garten und spendierte mir eine Zigarette dann um 20 Uhr setzte ich den Sauerteig an, danach ging ich auf mein Zimmer. Ich legte mir meinen Baeckeranzug zurecht fuer den nächsten Tag, las noch eine Weile, stellte  den Wecker auf 3 Uhr und verzog mich ins Bett.
 
Ich dachte an meine Flucht, wie wenig Erfahrung ich doch hatte, dann an den Richter, sowie an die Gespraeche mit Herrn Mueller im Zug. Und nicht zu vergessen die Leiterin, die mich reingelegt hatte. Anderseits bin ich froh, dass ich wieder hier bin, ein Zuhause und ein Dach ueber dem Kopf habe. Aber was mach ich, wenn die Ulla wieder zu mir kommt, wo sollte ich hin? Noch ein Jahr, dann haette ich die Baeckerlehre geschafft, nur noch ein Jahr ging es mir durch den Kopf. (Doch es sollte anders kommen, denn der Teufel gab nicht auf). Am anderen Morgen stand ich um 3 Uhr auf, ging in die Kueche, machte mir ein Butterbrot und lief in die Backstube, setzte die Teigmaschine an, ging zum Hof und rauchte eine, nach 20 Minuten war der Teig durchgeknetet, und ich trug ihn zur Beute und wartete auf Hans, der dann auch erschien. "Morgen Achim, bin heute noch nicht richtig ausgeschlafen, habe gestern Abend wohl ein Glas Bier zu viel getrunken." Vor einiger Zeit haben sie mal zu mir gesagt: "Achim das geht vorbei." Als wir fast fertig waren mit den Broetchen drehen kam auch der Meister, und er sagte: Na, dann koennen wir ja wieder mit vereinten Kraeften in den Tag arbeiten.
 
Der Vormittag verlief ohne viel Worte. Hans sass noch der gestrige Abend in den Knochen. Ich reinigte die Backstube, dann war Mittagszeit. Nach dem Essen, hielt ich mich eine zeitlang im Garten auf, dann verzog ich mich auf mein Zimmer. So vergingen die Tage und Wochen, zwischen durch besuchte ich meine Tante. Meine Mutter war an Wochenenden meist bei Onkel Paul, und so hatte ich eigentlich niemanden, mit dem ich mich von Mensch zu Mensch unterhalten konnte, die einzige Gemeinschaft die ich hatte, war in der Berufsschule, aber Freundschaften konnte man dort auch nicht schliessen, denn nach der Schule ging jeder seinen eigenen Weg. Ich kam mir richtig isoliert vor, denn bei Webers hing der Haussegen schief, und es wurde nie wieder so, wie es einmal war. Alle liefen stumm durch die Raeume, es lag ein dunkler, grauer Nebel ueber diesem Haus. Das einzige Licht bewegte sich im Laden, es war die Oma Weber. Sie war  trotz des kalten Krieges zwischen dem jungen Ehepaar, immer gut aufgelegt. Sie hatte sicherlich auch ihre Kaempfe und Krisen im Leben durchmachen muessen, aber sie nahm alles gelassen hin.
 
Nun waren gerade sechs Wochen ins Land  gezogen, ich habe mich in dieser Zeit, eigentlich wieder sehr wohlgefuehlt, und durfte selbstaendig arbeiten, was das Baeckerhandwerk anbetraff, und ich freute mich schon auf den Abschluss der Baeckerlehre, der in 12 Monaten anstand. Doch der Teufel, hatte wohl etwas dagegen, und so kam es wie es kommen musste. Ende Mai 1951 kam die Schlange wieder zu mir ins Zimmer und wollte mit mir Zaertlichkeiten austauschen, doch ich wehrte mich sehr lautstark dagegen. Denn ich wusste jetzt würde ich alles verlieren, die Lehrstelle den Meister und viele andere Dinge. Ich sagte zur Chefin: " Ulla ich habe deinem Mann versprochen, mich nie wieder mit dir einzulassen, und so bitte ich dich dringe nicht weiter in mein Leben. Sonst muss ich die Polizei hinzuziehen und du wuerdest mit Sicherheit ins Gefaengnis gehen. Dann stand ploetzlich der Meister im Zimmer und sagte: Was soll das Ulla? ich hatte es dir verboten, zu dem Jungen zu gehen. Anfangs glaubte ich du haettest es begriffen, aber dir ist nicht zu helfen, geh nach unten, wir reden spaeter darüber." Zu mir gewandt sagte er: Danke Achim, dass du dich an unsere Abmachung gehalten hast.
 
Frau Weber sagte dann: "Ja zu Achim hast du Vertrauen, aber hast du dir schon mal Gedanken ueber mich gemacht? Seit einem Jahr kannst oder willst du nicht mehr mit mir schlafen. Ich bin eine Frau und habe auch Gefuehle, aber das scheint dir egal zu sein. Hauptsache dein Baeckerladen laeuft." " Ulla, ich bitte dich, doch nicht hier vor den Jungen."  Wieso nicht, er weiss doch alles, er spielt jetzt den unschuldigen Engel, es hat ihm doch mit mir Spass gemacht. Ja erzaehlt hatte ich dir das, also musstest du damit rechnen, sonst waerst du nicht hier oben. Wenn ich dir soviel bedeuten wuerde, haettest du mir das bisschen Liebe gegoennt, und niemand haette einen Schaden davon gehabt, denn du, Max bist nicht in der Lage mir Zaertlichkeiten zu geben." Dann sagte ich: "Doch Frau Weber, mir haben sie geschadet, das sollten sie wissen. Erstens: War ich nicht auf das vorbereitet, was sie mit mir veranstaltet haben, zweitens haben sie mir meinen Seelenfrieden genommen. Da wir nun schon schmutzige Waesche waschen, sollten sie  wissen, ich koennte sie anzeigen wegen Verfuehrung eines Minderjaehrigen. Dann kaemen sie ins Gefaengnis, wo ich auch zwei Tage verbracht habe, aber bei ihnen wuerde da schon etwas mehr dabei herauskommen.""Du ich haue dir gleich eine runter." wetterte sie.  "Achim, zieh dich an und dann nichts wie los in die Backstube." Ich sagte kack frech: "Aber zuegeln sie ihre Frau, Herr Weber." Ich zog mich an und der Meister verschwand mit seiner Frau.
 
Waehrend ich den Broetchenteig anstellte, hoerte ich wie der Meister mit seiner Frau stritt "sollen sie nur"  dachte ich, Ruecksicht auf mich nahm auch keiner dieser Erwachsenen. Was geht eigentlich in ihnen vor? Immer muessen sie sich Probleme schaffen, sonst geht es einfach nicht. Was habe ich schon alles durchgemacht, aber bin ich dabei ausgeflippt? Langsam koennen die Erwachsenen mich gern haben. Da versucht man ein anstaendiger Mensch zu bleiben, und wird dann staendig von solchen Frauen attackiert. Ich habe genug mit mir selbst zu tun und kann und will nicht noch die Probleme der Anderen tragen, weiss Gott nicht. Nachdem ich den Teig auf der Beute hatte, ging ich hinaus und musste erst eine rauchen.
 
Dann stand Hans, schon auf der Matte, und der Meister war zu frueh in der Backstube, sonst kommt er um 5 Uhr." Ist bei euch jemand krank fragte Hans? "Nein wieso?" meine Frau hat um 2 Uhr bei euch Licht gesehen." Ich sagte: Hans ich war in der Kueche, um  mir  ein Brot zu machen und das Wohnzimmer stand offen".  Hans erwiderte: "Ach so." Damit war die Sache vom Tisch. Es war am gleichen Tag am Mittagstisch, als Ulla mit einigen A4 - Blaettern  auftauchte und sagte: Hier, Max, schau dir mal an was unser Lehrling in seiner Freizeit macht, lauter Gedichte." Sie warf die Blaetter auf den Tisch. "Anstatt zu arbeiten schreibt er Gedichte. "Das war zu viel fuer mich, ich stand auf und lief auf mein Zimmer. Also hatte diese dumme Frau herumgeschnueffelt unter meiner Matratze, denn dort bewahrte ich die Schreibarbeiten auf. Unter diesen Umstaenden wollte ich nicht weiter hier arbeiten, selbst wenn der Meister dies wollte. Denn sie wuerde alle paar Tage einen Aufstand machen. Und Hans wuerde dann auch noch damit reingezogen. Ich zog mich um packte einige Sachen zusammen, dann suchte ich den Meister auf.
 
"Herr Weber, es tut mir leid, aber unter diesen Umstaenden kann ich die Lehre nicht weiter fortsetzen, ich moechte gehen, bevor hier am Ende noch die Polizei alles regeln muss. Ich bitte sie, melden sie mich bei der Berufsschule ab, ich moechte nicht, dass sie mich noch bitten muessen aufzuhoeren. Ich werde versuchen meinen Weg zu finden, und ich bedanke mich fuer alles. Ich moechte sie bitten meine Tante zu benachrichtigen. Sagen sie ich waere schon wieder abgehauen. Und von mir erfaehrt keiner etwas. Das ist mein Ehrenwort." "Schande hat diese Frau in unser Haus gebracht, Achim warte ein Moment, er ging ins Wohnzimmer und war kurze Zeit spaeter wieder zurueck. "Hier Achim nimm das, du wirst es brauchen." es waren 500 DM. "Aber Herr Weber..."Ist schon gut mein Junge, pass auf dich auf." Ich moechte sie bitten, mir doch einen kleinen Koffer zu geben, den Rest kann meine Tante hier abholen. Ich packte die sieben Sachen in den Koffer und sagte noch:  "Auf Wiedersehen Meister Weber!" Dann verschwand ich aus seinem Leben, und habe diesen guten Menschen nie wieder in mein Leben gesehen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abbruch der Lehre - Flucht ins Ungewisse
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13.  Abbruch der Lehre - Flucht ins Ungewisse
Ich fuhr mit der Strassenbahn nach Solingen-Ohligs und loeste mir eine Karte nach Hamburg. Spaet nachmittags fuhr ich in Richtung Hamburg, es war wohl kurz vor Mitternacht, als ich in dort ankam. Meinen Koffer gab ich bei einer Gepaeck Aufbewahrungsstelle ab, ich bekam eine Quittung darueber. So hatte ich meine Haende frei.  Ich hoffte in dieser Stadt ein neues Leben beginnen zu koennen. Wenn ich heute mit 80 Jahren zurueck denke, muss ich vor mich hinschmunzeln, wie naiv und kindisch ich doch war, zu glauben mit 16 Jahren koennte ich die Welt erobern mit ein paar hundert DM in der Tasche. Ja ich habe einige Monate vor Kriegsende viel negatives erfahren muessen, mit dem Einmarsch der Sowjetarmee, was mich bis heute verfolgt, sowie die Erlebnisse mit meiner Mutter nach dem Kriegsende. Doch ich stand damals immer unter dem Schutz meiner Grossmutter. Nun hatte ich niemanden mehr, der mich beschuetzte, der zu mir hielt, nun stand ich auf dem Bahnhof von Hamburg, Mutterseelen alleine und wusste nicht wie es mit mir weitergehen sollte. Der erste Gedanke war, wo sollte ich schlafen sollte, ich war minderjaehrig und ohne Papiere.
 
Ich ging zuerst in die Bahnhofskneipe und bestellte mir ein Bier, zwei junge Maenner kamen an meinen Tisch, und verwickelten mich in ein Gespraech. Ihnen gelang es, dass ich eine Runde Bier ausgab, sie erfuhren, dass ich erst in Hamburg angekommen war, niemanden kannte, und ich eine Bleibe suchte, wo ich uebernachten konnte. Die jungen Maenner hatten bald erkannt dass ich von zu Hause abgehauen war. Diese Bekannschaft, sollte mein naechstes Schicksal werden in Bezug auf der "Flucht  ins Ungewisse."  Einer der Beiden fragte: "Wie heisst du denn?" " Achim" sagte ich.  "Ich heisse Uwe, er zeigte auf seinen Kumpel und sagte: das ist Rolf. Wo du heute Nacht schlafen kannst weiss ich auch schon, naemlich bei uns im " Pik Ass." Ich fragte nach : "Pik Ass?" "Ja, das ist ein Obdachlosenasyl. Wir sind beide obdachlos, Rolf und ich."
"OK", das ist mir noch eine Runde wert." sagte ich. Ich bestellte und habe gleich bezahlt. Zweimarkfuenfzig" "Haben sie es nicht kleiner ? fragte die Kellnerin. Ich sagte: "Nein " Die Kellnerin wechselte den Hunderter,  ich bemerkte wie Uwe und Rolf auf mein Geld schauten, und das war mir nicht ganz koscher (geheuer).
 
Ich sagte: "Ich muss mal eben auf die Toilette, aber nicht dass ihr zwei abhaut, und ich muss heute Nacht auf die Strasse schlafen."  "Ist gut, aber mach nicht solange sagte Uwe." Dann auf der Toilette versteckte ich mein Geld in den Struempfen, denn man weiss ja nie was da auf einen zukommt. Ich hatte ja auch sehr viel Geld, wenn man bedenkt, dass ein Glas Bier nur 35 Pfennig kostete. Das Wechselgeld von meinem Hunderter behielt ich in meiner Hosentasche. Die koennten ruhig drauf gehen dachte ich. Dann als ich am Tisch zurueck war sah ich, dass sie nochmals eine Runde bestellt hatten, auch fuer mich. Uwe sagte: "Mensch wo bleibst du denn, wir dachten schon du waerst reingefallen. Komm, trink mit uns, ich habe einen ausgegeben. Ist doch ruehrend, wie ihr euch um mich kuemmert." sagte ich. "Na, Kleiner was wollen wir heute Nacht noch unternehmen?" Ich sagte: Das muesst ihr wissen, ich kenne mich nicht aus in eurer Stadt." "OK, dann schlendern wir mal ueber die Reeperbahn rauf und runter." Zu meinem Erstaunen hat Uwe die Runde Bier auch bezahlt die er bestellt hatte. Wir fuhren mit der guten alten Strassenbahn nach Altona auf Sankt Pauli. "Siehst richtig schick aus in deinem blauen Anzug Achim."
 
"Na, nun uebertreib mal nicht Uwe. Ja der ist auch noch fast neu. Aber sag mal Uwe, woher willst du wissen, dass ich von zu Hause abgehauen bin, und wieso hast du mir gleich eine Schlafgelegenheit angeboten?"  Er sagte:  "Ach, weisst du, wenn  man schon solange auf der Strasse liegt wie ich, dann bekommt man einen Blick dafuer, und der Aelteste bist du doch auch nicht." "Da staunte ich richtig, bist ein weiser Mann, damit ihr zwei es wisst, ich bin 17 Jahre und Ihr?" (Natuerlich habe ich mich ein Jahr aelter gemacht, denn einen Ausweis hatte ich ja noch nicht.) Rolf sagte: "Ich bin 20 Jahre, und Uwe 25 Jahre." "Dann sind ja die richtigen Skatbrueder zusammen." Kam es ueber meine Lippen. "Du bist okay." meinte Rolf. "Weisst du, erst wollten wir dich hochnehmen, aber wir glauben du bist der richtige Kumpel fuer uns. Siehst gut aus und hast auch noch gute Manieren, das gefaellt uns. Sicher hast du auch schon was mitgemacht." ich sagte: "Da hast du recht." Aber darueber gesprochen was ich erlebt hatte, sagte ich nichts. Dann standen wir vor dem "Haifisch"  es war eine Bar die voller komischer Typen war, und junge Maedchen zum anbeissen. "Dann nichts wie rein." sagte Uwe.
 
Nicht weit von der Bar war auch die beruehmte  Herbertstrasse, wo sich die Maenner austoben konnten, wenn sie denn Geld genug hatten. Als wir im "Haifisch" platz genommen hatten, sagte Uwe: Drei Bier, aber ein bisschen ploetzlich", zu der Kellnerin, die die beiden gut kannten. Und das, er klopfte mir auf die Schulter, ist unser dritter Mann hast du  das verstanden?"  sie sagte: "Bin ja nicht schwerhoerig, mach bloss nicht so ein Aufsehen."  Das ist dem Uwe seine Olle (Anschafferin), weisst du, die geht nach Feierabend noch anschaffen (Strassenstrich) fuer unseren Uwe. Ist schon eine tolle Alte."  meinte Rolf. "Na, du kannst dich auch nicht beklagen  mit deiner "Susi" Susi geht abends ab acht Uhr anschaffen, damit Rolf sich am Tage etwas leisten kann," meinte Uwe. "Nun mal langsam, das ist ein harter Brocken fuer mich, und  ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen. Sagt bloss die geben euch das Geld?" fragte ich. "Na klar, das ist so. Komm mal ein bisschen naeher, wir nehmen auch kleine Laeden aus und  verkaufen das Zeugs, dafuer haben wir unsere Leute. Inzwischen kam das Bier und Uwe sagte zu Tina: Na wie findest du unseren Kumpel? " Sieht gut aus, hoffentlich ist der nicht zu weich fuer euch."
 
"Keine Beleidigungen, wenn wir jemanden aussuchen, dann hat das Hand und Fuss. Und du kannst uns noch drei Bier bringen, aber lass sie nicht warm werden, wir trinken das Bier gern kalt."  "Mensch hab dich bloss nicht so, ich weiss ja, dass du der starke Mann bist." "Ist auch gut so." antwortete Uwe.  "Hoer mal Achim wir brauchen fuer morgen Abend einen Hehler, kannst du das?" Ich sagte: Anfangen muss jeder mal, ich habe mich euch angeschlossen und das bedeutet, dass ich zu euch stehe. Nun will ich ueber Vertrauen nichts mehr hoeren, entweder ich bin euer Skatbruder oder nicht" Uwe meinte:  "Mensch war das ein langer Satz, stammst wohl aus einem guten Hause"  "Jetzt gebe ich eine Runde. Aus einer Bettlerfamilie stamme ich nicht, und auf den Kopf gefallen bin ich auch nicht. Jetzt gebe ich eine Runde, klar?"  "Donnerwetter hast dir schon etwas abgeguckt, aber das find ich prima, Ist auf jedenfall besser als eine Flasche im Verein zu haben. Es war schon zwei Uhr morgens geworden, als Rolf auf einmal sagte: "Wir muessen Achim noch eine Biene besorgen, damit er auch noch Kleingeld bekommt und spaeter nicht trocken sitzt." 
 
"Tina, Tina schmeiss dich mal hier rueber, ich will mit dir reden." Tina kam und brachte noch eine Runde Bier mit. Uwe sagte:  "Hol dir mal ein Glas Sekt und setz dich zu uns. So dann stoss mit Achim an, und vergiss nicht, ihm einen aufzudruecken, das ist bei uns so Sitte."  Tina und ich wir stiessen gemeinsam an und gaben uns einen du auf du Kuss." Uwe war der Boss  und er befahl:  Hoere, Tina, besorge unserem Bruder eine Biene und dann kommt an unseren Tisch."  Und zu Rolf sagte er: Du  holst jetzt deine Susi" Tina kam mit einer Freundin. " Kommt setzt euch, du hast doch gleich Schluss, ist dein Abloese schon da, Tina?"  "Ja Uwe".  Uwe stellte mich bei Tinas Freundin Anne vor. Achim unser Bruder ist fremd hier, hast du heute Nacht ein Bett fuer ihn?" "Na klar bin sowieso frei"  " Prima, dann sind wir jetzt sechs in der Runde." Rolf kam mit seiner Susi. Anne und ich wir beschnupperten uns waehrend der Gespraeche."Also" meinte Uwe,": Dann wollen wir mal unseren Skatabend beenden und in die Federn gehen. Morgen haben wir einen schweren Tag." Und zu Anne sagte er: "Bei Achim geht nichts mit Kohle (er meinte Geld) ich denke wir verstehen uns." 
 
"Klar er ist doch jetzt mein Typ."  "Achim, wir treffen uns morgen um 14 Uhr in der Bahnhofskneipe, wo wir uns  kennen gelernt haben. Wenn das morgen klappt, dann haben wir wieder fuer drei Wochen Piepen (Geld). "Also pennt gut." Dann verdrueckte er sich mit seiner Tina, auch Rolf zog ab, Anne und ich wir gingen zu ihrem Zimmer in der Naehe der Herbertstrasse. Anne bat mich, sei bitte leise im Treppenhaus, sonst muss ich dich doch noch nach "Pik As" bringen (Pik As war das Obdachlosen Haus) "Mach ich glatt, ich werde schleichen wie ein Indianer." Vom Zimmer der Anne war ich begeistert, denn es war sehr schoen eigerichtet, und "piko bello" sauber. Pluesch und Samt waren ueberall ich staunte nicht schlecht. Komm mal zu mir Achim, das ist mein Leben. Du bist ein feiner Junge, ob die Jungs mit denen jetzt zusammen bist prima sind ueberlasse ich dir, nur vertraue ihnen nicht zu sehr!  Ich kenne sie schon laenger, und habe hier eine gute Stelle in der  "Haifisch Bar" und verdiene noch gutes Geld nebenbei. Aber kein Wort darueber was ich dir gesagt habe, klar? "Ehrenwort." sagte ich.
 
"Lass uns jetzt schlafen gehen, denn ich bin hundemuede. Erst die Fahrt mit der Bahn, dann das Saufen bis in die Nacht das haelt keine deutsche Eiche aus. Ich gab Anne 20 DM und sagte: Dafuer kannst du morgen ein schoenes  Fruehstueck auf die Beine bringen, Anne heute Nacht wird  geschlafen, sonst nichts, klar?  Es sei denn du bist ein naechtlicher Vulkan. "Weisst du Anne, ich bin zwar ein wenig angeschlagen vom Saufen, doch meine  Gehirnzellen arbeiten noch. Warum muessen die Menschen immer spaet Abends die "Liebe" suchen, wo doch der Mensch am Tage noch nicht so kaputt ist. "Sag mal wie alt bist du Anne?"  "Ich werde 19 Jahre."  Ich sagte: "Na dann koenntest du ja fasst meine Oma sein, denn ich bin erst 17 Jahre. Ich habe sie natuerlich angelogen, denn ich war ja erst 16 Jahre. Wann gehst du denn morgen wieder zur Arbeit?"  "Um 16 Uhr." "Und wieviel Kohle machst du so am Tag? wollte ich wissen. "Etwa 30 DM, der Preis beträgt fuer uns auf der Strasse 5 DM, manchmal gibt einer mehr. Du weisst ja, wie das ist." Ich sagte:  "Verstehe." Doch woher sollte ich es wissen, denn ich hatte nie mit solchen Dingen zu tun. Ich gab es aber nicht zu. Wir zogen uns aus und huepften ins Bett. "Weisst du Achim, ich bin auch mit 17 Jahren abgehauen, ich stamme aus Duisburg, nie wollte ich eine Nutte werden.
 
Hatte mir damals auch alles anders vorgestellt genau wie du, bin mit guten Absichten hierher gekommen. Aber schon bald hatte mich so ein Dreckskerl in die Scheisse gezogen. Man haengt hier fest und kommt einfach nicht mehr raus, aber zu Hause war auch nur Krach bei meinen Eltern. Mein Vater ist Bahninspektor, und meine Mutter arbeitete im Buero eines Architekten. Abends ging es immer rund, ewig stritten sie sich, um mich kuemmerten sie sich wenig. Geld bekam ich genug, aber was faengt man schon mit Geld an, wenn die Eltern fehlen?" Ja davon kann ich dir auch ein Lied singen, aber lass uns morgen darueber sprechen, das Thema ist interessant, aber jetzt bin ich muede." Wir kuschelten uns zusammen und schliefen sofort ein. Als ich am anderen Morgen meine Augen aufmachte, war Anne nicht im Raum. Ich stand auf und wollte mich waschen, da ich meinen Koffer immer noch in der Gepaeckaufberahrung im Bahnhof stehen hatte, wusch ich mich mit der Seife von Anne, nur rasieren konnte ich mich nicht. Anne hatte einen Zettel auf den Tisch hinterlegt auf dem stand: "Bleib ruhig im Bett, ich bin gleich  wieder zurueck."
 
Ich haute mich wieder hin und wartete. Etwa zehn Minuten spaeter tanzte sie an. Sie hatte fuer uns Fruehstueck eingekauft. "Machst dich prima als Hausfrau." sagte ich. Waehrend Anne den Tisch deckte, folgte ich mit meinen Augen ihren Bewegungen. Ich stand auf und wir fruehstueckten gemeinsam am Tisch. Nach dem Essen machten wir das, was andere Ehepaare auch machen, wenn sie sich lieb haben. Dann  sagte ich zu ihr: Wer so gut seinen Acker pflegt wie du, bei dem wächst dann auch der Weizen." Und sie lachte ohne aufzuhoeren, da sagte sie: "Du sprichst wie ein Poet."  "Ein Poet bin ich nicht, aber ich habe einen Vers fuer dich."
 
     Du hast mir deine Hand gereicht, obwohl du klein und schmaechtig.
     Dafuer mache ich dich heute reich, und denk an dich andaechtig.
 
Danke, das hast du sehr schoen gesagt, aber reich kannst du mich auch nicht machen, dafuer ist deine jetzige Lage nicht die beste." " Das kommt darauf an Anne, wie man das verstehen will, man kann reich sein ohne Geld oder grosse Werte zu besitzen, wichtig ist, dass du dich reich fuehlst. Die  "Liebe" Anne, ist ein wahrer Reichtum, die kannst du nicht kaufen." "Weisst du, so ein Typ wie dich habe ich noch nie gehabt. Die, die ich hatte, wollten immer nur mit mir pennen, und dann waren sie meistens fuer immer verschwunden. Auf dein Gespraech zurueck zukommen Achim. Irgendwie hast du recht, denn selbst Geld macht einen nicht Gluecklich. Man sagt, dass es beruhigt, doch das stimmt auch nicht ganz. Ich habe Geld, aber ruhiger bin ich deshalb nicht." "Schau mal Anne, du warst bei dir zu hause auch ungluecklich, obwohl du Geld hattest. Was meinst du wohl, weshalb sich deine Eltern nicht verstanden haben?  Sie hatten nur ein Ziel, arbeiten um viel  zu besitzen. Fuer ein paar nette Stunden blieb keine Zeit, weil sie abends viel zu kaputt waren, um noch Zaehrtlichkeiten auszutauschen. Auf Dauer kann der Mensch aber nicht darauf verzichten, sie wurden nervoes und unausgeglichen.
 
Wie sich das dann auswirkt, hast du bei deinen Eltern gesehen, das gleiche erleben auch junge Ehepaare,  wenn sie es in der Liebe uebertreiben." "Woher weisst du das alles Achim. Nun ich habe es auch nur aus Buechern, aber es liegt bestimmt etwas wahres darin" Ich schaute auf die Uhr, und sah dass ich bis 14 Uhr noch drei Stunden Zeit hatte, und die wollte ich mit Anne verbringen. Zu Anne sagte ich: "Ich moechte, dass du zwei Tage  nicht auf die Strasse gehst und dass wir uns noch viel ueber unsere Probleme unterhalten können, denn ich spuerte das ich in Anne eine gute Gespraechspartnerin gefunden hatte. Ich zog meine Schuhe naeher an mich heran und holte einen Hunderter heraus. "Hier Anne, das ist fuer dich, das Geld hatte ich gestern versteckt, man weiss nie was passiert." Sie meinte: " Bist ganz schoen klebber, dies muss man dir lassen."
 
Anne schob den Tisch zur Seite  und schluepfte zu mir ins Bett. "Komm wir schmusen ein bischen." sagte sie. Was wir dann auch taten. Ich verspuerte, dass dieses Schmusen etwas ganz anderes war, als mit der Baeckersfrau. "Es waere  schoen, wenn wir zusammen bleiben koennten, ich mag dich sehr" "Darauf sagte ich: "Auch ich fuehle mich bei dir geborgen, denn richtige Liebe habe ich nie kennen gelernt, ausser die "Liebe " meiner Grossmutter, die viel zu frueh Heim gegangen ist." Um dreizehn Uhr fuhren wir mit einem Taxi zum Hauptbahnhof, wir holten meinen Koffer und ich sagte: Hier Anne nimm meinen Koffer und fahre zurueck zu dir nach Hause, und komm um Mitternacht zur "Haifischbar" aber wir  bleiben heute nicht solange Ja?"  "Ja mein Poet." Dann verzog sie sich. Ich schaute auf die Bahnhofsuhr es war viertel vor zwei. Ich steuerte die Bahnhoskneipe an aber Rolf und Uwe waren noch nicht da. Ich bestellte mir einen Kaffe und wartete. Punkt 14 Uhr waren sie in der Kneipe.
 
So sind Kumpels, denn Puenktlichkeit und Zuverlaessigkeit ist das A und O in unserer Branche sagte Uwe, wartest du schon lange?" " Nein." "Na haste gut geschlafen?" fragte Rolf. Die Nacht ist zum saufen da, und der Tag zum diskutieren."  meinte Uwe. Der Ober kam an unseren Tisch und fragte hoeflich, was er uns bringen duerfe. "Zwei Bier." sagte Uwe. Als der Ober gegangen war sagte ich mit ernster Miene im Gesicht: "Hoert mal, wenn wir heute Abend eine Arbeit vor uns haben, dann kann auch ich verlangen, dass, das ohne Alkohol betrieben wird, oder muest ihr euch erst Mut ansaufen?" Rolf sagte: "Wie sprichst du denn mit uns?"  "Wie ich es gesagt habe, denn schliesslich ist der Hehler genauso dran wie der Stehler, also kann ich von euch verlangen, dass ihr das ohne Alkohol durch zieht. Sonst muesst ihr auf mich verzichten, denn ich will nicht wegen ein paar Glas Bier ins Loch gehen.." "Mensch Uwe der hat ja was drauf, aber recht hat er."  "Nun gut das eine Bier was wir bestellt haben trinken wir noch." Ich bin zwar juenger als ihr, aber meine Strategie ist so." So verschaffte ich mir Respekt vor den beiden.
 
Aussedem moechte ich von euch beiden wissen worum es geht heute Abend? "Ja wir woll..."Aber doch nicht hier Uwe." trinkt euer Bier dann gehen wir ein bischen im Bahnhof herum, da koennen wir ueber alles reden." sagte ich. Denn in der Bahnhoshalle kann uns keiner zuhoeren." Dann erfuhr ich was bevorstand." "Ist gut, dann aber ohne Alkohol." Uwe sagte: "Lasst uns zur Jahnhalle gehen. "Ich fragte: Was ist in der Jahnhalle? Rolf antwortete: "Das ist eine Art Aufenthaltsraum fuer Assoziale, da bekommt man fuer 50 Pfeinnig etwas zu Essen, und dort laufen auch unsere Kunden herum."  "ok  dann lasst uns zur Jahnhalle gehen." Eine Viertelstunde spaeter waren wir in der Jahnhalle und wurden von vielen Obdachlosen begruesst. Uwe lief auf einen alten Mann zu, der einen ungepflegten grauen Bart trug und begruesste diesen. Dann sagte er zu mir:  "Achim, das ist unser Freund Hein, der mit uns Geschaefte macht, Hein das ist Achim unser neue Mann, und das Geschaeft wird heute Abend laufen, wir erwarten dann auch die Kohle morgen, geht das klar?"
 
Hein kaute mit seinen 5 Zaehnen auf einem Stueck Brot herum und sagte: "Na nun mal langsam ihr Zwerge, Ihr seht doch dass ich gerade ein Stueck Brot esse, aber ich bin gleich fertig." Er putzte sich den Mund mit einem alten Lappen, und sagte zu Uwe und Rolf:  "Bis jetzt hat doch noch immer alles geklappt, und mit der Asche komme ich erst rueber, wenn ich die Ware habe, so das waer's. Dann drehte Hein sich zu mir herum, also du willst ins Geschaeft mit einsteigen? Dann sei auf der Hut, einen der Schiss hat koennen wir nicht gebrauchen. Siehst ja noch so neu aus. Bist wohl noch nicht lange auf Tripp? "Ich sagte:  "Bin noch ganz neu auf der Strasse, aber wenn ich einmal mein Wort gegeben habe, dann stehe ich auch dazu, ob ich nun neu aussehe, oder so wie du als Penner. Du hast mir alles gesagt und ich sage auch was ich denke. Ein schoener Apfel kann auch Maden haben, und in mir stecken mehr Maden als Apfelfleisch. Wie gefaellt dir das Lied, Hein?" " Wenn deine Taten so sind wie deine Klappe, dann halte ich viel von dir." Ich sagte: "Weisst du Hein, mein Grossvater sagte, so wie es in den Wald rein schallt, so kommt es zurueck." "Na du hast einen klugen Grossvater."
 
Hein sagte zu Rolf und Uwe: "Der ist in Ordnung, dann bis Moergen." Wir drei schlenderten zurueck zum Bahnhof in unsere Stammkneipe und ich bestellte ein Abendbrot fuer uns drei. Rolf und Uwe fanden das grossartig, doch ich sagte: "Verschenken tue ich auch nichts, aber ihr habt mir geholfen und bekam noch eine Biene dazu, das Abendbrot ist mein Dankeschoen."  Wir assen Sauerkraut mit Eisbein. Um 20 Uhr zogen wir los, um das Geschaeft zu machen. Ich stand auf meinem Posten und passte auf, falls einer kommen sollte. Uwe und Rolf stiegen in ein Konfektionsgeschaeft ein. Ich hatte schon ein weinig Muffensausen, aber nach 15 Minuten waren sie mit zwei Saecken bepackt zurueck. Alles gut gegangen? fragte ich. "Na klar du Hosenmatz" antwortete Uwe. Kommt wir bringen die Sachen zu Susis Wohnung, und dann nichts wie ab in die Haifisch Bar." Ich staunte nicht schlecht als ich die Wohnung von Susi sah und fragte: Wie kommt Susi an so eine Wohnung? Rolf sagte: Sie war schon mal verheiratet, ganz einfach.
 
Wir stellten die Beute in Susis Schafzimmer ab und verschwanden, wie wir gekommen sind in Richtung Haifischbar. Inzwischen war es schon 23 Uhr geworden, "So nun muss ich erst eine Blume (Bier) haben, nach so einer schweren Arbeit." Ich bestellte fuer mich einen Whisky mit Cola. Da schau dir dieses Kuecken an." sagte Rolf. Tina kam an unseren Tisch und Uwe bestellte zwei Bier und einen Whisky mit Cola. "Kommt gleich" meinte Tina. Hat doch gut geklappt heute Abend." sagte ich. Und was kommt dabei raus?  Na raus mit der Sprache, denn ich will nicht die Katze im Sack kaufen. Wenn mal einer von euch den Hehler machen will, dann steige ich auch mal mit ein." Uwe gab zur Antwort: " Find ich gut von dir Achim, aber was wir an Kohle bekommen  weiss ich auch nicht so genau, das macht Hein, er ist der Kassen-Mann. "Aber so ungefaehr wirst du es wissen?" "Ich schaetze dass jeder fuenf Blaue bekommt." (ein Blauer =  hundert  DM). "Das ist doch schon was." sagte ich. Tina brachte die Getraenke und fragte: Hat alles geklappt?" "Ja hat alles hingehauen" sagte Uwe.
 
Und mich fragte er: "Will Anne heute nicht arbeiten, ich habe sie noch nicht gesehen? Fuer heute und morgen soll sie zu Hause bleiben, aber sie ist in einer knappen Stunde hier. "Mann du hast die ja schon ganz schoen im Griff, dass sie auf dich hoert." meinte Tina" "Ach was, hat sie freiwillig gemacht, sie kann heute und morgen nicht, das ist alles."  "Das ist was anderes." Tina zog ab, um andere Gaeste zu bedienen. Anne kam puenktlich und lachte ueber das ganze Gesicht. "Freue mich, dass ihr gesund und  munter hier sitzt." Sie gab mir ein Kuss auf die Wange. Und ich wollte von Rolf und Uwe wissen, was Morgen ansteht, und wie es mit der Kohle ablaeuft. "Morgen Mittag um zwoelf im Bahnhof, Hein kommt auch dort hin, und da wickeln wir das Geschaeft ab. Aber geh nicht in die Kneipe, sondern halte dich am Fahrkartenschalter auf." Ich sagte: "Dann bis morgen, denn ich bin, noch muede von gestern." Anne und ich wir verdrueckten uns. Als ich ins Annes Zimmer trat, sah ich einen  Tisch, der sehr schoen geschmueckt und fuer ein zweites Abendmahl gedeckt war. Mir wurde richtig komisch, denn ich fand einfach keine Worte.
 
Ich war nur verbluefft. Ich nahm Anne in den Arm und sagte: "Find ich nett von dir, ist richtig feierlich zubereitet." Ich gab ihr einen Kuss. "Freut mich, wenn es dir gefaellt, hoer mal, morgen bleiben wir den ganzen Tag hier zuhause bei mir, ja?" Ich sagte: "Geht nicht Anne, ich habe mich mit Uwe und Rolf fuer 12 Uhr verabredet, denn es geht um das Geld, das wir morgen bekommen sollen. Das lass ich mir nicht durch die Lappen gehen. Ich komme danach gleich wieder zurueck." Gut mein Schatz, jetzt wollen wir erst etwas essen und trinken denn ich habe Hunger, habe heute Abend nur eine Scheibe Brot gegessen." "Dann nichts wie ran sagte ich. "Nach dem Essen fielen wir vor Muedigkeit ins Bett. Der naechste Morgen war wieder ein Freudentag fur mich, denn Anne lag immer noch neben mir, und so langsam befreiten wir uns vom Bett. Wir fruehstueckten zusammen, dann zog ich in Richtung Bahnhof, der alte Hein war schon in der Naehe des Fahrkartenschalters und wartete auf uns. Wir begruessten uns, und dann kamen auch Uwe und Rolf mit den zwei Saecken angeschlendert. Uwe bekam das Geld, doch wie wollte der Hein die Saecke weiter transportieren. das blieb mir ein Raetsel. Wir  sagten tschau Hein, und verliessen den Bahnhof.
 
Auf der Strasse bekam jeder seine Piepen (Geld). Fuenfhundert DM waren sehr viel Geld in den  50zigern. Dann sagte ich zu Uwe: "Hoert mal zu Ihr zwei, ich habe Anne versprochen, dass ich gleich wieder zurueckkomme." So musst du nicht anfangen, lass die Anne arbeiten, so bekommste noch Geld extra." " Ich habe ihr fuer zwei Tage frei gegeben und nun ist es gut, ok?  Morgen steht sie wieder auf ihrem Platz. Und wann treffen wir uns morgen?"  Heute Abend in der Haifischbar um 21 Uhr."  " Dann bis heute Abend." Ich nahm ein Taxi und fuhr zu Anne. So da bin ich wieder Anne. Ich war erstaunt, denn ihr Zimmer war wieder sehr schoen aufgeraeumt. Sie hatte sich fein gemacht, so dass wir Essen gehen konnten, denn es war ihr Wunsch. Nach dem Essen liefen wir die Reperbahn rauf und runter, und ich stellte fest, dass am Tage ein ganz anderes Publikum auf der Reperbahn flanierte, als am Abend. Wir wanderten wieder Zum Haifisch und tranken beide einen Kaffee. "Ist ein toller Schuppen diese Haifischbar, hier laeuft ja alles herum vom Chinesen bis zum Schwarzen Mann.
 
"Ja Achim, die sind alle von den Schiffen die hier im Hafen vor Anker liegen. Die Matrosen haben meistens viel Geld bei sich, bei ihnen kann man immer gut abstauben. "Aber heute nicht Anne, morgen kannst du wieder deinen Platz einnehmen und dir was verdienen. Doch heute sind und bleiben wir zusammen." " Achim ich moechte, dass du noch einige Zeit bei mir wohnst, geht das? "Ja gerne,  ich weiss sowieso nicht wo ich sonst pennen sollte, und im Pik As wollte ich auch nicht unterschluepfen, denn die Polizei sucht und kontrolliert dort auch. Du weisst doch Minderjaehrige sind immer beschissen dran und ich habe immer noch keinen Ausweis. Ich bin froh wenn du eine Zeitlang bei mir bist, denn mit 19 Jahrenist das hier auch nicht gerade einfach, denn ich bin ja auch noch minderjaehrig und bis ich einundzwanzig bin vergehen  noch zwei Jahre." Wir verabschiedeten uns von Tina und gingen dann wieder zu Annes Wohnung. Um 21 Uhr trotteten wir wieder zum Haifisch, wo ich mit Uwe und Rolf verabredet war. Die zwei waren schon da als wir rein kamen. Wir unterhielten uns ueber das Geschaeft was wir heute gemacht hatten und hatten unseren Spass.
 
Doch etwas Positives kam bei der Unterhaltung nicht heraus, denn die zwei hatten nur Bloedsinn im Kopf. Bevor wir aufbrachen fragte ich noch: "Was steht  Morgen an Uwe?"  "Ausschlafen. Ubermorgen Abend um 21 Uhr sind wir wieder hier Achim." "Ok, dann habt euch gern" Anne und ich  machten uns zu Fuss auf den Weg zu ihrer kleinen Wohnung. Am naechsten Morgen nach dem Fruehstueck, spazierten wir beide wieder durch Altona, sahen uns einige Geschaefte an, wir wollten gerade in ein Restaurant gehen, und zu Mittag essen, da trafen wir Susi, die Freundin von Rolf, ich lud sie zum Essen ein. Dabei erfuhren wir, dass Uwe und Rolf in der Jahnhalle verhaftet wurden, und sie nun im Knast sitzen. Aber sie sind ja selber Schuld, mit ihre Angeberei. Das ist ja jetzt nicht das erste Mal, sie waren ja schon mal im Knast, und die Bullen (Polizei) haben die zwei immer im Auge. Susi sagte zu uns, es ist besser wenn Achim ein paar Tage bei dir untertaucht, und sich nicht im Haifisch  sehen laesst. Man weiss ja nie ob die zwei singen werden. Ich habe es von Hein erfahren, der ja in der Jahnhalle Stammgast ist. Nach dem Essen  schwirrte Susi ab und wir machten uns auf den Weg zu Annes Wohnung.
 
Ich fragte Anne, was wohl das beste fuer mich sei, hier zu bleiben oder soll ich die Muecke machen? "Achim bleib erst mal noch ein paar Tage bei mir, denn hier bist du noch sicher, denn in der Haifischbar kannst du dich nicht sehen lassen im Moment. Tina und Susi die koennen schweigen, da brauchen wir keine Angst zu haben, denn sie koennen es auch nicht mit den Bullen. Ich blieb also bei Anne. Nach drei Tagen sagte ich zu ihr:  " Hoer mal Anne, wir hatten beide eine schoene Zeit und ich moechte dir keine Schwierigkeiten bereiten, denn wenn sie mich hier bei dir finden, dann bist du auch reif, wegen  Mitwisserschaft, und das moechte ich dir nicht an tun. Du warst lieb und nett zu mir und du hast mir ein wenig die Augen geoeffnet, dafuer danke ich dir, aber ich werde morgen Abend die Kurve kratzen."  Ich blieb noch eine Nacht bei ihr. Am naechsten Morgen packten wir meinen Koffer und wir fuhren gemeinsam zum Bahnhof. Ich loeste ich mir eine Fahrkarte nach Hannover, dann assen wir noch zusammen Mittag und spazierten noch 30 Minuten im Bahnhof herum. Ich glaubte zu traeumen, als ich den alten Hein sah, und er auf uns zu kam.
 
"Es ist gut Achim, dass du die Kurve kratzest, denn so ist nun mal unser Leben. Ich mache meine Geschaefte weiter wie bisher, denn man muss ja weiter leben als Obdachloser. Er gab mir seine Hand und drueckte mich fest an sich, was ich sehr komisch fand, dann war er weg. Nun war es Zeit um sich von Anne zu verabschieden. Ich nahm sie in den Arm und sagte: "Danke fuer alles Anne."  Ich nahm meinen Koffer und stieg in den Zug, legte ihn im Abteil oben auf die Ablage und setzte mich ans Fenster.  Als ich aus dem Fenster schaute war Anne verschwunden.
 
In meinem Abteil sass nur ein alter Herr, der in seine Zeitung vertieft war. So schaute ich aus dem Fenster und gruebelte so vor mich hin, und es ging mir durch den Kopf, ob es vielleicht nicht besser waere, wieder nach Solingen zu fahren und mir eine Arbeitsstelle zu suchen, vielleicht bei einer Baufirma.  Aber dann muesste ich in Hannover umsteigen, so entschloss ich mich, doch wieder nach Solingen zurueck zu fahren.  ich doeste so vor mich hin und hoerte wieder das klick, klack klack,  klick, klack klack der Raeder. Dann ging die Tuer zum Abteil auf und jemand sagte: "Kaffee, Limo?" " Ja bitte einen Kaffee". Ich fasste in die Innentasche meiner Jacke, und stellte fest, dass das Geld weg war. Nun wurde ich innerlich sehr nervoes, zum Glueck hatte ich noch einige Zehnmarkscheine in meiner Hosentasche. Ich bezahlte meinen Kaffee trank diesen aus und lief zur Toilette, um alle meine Taschen zu untersuchen. Vielleicht hatte ich das Geld in der Aufregung in einer anderen Seiten Tasche rein gesteckt. Aber alles suchen war vergeblich, das Geld war weg. So, nun war mein Plan nach Solingen zurück zu fahren  erst mal dahin. Wie sollte es nun in Hannover mit mir weiter gehen, das war die Frage? Kurz vor Hannover fing es an zu regnen, und als wir im Bahnhof einfuhren regnete es in Stroemen. Ich nahm meinen Koffer und  setzte mich in die Bahnhofskneipe, und trank einen Kaffee, um einen klaren Kopf zu bekommen. Dann bestellte ich mir einen Teller Bratkartoffeln mit zwei Eiern. Als der Regen etwas nachliess, ging ich nach draussen und sah einige Fahrraeder herumstehen, ich bediente mich, legte meinen Koffer hinten auf den Gepäckträger und drueckte auf die Tube, dass ich weg kam.
 
Obwohl es im Juni doch ziemlich lange hell sein sollte, war es durch den Regen schon etwas diesig, und es fing auch wieder maechtig an zu regnen. Dann fuhr ich auch noch auf der linken Seite auf den Gehweg. Ein Polizist stoppte mich, und fragte: "Wo willst du denn bei diesem Sauwetter hin?" Ich sagte:  "Nach Seelze, denn das Schild hatte ich am Bahnhof gelesen. " So nach Seelze, da musst du aber noch viel strampeln, ist das dein Fahrrad?"  "Ja"  "Dann kennst du auch deine Nummer vom Fahrrad?"  "Nein  das Rad habe ich erst seit ein paar Tagen Herr Wachmeister. "Dann zeig mir mal deinen Ausweis mein Junge."   "Ich habe noch keinen, denn ich bin ja  noch minderjaehrig."  "Hast wohl das Rad mitgehen lassen, wie?  Ich schwieg und sagte nichts mehr. "Ok, dann komm mal mit zur Wache, dass wir das pruefen koennen." Ich wusste, nun sitzt du fest Achim. Und genau so kam es auch. Zehn Minuten spaeter waren wir auf der Wache. "So mein  Junge  nun stell das Rad mal auf den Flur."  "Buh, ist das ein Sauwetter sagte der Beamte zu seinem Kollegen, die Strassen sind fast leer. Ich glaube wir haben ein Ausreisser erwischt, das Rad hat er wohl geklaut.
 
Na komm schon rein, junger Mann."  Ich ging in die Wachstube und gruesste. "Guten Abend, setz dich dort auf die Bank und leg deinen Koffer hier auf  den Tisch." Ich stellte den Koffer auf den Tisch und setzte mich auf die Bank. Ich dachte hoffentlich wissen die nichts davon,  dass ich in Hamburg mit den Jungs zusammen war, und ich schmiere gestanden  habe. So dann wollen wir Mal. "Dein Name?"  "Joachim Klaus Wollschon." "Ist das auch dein richtiger Name?"  "Wenn sie wollen koennen sie ja auch Otto Mueller hinschreiben."  "Na na nun werde mal nicht frech!"   Mir war in diesem Moment alles egal, denn brummen werde ich.  " Geboren? 29. Januar 1935."  " Und wo." "In Neudamm, Kreis Koenigsberg."  Bist wohl einer von Drueben?" "Ich weiss nicht was sie damit meinen." Na Vertriebener." "Muss wohl so sein." "Augen?" "Zwei Herr Wachmeister Ich meine deine Farbe, du Fruechtchen?"  "Blau, aber danach haben sie nicht gefragt." Wie heisst dein Vater?" Der hat keinen Namen mehr,  der ist tot, aber vorher hiess er Fritz, soll ein guter Mensch gewesen sein" "Bestimmt besser als du." 
 
"Wenn sie schon alles wissen, warum fragen sie dann?" Wenn du nicht gleich anstaendig antwortest, dann stecke ich dich in die Zelle. " Nun weiss ich mal was, in die Zelle komme ich doch sowieso.  "Wie heisst deine Mutter?"  "Meine Mutter heisst Hedwig. Freunde sagen Dora zu ihr"  "Du willst mich wohl auf den Arm nehmen?" Wieso antwortest du nicht?"  "Gut, ich will sie nicht auf den Arm nehmen , denn dazu sind sie mir viel zu schwer Herr Wachmeister."  "Jetzt habe ich bald genug von dir."  " Soll ich wieder gehen?"  "So, nun ist Schluss. Jetzt  kommst du in die Zelle, sollen die Kollegen sich Morgen um dich kuemmern." " Ist aber auch kein feiner Zug von ihnen, ihren Kollegen die Arbeit zu ueberlassen."  Er nahm einen Schluesselbund  und schob mich in die Zelle, dann drehte er den Schluessel im Schloss herum und ich sass fest.  "Ich sagte:  "Nun hab ich wenigstens ein Dach ueber dem Kopf bei diesem Regen. Und Hunger habe ich auch Herr Wachmeister?  "Hier gibt es nichts zu Essen."  " Dann werde ich mich Morgen beim Untersuchungsrichter beschweren." 
 
Ich schaute mich um in meiner Zelle. Da war ein Klo und ein Bett ohne Decken, sowie ein Klapptisch und ein Stuhl. Ich machte mich auf dem Bett lang und dachte ueber mich nach. Also wieder im Bau, erste mal 2 Tage in Ulm,  jetzt wird es wohl sehr viel laeger dauern, aber besser hier im Knast als draussen wo mich keiner mag. Natuerlich Anne, die hat mich gemocht, aber es hatte nicht sollen sein. Dass es neun Monate werden sollten, stellte ich mir nicht vor. Als ich so in Gedanken war, ging die Tuer auf, und ein aelterer Beamter stand vor mir, er hatte ein Tablett, auf dem waren zwei Butterbrote und ein Kaffe, er sagte, hier mein Junge iss mal etwas, in zehn Minuten hole ich dich nochmals zum Protokoll."  " Er ging und schloss hinter sich ab. Ich verschlang die beiden Schnitten und trank meinen Kaffe dazu. Dann nach kurzer Zeit holte er mich zum Protokoll.  "So mein Junge, nun wollen wir mal, setzt dich hier auf den Stuhl vor meinen Schreibtisch nun fangen wir beide noch mals von vorne an. Mein Kollege erzaehlte mir, du waerst so frech zu ihm gewesen, siehst aber gar nicht so aus. Je schneller wir fertig sind, um so frueher kommst du zum Schlafen. "Also Name?"  "Joachim Klaus Wollschon." 
 
"So deine Personalien haben wir und wissen, wo du her gekommen bist, auch dass du das Rad gestohlen  hast hier am Bahnhof. Aber in Hamburg hast du doch auch etwas angestellt, wir wissen das. "Ich lief rot an und ueberlegte blitzschnell. Dann koennen nur die Zwei gesungen haben. Also erzaehlte ich was in Hamburg abgelaufen war. "Siehst du die Polizei bekommt immer alles raus. Wie hiessen die  zwei, ich weiss nur das der Uwe und der ander Rolf hiess."  "Ja und weiter." "Weiter  weiss ich nchts." Wo wohnen sie?"  "Das weiss ich auch nicht." Ich sagte nicht das sie im Haifisch verkehrten, denn ich wusste,  dass Bandendiebstahl hoeher bestraft wurde, als wenn man etwas alleine machte.  "Wir trafen uns drei mal am Bahnhof."  Gut das waer`s  fuer heute. Morgen wirst du dem Untersuchungs Richter vorgestellt in Hannover." Er oeffnete einen Schrank und gab mir zwei Decken.  "Hier zum zudecken."   "So lag ich wieder auf meiner Pritsche und dachte ueber alles nach, und versuchte meine Traenen zu unterdruecken. Alles was ich mache, mache ich verkehrt. Meine Selbstvorwuerfe nutzten mir nichts mehr, die Reue kam  zu spaet, ich konnte nichts mehr rueckgaengig machen. Diese Strafe habe ich selbst verschuldet, und kein Weg geht daran vorbei. Ich musste ausloeffeln, was ich mir selbst eingebrockt hatte.
 
Am naechsten Morgen wurde ich  mit meinem Gepaeck in eine gruenen Minna geladen und nach Hannover ins Untersuchungsgefaengnis  gebracht. Dort wurde ich dem Richter vorgegfuehrt. Aufgrund des Polizeiprotokolls beantragte dieser eine Gerichtsverhandlung. Ich blieb bis zur Verhandlung in Untersuchungshaft und kam in einer Einzelzelle. Trotzdem hoerte ich, hie und da, wo etwas zu machen waere, denn morgens beim Rundgang auf dem Hof wurde auch mit Zigaretten gehandelt, und ein Schwaetzchen gemacht. Etwas gutes konte ich hier nicht lernen. Verglichen mit den anderen Haeftlingen war ich ein kleiner Fisch.  Sechs Monate verbrachte ich in Einzelhaft. Ich hatte Zeit genug ueber mein Leben nachzudenken, aber  ich kam zu keinem Ergebnis.  Ich wusste schon gar nicht mehr, was gut oder boese ist.  Die meiste Zeit verbrachte ich mit lesen, denn ich bekam aus der Gefaengnisbibliothek  Buecher zum lesen. Die Tage schlichen dahin. Weil ich noch minderjährig war, kam ich dann vor ein Schoeffengericht, und wurde zu neun Monaten Haft verurteil, die Untersuchungshaft wurde mir angerechnet. Die restlichen Monate verbrachte ich in Falkenrod.
 
Falkenrod war ein  grosser Gutshof, auf dem die Jugenlichen arbeiteten. Seitlich, etwa 300 Meter entfernt, standen drei grosse Reihenhaeuser, in denen die Haeftlinge inhaftiert waren. Es war eine offene Strafvollzugs-Anstalt ohne Gitter vor den Fenstern. Tagsueber arbeiteten die Insassen auf dem Gut. Einige Gruppen gingen Torfstechen, andere mussten  in einer grossen Baracke fuer verschiedene Firmen Korken kleben.  Die Korken wurden in eine Fluessigkeit getaucht, und dann  mit Reklame-Etiketten beklebt.  In dieser Baracke arbeitete ich drei Wochen. Noch einige Worte zu der Stadt Vechta: Falkenrod gehoert zu  der Stadt Vechta, und ist eine Niedersaechsische Stadt am Moorbach und hatte damals 13,000 Einwohner. Vechta war auch bekannt durch sein grosses Zuchthaus.  Nachdem ich nicht mehr Korken kleben musste, wurde ich eingeteilt zum Torf stechen im Moor. Obwohl wir dort unter staendiger Aufsicht waren, gefiel es mir beser als in der Baracke, denn draussen waren wir immer an der frischen Luft. In der ersten Zeit bekam ich Blasen an meinen Haenden, danach dicke Schwielen  am Ende hatte ich nur noch Hornhaut an meinen Handflaechen.
 
Ich waere gerne mal aus meiner Haut gefahren, aber ich habe schnell gelernt, dass es besser ist zu schweigen. Wer eine grosse Klappe hatte, bekam am Monatsende keinen Einkauf, und keine Schreiberlaubnis, und musste abends im festen Bau schlafen, also hinter Gittern. Ich sprach sehr wenig mit den Mitgefangenen. Ich hielt mich ganz fuer mich, denn es gab Haeftlinge,  die andere ueberredeten mit ihnen abzuhauen. Ich wollte nie etwas davon wissen und meine Zeit ehrlich absitzen. Was hatte mir das Tuermen gebracht fragte ich mich immer wieder.  Wer tuermt und wieder geschnappt wird, bekommt dicken Nachschlag.  Nein, auf krumme Sachen wuerde ich mich nie wieder einlassen, deshalb hielt ich mich von allem fern.  Besonders von diesen Typen.  Etwa zwei Monate spaeter holte ein Beamter mich aus der Kolonne und brachte mich ins Buero, dort erklaerte mir ein anderer, dass ich wegen guter Fuehrung einen Monat frueher entlassen werden sollte und die  Unterlagen unterschreiben sollte. Doch ich lehnte das ab, denn ich wollte als freier Mensch und nicht auf Bewaehrung entlassen werden.
 
Sollte ich spaeter im Leben wieder straffällig werden, dann muesste ich die Bewaehrung auch noch absitzen, davon wollte ich frei sein, und deswegen lehnte ich die dieses Angebot ab. Den letzten Monat musste ich nicht mehr im Torf verbringen, sondern ich musste mich um das Haus kuemmern in dem ich wohnte, und es reinigen. Auch das war fuer mich eine neue Erfahrung. Auch teilte ich das Essen unter meinen Mitgefangenen aus, hier und da bekam ich auch mal eine Zigarette von den Typen, dafuer revanchierte ich mich mit Nachschlag. Denn die Jungs hatten immer Hunger. Ja eine Hand waescht die andere, das habe ich gelernt. Es war nun Ende Februar 1952 und mein 17. Geburtstag war einfach so an mir vorbei geflogen, ohne Feier und Geschenke ohne Familie. Auch das kann ein Mensch ertragen, wenn er es muss. Ohne wenn und aber...  ( Aber es sollte ja nicht das letzte mal sein, dass ich nochmals ein Gefaengnis besuchen sollte, und das nicht im eignen Land,  sonder auf den Balkan.)  Ich bekam am letzten Tag einen Entlassungsschein und meine Effekten.
 
 Ich freute mich, als ich meine eigene Kleidung anziehen durfte, und  meine Uhr wieder bekam.  "Endlich, endlich frei."  Schliesslich bekam ich mein restliches Geld wieder, das ich vor meiner Verhaftung noch hatte und fuer die 3 Monate Arbeit nochmals 25 DM dazu, so hatte ich 50 DM in der Tasche.  Dazu bekam ich wieder einen Freifahrtschein, der galt bis Solingen-Ohligs.  Also wieder nach Solingen dachte ich,  aber das war mir Wurst Piepe, Hauptsache ich kam von hier weg. Der Wachmann sagte zu mir:" So Achim, das waere alles.  Dass du die vorzeitige Entlassung nicht angenommen hast, fand ich toll. Denn Bewaehrung ist eine Sache fuer sich.  Man weiss nie, was kommt. Du haettest dir draussen alles gefallen lassen muessen, so bist du wieder ein freier Mann und kannst dich bewegen wie du willst. Ich wuensche dir viel Glueck, mein Junge.  Und sage nicht Aufwiedersehen, denn sonst muesste man glauben, du wolltest wiederkommen."  Ich sagte: "Nein danke, das hier hat mir gereicht, also dann tschuess."  Ich nahm meinen Koffer und ging zum Bahnhof Vechta,  um mit den naechsten Zug nach Hause zu fahren. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zurück zu meiner Mutter nach Solingen
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14.  Zurück zu meiner Mutter nach Solingen
Auf der Fahrt nach Solingen - Ohligs, erinnerte ich mich immer wieder an den Briefwechsel den ich mit meiner Mutter hatte. Dabei habe ich auch erfahren, dass sie mit Onkel Paul das alte Fachwerkhaus in Sol-Ohligs gekauft hatten, ueber das ich schon in meiner Baecker Lehrzeit geschrieben hatte. Das Gespraech fand damals bei meiner Tante Lisa statt, als ich dort anwesend war. Also nun hatten sie es gschafft, ein eignes Haus zu haben, das 3,000 DM gekostet hat. Onkel Paul und meine Mutter hatten anschliessend allerdings noch sehr viele Reparaturkosten, denn immerhin war das Haus 350 Jahre alt. Meine Mutter hatte mir ein eignes Zimmer oben im Haus versprochen. Nun war ich gespannt was daraus werden wird, und wie das zusammenleben mit Onkel Paul funktionieren würde. Die Adresse hatte mir meine Mutter in der Haft zugeschickt: "Solingen-Ohligs Barl Nr.7" Da ich ja Geld hatte, kaufte ich mir einen Kaffee und setzte mich wieder in mein Abteil in dem nur drei Leute sassen und trank meinen Kaffee in aller Ruhe. Ich schaute durch das Zugfenster und hoerte wieder das Geraeusch: " Klick, klack klack, klick klack klack , die Raeder des Zuges klangen wie Musik.

Ich dachte waehrend der Fahrt an Hamburg, an Anne, sie war so lieb zu mir, sie teilte gerne, und ich erinnere mich gerne an sie. Auch an die zwei Typen die ich in Hamburg kennen lernte, Uwe und Rolf aber auch an die Haifischbar an Tina und Susi. Auch wenn Hein der Clochard mich beklaut hatte, dachte ich auch an ihn. Von allen habe ich etwas gelernt im nachhinein. Anne war aufrichtig und warmherzig, Tina war kalt und unberechenbar, Susi war nervoes und hektisch immer in Bewegung. Uwe war ein Protzer und Angeber und mit Vorsicht zu geniessen. Rolf war ein Kriecher, hatte zu wenig Hirn und ein Manteltraeger. Ja und Hein war ein Penner der alten Klasse, den man nichts Uebel nehmen konnte.

Und ich war ein dummer unerfahrener Juengling, mit einer kaputten Seele, der nicht wusste in welcher Richtung er zu gehen hatte. Und niemand war wirklich fuer mich da, der mich haette auf den rechten Weg bringen koennen. Ich hoerte immer nur Vorwuerfe, warum machst das, warum kannst du nicht vernuenftig sein, warum machst du uns so viel Aerger. Wem haette ich mich mitteilen koennen, in unserer Familie? Hatte ich eine und wenn, wo war sie? Nein, ich wollte nicht anderen Leuten das erzaehlen was ich durchgemacht habe, wer haette mir geglaubt? Was ich als Kind erfahren habe durch die Umstaende des Krieges, wer haette mir die Erlebnisse mit meine Mutter abgenommen? Oder die Vorfaelle in der Ausbildung. Ich wollte niemandem weh tun, oder ins Gefaengnis bringen. Das waren Probleme, über die ich bis heute nicht hinweggekommen bin. Ich habe erfahren muessen, dass das Gute sehr oft Boese ist, und das Boese in dieser Welt belohnt wird, in welcher Form auch immer. Und so fand ich Jahrzehnte lang keinen inneren Frieden, um meine Seele frei zu bekommen.

Ich moechte zwei Bibelverse an dieser Stelle einfuegen, die der Apostel Paulus in Roemer 7, 18-19 geschrieben hat:" Denn ich weiss, dass in mir, das heisst in meinem Fleisch nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht." Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Boese, das ich nicht will, das tue ich."

Es war Nachmittag als der Zug in Solingen-Ohligs hielt, ich nahm meinen Koffer, der mich immer noch an meinen Meister erinnerte. Ich ging in Ohligs in die Bahnhofskneipe, und trank ein Bier, anschliessend befragte ich einige Leute, wo ich denn Barl Nr.7 finden koennte. Nach 15 Minuten Fussmarsch stand ich dann vor dem Haus Barl 7. Das Haus hatte 100 Qadrat Meter, der Grund und Boden etwa 400 Quadrat Meter. Um das Haus herum war ein  dunkelgruener Bretter Zaun gezogen. Ich machte die Tuer zum Hof auf und klopfte an die Haustuer. Es dauerte eine Weile, bis meine Mutter die Tuer oeffnette, denn sie war im Obergeschoss des Hauses. Natuerlich laechelte mich meine Mutter an und sagte: " Dann komm mal rein mein Junge, wir sind froh, dass du wieder frei bist und nun auch ein zu Hause hast." Nach sieben Jahren Flucht ein zu Hause? fragte ich mich. "Komm ich zeige dir dein Zimmer oben, ich nahm meinen Koffer und folgte meiner Mutter, die eine schmale Treppe hinauf ging. Oben angekommen sagte sie: "Hier links haben wir ein kleines Zimmer, sie machte die Tuer auf, das soll fuer Guenter mal sein , wenn er ueberhaupt hier her kommt."

Dann gingen wir nach rechts auf die andere Seite der Treppe, da waren drei Zimmer hinter einander und im letzten Zimmer sollte ich mich einrichten, es war schon voll moebeliert. Es hat mir gefallen, und ich sagte : "Danke Mama, aber ob ich zu Hause angekommen bin weiss ich noch nicht. Was ich in den letzten sieben Jahre so alles durchgemacht habe. Besonders mit dir, und den Sowjetsoldaten, dann der Verlust deiner Mutter, meiner Oma, um die du dich fast nie gekuemmert hast, als sie krank da lag. Und da kommen noch andere Sachen dazu, die ich hier nicht vor dir nicht ausplaudern mochte. Mama das kann man nicht abschuetteln wie ein Hund, denn ich war damals erst zehn Jahre alt. Du hast dein junges Leben genossen, und deine Kinder waren verteilt in alle Himmelsrichtungen in der Familie. Ich weiss Mama, dass am Kriegsende viele Muetter und 12-jaehrige Maedchen von den Sowjets geschaendet wurden, aber dass eine Deutsche Mutter dann noch freiwillig das gemacht hat, das war fuer mich als Kind das aller letzte. So wie bei Tante Edith in Seelow. Natuerlich bin ich froh, dass ich nun hier bin, aber versprechen kann ich gar nichts.

Mama du verlangst von mir, dass ich anstaendig sein sollte, aber hat mir das je jemand beigebracht? Ja, als deine Mutter noch lebte, da war die Welt fuer mich noch in Ordnung, dann noch die Geschichte mit der neuen Oma, das war auch so ein Kapitel fuer sich, der Grossvater hat es auch getrieben wie es ihm gefiel. Ja Mama so sieht es mit und in mir aus. Ich finde keine Ruhe. Immer wenn ich glaube, ich habe es geschafft, dann geht es wieder los, die Erinnerungen kommen ueber mich. So entsteht in mir der Drang abzuhauen egal wohin. Siehst du, das ist schon fast eine innere Krankheit, die mich immer wieder ueberfaellt, wer sollte mir denn da weiter helfen koennen? Das ist doch eine Frage wert?" Meine Mutter hatte mir ohne zu unterbrechen zugehoert, das war schon erstaunlich... "So mein Junge, das war ja eine grosse Rede. Und es geschieht mir recht, wenn du so sprichst. Trotzdem, denke mal darueber nach, vielleicht war mein Leben genau wie deins. Heute kann ich mit dir darueber reden. Damals vor Kriegsende, als man uns verschleppt hat aus Neudamm, du weisst doch noch wie das war, deine Tante Grete, sie hat auch ihren Sohn Manfred alleine lassen muessen mit euch zusammen.
 
Damals mussten wir jeden Tag in der Kaelte die Fluglandebahn fuer die Russen sauber schaufeln und wir waren abends durch gefroren. Es gab abends immer nur Kohlsuppe ohne Fett oder Fleisch, wir haben viel hungern muessen. Und abends kamen die sowjetischen Soldaten und haben uns mehrmahls in der Nacht vergewaltigt, nicht einmal sondern zehnmal und mehr, man hat uns geschlagen, wer nicht gehorchte war am anderen Morgen nicht mehr da. Es kamen immer wieder neue Frauen hinzu. So ging das zwei Monate lang, verstehst du das? Glaubst du es war einfach fuer deine Tante und mich? Spaeter habe ich mir gesagt, lieber nur einen, als jeden Abend mehrere. Ja es war auch mal eine schoene Stunde dabei, aber richtig Freude hat mir das ganze nie gemacht. Das kannst du mir schon glauben. Dann in Rostin als du mit Gunter uns abholen wolltest, bei Tante Mariechen und du mich gesehen hast mit einem russischen Offizier, sowie in Seelow bei Tante Edith! Achim dafuer schaeme ich mich heute noch, doch ich konnte es dir damals nicht erklaeren, denn dazu warst du fuer mich noch zu jung. Es tut mir aufrichtig Leid.

Dann lernte ich Paul kennen, und wie du weisst, bin ich noch heute mit ihm zusammen, immerhin sind es jetzt 6 Jahre und ich hoffe, dass es noch viele Jahre so bleiben wird."  Ich sagte zu meiner Mutter: Aber bis jetzt drehte sich alles nur um dich, nie hast du etwas Liebe fuer mich uebrig gehabt, weder fur mich noch fuer Guenter. Mama lass uns das Gespraech beenden, denn wir kommen da nicht weiter. Das Geschehene koennen wir nicht mehr rueckgaengig machen. Jeder muss sehen wie er damit fertig wird," "Bitte Achim, lass uns nie wieder darueber reden." "Gut Mama dann kuemmere dich nicht darum was ich mache. Wenn ich Arbeit habe, gebe ich dir das Kostgeld, ich moechte nicht, dass ich hier umsonst bewirtet werde, einverstanden? Gut Junge, dann wollen wir nach unten gehen. Paul hat fuer dich eine Arbeit auf einer Baustelle, bekommst etwa 180 DM in der Woche, sie sind am Kabel ziehen in Velbert fuer die Post.
 
Am Abend als Paul von seiner Arbeit nach Hause kam freute er sich sehr, dass ich wieder im Lande war. "Na wie gefaellt dir unser neues Zuhause?" "Ist sehr schoen geworden, und es liegt nicht direkt im Stadtzentrum." "Ja 500 Meter weiter faengt schon die Ohligser Heide an, und dort liegt ein kleines Schloss versteckt. Die Umgebung hier ist wirklich hervorragend, deine Mutter und ich wir sind oft Sonntag nachmittags dort, und tanken Sauerstoff fuer die naechste Woche. Aber das wirst du alles noch herausfinden mein Junge, wir mussten uns auch erst an das neue Haus gewoehnen. Und dann die viele Arbeit, die wir jeweils an Wochenenden noch zu bewaeltigen hatten. Deine Mutter hat oft Blasen an den Haenden gehabt, vom Schaufeln und Karre schieben, das war nicht einfach. Naechstes Jahr habe ich vor, einen neuen Dachstuhl zu bauen, denn  das Haus hat ja schon 350 Jahre auf den Buckel. Aber das hat noch Zeit, denn wir muessen erst mal wieder Geld zusammen sparen. Wann kommst du zu mir auf den Bau? Ich sagte:  "Morgen moechte mich erst ein weinig umsehen in der Nachbarschaft, und Onkel Fritz besuchen.  Dann wuerde ich Uebermorgen mit dir kommen auf die Baustelle nach Velbert."
 
Er sagte: " Ist gut mein Junge."  Ich sagte noch zu Onkel Paul:  Anfang April, will ich in die Ostzone und Guenter rueber holen, denn das habe ich ihm damals versprochen. So wie ich gehoert habe moechte Guenter gerne hierher kommen, aber er traut sich nicht allein ueber die schwarze Grenze. Mir wurde gesagt, dass den Bauern drueben das Land enteignet wird, und zu einer "LPG"  Landwirtschaftlichen Produktiosgenossenschaft vereint wird, das heisst, dass alle Landflaechen unter der Fuehrung der LPG stehen werden. Also wie in Russland, man nennt es dort Kolchose.
Der Bauer " Grah " in Letschin  hat das damals schon erwaehnt, dass es so kommen wird." Paul fragte noch:  Hast du schon mit deiner Mutter daeuber gesprochen?"  " Das geht in Ordnung Onkel Paul."  Am anderen Morgen nach dem Fruehstueck, das ich allein zu mir nahm, waren meine Mutter und Onkel Paul wieder auf ihren Arbeitsplaetzen. Da ich einen Hausschluessel von meiner Mutter bekommen hatte, schloss ich die Haustuer ab und wanderte in der Nachbarschaft umher. Rings um unser Haus waren fast alles Fachwerkhaeuser, eines schoener als das andere.
 
Und in der Mitte stand eine Wasserpumpe, wie in Platkow, auch wir mussten das Wasser von dort holen, erst viel spaeter bekamen wir Wasseranschluesse in den Fachwerk Haeusern.  Nachdem ich mir meine Nachbarschaft angesehen hatte, besuchte ich Tante Lisa und Onkel Fritz. Ich wusste nicht, dass Onkel Fritz zu Hause war, denn normalerweise waere er im Amt, um seine Arbeit bei der Deutschen Post zu machen. Doch heute war auch Onkel Fritz zu Hause. Ich erfuhr spaeter, dass er an seinem Neubau etwas zu tun hatte. Tante Lisa machte mir unten die Tuer auf und war so ueberrascht, als ich vor ihr stand, dass sie zu weinen anfing. Sie sagte:   "Junge was machst du bloss fuer Sachen, komm erst mal nach oeben, Fritz ist auche hier." Ich dachte, na da kommt sicher gleich ein Donnerwetter, genauso kam es. Als ich ins Wohnzimmer kam ging es los: "Mensch Achim, was bist du nur fuer ein Fruechtchen, haelst uns alle auf Trab. Ich verstehe dich nicht, wo du es doch so gut an deiner Lehrstelle getroffen  hattest. Schmeisst einfach die Lehre hin, und gehst nach Hamburg und baust dort so einen Mist! Das gehoert sich nicht".
 
Ich erwiderte: "Ach Onkel Fritz, es gehoert sich vieles nicht, was Menschen machen, und ich werde "ueber das Warum" keinen Ton verlieren, wem wuerde es heute noch nuetzen?  Also vergessen wir das".  "Aber nun koenntest du langsam mal nach vorne schauen und sittsam  werden." ich sagte: "Das kann ich dir nicht versprechen, das liegt mir wohl im Blut, ich muss immer auf Reisen gehen, muss wohl noch mit der Flucht zu tun haben, sonst habe ich keine Erklaerung dafuer."  "Aber das Ding in Hamburg, ich weiss nicht, musste das sein? Und dann das Fahrrad, bloss wegen dem daemlichen Rad haben sie dich erwischt. Ein bischen schlauer haettest du das schon machen koennen, aber das kommt davon, wenn man noch zu dusselich ist." Fritz nun kannst du ja auch mal aufhoeren damit, sonst rennt Achim gleich wieder los" " Schon gut, aber das musste mal gesagt werden." Ich sagte: "Ach Tante das macht mir gar nichts, im Grunde hat Onkel Fritz ja recht, jeder sieht es von seiner Seite. So nun will ich mal wieder nach Hause, hab ja jetzt ein schoenes Zimmer. Nur das mit der Wasserpumpe im Barl find ich nicht so attraktiv, besonders im Winter." Also dann bis dem naechst Onkel Fritz, tschuess Tante Lisa."
 
Am naechsten Morgen ging ich mit Onkel Paul zum Bauhof, der 20 Minuten von unser Haus entfernt war, dort stand ein kleiner Firmenbus, der die Arbeiter zur Baustelle nach Velbert brachte. Ich bekam eine Schaufel und eine Hacke, dann erklaerte mir Paul, was ich zu tun hatte. Er mass die Meter ab, die dann jeder schaffen musste. 30 cm breit und 60 cm tief, darin wurde spaeter das Kabel, fuer die Post gelegt. Natuerlich war das harte Knochenarbeit, aber am Ende der Woche war auch etwas in der Lohntuete. Ich bekam 150 DM in der Woche. Am Abend als wir mit dem Firmenbus nach Hause fuhren, war ich richtig geschafft, die anderen Arbeitskollegen grinsten ein wenig auf der Fahrt. Onkel Paul fragte mich: "Na Achim wie ist dir der erste Arbeitstag bekommen?  Ich sagte: "Aller Anfang ist schwer Onkel Paul, aber das wird schon." Am Abend sagte Paul zu meiner Mutter waehrend wir Abendbrot assen: "Hedwig dein  Junge hat eine gute Arbeit geleistet, ich bin mit ihm zu frieden. Na dann kann ja nichts mehr schief gehen, und  es gefaellt dir Achim?"  "Mama es gefaellt mir, und arbeiten muss doch jeder, wenn er weiterkommen will, ja heute bin ich richtig kaputt und moergen sicherlich auch.
 
Aber dann wird es auch besser. Das habe ich in der Haftanstalt in Falkenrod erfahren, denn Torf stechen war auch kein Zuckerschlecken. Ich hatte die erste Zeit Blasen spaeter Schwielen in den Handflaechen. Es hat mir nicht geschadet, jeder macht seine Erfahrungen, und ich bin gerade wieder dabei."  Moechte noch erwaehnen das unsere Toilette ausserhalb des Hauses war. Nach dem Essen verzog ich mich auf mein Zimmer, wusch mich von oben bis unten, dann kroch ich ins Bett nahm ein Buch und habe noch eine Weile gelesen, doch die Muedigkeit war Sieger ueber das Buch und ueber mich. Der andere Tag verlief wie alle anderen danach, und dann zog der April ins Land.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ich verhelfe meinem Bruder zur Flucht nach Westdeutschland
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15.  Ich verhelfe meinem Bruder zur Flucht nach Westdeutschland
Im April 1952 machte ich mich auf den Weg, um meinen Bruder Guenter aus der DDR zu holen. Meiner Mutter war das nicht ganz geheuer, sie gab mir Geld fuer die Bahnfahrt fuer Guenter mit, und einen guten Rat: "Junge pass bloss auf dich auf, nicht dass wieder etwas schiefgeht, denn du hast keine DDR Papiere, sollten dich die Volkspolizisten erwischen, dann bist du fuer Jahre von der Bildflaeche verschwunden." Mama es wird schon alles gut gehen, wir sind auch vor 2 Jahren ruebergekommen, und hat alles hat geklappt."

"Aber Sorgen habe ich trotzdem um euch." In Solingen Ohligs loeste ich mir eine Fahrkarte nach Helmstedt. Die Fahrt ging ueber Dortmund, Hamm, Herfort, Minden und Hannover. Von Helmstedt fuhr ich dann mit einem Bus nach Schoeningen und lief dann 6 km noerdlich von Schoenigen nach Bueddenstedt, Bueddenstedt lag direkt an der ostdeutschen Grenze. Ich ueberquaerte die Grenze durch ein stillgelegtes Bergwerk, das zur Haelfte in Westdeutschland und zur Haelfte in Ostdeutschland lag. Und es gab keine Probleme, denn das Gelaende war fast leer, da ruehrte sich nichts. In Eisleben loeste ich mir eine Fahrkarte nach Berlin. In Solingen hatte ich mir vorher 100 Westmark umgetauscht in Ost Geld und bekam 400 Ostmark, so hatte ich Geld genug um gut ueber die Runden zu kommen. Von Berlin Friedrichstrasse fuhr ich weiter ueber Muencheberg nach Gusow. Von Gusow aus lief ich die 3 Km zu Fuss nach Platkow. Um 6 Uhr morgens stand ich vor dem Haus, in dem Tante Grete und Onkel Willi wohnten. 22 Stunden ohne Schlaf das haut den staerksten Mann um, ich war richtig kaputt.

Natuerlich waren meine Verwandten ueberrascht, denn keiner von ihnen wusste, dass ich diese Reise machte. Ich klopfte sehr zoegerlich an die Tuere meiner Tante Grete, und es dauerte einige Zeit bis die Tuer aufging, denn sie lagen alle noch in den Betten. Ich dachte, wer wird mir wohl als erster die Tuer aufmachen, und es war Tante Grete. "Ich werd verrueckt, was machst du denn hier, du wohnst doch jetzt in Solingen , aber komm mal erst rein." Ploetzlich waren alle in Bewegung in der Wohnung, selbst der langsame Onkel Willi. "Achim setz dich mal erst ins Wohnzimmer, bis meine Leute auf sind. Sie ging in die Kueche und machte Kaffee, dann war Manfred ins Zimmer gekommen, "Das glaub ich nicht, aber es ist wahr Achim, ich freue mich dich zu sehen." Ich sagte zu Manfred: "Bist ja auch aus deinen kurzen Hosen herausgewachsen." Ja am Sonntg habe ich Konfirmation, bleibst du hier?" Dann kam Onkel Willi aus dem Schlafzimmer, der staunte nicht schlecht als er mich sah. "Wie kommst du denn hier so ploetzlich her, wir dachten, dass du in Solingen bist." Onkel Willi ich bin gekommen um Guenter abzuholen, denn er wollte auch nach Solingen, um dort zu Leben und zu arbeiten.

Und nun bin ich hier und werde Guenter mitnehmen." Dann kam noch meine kleine Cousine Waltraud im Nachthemd angewackelt, und fragte: Papa wer ist denn das? er sagte: Das ist dein Cousin Achim aus Solingen," "Den kenne ich nicht, bleibt der hier?" "Nein sagte mein Onkel." Dann sassen wir alle in der Kueche und fruehstueckten zusammen. Die Gespraeche gingen hin und her, dann sagte Tante Grete: " Am Sonntag hat Manfred Konfirmation bist du dann noch hier?" Ich sagte: "Wenn ihr mich einladet, dann bin ich auch hier, denn es kommt auf einen Tag ja nicht an." Manfred war aufgeregt und sagte: Bleib bitte bis Sonntag Achim, ich freue mich drauf. ich muss jetzt sehen, dass ich den Bus nach Seelow bekomme, denn ich gehe dort weiter zur Schule, bin aber am Nachmittag wieder hier." dann zog er ab und Onkel Willi fuhr mit Manfred zusammen nach Seelow, denn er arbeitet schon ueber ein Jahr dort auf dem Landratsamt." Dann bis spaeter Achim sagte Onkel Willi" Als sie gegangen waren, setzten wir uns ins Wohnzimmer, und meine Tante fragte mich: "Sag mal Achim stimmt das, dass du drueben im Gefaengnis warst?" Ich sagte: " Ja Tante, das stimmt, aber hast du ein Problem damit?"

"Nein kam es zurueck, Hedwig hatte mir ein Brief geschrieben, und so kam die Nachricht zu uns." Ja, meine Mutter die ist immer fix dabei alles auszuplaudern. Ich habe fuer alles bezahlt, und bin ein freier Mensch Tante. Dann fragte ich ob ich vielleicht ein paar Stunden bei ihr schlafen koennte, bevor ich zu Guenter gehe, denn ich bin seit gestern Morgen unterwegs." "Klar du kannst in Manfreds Zimmer schlafen, ich mach dir eben das Bett. So schlief ich bis 11 Uhr und fragte meine Tante ob sie ein Fahrrad fuer mich haette, und ich bekam das Rad. Dann setzte ich mich wieder in Bewegung und strampelte nach Letschin, an der alten Oderbruecke stoppte ich und da waren sie wieder die Erinnerungen, wie oft habe ich hier mit Max geangelt, mit Gerd war ich auch zich mal hier, besonders nach dem Hochwasser 1947. Oh was haben wir hier schoene Tage erlebt am Fluss. Ja da lebte meine liebe Grossmutter noch, es wollte sich Traurigkeit in meiner Seele breitmachen. Ich setzte mich aufs Rad und fuhr direkt zum Bauernhof. Es war 12 Uhr 30 als ich auf dem Hof stand, Guenter kam aus dem Pferdestall und schaute rueber zu mir, da begriff er, dass ich es wirklich war, der da auf dem Hof stand.

"Na Achim was machst du denn hier?" Ich sagte: "Ihr habt alle die selben Fragen. Tante Grete hat die gleiche Frage gestellt, und du weisst nicht warum ich hier bin Guenter?" "Sag bloss du willst mich mitnehmen nach drueben? Klar genau deswegen bin ich hier, und ich habe es dir damals versprochen, dass ich dich holen werde. Und nun bin ich hier." Wir haben noch ein paar Tage Zeit, denn Manfred hat am Sonntag Konfirmation, und er wollte dass wir dabei sein sollten." Wir gingen ins Haus zum Bauernehepaar. "Nein ich glaube das nicht, sagte die Baeuerin, unser Achim kommt uns besuchen, das ist aber nett von dir. Guenter wo ist denn mein Mann? Der weiss doch dass Mittagszeit ist" Er wollte noch Stroh fuer den Kuhstall holen aus der Scheune." Dann ruf ihn mal." sagte sie. Als der Bauer die Kueche betrat, wusste er zuerst nicht wer ich war, denn es waren immer hin drei Jahre vergangen seit ich das letzte mal auf dem Hof war. "Das freut mich aber Junge, hast ja eine lange Reise hinter dich gebracht von Solingen bis hier her." Dann sprachen wir ueber das warum ich hier bin, und der Bauer sagte:

"Achim wir muessen lang ueber kurz sowieso unser Land den Staat abgeben. Das geht in Ordnung mit Guenter, er war nun sieben lange Jahre hier bei uns, seit Kriegsende. Er sollte jetzt in ein freies Land gehen, denn hier haben die Kommunisten das Sagen, meine Frau und ich wir sind schon alt. Wir werden den Hof verkaufen und ziehen zu unserem Sohn nach Letschin. Er ist zwar auch sozialistisch angehaucht, aber wir sind seine Eltern, und er hat einen guten Posten als Agrar Ingenieur in Letschin, wir freuen uns fuer Guenter, das ist gut, dass du gekommen bist." "Ich fragte, ob ich noch zwei Tage hier bei Guenter bleiben kann, und am Samstag fahren wir dann mit meinem Fahrrad nach Platkow." "Natuerlich darfst du bleiben." So half ich Guenter bei der Arbeit und des Abends haben wir uns ueber die Erlebnisse unterhalten, die wir beide gemeinsam erlebt haben. Die Flucht, aus Neudamm und ueber die Zeit in Neudamm, als noch alles in Ordnung war, ausser dass Krieg herrschte.

Am Samstag sagte der Bauer zu Guenter: "Spann mal den Braunen an (der Braune war ein Pferd) vor den Kutschwagen, ich werde euch zwei nach Platkow kutschieren, das habt ihr verdient". Und die Baeuerin gab uns einen halben Schinken und einige Würste mit fuer die Konfirmation. Damit hatten wir nicht gerechnet, aber unsere Freude war gross. Das Fahrrad meiner Tante kam hinten auf die Kutsche drauf. Dann verabschiedeten wir uns von der Baeuerin, die zu weinen anfing. Ich glaube nicht, dass sie um mich weinte, es war wegen Guenter, der nun sieben Jahre hier gedient hatte, und nun fuer immer Abschied nahm. Nach 45 Minuten Kutschenfahrt waren wir in Platkow. Wir luden das Rad ab und verabschiedeten uns von Bauer "Grah". Er wollte nicht mit ins Haus kommen zu unserer Tante. Es war wirklich eine freundliche Geste, dass er uns nach Platkow brachte. Manfred und Onkel Willi waren zu Hause. ich brachte das Rad in den Schuppen und ging ins Haus. Auch waren Familien Mitglieder von der Seite meiner Tante dort, die sich fuer den besonderen Tag der Konfirmation eingefunden hatten.

Am Nachmittag , besuchte ich meinen lieben Freund Gerd, mit dem ich viele Jahre in der Schule verbrachte, und wir sehr viel Bloedsinn gemeinsam ausheckten. Die schoenste Zeit war, wenn wir am Fluss der alten Oder unsere Zeit beim Angeln verbrachten. Ich stand vor Gerds Elternhaus es war alles noch so wie ich es hier verlassen hatte. Ich klopfte an die Tuer und Frau Ross die Mutter von Gerd oeffnete die Tuer."Ja was ist das denn, ich traue meinen Augen nicht, ich glaubte du lebst im Westen. bei deiner Tante?" Dann war Gerd dazu gekommen, und seine Freude war echt. Ich freue mich, dass du bei uns vorbeigekommen bist." "Kommt doch rein Achim." Wir setzten uns ins Wohnzimmer, ich musste Frau Ross einige Fragen beantworten, dann sagte Gerd: "Komm Achim wir gehen nach draussen, ich moechte mit dir zu Aelsaesser gehen und ein Bier mit dir trinken, so koennen wir uns besser unterhalten." Aelsaesser war die Dorfkneipe von Platkow. Auch hier in der Gastwirtschaft war alles noch so wie es früher war. Wir bestellten uns ein Bier und kamen dann ins Gespraech.

Wir sprachen ueber die Jahre in der Schule, ueber die vielen schoenen Stunden, die wir gemeinsam beim Angeln hatten. Gerd sagte: " Ja Achim die Kinderjahre sind nun vorbei, und wir stehen jetzt im Berufsleben, oft moechte ich wieder ein kleiner Junge sein, aber diese Zeiten kommen nicht wieder." Gerd hatte Klempner gelernt und er arbeitete jetzt in Gosow als Geselle. " Gerd mein Cousin Manfred hat Morgen Konfirmation, und so muss ich jetzt los, denn mein Brueder Guenter ist auch dort, sonst meckern sie nach her noch mit mir." "Ich wuerde auch lieber abhauen nach drueben, aber ich kann meine Eltern nicht alleine lassen." sagte Gerd. So trennten wir uns. (Ich sah Gerd erst 30 Jahre spaeter wieder, als ich einen Besuch in Seelow machte.)

Nachdem wir die Kofirmation hinter uns gebracht hatten, verabschiedete ich mich mit Günter von unserer Tante, und fuhren mit einen Bus nach Gusow zum Bahnhof. Dort loeste ich zwei Fahrscheine nach Berlin Hauptbahnhof. Zu Mittag haben wir im Bahnhofsrestaurant gegessen. Wir erkundigten uns wann der Zug von Berlin nach Magdeburg fuhr und loesten gleich die Fahrkarten. In Magdeburg angekommen, versuchten wir im Bahnhof eine Auskunft einzuholen, ob, und wann ein Bus nach Eisleben faehrt, wir bekamen die Auskunft und kauften gleich die Buskarte.

Es war schon beinahe Mitternacht, als wir in Eisleben ankamen. Dann sind wir zu Fuss noch fast zwei Stunden auf der Strasse nach Bueddenstedt marschiert. Im alten Bergwerk leuchteten einige dunkle Lampen, so dass wir unseren Weg fanden, den ich vor ein paar Tag zuvor gegangen war, um in den Osten zu kommen. Nun hatten wir es geschafft, wir waren im Westen. Aber wir hatten noch einen Fussmarsch nach Schoeningen vor uns. Etwa eineinhalb Stunden brauchten wir bis Schoeningen. Am Morgen loeste ich Buskarten nach Helmsted, und in Helmstedt loeste ich wieder zwei Fahrkarten nach Solingen - Ohligs. Auf der Fahrt nach Solingen versuchte ich zwischen durch zu schlafen, denn das viele Laufen hat mich ganz schoen geschafft.
 
In Solingen-Ohligs angekommen, sagte ich zu meinem Bruder: "Komm Guenter lass uns erst ein Bier in der Bahnhofskneipe trinken, das haben wir beide verdient." Danach hatten wir beide noch 15 Minuten zu gehen bis nach Hause. Natuerlich war die Freude gross, als wir durch die Haustuer kamen, meine Mutter weinte vor Freude und auch Paul war leicht gerührt. Unsere Mutter war die erste die zu Guenter sagte: "Bin ich froh Guenter, dass du es geschafft hast, jetzt sind wir wenigstens zusammen" sie nahm Guenter in den Arm und sagte weiter: Komm ich zeig dir gleich dein Zimmer. Da ich das Zimmer kannte, blieb ich unten bei Onkel Paul und er sagte zu mir: "Mensch Achim, das muss ich dir ja lassen, Angst hast du wohl keine, was haettest du gemacht, wenn sie dich erwischt haetten?" Ich sagte: "Onkel Paul die haben mich nicht erwischt, und das zaehlt doch, das andere ist doch bloss ein "wenn" und das koennen wir jetzt streichen. Weisst du, Tante Grete und Onkel Willi wollen nach Seelow ziehen, denn Manfred geht da zur Schule und Onkel Willi hat dort auch seit längerer Zeit eine Arbeit gefunden im Landratsamt. Manfred sagte mir, er wollte Lehrer werden. Und Bauer Grah wird demnaechst seinen Hof verkaufen, denn das Land wird den Bauern enteignet. Der Sohn von Familie Grah ist ja Agraringenieur, und will seine Eltern zu sich holen. Weisst du Onkel Paul, dass ich hundemuede bin, ich werde mich dann auch langsam verdruecken wenn Mama wieder unten ist. Und den Rest kann euch Guenter ja erzaehlen. Und Morgen komme ich wieder mit dir mit zur Baustelle, denn mein Geld geht langsam zu ende." "Ich bin froh wenn du mit kommst denn jede Hand wird bei uns gebraucht Achim."
 
Dann als meine Mutter und Guenter wieder unten waren, sagte ich zu meiner Mutter: So Mama, ich verziehe mich nach oben, denn ich bin ganz schoen kaputt von der Reise, und mach mir bitte die Butterbrote fuer morgen frueh zurecht, denn ich gehe morgen mit Paul zur Arbeit." Und so ging ich die schmale Treppe hoch, die nach oben fuehrte und war froh als ich in meinem Zimmer war. Ich schmiss mich auf mein Bett und fing an zu weinen, denn ich fragte mich, warum begruesste meine Mutter meinen Bruder, indem sie ihn umarmte und mich der ich auch ihr Sohn war, liess sie einfach links liegen. Ich war traurig darueber und musste erkennen, dass ich das schwarze Schaf der jetzigen Familie war. Ich freute mich schon auf morgen, denn ich war gern in der Naehe von Onkel Paul, wenn auch die Arbeit auf dem Bau nicht leicht war. In den Pausen hatten wir zwei immer gute Gespraeche gefuehrt. Er war ein guter Schachtmeister und  war auch sehr beliebt bei der Firma G&O. Mueller.
 
So vergingen die Wochen und mein Brueder Guenter hatte sich gut eingearbeitet bei der Firma G.&O. Mueller. Er arbeitete in einer anderen Kolonne an der Bahn, dort wurden die Eisenbahnschienen neu mit Schottersteinen unterfuettert, damit die Zuege wieder festen Untergrund unter ihren Raedern hatten. Diese Arbeit an den Bahngeleisen war fuer meinen Bruder auch nicht ungefaehrlich, denn an den Geleisen neben der Baustelle fuhren staendig andere Zuege vorbei. Der Vorarbeiter stand mit seinem Blashorn immer bereit, um Warntoene abzugeben, so dass die Arbeiter immer rechtzeitig die Geleise verlassen konnten. Guenter und ich wir hatten ein gutes Verhaeltnis zu einander, und er war einer meiner besten Freunde, die ich je hatte. Das sollte sich Jahre spaeter aendern, als er eine Ehe einging, in der seine Frau das Kommando uebernahm. Ich arbeitete noch bis Ende Juni und hatte 900 DM gespart und wollte nun weg von zu Hause, denn ich habe gemerkt, dass meine Mutter meinen Bruder vorzog, sie hat sich mit mir nur selten unterhalten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Aufbruch nach Italien
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16.  Aufbruch nach Italien

Ich wollte dieser Familienidylle nicht länger im Wege stehen, und entschloss mich, wieder auf die Reise zu gehen. Eines morgens gab ich vor, dass ich mich nicht wohlfuehlte und einen Tag frei nehme, Onkel Paul verstand das. Als meine Leute alle zur Arbeit waren, denn sie kamen ja erst alle drei abends nach Hause, konnte ich in aller Ruhe ein paar Sachen zusammenpacken, und in meinem Rucksack verstauen, den ich mir zuvor gekauft hatte. Da ich immer noch keinen Ausweis besass, wusste ich auch, dass es schwierig fuer mich sein wuerde, ohne Papiere auf Reisen zu gehen. Aber ich hatte auch gelernt, die Fehler nicht mehr zu machen, die mir vorher passierten. Mein Ziel war nach Italien zu gehen, um dort zu versuchen, auf ein Schiff zu kommen, das nach Australien auslief. Denn ich hatte gehoert, dass viele Deutsche nach Australien auswanderten, und so machte ich mich auf den Weg nach Italien. Ich verliess das Haus schloss es ab und legte den Hausschluessel in der aussenstehenden Toilette ab.

Und so machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof Solingen-Ohligs, loeste mir eine Fahrkarte nach Muenchen. Da es noch sehr frueh war, ging ich in das gegenueberliegende Kaffee, und nahm dort mein Fruestueck ein. danach schlenderte ich zum Bahnhof zurueck und wartete auf den Zug der nach Muenchen fuhr. Nun sass ich im Zug und hatte fast 10 Stunden Zeit darueber nachzudenken, was wohl aus mir werden sollte, ob mein Plan aufgehen wuerde ? Und auch auf dieser Reise hoerte ich wieder das Klick, klack klack, Klick, klack klack der Wagenräder und so wusste ich, ja ich war wieder auf Reisen. In meinem Abteil sassen zwei alte Frauen und ein netter aelterer Mann, der mich gleich ansprach:" Na junger Mann wo soll denn die Reise hingehen?" Ich schaute zu ihm auf und sagte ganz freundlich: " Meine Reise geht nach Muenchen." "Na da hast du ja noch einige Stunden vor dir, ich steige in Koblenz aus, will meine Tochter besuchen." Danach war eine Weile stille, dann erzaehlte mir der alte Mann aus seinem Leben und dass er Soldat gewesen sei, dass er drei Jahre in der Gefangenschaft war, und wie furchtbar der zweite Weltkrieg war Und dass es nun mit Deutschland aufwaerts gehe.

Ich hoerte diesem alten Mann zu und war erstaunt darueber, was er im letzten Weltkrieg alles erlebt hatte. Er erzaehlte von seinen Kameraden in seiner Kompanie, und dass viele davon nicht mehr heimgekehrt sind. So ging es bis Koblenz. Dann wuenschte er mir noch eine gute Reise, und weg war er. Da die zwei alten Frauen auf der anderen Seite unseres Abteils sassen, konnte ich es mir bequem auf meiner Seite machen. Ich musste an den alten Mann denken, was der alles so erlebt hatte, und an die Kameraden die im Krieg umkamen. Und so musste ich an meine erste Flucht aus Neudamm denken, und daran was mein Bruder Guenter und ich auf der Flucht gesehen hatten. Ich dachte an die deutschen Soldaten, die mit einem Panzer breit gefahren wurden, und deren Koerper platt gedrueckt waren, ihre Koepfe zertruemmert im Schnee lagen. Es war fuer mich ein widerlicher Anblick und dieses Bild geht mir heute noch durch den Kopf, denn es hat sich festgefressen in meiner Seele. Ja man kann einem Taeter vergeben, aber Vergessen kann ein Mensch das nie.

Ich hatte nie die Gelegenheit mit einem anderen Menschen darueber zu reden oder einen Arzt zu finden, der sich meine Geschichte angehoert haette, unsere deutschen Landsleute schauten nur nach vorne. Damals war das Motto, arbeiten arbeiten und nach vorn schauen, was kuemmert mich der Dreck von gestern! Man wollte schnell wieder ein Haus besitzen und Geld verdienen. Viele Menschen haben den zweiten Weltkrieg verdraengt, nur nicht nach hinten schauen. Ploetzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als der Schaffner nach den Fahrkarten fragte. Dann versuchte ich im Metrowagen, der mit fuhr etwas zu essen, danach schlenderte ich durch den Zug und fand, dass nicht viele Reisende unterwegs waren. Als ich mein Abteil betrat waren die zwei alten Frauen nicht mehr da, also waren sie sicherlich ausgestiegen, ja nun konnte ich es mir richtig bequem machen. Ich legte meinen Rucksack auf meine Bank und haute mich lang hin und versuchte zu schlafen, was mir auch gelang. In Muenchen stand ich erst mal eine Zeitlang auf den Bahnsteig.

Als die letzten Leute den Bahnsteig verlassen hatten ging ich ihnen hinterher, und nun stand ich inmitten der Bahnhofshalle, und wusste nicht so recht wie es weiter gehen sollte mit mir. Es war um die neunte Stunde am Abend, und es war noch hell draussen und so ging ich erst in die Bahnhofskneipe, und bestellte mir ein Abendbrort. Waerend des Essens ueberlegte ich mir, wie ich am besten zur Autobahn kommen wuerde, denn es sind immer Fernfahrer unterwegs die nach Italien fuhren. Nur es waren bis zur Autobahn noch einige Kilometer, so beschloss ich ein Taxi zu nehmen was mir auch gelang. Der Taxifahrer fuhr mich bis zur Autobahn-Raststette. Ich bezahlte und verschwand erst mal auf die Toilette, danach observierte ich die Lage und schaute mich um, ob irgendwo Polizei zu sehen war. Als dann die Luft rein war, ging ich zu den LKW Parkplaetzen. Ich fragte verschiedene Fahrer ob sie nach Italien fahren wuerden, einige fuhren nach Salzburg. Schliesslich fand ich einen, der eine Ladung hatte fuer einen Spediteur in Bozen (Bolzano).

Der Fahrer sagte zu mir: " Ich bin froh wenn ich Gesellschaft habe, dann bin ich nicht so allein und du vertreibst mir die Muedigkeit. Der Fahrer unterhielt sich am laufenden Band mit mir, gut dass ich im Zug etwas geschlafen hatte, so konnte ich dem Fahrer folgen und auch Antwort geben. Ich erfuhr, dass er zwei Kinder und eine sehr huebsche und treue Frau hatte. Und so fuhren wir bis zum Grenzuebergang Kiefersfelden, dort musste er seine Zollpapiere abgeben. Ein Zollbeamter konntrolierte die verplombte Plane, dann ging er wieder mit den Papieren in sein Buero und es dauerte noch ueber einer Stunde bis wir weiter fahren konten. Auf der anderen Seite bei den Oesterreichern lief es genauso ab. Ja der Zoll hatte immer viel zu tun. Zum Glück, so entging ihnen, dass ich ja gar keinen Pass besass. Während sich der Fahrer und die Zoellner um die Fracht kümmerten, schlenderte ich ein wenig auf dem Parkplatz herum, auf dem etwa 40 Laster auf die Zollabfertigung warteten. Als die Frachtpapiere in Ordnung waren, setzte ich mich wieder neben den Fahrer und weiter ging's, ohne dass die Beamten realisierten, dass ich keinen Pass besass.

Ich musste erkennen dass die Fernfahrer oft mehr Zeit beim Zoll verbrachten als auf der Strasse. Schliesslich zogen wir an Innsbruck vorbei, dann weiter zum Grenzuebergang Italien ( Brenner) Dort wurden wieder die Papiere von den Oestereichern kontroliert, dann fuhr man durch einen Tunnel und man erblickte Italien im Dunkeln.

Dort bei den Italienern ging es nicht so reibungslos, denn sie hielten immer die Hand auf. Wer nicht etwas Geld zwischen die Papiere legte, der musste oft ein paar Stunden stehen bleiben, weil etwas mit den Papieren nicht stimmte. Koruption war da an der Tagesordnung. Ich spreche hier von der Zeit um 1952. Wir hatten Glueck und konnten nach eineinhalb Stunden weiter fahren nach Bozen, wo die Ladung abgeladen werden sollte. Auch hier merkten die Zoellner nicht, dass ich keine gültigen Papiere besass. Im Morgengrauen waren wir in Bozen angekommen, die Stadt lag noch im Schlaf. Der Fahrer des LKW's sagte zu mir: "So Junge du kannst dich dort oben in das Bett hauen und etwas schlafen, ich werde mich hier unten in meine Koje verziehen, dann schliefen wir bis 9 Uhr. Dann wurden wir von den Leuten der Spedition geweckt. In der Zeit während der der LKW entladen wurde, konnten wir uns dort auf der Toilette waschen und uns rasieren. Anschliessend nahmen wir unser Fruehstueck in einem nahe gelegenen Bistro ein. Ich hatte in der letzten Nacht dem Fernfahrer erzaehlt, dass ich nach Triest wollte. Er erklärte mir, dass er nach Modena muesse, um dort Fliesen fuer Dortmund zu laden. Er offerierte mir, dass ich noch bis zur Abzweigung mitfahren koennte, die dann nach Triest fuehrt.

Ich war so erfreut, als er mir dieses Angebot machte, und bedankte mich bei ihm. Nachem der Wagen entladen war, holte der Fernfahrer seine Frachtpapiere und wir fuhren in Richtung Trient. Einige Stunden spaeter hielt er an einer grossen Kreuzung, an der er abbiegen musste nach Modena. "So mein Junge nun kann ich nichts mehr fuer dich tun, als dir alles Gute zu wuenschen auf deiner Tippeltour und pass auf dich auf, denn Italien ist nicht Deutschland, hier in Italien sind viele Taschendiebe unterwegs. Also mach es gut und tschuess. Nun stand ich an der Strassen- Kreuzung in Richung Treviso-Triest, hatte aber keine italienische Waehrung in der Tasche. So marschierte ich los in Richtung Treviso, nach etwa drei Kilometer sah ich rechts von mir ein Ristorante. Ich steuerte auf das Haus zu, denn seit Bozen hatte ich ja nichts mehr gegessen. Ich nahm im Restaurant platz und bestellte fuer mich eine grosse Portion Spaghetti und ein Glas Rotwein. Als mir der Kellner mein Essen servierte, sprach ich ihn auf Deutsch an, ob er mir fuer 300 DM italienische Lira geben koennte, da er mich nicht verstand, holte er seinen Boss.

Der sprach einige Brocken Deutsch und so bekam ich die 300 DM in italienische Lira gewechselt. Ich erkundigte mich, ob von hier aus ein Bus nach Triest fahren wuerde, er verneinte das. Aber etwa eine Stunde spaeter wuerde ein Bus nach Treviso fahren, den koennte ich nehmen. So blieb ich im Restaurant sitzen und trank noch ein Glas Wein und rauchte einige Zigaretten bis der Bus kam. Nun sass ich im Bus und ueberlegte, wo ich wohl uebernachten koennte, denn in einem Hotel konnte ich nicht uebernachten, denn ich hatte ja keinen Ausweis. Also verliess ich mich auf den Abend der mir den Weg schon zeigen wuerde. Treviso ist Hauptstadt der gleichnamigen norditalienischen Provinz in der Region Venetien. Treviso hatte zu der damaliegen Zeit mitte Juli 1952 etwa 72,000 Einwohner und einen Dom aus dem 12. Jahrhundert, was ich erst viele Jahre spaeter erfuhr. Der Bus hielt im Zentrum der Stadt, und so schlenderte ich die Strasse ein Stück weit entlang und setzte mich draussen an einen runden Tisch vor einem Bistro. Ich bestellte eine Flasche Bier, um mich herum waren die Tische fast alle besetzt.

Auch im Innern des Bistros herschte Trubel und Heiterkeit, und so dauerte es etwas laenger mit meiner Bestellung. Ich trank in aller Ruhe mein Bier und bestellte eine Pizza fuer mich. Da ich fast weissblondes Haar hatte, konnte jeder erkennen, dass ich ein Auslaender war. Und es dauerte auch nicht lang da hatte ich Besuch bekommen, nach dem Lied: "Zwei kleine Italiener" sie waren etwa in meinem Alter 17- 18 Jahre, sie setzten sich an meinen Tisch, und sabbelten vor sich hin, als ich meine Pizza bekam bestellten sie sich zwei Glas Rotwein. Ich ass in Ruhe meine dick mit Wurst und Champignons belegte Pizza. Als der junge Kellner mit den zwei Gläsern Wein kam, konnte ich es mir nicht verkneifen, und bestellte fuer mich auch ein Glas Rotwein. Nachdem dann ein dritter dazu kam, dachte ich sofort an Hamburg, an Uwe und Roland an den "Haifisch" auch an Anne, Susi und Tina. Ja wir waren ein gutes Gespann, aber ich habe auch daraus gelernt, nicht jedem zu vertrauen. So fragte ich in die Runde der drei, ob vielleicht einer der drei Deutsch sprechen wuerde, sie schauten einander an und fingen laut an zu lachen.

Dann sagte der junge Mann der zuletzt kam; Ja wir sprechen alle drei ein wenig Deutsch, denn wir studieren in Triest an der Universitaet. Und so kamen wir ins Gespraech und ich erfuhr dass sie alle drei taeglich nach Triest zur Uni fuhren und abends dann wieder zurueck, und sie waren schon alle drei 21 Jahre alt. Ich musste natuerlich wieder luegen, denn ich wollte nicht sagen, dass ich erst 17 Jahre war und ich sagte, dass ich 19 Jahre alt waere. Sie lachten alle drei ueber mich. Dann fragte ich sie wo man denn hier in Treviso etwas erleben könne, und wieder mussten die drei lachen, dann fragte einer von den dreien: " Was willst du denn erleben." Ich sagte:" Na ja, da wo auch Frauen sind, ihr wisst bestimmt was ich meine?" und sie lachten zum dritten Mal. Jeder bezahlte seine Rechnung, das war fuer mich schon mal ein gutes Zeugnis und sie waren auch keine Paparazzis. So nahm ich meinen Rucksack ueber die Schulter. Der damalige Rucksack war nicht so modern wie heute, er war wohl aus Sackleinen gemacht.

Natuerlich unterhielten wir uns auf dem Weg ueber Frauen und ueber Sex. Sie sagten mir, dass dort wo wir hingehen wollten auch Tanz sei. Es machte mir richtig Spass mit den Jungs zusammen etwas zu erleben. Ich musste ja einen Platz finden, wo ich die Nacht schlafen konnte, was ich den Jungs nun nicht auf die Nase binden wollte. In der Zwischenzeit hatte uns die Dunkelheit eingeholt, wir durchliefen einige Seitenstrassen. Dann nach etwa 20 Minuten Fussmarsch, standen wir vor einem grossen Gebaeude und man konnte die Musik schon von draussen hoeren. Natuerlich mussten wir Eintritt bezahlen, einer von den dreien bezahlte fuer mich und gab mir die Eintrittskarte. Ich gab an der Kasse meinen Rucksack ab und bekam eine kleine Karte, die mit einer Nummer versehen war. Im Saal war richtig was los, und meine Begleiter waren auch gut drauf. So suchten wir uns einen Tisch aus und nahmen Platz. Dann als die Kellnerin auf unseren Tisch zu steuerte, fingen die Jungs an zu lachen. Ich glaube sie lachten ueber alles und nichts, oder sie kannten das Maedchen, doch sie waren gut drauf.

Ich wollte die Bestellung aufgeben, da sagte einer von den Jungs: "Nein, die erste Runde geht an uns." Ich sagte: "Gut, dann uebernehme ich die zweite Runde," womit sie einverstanden waren. Einer von den Dreien bestellte eine Flasche Rotwein, dann zog die Kellnerin wieder ab. Vier Glaeser standen schon auf dem Tisch als wir rein kamen, also trank man hier nur Wein, was ich eigentlich toll fand. Die Gespraeche zwischen uns gingen hin und her, die Stimmung war gut und in keiner Weise ausfallend. Die Kellnerin kam mit ihrer Flasche angewackelt, sie zog den Korken aus der Flasche und goss uns ein, dann bezahlte einer von den Dreien und schon war das Maedchen wieder unterwegs zum naechsten Tisch. In der ganzen Zeit spielten die Musiker ohne Unterbrechung, die Tanzflaeche war staendig voll mit Paaren, doch nach dem Tanz sassen die jungen Frauen an anderen Tischen. Ich fragte einen von den Dreien: "Warum sitzen denn die Frauen an extra Tischen?" und ich bekam zur Antwort: "Junge, das sind alles kaeufliche Maedchen mit denen du schlafen kannst". Das war mein Zeichen, denn ich brauchte eine Unterkunft fuer diese Nacht.

Ich zog meine Lumberjacke aus (Lumberjacke war eine kurze Manchesterjacke) trank noch ein Schluck Wein und sagte zu den Jungs, bestellt bitte eine neue Flasche Wein auf meine Kosten. Dann schoss ich rueber zu den Tischen wo die Frauen sassen, suchte mir ein huebsches Maedchen aus und ab ging die Post. Auf der Tanzflaeche kannte ich mich aus, denn das habe ich schon in Platkow in den Pausen auf den Schulhof gelernt, da war ich erst 11-12 Jahre alt, ich liebte die Musik. Da ging es ab, Tango, Walzer, Swing, Polka, Twist, Schia Schia tschoo, sowie Rock and Roll. Das Maedchen tanzte sehr gut, so war die Fuehrung fuer mich, kein Probblem. Waehrend wir tanzten wurde kein Wort gewechselt, was ich ganz Ordnung fand. Als ich zum Tisch zurueckkam und meine Kollegen gefragt habe ob sie auch getanzt haetten, bekam ich zur Antwort: "Wir haben euch beobachtet beim tanzen, aber du hast kein Wort mit dem Maedchen gesprochen". Und wieder ging das Gelaechter los, dann sagte einer von den Dreien: "Du kannst ruhig Deutsch mit dem Maedchen reden, sie studiert Jura und Germanistik."

Ich war von den Socken, da hatte ich lauter Intellektuelle, angehende Akademiker vor mir. Sicher, mir viel ihr Verhalten auf, denn sie gebrauchten selten primitive Worte. Also da war ich fast den ganzen Abend mit angehenden Geistesarbeitern zusammen. Ich wollte gerade wieder eine Flasche Wein bestellen, da bekam ich zur Antwort: Sie ist schon unterwegs. Als ich sah, dass die Musiker ihre Instrumente ergriffen, lief ich schon langsam los, und als ich an den Tisch des Mädchens kam, begann auch die Musik zu splielen. Ich bat sie um den Tanz, sie laechelte mich an und dann tanzten wir Tango. Das Maedchen tanzte hervoragend, so dass ich kein Problem bei der Fuehrung hatte. Als ich mit ihr links herum tanzen wollte, kam ich mit meinem Knie, an das Ihre, ich sagte einfach so vor mir hin: "So ein Mist" doch das Maedchen sagte zu mir: "So schlimm war es doch gar nicht."

Also hatten die Jungs recht, dass sie gut Deutsch spricht. Nach dem dritten Lied machten die Musiker eine Zigarettenpause. So brachte ich meine Tanzpartnerin zu ihren Tisch zurueck und bedankte mich, und bat sie gleich um den naechsten Tanz, denn ich brauchte einen Schlafplatz. Auch die Jungs waren fleissig, sie waren oft auf der Tanzflaeche anzutreffen. Am Tisch zurueck, wurde natuerlich wieder gelavert, und diskutiert ueber die Maedchen, doch ich beteiligte mich nicht. Denn ich habe in Hamburg einiges ueber die Arbeit dieser Frauen erfahren. Wie junge unerfahrene Maedchen in den 50ziger Jahren von netten, gutaussehenden Maennern in Tanzsaelen abgeschleppt wurden und dann in irgendeiner Wohnung von 2-3 Maennern vergewaltigt wurden, und je nach Schoenheit in Kneipen, Bars oder in der feinen Gesellschaft zur Prostitution gezwungen wurden, oder man schickte sie auch auf den Strassenstrich.

Aber ich wuerde nun gern zu meine Tanzpartnerin zurueck kommen. Ich fragte das Maedchen nach ihrem Namen, und sie gab mir zur Antwort: "Ich heisse Maria " mein Name ist Achim" gab ich zurueck. Nun erfuhr ich beim Tanzen, dass Maria, aus der Gegend von Bozen kam, und ihre Eltern einen Bauernhof haetten, den der aeltere Bruder einmal uebernehmen sollte, und sie dafuer studieren darf. Dann fragte ich sie: "Maria, wann koennen wir zu dir gehen?"  Sie schaute mich mit ihren schwarzen Augen an und sagte: "Aber nur wenn du ganz lieb zu mir bist, dann koennen wir gleich zu mir gehen, denn es ist schon Mitternacht vorbei. Achim warte draussen auf mich ich bin in 10 Minuten draussen." Ich brachte Maria zum Tisch zurueck bedankte mich fuer den Tanz und schoss ab zu meinem Jungs, und sagte zu ihnen, dass es nun Zeit sei fuer mich zu gehen, und ich gab noch eine Runde Wein aus, und bedankte mich auch hier bei den Jungs, dass sie mich doch so gut und kameradschaftlich behandelt haetten. Und so zog ich los zum Ausgang, ging aber voher nochmals zur Kasse und holte meinen Rucksack. Ich steckte mir eine Zigarette an und lief nach draussen, und was sahen meine Augen als ich raus kam? Maria wartete schon auf mich.

Sie nahm meinen Arm und hakte sich unter, dann liefen wir etwa 10 Minuten bis zu ihrer Wohnung. Es war ein dreistoeckiges Haus in dem Maria wohnte, wir stiegen bis zur ersten Etage. Sie schloss ihre Wohnung auf und ich war erstaunt, wie gross das Zimmer war, auch die zwei Fenster waren nicht nach deutschem Standard gebaut, sondern waren fast doppelt so gross, auch war das Zimmer viel höher als bei uns. Vor den Fenstern stand ein grosser Schreibtisch, links und rechts Buecherschraenke. In der Mitte des Zimmers stand ein achteckiger Tisch mit sehr alten Stuehlen. Die Tapeten hatten dicke bunte Muster, dann hier noch ein kleines Schraenkchen und da noch eins. Das Bett stand rechts hinter der Tuer, alles in Weiss Das ganze Zimmer war gefliest mit verschiedenen Mosaiksteinchen, dann die altmodische Lampe, es war ein Kronleuchter. Die Toilette war das einzige was wohl aus juengerer Zeit stammte, ebenfalls die Dusche.

Maria schaute mich an und fragte: "Wie gefaellt dir mein Zuhause? ich sagte: "Wirklich schoen, das passt zu dir Maria." "Weisst du Achim, ich nehme hier nur selten jemand mit nach oben zum schlafen, das spielt sich sonst dort im Lokakal ab. Da gibt  es Zimmer zu mieten fuer ein zwei Stunden, aber nicht bei mir in der Wohnung. Wie du mit den drei Jungs, die ich ja kenne von der Uni her, herein kamst, wollte ich schon erfahren wer du bist. Ich dachte, wenn der mich zum Tanz holt, dann nehm ich ihn mit auf mein Zimmer. Dass du kein Italiener warst, das konnte doch jeder sehen. Und als die Musik anfing zu spielen, und du auf meinen Tisch zu gesteuert bist, da wusste ich, jetzt bist du dran Maria." Sie zog mir meine Lumberjacke aus und kuesste mich. "Moechtest du zuerst duschen oder sollte ich zuerst die Dusche benutzen Achim?" Ich sagte: "Es ist dein Zuhause Maria, du solltest schon zu erst duschen."  "Oder wollen wir zusammen duschen Achim?" Und wir duschten gemeinsam. Als wir im Bett lagen fragte ich sie: Sag mal Maria darf ich morgen noch bei dir bleiben bis uebermorgen frueh?"

 "Wenn du das moechtest, dann koennen wir beide ja zusammen nach Triest fahren?" Und sie lachte vor sich hin und dann war sie schon wieder am Streicheln, es war eben eine echte Italienerin. Am naechsten Morgen als wir wach wurden, war es schon fast 11 Uhr, und auch heute war es ein Sonnentag, wir duschten wieder gemeinsam und zogen uns an. Dann zeigte sie mir ein sehr schoenes Restaurant, welches nicht weit weg war von ihrem Zimmer. Ich bestellte mir Raviolie und Maria bestellte sich eine Pizza und wir tranken beide ein Glas Weisswein dazu. Nach dem Essen machten wir einen Spaziergang. Waren dann um drei Uhr nachmittags wieder zu Hause bei Maria, sie machte uns einen Kaffe in einen Siedekocher, danach war sie wieder eine echte Italienerin, die sehr viel Zaertlichkeit schenkte, aber ebenso viel entgegennahm. "Weisst du Achim, das Zimmer habe ich moebliert gemietet, auch die Buecher waren alle dabei. Meistens bin ich allein. 4-5 mal gehe ich anschaffen im Monat, das reicht fuer mich zusammen mit der Unterstuetzung meiner Eltern. Die meiste Zeit sitze ich hier am Schreibtisch und arbeite mit meinem Lehrmaterial.

Vieles muss ich auswendig lernen, damit ich es nicht vergesse, da bleibt nicht viel Zeit zum Troedeln. Uebrigens meine Eltern sprechen auch Deutsch, frueher gehoerte Bozen ja zu Oesterreich. Wo kommst du denn her aus Deutschland?" "Ich komme aus Solingen, liegt bei Koeln, aber meine Heimat liegt im heutigen Polen und meine Geburtsstadt ist Neudamm. 1945 wurden wir aus Neudamm vertrieben, weil die Alliierten es so beschlossen hatten. Maria das wuerde zu weit fuehren, wenn ich dir das alles erzaehlen wollte. Was sicher eines meiner Probleme ist, dass ich heute hier bei dir bin. Sag, wie alt bist du Maria?" sie sagte: "ich bin 22 Jahre jung, und wie alt bist du?" Ich log wie immer, wenn es brenzlig fuer mich wurde, so sagte ich: "Ich bin 20 Jahre alt." Oh, dann bist du ja 2 Jahre juenger als ich, aber das macht mir gar nichts aus, wenn ich jemanden mag, dann ist auch mein Herz dabei!" ich sagte: "Da hab ich aber Glueck gehabt. Maria da wir uns Morgen trennen werden, moechte ich dich bitten mir zu sagen was ich dir schuldig bin."

"Achim ich habe dich mit zu mir genommen weil du mir gefallen hast. Da wir alle beide sehr viel Liebe geteilt, und Freude miteinander hatten, werde ich kein Geld von dir verlangen." Ich nahm sie in den Arm und streichelte sie, und sagte: "Weisst du Maria, alles im Leben hat seinen Preis." Da ich noch 340 DM hatte, gab ich ihr 100 DM: "Ich moechte, dass du sie Morgen entweder hier in Treviso oder in Triest umtauschst in Lira."  Dann zogen wir uns wieder an und gingen ins gleiche Retaurant, wo wir zu Mittag gegessen haben. Diesmal bestellte ich mir eine Pizza und sie sich Ravioli, und wieder tranken wir Weisswein dazu. Danach gingen wir wieder 30 Minuten spazieren, und der Spaziergang endete bei ihr zu Haus. Da es im Juli abends um 10 Uhr immer noch sehr hell war, lagen wir im Bett und traeumten. Am anderen Morgen duschten wir gemeinsam und wir zogen uns an, tranken gemeinsam Kaffe und liefen dann zum Bus. Maria kaufte die Buskarten nach Triest.

Im Autobus haben wir nur Haendchen gehalten und wenig gesprochen. In Triest angekommen steuerte Maria gleich ein Bistro an und bestellte zwei   Cappuccino. Wir setzten uns in eine Ecke des Bistros, und ich bat Maria mir bitte doch zwei Toastbrote, zwei gebratene Eier sowie zwei Tomaten zu bestellen, Maria wollte nichts zu essen. Sie ab aber meine Bestellung auf, die ich dann auch kurze Zeit spaeter bekam. Ich bot ihr etwas von meinem Essen an, aber sie lehnte ab. So verdrueckte ich mein zweites Fruestueck alleine. Maria haette schon laengst in der Uni sein muessen, machte aber keine Anstalten es zu tun. Ich fragte, was denn los sei? Ach nichts, sagte sie. Wenn nichts los sei, und du heute Mittag nicht in der Mensa in der Uni essen moechtest, dann lass uns zum Hafen spazieren. Sie war sofort bei der Sache. Ich nahm meinen Rucksack, schnallte diesen auf meinen Ruecken, und Maria nahm ihre Aktentasche. Ich wollte bezahlen, aber sie bestand darauf, selbst zu bezahlen. Draussen hakte sie sich gleich wieder bei mir ein, und war frohen Mutes.

(In MEYERS  Handlexikon kann man folgendes lesen über Triest: Triest, Italien.  Trieste: Hptst. der oberitalienischen Region Friaul-Jul. Venetien, am Golf von Triest: 270,000 Ew.; Hafen, Freihafen; Metallurgie, Schiffe, Maschinen, Chemikalien, Baustoffe, Erdoelraffinerien (Pipeline Triest- Ingolstadt): Univ.; naut.Akademie; roem.Ruinen.- T., das roem. Tergeste, war im 6. Jh. Bistum. 1382 habsburg.,1719 Gruendung des Freihafens T., damit wirtschaftl. Aufschwung. im 1900 Jh. wichtigste Handelsstadt an der Adria. 1919 italien.; nach dem zweiten Welt Streitobjekt zw. Italien und Jugoslavien; 1947/54 unter angloamerikan. Verw.; durch ein Abkommen zwischen Italien und Jugoslavien (1954) kamen Stadt und Hafen T. an Italien,  das Hinterland von Triest an Jugoslavien).

Maria und ich wir brauchten etwa 45 Minuten bis zum Hafen. Und 1952 lagen dort sehr viel amerikanische und britische Kriegsschiffe, die darauf achteten, dass es an der westlichen Adriakueste, der Halbinsel Istrien zu keiner Eskalation zwischen Italien und Jugoslavien kommen sollte. Und ich traeumte von Australien, wer war ich, der mit 17 Jahren solche Zoll Bollwerke durchbrechen wollte? Hier schwarz auf ein Schiff zu kommen, waere etwa das gleiche, wie wenn du barfuss den Mont Blanc besteigen wolltest, es wird dir nicht gelingen! Maria kannte hier wohl jeden Stein und fast jedes Bistro, wir steuerten ein Bistro (Bar) an. Da ich heute noch kein Glas Wein zu mir genommen hatte, holte ich es jetzt nach mit einem Glas Rotwein, und auch Maria war nicht abgeneigt. Danach wanderten wir wieder dahin, wo wir hergekommen waren. Maria kaufte zwei Buskarten nach Treviso und so landeten wir am Nachmittag wieder in heimischen Gefilden.

Nachdem wir die gute Stube betreten haben bat ich Maria um einen Kaffee aus dem Siedekocher, ich setzte mich an den achteckiegen Tisch, und fragte Maria: "Sag mal Maria, sagen deine Lehrer oder Professoren nichts, wenn du einfach dem Unterricht fernbleibst?" sie gab mir zur Antwort: "Meinen Lehrplan kann ich mir einteilen wie ich das moechte, natuerlich muss man dann nachher einiges wieder nachholen. Aber dafuer hat man dann auch Buecher, die sehr unterstuetzend und hilfreich sind." Nun sag mir mal: "Welches Pferd hat dich geritten, dass wir beide wieder hier gelandet sind?" Sie lachte ganz herzlich und hatte feuchte Augen: " Na du."  "Aber Maria, ich bin doch nur ein junger Wandersmann, der morgen vielleicht schon nicht mehr weiss, wo er seinen Kopf hinlegen kann. Ausser vielleicht bei Circus Apollo, der hier in drei Tagen in Triest fuer zwei Wochen gastiert." Aber du, du hast doch eine grosse Zukunft vor dir, du hast einen Vater und eine Mutter die dich lieben, und dazu noch einen Bruder, der zu dir steht, ich bin mir sicher, dass du auch eine gute Kindheit hattest."

"Es stimmt ich kann mich nicht beklagen, aber man ist auch hier sehr viel allein. Dann staendig die Fahrerei nach Triest, abends wieder zurueck, dann noch zusaetzlich Geld anschaffen gehen, das geht mir ganz schoen an die Nerven, ich bin froh, wenn ich mal jemanden finde, der so verstaendnisvoll  ist wie du."  "Aber du kannst mich doch nicht festhalten, mein Weg ist nicht der Deinige, Maria sei vernuenftig und mach deinen Eltern keinen Kummer. Ist schon genug wenn du mit anderen Maennern schlaeftst, das Leben meint es nicht mit jedem gut, aber wenn du mit deinem Studium fertig bist, dann stehen dir viele Tueren offen. Dann kannst du das vergessen, was heute war, und du wirst ein gutes Leben haben, nicht so ein Leben wie das meine: heute hier und morgen da. Also sei vernünftig und schau nach vorn. Ich bleibe bis uebermorgen frueh, dann fahren wir gemeinsam wieder nach Triest, und du gehst zur Uni und mein Weg wird mir der Wind zeigen. Ist das in Ordnung? Oder muss ich dir erst heute Abend den Hintern versohlen?"  Sie schaute mich  wieder mit ihrem himmlischen Blick an, und sagte: "Von dir lass ich mich gerne verpruegeln, denn das gibt keine blauen Flecken."

"Was machen wir heute Abend Maria?"  "Ich schlage vor wir gehen in aller Ruhe essen und anschliessend eine Runde spazieren." Ich war damit einverstanden, denn ich wollte auch nicht wieder in die Kaschemme gehen, wo ich Maria kennen gelernt hatte, denn dann wird es wieder spaet und man ist hundekaputt. Ich bat Maria, mir doch Morgen ein paar Sachen zu waschen, denn ich war nun schon fast eine Woche von zu Hause weg und im Rucksack hatte ich auch nicht so viele Kleidungsstuecke mit. Sie  sagte zu mir: "Achim gib mir mal die Sachen, die kann ich besser jetzt  waschen, dann koennen sie ueber Nacht in der Dusche trocknen lassen. Ich gab ihr meine Sachen und sie war beschaeftigt und ich legte mich ein wenig aufs Bett. Nach der Waesche duschte Maria noch mals und dann zogen wir ab um unser Abendessen zu geniessen. Da wir schon mal in diesem Retaurant gegessen haben, bestellte Maria fuer mich Spaghettis und sie ass wieder Pizza, und wie immer tranken wir Weisswein dazu. Nach dem Essen haben wir dann unseren Abendspaziergang gemacht, um 22 Uhr waren wir dann wieder in der Wohnung bei Maria.

Da es im Juli um 22 Uhr immer noch hell ist, standen wir am Fenster und betrachteten das Treiben auf der Strasse. Danach ging ich auf die Toilette rasierte mich, anschliessend benutzte ich die Dusche und das war es fuer heute, denn es war ein langer und bewegter Tag und der Wein hat das Uebrige getan. Auch Maria war wohl froh, dass wir uns heute Abend nicht die Sonnenfinsternis angeschaut haben, die Muedigkeit hatte uns eingeholt. Obwohl ich vorn im Bett lag, habe ich nicht bemerkt wie Maria aufgestanden ist, um fuer uns Kaffee zu kochen, nach dem Kaffe wurde geduscht und dann haben wir uns den Sonnenaufgang in der ganzen Schoenheit ansehen koennen, was braucht ein Mensch mehr als Geborgenheit. Kurz vor Mittag stand wieder Duschen und rasieren an, dann packte ich meine saubere Waesche wieder in den Rucksack. Morgen frueh sollte mein Aufenthalt zu ende sein, denn ich hatte ja ein anderes Ziel als Maria, und wir waeren auf die Dauer ohne Geldeinnahmen am Hungertod gestorben. Alles hat seine Zeit. Geboren werden hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit, heilen hat seine Zeit, bauen hat seine Zeit, weinen hat seine Zeit, lachen hat seine Zeit, tanzen hat seine Zeit. Herzen hat seine Zeit, aufhoeren zu herzen hat seine Zeit, schweigen hat seine Zeit, reden hat seine Zeit, lieben hat seine Zeit, hassen hat seine Zeit, Streit hat seine Zeit, Friede hat seine Zeit! Wir koennen uns noch so abmuehen, aber wir haben kein Gewinn davon, weder von dem Einen noch von dem Anderen. Lebe dein Leben und sei immer guten Mutes. Was natuerlich nicht immer gelingt. Als Kind habe ich immer versucht, ehrlich zu sein, bis ich gemerkt habe, dass das fuer Erwachsene nicht gilt. Ehrlichkeit, Bruederlichkeit, Hilfsbereitschaft, fuer den anderen da sein, das ist oft eine Farce, man spendet gern, aber warum? Um sein schlechtes Gewissen zu trösten, denn man weiss ja nie.

Zum Mittagessen sind wir wieder in unserem Restaurnt eingekehrt, Maria bestellte fuer mich ein Cordonbleu aus Kalbfleisch mit Safranreis. Sie stopfte sich eine Pizza rein und wieder labten wir uns an dem wohlschmeckenden Weisswein, dann  war wieder ein Verdauungsspaziergang angesagt, und ich denke das Abendbrot wird in ähnlich ablaufen, man konnte froh sein, dass man nicht betteln musste. Ich selbst hatte noch 200 DM in meiner Tasche, weit würde mich dieses Geld auch nicht bringen.

An diesem letzten Abend habe ich nochmals die zwei letzten Kerzen der Maria angezuedet und habe sie auch erloeschen sehen. Ohne Reue, aber mit viel Selbstvertrauen schaute ich am anderen Morgen Maria an und sagte zu ihr: "Maria es war fuer mein junges Leben die schoenste Zeit, dass ich in deinen Armen liegen durfte, du hast mich mit deinen Suessigkeiten ueberhaeuft, aber auch das was ich dir geben konnte kam aus meinem Herzen." Und aus meiner Prinzessin's Augen kullerten silberne Wassertroepfchen. Wir gingen gemeinsam zur Bushaltestelle und im Bus kaufte Maria unsere Karten, wir sassen uns während der Fahrt gegenueber, und jeder hing seinen Gedanken nach, und keiner wird je erfahren, was der andere gedacht hat. In Triest an der Bushaltestelle nahm ich Maria nochmals in den Arm und sagte: "Tschau, Maria" und jeder ging seinen Weg. Ich versuchte den Platz zu finden wo der Circus Apollo sein Zelt morgen aufbauen wollte, und ich fand ihn anhand eines  Werbeplakates. Doch noch ist heute und wo sollte ich nun bis morgen bleiben ?

Ich schaute mir ein wenig die Innenstadt an, lief hier hin und dort hin, trank ein Bier und lief immer weiter, bis ich selbst gemerkt habe, dass ich nirgends wohin wollte. Ein Teil meiner Seele war leer, so hab ich mich wahrgenommen, mein Wille folgte mir nicht mehr so richtig. Ich setzte mich vor ein Bistro, bestellte mir einen  Cappuccino und rauchte erst mal eine Zigarette, danach bestellte ich mir Ravioli, und wechselte mir nochmals 50 DM in Lire um. Ich hatte gut gegessen, zwei Glas Weisswein inhaliert, eine geraucht, nun fuehlte ich mich schon wieder wohler im Gehirn. "Was betruebst du mich meine Seele, du  musst sehen wie du mit mir fertig wirst." ging es mir durch den Kopf, und so schlenderte ich wieder mit meinem Werbeplakat zu diesem Platz, und was sehen meine  glasigen Augen? Da fuhr der Circus Apollo mit seinem ganzen  Gefolge  auf den grossen Platz, die Wohnwagen wurden ordentlich geparkt, grosses Geschrei, wo, wie jeder seinen Jobb zu machen hat. Ich lief zu dem Mann hin, der am lautesten schrie, und fragte ob er fuer mich einen Jobb haette. Da es ja ein Deutscher Circus war, hat er mich auch gleich verstanden.

Junge, sagte er: "Hier wird jede Hand gebraucht, warte ein Moment, da kommt  gleich das Grosse Zelt, da kannst du mithelfen es hoch zu drehen, dann werden die Seiten befestigt. Ich fragte den Mann noch wo ich meinen Rucksack ablegen koennte, er sagte: in Wagen Nr.9. Dann brachte ein grosser Gabelstabler das Viermast Zelt, legte es vorsichtig ab und schon schrie der Vorarbeiter mich an : "So Junge nun kannst du gleich mithelfen das Zelt aufzuklappen, und alles schoen der Reihe nach. Dann die Zeltloecher ordentlich ausbreiten, so dass die Masten gut  durch gehen. Wir waren etwa 15- 20 Mann, dann war der Kranwagen zum Einsatz bereit, der die Eisenplatten zu den Zeltloechern brachte, um dann die vier Masten in den Eisenplatten zu verankern, so dass dann alle vier Masten gleichzeitig hochgedreht wurden, alles musste passen und stimmen, es durften keine Fehler unterlaufen. Wirklich ein harter Job, aber die Kameradschaft war grossartig, harte Worte, aber danach lief alles normal ab. Als das Zelt stand musste es noch mit Seilen befestigt werden, das war ein Knochenjob.

Dann wurden die Tribuenen aufgestellt sowie die Bretter auf den Tribuenen befestigt. Andere bauten die Arena auf wieder andere brachten Saegespaehne in die Arena, wieder andere bauten die Trapeze auf. Ueber dem Artisteneingang musste die Plattform fuer die Musiker aufgebaut werden. Rings um das Zelt wurden die Seitenplanen befestigt, so dass bei Wind und Regen niemand nass wurde. Die Zelte fuer die Tiere mussten bis am Abend stehen, Futter fuer die Tiere durfte nicht fehlen. Zaeune mussten aufgestellt werden, so dass die Zuschauer ins Zelt kanalisiert werden koennen. Das Kassenhaus und die Eingangshalle musste aufgestellt werden, und alles musste ordentlich befestigt werden. Es durften keine Loecher im Erdboden sein, so dass sich niemand verletzen konnte. Es gaebe noch zig andere Dinge, die ich hier nicht mehr weiter aufzaehlen moechte. Am Abend stand alles da wo es stehen musste. Dann war mehr oder weniger Feierabend fuer die harten Arbeiter. Abends wurden dann noch Trapeze ausprobiert. Jeder Artist sah zu, dass er seine Gebrauchsgegenstaende beisammen hatte fuer den naechsten Tag.

Heute wurde noch geputzt und poliert, denn Morgen musste alles bereit sein. Ich machte draussen noch mit einer Schaufel die Schlagloecher zu ,und ploetzlich stand der Schreihals hinter mir: "Na Junge wie heisst du denn ?"  Ich sagte Achim." Hast gut zugepackt, morgen Abend kannst du einen Platzanweiser spielen, hast Morgen Frueh noch Zeit um dir alles anzusehen, bekommst dann noch eine schoene Circus Jacke. Wie darf ich sie denn anreden Herr...?  Nichts mit Herr: " ich heisse Walter, wenn du was brauchst komm zu mir, ich regle hier fast alles." Walter wo kann ich heute Nacht schlafen? Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst deinen Rucksack in Wagen Nr. 9 bringen, da liegt noch einer drin, kannst dich schon anfreunden mit ihm, sein Name ist Kurt. Und Walter pruefte alles nach, was die Jungs alles gemacht hatten, denn Fehler koennen im Circus toedlich enden. So brachte ich noch die Schaufel zurueck in den Pferdestall und ging zum Wagen 9. "Hallo Kurt ich bin der Neue, Walter hat mich bei dir einquartiert, und ich heisse Achim. Hast du auch eine Decke fuer mich, oder wie laeuft das hier bei euch?"  Da neben deinem Bett, der kleine Schrank, da ist Bettzeug drin, und du kannst deine Sachen darin ablegen. 

Hoer mal Kurt wie geht das hier mit dem Essen?" "Hier kocht jeder fuer sich, oder einige tun sich zusammen."  "Ist auch eine Loesung, gibt es hier auch Bier oder andere Getraenke?"  "Ja in Wagen 14 bei Doris." Ich sagte, dann ich geh mal zu Wagen 14, hat Doris auch Zigaretten?  "Die hat fast alles."  So ging ich zu Wagen 14, ich klopfte an die Tuer und Doris stand da und fragte: "Was brauchst du?" 4 Flaschen Bier  und zwei Schachteln Gold Dollar."  Hast heute neu angefangen, schoen mal wieder ein neues Gesicht zu sehen." Ich bezahlte und ging zu meinem Wagen zurueck. "Kurt, ich gebe heute einen  aus, wer weiss was Morgen ist." Danke, Achim, wo kommst du denn her, du siehst noch so neu aus ?" "Bin jetzt eine Woche von Solingen weg, war ein paar Tage in Treviso und jetzt bin ich hier. Wo kommst du denn her wollte ich wissen?"  "Aus Dortmund, bin aber schon zwei Jahre hier fest eingeplant. Es ist ein Knochenjob, du musst aufpassen wie ein Luchs, ansonsten gefaellt es mir hier ganz gut, und wo gearbeitet wird da fallen auch Spaehne."  "Ja Kurt, dann Prost, und auf eine gute zusammen Arbeit, Prost." 

Kurt hatte sich schon sehr frueh hingelegt, ich lief erst noch einmal einige Runden um den Circus Platz und schaute mir alles genau an, man weiss ja nie was alles passieren kann. Als ich meinen Spaziergang beendet hatte, legte ich mich auch zur Ruhe, ich dachte noch an Maria, was sie jetzt wohl so machen wuerde, aber den Weg den ich gegangen bin fand ich immer noch richtig. Am naechsten morgen hoerte ich den Kurt schon im Wagen herum hampeln, er kochte Kaffe. Was machst du denn schon so frueh auf den Brettern?" Komm Achim trink einen Kaffe mit, denn bald geht das Getuemmel los."  Hoermal Kurt, Walter sagte gestern etwas von einer Circusjacke, die ich mir abholen soll fuer die Vorstellung." Ja das kannst du gleich bei Doris erledigen, sie verwaltet die Jacken. "Musst immer nett zu ihr sein, dann bekommst du alles von ihr." Was meinst du mit alles von ihr?"  "Na, wenn du was brauchst." Um 7 Uhr 30 treffen wir uns alle in der Vorhalle an der Kasse, da gibt es dann die Order fuer jeden von uns. Walter hat hier alles im Griff, sonst wuerde hier alles drunter und drueber gehen. Einer muss die Fahne schwingen!"  "Ja das ist auch gut so." sagte ich.

Dann waren wir fast alle versammelt, meine guete waren das viele Menschen, die hier ernaehrt werden mussten. Selbst die Artisten mussten hier beim Morgenappell antanzen. Als beinahe alle eingeteilt waren, bekam ich den Auftrag, mir meine Circusjacke bei Doris abzuholen. Danach zeigte mir ein anderer Platzanweiser, was ich zu machen hatte, um es korrekt zu tun. Was mir dann auch am Abend gelang. Vorher half ich noch beim Ausmisten der Elefanten, bei den Pferden usw. Hier wurde jede Arbeit gleich honoriert unter den Arbeitern, ausser die Artisten, Dompteure, Reiter Musiker usw. Jeder bekam was den Leuten zustand, ohne wenn und aber. Ohne einen menschlichen Dompteur fuer Menschen, wuerde hier alles zusammenbrechen. Der erste Tag war ein Samstag und die Menschenmassen stroemten hin zu den drei Kassen. Um 15 Uhr begann die erste Vorstellung, es waren sehr viele Kinder mit ihren Eltern, die die Show gemeinsam sehen wollten. Viele alte Menschen so in den 50 zigern und viele Jugendliche, das war genau so wie in Deutschland, gerade nach dem Krieg waren die Menschen froh, wenn sie solche Abwechslungen geboten bekamen. Jeder wollte den Krieg vergessen.

Meine Arbeit war es nun, den Leuten die richtige Bankreihe zu zeigen, das konnte ich ersehen anhand der Kartenummer, denn es gab ja auch unterschiedliche Preiskategorien. Wenn man das ein- zweimal gemacht hat, dann weiss man wo es lang geht. Nach drei Tagen ging mir das ganze Gehabe der Show auf die Nerven und nach 10 Tagen war es dann soweit, dass ich Walter fragte: "Walter ich bin jetzt 10 Tage hier bei euch ich brauche auch ein wenig Geld zum leben, sonst schaffen das meine mueden Beine nicht mehr, Essen erhaelt Leib und Seele".   Er lachte und gab mir 50 DM. Ich sagte: " Nein ich moechte Lira dafuer."so bekam ich meine Lira und jeder war zufrieden. Mein Rucksack war gepackt, und ich schlenderte in Richtung Freudenhaus. Da ich schon einmal dort war, kannte ich auch den Weg dort hin. Vorher ging ich erst nochmals richtig Abendbrot essen, trank meinen Weisswein und steuerte mein Ziel an. Ich bezahlte fuer die ganze Nacht und liess uns noch eine Flasche Wein holen, und es wurde noch ein heiterer Abend. Es sollte aber der letzte gemütliche Abend sein. Am anderen Morgen machte ich mich auf den Weg zur jugoslawischen Grenze. Zu Fuss war das nicht so einfach, zu mal es immer bergauf ging.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

Statt nach Australien nach Jugoslawien ins Gefängnis
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17.  Statt nach Australien nach Jugoslawien ins Gefängnis
Ich kaufte mir noch Brot, Kaese und eine Hartwurst, damit ich fuer unterwegs etwas zu Essen hatte. Auch eine Flasche Rotwein habe ich mir besorgt. Zu Mittag ass ich noch mal in einem Bistro eine schoene Pizza und ein Glas Wein dazu. Dann machte ich mich auf den Weg zur jugoslawischen Grenze. 500 Meter vor der Grenze bog ich nach rechts ab in ein Waldgebiet in Richtung Koper, nahm dann aber wieder den alten Kurs auf nach Rijeka. (Fiume) Die Nacht verbrachte ich in einen alten, kaputten Schuppen. Abendbrot habe ich im Schuppen gehalten, und beim Öffnen der Wein Flasche verletzte ich mich am linken Handgelenk, ich ahnte nicht, dass daraus eine Blutvergiftung entstehen wuerde. Am anderen Morgen habe ich erst mein Fruehstueck gegessen mit Rotwein, dann packte ich alles wieder zusammen und marschierte los, und jedes mal wenn ein Auto vorbei kam verdrueckte ich mich in den Strassengraben. Zum Glueck gab es noch nicht so viel Verkehr wie heute. Dann am Abend merkte ich, dass meine Wunde am linken Handgelenk zu klopfen anfing, gewaschen hatte ich mich nun auch schon seit 2 Tagen nicht mehr. Und so hoffte ich, dass die Wunde schon zuheilen würde, aber Pustekuchen!

Am dritten Tag war ich kurz vor Rijeka, da bekam ich Fieber, und sah, dass mein linker Unterarm rot geschwollen war und die linke Ader sich blaeulich faerbte. Da wusste ich , dass ich eine Blutvergiftung hatte, zumal das Fieber zu nahm. Jetzt wusste ich, was die Uhr geschlagen hatte. Ich begab mich auf die Hauptstrasse und hielt das erste Auto an und zeigte meinen Arm und alle Welt wusste, was das war. Sie brachten mich in Rijeka in ein Krankenhaus, dort waren auch Aerzte, die deutsch sprachen. Sie gaben ihr Bestes, ob für Freund oder Feind, so hat man mir das erzaehlt. Denn es waren Aerzte, die im Krieg ihren Mann stellen mussten. Ich bekam eine dicke Spritze und schlummerte dann ein. Als ich aufwachte, war das Fieber zurueckgegangen, dafuer waren zwei Polizeibeamte da, die von mir einiges wissen wollten. Mir war alles egal, Hauptsache ich war wieder auf dem Weg der Besserung, zwei Tage durfte ich noch im Hospital bleiben. Dann kam die Gruene Minna, die mich nach Laibach (Ljubljana) brachte. Mein Rucksack war erstmal weg. Dort wurde ich verhoert und bekam auch Schlaege, zu Recht oder zu Unrecht, dies sei mal dahingestellt.

Da ich keine Papiere hatte, glaubten die Beamten mir nicht, was ich ihnen erzaehlt hatte, obwohl es die Wahrheit war. In der Vergangenheit hatte ich gelernt, dass die Wahrheit oftmals am wenigsten ueberzeugt. Aber ich bin mit der Wahrheit gross geworden, und ich werde mich nicht von diesen Leuten verbiegen lassen, und etwas Falsches sagen. Natuerlich weiss ich, dass ich eine strafbare Handlung begangen hatte, indem ich in ein fremdes Land ohne Papiere und ohne Erlaubnis eingedrungen bin.
 
1952 regierte in Belgrad Josip Broz Tito. geboren 1892, in Jugoslawien. Staatsmann u. Arbeiterfuehrer;1937 Generalsekretaer des ZK der KP; leitete 1941/44 die jugoslawische Partisanenbewegung; wurde1945 Min. Praes. seit1953 Staatspraes.u. war 1953/63 Praes. des Bundesexekutivrats (Regierung);seit1952 Vors. des Bundes der Kommunisten Jugoslawiens.
 
Einige Tage spaeter kam  die "Gruene Minna" (Gefaengniswagen) und brachte mich nach Zagreb  (Agram ), wo ich wieder verhoert wurde. Hier und da gab es was hinter die Ohren, auch schon mal ein Schlag ins Kreuz und anderswo hin.  Lajos Tuff, Opfer der ungarischen Geheimdienste 1956, schrieb: " Koerperliche Qualen ertraegt der Mensch. Der wissenschaftlich durchgefuehrten geistigen Verwirrung aber ist er nicht gewachsen." Das wuerde ich heute voll unterschreiben. Wer wusste damals mit 17 Jahren schon was Politik ist oder was sie bedeutet, ich wusste es nicht. So vergingen Tage und Wochen, immer mit Verhoeren und Zuckerbrot und Peitsche. 2 Monate lang gingen die Verhoere. Wenn ich dann jeweils in meine Zelle zurueck kam, dann drehte sich alles um mich herum. Hinlegen wurde bestraft, man durfte sich nur abends zum schlafen hinlegen. Tagsueber war es verboten, aber das war bei uns in Deutschland genau so, man wollte die Gefangenen brechen. Nur das ist eine Einstellungsangelegenheit, ich konnte damals in Hannover auch auf dem Stuhl einschlafen.
 
Oft war es so, wenn du im Glauben du hättest es fuer heute geschafft, dann ging ploetzlich wieder die Tuere auf, und wieder musstest du zum Verhoer. Das war das Deprimierende daran, es war eine Qual die nicht jeder durchsteht. Du brichst seelisch zusammen. Vielleicht hatte ich das Glueck im Unglueck erfahren, waehrend der letzten  Kriegs Monate, dass was ich damals erfahren und erlebt hatte, hat ja schon gereicht, um meine Seele zu zerschmettern. Ich brauchte keine Angst mehr zu haben in dieser Richtung, jetzt standen mir immer noch 3 Monate Einzelhaft bevor. Ja was kannst du tun? Nichts! Deine Gedanken sausen hin und her, du laeufst acht Schritte drehst dich um und gehst wieder acht Schritte, wenn du das 2 - 3 Stunden gemacht hast, dann kommst du dir vor wie ein Hochseefischer bei Windstaerke 12, dir wird schwindlig. Wenn du das alles ueberstanden hast nach fuenf Monaten Einzelhaft, dann ist dir auch egal ob du zu viert in einer Zelle bist, oder zu zehnt, denn du nimmst die anderen gar nicht mehr richtig wahr, du lebst dein Leben in der Gemeinschaft, aber du bleibst geistig fuer dich allein, das hat mir immer in Notsituationen geholfen
 
Dann nach etwa 2 Monaten musste ich zum Rapport zum Gefaengniskommandanten (Uprovnik). Es waren gerade mal sieben Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieg, und in Jugoslawien gab es Kaempfer die mit den  Nazis gemeinsame Sache machten. Es gab zwei Gruppen, die eine nannte sich Ustascha, kroatischer "Aufstand". Eine in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gebildete kroatische faschistische Terrororganisation. Sie unterstuetzte 1941/44 die faschistische Okkupation und die Zerschlagung der staatlichen Einheit Jugoslawiens. Viele Ustascha-Terrorristen fanden in der BRD und in Westberlin Unterschlupf und setzten ihre terroristische-Taetigkeit gegen die SFRJ fort. Die zweite Gruppe waren die Tschetniks: serbische Freischaerler, die im 18./19. Jahrhundert gegen  die Tuerken kämpften; nach 1918 war das die Bezeichnung fuer die freiwillige baeuerliche Volksmiliz in Serbien, seit1942 arbeiteten sie zunehmend mit faschistischen Okkupanten zusammen; von der Volksbefreiungsarmee wurden sie 1944/45 zerschlagen.  Beide Gruppen haben gegen die Partisanen gekaempft. Dabei wurden die Tschetniks 1944/45 zerschlagen. Viele von ihnen  wurden nach Jahren der Qual hingerichtet. 
 
Und solche Leute waren auch zu der Zeit als ich dort einsass in diesem Gefaengnis. Alle paar Tage wurden einige hingerichtet, man hoerte des Morgens um fuenf Uhr die Schuesse. Ich habe das beim Besuch des Kommandanten (Uprovnik) erfahren, der mich vermutlich einschuechtern wollte. Man weiss in solchen Zeiten ja nie was normal ist. Ich bleibe dabei, wer sich an der Wahrheit haelt, kann sich nie im Leben versprechen. Ich brauche nicht darüber nachzudenken, was habe ich letzte Woche gesagt, ich weiss es einfach. Das habe ich auch bei dem  Kommandanten erfahren, er wollte mich staendig aufs Kreuz legen, aber ich konnte immer nur das sagen was wahr war, und ich habe nie etwas anderes gesagt. Nach dem Verhoer beim Kommandanten erfuhr ich, dass er so gar gut Deutsch sprach. Er wurde ploetzlich sehr freundlich zu mir, und ich nutzte es aus und fragte: Ob ich denn etwas zum lesen bekommen koennte, denn es sei doch sehr langweilig in der Zelle. Da immer ein Dirrschurni (Schluesselmann) Wachmann im Office anwesend war, sagte der Kommandant zu diesen Wachmann, er sollte mich in die Bibliothek fuehren, und ich koennte mir zwei Buecher in der Woche bestellen.
 
Ich bedankte mich und ging mit dem Wachmann zur Bibliothek, und ich nahm mir zwei Karl May Romane mit in meiner Zelle. Da ich allein in meiner Zelle war, hatte ich wenigstens keine Probleme mit verkappten Typen, die dir den ganzen Tag auf den Keks gehen. Die Gefaegnisbaeckerei formte runde Brote und jeder Insasse bekam jeweils ein Viertel eines Brotes pro Mahlzeit: Morgens Kaffe und ein Viertel Brot, Mittags Kohlsuppe und ein Viertel Brot, Abends Kohlsuppe und nochmals Brot. Nach 5 Monaten Einzelhaft kam ich in eine Viererzelle, was mir wenig behagte, denn es waren fuer meine Begriffe alles alte Maenner, im Alter von 40/ 50 Jahren.
 
Jetzt durfte ich auch mit den anderen Maennern eine Stunde spazieren gehen im Hof, was mir vorher untersagt war. Ich hatte in Einzellhaft eine halbe Stunde Freigang, aber allein immer unter Bewachung. Also ich machte Fortschritte. Dann durfte ich vier Monate lang täglich das Zimmer des Kommandanten saeubern, und so bekam ich immer wieder neue Buecher zum lesen. Meinen 18. Geburtstag am 29. Januar 1953 verbrachte ich mit meinen Zellengenossen, die ueberhaupt nicht wussten, dass ich Geburtstag hatte. Aus einem Gefaengnis kann man wenig berichten, denn man erfaehrt nichts was die Welt da draussen macht.
 
Und wenn man alle paar Tage Schuesse im Hinterhof hoert, da wird man demuetig und traurig, und fragt sich: Warum das? Jemand sagte einmal: " Der Krieg zwischen zwei gebildeten Voelkern ist ein Hochverrat an der Zivilisation." Wir Menschen  haben aus zwei Weltkriegen nichts dazu gelernt. Theodore Roosevelt erhielt 1906 den Friedensnobelpreis. Seine Meinung ueber die Indianer stoerte dabei offensichtlich niemanden. Er sagte einmal: "Den Indianern ihre Jagdgruende zu lassen, haette bedeutet, unseren Kontinent zottigen Wilden zur Verfuegung zu stellen, es blieb nur die Alternative, sie auszumerzen. Solange es solche Menschen gibt, wird es kein Frieden geben auf dem Planeten Erde. Zur Zeit sind wir dabei, uns selbst zu vernichten. Im April 1953 wurde ich aus dem Gefaengnis Zagreb nach insgesamt 9 Monaten Haft entlassen. Man brachte mich in einem alten, schwarzen Citroen in die Naehe der oesterreichischen Grenze in der Steiermark, und liess mich einfach zur oesterreichen Grenze laufen. Erst dachte ich, sie wuerden mich dort im Walde erschiessen. Das war aber glücklicherweise nicht so.
 
Als ich mich bei den Oesterreichern meldete, wollten sie mir meine Geschichte nicht glauben. So bin ich bis heute der einzige der weiss, dass ich tatsächlich neun Monate im Zagreber Gefaengnis sass. Und die lieben Oesterreicher brachten mich dann auch gleich nach Wien in das Hauptgefaengnis. Nach drei Wochen wurde ich schliesslich in Begleitung bis zur deutschen Grenze gebracht. Da ich meinen Rucksack und meine privaten Dinge in Zagreb bei der Entlassung wieder bekam, hatte ich immer noch 130 DM. Nachdem mir die deutschen Behoerden an der Grenze einen provisorischen Ausweis ausgestellt hatten, fuhr ich dann mit der Bahn ueber Muenchen nach Solingen.  Als ich nun wieder im Zug nach Solingen Ohligs unterwegs war, hoerte ich wieder das vertraute Geräusch: Klick, klack klack, Klick, klack klack.
 
Vor einem Jahr hatte ich voller Hoffnung Deutschland verlassen. Diesen Ausflug habe ich teuer bezahlen muessen. Man hat mich geschlagen, getreten und gedemuetigt. Ich moechte in keiner Weise anderen Menschen  Schuld zuweisen. Hier lag die Schuld bei mir selber. Ich habe damals schon feststellen muessen, dass es viele Menschen gibt die Freude am Leid anderer haben. Wie kann sich jemand daran erfreuen, einen anderen Menschen grundlos zu schlagen? Ich muss Dr. Martin Luther recht geben wenn er sagte: "Heuchelei gibt es genug, aber die Wahrheit geht betteln."
 
Ende Mai 1953 stand ich Nachmittags auf dem Hof meiner Mutter und das Plumsklo stand immer noch da wo es vor einem Jahr stand, hier hatte sich nichts geaendert und hier wird sich auch nichts aendern.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 




Wieder auf freiem Fuss!
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18.  Wieder auf freiem Fuss!
Ich setzte mich auf die Bank die fuer meine Begriffe neu auf dem Hof stand. Ich denke mal, dass meine Mutter die Bank aufgestellt hatte, um bei schoenem Wetter draussen sitzen zu koennen. Onkel Paul hat wohl  mit meinem Bruder Guenter dem Fachwerkhaus ein neues Gesicht gegeben, denn man hatte es neu gestrichen, das sah richtig Klasse aus. Die Balken waren tief schwarz und die Faecher schneeweiss. Ich wusste ja das meine Mutter bis 17 Uhr arbeiten musste, von Solingen Weyer bis nach Hause brauchte sie auch noch eine halbe Stunde. Also war warten angesagt. Kurz nach halb sechs stand meine Mutter auf dem Hof.  Ich sagte: " Tag Mama"  " Tag." kam es zuruck. "Na wieder im Lande? Siehst du, du kannst hin gehen wo du willst, kommst immer wieder zurück, aber so ist das nunmal mit dir. Wird ja wohl nicht das letzte Mal gewesen sein." Ich sagte: " ist ja eine tolle Begruessung, die du  fuer mich uebrig hast."  "Komm erst mal rein" meinte sie. Meine Mutter schloss die Haustuer auf, und wir gingen gleich ins Wohnzimmer. Was sahen meine Augen nicht alles, das ganze Wohnzimmer war neu eingerichtet, ich konnte mir einen Scherz nicht verkneifen:
 
 "Sag mal hast du in der Lotterie gewonnen, dass du dir ein Haus  leisten kannst und diese neuen Moebel?"   "Hoer mal Achim, arbeiten kannst du wieder bei Paul, das hat er schon gesagt."  " Mama du bist wirklich ruehrend, du hast schon wieder fuer alles gesorgt."  Das Wort ruehrend hatte sie ueberhoert und sagte: "Dann wasch dich und rasiere dich mal, siehst aus wie einer...."  "Ja, sag es ruhig, wie einer, der aus dem Knast kommt, nur im Gefaengnis wird man rasiert, das nur so nebenbei." Mama du kannst von mir halten was du willst. Wenn ich euch hier stoere, sag es lieber gleich, dann suche ich mir ein moebliertes Zimmer." Jetzt rede nicht so ein dummes Zeug, geh und wasch dich. Paul und Guenter kommen auch gleich." Ich wusch mich und habe mich sauber rasiert, damit Mama nichts zu meckern hatte. Dann kamen die Bauleute nach Hause, Paul und Guenter."Ist das aber eine Ueberraschung." sagten sie wie aus einem Munde. Bist du wieder mal im Lande? Hoffentlich hast du vorerst genug." meinte Paul, wirst bald 19 Jahre alt und schwirrst immer in der Welt herum."
 
Waehrend des Essens bemerkte ich  wie meine Mutter mit Paul flirtete. "Wie die Turteltauben" dachte ich. Nach dem Abendbrot sagte ich, obwohl es draussen noch hell war, dass ich auf mein Zimmer gehe. Nach einer Weile klopfte es an meiner Tuer. Mein Bruder Guenter kam in mein Zimmer und er sagte: "Ich bin wohl Luft fuer dich? wieso eigentlich sprichst du nicht mit mir, wir haben uns doch sonst immer gut verstanden ?" " Entschuldige, aber wenn man so lange weg war und dann sieht wie gut es euch allen geht, dann kann man schon das Kotzen bekommen." Musst du nicht so tragisch nehmen Achim, wenn du willst, gehen wir am Sonnabend tanzen." ich sagte: Na, du bist gut. Tanzen, soll ich nackt und barfuss zum Tanzen gehen?" "Hoer zu Achim, du hast mir auch geholfen. Vor mehr als einem Jahr, hast du mich aus dem Osten hier rueber geholt und ich werde dir das nie vergessen, und so will ich mich bei dir revanchieren. Ich gebe dir 300 DM, und du versprichst mir, dass du dir Morgen einen neuen Anzug und was sonst noch dazu gehoert kaufst. Am Sonnabend gehen wir beide im Bunker neun schwofen, klar? Ich kann dir nicht versprechen ob ich dir das Geld wieder zurueckgeben kann."
 
Er sagte: "Mach dir darueber keine Gedanken Achim, von mir aus kannst du es behalten."  "Danke Guenter."  "Na, wie war es in Jugoslawien und Italien?" Ich sagte: "Was soll ich dir da gross erzählen, habe doch nicht all zu viel davon gesehen. In Jugoslawien habe ich nur im Knast gesessen. In Italien, ja da habe ich einiges erlebt, aber darueber moechte ich nicht reden Guenter."  Er sagte: "Ich verstehe nicht, dass es dich immer wegzieht, siehst ja wie das ausgeht."  " Ja Guenter, wenn die Maus nicht auf die Jagd geht, was passiert dann, dann verhungert sie! Risiken sind ueberall zu finden." "Ob mir das Spass macht? Nein es macht mir keinen Spass, aber oft wird man dazu gezwungen zu gehen. Guenter, seit Omas Tod ist meine Seele geschrumpft ich weiss im Moment kein anderes Wort dafuer. Ich wuerde eher das Wort gequaelte Seele sagen."   "Was meinst du damit Achim ?" Kannst du dich noch erinnern als wir das erste Mal auf der Flucht waren, was wir in den Scheunen erlebt haben mit den Sowjets, wie sie die Frauen in der Nacht geschlagen und  dann vergewaltigt haben? " "Ja" und dass auch den 12 jaehrigen Maedchen das gleiche passiert ist, "Ja".
 
Kannst du dich erinnern, als wir Feuerholz fuer die Oma aus dem Wald geholt haben, was wir beide da gesehen haben." "Ja "  "Was hast du gesehen Guenter?"  Wir haben tote deutsche Soldaten gesehen, die gefesselt nebeneinander lagen, und von einem Kettenfahrzeug flach gewalzt wurden, ihre Gehirne lagen zermatscht daneben, und ihre Koerper waren platt wie ein Brett!" "Was hast du in Rostin gesehen?"  Dass unsere Mama mit einen Russen im Bett lag und du einfach abgehauen bist nach Neudamm". Und was ihr alle nicht wisst ist, das, was ich mit Mama in Seelow erlebt habe, und dass die eigene Tochter keine Zeit hatte fuer ihre krebskranke Mutter, unsere Oma. Gut du warst da auch schon 13 Jahre alt, aber ich war erst 10 Jahre, und ich habe das bis heute nicht verarbeitet Guenter, vielleicht geht es einmal von selbst." Und so merkte ich, dass mein Bruder mich gar nicht verstanden hatte, vielleicht wusste er nicht was eine Seele ist, dachte ich damals vor 62 Jahren, denn ich war gerade 18 Jahre alt, als ich Heim kam. "Jetzt  bist du 18 Jahre alt und zwei davon hast du nun schon im Knast verbracht, die fehlen dir doch!" meinte Guenter.
 
"Ich kann mich selbst nicht verstehen Guenter, aber es muss etwas mit dem zu tun haben, was wir beide erlebt haben. Du hast es offenbar  ganz anders verarbeitet als ich. Ich finde einfach keinen festen Halt, und ich merke, dass unsere Mutter mich nicht mag, ich glaube das war in Neudamm schon so. Guenter ich kann mich nicht erinnern, dass Mama mich je in den Arm genommen hat, aber das machen doch Muetter normalerweise, nicht wahr?" "Ja Achim, du hast recht, doch jetzt bist du schon 18 Jahre, vergiss das Ganze und schau nach vorn." Ich sah ein, dass mein Bruder mich nicht verstand, ueber dieses Thema weiter lafern hatte keinen Zweck. "Wann faengst du an zu Arbeiten Achim?"  ich sagte:  "Am Montag, denn dann habe ich gleich eine volle Woche."  "Gut Achim, ich gehe jetzt auf mein Zimmer, denke morgen an den Anzug!"  "Ja, geht schon in Ordnung."  Ich lief die Treppe herunter und ging ins Wohnzimmer und fragte meiner Mutter, ob sie etwas zum lesen fuer mich habe.  "Da, im Schrank stehen Buecher, such dir etwas aus." und Paul fragte mich: "Achim wann faengst du wieder bei uns an?"
 
"Am Montag, dann habe ich am Freitag gleich eine volle Woche." Ist in Ordnung, dann kann ich dem Chef gleich morgen Bescheid sagen." Meine Mutter gab mir wieder einen Hausschluessel und sagte: "Ich habe fuer morgen schon gekocht, brauchst dir das Essen nur warm zu machen."  "Ja danke, dann bis morgen." Ich legte mich ins Bett und las noch einige Seiten, obwohl es draussen noch hell war, schlief ich ein. Am anderen Morgen stand ich erst um 9 Uhr auf, konnte mich nicht gleich besinnen wo ich war. Ich ging in die Kueche um zu fruehstuecken. Obwohl ich zu Hause war, fuehlte ich mich wie ein Fremder, ich kam mir in diesem Hause richtig verloren vor. Es wuerde sicherlich eine Zeit dauern, bis ich mich hier richtig eingelebt habe. Da ich Guenter nicht enttaeuschen wollte, schloss ich die Haustuer ab und macht mich auf den Weg in die Stadt, um mir einen Anzug zu kaufen. Ohligs kannte ich ja schon ein wenig. Ich ging in ein Konfektionsgeschaeft und kaufte mir wieder einen stahlblauen Anzug, der mich gleich wieder an die Baeckersfrau erinnerte und an das schoene Weihnachts Fest.
 
Es ueberkam mich eine gewisse Traurigkeit und ich bezahlte schnell und verliess den Laden. Ich lief gleich in ein Eduscho-Café und hoerte mir die Gespraeche von den Rentnern an, so kam ich gleich wieder auf andere Gedanken. Dann kaufte ich noch braune Schuhe und ein schickes weisses Hemd, den Schlips liess ich mir von Guenter geben. So schlenderte ich wieder nach Hause. Ich machte mir das Essen warm und setzte mich draussen hin und ass in Ruhe. Danach spuelte ich das Geschirr, von heute morgen und meinen Teller. Um 13 Uhr fuhr ich von Ohligs aus mit der Strassenbahn nach Solingen-Weyer und besuchte meine Tante Lisa im neuen Haus an der Danzigerstr, Nr 7. Ich schellte an der Haustuere und sie ging auch gleich auf. Ach Achim mein June komm rein, komm rein! Sie fing gleich zu weinen an. Was machst du uns bloss fuer Kummer! Bei ihr konnte man aufrichtige Freude erkennen, nicht wie bei meiner Mutter. Schade, man kann sich ja seine Eltern nicht aussuchen, die bekommt jeder umsonst. Ich berichtete, was ich so alles erlebt hatte, und am Ende sagte ich: "Fein habt ihr es in eurem Haus, na, hat Fritze nun seinen Taubenschlag?"
 
"Ach hoer bloss auf. Was ich schon fuer Auseinandersetzungen wegen diesem Taubenschlag hatte, fehlt nur noch, dass er mit den Tauben schlaeft. Er sitzt ewig auf dem Dachboden, ist staendig am umbauen. Die Tauben haben das ganze Dach verschmutzt aber dafuer seien es eben Tauben." meint Fritz. "Nun lass ihm doch die Freude, Tante, ist doch immer noch besser dein Mann beschaeftigt sich mit den Tauben und ist dabei zu Hause, als wenn er staendig in einer Kneipe herumhängt."  "Ja, aber er hat auch keine Zeit fuer mich." ich sagte: "Tante, das musst du nicht so eng sehen, dass legt sich schon wieder. Was macht Wolfgang?"  "Der hat naechstes Jahr die Lehre ueberstanden, ist ein feiner Junge geworden. Ich moechte bloss wissen,  wem du nachschlägst ?" Ich antwortete: "Ich komme nach keinem, oder aber meine Mutter hat mal was mit einem Handwerksburschen gehabt." "Na, so spricht man nicht ueber seine Mutter, bist maechtig schmal im Gesicht geworden."   "Ja, das kommt von dem "guten Essen", das ich so im Knast bekommen habe."  " Meinst du nicht auch, dass du nun langsam vernueftig werden solltest?"
 
Kommt darauf an, was  vernuenftig ist Tante ? Im Gefaengnis ist es immer ruhig und sehr still, da stoert dich kein Mensch in deiner Zelle, und man hat viel Zeit ueber das wahre Leben nachzudenken. Wenn ich euch so betrachte, Fritze ist bloss am schaffen, du gehst putzen, und was habt ihr davon ? Nichts als Aerger im trauten Heim, ihr vergesst noch vor lauter Arbeit zu leben. Wenn ihr alt seid, dann koennt ihr euch vom Leben auch nichts mehr machen, denn man hat sich auseinander gelebt, und im Alter kommen die Krankheiten, die man nicht gebrauchen kann, um auch noch richtig gluecklich zu sein. Tante du bist jetzt 43 Jahre alt und ich hoere doch, dass du jetzt schon ungluecklich bist, warte ab, wenn du noch 30 Jahre älter bist, und noch krank dazu, was dann?"  "Achim du sprichst grosse Worte, wo hast du das alles her mein Junge?" Tante Lisa, lesen bildet! Wenn man die richtigen Buecher liest, und ueber das Gelesene nachdenkt, und man muss auch Menschen zuhoeren koennen, und davon gibt es so wenige auf dieser schoenen neuen Welt?"  "Na deine Frau wird es mal gut haben bei dir. Schuld ist nie einer  alleine, Tante. warten wir es ab."
 
Ich hoerte schon dass Onkel Fritz kam, er brubbelt genau so vor sich hin wie sein Vater, das heisst mein Grossvater aus Platkow. Das Erste was er sagte als er mich sah war: "Das haut einem ja vom Hocker, sehe ich richtig oder traeume ich?" ich gab zurueck: "Nein, du guckst schon richtig, Onkel Fritze, das bin ich in ganzer Groesse. Tante Lisa meinte ich waer nur ein bisschen schmal im Gesicht."   Menschenskind bist du wieder da, und was hast du jetzt vor?" "Na ich fange am Montag wieder bei Paule an zu arbeiten." Was sagst du zu unserem schoenem Haus, wenn ich gegessen habe, dann zeige ich dir mal das Haus? Ich hatte dir damals schon erzaehlt, dass ich mir Tauben kaufen werde. Und nun hab ich sie, einfach toll sag ich dir. Grossartig kann ich dir nur sagen, komm kannst gleich mit uns essen."  Nach dem Abendbrot gingen wir zum Dachboden, wo er seine Taubenschlaege gebaut hatte, alles ein bisschen gross geraten, doch sehr gut gemacht. "Na, ist das nicht eine tolle Sache? Ich bin die meiste Zeit hier oben, denn hier bei den Tauben finde ich Ruhe und  Frieden. Weisst du, Lisa hat unten auch bloss staendig was zu meckern.
 
Da bin ich denn lieber hier. Ich schicke jeden Sonnabend Tauben auf die Reise. Sonntags werden im Sauerland oder in Bayern Tauben frei gelassen und hier (er zeigte auf einen Kasten mit einer Uhr) wird die Uhr gedrueckt, sobald die erste Taube da ist, weisste? Aber das verstehste ja doch nicht?"  "Nein Onkel Fritz, das musst du mir mal erklaeren, wenn ich den ganzen Tag hier bin." Komm jetzt zeig ich dir mal das Haus." Wir gingen runter. Onkel Fritz zeigte nicht ganz ohne Stolz das  Haus und den Garten. "Na, was sagst du dazu?" Ich finde das alles grossartig, aber das Haus kostet doch auch Geld?" Mit Saegespaehnen bekommst du das nicht bezahlt ? Wir  zahlen das mit der monatlichen Miete ab." Auch haben wir viele Stunden investiert die Jahre ueber, denn es wurde vom Siedlerbund finanziert." So dann muss ich mal los, sonst denken die zu Hause ich sei schon wieder auf Tour." Ich verabschiedete mich und fuhr nach Hause. "Wo warst du denn fragte meine Mutter?" "Ich war bei Tante Lisa." Haettest ja wenigstens was sagen konnen."  "Wie denn, war doch gar keiner hier. Muss ich jetzt immer sagen, wo ich hin gehe, was ich mache, wann ich zurueck bin ?"
 
"Haettest doch auf einen Zettel schreiben koennen, wo du bist. Nun haben wir schon Abendbrot gegessen, komm in die Kueche, ich mach dir etwas zurecht."  "Brauchst du nicht, ich habe bei Tante Lisa gegessen." "Auch gut." Ich hielt mich nicht laenger bei meiner Mutter auf und ging nach oben in mein Zimmer. Spaeter kam Guenter zu mir und fragte nach ob ich nun den Anzug gekauft habe. Ich sagte: Na klar du hast mir doch das Geld dafuer gegeben." Ich zeigte ihm den Anzug. "Mensch sieht der schnieke aus, da wirst du aber am Samstag Chancen haben." Ich sagte: nun uebertreibe mal nicht, so toll wird das wohl auch nicht sein!" Er sagte zu mir: "Ich habe schon ein Maedchen." "Was, ich soll wohl nur das fuenfte Rad am Wagen sein?"  "Nein da sind genug Maedchen, eins immer huebscher als das Andere, wirst schon sehen."  "Wehe du verklappst mich hier!" "Aber Achim ich meine es ehrlich." Komm Guenter wir gehen hier drueben bei uns an der Ecke in die Kneipe und trinken ein Bier. Die Tage schlichen so dahin, bis es Samstag war. Guenter und ich wir schmissen uns in Schale und gingen gemeinsam zum Bunker neun (Schwarze Jupp) Denn hier waren junge und nicht mehr so junge Frauen vertreten.
 
Guenter und ich wir blieben noch eine Weile an der Theke stehen, bis seine Flamme auftauchte. "Hallo Elsbeth, darf ich dir meinen Bruder Achim vorstellen?" Ich begruesste Elsbeth, und fand, dass sie ein huebsches Maedchen war. "Kommt in den Saal, ich habe da einen Tisch Guenter." Punkt 20 Uhr fingen die Musikanten an zu spielen, Guenter und Elsbeth legten gleich richtig los, ich wusste gar nicht, dass Guenter so ein flotter Taenzer war. Ich blieb sitzen und trank lieber mein Bier, denn wen sollte ich schon auffordern. Als Guenter wieder an den Tisch kam, fragte er: "Na wie gefaellt es dir?"  "Gut nur ein bisschen sehr laut." "Aber das ist nun mal ein Tanzsaal, hier bist du nicht in der Kirche." Nach etwa einer Stunde sah ich ein rothaariges Maedchen: Schlank, huebsch und jung, es gefiel mir. Als der naechse Tanz begann, lief ich hinueber zu der Rothaarigen und forderte sie hoeflich zum Tanzen auf. Das Maedchen folgte mir zur Tanzflaeche. Waehrend des Tanzens hatten wir kaum gesprochen, ich bat das Maedchen doch an unseren Tisch zu kommen. Ich stellte vor: das ist Elsbeth, die Freundin meines Bruders Guenter, und ich bin Addi sagte sie.
 
Dann war die Musik schon wieder am Spielen.  Die Huerde war genommen  und wir tanzten den ganzen Abend, ich liess keinen Tanz aus. Sie verstand es, sich meiner Fuehrung anzupassen. Es wurde ein sehr schoener Abend. Um ein Uhr war Schluss. Die Kapelle packte ihre Instrumente ein. Guenter, die Maedchen und ich, wir tranken noch ein echtes Koelsch an der Theke. Dann schlenderten wir in Richtung Ohligser Bahnhof. Dort trennten sich die Wege, Guenter lief mit Elsbeth in Richtung Sueden der Stadt, Addi und ich wir nahmen die Strassenbahn nach Sol-Merscheid, und es war die letzte Bahn. Ich fragte Addi ob sie naechsten Samstag wieder zum Bunker neun komme. Sie sagte: "Wenn du das moechtest, bin ich punkt acht Uhr dort."Ich sagte: " Ja gern" Wir verabschiedeten uns mit einem Kuss und dann stand fuer mich eine dreiviertelstunde Fussmarsch vor mir, denn es fuhr ja keine Strassenbahn mehr. Ich war um 3 Uhr morgens zu Hause und richtig geschlaucht. Und trotzdem habe ich meinen neuen Anzug auf einen Buegel gehängt, und dann schlief ich  bis neun Uhr dreissig.
 
Als ich zum Fruehstueck herunter kam, sassen Paul und meine Mutter draussen auf dem Hof. Mutter haekelte, Paul las Zeitung und trank eine Flasche Bier dazu. Na, der erste ist schon da sagte meine Mutter." Morgen Mama, morgen Paul." Morgen Achim wie waers mit einer Flasche Bier?" Oh,  gern, hatte gestern ganz schoen geladen. Da waere jetzt so ein Bier gar nicht so schlecht." Paul gab mir eine Flasche Bier. "Aber doch jetzt nicht vor dem Fruehstueck." protestierte meine Mutter. "Lass ihn doch Hedwig, ich weiss wie das ist." Dann kam auch Guenter. "Morgen alle zusammen". Morgen kam es von allen zurueck. Mensch unser Kleiner hat es aber dicke hinter den Ohren, hat der gestern eine flotte Sohle hingelegt, ohne Pause! Da kommt man einfach nicht mit, wie der schwofen kann!"  "Na, na, nun uebertreibe mal nicht Guenter."  "Ach bescheiden ist er auch noch, und was fuer eine kesse Biene der sich angelacht hat."  "Guenter musst du gleich alles ausposaunen?'  "Ok, ich bin ja schon ganz still."
 
Montagfrueh ging ich mit Paul zur Arbeit. Ich arbeitete wie gewohnt mit Schaufel Pickel und Spaten. Die Arbeitskollegen begruessten mich mit grossen " Hallo"  Ich war froh, als die Fruehstueckspause  vorbei war, denn ich hatte keinen grossen Bock, die vielen Fragen zu beantworten. So schlich die Woche dahin, denn es wollte kein Wochende werden. Alle meine guten Voesaetze, einer Frau gegenueber reserviert zu bleiben waren dahin. Sicher, Addi sie war noch jung, und ich dachte, dass ein junges Maedchen nicht so niedertraechtig sein koennte wie erwachsene Frau. Endlich war es Samstag, da ich die Zeit kaum erwareten konnte, machte ich mich viel zu zeitig auf den Weg. Waehrend ich an der Theke stand, ueberlegte ich, ob Addi wohl wirklich kommen wuerde. Schliesslich hatten wir uns die ganze Woche ueber nicht gesehen. Also ich war wirklich richtig aufgeregt. Aber die Aufregung war umsonst, denn genau um 20 Uhr stand die Rothaarige neben mir und sagte: "Guten Abend Achim."  Ich war so aufgeregt und sagte: Schoen dass du da bist, ich hatte schon befuerchtet, du wuerdest mich versetzen. Gut siehst du aus Addi in deinem Kleid. Komm ich habe uns einen Tisch reservieren lassen.
 
Ich legte meinen Arm um Addis Schultern und fuehrte sie in den Saal. Als der Kellner kam, wollte ich eine Flasche Wein bestellen, doch Addi sagte: "Von mir aus koennen wir ruhig Bier trinken." So lutschten wir den ganzen Abend nur Bier, was eigentlich nicht so mein Ding war.  Die Kapelle begann zu spielen, und diesmal war waren wir die ersten, die die Tanzflaeche betraten. Spaeter kamen Guenter und Elsbeth noch dazu. Fuer mich verging der Abend viel zu schnell, ich erlebte ihn wie ein Rausch. Wieder standen wir vor dem Haus ihrer Eltern, und herzten uns. Ich haette ihr soviel zu erzaehlen gehabt, aber hier draussen mitten in der Nacht, wie kann man sich da unterhalten. Ich habe erfahren, dass sie am 26. Januar 1936 geboren wurde in Solingen, ihre Mutter war schon einmal verheiratet gewesen, die zweite Ehe war kinderlos, also sie war ja erst 17 und ich 18 Jahre alt. Man sollte meinen, dass wir noch Zeit genug bekommen wuerden, um uns besser kennen zu lernen. Ja der Abschied ist immer so schwer, aber was sein muss, muss eben sein. Dann hatte ich wieder den schoenen herrlichen weiten Weg vor mir, um nach Hause zu kommen.
 
Aber ich war irgendwie gluecklich eine Freundin zu haben. In den naechsten Wochen und Monate trafen wir uns immer haeufiger. Addi war auch schon bei uns gewesen, und ich bei ihren Eltern, der Stiefvater war blind und machte Heimarbeit und wenn ich dort war, half ich ihm oft.  Mit dem Stiefvater kam ich gut zurecht er war ein aufrichtiger Mann, aber er hatte zuhause nichts zu sagen und die Mutter war eine Tyrannin. Sie gab nur Befehle von sich, wie sagt man auch? "Alles hoert auf mein Kommando". Addi arbeitete in einer Metallfabrik und verdiente gutes Geld. Auch ich verdiente gut bei der Baufirma G. u.O.Mueller. Wir haben samstags oft nebenbei gearbeitet und uns so ein paar Mark zusätzlich verdient. Kurz vor Weihnachten sagte ich zu meiner Mutter, dass ich mich mit Addi verloben werde. "Das Maedchen ist doch erst siebzehn" sagte sie! "Du hast recht, sie ist erst siebzehn, aber du, du hast schon mit siebzehn einen Sohn gehabt, das hast du wohl vergessen wie?" "Im Januar wird Addi 18 Jahre und ich 19 Jahre alt, das ist doch alt genug um zu heiraten." Musst du denn das erste beste Maedchen gleich heiraten?  Das wuerde ich mir aber gruendlich ueberlegen."
 
Ich beharrte auf meiner Meinung zum ersten mal in meinem Leben. Es war die schlechteste Entscheidung, die ich je getroffen hatte! Welches Leid diese Person mir und meiner Mutter später angetan hat, dazu etwas spaeter. Weihnachten 1953 haben wir uns verlobt. Ja zum ersten Mal glaubte ich die wahre Liebe zu verspüren und liess mich nicht beirren. Meine Mutter dachte: Verlobt ist lange noch nicht verheiratet. Aber da hatte sie die Rechnung ohne den Sohn gemacht. Die Verlobung fand im Hause meiner Mutter statt, auf eine Einladung von Verwandten hatte man beiderseitig verzichtet. Addi und ich wir gingen nun weniger tanzen, denn wir wollten das Geld sparen um heiraten zu koennen. Unsere Geburtstage wurden nicht gefeiert, aber man schrieb nun schon das Jahr 1954. Ich hatte nun auch schon einen eigenen Personalausweis, und stand nicht mehr bei meiner Mutter auf dem Ausweis. Ich brachte Addi samstags immer um zehn Uhr zur Strassenbahnhaltestelle und sie fuhr dann immer nach hause. Wieder waren einige Monate vergangen, als mein Bruder Gunter eines Sonntagmorgens zu mir ins Zimmer kam und sagte: "Weisst du, wen ich gestern gesehen habe in "Bunker neun"?
 
"Da kommst du nie drauf, es war Addi!" "Waas? Ach du spinnst doch. Ich habe sie doch selbst zur Strassenbahn gebracht und gesehen dass sie nach Hause fuhr."  "Vielleicht ist sie an der naechsten Haltestelle wieder ausgestiegen, und zurueck gefahren, jedenfalls war sie im "Bunker neun."
Du kannst mir doch ruhig glauben Achim." "Was macht sie da ohne mich?"  "Na, die hat ganz schoen einen auf den Putz gehauen und hat getanzt wie Teufel komm raus." Na am Nachmittag hab ich mich mit ihr verabredet. Sie wird zu uns kommen. Da werde ich sie fragen, ob das wahr ist und was sie sich dabei gedacht hat." "Achim mach hier bloss keinen Stunk auf dem Hof, was sollen die Leute und Mama denken?"  "Die Leute koennen mich gern haben und Mama wird schon nichts sagen." "Wenn du mich fragst wurde ich sie laufen, lassen, die geht doch mit jedem."  "Nun ist es aber genug, kuemmere dich um deine Sachen, aber lass mich nur machen." Als Addi am Nachmittag kam, musste sie damit rechnen, dass  Guenter geplaudert hat. Doch sie kam auf den Hof, als waere nichts gewesen.  "Tag mein Schatz." Gab mir einen Kuss als waere nichts gewesen. "Tag" komm wir gehen auf mein Zimmer." sagte ich.
 
Dort fragte ich sie, wie es denn gestern Abend im "Bunker neun "war? Sie stutzte und sagte: "Weisst du, seit wir verlobt sind, gehst du mit mir nirgends mehr hin. Da bin ich eben alleine gegangen." "Ich war wuetend und packte sie hart an und sagte: Ich Trottel sitze hier allein zu Hause, um Geld zu sparen, damit wir bald heiraten konnen und amuesierst dich mit anderen Kerlen.  Schoene Blamage." Sie beteuerte, dass so etwas nie mehr vorkommen wuerde und ich gab wie immer nach. Ich ging wieder des oefteren mit Addi zum Tanz , so dass sie keine Entzugserscheinungen bekam und so verging auch das Jahr 1954. Im April 1955 sagte ich zu meiner Mutter: Mama im Juni werde ich heiraten. "Sie sagte: "Bist du nicht recht gescheit? Ihr habt doch noch nichts. Wovon wollt ihr denn das alles bezahlen? Und noch eins, du bist noch keine 21 Jahre und Addi erst 19 Jahre, ihr bekommt keine Erlaubnis und von mir bekommst du die Erlaubnis auch nicht." Ist gut. Wie du meinst, aber im Juni werde ich heiraten, da kannst du Gift drauf nehmen." Damit war das Gespraech beendet. Ich traf mich am selben Abend noch mit Addi und sagte ihr, wie meine Mutter ueber diese Hochzeit denkt. Addi ich wuesste eine Loesung, wenn du mich wirklich liebst und heiraten willst. Drueben im Osten, ist man mit 18 Jahren volljaehrig und das heisst wir koennten dort heiraten. Was haeltst du davon?"  "Ich bin mit allem einverstanden."
 
Ende April packten wir unsere Koffer ich habe noch DM gewechselt in DDR Geld und dann machten wir uns auf zum Bahnhof Solingen Oligs und loesten uns zwei Bahnkarten nach Helmsted.  Spaet am Nachmitttag kamen wir in Helmstedt an dann nahm ich ein Taxi und fuhr mit Addi nach Schoeningen und ich liess mich gleich bis zu diesem Bergwerk fahren. Wir warteten noch die Dunkelheit ab, dann machten wir uns auf den Weg, natuerlich war es mit dem Koffer nicht so einfach aber wir haben es beide geschafft und meldeten uns in Harbke bei der Ostdeutschen Polizei, von dort kamen wir in ein Lager, das ich hier nicht nennen moechte. Auch hier wurden wir immer wieder verhoert. Und ich hatte Addi gesagt: "Sag immer nur die Wahrheit, warum wir hier sind, und  hier bleiben wollen, dann wird alles gut. Und so kamen wir nach einer Woche nach Stalinstadt und wurden dort in einer Baracke untergebracht. Wir waren aber nicht allein, sondern man hatte ja damals die Stalinstadt neu erbaut, um das Eisen - Huetten- Kombinat herum. Ich bekam eine Arbeitsstelle im Huetten-Kombinat und Addi hatte bekam eine Putzstelle im dortigen Krankenhaus.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zwanzigjährig - und frisch verheiratet
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19.  Zwanzigjährig - und frisch verheiratet
Am 4. Juni 1955 wurden Addi und ich getraut, und da wir keine Trauzeugen hatten, haben zwei Beamte das getan. Nun waren wir Mann und Frau, wir bekamen am gleichen Tag von der Stadtverwaltung eine Neubauwohnung mit zwei Zimmern und einer Kueche zugewiesen. Ausserdem erhielten wir vom Staat ein Darlehen von 2000 Mark fuer die Beschaffung von Moebeln. Dieses Geld reichte gerade fuer das Schlafzimmer und die Kueche. Das Wohnzimmer blieb vorerst leer. Ich legte bei der Reichsbahn die Rangierer-Pruefung ab und arbeitete im Werk als Rangierer in drei Schichten. So vergingen die Wochen, und alles schien gut zu laufen. Einmal als meine Nachtschicht gerade anfing, da bekam ich heftige Magenschmerzen und Kraempfe, dann war es um mich geschehen, denn ich habe voll in die Hosen gemacht, und so war es unmoeglich in dieser Situation die Nacht durch zu arbeiten. Ein Kollege uebernahm meine Schicht. Ich duschte mich, zog meine Privatsachen an und ein Nachtwaechter fuhr mich mit seinem Motorrad nach Hause. Da ich in der ersten Etage wohnte, musste ich erst sehen, dass ich unbeschaedigt nach oben kam ohne gleich einen Unfall im Treppenhaus zu haben. Was mir sehr peinlich gewesen waere.
 
In der Wohnung angekommen, steuerte ich gleich auf die Toilette zu und siehe da, ich hatte eine Explosion, allein von meinen wunderschoenen Gasen. Anschliessend wurde geduscht und so legte ich mich ohne Licht im Schlafzimmer zu machen in mein Bett, Als ich zur Ruhe kam, und ich mich im Bett drehte, merkte ich dass meine zweite Betthaelfte leer war, nur wo war meine Frau? Ich sprang aus meinem Bett schaltete das Licht an. Tatsaechlich meine Frau war nicht in ihrem Bett. Ich hab nach ihr gerufen, aber es blieb stille um mich herum. Vor lauter Aufregung schoss ich wieder zur Toilette, und bombardierte den Innenraum meiner Toilettenschuessel, ich hatte das Gefuehl, als wenn die Toilettenbrille mit einem Magnet ueberzogen war, denn ich konnte mich nicht loesen von der Brille, doch schlussendlich gab die Brille mich frei. So musste ich wieder unter die Dusche, um die Verbrennungen die, die Bombe bei ihrer Explosion hinter liess zu saeubern. Ja, an schlafen war jetzt nicht zu denken, und so machte ich mir einen Kaffe und dachte, na sie wird wohl bald kommen.

War aber nicht so, denn es war vier Uhr in der Fruehe, als sie die Wohnungstuer aufschloss. Und ich sie dann zur Rede stellte. Du solltest dich schämen, dein Mann arbeitet Tag und Nacht, und du hurst mit den Volkspolizisten da oben herum, du bist wirklich das Letzte! Wenn du so weitermachst, dann haue ich wieder ab in den Westen und lass dich hier sitzen." " Nein Achim, bitte nicht, nur weil ich mal tanzen war, bleibe bitte bei mir. Der Tanz geht bis 1 Uhr und du kommst um 4 Uhr nach Hause, das kannst du einem erzaehlen, der keine Raender am Hut hat aber nicht mir." "Was haeltst du eigentlich von mir?" "Nichts, du bist nichts wert." Ich legte mich ins Bett, und dachte: "Haette ich damals nur auf Guenter gehoert, dann gaebe es heute nicht so viel Theater." Am naechsten Morgen wollte sie zur Arbeit gehen, und ich sagte: Zwischen uns hat sich alles normalisiert. Du bist meine Frau, und wir wollen die Sache von heute Nacht vergessen." Sie sagte: "Danke Liebling." Was ich ihr nicht mehr glaubte, das ich ihr Liebling sei. Ich liess mich wieder umgarnen, die Woche darauf hatte ich Tagschicht.

Meine Frau hatte ihre Arbeitskollegin eingeladen. Es war eine junge Frau deren Mann bei der Volksarmee war. So hatte sie immer Zeit ihrem Vergnuegen nachzugehen. Dabei erfuhr ich auch, dass Addi mit dieser Frau zum Tanzen war. Ich fragte sie: "Was sagt denn dein Mann dazu, dass du immer mit anderen Maennern abschiebst?" sie sagte zu mir: "Der weiss gar nichts davon." "Kann ich mir gut vorstellen, aber lass meine Frau aus dem Spiel, sonst bekommst du Aerger mit mir." sie sagte: "Das muss doch deine Frau selber wissen was sie machen will, wir leben schliesslich frei in unserem sozialistischen Staat." Ich sagte: "Hoer mal zu, schoene Frau, lass dich hier bei mir nicht mehr blicken, sonst jage ich dich mit dem Knueppel raus." Sie stand empoert auf und verabschiedete sich von Addi. "Hast ja einen tollen Mann, jetzt verstehe ich dich." Als die Person gegangen war fragte ich Addi: "Was erzaehlst du denn alles ueber mich?" Gar nichts, die spinnt doch." "Na endlich siehst du es ein. Naechste Woche fahren wir beide nach Seelow zu meiner Tante Grete, die wird Augen machen, wenn wir dort ankommen."

Von Stalinstadt (heute Eisenhuettenstadt) waren es ungefaehr 70 Km. bis Seelow. Wir waren Samstag Morgen schon sehr frueh unterwegs mit dem Bus nach Seelow, so dass wir um 9 Uhr schon bei meiner Tante vor der Tuer standen. Meine Tante war so ueberrascht, dass sie sagte: "Das glaub ich nicht." "Doch es ist wahr Tante Grete, ich bin es mit meiner Frau Addi. Das ist deine Frau? Davon wussten wir gar nichts. Kommt und setzt euch, ich werde uns erst eine Tasse Kaffe machen. Manfred und Onkel Willi sind zum Angeln an der Oder, die kommen erst am Abend wieder." "Sag mal Tante Grete koennen wir eine Nacht hier schlafen?" "Aber ja Achim, du bist aber richtig gross geworden die letzten drei Jahre. Wie alt bist du jetzt?" "20 Jahre Tante Grete." "Wo ist nur die Zeit geblieben? Ehe man sich versieht, ist man eine alte Frau." Na du bist doch noch jung an Jahren Tante." "Ja bereits 44 Jahre." Ich sagte: "Da hast du noch einen langen Weg vor dir Tante Grete." "Tante Grete ich moechte gerne jemanden besuchen, der mich schon zehn Jahre nicht mehr gesehen hat. Kann Addi solange bei dir bleiben? Bin in einer Stunde wieder zurueck."

"Aber gern, geh nur mein Junge." "Tschuess mein Schatz sagte ich zu meiner Frau." Ja zehn Jahre sind es nun her, dass ich tante Edith und ihre Tochter Waltraud nicht mehr gesehen habe. 1945 das letzte mal." Als ich vor dem Haus stand hatte ich doch Herzklopfen. Da stand immer noch die alte Fabrik gegenueber dem alten Haus, in dem Tante Edith wohnte. Ich klopfte an die Tuer und eine alte Dame machte die Tuer auf. "Oh Entschuldigung, ich wollte eigentlch zu Frau Koch." "Frau Koch wohnt nicht mehr hier, aber zwei Strassen weiter, links das dritte Haus. Da wohnt sie. Sie heisst jetzt Strauss, denn sie hat wieder geheiratet." Ich bedankte mich und schlenderte die zwei Strassen weiter, dann stand ich vor dem Haus und klingelte bei dem Namen Strauss. Eine Frau machte mir auf, und ich erkannte sofort, dass es Tante Edith war. "Ja was wuenschen sie?" "Wuenschen tue ich gar nichts, ich wollte dich nur mal besuchen Tante Edith." "Wer ist da Mama?" fragte eine Frauenstimme vom Wohnzimmer her. 'Waltraud ich sehe eine Fata Morgana," Waltraud kam zur Tuer!

Ich staunte nicht schlecht. Sie war eine schoene Frau geworden. und ich sah , dass sie schwanger war. "Schau mal wer da steht," sagte ihre Mutter. "Den kenne ich nicht, Mama." "Aber ich weiss das es Achim ist stimmts?" wollte sie wissen. "Ja Tante Edith." Ich drueckte ihr einen Kuss auf. " Guten Tag Waltraud, hast dich ja ordentlich herausgemacht." "Du bist wirklich Achim?" fragte Waltraud. "Ja oder muss ich dich erst bei deiner Mutter verpetzen, dass du rauchst?" "Das koennte nur Achim." Wir fielen uns um den Hals. "Aber sag mal du wirst Mutter. Hast du keine Zeit mehr gehabt?" Als wir im Wohnzimmer sassen, erzaehlte ich, dass meine Mutter jetzt in Solingen wohnte, und das ich in Stalinstadt geheiratet habe und dort auch wohne. "Ihr jungen Huepfer habt ja keine Zeit, ihr glaubt wohl, euch geht etwas verloren. Genauso geht es nun Waltraud." Tante Edith wir haben als Kinder viel erlebt, Waltraud und ich. Vielleicht kommt es daher, dass man sich nach Liebe sehnt. Jedenfalls ging es mir so, Und was sagst du dazu Waltraud?" "Du siehst es ja, aber der zukuenftige Vater hat noch keine Lust zu heiraten, da wohne ich eben noch bei meiner Mutter."

Nun muss ich aber gehen, denn sonst schimpft meine Frau mit mir, wo ich solange bleibe. Auf Wiedersehen. Und dir Waltraud, wuensche ich besonders alles Gute, denn du haettest es wahrhaftig verdient, nach dem was wir als Kinder erlebt haben. Mein Rucksack wird auch immer schwerer Waltraud. "Dann bis zum naechsten Mal." Es gab kein naechstes Mal mehr, diese Begegnung fand vor ueber 60 Jahren statt. Tante Grete erwartete mich schon. "Ich dachte schon du kommst gar nicht wieder." ich sagte: "Ich bin doch an Brot gewoehnt." Gegen Abend kamen Onkel Willi und Manfred. Auch sie freuten sich sehr als sie mich sahen. Und es wurde noch ein gemuetlicher Abend. Am Sonntag fuhren wir wieder nach Stalinstadt zurueck, denn ich musste Sonntag Abend um 22 Uhr in die Nachtschicht. Und wieder ging meine Frau alleine zum Tanz, dies erfuhr ich von meinem Arbeitskollegen, der mit mir die Schicht wechselt. Als ich morgens nach Hause kam, war meine Addi schon zur Arbeit gegangen und sie kam erst am Abend nach Hause.

Ich habe sie sofort zur Rede gestellt, diesmal schlug ich sie windelweich, mir war alles egal, denn so wollte ich nicht mehr weitermachen. Schliesslich beherrschte ich mich doch noch, denn ich wollte nicht, dass etwas Schlimmeres passiert. Addi jammerte und heulte, aber das machte mich noch wuetender. Dann hielt ich inne und liess von ihr ab, und stellte sie zur Rede. Ich war schon lange davon ueberzeugt, dass sie mich mit anderen Maennern betruegt. Ich aergerte mich ueber mich selbst, warum musste ich ihr immer wieder nachgeben? Ich sollte sie zum Teufel jagen. Habe ich es noetig, mich an so eine Frau zu haengen? Ich Bloedmann! Trotzdem schaffte es Addi immer wieder, mich herum zu bekommen, und ich vergab ihr immmer und immer wieder. Ich hatte vor, alleine nach Solingen zurueckzukehren, aber ich konnte sie nicht hier alleine lassen, dann würde sie ganz absacken. Vier Wochen nach dieser Auseinandersetzung packten wir unsere Koffer.

Wir liessen alles stehen und liegen. Und so gelangten wir auf dem gleichen Weg wie wir reingekommen sind, auch wieder raus nach Westdeutschland. Da ich bei der Einreise in die DDR mein Westgeld im Koffer versteck hatte, kam mir das jetzt wieder zu gute. Einen Tag spaeter waren wir wieder in Solingen Merscheid, bei Addis Eltern, wo wir einige Zeit wohnen konnten. Doch auf die Dauer behagte es mir nicht, bei den Eltern meiner Frau wohnen zu muessen. Am 12 September 1955 bekam ich einen Vertriebenenausweis, der uns berechtigte eine Sozialwohnung in Anspruch zu nehmen. Ich habe aber nie davon Gebrauch gemacht. An einem Sonntag besuchte ich meine Mutter, um mich mit ihr auszusoehnen. Paul war es dann, der mir eine Wohnung anbot. " Achim du kannst bei mir im gegenueberliegendem Haus wohnen, Ich habe es anfang des Jahres gekauft." Ich war sichtlich erstaunt was alles so passierte. Wenn das geht Paul, dann nehme ich das Angebot gerne an." "Das geht Achim, aber deine Miete musst du schon bezahlen, denn ich muss das Haus auch abbezahlen, ich habe bei der Bank einen Kredit aufgenommen."

Also du kannst dir oben die zwei Zimmer einrichten. Wegen der Miete werden wir uns schon einig werden, Ok? Die Hauptsache ist, das du endlich vernuenftig wirst." So zog ich vierzehn Tage spaeter mit Addi in diese Wohnung ein. Ich arbeitete jetzt bei einer anderen Baufirma und verdiente gut. Meine Ehe schien wieder soweit in Ordnung zu sein. Weihnachten 1955 feierten wir bei meiner Mutter, ebenfalls die Geburtstage von Addi und mir im Januar 1956. Addi wurde 20 und ich 21 Jahre alt. Im Februar bekam ich eine neue Arbeitsstelle als Schleifer in einer Fabrik. Dort wurde im Akkord gearbeitet. So konnte man, wenn man fleissig war, auch gutes Geld verdienen.  Addi und ich wir assen beide bei meiner Mutter, nur am Wochenende kochte Addi fuer uns. Ich half Paul oft am Wochenende wenn er was am Haus zu reparieren hatte. Paul mochte Addi nicht, weil sie ihren Mund nie auftat und auch weil sie meine Mutter nicht unterstuetzte bei der Hausarbeit. Ich bekam die Addi nicht in den Griff, ich konnte machen was ich wollte, sie hatte ihren dicken Schädel, sie wollte immer etwas Besonderes sein, was sie aber nicht war.

Im Februar war es immer noch kalt, und Tante Lisa und Onkel Fritz kamen schon mal oefters zu Besuch bei meiner Mutter"". Dann spielten wir oft ein paar Runden Skat und tranken unser Bierchen dazu. Addi lagweilte das natürlich. Eines Tages sagte sie zu mir: "Achim, du, Paul und deine Mutter ihr habt euer Vergnuegen, doch ich muss immer still neben euch sitzen. Mir hängt das langsam zum Halse raus. Ich bin eine junge Frau und moechte auch was vom Leben haben und nicht nur jedes Wochenende hier herumsitzen!" "Aber, Addi, ich verstehe dich nicht. Weshalb strickst du nicht auch? Du kannst es doch, nur du hast keine Lust. Wenn du willst, koennen wir gern mal tanzen gehen, aber wenn du den Mund nicht aufmachst, erraten kann ich es auch nicht, obwohl ich dir meistens an den Augen ablesen kann, was du willst."  "So habe ich das auch wieder nicht gemeint. Wie waere es, wenn wir uns ein Kind anschaffen wuerden? Dann haette ich eine Aufgabe, waere nicht allein fuer mich, und Paul und deine Mutter wuerden mich vielleicht mehr akzeptieren." Mir verschlug es fast die Sprache.

Das war ein bischen viel auf einmal. "Waas? sag, das noch einmal!" "Ja ich moechte ein Kind von dir."  "Aber Liebling, wie stellst du dir das vor? Dann kommst du nirgens mehr hin, denn dann geht das Kind vor allen anderen Dingen. Ausserdem muesstest du kuerzertreten, was du sicherlich nicht moechtest. Arbeiten kannst du dann auch nicht mehr. Wir muessten mit dem Geld auskommen das ich allein verdiene. Jetzt haben wir aber fast doppelt so viel."  "Lieber will ich dann weniger haben, aber dafuer eine Aufgabe, die mir auch Freude macht." Ich sagte: "Du denkst nur an dich, Addi. Hast du je gehoert, dass ich mich beschwere? Ich habe einen Anzug und zwei Hosen, dazu sieben oder acht Hemden, und die sind noch von meiner Mutter. Schau, was du im Schrank hast. Er ist so voll, dass nichts mehr reingeht. Du weisst nicht mehr, was du anziehen sollst. Ich glaube, du koenntest den Himmel auf Erden haben, dann wuerdest du immer noch unzufrieden sein. Dir kann man es wohl nie richtig machen. Sei froh, dass es uns gut geht."  Darauf entgegnete sie: "Wenn du kein Kind willst, dann gehe ich zu meinen Eltern zurueck."

" Das ist doch wohl das Letzte sagte Paul, sei froh, dass du sie los bist."Ich merkte, wie mir das Blut in den Kopf stieg, ich ging zur Tuer und oeffnete sie." Wenn du glaubst, dass du bei den Deinen besser lebst, dann geh! Aber die Sachen, die ich dir gekauft habe, bleiben hier. Ach, was rege ich mich auf, von mir aus kannst du alles mitnehmen. Nur, lass dich dann hier nicht mehr sehen. Du hast mich drueben betrogen, warum sollte es hier anders sein."  "Gut ich werde gehen." Sie nahm einen Koffer und packte ihn voll." Dann sagte sie: "Die anderen Sachen kann meine Mutter holen." "Deine Mutter will ich hier in meiner Wohnung nicht sehen. Die haben fuer dich nie etwas uebrig gehabt denkst du, dass sie sich freuen wenn du kommst?" "Sprich nicht so ueber meine Eltern."  Sie nahm ihren Koffer und verliess tatsaechlich die Wohnung. Als sie gegangen war, ging ich nach unten und sprach darueber mit Paul und meiner Mutter.  "Das ist doch wohl das letzte, sei froh , dass du sie los bist."  "Die kommt wieder, verlass dich drauf, wenn die sich ausgetobt hat, steht sie wieder vor der Tuer."

"Ich glaube meine Mutter sprach wohl aus eigner Erfahrung, denn sie hatte ihren Eltern auch viel Kopfschmerzen bereitet in ihrer Jugend." Ich sagte: "Ich werde sie nicht mehr zu mir nehmen."   Kommt, Kinder, lassen wir das. Es lohnt sich nicht, dass wir darueber reden. Deine Mutter hat bestimmt recht, Achim." meinte Paul. Ich gruebelte die halbe Nacht. Dass Addi wirklich gehen wuerde, das habe ich einfach nicht geglaubt. Ich glaubte auch nicht, dass sie sich ernsthaft ein Kind wuenschte. Das war doch sicher nur eine Laune oder ein Grund, mich zu verlassen, denn wir hatten uns schon einmal darueber unterhalten. Damals war sie der Meinung, dass sie sich erst noch einiges anschaffen moechte und sie noch nicht Hausmutterchen sein wollte. Was nun? Ich hatte weder eine Loesung noch eine Antwort. Addi kam auch am naechsten Tag nicht zur Arbeit. Der Vorarbeiter fragte mich, weshalb meine Frau nicht an ihren Arbeitsplatz sei. Ich sagte: "Ich weiss es auch nicht." und liess den Vorarbeiter stehen. Und so vergingen die Tage. Genau eine Woche spaeter am Sonntag standen die Eltern mit Addi bei meiner Mutter vor der Tuer. Addi wollte doch so gerne wieder zurueck zu Achim, sagten sie.

Da ich bei meinem Bruder Guenter im Zimmer war konnten wir beide das Gelafer der Schwiegereltern hoeren. Ich ging nach unten, und fragte meine Schwiegereltern, was es denn noch zu diskutieren gaebe?  "Achim, ich moechte gern wieder zu dir zurueckkommen. Ich sehe ein, dass ich einen Fehler gemacht habe. Es soll alles gut werden."  "Alles gut werden? Schwaenzest einfach eine Woche lang die Arbeit und machst mich vor allen Arbeitskollegen zum Narren. Wer bist du, dass du glaubst du seist die Groesste im Lande, spielst dich auf wie eine Prinzessin auf der Erbse, ueber alles hast du was zum Noergeln, bekommst hier den Mund nicht auf, und dann noch grosse Ansprueche stellen. Ich wuerde mich schaemen Addi, aber das hast du bei deinen Eltern nie gelernt. Verstand und Anstand waren bei euch wohl Mangelware." Nun schaltete meine Mutter sich ein und sagte: Junge versuch es noch einmal, denn eine Scheidung kostet auch viel Geld."   "Ja das Geld. Ihr denkt alle nur ans Geld, aber ich bin ein Mensch mit einer Seele Mutter, und du bist nicht ganz unschuldig, das diese kleine Seele sehr unter deiner ungenügenden Fuersorge gelitten hat!

Ihr sucht alle nur eure eigenen Vorteile, egal ob ihr dabei einander ruiniert oder nicht, das kotzt mich an. Ihr koennt von mir alle denken was ihr wollt, aber ich lass mich von euch nicht zum Idioten abstempeln oder verbiegen." Also ich will es noch einmal versuchen und es ausprobieren, solltest du noch einmal Probleme machen, Addi dann war es das! Ich hoffe, das ist deutlich genug gesprochen? Geh nach oben und pack deine Sachen wieder dahin wo du sie rausgenommen hast. Bei aller Liebe, ich lasse mich nicht von dir zugrunde richten.  Zu meinen Schwiegereltern gewandt, sagte ich: " Ihr unterstuetzt eure Tochter auch immer wieder. Ihr haettet sie gar nicht aufnehmen duerfen, sondern haettet sie sofort hierher schicken muessen. Jetzt kann ich wieder alles bei der Arbeitsstelle gerade biegen, damit man sie weiterhin beschaeftigt." Dann liess ich die Schwiegereltern stehen und ging zu Addi nach oben. Addi hatte ihre Sachen schon eingeraeumt. Jemand sagte mal: "Vergebung ist die beste Rache." Vergessen kann man , wenn beide es wollen. Addi sollte mir erstmal beweisen, dass sie ihre Fehler einsah.

So leicht wie bisher machte ich es ihr nicht. Addi versuchte das beste zu geben, und so oeffnette ich mich auch wieder. Die naechste Zeit verging ohne Streitigkeiten. Seit ueber acht Monaten hatten wir nun schon keine groessere Auseinandersetzung mehr.  Weihnachten 1956 stand vor der Tuer, auch dieses Jahr feierten wir bei meiner Mutter, und es war das erste Jahr, wo ich keine Probleme mit meiner Frau hatte. Sie hatte sich an die Regel gehalten. Auch waren wir oefters tanzen, so gab ich ihr keinen Grund zum Noergeln. Dann im Januar 1957 wurden wir beide wieder ein Jahr aelter, Addi wurde volljaehrig, das heisst 21 Jahre und ich 22 Jahre alt. Und am 31. Januar erklaerte mir meine Frau, dass sie schwanger sei. Ich konnte es erst gar nicht fassen, innerlich freute ich mich darueber und hoffte, dass Addi sich nun wirklich aendern würde. Ich sagte: "Na, da hast du mich aber ganz schoen reingelegt." Aber Achim, freue dich wenigstens ein bisschen." Das tue ich ja, und trotzdem war es eine Ueberraschung, die dir richtig gelungen ist. Ich freue mich auch fuer dich. Doch denke immer daran, dass du ein Kind haben wolltest.

Du kannst spaeter nicht über das Kind schimpfen, wenn es bei uns mal nicht so klappt, wie es sein sollte. Du musst dir immer vor Augen halten, dass du in erster Linie deine Mutterpflichten zu erfuellen hast. Deine eigenen Ansprueche wirst du in den Hintergrund stellen muessen."  "Ich verspreche dir, dass ich immer gut zu dem Kind sein werde und dass ich auch weiterhin lieb zu dir bin." Wir werden sehen, denn ich wuensche es mir sehr. So dann wollen wir mal meiner Mutter die frohe Botschaft überbringen. Bin gespannt was sie fuer ein Gesicht machen wird. Und Paul erst, au wacke." Als wir dann bei meiner Mutter sassen, wagte niemand etwas zu sagen. "Na, ihr zwei seit ja so still. Ist doch sonst nicht deine Art Achim, oder habt ihr euch gezankt?" "Nein, es ist nichts Besonderes, Addi bekommt ein Kind." "Waaas, und das ist nichts besonderes? Du lieber Himmel, das fehlte noch. Wir machen gleich  ein heisses Bad, und starken Kaffe. Dann verliert sie es vielleicht." meinte meine "liebe" Mutter.  "Ja, Mutter, das traue ich dir zu, aber es bleibt wie es ist. Wehe es unternimmt einer etwas! Du wuerdest es bereuen. Also lass deine Finger davon."

 Na, na, Achim, wie sprichst du denn mit deiner Mutter?" empoerte sich Paul. "Aber Paul, das geht doch nicht, was Mama da sagt."  "Ich weiss Achim, das ist eben für uns eine grosse Ueberraschung. Sie wird schon wieder vernuenftig werden. "Du unterstuetzest auch noch den Jungen?" Aber Hedwig, hast du keine Kinder gehabt?" "Das war auch etwas anderes." "Hm, immerhin hast du schon mit 17 deinen ersten Sohn gehabt."  "Was verstehst du denn von so was"  "Kinder nun streitet euch doch nicht um ein Baby. Ihr solltet euch lieber freuen. Einmal wirst du ja doch Oma, ob nun ein Jahr frueher oder spaeter, Hedwig."  "Ich werde wohl gar nicht gefragt," meinte Addi, ich habe das Kind gewollt, und es bleibt, wo es ist. Das moechte ich nur dazu gesagt haben." " Hoer dir mal unsere kleine Addi an." sagte Paul. "Mensch soviel hast du ja noch nie ueber deine Lippen gebracht. Mach das ruhig oefters, dann fuehlst du dich gleich wohler." Langsam beruhigten sich die Gemueter, Addi und ich wir gingen wieder nach oben in unsere Wohnung. In den naechsten Monaten half ich meiner Frau, wo ich konnte. Gemeinsam schmiedeten wir  Zukunftsplaene.

Die erste Babywaesche wurde gekauft und wir freuten uns beide auf das Kind. Als Addi ihre Arbeit aufgeben musste, wollte ich mir eine neue Arbeitsstelle suchen, wo ich etwas mehr verdienen konnte. Anfang November sagte Addi: "Achim, ich muss einen kleinen Koffer packen, denn es wird wohl  in den naechsten Tagen so weitsein.  Fuehl mal, wie sich unser Baby bewegt." Ich war sehr stolz auf meine Addi. Am 7. November 1957 brachte Addi meine Frau ein Maedchen zur Welt. Ich erhielt die Nachricht am Arbeitsplatz und bekam gleich frei. Ich fuhr zum Krankenhaus. Addi laechelte mich freudig an, als ich das Zimmer betrat. Ich gab ihr einen zaertlichen Kuss und fragte: Kann ich unser Baby sehen? Ja, gehe zur Stationsschwester, sie wird dir unsere kleine Rita zeigen." Als ich mein Toeterchen sah, war ich im ersten Moment etwas enttaeuscht und dachte; "Das gibt doch nie ein Kind. So ein winziges Wesen, keine Haare und gelb im Gesicht." Als meine Frau eine Woche spaeter mit dem Baby nach Hause kam, fand ich das Kind schon manierlicher. Ich war nun doch stolz, dass ich Vater war. Ich hatte inzwischen die Arbeitsstelle gewechselt und war als Vertreter fuer Staubsauger unterwegs.

Ich bekam ein Fixum und Provisionen. Also brauchten wir keine Not zu leiden, obwohl wir nun drei Personen waren. Addi lachte mehr und verstand sich gut mit meiner Mutter, obwohl wir nun drei Personen waren. Paul war begeistert von der kleinen Rita und opferte viel Zeit für sie. Bald war Rita aus der Babywaesche herausgewachsen. Alle freuten sich, wie gut sich die Kleine entwickelte. Ihr winziger Koerper bebte immer richtig, wenn sie lachte. Am meisten lachte sie, wenn sie gewickelt wurde. Wasser war ihr verpoent, so wie sie ins Badewasser kam, schrie sie jaemmerlich. Ich kam jetzt abends immer spaeter von der Arbeit, denn der Job als Vertreter verlangte von mir, dass ich viele Kunden erst nach Feierabend aufsuchen konnte, denn ich machte noch Vorfuehrungen mit Staubsaugern. So passierte es oft, dass ich erst abends um 21 Uhr nach Hause kam. Das passte meiner Frau nicht, und sie schimpfte wie ein Rohrspatz mit mir. Es muesste ja nicht immer so spaet werden. Ich erklaerte ihr, dass gerade am Abend, wenn die Ehemaenner zu Hause sind, die meisten Vertraege abgeschlossen werden koennen.

Tagsueber treffe ich nur die Ehefrauen und melde mich fuer den Abend an, denn der Vertrag muss immer von beiden unterschrieben werden. So saehe es zur Zeit aus und sie wollte es doch so haben, denn ohne Kind waere dieser Arbeitswechsel nicht noetig gewesen. Ich sagte: "Ich habe es langsam satt, dass du mir fast jeden Abend eine Szene machst." Was willst oder verlangst du von mir? Wie kann man dir je etwas recht machen? Du hast dein Kind, einen Mann der fleissig seiner Arbeit nachgeht und der nach Feierabend bei euch ist. Glaubst du, mir wird etwas geschenkt? Glaubst du, dass es immer einfach fuer mich ist zu allen Kunden freundlich zu sein? Oft lassen sie mich den Staubsauger vorfuehren und nehmen dann Abstand vom Kauf. Ja bedaure dich ruhig selber, du denkst, nur dir geht es so. Wieviel Frauen sind nachts allein, wenn der Mann in Schichten arbeitet und die Frauen selber auch noch arbeiten muessen. Dagegen hast du doch den Himmel auf Erden. Ich bin nach Feierabend immer zu Hause, Trinker bin ich auch nicht, ich weiss wirklich nicht, wie man dir etwas recht machen kann!"

"Du siehst alles nur von deiner Seite. Ich sehe es eben anders, aber was rege ich mich auf, es wird sich doch nichts aendern."  Was sollte auch anders werden? Ich glaube das liegt an dir. So und nun lass uns damit aufhoeren, es sei denn, du redest vernünftiger. "Eines Tages werden dir schon noch die Augen aufgehen." sagte Addi zum Schluss. Dieses Thema wurde nicht wieder angesprochen. Anfangs Maerz kam ich eines abends etwas frueher nach Hause. Als ich die Wohnung betrat, traute ich meinen Augen nicht. Die Wohnung war eiskalt, unsere dreieinhalb Monate alte Tochter lag freigestrampelt auf der Couch, meine Frau war nicht zu sehen. Ich nahm sofort das Kind und brachte es meiner Mutter, dann ging ich wieder in meine Wohnung. Unter dem Tisch lag ein Brief, in dem Addi mir miteilte, dass sie fuer immer gegangen sei und bei einem anderen Mann waere. Ich musste mich erst mal setzen. Ich konnte nicht begreifen, dass Addi ihr Kind so einfach im Stich liess. Dass gab es doch wohl nicht.

Als ich zu meiner Mutter gehen wollte, kam meine Nachbarin aus der Tuer, sie musste mitbekommen haben, um was es ging. Ie sagte: "Wenn sie ihre Frau suchen, die hat heute Morgen um neun Uhr das Haus verlassen." Waas? staunte ich. Dann hatte das Kind 10 Stunden allein gelegen. "Ja, ich ging gerade zur Muelltonne, da sah ich, wie sie mit einem Koffer und einer gossen Tasche davonging. Das Kind habe ich nich gesehen. Danke sagte ich und ging zu meiner Mutter."So ein Ass" sagte Paul, die sollte man ins Gefaengnis stecken oder in ein Arbeitslager." "Ich verstehe die Addi nicht, sie hatte doch alles, was sie brauchte. Und dann diese Gemeinheit dem Kind gegenueber. Laesst so ein kleines unschuldiges Wesen im kalten Zimmer liegen, kam es von meiner Mutter. "Was war denn nur los zwischen euch?" wollte Paul wissen. Ja, das ist so, und ich erzaehlte was vor ein paar Wochen vorgefallen war. " Aber das ist es nicht sagte ich, ich wette, sie hat bewusst den Streit gesucht, weil sie einen anderen Mann im Auge hatte und sie ist nun bei ihm. Ihr Vater wird sie bestimmt nicht wieder aufnehmen. Sollte Addi wirklich zurueckkommen, dann ueberrede mich nicht wieder Mama. Was sie heute getan hat, kann ich ihr nicht verzeihen. Aber Achim was soll denn nun mit unserer kleinen Rita werden?

Wenn Addi sich besinnt und das Kind haben will, bekommt sie es sicher. "Da werden wir schon eine Loesung finden, um das zu verhindern."sagte Paul. Danke sagte ich, im Moment kann ich keine klaren Gedanken fassen, ich bin mit den Nerven am Ende. Wie soll ich da noch arbeiten koennen. Doch ich ging weiter zur Arbeit, und meine Mutter kuemmerte sich um das Kind. Einige Tage spaeter waehrend ich auf der Arbeit war, kamen die "Aasgeier" Addi mit ihren Eltern und holte Rita ab. Sie hatten ein Schreiben von der Fuersorge, dass das Kind zur Mutter gehoere. Als ich abends nach Hause kam und hoerte, dass Addi das Kind abgeholt hatte, drehte ich fast durch. Zu meiner Mutter sagte ich: "Es ist nicht zu fassen. Wie kommt die Fuersorge dazu, so einer Rabenmutter das Kind zuzusprechen, ohne sich nach den Verhaeltnissen zu erkundigen, schliesslich ist es auch mein Kind." "Die wird Rita nicht lange haben, denn sie ist keine gute Mutter. Du wirst sehen, mein Junge, sagte Paul. Trotzdem ist es eine Schande, dass fremde Menschen ueber das Schicksal meines Kindes bestimmen. Das ist doch nicht normal."

"Nun  warten wir erst mal ab, denn du wirst erleben, dass ihr das Kind spaetestens in vier Wochen im Wege sein wird. Das ganze Theater hat sie doch nur wegen ihrer Eltern inszeniert, meinte meine Mutter. Ich war fix und fertig, denn das Geschehene konnte ich nicht so einfach verkraften. Am selben Abend ging ich noch in die Kneipe und betrank mich. Es war zu viel fuer mich, erst die Frau weg und dann auch noch Rita. Ich, hing sehr an meinem Töchterlein. Denn die Kleine war ein suesser Fratz. Am naechsten Tag schwaenzte ich die Arbeit, denn nach dem übermässigen Alkoholgenuss vom Vortag kam ich nicht aus den Federn. Vierzehn Tage spaeter sah ich Addi und ihre Mutter mit dem Kinderwagen vor dem Ohligser Rathaus. Ich lief  zu den Frauen. Das ist doch wohl das Letzte, was du gemacht hast, einfach das Kind wegzuholen. Ich glaube so langsam, dass ihr beide eine Schraube locker habt in euren suessen Koepfchen. "Kannst das Kind ja wieder haben." sagte Addis Mutter. Wir wollten das Kind in ein Heim bringen. Denn wir haben keinen Platz bei uns." Du meinst wohl deine Tochter kuemmert sich zu wenig um die Kleine.

"Ich moechte bloss mal wissen was ihr zwei fuer Frauen seid. Vorne beglissen hinten beschissen, das passt zu euch."  "Ich muss dich doch bitten." sagte die Schwiegermutter. "Bitten? Weisst du ueberhaupt, was das ist?" Darauf sagte Addi: "Achim nun ist es aber genug. Komm Mutter wir gehen. Sie liessen den Kinderwagen bei mir stehen und machten sich davon. "Hallo mein Kleines." sagte ich und schaukelte den Wagen, Hallo Liebling jetzt wird alles wieder gut." Ich ging sofort ins Rathaus zur  Fuersorge und schilderte dort den Vorfall. "Hierzu moechte ich noch folgendes sagen." Sie entscheiden einfach, wie sie es fuer richtig halten, fragen jedoch nicht danach, wie die Verhaeltnisse sind und ob die Mutter auch fuersorglich handelt. Ich bin entruestet ueber diesen Vorgang. Waere ich nicht zufaellig hier am Rathaus vorbeigekommen, kaeme die Kleine ins Heim. Glauben sie vielleicht, dass ich aus Stein bin und nichts fuer mein Kind uebrig haette?" "Nun regen sie sich mal ab..So schnell waere ihre Tochter nicht ins Heim gekommen. Wie sieht es denn bei ihnen aus, sie muessen doch arbeiten und koennen sich um die Kleine auch nicht kuemmern."

Ich sagte: "Meine Mutter ist zu Hause und sie ist noch nicht so alt, dass sie nicht ein Kind betreuen koennte. Ich bestehe darauf, dass sie bei uns vorbei kommen und sich die Verhaeltnisse ansehen. Meine Mutter hat ein eigenes Haus, dort ist Platz genug fuer das Kind. Sie hat sich die Augen ausgeweint, als sie das Kind abholte." Gut Herr Wollschon, sie koennen die Kleine mitnehmen. Wir schauen in den naechsten Tagen vorbei." Man sollte diese Rabenmutter hinter Schloss und Riegel bringen. Ich bedankte mich und schob den Kinderwagen nach Hause. Meine Mutter staunte nicht schlecht, als ich mit dem Kinderwagen vor ihr stehen blieb." Wie, sag bloss du hast Rita wieder?"  "Ja , Mutter, stell dir vor, Addi wollte den kleinen Fratz ins Heim bringen.  Ich kam rein zufaellig am Rathaus vorbei, und da traf ich sie mit ihrer Mutter." "Da hoert doch alles auf, dieses niedertraechtige Weibsbild! Aber ich habe es dir ja schon vorher gesagt, dass ihr das Kind nur im Wege steht."" Nun jetzt haben wir Rita wieder, und wir lassen uns das Kind nicht mehr nehmen."'Aber was wird die Fuersorge da zu sagen?" "Mama das ist schon erledigt. Ich war dort und sie wollen in den naechsten Tagen einen Mitarbeiter vorbei schicken." " Ich denke, dass du es noch schaffen wirst mit deinen 47 Jahren, Mutter."  "Aber sicher, mein Junge. Rita wird es gut haben bei mir, und sie wird gross und stark werden." "Danke Mama."  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
In der Hoelle der Fremdenlegion!
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20.  In der Hoelle der Fremdenlegion!
Ich nahm mir einen Tag frei und reichte die Scheidung ein. Ich selbst kam einfach nicht über das hinweg, was mir meine Ehefrau zugefügt hatte. Was sind Frauen eigentlich fuer Geschoepfe, dachte ich. Ein innerer Hass breitete sich in mir aus. Ich betrank mich des oefteren, und die Krallen des Satans gruben sich immer tiefer in meine Seele ein. Ich blieb naechtelang weg und kam immmer seltener zu meiner Mutter, denn ich schaemte mich, wenn ich nuechtern war. So musste ich wohl nicht nur die Nerven, sondern auch meinen Verstand dem Teufel verkauft haben, denn meine Seele spuehrte ich nicht mehr. Wo war mein Wille? Wo waren meine Gefuehle? Wo war mein Verstand? Hab ich wirklich alles verkauft? Ja ich habe heimlich meine Wohnungseinrichtung verkauft. Ich stopfte meinen Rucksack voll und nahm meine Ausweispapiere auf mich. Insgesamt hatte ich  2,500 DM beisammen, das war schon ganz schoen viel, aber was ist schon viel?

Ich ging in angetrunkenem Zustand zu meiner Mutter und sagte: "Mama pass mir gut auf Rita auf, ich werde fuer einige Monate in der Welt herum ziehen.  Ich werde einfach nicht damit fertig, was passiert ist mit meiner Ehefrau." "Aber mein Junge, das ist doch kein Grund, sich aus dem Staub zumachen. Du schleichst dich ja weg wie ein geschlagener Hund. Was soll denn deine Tochter spaeter mal von dir denken?" "Es tut mir leid, Mutter, aber im Moment ist bei mir der Ofen aus, und Frauen koennen mir gestohlen bleiben." "So darfst du nicht denken, denn du hast immerhin ein Kind, das seinen Vater braucht und für das du verantwortlich bist." Du hast gut reden. Hast du jemals in deinem Leben danach gefragt, ob ich eine Mutter gebraucht haette? Du weisst doch, was du mir angetan hast! Jetzt kannst du beweisen wie gut du bist. Vielleicht werde ich dir dann verzeihen koennen, auch wenn ich es nie vergessen kann". Meine Mutter weinte." Weine nicht, Mama, wenn du es mir bewiesen hast, werde ich dir verzeihen."

Ich schaute noch eimal in den Korbwagen mit der kleinen Rita, dann sagte ich: "Aufwiedersehen Mutter." Der Abschied von meiner Tochter viel mir sehr schwer. Zu gross aber war das Leid, welches Addi mir zugefuegt hatte. Diesen Schmerz konnte ich nur ueberwinden ausserhalb der bekannten Strassen, am besten in der Fremde (und so kam es dann auch). Nur weit weg wollte ich von meiner ersten wahrhaftigen Liebe. Die Enttaeuschung war zu gross, was habe ich nicht alles fuer Opfer gebracht. Ich habe sie immer wieder verteidigt. Ich war nur fuer sie da. Heute 60 Jahre spaeter weiss ich: Sex kannst du mit jeder Frau haben, Sex hat nicht unbedingt etwas mit Liebe zu tun. Es gibt viele sexsuechtige Maenner, aber genauso viele Frauen sind sexsuechtig. Heute wird kaum noch geheiratet, man lebt zusammen, wenn einem der Partner zu wenig Sex entgegenbringt, dann sucht man sich wieder einen neuen. Heute ist alles moeglich, und Spass macht es auch noch, so sagt man jedenfalls. Heute ist alles transparent. Nur in der Politik heisst es heute: "Alles geheim." Mir war, als haette man mir das Herz entfernt und dafuer einen Stein eingebaut.

Wuerde ich je wieder in meinem Leben eine Frau lieben koennen? Mein Zustand war besorgniserregend. Ich ging zum Ohligser Bahnhof und kaufte mir eine Fahrkarte nach Duesseldorf, wo ich eine knappe Stunde spaeter eintraf. Dort schaute ich mir die Fahrplaene nach Paris an. Ich loeste mir eine Fahrkarte mit Schlafkabine. Dann schlenderte ich im Bahnhof hin und her, in der Bahnhofs - Wirtschaft bestellte ich mir ein Eisbein mit Sauerkraut, trank meine 2 Bier dazu und war so richtig satt. Dann machte ich mich auf den Weg in die Altstadt, auch hier fand ich einige Bars, die mir mein Leben erleichterten. Es war wohl 20 Uhr als ich ein Taxi nahm zum Bahnhof, da ich noch Zeit genug hatte zog ich mir noch schnell ein paar Biers rein. Ich hatte beinahe Schwierigkeiten ordentlich in den Zug zu kommen, aber am Ende hat doch alles gut geklappt. Ich verzog mich in meine Kabine und weg war ich. Als meine Tuere aufging sah ich, dass es der Fahrkarten Kontrolleur war. Danach schloss ich die Tuer von innen zu und haute mich wieder auf die Seite. Ich wachte auf, weil ich zur Toilette musste, denn was ich oben rein gekippt habe, musste ja irgendwann mal unten wieder raus.

Danach ging ich in den Ess-Salon und bestellte mir eine Tasse Kaffe zum wach werden und ass ein Broetchen dazu. Im Bahhof "Gare du Nord" in Paris war das erste was ich aufsuchte eine Kneipe, ich trank wieder einen Kaffe und zwei Kalva, schon begann mein kleines Gehirn zu denken. Nur ich bekam es gar nicht richtig mit, was sich im ersten Stock bei mir abspielte. Und so gammelte ich den ganzen Tag am Bahnhof herum. Zu Mittag ass ich im Freien. Ploetzlich sassen zwei Gleichgesinnte neben mir, in Deutschland wuerde man solche Leute  Penner nennen. Keiner fragt nach dem Schicksal dieser Menschen, man sieht nur, dass sie ungepflegt und oft alkoholisiert herumlaufen. Wir Menschen verachten solche Leute oftmals, und vergessen dabei, dass wir selber von heute auf Morgen an der gleichen Stelle stehen koennten. Ich kann mich noch darann erinnern, als in Deutschland die grosse Arbeitslosigkeit herrschte. Viele Ehen waren zerstört, man hat Haus und Hof verkaufen muessen. Am Ende landeten viele auf der Strasse, keine Arbeit, kein Geld und keine Wohnung. So schufen sich unsere Behoerden Sozialempfaenger, und somit waren ihre Arbeitsplaetze gesichert.
 
Solange ich Geld hatte, tauschte ich DM in Franc, und teilte es mit den Jungs. Abends schlenderten wir an den Freudenhaeusern vorbei, dann suchten wir uns einen Platz an der Sonne und hoerten dem Rauschen der Seine zu, und bestaunten die Boote, die taeglich ihre Bahn zogen. Ich hielt das 14 Tage durch, dann war nicht nur mein erster Stock im Eimer, sondern ich selbst war auch seelisch am Ende. Ich gab den Rest meines Geldes den Clochards und wusch mich am Fluss. Dann begleiteten die zwei Jungs mich zu einer alten Burg (le Chateau Feodal). Bevor ich dieses Chateau betrat, verabschiedete ich mich von den zwei tollen Menschen. Es war der 17. Mai 1958 vormittags, als ich das Buero der Fremdenlegion betrat, und  mich  dort freiwllig fuer 5 Jahre Millitaerdienst verpflichtet hatte. Natuerlich musste ich mich ausweisen. Ich bekam eine Kaki-Uniform mit einem gruenen Schiffchen als Muetze. Meine Papiere blieben im Buero.      
 
Bei der Fremdenlegion (französisch: Legion Etrangère), gegruendet 1831, handelte es sich um eine Sondertruppe der französischen Armee. In der freiwillige Soeldner aller Nationen dienten. Die Fremdenlegion wurde hauptsaechlich in den Kolonialkriegen (Algerien und Indochina ), eingesetzt zur Unterdrueckung der Unabhaengigkeitsbewegung und galt als Eliteeinheit. Seit 1962/63 wurde sie stark reduziert.
 
Fuenf Tage spaeter wurde eine Gruppe von 15 Leuten zusammengestellt, zu der ich auch gehoerte. Wir wurden dann von einem Korporal und einem Sergeant mit der Bahn nach  Marseille gebracht. Dort wurden wir in eine Aufnahme-Kaserne geschleust, die direkt am Meer lag, so dass man nicht mehr abhauen konnte. Dort fanden dann auch die richtigen Verhoere alle paar Tage  im 2. Buero statt (=Geheimdienst). Da ich in Deutschland nicht gesucht wurde, und auch sonst alles soweit in Ordnung war, konnte ich auch meinen Vor- und Nachnamen behalten. Andere wieder wurden stundenlang verhoert, und bekamen auch Schlaege, wenn sie die Zivil-Offiziere angelogen hatten. Die Legion war bekannt fuer Ordnung und Disziplin. Das zog sich durch alle Regimenter vom ersten bis zur 13. Demibrigade, die im Sueden Algeriens stationiert war. Dann wurden wir alle medizinisch untersucht, bekamen einige Impfungen, eine Spritze war dabei, von der man Fieber bekam, das aber nach kurzer Zeit wieder verschwand. Etwa vierzehn Tage spaeter wurden wir etwa 150 Mann stark mit Millitaerfahrzeugen zum Schiffshafen gebracht. Danach wurden wir auf das Schiff  "Sidi bel Abbes" verfrachtet.
 
Die Ueberfahrt  nach Oran in Algerien dauerte etwa 30 Std. Dort angekommen wurden wir an das I.Regiment Etranger übergeben. Die Millitaerfahrzeuge warteten schon auf uns, und so ging die Fahrt gleich weiter von Oran nach Sidi bel Abbes. Auch hier wurden wir wieder neu untersucht und auch verhoert. Die meisten Befehle wurden in Deutsch erteilt, denn der groesste Anteil der Legionaere waren Deutsche. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg, haben sich Deutsche Militaers in die Fremdenlegion versteckt, warum auch immer. Sie waren eben da, und sie haben da genauso weitergemacht wie zuvor bei den Nazis. Aber dazu werde ich noch kommen. Zu meiner Zeit war der Indochina Krieg vorbei und Fankreich hat mehr oder weniger kapituliert 1954. Dort in Indochina erlitten die Franzosen und damit auch die Legion zehntausende von Verlusten. Danach wollten die Amis das Land erobern, aber auch sie haben klaeglich versagt, und ihre Leute (Marins) wurden ordentlich verheizt.
 
 Nachdem wir in Sidi bel Abbes neu eingekleidet wurden und unsere Seesaecke erhielten, wurden wir einige Tage spaeter weitertransportiert nach Saida, denn dort war die eigentliche Ausbildungskaserne. Eine weitere war in Kraida und eine in Maskara. Es lagen nun 6 Monate harte Ausbildung vor uns. Unsere Kleidung bestand aus einer Winter Ausgehuniform, einer Sommer Uniform, einige Unter- und Oberhemden, Unterhosen, mehrere Paar Struempfe und verschiedene Paar Schuhe. Weiter erhielten wir zwei Pullover und zwei Kampfanzuege. Hinzu kamen noch eine halbe Zeltplane ein Rucksack und viele andere Dinge, die ich hier nicht weiter aufzaehlen moechte.
 
In der Ausbildungs-Kaserne waren mehrere Ausbildungs-Kompanien untergebracht und zudem eine Kompanie die dort staendig stationiert war. Es gab eine eigene Grosskueche, ein Waffenlager und sogar ein eigenes Gefaengnis mit Pritschen aus Zement. Wir waren etwa 18/20 Leute auf einem Zimmer. Die Betten waren doppelstoeckig, Zwischen den Betten waren kleine haenge Schraenke in denen wir unsere Waesche unterbringen konnten, doch die Waesche musste exakt im Schrank gestapelt sein. Das gleiche galt auch des Morgens fuer unsere Betten, sie mussten genauso ordentlich gemacht sein, wie das Bett unseres Coparals. War das nicht der Fall, bekam die ganze Gruppe (Zimmer) zusaetzliche Strafarbeit aufgebrummt. Die darin bestand, dass alle aus dem Zimmer in 5 Minuten im Kampfanzug mit allen Klamotten, die man zum Einsatz brauchte unten in Reih und Glied zu stehen hatte. Und wehe da hatte einer etwas vergessen, Ja dann ging es los. Im Laufschritt marsch marsch, und das in voller Ausruestung. Dann hiess es weiter: auf nieder, auf nieder, auf nieder, auf marsch marsch, nieder, auf marsch marsch, das ging solange, bis einige nicht mehr konnten, und die wurden dann noch fuer andere Arbeiten eingeteilt.
 
Ja da wurden die groessten Angeber, besonders jene aus Deutschland, zu kleinen Wuermchen gemacht, da war nichts: "Ich bin der Groesste hier." Taeglich wurde marschieren geuebt, oft auch im Laufschritt marsch marsch. In den ersten Wochen hatten wir ohne Ausnahme alle Blasen an den Fuessen, manche Kumpels so schlimm, dass sie eine Woche brauchten, um wieder einsatzbereit zu sein. Oft wurden wir auch in kleinen Gruppen eingeteilt, die dann an Waffen ausgebildet wurden. Jede Gruppe an anderen Waffen,  bis wir alle die Waffen die auch zum Einsatz kamen durchgeübt hatten. Das wurde taeglich wiederholt, bis es auch der letzte verstanden hat. Oft wurden wir auch von den Ausbildnern schikaniert, mit Trinkwasserverbot oder auch, wenn ein Kamerad Pippi machen musste, und es ihm dann nicht gestattet wurde. Die Ausbilder waren ueberwiegend Korporale und Unteroffiziere. Oft wurden wir auch bestraft mit Liegestuetzen, wer nicht zugehoert hatte, musste 25/30 Liegestuetz machen, manchmal sogar 50 Stueck. Auch wurden einige von uns am Granatwerfer ausgebildet, das waren dann die  Jungs, die spaeter mit dem Kompaniechef unterwegs waren.
 
Dann gab es Tage, wo wir 40 Km Fussmarsch ueben mussten mit voller Ausruestung, manchmal wurde auch draussen uebernachtet, was wir vorher selbst nie wussten. Dann kamen Tage wo wir nur Sport trieben, nur dieser Sport war mitunter auch lebensgefaehrlich. Wir nannten diesen Parcours
"Indochinabahn." Diese Kampf-Bahn hatte so ihre Tuecken, man robbte mit einem Gewehr in der Hand unter gespannten Stacheldraht hindurch, diese waren nur 50 cm hoch über dem Boden. Wer nicht aufpasste, der hatte schnell eine Verwundung an Kopf, Haenden, Beinen, oder er hing fest mit seinem Kampfanzug. Da hiess es aufpassen,  nur mit voller Konzentration konnte man das schaffen. Dann kamen kleine Graeben, die mit Wasser gefuellt waren, man musste rueber springen, dann ging es zur naechsten Pruefung:  An einem Seil sich rueber hangeln über einem Graben zur anderen Seite. Weiter gings ueber einen dicken runden Holzstamm, der ueber einem vorgetaeuschten Fluss lag, auch wieder mit Wasser gefuellt. Dann steht eine 6 Meter hohe Eisenbahnschiene vor dir, die du mit deiner ganzen Ausrüstung erklettern musstest, und dann auch wieder zusehen, dass du gesund herunter kommst.
 
Dann folgte ein Wassergraben, den du durchqueren musstest. Er war mit Wasser gefuellt das dir bis fast zum Hals ging, und wenn du dann da raus kommst dann stehst du vor einer 2 Meter hohen Mauer, die du noch zu ueberklettern hast. Wenn nicht beim ersten Mal, dann eben beim zweiten Mal, oder du findest einen Kameraden, der dir dann zum Schluss noch hilft. In der Legion gab und gibt es das Wort nicht:  " Das geht nicht"! Auch wurden in der Ausbildung Marschlieder gelernt. Manchmal gab es 24 Stunden Wachdienst, taeglich wurden irgendwelche Uebungen gemacht, dann wieder zum Schiessplatz. Wer gut schiessen konnte, hatte beim Chef de Section gute Chancen weiter zu kommen. Auf der Indochina Bahn wurde alle paar Tage diese schweren Uebuneng durch gefuehrt, so manch einer blieb auf der Strecke, auch die Hitze hat uns zu schaffen gemacht. Dann gab es Zeiten, da wurden wir nachts aus den Betten getrommelt, der Caporal trillerte mit seiner Pfeife, und bruellte: "In zehn Minuten in  voller Ausruestung Marschbereit unten antreten," und wehe das klappte nicht, dann waren dann wieder Strafuebungen faellig fuer uns alle. Es gab auch halbe Tage frei, damit wir unsere Waesche waschen konnten.
 
Nur wenn man die Kleidungsstücke an der Waescheleine hatte, musste man dabei bleiben bis sie trocken war, sonst hat man dir die saubere Waesche geklaut und dafuer hing dann die schmutzige Waesche eines anderen an deiner Leine. Ja man sollte nicht vergessen, es waren auch dunkle Gestalten in der Legion. Die schlimmsten waren fuer mich die Leute aus dem Balkan, aus Italien und auch Spanien. Nach drei Monaten bekamen wir zum ersten mal 24 Std. Urlaub. Aber wenn du Pech hattest und dein Hemd hatte Knitterfalten, dann war es das schon, dann konntest du auf deine Bude und den Rest des Tages dort verbringen, oder in der Kasernen-Kneipe. Hattest du Glueck, dass der wachhabende Unteroffizier dich mochte, dann konntest du, wenn ihr drei Mann wart in die Stadt gehen, denn alleine war es nicht erlaubt durch die Stadt zu schlendern. Es ist schon vorgekommen das Einzelgaenger Tot im Stacheldraht wiedergefunden wurden. Auch war es verboten in die arabischen Freudenhaeuser zu gehen. Aber wo kein Klaeger ist, findet auch keine Verhandlung statt. So haben wir uns doch Freudentage schaffen koennen, indem wir auf uns gegenseitig aufpassten.
 
Meistens waren wir zum Apell abends wieder in der Kasene, oft sogar noch frueher, denn man wollte ja sein Abendbrot nicht verpassen und den leckeren Rotwein.  Es war nachts zu gefaehrlich - auch fuer franzoesische   Zivilisten - auf den Strassen herum zu prominieren, denn es gab auch unter den einheimischen Leuten, solche, die mit den Freiheitskaempfern zusammenarbeiteten.  Auch kam es vor, dass wir Sectionsweise des Abends Posten beziehen mussten, in voller Ausruestung und mit scharfer Munition, ausserhalb der Stadt Saida, obwohl wir tagsueber unsere normale Ausbildung und Lehraufgaben zu erledigen hatten. Ziemlich uebermuedet marschierst du dann noch zu diesen Posten, denn die Kameraden, die den Tag ueber hier verbrachten, wollten natuerlich auch ihre Pause haben. Wir standen noch bis morgens um 5 Uhr dort, und waren hundekaputt. Auch in der Umgebung von Saida lagen franzoesische Truppen stationiert. Auch Artillerie der französischen Armee lagen verstreut im Norden des Atlas Gebirges versteckt in Stellung.  Jede Komapanie musste irgendwann einige Sectionen abkommandieren zum Kartoffelschaelen, das war immer  eine Gaudi.
 
Denn wir hatten einen aelteren Unteroffizier, der dann immer auf uns aufpasste, ob wir auch die Kartoffeln nicht zu dick schaelten. Wenn er einen erwischte, der bekam gleich ein "Tete care", d.h. einen richtigen Boxschlag auf den Kopf, das gehoerte alles zur Erziehung und zur Ausbildung dazu. Beschweren konnte sich jeder wenn er wollte, doch es war immer besser es nicht zu tun. Denn was dann danach kam, war schlimmer, als der kleine Boxschlag. Und so lernte jeder laufend dazu. Auch das Verbot des Wassertrinkens, gehoerte zur Ausbildung. Man sollte lernen, am Vormittag so wenig Wasser wie moeglich zu trinken, damit man auch noch Wasser fuer den Nachmittag und fuer den Abend hatte, bis Nachschub kam. Alles hatte seinen Grund und war berechtigt. Nach 4 Monaten hing mir alles zum Halse heraus, denn ich hatte Heimweh und wollte nach Hause zu meiner Tochter. Ich durfte aber nicht nach Hause schreiben, es war das erste Jahr verboten, und so wusste meine Mutter gar nicht wo ich war. Aber auch ich hatte nichts neues aus Deutschland erfahren. Ich trieb mich mit den Gedanken herum abzuhauen.
 
Zur Zeit des Indochinakrieges wurde Desertion mit dem Tode bestraft. Nach dem Indochina Krieg wurde Desertion mit 45 Tage Bau und anderen Schikanen bestraft. Ich lernte Heinz Hilgers kennen, er stammte aus Monheim, von Solingen etwa 20 Km entfernt. Er war in einer anderen Kompanie, wir verstanden  uns gut, wenn wir unseren Waschtag hatten
und wir auf unsere Waesche aufpassten, hatten wir zwei immer gute Gespraeche, wir sprachen von zuhause und wie bloed wir waren ueberhaupt hier her gehen konnten. Er war ein ruhiger Typ rauchte nicht und trank nur massvoll. Eines Tages sagte Heinz zu mir: " Hoer mal Achim, ich will abhauen, machst du mit?" " Du meinst, du willst desertieren?" " Ja, denn ich habe die Schnauze voll von dem Verein, ein Mensch kann ja eine Menge ertragen, aber was wir hier mitmachen muessen, ist doch reinste Quaelerei und dann noch diese wahnsinnige Hitze!"  "Da hast du recht Heinz. Eine harte Ausbildung muss beim Militaer schon sein, aber das hier ist noch schlimmer als Sklaverei. Hier werden junge Maenner zu Sklaven erzogen, man ist schlechter dran als ein Tier." Ich gab Heinz einen Wink." Komm wir gehen nach draussen, wo uns keiner hoert. gingen runter zum Hof, um ungestoert reden zu koennen.
 
Wir gingen runter zum Hof, um ungestoert reden zu koennen. "Wenn ich nur schon diese Kaserne sehe, sie sieht aus wie jede andere, und trotzdem ist sie hier irgendwie anders. Sie wirkt so abstossend mit ihren drei Haeuserblocks und dem weissen Anstrich. Nicht genug, dass man von morgens bis abens gedrillt wird, nein man muss auch noch des oefteren zwei Stunden Kartoffeln schaelen."  "Ja Heinz, ich verstehe dich und glaube mir, ich habe noch einen triftigeren Grund abzuhauen. Aber wenn wir es machen, und sie uns schnappen, dann sind wir zwei geliefert Heinz. Wie es in Indochina ablief  haben wir gehoert, wir wissen auch, dass die Todesstrafe abgeschafft wurde. Aber 45 Tage Bau wird sicher kein Zuckerschlecken sein. Dazu kommt dann noch die Schikaniererei der Unteroffiziere."   "Ich weiss Achim, das habe ich alles schon mit einkalkuliert. Immer noch besser im Bau, als hier jeden Tag diese Quaelerei auf den Ausbildungsplaetzen, wo man bitten muss, wenn  du mal pinkeln musst oder einen Schluck Wasser trinken moechtest. Ich habe schon so manchen Schweisstropfen auf diesen Plaetzen gelassen, und so manchen Arschtritt erhalten.
 
Das ist doch nicht mehr menschlich Achim. Hinzu kommt, wenn wir wirklich mal in die Stadt Saida duerfen, musst du noch aufpassen, dass dich die Araber nicht abknallen, und wir duerfen nur zu dritt in die Stadt gehen." Ich sagte: "Nun ist ja schon gut, rege dich nicht auf, denn ich bin doch in der gleichen Lage, und viele hunderte andere auch." Die Offiziere in der Legion kamen ueberwiegend von der franzoesischen Armee. Sie waren galant und zuvorkommend. Aber wehe, wenn ein Unteroffizier ein Deutscher, Itakka, oder ein Serbe war, da gab es nichts zu lachen, sie behandelten dich wie ein Stueck Vieh. Ich sagte: "Hoer zu Heinz, komm morgen frueh zu mir. Wenn du dann noch den gleichen Gedanken hast wie heute, dann bin ich bereit mit dir das Ding zu drehen, egal was danach kommt. So nun lass uns jeder auf seine Bude gehen, sonst fallen wir noch auf, bevor wir ein Schritt gemacht haben." Am naechsten Morgen, ich war mich gerade am Rasieren, kam Heinz zu mir und sagte: "Achim ich bleibe dabei." "Ist gut, kein Wort mehr. Wir treffen uns heute Abend in der Kasernen Kneipe."  ich rasierte mich fertig, zog mich korrekt an und stand bereit zum Dienst.
 
Ich habe schon so einiges ab meinem zehnten Lebenjahr gesehen und auch mitgemacht, sicher ich fand das hier auch tierisch und unmenschlich was da so gemacht wurde mit einem. Aber man musste auch weiterdenken, denn spaeter war man im Einsatz dankbar, wenn man am Nachmittag noch genug Wasser in seiner Flasche hatte, um sich abends eine Bruehe warm machen zu koennen. Ich haette diesen Schritt in die Legion nicht gemacht, wenn ich kein Kind gehabt haette, denn fuer mich war es auch ein zu Hause in der Armee, man war nie allein, da waren immer irgendwelche Kameraden, die das gleiche Schicksal hatten. Ja, jeder hatte einen anderen Grund, um hier Dienst machen zu koennen. Disziplin, Kameradschaft, Gehorsam, das schweisst auch zusammen. Am Abend, als wir frei hatten, trafen wir uns wie verabredet in der  Kasernen-Kneipe. Es war sehr laut und man verstand sein eignes Wort nicht mehr richtig. Doch fuer unser Gespraech war die Lautstaerke gut. Heinz und ich wir schmiedeten unseren Plan, welcher gluecken musste, sonst gnade Gott!
 
Am Sonntag war es dann soweit, wir zogen unsere beste Uniform an, machten uns richtig schnieke, so dass uns der wachhabende Unteroffizier keinen Knueppel zwischen die Beine schmeissen konnte. Und es klappte, wir waren an der Wache vorbeigekommen und schlenderten in Richtung Stadt. Was mich gewundert hat, war, dass der Unteroffizier nicht den dritten Mann beanstandet hatte. Aber das war jetzt nicht mehr so wichtig. Wir waren jetzt erstmal draussen und waren froh, die Freiheit zu geniessen. Zu Mittag assen wir in einem franzoesisch gefuehrten Restaurant. Da wir immer nur Tagesurlaub bekamen, mussten wir immer abends um 22 Uhr zum Appell im Zimmer sein. Da man aber am Tage die Stadt  nicht verlassen  konnte, ohne von der Militaerpolizei gesehen zu werden, konnten wir es nur am Abend wenn es dunkel wurde versuchen. Ab 20 Uhr zog sich die Militaerpolizei zurueck in die Kaserne. So durchstreiften wir die Stadt und fanden auch das Militaerpuff. Da wir noch sauber angezogen waren, stolperten wir ganz freudig in dieses hinein, tranken einiges und erledigten unser "Geschaeft". Dann war es endlich soweit.
 
Um 21 Uhr zogen wir unsere weissen Kaeppibezuege von unseren Muetzen und schlichen uns davon. Von nun an waren wir auf uns selbst angewiesen, wir wussten auch, wenn uns die Araber erwischen wuerden, dann wären wir geliefert gewesen. Also hatten wir ab heute Abend zwei Feinde die uns suchten. So ganz wohl war mir bei der Sache nicht. Wir nahmen Kurs auf's Araberviertel. Diese Gegend war fuer Legionaere verboten, und doch waren wir nun hier. Der Hass der Araber war sehr gross und hinzu kam der Fanatismus des Islams. Als wir durch das Araberviertel liefen, war mir echt ein bisschen flau, denn wir hatten keine Waffen bei uns, nicht mal einen Stock. Doch es gab nur eins, durchkommem oder sterben. Aber wer stirbt schon gerne noch dazu freiwillig? Die kakifarbene Uniform war schon auffaellig genug, so dass wir doppelt vorsichtig sein mussten, den hinter jeder  Mauer lauerte der Tod. Vor Tages Anbruch wuerde man uns nicht verfolgen, denn es war zu gefaehrlich, eine Kompanie Soldaten nachts auf Suche zu schicken, weil die Freiheitskaempfer immer  auf der Lauer lagen.
 
Am Ende der Stadt kamen wir an einen Stacheldrahtzaun und kletterten darueber. Ich haette mir gern eine Zigarette angezuendet, aber die Gefahr war zu gross und es waere leichtsinnig gewesen, das konnten wir uns nicht erlauben. Als wir die Stadt hinter uns hatten, liefen wir etwa eine Stunde im Laufschritt, denn wir wollten einen guten Vorsprung haben.  Wir kamen durch abgebrannte Waelder, und unsere Kakiuniformen  nahmen langsam eine dunkle Farbe an. Nach etwa zwei Stunden Fussmarsch, legten wir die erste Zigaretten Pause ein. "Mensch habe ich einen Durst." sagte Heinz. "Meinst du, ich hätte eine Wasserquelle im Mund? Warte erst mal den morgigen Tag ab, dann geht es uns noch viel dreckiger, denn wir haben weder zu Essen noch zu Trinken mit dabei." "Wir werden das schon schaffen," sagte Heinz. Nachdem wir unsere Zigarette geraucht hatten, setzten wir unseren Weg fort. Als der Morgen kam, waren wir schon richtig abgekaempft. Um 9 Uhr sagte ich: " Heinz wir muessen uns hier irgendwo verstecken, so dass wir vor der Sonne geschuetzt sind, sonst halten wir das nicht mal bis zum Abend aus und verrecken vor Durst."
 
Wir versteckten uns, und fanden Schatten unter den Baeumen. Es war um die Mittagszeit, als wir Hubschrauber ueber uns fliegen sahen, doch man hat uns nicht entdeckt. Gegen Abend marschierten wir weiter und sahen ploetzlich Araber-Haeuser vor uns. Wir gingen auf diese Haeuser zu, und baten die Leute um Wasser, sie gaben uns Wasser und auch zu Essen. Dann zogen wir weiter, denn in der Nacht liess es sich besser marschieren als am Tage, und so liefen wir die ganze Nacht durch. Am naechsten Morgen suchten wir uns eine alte leerstehende Huette aus, um uns vor der Sonne zu schuetzen. In der  Huette lagen alte geflochtene Matten, und so legten wir uns hin und schliefen sofort ein , ohne noch ueber irgend etwas zu reden. Gegen Mittag wurde ich wach, denn der Durst liess mich nicht mehr schlafen. "Du, Heinz, wach auf! ich habe so einen Durst, dass ich nicht mehr schlafen kann." Er sagte "Ich schlafe nicht Achim, auch mich quaelt der Durst!  Ich sagte: Dann lass uns mal um die Huette gehen, vielleicht koennen wir hier Wasser finden." Wir fanden einen alten Brunnen und sahen auch Wasser unten.
 
"So, und wie kommen wir daran? fragte Heinz. "Komm mal zu mir Heinz, ich riss seine Aermel aus seinem Hemd und sagte weiter; such du eine Konservendose, ich werde aus unsere Aermeln, ein Seil machen. Als Heinz mit zwei Dosen wieder kam, hatte ich alle Aermel zerrissen so dass wir nun etwa 5 mtr. Schnur hatten. ich habe die Dose festgemacht und sie gleich in den Brunnen geworfen. Heinz sagte: "Hoer mal Achim ich habe frische Spuren von Kettenfahrzeuge gesehen, und leere Buechsen soviel du willst." "Das bedeutet Heinz, dass wir noch vorsichtiger sein muessen, sonst haben die uns bald am Arsch." Ich holte das erste Wasser hoch, wir rochen daran und fanden, dass es ok war. Als wir genug getrunken hatten, sagte ich: 'Heinz, ich glaube, dass es besser ist, wenn wir hier gleich verschwinden, denn wo Wasser ist, sind auch Menschen." So nahm jeder noch eine Buechse Wasser mit. Etwa drei Kilometer weiter von der Wasserstelle entfernt, suchten wir unter Baeumen neuen Schutz und blieben bis zum Abend. Dann ging es weiter in Richtung Westen, denn wir hatten zum Ziel, Marokko zu erreichen.
 
Was aber der Teufel leider nicht zuliess. Wir fanden am Morgen wieder eine verlassene Huette, hauten uns hin und schliefen sofort ein. Wurden dann nach knapp einer Stunde von Maschinenpistolenfeuer geweckt. Es waren regulaere französische Truppen, die uns in dieser Huette aufgestoebert hatten. Sechs Soldaten nahmen uns gefangen, und wir staunten nicht schlecht, denn draussen standen drei Kettenfahrzeuge (Halftracs). Das waren Fahrzeuge, die vorne Autoreifen hatten zum lenken und hinten mit Kettenraupen angetrieben wurden. So kamen die besser durch den sandigen Wüstenboden. Dass wir die nicht kommen gehoert haben dachte ich. Wir wurden mitgenommen und zu einer franzoesischen Kaserne gebracht. Und wie immer wurde jeder fuer sich separat verhoert. Danach haben sie mit Saida Kontakt aufgenommen. Am anderen Morgen waren zwei Unteroffiziere der Fremdelegion mit einem Militaerfahrzeug gekommen, die uns abholten. Obwohl die Sonne heiss herunter prallte, sah ich nur noch Schatten und Dunkelheit. In Saida mussten wir wieder zum Verhoer. Dabei bekamen wir Schlaege mit einer kurzen Pferde-Reitpeitsche, so dass wir in die Hosen machten, und dann erst recht gepruegelt wurden.
 
Als wir die Tortur ueberstanden hatten, kamen wir in das Militaergefaengnis. Die Zelle bestand nur aus einem Betonbett ohne Bettzeug. Zur Nachtzeit bekamen beide eiskaltes Wasser in unsere Zelle geschuettet, da wir nackt waren, haben wir gefroren und gezittert wie kleine Hunde. Aber auch solche Zeit gehen vorueber. Die ersten drei Tage haben wir nackt in der Zelle zugebracht, wie Affen im Zoo. Ich bin heute noch davon ueberzeugt, dass die Offiziere, das nicht gewusst haben, dass wir nackt waren in der Zelle. Spaeter haben wir erfahren, dass so etwas verboten war. Das ging sicherlich vom Unteroffizier aus, es war ein dreckiger Italiener, der uns so zu schaffen machte. Nur sich beschweren war sinnlos, denn die Beschwerde wuerde auf dem Weg an die höhere Instanz gleich verloren gehen. Nach drei Tagen bekamen wir richtige Kleidung und Schuhe, allerdings ohne Schnuerriemen. Der Unteroffizier (Italiener) war zum Glück nicht jeden Tag da, da kam in Caporal, der auch nicht viel besser war, aber er hat uns schon mal etwas durchgehen lassen, indem er uns mal eine Zigarette gab.
 
Wir hatten oftmals mehrere Stunden Sport auf dem Gefaengnis Hof. "Auf,  nieder, auf, nieder, im Laufschritt marsch - marsch! Dann wieder auf, nieder, auf nieder. Er drueckte uns einen Stock in die Hand. Dann mussten wir robben mit dem Stock in den Haenden und nach vorne ausgestreckten Armen. So krochen wir wie ein ungezogener Hund ueber den dreckigen Boden. Dieses Spielchen wurde staendig wiederholt. Hinzu kam dann auch noch die Hitze. Der salzige Schweiss lief dir in die Augen, das brannte wie Feuer, aber wir durften uns nicht den Schweiss abwischen, das gehoerte alles zur Erziehung dazu. Nach einigen  Tagen waren unsere Fuesse total voller Blasen, die uns dann der Sanitaeter von der Kompanie verbunden hatte, aber am anderen Tag ging das immer wieder von vorne los. Das musst du erst mal 45 Tage durchhalten! Ich kann mich noch gut daran erinnern: Eines Nachts holte uns der Coporal aus unserer Zelle, er drueckte uns eine Schaufel und einen Besen in die Hand, dann mussten wir zwei Eimer Wasser holen und bekamen einige Lappen in die Hand gedrueckt. Dann ging er mit uns zu einem der Aussenwachtposten, der etwa 3,50 Meter hoch war, zuoberst war ein grosser Scheinwerfer, der weit ins Umfeld leuchtete wenn er an war.
 
Dort oben lag nun ein toter Legionaer, den wir beide kannten. Er war aus Belgien, 23 Jahre alt. Er hatte sich von unten durch das Kinn in den Kopf geschossen, und sein Gehirn klebte an dem grossen Scheinwerfer fest. Wir seilten den Jungen ab und legten ihn beiseite. Dann kletterten wir wieder nach oben mit unseren Eimern und mussten dort alles reinigen bis alles blitze blank war. Der tote Kamerad blieb dort liegen, und wir konnten dann wieder in unsere Zelle. Nur der Schlaf war dahin nach diesem schrecklichen Erlebnis.
 
Dann endlich waren die 45 Tage Leidenszeit im Bau ueberstanden. Heinz und ich wir wurden getrennt, er kam in die zweite und ich in die vierte Kompanie. Von nun an gab ich mir grosse Muehe, um die Ausbildungszeit hinter mich zu bringen. Nach 6 Monaten Ausbildung kam ich in das dritte R.E.I. Regiment nach Bone, am Meer, an der Grenze zu Tunesien. Bone' war eine Hafenstadt an der algerischen Kueste und hatte etwa 115'000 Einwohner. Es war ein Handelsplatz und Ausfuhrhafen.  In der Naehe lagen die Ruinen von Hippo Regius. Unsere vierte Kompanie lag ausserhalb der Stadt Bone (heutiger Name = Annaba) auf einer grossen Apfelsinenfarm. Von dieser Farm aus wurden wir mit  LKW's zu unseren Einsatzgebieten transportiert oder mit den Bananen Helikoptern hingeflogen. Unser Einsatzgebiet war das " Hochland der Schotts," Kabylei, im Warsenis-Massiv.
 
Wenn wir von den Einsaetzen zurueck kamen, wurden erstmal unsere Waffen gereinigt, da ich Schuetze eines Maschinengewehrs war, hatte ich immer recht viel Arbeit  mit meiner Waffe, denn ich musste sie ganz auseinander nehmen, saeubern, oelen und wieder ordentlich zusammen bauen. Dieses M.G. wog 11kg plus die Reservemunition. Die Waffe musste immer einsatzbereit sein. Als M.G. Schuetze hat man auch noch eine 8 mm Pistole, so dass man sich selbst im Notfall  auch noch rechtzeitig verteidigen kann. Danach wurde unter freiem Himmel in freier Natur geduscht, dann wurden unsere salzdurchnaessten Kampfanzuege gewaschen und getrocknet, auch hier galt das: "Wer auf seine Klamotten nicht aufpasst, der hat eben das Glueck gehabt zweimal Waesche zu waschen, denn auch in den Kompanien gab es Leute, wie bei der Ausbildung, die sich die fertig gewaschene Waesche in ihren Schrank legten." Ich habe lernen duerfen, dass es verschiedenste Arten von Menschen gibt: dass es richtig faule Typen gibt, die mit Mensch sein nichts zu tun haben. In einer Maenner Herrschaft, wo nur Maenner das Sagen haben, findet man alle Charaktere wieder, und auch seinen eigenen.
 
Was ich an diesem "Sauhaufen" so interessant fand, war die Kameradschaft untereinander. In einer Armee muss sich jeder auf den anderen verlassen können, und Befehle muessen genau ausgefuehrt werden. Natuerlich gab es auch Ausnahmen, aber denen hat man in den Naechten beigebracht, was Naechstenliebe bedeutet, ohne wenn und aber. In der Kompanie hatte jeder seine Freizeit , aber auch seine Pflichten, die wir ohne zu meckern ausfuehrten, weil wir wussten, dass sie erledigt werden musste. Daneben gab es auch viele schoene Stunden, die ich nun nicht alle aufzaehlen moechte, aber gepokert habe ich gerne in meiner Freizeit, wir pokerten nicht um Geld, nur um Zigaretten. Oft haben wir Einsaetze durchgefuehrt, wo wir tagsueber gekaempf haben, und des nachts, in der Nähe unserer toten Feinde unsere kleinen Zweimannzelte aufgeschlagen haben. Wir waren froh, wenn wir schlafen konnten, was kuemmerten uns  die Toten. Dann wenn du gerade tief geschlafen hast, kam der wachhabende Caporal und weckte dich, damit du deinen Kameraden abloesen konntest, der auch fuer dich  2 Stunden Wache geschoben hat.
 
Dann stehst du da, zwischen den toten Freiheitskaempfern und deinen Kameraden, und oben in den Bergen von Kabylei wirkten die Chemikalien der Napalmbomben, die  die franzoesische Armee Stunden vorher dort abgeworfen hatte, um die Aufstaendischen auszuraeuchern. Was geht einem dann so durch den Kopf, beim Wacheschieben? Nachts ist es in den Bergen sehr kuehl, und du faengst an zu zittern, nicht weil es dir zu kalt ist, nein es ist die innere Unruhe, du moechtest dir eine Zigarette anstecken, aber es war verboten, denn das koennte deine letzte Zigarette gewesen sein, denn die  FLN hatte ihre Augen ueberall in der Nacht. Auch sie hatten ihre Scharfschuetzen. Dann am anderen Tag ging die Jagd nach Aufstaendischen weiter. Nach solchen Operationen war man wieder froh, wenn man zurueck in der Kaserne oder auf der Farm war und wir uns besseren Dingen widmen konnten. Natuerlich wurden wir auch auf der Farm beschaeftigt, zuerst werden ja nach jedem Einsatz die Waffen gereinigt, wie im Krankenhaus die Instrumente auch. Die Waffen ob jetzt Gewehr oder eine andere Schusswaffe, sie war deine beste Freudin in der Armee und haben dich schon des oefteren beschuetzt im Einsatz.
 
Hinzu kommt:
In der Fremdenlegion kannte man kein zurueck, sondern es ging immer nur vorwaerts, so mussten wir doppelt wachsam sein und jeder passte auf den anderen mit auf. Bei dieser Strategie konnte sich keiner Fehler erlauben, der Zusammenhalt war wichtig, wie in einer Familie. Wenn die Kompanie zwei Wochen auf der Farm war, dann wurden wir alle eingeteilt um verschiedene Arbeiten zu verrichten. Da gab es Schreibarbeiten, Reparaturen an Fahrzeugen, Reinigungen auf den Toiletten, der grosse Farmhof musste staendig gefegt werden. Es gab 24 Std. Wachdienste. Es wurden Leute eingeteilt, die Nahrungsnachschub mit LKW's besorgten. Munition wurde ausgeteilt usw. Auch fanden kleine Schulungen statt, fuer einige Sectionen. Dann gab es auch Waeschetausch, und Kameraden die fuer die Kueche abkommandiert wurden, um dort einige Stunden mit zu helfen, beim Kartoffel schaelen Gemuese putzen, nach dem Essen die Kueche und das Umfeld reinigen. Dann wurde die Nachmittagsruhe angepfiffen, da war Ruhe angesagt, meist bis 15 Uhr. Jeden Tag hatte eine andere Section Bereitschaft dienst.
 
In der Freizeit wurde gepokert, andere haben ihre Waesche gewaschen, wieder andere haben Briefe nach Hause geschrieben. Da ich nun schon ueber ein Jahr dabei war, durfte ich auch meine Briefe schreiben. So erfuhr ich, dass meine Ex-Frau Addi schwanger war, und das Kind bald zur Welt kommen  sollte, nur das Kind war ja nicht von mir, denn aus der Ferne kann man ja noch kein Kind zeugen. Meine Mutter hatte die Vollmacht von mir bekommen, die sie befaehigte, meine Scheidung voran zu treiben. So sollte das Kind nicht meinen Namen bekommen, sonst haette ich noch fuer das Kleine aufkommen muessen, obwohl ich gar nicht der Erzeuger war. Ein paar Monate spaeter schrieb mir meine Mutter, dass die Scheidung zu meinen Gunsten ausgefallen sei, und dass ich wieder frei sei.
 
Einige Tage nach der letzten Operation, waren wir schon wieder mit unserer Kompanie in den Bergen vom Warsenis Massiv in der Naehe von Orleansville. Auch hier war wieder das ganze dritte Regiment im Einsatz. Nach mehreren Stunden Marsch kam es dann ganz ploetzlich zu einem heftigen Scharmuetzel mit den Aufstaendischen. Dabei kamen uns franzoesische Duesenjaeger zu Hilfe, und es musste wohl eine falsche Position angegeben worden sein, denn ploetzlich schossen die Jaeger in unsere Stellung hinein, und es dauerte 15 Minuten bis dies abgestellt war, und die Jaeger dort ihre Napalmbomben abluden, wo sie hin sollten. Das ging uns ganz schoen die Muffe. Nachdem die Jaeger weg waren, mussten wir das ganze Gebiet durchkaemmen, und wieder  wurde geschossen was die Rohre hergaben. Dann eine Stunde spaeter hiess es Kompanie Stop. Nahrung aufnehmen. Mein zweiter M. G. - Schuetze, "Karmona  mein Zelt Kamerad"  machte uns einen kalten Kaffee. Als er mir den Kaffee überreichen wollte, brach er tot zusammem, von einer Kugel in den Kopf getroffen. Das Schlimme ist bei diesen Kaempfen, du weisst nicht wo der Feind sitzt. Nach kurzer Zeit kam ein Hubschrauber, der meinen toten Kameraden abholte. Nachdem der Hubschrauber weg war, hiess es wieder: "Vorwaerts Marsch". Da gab es nicht viel Zeit zum Nachdenken. Die Munition von unseren Freund "Karmona" hatten wir auf unsere Gruppe verteilt. Ja da zittern einem schon die Knie.
 
Das M.G. wurde immer schwerer auf meiner Schulter. Spaet abends holten uns unsere LKW's ab, und erst am anderen Morgen trafen wir dann auf unserer Farm ein. Dabei hatten wir kaum richtig geschlafen, denn auf den Mannschaftswagen, sass man eng bei einander, aber ein richtiges Schlafen kommt da nicht auf. Auf der Farm ging dann gleich alles wieder weiter, als wenn nichts passiert waere: Waffen reinigen, Kampfanzug und andere Dinge waschen, nach dem Mittagessen endlich zwei Stunden Schlaf. Danach ging alles so weiter, wie an anderen Tagen auch. Ein Sprichwort besagt: " Der Mensch ist ein Gewohnheitstier" Die letzten zwei Worte stimmen mit Sicherheit, in dieser Situation. Hier im Regiment konnten wir auch zu gegebener Zeit 24 Stunden Urlaub machen, das ging dann nur sectionsweise. Wir wurden mit dem Armee LKWzur Stadt Bone gebracht und durften uns auch frei bewegen.
 
Nach "Karmona's" Tod, wurde mir ein neuer zweiter M.G.-Schuetze zugeteilt. Sein Name war Emil Kroder, er stammte aus Bayern. Emil war ein lebenslustiger Mensch und ein guter Kamerad, auch verstand er gut zu organisieren. Ich wunderte mich oft, wenn wir im Einsatz waren und  nur 15 Minuten Pause machten, dann hatte er immer etwas organisiert zum Essen. Und, ohne Rotwein lief bei ihm gar nichts. Es war verboten zwei Feldflaschen zu haben, aber Emil hatte eine im Rucksack, und eine am Koppel, die im Rucksack war fuer abends, und die am Koppel war immer voll mit Wasser fuer den Tag.
 
Es gab so viele traurige Geschichten, warum so viele junge Menschen den Weg in die Legion wählten. Aber es gab auch genau so viele, die lieber heute als morgen diesen Verein velassen wuerden. Und wieder hoerten wir die Trompete Alarm blasen, ja, dann musste es schnell gehen, wir waren immer startbereit Hoechstens noch schnell in den Kampfanzug klettern und deine Marsch Schuhe anziehen dann standen wir bereit mit Sack und Pack vor unseren LKW's, und jeder von uns wusste, wo sein Platz auf dem LKW war. Diesmal ging es in Richtung Constantin, wo wir schon oefters Einsaetze hatten, nur diese Operationen dauern immer ein bis zwei Wochen. Egal ob Regen oder leichter Schnee faellt, du liegst jeden Abend woanders in deinem Zelt.
 
Meine Gedanken waren die meiste Zeit zu Hause, wenn wir im Zelt lagen. Ich musste viel an meine Tochter denken, meine Mutter hatte mir ein paar Mal ein Bild von ihr geschickt. Ich trug ein Bild meiner Tochter immer bei mir, auch wenn wir im Einsatz waren. Was mich am meisten im Zelt stoerte, war das daemliche Schnarchen von Emil, denn ich hatte immer Schwierigkeiten beim Einschlafen. Er sagte dann immer zu mir: "Wenn ich schnarche, dann stoss mich in die Seite." Nur das half auch nichts, er saegte weiter seine Baeume im Bayrischen Wald. Und ich torkelte am anderen Morgen herum, als waere ich am Vortag betrunken gewesen. An manchen Tagen hatte ich auch Glueck, dass ich vor ihm einschlief, so hatten wir immer einen Ausgleich. Emil und ich, wir waren beide ein, ein gespieltes Team und wir verstanden uns,  jeder wusste was im Notfall zu tun war. Wenn man so 10-12 Tage im Dreck lag, war man froh, wenn es wieder mal zur Farm ging, wo wir uns reinigen und unsere stinkigen verschwitzten Klamotten waschen konnten. Unsere Haare waren immer sehr kurz geschnitten, was ich gut fand, denn bei der Hitze waeren lange Haare hinderlich gewesen.
 
Emil Kroder der Bayer, und ich wir waren ein eingespieltes Team und wir verstanden uns auch untereinander sehr gut. Wenn wir 24 Stunden Permission hatten, waren wir beide immer zusammen, hier und da schloss sich Helmut Schulz mit uns zusammen. Er stammte aus Friedrichshafen am Bodensee. Er war ein grosser, gut aussehender Mann und auch ein sehr guter Schuetze, er stand immer in der vordersten Reihe mit anderen Kameraden, er war ein Volontaire = freiwilliger Voltigeur = Stosstrupp-Legionaer, die immer mit einer Maschinenpistole ausgeruestet waren. Und an der vordersten Front ihren Platz einnahmen. Diese Kameraden machen den gefaehrlichsten Jobb in einer Armee. Wir drei machten oft lange Spaziergaenge am Meer. In Bone (= Annaba), konnte man wunderbar am Meer entlang promenieren, und Emil war eben auch ein guter Weintrinker, aber nur wenn keine Gefahr bestand. Am Meer wurde es nie langweilig, da war staendig Bewegung, ein  Kommen und Gehen. Natuerlich gingen wir alle drei, bevor wir wieder zurueck fuhren zur Farm, bei den lustigen suessen Maedchen vorbei.
 
Und so freuten wir uns als wir wieder sicheren Boden unter den Fuessen hatten, und wir fuehlten uns nicht mehr so allein. Die Kompanie war unser zu Hause und sie gab uns in jeder Hinsicht Schutz. Egal wie brutal es dort manchmal zuging, zur Zeit war es unsere Familie. Und trotzdem war mein Heimweh staerker als jede Strafe die da  lauert, und so kam es wie es kommen musste. Helmut Schulz der Junge vom Bodensee und sein Freund Ivan ( Hans) Djorgevic er kam aus Jugoslawien. Sie  wussten, dass ich schon mal desertiert war, und sie baten mich ich sollte ihnen doch einen Tipp geben. So einfach geht das alles nicht ging es mir durch den Kopf. Da mich immer wieder das Heimweh, ueberkam und ich so viel an meine kleine Tochter denken musste, beschloss ich es noch einmal zu versuchen, diesmal ueber das Meer. Ich wusste auch, wenn es nochmals schief geht, dass ich geliefert war. Dann steht mir keine Tuer mehr in der Legion offen, denn das waere dann das zweite Mal, und das wuerde in "Siti Bel Abbes" mit dem Militaergericht enden. Und die Mindeststrafe waere sechs Monate Companie-Disziplin in Djendjen Burecs bei An Sefra, zwischen Kraida und Colomb Becher. Wer da hinkam war kein Legionaer mehr, sondern ein Disziplinaer. Dort wird dir deine Freiheit genommen, du bist auch fuer die Zeit die du da bist ein Sklave deiner selbst, du wirst dort unterjocht, du wirst einfach entmuendigt, du  bist ein Disziplinaer, du bist ein Nichts. Ich sagte zu Helmut und Hans (Ivan): "Kommt naechste Woche nochmal zu mir, aber bitte kein Wort mit einem anderen darueber reden".  
 
Nun war es wieder  einmal soweit, dass wir auszogen der FLN zu zeigen wer hier das Sagen hatte. Diesmal waren wir mit drei Regimentern unterwegs. Zwei Regimenter der Legion, die 13. Demi Brigade und das 3. Regiment Etranger Inochin (R.E.I). Die 13. demi Brigade operierte meistens im Sueden, in der Naehe von Colomb-Becher. Das dritte Regiment waren die regulaeren franzoesischen Fallschirmjaeger. Truppen, unter der Fuehrung von General Massue, der ein grosser Stratege war. Massue leitete die ganze Operation. Wir operierten diesmal in gross Kabylei, hatten aus unserer Kompanie 3 Kameraden verloren, die sehr schnell mit dem Hubschrauber nach Constantin ueberfuehrt und auch in  Constantin beerdigt wurden. (Constantin: algerische Wilayatshpstadt; 260,000 Einwohner, Zement,-Nahrungsmittel-, Metall- und Textilindustrie; viele mittelalterliche Bauten).  
 
Nach dem Scharmuetzel, und 4 Tage im Dreck wurden wir dann wieder mit LKW's  nach Annaba  "Bone," geschaukelt. Wir hatten Glueck und kamen erst spaet am Abend dort an. Das einzige was wir noch taten war unsere Waffen reinigen und duschen dann verschwanden wir totmuede in unseren Betten. Die naechsten Tage verliefen wie alle anderen Tage, auch wenn wir auf der Farm waren. Jeder hatte seine Aufgabe zu erfuellen. Dienst war Dienst, und Schnaps war Schnaps.
 
Nach einigen Tagen auf der Farm, standen Helmut und Hans= Ivan) vor meinem Bett, und wollten von mir wissen, ob ich nochmals mitmachen wuerde mit ihnen abzuhauen. "Kommt" sagte ich; Lasst uns jeder einen Besen holen, wir fegen den Hof und koennen uns dabei ungestoert unterhalten. Wie gesagt so getan, wir kamen zum Schluss, die Flucht über das Meer zu wagen, in der Hoffnung von einem Frachter aufgefischt zu werden. Entweder absaufen, verhungern und verdursten, durchkommen oder von der franzoesischen Marine geschnappt werden. Nun bereiteten wir uns auf den naechsten 24 Stunden Urlaub vor, um unseren Plan durch zu fuehren. Es war Ende Maerz 1960, ich war 25 jährig. Ich zog mir meine Winter Ausgangs Uniform an, schaute zu, dass ich ordentlich aussah, meine Schuhe sauber waren, und mein Legionsmuetze richtig sass.
 
Dann lief ich zum LKWw, und sah meine Kameraden Helmut und Ivan  die schon oben auf den Wagen sassen und ich kletterte zu ihnen. Dann als der LKW voll war, ging die Post ab in Richtung Bone (=Annaba). Eigentlich freute ich mich wieder in so ein Abenteuer einzusteigen, obwohl ich wusste, wenn das schief geht, kann die Hoelle fuer mich nicht heisser sein. Meine Kumpels werden hoechstens 45 Tage Arrest bekommen ohne Honig. Aber noch waren wir voller Hoffnung, optimistisch und leichtsinng. Was sehr schnell umschlagen koennte: in  Niedergeschlagenheit und Verzweiflung, du kommst dir dann vor, wie ein geknicktes Rohr, am Boden zerstoert. Nach der Ankunft in Annaba schlenderten Helmut, Ivan und ich gleich los um einzukaufen:  2 Brote und Hartwurst und liessen uns in Plastik Flaschen Trinkwasser fuellen. Dann versuchten wir, unseren Reisproviant in der Naehe einiger Holzboote zu verstecken. Da es noch sehr frueh war, spazierten wir am Wasser entlang, und suchten uns ein Boot aus, welches wir am Abend stehlen wollten. Ich erklaerte ihnen nochmals unseren Plan und gab ihnen zu verstehen, dass das was wir hier machen wollten zwei schwere Straftaten sind.
 
Einmal begehen wir einen Diebstahl, der in Deutschland auch hoch bestraft wird, denn ab drei Mann sind wir schon eine Bande und die wird hoeher bestraft als wenn wir nur zu zweit waeren oder einer allein. Ich hatte Ihnen schon im Vorfeld gesagt: "Wenn etwas schief geht, gibt es fuer euch 45 Tage schwersten "Bau", ohne wenn und aber. Ich sage euch das, dass ihr wisst was euch bevorsteht, damit ihr nachher nicht zu jammern braucht. Und merkt euch bitte, bei Verhoeren niemals luegen, sagt immer die Wahrheit, denn dann koennt ihr euch nie widersprechen, und ihr erspart euch so manche Ohrfeige. Ich werde die haerteste Strafe bekommen, weil ich schon das zweite mal diesen Weg genommen habe. Also jeder von uns weiss Bescheid. Und nun lasst uns den Tag geniessen, denn wir wissen nicht was uns bevorsteht, aber bitte besauft euch nicht, dann koennen wir gleich freiwillig ins Gefaengnis gehen." Wir gingen in ein Bistro tranken einen Kaffe Kalva und unterhielten uns ueber unwichtige Dinge. Dann besuchten wir noch ein Restaurant und assen zu Mittag, dabei erfuhr ich von Ivan, dass er ein Volksdeutscher war, sein Vater stammte aus Banat.
 
(Banat: Landschaft am Suedostrand der ungarischen Tiefebene, zwischen Marcos, Theiss, Donau und Suedkarpaten. Politisch groesstenteils zu Rumaenien und Jugoslawien gehoerig  ( seit1920). Hauptort = Temeschburg. Die Banater Schwaben behielten bis 1945 ihr Volkstum in geschlossenen Siedlungen; nach dem Kriege wurden sie groesstenteils ausgewiesen und vertrieben.)
 
Nach dem Essen promenierten wir bis spaet nachmittags am Meer entlang, und danach schlenderten wir zu unseren suessen Maedchen. Wir blieben dort, bis es anfing dunkel zu werden. Wir nahmen den gleichen Weg zurueck, den wir gekommen waren. Dann sahen wir wieder die Boote vor uns liegen, aber es war noch zu hell. So versteckten wir uns hinter einem alten Bootsschuppen. Es war nun schon halb neun abends, und unser  LKW musste schon in Richtung Annaba sein, denn sie warteten nicht wenn sich jemand verspätete. Dann als es dunkel genug war schlichen wir uns zu dem Boot, und ich holte noch das Wasser, die Wurst und das versteckte Brot. Ivan hatte das Boot schon losgebunden, die Ruder lagen noch auf den Boden, ich steckte die Ruder in die Gabeln und los gings mit unserem Himmelfahrtskommando.
 
Da diese Ruder oefter mal heraussprangen, habe ich sie mit unseren Gurteln festgebunden. Nach zwei Stunden rudern versuchten wir unser Abendbrot zu essen, hell genug war es, denn der Mond begleitete uns. Als wir mit dem Essen fertig waren, merkten wir, dass leichter Wind aufkam.
Nun entwickelte sich der Wind immer staerker zu einem Sturm, und die Wellen waren erst einen Meter, hoch, dann hatte man das Gefuehl die Wellen wären haushoch. Helmut und Ivan hatten ihre Schuhe ausgezogen und schoepften Wasser aus dem Boot so gut sie konnten. Ich versuchte das Boot zu drehen was mir auch gelang, und so hatten wir den Sturm von hinten, einmal waren wir hoch oben auf der Welle, dann wieder tief unten, dass man gedacht hatte jetzt erschlaegt uns die Welle. Ich konnte kaum noch die Ruder halten so waren meine Haende voller Blasen und voller Blut, und das Salzwasser tat sein uebriges dazu. Ich konnte das Boot nur mit dem Ruder halten, rudern war unmoeglich wir waeren sofort umgekippt. Ich weiss nicht, wie lange uns der Sturm zu schaffen machte, ich weiss nur noch, dass wir es geschafft hatten. Frage mich niemand, wie so etwas möglich war in dieser Nussschale einen derartigen Sturm zu überstehen. Wir drei waren uebergluecklich und zufrieden trotz meiner wunden Haende.
 
In der Zeit wo Helmut und Ivan das restliche Wasser aus dem Boot schoepften, betete ich ganz leise das Vaterunser vor mich hin. Denn realistisch gesehen kann kein Mensch so einen Sturm ueberleben, aber wir haben es geschafft, und da muss doch jemand seine Hand im Spiel gehabt haben. Ich blieb auf meinem Platz sitzen, und sagte zu den beiden Kameraden: Versucht zu schlafen, ich werde Wache halten". Keine fuenf Minuten spaeter hoerte man sie schnarchen, meine zwei Helden, ja sie waren fuer mich Helden, denn ohne sie waere das nie zu schaffen gewesen. Wenn ich heute so zurueckdenke, was ich selbst auf diesem Boot mitgemacht habe, dann erinnert mich das ein wenig an die Galeerenstraeflinge. Nur wenn da einer versagte dann war sofort wieder ein anderer da. Das konnten wir drei uns nicht leisten. Gegen Mittag brannte die Sonne erbarmungslos, ueber dem stillen Wasser flimmerte es vor Hitze. Wir zogen unsere Winterjacken aus, und legten sie ueber unsere Koepfe. Durch die Hitze schwollen unsere Lippen an und schmerzten, von weiten sahen wir ein grosses Ueberseeschiff, aber die konnten uns ja unmöglich sehen. Das waere das selbe: du suchst in  20 Meter Entfernung  eine Ameise, du wirst sie nicht sehen.
 
Dann am Nachmittag sahen wir ein grosses Schlauchboot auf uns zukommen. Einen Moment lang dachte ich, jetzt haben wir es geschafft, aber in der naechsten Sekunde sah ich, dass es ein Militaerboot der franzoesischen Marine war. Der Teufel wollte einmal mehr meine Seele, nur ich konnte sie ihm nicht geben, denn sie war verschlossen. Es gab nur kurze Momente wo sich meine Seele oeffnete. Ein Moment war hier auf dem Meer, als der Sturm vorueber war, und die Jungs den Rest des Wassers aus dem Boot schöpften und ich mein Vaterunser in Gedanken herunterleierte, denn ich war von der Taufe her ein Christ. Aber nicht vom Glauben her, also war ich unglaeubig. Was mir auch egal war. Die franzoesische Marine steuerte sehr vorsichtig seitlich an uns heran, und sie waren eigentlich sehr freundlich. Waffen hatten wir keine und so versenkten sie unser Boot nachdem sie uns an Bord genommen hatten und fuhren mit uns zum Mutterschiff. Gesprochen wurde nichts auf dem Boot, denn es war zu laut, man verstand sein eigenes Wort nicht. Ich glaube es war nur eine halbe Stunde Fahrt und wir waren auf dem Mutterschiff. Ich habe noch nie auf so einem grossen Kriegsschiff gestanden.
 
Wir bekamen neue Militaerkleidung und durften uns duschen, doch immer war ein Begleiter bei uns. Nachher bekamen wir etwas zu essen, und bekamen auch Zigaretten. Ich wunderte mich, warum uns die einfachen Soldaten so angafften, als kaemen wir drei vom Mond. Aber dann erfuhren wir beim Essen, dass sie alle geglaubt hatten, dass wir letzte Nacht abgesoffen waeren, denn sie hatten uns zwar auf dem Radar, aber dann waren wir ploetzlich weg. Erst heute Morgen waren wir wieder auf dem Radar-Schirm. Nun ging es nach Algier. Wir wurden auch nicht eingesperrt, das wunderte mich, hatte aber keine Bedeutung. Dann brachte uns ein Unteroffizier zum Kapitaen, es war noch ein sehr junger Mann und freundlich noch dazu.
 
Da ich vorher schon den Jungs gesagt hatte, dass sie immer die Wahrheit sagen sollten, hatten wir drei keine Probleme mit dem Kapitaen, denn er wusste schon wer wir waren, und welcher Einheit, sowie welcher Kompanie wir angehorten in Annaba (Bone) Ihr seid ja tolle Jungs, eiert mit einer Nussschale auf dem Meer herum. Ihr habt wirklich Glueck gehabt, dass wir euch heute morgen nochmals auf dem Radarschirm hatten, sonst waeret ihr in ein zwei Tagen mit euerem Kahn abgesoffen oder jaemmerlich verdurstet und ihr wuerdet fuer immer frei sein durch den Tod. Der junge Kapitaen stammte aus Colmar im Elsass. Er sagte: " Was habt ihr nun von eurem Fluchtversuch ? Gar nichts, ihr werdet hoch bestraft. Und du, er wandte sich zu mir, du wirst es am haertesten zu spueren bekommen denn bei dir ist es schon das zweite Mal gewesen. So das waers, morgen frueh werdet ihr abgeholt mit einem GMC (LKW), der euch ins Gefaengnis bringt. Alles Gute fuer euch drei! Ja das war Oel auf meine Seele fuer einen kurzen Moment, denn wer wuenscht einem schon alles Gute? Am anderen Morgen kamen zwei Fahrzeuge die uns abholten. Wir drei nahmen mit vier wachhabenden Legionaeren auf dem LKW Platz. Unter den vieren war ein Unteroffizier und ein Caporal sowie zwei einfache Soldaten der Legion. Gegen Abend kamen wir in Annaba (Bone) an, wir wurden gleich ins franzoesische Militaergefaengnis gebracht, und bekamen jeder eine Zelle fuer sich.
 
Bevor wir eingesperrt wurden, wiederholte ich es nochmals: Jungs bleibt immer schoen bei der Wahrheit, dann habt ihr nicht allzuviel zu befuerchten und ihr verstrickt euch nicht in Widersprueche. Mir bleibt nur das Militaertribunal in Siti Bel Abbes. Also macht es gut, sollten wir uns nicht mehr wiedersehen." Am naechsten morgen wurde ich zur Vernehmung geholt im Deuxieme Bureau "Geheimdienst". Dort im Buero erkannte ich unseren Capitaen de Companie, Capitaen  Le Mere. Er sagte: "Na, Wollschon war wohl wieder nichts. Ich hatte schon gedacht, du waerst da drueber hinweg. Machst deinen Namen richtig Ehre. Dann wurde er sehr ernst: "Zum Donnerwetter noch mal, ich hatte dich schon fuer eine Serganten Ausbildung in Siti Bel Abbes vorgeschlagen, nun hast du dir alles versaut." Er gab mir eine Urkunde, und eine Regimentsmedaille, es war eine Auszeichnung fuer einen militaerischen Einsatz, ich toetete einen FLN Mann  und erbeutete sein Maschinenpistole. Die Medaille bekam ich fuer die MP, nicht fuer den Toten. Im Kampf heisst es immer: der Schnellere bleibt am Leben. Im Krieg bekommst du eine Medaille fuer eine Waffe, der Tote wird nicht geehrt, ob Freund oder Feind. So ist der Mensch schon immer gewesen seit Kain und Abel.
 
Nachdem ich die Auszeichnug eingesteckt hatte, sagte er weiter: "Frage mich nicht , was jetzt aus dir wird. Da du das zweite Mal abgehauen bist, wird man dich wohl vor das Militaer Gericht nach Siti Bel Abbes bringen, und dann geht es ab nach Djendjen Burecs fuer 6 Monate. Dort ist nicht gut Zucker lecken. Ich dachte ja, der Wollschon ist vernuenftig geworden, hat die Fluchtgedanken aufgeben, wie man sich doch irren kann". Dann drehte er sich um und verschwand und ich habe diesen Mann nie wieder gesehen in meinem Leben. Auch meine zwei Fluchtgenossen Helmut und Ivan waren fuer immer verschwunden. Eineinhalb Jahre spaeter habe ich Heinz Hilgers in Siti Bel Abbes getroffen, als ich aus dem Gefaengnis zum Kartoffelschaelen abkommandiert wurde, im Vorbeigehen sagte Heinz mir, dass Helmut Schulz an einem Bauchschuss  verstorben sei.  
 
Nachdem ich die 45 Tage in Annaba abgesessen hatte, ohne Schlaege und ohne "Sport", brachten sie mich nach Siti Bel Abbes. Zwei Wochen spaeter, wurde ich zu sechs Monaten "Companie Disziplin" verurteilt. Eine Woche spaeter waren wir 30 Legionaere, die mit mehreren LKWs und Begleitschutz abtransportiert wurden.
 
Als Proviant bekamen wir zwei Dosen Sardinen und ein halbes Brot. Das musste reichen fuer elf Stunden Fahrt. Abzuhauen versuchte hier keiner, denn dann haettest du nichts mehr von deinen Sardinen gehabt! Am Ziel angekommen, sprangen wir alle von den LKWs, mit unseren Seesaecken, die nicht leicht waren, und mussten dann in Richtung der Kaserne gehen, die von einer sehr hohen weissen Mauer umgeben war. Nun waren wir keine Legionaere mehr, sondern Disziplinaere und mussten unsere Legionaersmuetzen abgeben. Wie Wachsfiguren standen wir nun mit dem Gesicht zur weissen Wand. Jemand der schlapp machte, hatte fuer die erste Zeit nichts zu lachen. Dann ertoente ein Kommando: " Rechts um, im Laufschritt, marsch, marsch." Wir mussten uns mit dem Seesack hinlegen, dann wieder aufstehen, marsch  marsch. Wieder hinlegen und mit dem Seesack ueber den Kasernenhof robben. Das war bei 45 Grad  Hitze nicht nur eine Qual, sondern es war unmenschlich. Es waren einige junge Maenner unter uns, die voll in die Hose geschissen haben, andere haben in die Hose uriniert, ja da schaltet dein Verstand aus.
 
Du bist nicht mehr Herr ueber deine Sinne, du bist nicht mehr der du einmal warst. Du musst dich so zusammenreissen, dass du die Kommandos noch mit bekommst, sonst bist du ein gefundenes Fressen fuer manchen Sadisten, und davon gab es einige von diesen Kriminellen.  Mir brannten die Haende salziger Schweiss lief mir ueber mein Gesicht, und verklebte meine Augen. Der ganze Koerper war voller Schrammen. Zum Schluss mussten wir noch bis vor das Buero des Oberfeldwebel robben und wieder standen wir mit dem Gesicht zur Wand. In der brennenden Sonne standen wir da, ohne Kopfbedeckung und warteten auf die weiteren Befehle. Einzeln wurden wir in das Buero des Adjudanten geschickt. Wir nannten unsere Militaernummer und gaben an, weshalb wir hier auf Companie Disziplin waren. Fast alle hatten das gleiche Motiv "Desertation". Anschliessend ging es im Laufschritt zur Kleiderkammer. Es gab andere Kleidung, ein altes Kochgeschirr mit alten, abgewetzten Loeffeln, Messer und Gabel bekamen wir nicht, denn es war schon vorgekommen, dass sich Disziplinaere damit das Leben nahmen.
 
Als wir dann alles hatten,  ging es weiter mit "Sport". Wer umkippte bekam einen Tritt in den Allerwertesten und wurde mit Wasser wieder auf die Beine gebracht. Schliesslich wurden wir in unsere Marabus (Huetten) gebracht. Diese Huetten waren aus Stein gebaut, aber das Dach war pures Blech, und wenn da die Sonne den ganzen Tag draufgebrannt hatte, dann konnte man vor Mitternacht kaum einschlafen. Vor der Huette war ein kleiner Hof, auf dem man ohne Schuhe nicht laufen konnte, denn es lagen tausende von spitzen Steinen dort. In der Huette selbst lagen am Boden auch nur spitze Steine, auf denen wir Schlafen mussten. Jeder Disziplinaer hatte zwei Decken bekommen entweder man deckte sich damit zu, oder man benutzte sie als Unterlage und schlief darauf. Ohne Unterlage konnte niemand einschlafen, denn du  haettest am anderen Morgen kaputte Knochen.  Nachdem wir alles auf unseren Plaetzen hatten, mussten wir auf den Kasernenhof  antreten, und dann zwei Stunden ueber den Hof rennen, auf und nieder auf und nieder robben, alle 50 Liegestuetz machen. Der Unteroffizier lief dabei zwischen uns durch und wenn du Pech hattest, dann stellte er sich mit einem Fuss auf deinen Ruecken und du bist unweigerlich zusammengebrochen.
 
Dann hiess es wieder auf auf, marsch marsch! Spaeter wurde auf dem Hof das Essen ausgeteilt, nur man hatte kaum noch  Hunger nach diesen unmenschlichen Anstrengungen. Einige haben nach dem Essen Kotzen muessen, weil der Magen die Nahrung nicht aufnahm. Um 21 Uhr mussten alle raustreten, und der Caporal ging durch die Huetten und verwuestete all das, was wir muehsam ordentlich hin gestapelt hatten. Dabei schrie er : Euch werde ich helfen einfach zu desertieren, man haette euch erschiessen sollen, dann braeuchten wir uns nicht hier mit euch herum zu aergern. Ihr wollt Soldaten sein, ihr Adenauer- Juenglinge? Wir werden euch noch den Arsch aufreissen, euch soll es vergehen, nur daran zu denken abzuhauen!" Als wir spaet abends in unsere Huete kamen, waren wir fix und fertig. Bei meiner ersten Desertion habe ich fast das Gleiche durchgemacht, ich wurde daher besser damit fertig als die meisten Neulinge hier. Am anderen Morgen wurden wir um 5 Uhr geweckt, 10 Minuten spaeter gab es zu Essen und nach 10 weiteren Minuten pfiff der diensthabende Offizier zum Antreten. Wer als letzter die Huette verliess, musste gleich 50  Liegestuetzen hinlegen.
 
Als erstes wurde wieder eine Stunde Sport getrieben, anschliessend die Haare geschnitten und um zehn Uhr war Rapport beim Capitaen. Wieder standen wir mit dem Gesicht zur Wand und warteten, bis jeder an der Reihe war. Die Sonne war wieder unerbittlich zu uns, sie wirkte so stark auf mich, dass ich fuer kurze Zeit erblindete. Das kam wohl daher, weil ich immer auf die weisse Wand schauen musste. Ich meldete das gleich dem Caporal, dieser jedoch gab mir gleich eine Ohrfeige, dass sich dachte mir springt das Gehirn raus. Er sagte: "Hier bist du in einer Strafcompanie." Aber das wusste ich schon seit gestern. Kommentare besser verkneifen. Etwa 10 Minuten spaeter, wie durch Gottes Hand konnte ich wieder sehen. Dann kam ich an die Reihe, die Verhoere waren irgendwie immer gleich. Als ich das Buero des Capitaens verliess macht ich eine falsche Kehrtwendung. Draussen musste ich gleich 50 Liegestuetz hinlegen, aber auch das ging vorbei. Wir waren in Sektionen eingeteilt, und da ich ein Neuankoemmling war, kam ich in die haerteste Sektion Nr. 3, dann gab noch Nr. 2 und Nr 1. Leute die in Nr. 3 waren arbeiteten im Steinbruch, auch ich gehoerte dazu.
 
Die in Nr.2 haben mehr Freiheiten gehabt und die in Nr.1 durften schon wieder mit zur Operation in den Kampf gehen, da wollte ich aber gar nicht hin. Einer der Disziplniaere hat wohl etwas Krummes angestellt, dafuer musste er ein Loch ausbuddeln, so dass er sich rein legen konnte, dann hat man dieses zugeschaufelt und er hat nur mit den Kopf heraus geschaut. Nachdem 6 Stunden Sonnenbad wurde er wieder frei geschaufelt, und wie wir spaeter erfahren haben, lag er 2 Wochen in Lazarett, und kam dann wieder zu uns in die Gruppe 3.
 
Ja das war schon ein Erlebnis, obwohl wir erst einen Tag dort waren, wussten wir nun woran wir waren, und was uns alle noch bevorstand. Wenn die Trillerpfeife an dein Ohr drang, wusste jeder von uns, antreten zum Appell. Der diensthabende Unteroffizier lief gemaechlich an uns vorbei, und wehe du hast deine Dienst Nr. nicht laut genug erwaehnt, dann waren wieder 50 Liegestuetzen faellig. Danach ging es im Laufschritt marsch marsch zum Geraeteschuppen, wo wir dicke Vorschlaghaemmer bekamen,  Brechstangen unterschiedlicher Groessen,  sowie Seile verschiedener Art, Kanthoelzer und auch Holzkeile in verschiedenen Groessen.
 
Der Rest bestand aus unseren Knochen und Muskeln die gebraucht wurden. Dann wurden wir auf 2 LKWs verladen und ab ging die Post in den Steinbruch. Der lag 30 Minuten entfernt von der Kaserne (Straflager) Der Steinbruch bestand aus Kalksandstein, und man musste gehoerig aufpassen, dass die einzelnen Platten die wir herausbrachen nicht zerbrachen, denn dann schlugen uns die Aufpasser mit Meter langen Seilen und lachten uns aus, und staendig wiederholten sie sich: "Wir werden euch Adenauer-Juenglinge schon noch euren Arsch aufreissen. Rauchen war verboten, und auch Unterhaltung war nur erlaubt, wenn es die Arbeit betraf. Das ging dann bis Mittag im gleichen Rhythmus, wenn du Pippi machen wolltest, musstest du  um Erlaubnis bitten, das gleiche galt auch wenn du Durst hattest, ohne fragen ( Bitten ) gab es nichts. Kurz vor Mittag wurden die Steinplatten, die wir ausgegraben hatten, gemeinsam auf die LKWs verladen, dann ging es zurueck ins Lager. Dort wurden die Kalkplatten abgeladen und aufrecht stehend befestigt. Dann ging es im  Laufschritt marsch marsch zum Geraeteschuppen, um dort die Haemmer, Brechstangen, Seile und die Holzkeile abzuliefern.
 
Danach ging es weiter im Laufschritt zum Hof der Disziplinaere, es wurden noch zwei Runden im Laufschritt absolviert. Dann durften wir uns auf unserem kleinen Hof vor dem Marabu (Huette) waschen, kurze Zeit spaeter trillerte die Pfeife wieder: antreten um das Mittagessen in Empfang zu nehmen. Danach wurde zwei Stunden Pause verordnet, wer wollte konnte auch seine Waesche waschen. Nur die Sonne kannte kein Erbarmen, und von wegen Pause, ja wir brauchten nichts tun, aber die Hitze im Marabu war unertraeglich. Ich bin mir sicher, wenn wir Eier gehabt haetten, haetten wir sie dort oben braten koennen, solcher Hitze waren wir taeglich aus geliefert und draussen auf dem Vorhof gab es ueberhaupt keinen Schatten. Wir hatten zwischen 45 - 50 Grad Hitze in der Sonne. Wer kann mir in dieser Welt erklaeren, was das ganze noch mit Strafe zu tun hat, und das im 20. Jahrhundert. Dass Menschen wie der letzte Dreck behandelt werden, und wir es im 21. Jahrhundert weiterfuehren, und es auch noch unterstuetzen. Ja es stimmt. Jemand sagte einmal: " In Gedanken koennen wir lieben und morden, streicheln und verstuemmeln, zu GOTT beten und gleichzeitig den Nachbarn in die Hoelle stossen."
 
Djendjen Burecs war eigentlich eine ehemahlige Oase, die man zu einer Festung umgebaut hatte, denn die Disziplinaere bauten dort vielerlei Sorten Gemuese an, zudem Mangos, Papajas und andere Fruechte wurden dort geerntet. Die Disziplinaere, die in der Gruppe Nr. 2 waren durften abends das Gemuese und andere Fruchtbaeume mit Wasser erquicken. Auch gab es ein ueberdachtes Schwimmbad mit einer dazugehoerigen  Bar fuer die Offiziere, ja da war kein Mangel fuer die herrschende Klasse, wie es eben beim Militaer zugeht. Es wurden auch Feste gefeiert, denn Frauen hatten die Franzosen genug. Es gab eben auch viele junge Maedchen, die als Gefangene in Zelten ihren Dienst tun mussten, diese Frauen wurden von Regiment zu Regiment gekarrt, damit die Offiziere und das Fussvolk (DIE SOLDATEN ) ihr Vergnuegen bekamen. Sicher die Frauen wurden dafuer bezahlt, das moechte ich schon erwaehnen, aber wer bezahlt nachher fuer ihre kaputten Seelen? So hatten die einen die Freude am Leben,  die anderen die Qual zu tragen. Wie liebevoll die Armeen in der heutigen Welt doch sind. Sie machen menschliches Hackfleisch auf Kosten der Steuerzahler.
 
Nach der Mittagspause gab es immer den gleichen Ablauf: Trillerpfeife, antreten zum Appell zwei Runden auf dem Hof im Laufschritt marsch marsch, dann weiter zum Geraeteschuppen, Handwerkszeug wie am Vormittag in Empfang nehmen, im Laufschritt zu den LKWs, dann ging es wieder dreissig Minuten lang zum Steinbruch. Bis 6 Uhr abends wurde geschuftet was die Knochen hergaben. Ich selbst habe mich nur auf die Arbeit konzentriert, denn so verging die Zeit schneller, als wenn ich mich an unsinnigen Gespraechen beteiligte, was dazu fuehren konnte, dass du gleich an Ort und Stelle bestraft wurdest, so auch an diesem Nachmittag.
 
Ein Berliner Grossmaul konnte sein Maulwerk  nicht in Zucht halten, dafuer wurde er sehr hart bestraft. Man gab diesem jungen Berliner einen alten halb zerfetzten Rucksack, der keine normalen Tragriemen hatte, sondern diese waren aus Draht. Dann musste unser junger Freund diesen Rucksack mit Steinen fuellen und zwei andere Disziplinaere mussten dem jungen Mann den Rucksack auf dem Ruecken befestigen, und dann hiess es fuer diesen  Jungen: Im Laufschritt marsch marsch, dann einige Kniebeugen mit dem schweren Rucksack, dann weiter im Laufschritt, das ging solange, bis dieser Junge zusammen brach. Seine Schultern bluteten, der Draht hatte sich durch sein Hemd gescheuert, und sein salziger Schweiss hat ihm den Rest gegeben, denn das Salz frass sich in seine Wunden. Der Junge schrie, nur wir durften uns nicht aufmucken, wir machten unsere Arbeit weiter als wenn nichts passiert waere. Wir haetten gerne geholfen, aber lebensmuede war auch keiner von uns, hier konntest du auch niemandem vertrauen, hier war sich jeder  selbst der Naechste. Am Abend erfuhren wir, dass unser Berliner Junge ins Lazarett eingeliefert wurde.
 
So vergingen die Tage, die Ablaeufe waren fast taeglich gleich bis auf die einzelnen Torturen.  Von den Disziplinaeren, die in Gruppe 2 waren, wurden einige zu Steinmetzen ausgebildet. Sie bearbeiteten dann die herausgebrochenen Steinplatten mit Hammer und Spezialmeissel. Auch Steinbloecke wurden dort zu Figuren verarbeitet, dazu spaeter mehr. Da wir staendig in Bewegung waren verlief die Zeit wie im Flug. Nun war ich schon 2 Monate im Steinbruch beschaeftigt, und ich wusste schon, wie man die Steinplatten am besten heraus bekam. Leider sollte es fuer mich der letzte Tag im Steinbruch werden, denn meine Kameraden haben beim Hochwuchten der Steinplatte nicht alle richtig festgehalten, und die Platte sauste nach unten, schlug auf mein Knie, und verletzte dieses so sehr, dass ich sofort vom Flugplatz "An Sefra"mit einem Helikopter nach Oran geflogen wurde, in ein Zivilkrankenhaus. Dort wurde eine Roentgenaufnahme vom Knie gemacht, und man stellte fest, dass das Knie einen Knochenriss hatte, sowie zwei Fuenfmarkstueck grosse Loecher die Aussenhaut zerstoert haben. Das Knie wurde in Gips gelegt und wo die offene Wunde war, hat man eine Oeffnung im Gips gelassen, so dass die offene Wunde taeglich behandelt werden konnte. Natuerlich wussten die Aerzte und auch die Schwestern, dass ich ein Legionaer war, aber sie wussten nicht, dass ich ein Disziplinaer in einer Strafcompanie war. Doch einer der alten Aerzte sprach auch Deutsch, er war bei den Franzosen als Freiheitskaempfer in Frankreich taetig in der Nazizeit. Ja und diesem Mann habe ich viel zu verdanken, denn er stellte die Diagnose immer schlimmer dar, als der Zustand des Knies in Wirklichkeit war.
 
Und so durfte ich drei Monate in diesem Krankenhaus verweilen, bekam gutes Essen und auch die Krankenschwestern waren alle sehr nett zu mir. Auch die Aussicht von meinem Zimmer war hervorragend, mein Fenster lag zum Meer gewandt. Am vorletzten Abend kam der alte Arzt zu mir und sagte: " Wenn du in Djendjen Burecs ankommst, lauf nicht gleich wieder wie ein junger Hund, sondern hinke ruhig ein bisschen, so dass du nicht mehr weiter im Laufschritt rennen musst, und auch keine Liegestuetzen mehr machen musst. Ich habe das in deiner Akte vermerkt. Ich wuensche dir alles Gute,  und so halte dich daran, was ich dir gesagt habe. Ich habe leider diesen wunderbaren Arzt nie wieder im meinem Leben gesehen. Dann am anderen Morgen kam ein Militaerfahrzeug und holte mich ab. Wir steuerten Siti Bel Abbes an und von dort ging es dann am anderen Morgen weiter nach Djendjen Burecs. Natuerlich habe ich in Siti Bel Abbes mein eigenes "Hotelzimmer" gehabt im Militaergefaengnis. Nun wusste ich, wie ich mich zu verhalten hatte,  ja ich hinkte anfangs wirklich ein wenig, und so zog ich es durch. Nun wusste ich, dass mir der Abschaum von Djendjen Burecs nicht viel anhaben konnte.
 
Ich war geschuetzt durch die Unterlagen des Arztes von Oran, die auch in Siti Bel Abbes von einigen hohen Offizieren der Legion gelesen wurden. Ihre Unterschriften unter diesen aerztlichen Dokumenten waren von hohem Wert fuer mich. Denn auch ein Capitaen einer Copanie hatte die Order aus zu fuehren, die von Oben kam. Ich war gerettet dachte ich, nur noch einen Monat, dann ist meine Strafe abgelaufen, das war meine Vorstellung, leider jedoch nicht diejenige der Offiziere des Militaergerichts. Als wir am  spaeten Nachmittag in Djendjen Burecs ankamen, wollte doch gleich so ein Scheisscaporal, dass ich im Laufschritt marsch marsch laufen sollte, doch der Unteroffizier, der mich von Siti Bel Abbes begleitet hatte, gab gleich eine Order weiter an den Caporal, dass er sich doch bitte zusammen reissen sollte, was er auch dann als Order annahm. Der Unteroffizer brachte mich vor das Buero des Capitaens, und ich stand mit dem Gesicht zur Wand. Zehn Minuten spaeter musste ich zum Rapport beim Capitaen, er fragte mich, wie es mir geht, ich sagte: "Es geht mir gut mon Capitaen, "Na hast ja 3 Monate Erholung gehabt, und nun bist du wieder hier bei uns".
 
Er fragte weiter: Weisst du auch was in den Unterlagen des Arztes steht?" "Nein mon Capitaen, aber ich weiss was er mir erzaehlt hat, dass ich keinen Laufschritt marsch marsch mehr laufen kann, und auch keine Liegestuetzen und Kniebeugen mehr ausueben darf." Der Capitaen rief den Caporal und ordnete an, dass Disziplinaer Wollschon in Gruppe zwei zu verlegen ist, und ab sofort von allen Sportarten befreit wird. Er bekommt neue Kleidung, und soll morgen frueh zu den Steinmetzen eingeteilt werden. Noch am gleichen Nachmittag wurde ich verlegt. Auch hier das gleiche Konzept, die gleichen Marabus (Hütten), die gleichen scharfen spitzen Steine. Am Abend dann die neugierigen Fragen der Kameraden, wie es denn in Oran im Hospital war, und das Thema Nummer eins der Maenner war, wie denn die Schwestern so waren. Ich sagte ihnen, dass ich mich im Hospital sehr wohl gefuehlt habe, und alle Schwestern mich fürsorglich und ruecksichtsvoll behandelt haben, das gleiche gilt auch fuer die wunderbaren Aerzte. Und ich hatte sehr viel Freiheiten, ich durfte draussen spazieren gehen  und lernte viele Leute unten im Aufenthaltsraum kennen, ich muss zugeben es war eine angenehme Zeit, leider ist sie nun vorbei.
 
Am anderen Morgen: wie immer um 5 Uhr wecken, 10 Minuten spaeter antreten zum Fruehstuecksempfang, wieder 10 Minuten spaeter antreten zum Appell, danach eine Stunde Sport. Da ich keinen Sport mehr treiben durfte, brachten sie mich  in die Kueche, um dort gekochte Eier zu pellen. Ja, es waren hunderte von Eiern, die dort gepellt wurden, fuer mich war es eine Abwechslung, und man bekam auch schon mal einen Schluck Wein ab. Dann nach einer Stunde wurde ich abgeholt und zu den Steinmetz Leuten gebracht, natuerlich es waren alles Disziplinaere die dort arbeiteten, unter der Aufsicht eines aelteren Caporals, der auch etwas von der Steinmetzarbeit verstand. So bekam ich drei verschiedene Groessen an Haemmern, und mindestens 30 Steinmetz Meissel dazu, zwei unterschiedliche Winkeleisen und einen Reissnagel, hinzu kamen noch Bleistifte in verschiedenen Dicken. Jeder Steinmetz hatte seine eigene Kiste in der er sein Werkzeug verstauen konnte, und die er am Abend wieder in der Geraetekammer abgeben musste. Es gab sechs Steinmetze, und jeder arbeitete an einem anderen Objekt. Es gab Steinplatten die 10 bis 20 cm Dicke hatten, und 1 bis 2 Meter lang sowie 1bis 1 Meter 50 hoch waren.
 
Die einzelnen Platten wurden mit anderen harten Steinen und Wasser von Hand solange bearbeitet, bis eine Seite der Platte ganz glatt war. Das dauerte oft einige Tage, bis sie die richtige Glaette erreicht hatte. Danach wurde die Platte rechtwinklig an allen Seiten glatt geschlagen. Nun begann die eigentliche Arbeit, wir bekamen grosse Schablonen (Muster) als Vorlage, z.B. Loewenmuster. Wenn sie auf der Steinplatte schablonisiert waren, konnten wir sie nach der Schablone bearbeiten. Dafuer brauchte man sehr viel Geschick und Fingerfertigkeit. So wurden grosse Kreuze des Suedens hergestellt, oder die Flamme der Legion. Auch wurden quadratische Sandsteinbloecke von 80 mal 80 cm hergestellt, die dann zu Loewen Koepfe bearbeitet wurden. Mir persoenlich machte diese Arbeit sehr viel Spass, doch auch hier lauerte immer Gefahr, denn es gab hier am Arbeitsplatz keinen Kran und auch keinen Gabelstapler, der uns die Steine oder die Platten, auf unsere Boecke hob. So mussten wir uns oft Kameraden holen die uns halfen die Bloecke zu heben oder sie zu transportieren, doch am Ende klappte meistens alles.
 
Moechte noch erwaehnen, dass wir auch Schutzbrillen bekamen, denn die Gefahr lag nahe, dass man durch winzig kleine Steinsplitter das Auge verletzen konnte. Da nun schon der 7. Monat ueberschritten war, und ich immer noch in Djendjen Burecs war, war mirklar geworden, dass ich sicher meine 5 Jahre hier abzusitzen musste, denn eine Eingliederung in einer operative Gefechts - Kompanie war nicht mehr moeglich aufgrund meiner Krankenakte. So habe ich mich damit abgefunden, diese Zeit hier zu verbringen. Ich war nun in Gruppe Nr. 1 gelandet, und bekam auch wieder meinen Sold, und so konnte ich mir Zigaretten kaufen, und andere Dinge die vorher verboten waren. Nur jetzt wusste ich, dass ich in ein paar Monaten wieder ein freier Mann sein wuerde wenn mein Kontrakt abgelaufen ist. Und die Generaele und die Colonels sowie die kleinen Offiziere und die Unteroffiziere und die grosskotzigen Capos koennen  mich alle kreuzweise, denn ich werde lebend nach Hause kommen, das war mein Ziel, und das habe ich auch sehr geschickt erreicht. Um bei so einem "Verein" ueberleben zu koennen, muss man bereit sein, einstecken zu koennen.
 
Mit anderen Worten bedeutet das: Seinen Verstand, Willen und seine Gefuehle (Seele) an der Rezeption abzugeben, was bei mir schon beim Eintritt in der Fremdenlegion in Paris passierte. Denn 1958 als ich in der Legion eintrat war ich 23 Jahre alt, zu der Zeit war meine Seele schon seit 13 Jahren zerschunden, und sie hat viele Hoellenqualen durch die Kriegswirren des zweiten Weltkrieges, und die Nachkriegsjahre erleben muessen. Ich habe mich oft gefragt, wie lange wird das meine Seele noch durchhalten?  Im August 1961 wurde ich nach 18 Monaten Strafkompanie, an das erste Regiment "Etranger de la Legion" zurueck ueberwiesen, dort habe ich noch fast 4 Wochen im Knast sitzen muessen, auch musste ich wieder zum Geheimdienst in Bel Abbes und ich wurde wieder befragt: "Wie war die Behandlung und das Essen?" Ich sagte, dass es gut war. Haette ich etwas Negatives ausgespuckt, dann waer es das gewesen, und ich haette den Rest von eineinhalb Jahren noch absitzen muessen.
 
Plötzlich ging alles sehr schnell: Wir waren 15 Legionaere, die  entlassen wurden. Wir wurden nach Oran gebracht und und durften wieder auf das gleiche Schiff, das uns seinerzeit nach Afrika brachte. Es war die SITI BEL ABBES, sie brachte uns wieder nach  Marseille, dann ging es weiter nach Paris, wo wir dann noch zwei Tage Aufenthalt hatten, warum weiss keiner. Dann fuhren weiter nach Offenburg mit zwei LKWs.
 
Heute war der 2. September 1961, der Tag meiner Entlassung aus der Fremdenlegion. In Offenburg bekamen wir neue Zivilklamotten und unsere Paesse wurden uns wieder zurückgegeben. Ich hatte mir in Djendjen Burecsin Gruppe 1 von meinem Sold immerhin soviel algerische Francs zusammen gespart, dass ich nun in Offenburg dafuer 300 DM bekam, das war immer noch besser als in die holen Hand zu spucken. Ich bekam  sogar einen Freifahrtschein von Offenburg nach Solingen-Ohligs. So ging meine Reise ueber Karlsruhe, Mannheim, Wiesbaden, Koblenz, Neuwied Koeln nach Solingen-Ohligs. Es war fuer mich eine sehr schoene und eindrucksvolle Reise in die Freiheit, entlang des Rheins, ueber den schon so mancher Liederdichter sein Herz ausgeschuettet hat. "Wenn das Wasser im Rhein goldener Wein waer."  Waehrend der Reise hoerte ich natuerlich wieder wie früher dieses Klick, klack klack. Klick, klack klack der Wagonräder und meine Gedanken wanderten wie wirr in meinem Kopf herum. Nun war ich 3 Jahre und 4 Monate in der Legion gewesen, habe die schwersten, unmenschlichen Dinge ueber mich ergehen lassen müssen, trotzdem wollte einfach kein richtiger Groll gegen diesen Verein aufkommen. Mit 23 einhalb Jahren, trat ich in die Legion ein, da wog ich 72 kg, heute dreieinhalb Jahre spaeter hatte ich noch ein Gewicht von 51 kg aber ich lebte immerhin noch und das war das Wichtigste fuer mich und ich freute mich, wieder ein freier Mensch zu sein. Sofern es ueberhaupt eine Freiheit gibt, denn es gibt immer Menschen, die uns unsere Freiheit beschneiden moechten. 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Der Legion entronnen - zurück in die Zivilisation
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21.  Der Legion entronnen - zurück in die Zivilisation
Als ich am spaeten Nachmittag in Solingen Ohligs ankam, ging ich ins Bahnhof - Restaurant und trank zwei Bier, danach schlenderte ich ganz gemuetlich in Richtung nach Hause, und schon war der "Brandstifter" wieder da: "Nach Hause willst du Achim? Hast du ueberhaupt ein zu Hause? Du bist ein Nichts, du hast nichts, du hast dein Kind allein gelassen, du bist ein Unruhestifter. Und jetzt bist du ein kaputter Typ"! Dann stand ich vor der Gartentuer oeffnete sie und ging direkt zur Haustuer und klingelte. Meine  Mutter oeffnete die Tuer, vor Ueberraschung schrie sie fast auf, wir umarmten uns, und weinten beide vor der Haustuer. Schluchzend sagte sie: "Achim mein Junge, ich freue mich ja so, dass du wieder zu Hause bist. Komm schnell rein." Ich sagte : "Mama ich bin froh, dass ich wieder gesund zurueck bin, die letzten Jahre, waren wirklich die Hoelle auf Erden fuer mich." "Setz dich, ich werde dir etwas zu Essen machen, siehst ja halb verhungert aus, und warum hast du uns nicht geschrieben dass du kommst?" "Mama ich habe es selbst erst im letzten Moment erfahren und konnte es auch nicht fassen." Meine Mutter lief aufgeregt hin und her, sie betrachtete mich, und sah es auch, dass ich eine sehr schwere Zeit hinter mich gebracht hatte.
 
"Wo ist denn Rita, man hoert und sieht sie nicht."  "Dein Bruder Herbert hat sie fuer ein paar Tage geholt, damit ich etwas Ruhe habe. Wenn du willst, dann fahre ich gleich los und hole das Kind." Herbert ist 1959 mit seiner Frau Grete und ihrem Sohn noch vor den Mauerbau aus dem Osten nach hier geflüchtet. Herbert arbeitet jetzt nicht mehr als Baecker wie in Seelow, sondern er arbeitet jetzt in einer kleinen Aluminium-Giesserei. Er verdient auch viel mehr Geld, sie leben zwar zusammen aber sie sind nicht verheiratet. Und auch dein Bruder Hans ist wieder aufgetaucht, nach so vielen Jahren. Du  weisst doch, dass er ein Hitlerjugendjahr in Uberlingen am Bodensee  machen musste. Als der Krieg zu Ende war,  wusste Hans nicht, wo wir alle geblieben sind, so ist er 1948 in die Ostzone gegangen, und hat in Aue eine Arbeitsstelle im Bergbau gefunden.
(Aue: Kreisstadt an der Zwickauer Mulde, Bezirk Karl-Marx-Stadt "Heute Chemnitz", 32000 Ew. Erzbergbau; Nickelhuette,  Maschinenbau Halbzeug Werk Auer-Hammer, Metall, Textilindustrie, Bahnknoten Meyers Handlexikon")
 
Und nach einigen Jahren hat er in der Provinz Brandenburg im Oderbruch Urlaub gemacht und so besuchte er auch die Seelower Hoehen. Wo die Russen und die Deutschen sich einige Monate lang bekaempft hatten. Die  Deutschen konnten der sowjetischen Armee keinen Widerstand mehr leisten, denn die Sowjetsoldaten waren besser ausgeruestet und in der Ueberzahl.  Ja, mein Junge und so kam Hans in Seelow bei der Baeckerei vorbei, in der euer Bruder Herbert 1945 Arbeit gefunden hatte. Er fand auch eure Tante Grete in Seelow wieder, denn Herbert hatte Hans die Adresse gegeben. Ja, Achim nun sind wir fast alle wieder zusammen bis auf mein Vater, der jetzt ja schon einige Jahre in Erkner wohnt mit der neuen Oma. Die letzte Neuheit ist, dass dein Bruder Guenter auch verheiratet ist, mit seiner Elsbeth. Sie wohnen oben in Solingen-Central. Und Herbert wohnt an der Haanerstrasse in Solingen - Weyer, ganz in der Naehe von Onkel Fritz und Hans wohnt mit seiner Anneliese in Solingen -Wald."  Ich sagte: "Habe gar nicht gewusst, dass unsere Familie so gross ist. Und das Wiedersehen mit Rita kann auch warten bis morgen, es kommt doch auf einenTag jetzt nicht mehr darauf an. Die Hauptsache ich bin wieder zu Hause und euch geht es gut.
 
Was habe ich nicht alles durchmachen muessen, weil ich Heimweh nach Rita hatte, aber nun bin ich hier und nehme an, dass es irgenwie weiter geht."  "Achim es geht immer irgendwie weiter im Leben, man muss es auch wollen. Du kannst bei mir weiter wohnen, denn Platz ist genug da, Guenter ist auch nicht mehr hier, und Paul hat mich verlassen. Er wohnt jetzt drueben auf der anderen Seite der Strasse. Er hat sich dort ein Sommerhaus aus Holz hin gebaut. Er wohnt allein dort, aber er ist meistens abends unterwegs. Meine Mutter fing wieder an zu weinen. "Tut mir leid fuer dich Mama. Ich mochte Paul sehr, denn er hat viel Verstaendnis fuer mein Handeln aufgebracht. Er hat immer ein Trostwort fuer mich gehabt. Wie lange ist er schon weg von euch?" " Seit einem Jahr, es tut mir am meisten leid fuer Rita, denn die zwei haben sich immer gut verstanden."  " Ja Mama, viele Menschen aendern sich, aber warum, das kommt nur selten ans Licht, die wahre Herzens-Liebe veraendert uns zum Guten oder auch zum Boesen. Die Liebe kann den Menschen  aufbauen, oder niederschmettern, das musste ich erfahren. Es ist wie beim EKG, mal reisst sie dich hoch, ein andermal schlaegt sie dich nieder.
 
Das schlimme ist Mama, keiner will die seelische Not des anderen hoeren, aber morgen koennte dieser Mensch schon selbst Hilfe in dieser Richtung brauchen. Ich denke Mama, so ist es auch bei uns beiden, ich glaube eines Tages kommt der Moment, wo wir beide ueber alles reden werden, der Tag ist sicher noch nicht reif, uns beschaeftigen noch so viele andere Dinge.  Zuhoeren, zuhoeren Mama, die meisten Menschen koennen  nicht mehr zuhoeren, wenn Menschen, die ihnen nahe stehen etwas beschaeftigt und bedrueckt.  Also warten wir bis wir beide bereit sind zu glauben, jetzt  bin ich bereit meinem Sohn mit offenen Herzen zuzuhoeren, und wenn auch ich bereit bin, dir Mama zuzuhoeren, vielleicht brauchen wir noch einige Jahre dazu. Doch lass uns bis dahin friedlich zusammenleben, ohne dummes Gerede,  danke Mama".  "Gut Achim, du kannst hier unten im Erdgeschoss wohnen, ich habe mich nach oben verzogen, seit dem Guenter verheiratet ist. Nachdem ich gegessen und meinen Kaffee getrunken hatte, legte ich mich ins Bett. Schon nach kurzer Zeit stand ich wieder auf und legte mich auf den Fussboden.
 
Ich deckte mich wieder zu und schlief fest ein. Ich erwachte erst, als ein Kind staendig Papa, Papa, das ist mein  Papa rief. Ich schaute auf die Uhr, es war 10 morgens, also hatte ich siebzehn Stunden durchgeschlafen. Meine Mutter kam herein und wunderte sich. Sie fragte mich: "Bist du aus dem Bett gefallen?"  "Nein, aber da ich eineinhalb Jahre auf spitzen Steinen geschlafen habe, war mir das Bett zu weich, und ich konnte nicht einschlafen. Dann sah ich mein Töchterlein endlich wieder, und ich sagte: "Bist du die kleine Rita, die so gerne ihren Papa sehen wollte?" "Ja, ich bin die Rita und du bist mein Papa". Sie kam in mein Bett gekrochen und drueckte mich an sich, dabei liefen mir die Traenen herunter und auch meine Mutter konnte ihre Traenen nicht zurückhalten. "Jetzt ist mein Papa wieder da, Oma!" Ich sagte: " Ja, meine kleine Sonnenblume jetzt ist dein Papa da." und mir liefen die Traenen pausenlos, es waren die Traenen, die ich dreieinhalb Jahre zurueckgehalten habe, aber es war fuer mich einer der schoensten Tage meines Lebens. Was hatte ich nicht alles ueber mich ergehen lassen um diesen Tag zu erleben, dann sah ich, dass wir alle drei weinten, es war schon ein ruehrender Tag, der mich sehr bewegte.
 
Nachdem wir uns beruhigt hatten stand ich auf.  Ich wusch, und rasierte mich, dann ging ich nach oben um zu fruehstuecken. Rita schob ihren Stuhl gleich zu mir herueber  und so assen wir drei gemeinsam Fruehstueck. Meiner Mutter konnte ich es ansehen, dass sie glücklich und zufrieden  darueber war, dass Rita ihren Vater wieder hatte. Am naechsten Tag fuhr ich mit Rita zu Tante Lisa nach Solingen - Weyer. An der Haustuer hob ich meine Tochter hoch, damit sie auch klingeln konnte, "Ja wem haben wir denn da?" fragte Tante Lisa.   "Na, Rita kommt, mein Papa ist wieder da, Tante Lisa."  Guten Tag Achim, wir freuen uns alle, dass du wieder da bist."  "Danke Tante Lisa, und wie geht es euch?" Na du weisst ja, man wird aelter, und man muss sein lebenlang arbeiten, ehe man zur wohlverdienten Ruhe kommt. Nun kommt erst mal rein." Die Tante kochte Kaffee und gab Rita etwas zum Spielen. "Na mein Junge, hast du alles ueberstanden?"  Wenn das nicht so waere, koennte ich jetzt nicht vor dir stehen, es wird schon wieder aufwaerts gehen." 
 
"Wir haben uns alle grosse Sorgen um dich gemacht." Ich glaube die groessten Sorgen habe ich mir selbst gemacht, denn ich wusste ja nicht, ob ich je wieder nach Hause kaeme. Und dann musste ich sehr viel an Rita denken, da packte mich immer das Heimweh." Kurze Zeit spaeter kam Onkel Fritz, er staunte nicht schlecht, als er mich sah. "Ich sehe doch wohl keine  Fata Morgana,  bist du das wirklich Achim? Siehst ja richtig mager aus, haben sie euch nichts zu Essen gegeben?" "Ach, zu Essen hatte ich schon, nur die Strapazen, die hinter mir liegen haben mich so mitgenommen.  Weisst du Onkel Fritz jemand sagte einmal:" Koerperliche Qualen ertraegt der Mensch. Den wissenschaftlich durchgefuehrten geistigen Verwirrungen aber ist er nicht gewachsen." Mehr moechte ich nicht darueber sagen."  "Ja, lass das Ganze mal ruhen, dann findest du dich auch schneller wieder in der Zivilisation zurecht." Dann sagte er: "Rita moechtest du die Tauben sehen?"  "Mein Papa ist doch hier." Ich verabschiedete mich von Onkel Fritz und auch von Lisa, also bis spaeter gruesst Wolfgang von mir.
 
"Komm mein Schatz, ich nahm Rita per Huckepack und nahm eine andere Strasse zur Autobushaltestelle, denn ich wollte nicht am Haus meines aelteren Bruders vorbeigehen, denn vielleicht wuerde Rita sagen: Guck mal hier wohnt Onkel Herbert. Und das wollte ich vermeiden. Meine Mutter, Rita und ich wir assen gemeinsam Abendbrot, dann brachte meine Mutter das Kind ins Bett, dann ging ich zu Rita und sagte zu Ihr: "Weisst du mein Kind, dass dein Papa dich sehr lieb hat?" sie sagte: Ich habe meinen Papa auch lieb." Dann gab ich ihr einen Gutenachtkuss und sagte: "Schlaf gut und traeume etwas Schoenes". Was mich wunderte war, dass das Kind ohne zu murren ins Bett ging. Als ich zurueck zu meiner Mutter ins Zimmer kam: Sagte ich : " Das nenne ich Erziehung Mama, hast ja dem Kind sehr viel Gutes beigebracht."  "Achim das musste sein, denn sonst waere ich nie fertig geworden mit ihr." Mama kannst du mir einen Hausschluessel geben?"  "Ach das habe ich ganz vergessen Achim, hier. Aber ich wollte dir noch sagen, das mit deiner Scheidung und das Kind das Addi noch zur Welt brachte, habe ich ja alles ausgeklagt." "Danke Mama fuer alles, aber an Addi habe ich am wenigsten gedacht.
 
Trotzdem bin ich froh, dass du das alles fuer uns getan hast. So nun will ich mal gehen."  "Komme bitte nicht so spaet nach Hause." "Lass mich nur machen Mama, ich muss erst langsam wieder Fuss fassen. Das geht nicht von heute auf morgen". Ich ging in die Stadt Ohligs und betrank mich, ich weinte einfach so dahin. Dann sagte der Wirt: "Hau ab hier, ich wankte betrunken nach Hause, ich legte mich wieder auf den Fussboden und es dauerte nicht lange und ich war auf der anderen Seite des Lebens. Am anderen Morgen schaemte ich mich, dass ich am Vortag soviel getrunken hatte, das konnte so nicht weitergehen, wenn ich fuer Rita sorgen wollte. Monate vergingen, ich arbeitete in einer Maschinenfabrik  als Gussputzer. Ich stand im Akkord - Lohn und erhielt 5 DM die Stunde und wir arbeiteten 6 Tage die Woche. An den Wochenenden ging ich oefter wie noetig einen trinken. Dann eines Tages kam ein Brief von der Sozialfuersorge, in dem stand, dass ich Dreitausend DM zurueckzuzahlen haette. Ich war wie vor den Kopf gestossen, kaum war ich wieder hier und schon ist Vater Staat wieder auf der Matte.
 
Ich fragte meine Mutter: Was soll das heissen Mama?" "Ja weisst du, als du damals weggingst, kam einer von der Fuersorge und wollte wissen, wie es dem Kind geht. Weil ich da noch nicht wusste, wo du dich aufhaeltst, bekam ich die Vormundschaft fuer Rita. Ich bekam Geld fuer das Kind, Kohlengeld (?) und Geld dafuer, dass ich Rita ernaehren konnte. Ich wollte es nicht annehmen, doch ich musste es."  "Wenn das so war, dann wollen wir auch die Sache ins Reine bringen. "So ging ich am naechsten Tag  zur Sozialbehoerde und sagte: Dass ich bereit sei, das Geld zurueckzuzahlen. Doch auf einen Schlag ginge das nicht. Wir einigten uns auf einhundert DM im Monat, ich verdiente damals 240 DM in der Woche, es muesste in einem Jahr zu schaffen sein. Die Wochen vergingen und ich konsumierte immer mehr Alkohol, und es viel mir schwer, mich wieder an ein normales Leben zu gewoehnen. Wenn ich nachts betrunken nach Hause kam, polterte ich durch das Haus, oft wurde meine Tocher Rita wach von dem Laerm und weinte. Meine Mutter sprach mir ins Gewissen, dass ich auch gewisse Pflichten haette gegenueber meinem Kind, und ich mit Alkohol keine Probleme loesen koennte.
 
Ja das sah ich ein, aber wenn ich 2-3 Schnaepse getrunken hatte, dann war es um mich geschehen, und alle guten Vorsaetze waren dann nur Schall und Rauch. Ein Jahr war ich nun schon zu Hause. Als ich eines Tages von einer grossen Sauftour kam, ging ich freiwillig in ein Landeskrankenhaus in Langenfeld und wollte eine Entzugskur machen. Ich war dort auch gut aufgehoben. Vier Wochen Kost und Logis ohne Alkohol war sehr hart, doch die Gruppe der Antialkoholika haben mich ueberzeugt und so wurde ich frei vom Alkohol. Diese Huerde war nun - hoffentlich für immer geschafft. Nun wollte ich mich aber um  Rita kuemmern und das tat ich dann auch. Rita und ich haben uns eigentlich sehr gut verstanden. An einem Sonntagmorgen sagte meine Mutter am Kaffetisch: "Achim, wie waere es  wenn du dir wieder eine Frau suchen wurdest, schon um des Kindes Willen. Bitte verstehe mich nicht falsch."  "Nur, so einfach ist das nicht, Mama, ich verstehe dich schon, wenn Rita naechstes Jahr zur Schule kommt, sollte sie eine Mama haben. Weisst du Mama die jungen Frauen sind alle verheiratet und wenn du eine findest, dann wollte sie sicher kein Kind mitheiraten, sie wollen nur den Mann."
 
Ich  werde schon noch eine Mutter fuer mein Kind finden Mama, kommt Zeit kommt Rat." " Na gut mein Junge, dann weisst du ja was ich meine. Ueberstuerze aber nichts." Am Abend lag ich noch lange wach, und sann darueber nach was meine Mutter mir vorgeschlagen hatte. Meine Mutter hatte gut reden, aber ich brauchte nicht nur eine Mutter fuer meine Rita, nein ich brauchte auch eine Frau fuer mich, und das war das Schwierige an der Angelegenheit. Aber gut, in erster Linie ging es um Rita. Eine sympathische Frau wuerde mir genuegen, die sauber und ordentlich ist. Ich wollte mich nie wieder verlieben, um so nicht enttaeuscht zu werden. Das Leben in Afrika in der Legion hatte mich hart gemacht, ja man schlief mit einer Frau, aber nur um seinen Sextrieb zu befriedigen, doch nicht aus Liebe, was doch eigentlich ein hohes Gut fuer Ehepaare sein sollte, um eine Familie zu gruenden. Zwei Frauen haben mich nun schon schwer enttaeuscht: meine Mutter in meiner Kindheit, und Addi, die Mutter meiner Tochter Rita, die mich verlassen hatte.  
 
Einige Tage spaeter an einem Samstag, ging ich mit meiner Tocher Rita nach Ohligs ins Zentrum. Ich kaufte mir einen hellblauen Anzug und schicke hellbraune Schuhe, dazu ein weisses Hemd. Schlipse hingen noch im Schrank, wem immer sie gehoerten. Dann ging ich mit Rita in ein Eiscafé, Rita bekam einen Kakao und ich trank einen Kaffe. Danach spazierten wir zwei zurueck zur Oma, die in der Kueche stand und das Mittagessen schon fast fertig hatte. Rita verriet der Oma gleich, was Papa alles fuer sich gekauft hatte, und auch dass wir im Eiscafé waren. Als wir dann am Mittagtisch sassen, sagte meine Mutter zu mir: "Achim es ist schoen, dass du da bist und so bin ich nicht mehr  allein mit Rita, und es ist ein Mann im Haus." "Danke Mama fuer die schoenen Blumen."  "Ja und ich hab meinen Papa, sagte Rita."So verging wieder eine Woche, und heute ist Samstag und nun wollte ich am Abend zum "Schwarzen Jupp" aber alleine, einfach so mich da hinhocken, nachdem ich soviel durchgemacht hatte. Dann am Abend zog ich mich an, ich verabschiedete mich von Rita aber auch von meiner Mutter, die noch zu mir sagte: "Junge pass auf dich auf, und hab viel Spass heute Abend." "Danke  Mama."
 
Man hoerte schon die laute Musik draussen auf der Strasse vor den "Schwarzen Jupp". Nun stehe ich hier, als waere es gestern gewesen, aber es sind nun schon neun Jahre her, als ich 1953 das erste mal hier mit meinem Bruder Guenter war. Ich lernte hier ja Ritas Mutter kennen, am liebsten waere ich wieder umgedreht. Doch dann kamen zwei Frauen und ein kleiner Italiener auf mich zu, denn ich stand immer noch vor der Tuer. Da sagte der kleine Itaka zu mir: " Draussen keine Frauen, drinnen haben viele Frauen, die anwesenden Frauen lachten und sagten kommen sie doch mit rein, und schon war ich mitten im Gedraenge. Die Frau die mit dem Itaka zusammen war sagte: kommen sie ruhig mit zu unserem Tisch. Das liess ich mir nicht zweimal sagen. Ich stellte mich vor, und erfuhr, dass die Frau die den dem Itaka zusammen war, Maria hiess, und die andere Johanna und der Itaka hiess Frederico. Zu dem Italiener sagte ich Fredi und die Sache war geritzt. Als der naechste Tanz anfing fragte ich Johanna ob sie denn mit mir einen Tanz wagen wuerde, sie nickte und schon waren wir auf der Flaeche, da ich eigentlich ein guter Taenzer war, kam ich gut bei Johanna an.
 
Als wir dann wieder zum Tisch zurueckkamen, stand ploetzlich der "Schwarze Jupp" an unserem Tisch. Also das darf doch nicht wahr sein, ich denke du bist in Afrika, bei den schoenen Maedchen? Ich entschuldigte mich bei den Frauen und ging mit Jupp zur Theke, denn dort war sein Arbeitsplatz. "Sag mal Jupp, woher wusstest du, dass ich in Afrika bin? Na deine geschiedene Frau Addi hat mir das erzaehlt, das ist dir ja ein Taeubchen, sei froh  dass du sie los bist,  denn was die hier so fuer Dinger losgelassen hat. Aber lassen wir das, wie geht es dir? siehst ja nich gerade aus als kommst du aus dem Urlaub." Jupp war es auch nicht, nur was hast du davon, wenn ich dir das alles erzaehlen soll, erstens wuerde die Nacht nicht ausreichen dafuer, und zweitens es ist vorbei, wem juckt das noch was war? Jupp so wie ich dich kennen gelernt habe, kannst du auch gut schweigen,"   "Ja Achim sonst waer mein Laden schon dicht." Jupp lass uns Freunde bleiben, mach uns beiden ein Pikolo auf, und lass die Kellnerin eine Flasche Roten bringen.
 
Nachdem ich den Pikolo getrunken hatte sagte ich: "Dann bis naechste Woche Jupp, will mich noch einwenig drehen". So zog ich ab. Am Tisch der Frauen entschuldigte ich mich, und tanzte den ganzen Abend mit Johanna. So erfuhr ich, dass Maria ihre Schwester war. Und Johanna nur an manchen Wochenenden die Schwester besuchte. Maria wohnt in Langenfeld, bei Opladen, und sie Johanna wohnte in Weze bei Kleve. So verabredeten wir uns fuer den naechsten Samstag. Wir, das heisst der Fredi und ich, wir brachten die zwei Fauen zur Bushaltestelle am Bahnhof Ohligs und sie duesten ab. Fredi wohnte nicht weit weg vom Schwarzen Jupp. Dort lebte er in ein Wohnheim und dieses gehoerte der Bundesbahn. Fredi und seine Arbeitskollegen arbeiteten an den  Gleisen der Bundesbahn. Fredi ging seinen Weg zurueck, und ich hatte 20 Minuten bis nach Hause. Am anderen Morgen stand ich um 7 Uhr auf, machte meine Morgentoilette, und ging nach oben, meine Mutter und Rita sassen schon am Tisch und warteten auf mich. Ich sagte guten Morgen und gab Rita ein Kuesschen: " Na, habt Ihr beide gut geschlafen? "Oh ja" sagte Rita. "Ja, ich habe dich kommen hoeren, um 1 Uhr." 
 
Sag mal Mama schlaefst du ueberhaupt nicht? Nach dem Fruehstueck moechte ich mit Rita in der Ohligser Heide ein wenig spazieren gehen, geht das?" " Au, ja Papa." Meine Mutter nickte nur, und sagte: "Kommt aber nicht zu spaet zum Mittagessen." Der Wald war nur 15 Minuten von uns  entfernt. Wir fanden Bucheckern, und  sammelten einige ein und gingen dann zum Schloss, nur schade das dieses Schloss so herunter gekommen war. Hier wohnten zwar Leute, aber nicht die Eigentuemer. Rita hüpfte immer vor mich her, "guck mal Papa" "guck mal Papa". Ich sagte jedes Mal, das machst du aber sehr schoen, und an dieser Stelle, faellt mir ein ganz kleiner, sauberer Witz ein, den mir mal jemand erzaehlt hat: "Eine allein erziehende Mutter kaufte ihrem 8-jaehrigen Sohn ein Fahrrad, die Mutter  wohnte in einem grossem Haeuserblock. Eine Woche spaeter konnte der Junge schon gut allein fahren, und er sagte zu seiner Mutter: Mama pass mal auf wie gut ich schon fahren kann. Der Junge drehte die erste Runde um den Haeuserblock und sagte:" Schau mal Mama ich kann mit einer Hand fahren."
 
 "Das machst du aber sehr schoen mein Junge." Dann kam er das zweite Mal um den Block, und sagte wieder: Mama Schau mal ich kann freihaendig fahren." Und seine Mutter war so stolz auf ihren Jungen. Dann kam er zum dritten Mal um den Block und schrie: schau mal Mami, ich kann ohne Zaehne fahren!" Was wird wohl diese Mutter vor Schreck da gesagt haben? Das werden wir wohl nie erfahren. Ich bin heute mit meiner Tochter hier lang gegangen, weil ihre Mutter Addi und ich oefters diesen Weg lang gegangen sind, als wir oben bei Paul im Haus wohnten und Rita noch nicht auf dieser Welt war. In Afrika habe ich diese Person gehasst, doch nachdem was ich dort alles erleiden musste, an Schlechtigkeiten und Brutalitäten und Unmenschlickeiten, war das mit meiner Frau, nicht die Rede wert. Heute weiss ich, dass Vergebung  die beste Rache ist, Vergessen geht gar nicht. Wer kann die Geschichte vergessen? Wo doch jeder von uns eine Lebensgeschichte hat, die er sicherlich nicht vergessen kann, es sei denn dass er seinen Geist verliert. Rita und ich wir waren puenklich zum Mittagessen zu Hause, und die Oma war sehr mit uns zwei zufrieden, am Nachmittag legte ich mich zwei Stunden hin, denn die Nacht davor war doch ein winig kurz.
 
Am Arbeitsplatz fand das wahre Leben statt, Gussputzer war ein Knochenjob und ein dreckiger noch dazu. Da die Firma nur ein Steinwurf von uns entfernt war, hatte ich des Morgens keine Probleme mit dem Bus, denn ich hatte nur 10 Minuten zu laufen,  so war ich auch nach Feierabend schnell zu Hause, und hatte noch Zeit mich mit Rita zu beschaeftigen. In den 60ziger Jahren bekamen wir unser Gehalt noch woechentlich in der Lohntuete, ja das waren noch andere Zeiten als heute. Oft sah man die Ehefrauen am Werkstor stehen, um das Geld ihrer Maenner am Freitag im Empfang zu nehmen denn einige der Arbeiter, liefen gleich in die naechste Kneipe, und kamen oft mit wenig oder mit gar keinem Geld mehr nach Hause. Sodass dann die Familien kaum etwas zu Essen hatten, wenn nicht die Frau ein wenig nebenbei verdient haette. Einige Jahre spaeter kamen dann die Girokonten auf, und die Gehaelter wurden dann nur noch monatlich auf das Konto ueberwiesen, was fuer die Ehefrauen auch besser war. So brauchte sich keine Frau mehr am Werkstor aufzuhalten, denn das war auch beschaemend fuer diese Frauen.
 
Ja ich hatte solche Probleme nicht, denn ich gab meiner Mutter genug Geld fuer uns drei, und wir bekamen auch noch das Kindergeld, was alle Familien bekamen so sie Kinder hatten. Nun fieberte ich schon wieder den Samstag entgegen, denn ich wollte doch diese Johanna naeher kennen lernen, und es war fuer mich auch ein kleiner Ausgleich dafuer, wenn man so die ganze Woche abends alleine zu Hause herumsitzt, und fuer schwarzweiss Fernsehen war ich nicht zu haben. Ab und zu schlug ich ein Karl May Buch auf, schlief dann aber meistens nach drei Seiten ein. Rita und ich hatten bis dato ein sehr gutes und schönes Verhaeltnis. Ja ich sah auch ein, dass das Kind eine Mutter brauchte, und meine Mutter entlastet wird. Dann stand ich gebuegelt und gestriegelt vor der Tuer beim Schwarzen Jupp und wartete auf die zwei. Dann sah ich sie kommen und der kleine Fredi war auch wieder dabei, denn er holte Maria immer von der Bushaltestelle am Bahn hof ab. Wir begruessten uns und gingen gleich in den Saal. Ich ging Jupp begruessen und bestellte eine Runde Bier und setzte mich neben Johanna. Ich sagte: "Na, Ihr lustigen Drei wie war die Woche?
 
Natuerlich liefen die Gespraeche hin und her, doch mehr oder weniger, nur über ganz allgemeine Themen.  Als die Musik begann, nickte ich Johanna zu und wir begaben uns auf die Tanzflaeche. "Na, wie war die Woche in der Provinz? Sie antwortete: "Ja, ich war nur zwei Tage in Weze, bin dann wieder zu meiner Schwester zurueckgefahren, und habe mir ein moebliertes Zimmer etwas ausserhalb Langenfeld gesucht, und nun wohne ich schon seit Dienstag dort. Meine Scheidung habe ich schon vor einem Jahr eingereicht in Kleve, und ich wohnte weiter bei meinem Bruder in Weze, denn meine Arbeitsstelle bei den Englaendern auf dem Militaerflughafen war mir wichtg, denn dort habe ich gut verdient. Zur Zeit werden aber dort Veraenderungen vorgenommen, und mein Arbeitsplatz wird wegfallen. So zog ich es vor, besser in der Naehe meiner Schwester zu wohnen, bis meine Scheidung durch ist." Als Maria und Fredi zur Tanzflaeche gingen, blieben wir sitzen, denn ich wollte wissen, warum sie sich von ihren Mann trennen wollte.
 
Sie gab mir zur Antwort, dass ihr Mann ein Trinker waere und sie schon des oefteren verpruegelt habe, und sie daher eben diesen Weg der Scheidung gewählt haette. Ich habe sie gefragt, ob sie Kinder habe, sie gab mir zu verstehen, dass sie wohl Kinder mag, aber selbst keine Kinder in die Welt setzen moechte. Maria war gut drauf und lachte was das Zeug hergab, ich fragte sie, was es denn zu lachen gäbe, sie sagte: Fredi wollte mal mit ihrer Schwester tanzen, aber er traut sich nicht zu fragen." So tanzte ich mit Maria und Fredi mit Johanna, ich war erstaunt wie leicht Maria zu fuehren war, und wie gut sie tanzte. "Na, Maria nun hast du ja deine Schwester ganz in deiner Naehe." Ja Achim, das war kein Zustand mehr für sie so zu leben, wenn du abends nach Hause kommst, und dein Mann ist jeden Abend besoffen, und bruellt durch die Gegend und vergreift sich dann noch an dir durch Schlaege, das haelt doch keine Frau lange aus. Ich fragte Maria ob sie denn auch verheiratet sei? " Ja, ich bin verheiratet mit einem alten Mann, der nach dem Krieg niemanden mehr hatte, denn er kam aus Jugoslawien, und konnte nach dem Krieg nicht mehr nach dort zurueck, weil er gegen die Partisanen gekaempft hatte.
 
Ich habe diesen Mann geheiratet, weil die Deutschen den Mann abschieben wollten, und nun arbeitet er schon ueber 16 Jahre bei Mannesmann in einem Zweigbetrieb hier in Langenfeld. Er ist schon seit einem Jahr krank geschrieben und hockt Tag und Nacht vor der Flimmerkiste. Der Tanz war zu ende und wir gingen wieder zu unserem Tisch. Ich sagte zu Fredi: "Du hast ja richtig Glueck mit deiner Maria, sie tanzt wirklch gut und wir lachten alle vier. Dann tanzte ich wieder mit Johanna, ich sagte zu ihr:  Ja deine Schwester hat es sicherlich auch nicht so rosig mit ihrem Mann, aber sie hat ein gutes Herz. Dann sagte ich zu Johanna: Ich bin auch schon ein paar Jahre geschieden und habe auch ein Kind, es ist ein kleines Maedchen, welches schon sehr gut laufen und sprechen kann, sie heisst Rita, und sie lebt bei mir und meiner Mutter im Haus. Sie kommt naechstes Jahr zur Schule."  "Ist doch schoen fuer dich ein Kind zuhaben". Das ist war, nur meiner Mutter wird das auf Dauer auch zu viel. Aber lassen wir das und lass uns den Abend geniessen Hanni, oh entschuldige ich wollte Johanna sagen."
 
"Du darfst ruhig Hanni zu mir sagen, das gefaellt mir." und sie laechelte mich an und schaute mir fest in die Augen. Fuer einen ganz kurzen Moment bekam ich eine Gaensehaut als sie mich so ansah, denn ich hatte, seit ueber zweieinhalb Jahren keinen Kontakt mehr zu einer Frau gehabt, der letzte Kontakt war in Annaba (Bone), ich musste mich wirklich zusammenreissen. Wir tanzten und mir fehlten die Worte, Hanni muss wohl ein Gespuer dafuer gehabt haben, denn sie fragte mich: "Achim moechtest du mit zu mir fahren heute Abend?" Zuerst wusste ich nicht was ich sagen sollte, denn was wuerde meine Mutter wohl denken, wenn ich nicht nach Hause komme. So fragte ich Hanni, ob wir uns morgen Mittag an der katholischen Kirche in Langenfeld treffen koennten, und wir dann zu dir gehen. Sie war damit einverstanden, so sagte ich noch: "Wenn ich heute Abend nicht nach Hause komme, dann kann meine Mutter die ganze Nacht nicht schlafen. Und ich werde dir spaeter erzaehlen warum das alles so ist." Es waere Heute noch zu frueh fuer solche Gespraeche. Sie stand alleine da und ich auch.
 
Hanni hatte einiges durchgemacht, auch ihre Seele war betruebt. Dann um 23 Uhr sagte Hanni zu Maria:"Maria ich fahre jetzt zurueck, Achim bringt mich zum Busbahnhof, ich komme morgen frueh zu Euch Kaffe trinken." Wir verabschiedeten uns, und verliessen den Jupp. Unterwegs zum Busbahnhof, versuchte ich, Hanni zu kuessen, und sie hielt still und kuesste zurueck. "Achim ich freue mich schon auf Morgen." Ich gab zur Antwort: "Ich auch". Und wieder bekam ich diese Gaensehaut, aber ich musste mein Wort gegenueber meiner Mutter halten und auch wegen Rita, ich wollte mein Kind  nicht enttaeuschen. Am Bahnhof stieg Hanni in den Bus, und ab ging die Post, und ich winkte ihr nach. Es war mitte Oktober 1962 und es war schon recht kalt draussen, und ich war nur leicht bekleidet in meinem hellblauen Anzug. Ich muss schauen, dass ich mir einen leichten Wintermantel kaufe, sonst bekomme ich noch eine Grippe, die ich doch jetzt nicht gebrauchen kann. Um Mitternacht war ich zu Hause.
 
Ich wollte mir gerade unten in der Kueche einen Kaffe machen, als meine Mutter die Treppe herunter kam. "Ach Achim seit Paul von mir weg ist, kann ich so schlecht schlafen. Als ich den Kaffe fertig hatte, gingen wir ins Wohnzimmer. Ich sagte zu meiner Mutter: "Mama du musst versuchen dich von Paul zu loesen, du musst loslassen, Paul ist doch nicht dein Eigentum, gut ihr seid 16 Jahre zusammen gewesen. Du hast doch kein recht ihn festzuhalten. Wenn er sich fuer diesen Weg entschieden hat, dann musst du das akzeptieren, und dich von ihm loesen Mama, sonst wirst du seelische Schwierigkeiten bekommen so wie ich sie habe. Mama du bist eine schlechte Verliererin, Paul war freiwillig bei dir, bei uns, und wir haben diesem Mann sehr viel zu verdanken.   
 
Denk mal an unsere gemeinsame Flucht, und der Freund von Paul, der uns von Eisenach bis nach Westdeutschland gebracht hat. Ohne Paul waeren wir vielleicht heute noch in der DDR, wer weiss das schon. Mama ohne Paul haettest du heute dieses Haus nicht, das solltest du auch nicht vergessen. Ich glaube doch, dass es da mehr Positives  als Negatives zwischen euch gab. Mama sei dankbar fuer das was du bekommen hast und jammere nicht dem Negativen nach, welches dich nur herunterzieht. Die Zeit heilt Wunden und wir sind ja auch noch da, und mit uns hast du doch genug zu tun Mama. So und nun sollten wir ins Bett gehen, denn Morgen  Mama fahre ich nach Langenfeld ich habe da eine Frau kennen gelernt, die ich besuchen moechte. Sie ist sehr nett, vielleicht klappt es ja, wollen mal sehen, ich wollte dir das nur sagen, dass du weisst wo ich bin. Am Abend werde ich wieder zurueck sein, gute Nacht Mutter und weck mich morgen frueh zum Fruehstueck, denn ich moechte nicht die Verabredung verpassen. Schlaf gut. Ich zuendete mir eine Zigarette an und trank meinen Kaffetopf leer und verschwand ins Bett.
 
Am naechsten Morgen stand Rita vor meinem Bett und weckte mich, ich zog sie in mein Bett und sagte zu ihr: "Schatz heute fahre ich nach Langenfeld und komme erst am Abend zurueck, und du passt schoen auf die Oma auf, Ja?" Dann wusch und rasierte ich mich und ging nach Oben um zu fruehstuecken. Ich begruesste meine Mutter und erklaerte ihr nochmals, dass ich gegen Abend zurueck sein werde, und sie sollte sich keine Sorgen machen. Dann gab ich Rita noch ein Kuesschen und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle am Bahnhof Ohligs, dort kaufte ich noch ein paar Rosen fuer Hanni. Da der Bus schon dort stand setzte ich mich gleich hinein, zehn Minuten spaeter waren wir unterwegs, um 11 Uhr stand ich schon an der Kirche, einige Meter neben der Kirche stand ein Lotto Laden. Ich kaufte mir noch eine Schachtel Zigaretten, und sah dass es hier auch Wein gab. So kaufte ich eine Flasche Rotwein bezahlte und wanderte auf und ab, schaute mir laengs der Hauptstrasse die Schaufenster an, dann sah ich einen schoenen dunkelblauen leichten Uebergangsmantel in einem Schaufenster haengen, der mir sehr gut gefiel.
 
Da aber heute Sonntag ist so ist auch dieser Laden heute geschlossen. Dann ging es mir durch den Kopf, dass ich naechste Woche hier her fahren werde, und mir einen Mantel in dieser Art kaufen werde. Als ich zur Kirche zurueckkam, stand Hanni schon da und wartete auf mich. Ich begruesste Sie mit einen Kuss und ueberreichte ihr die duftigen roten Rosen. Etwa 15 Minuten  spaeter waren wir bei Ihr in der Wohnung, das Zimmer war klein aber sehr gemuetlich, sie bezahlte 10 DM in der Woche und hatte sogar eine Zentralheizung, was sehr ungewoehnlich zu der Zeit war. Ich sagte zu Hanni: " Komm lass uns irgendwo hier in der Naehe ein Restaurant aufsuchen, damit wir etwas zu Essen bekommen."  "Ja gern, hier bei uns schraeg gegenueber koennen wir gut speisen." Wir nahmen uns in den Arm knutschten wie die Anfaenger und lachten ueber unser kindisches Benehmen.
 
Im Restaurant bestellte ich fuer uns: Zwei Schweinekotletts paniert, sowie Gemuese, und Petersilienkartoffeln und als Getraenk zwei Bier. Hanni strahlte ueber das ganze Gesicht, und sagte zu mir in leisem Ton: "Achim, das habe ich seit ein paar Jahren nicht mehr erlebt, dass ich in einem Restaurant war, dann noch mit so einem jungen ordentlichen Mann." Ich sagte: "Nun uebertreib mal nicht, aeusserlich mag das alles stimmen, aber wie es in meiner Seele aussieht, das weiss nur ich. Der Kellner brachte das bestellte Bier und ich steckte mir eine Zigarette an, was damals alles noch moeglich war.  "Weisst du Achim obwohl wir uns noch so wenig kennen, wir haben uns ja erst zweimal, mit heute dreimal getroffen, strahlst du so viel Sympathie aus, auch hast du ein Charisma, du musst ein guter Mensch sein Achim." Nun brachte uns der Kellner unser Menue, ich bedankte mich und weg war er. Ich sagte: "Vorsichtig, vorsichtig Hanni, man kann fuer gute Dinge eine  Berufung haben, aber man kann diese auch fuer negative Zwecke benutzen, und was nutzt mir ein schoener Teller, wenn nichts drauf ist?" Sie lachte mich an und ass ihr leckeres Kotelett. Danach bezahlte ich, und wir verzogen uns auf ihr Zimmer. Kaum waren wir im Zimmer umarmten wir uns, und wieder spuerte ich die Gaensehaut an meinen Armen.
 
Wir drehten uns von links nach rechts bis uns das Bett stoerte, aber jeder von uns wusste, was wir zu tun hatten, denn wir waren beide keine Anfaenger mehr, und wir beide schmeckten und rochen die Spaetlese die im Oktober geerntet wird, ja der Wein war ein guter Jahrgang, und jeder Weinbauer weiss, dass diese Arbeit Freude macht und Muede dazu. Nun lagen wir beide auf dem Fussboden, und betrachteten die abgepflueckten Reben, und wir mussten  beide ploetzliche lachen. Wir haben es geschafft den Weinberg zu besteigen, und auch die Ernte einzuholen ohne Hilfspersonal. Dann lagen wir im Bett und unterhielten uns frei und offen ueber den Weinberg und seine Reben. Doch was sahen meine beiden Augen auf der anderen Seite? Es waren noch ein paar  Reben haengen  geblieben, die wir beide vergessen haben und und so machte ich mich daran, auch diese leckeren Fruechte auch noch zu pfluecken. Wir waren beide schon lange nicht mehr in einem Weinberg gewesen, man sollte ihn oefter mal besuchen. Hanni schlief ein und ich bewachte sie noch eine Stunde,  bevor ich mich auf den Weg machte. Sie begleitete mich noch bis zum Bus. Ich sagte noch zu ihr, dass ich am Mittwoch um die gleiche Zeit gerne nochmal zu ihr kommen moechte, denn wir hatten heute kaum Zeit zum sprechen gehabt. Sie war damit einverstanden, was ich auch verstehe.
 
Meine Mutter freute sich als sie mich sah, und ich puenktlich wieder zu Hause war. Rita kam auf mich zu und ich gab ihr ein paar Gummibaerchen, die ich heute Mittag an der Lottostelle gekauft hatte." Papa Onkel Guenter war heute Nachmittag hier?" Ist doch schoen, dass er hier war, und zu meiner Mutter gewandt sagte ich:" Ich bin nun schon ueber ein Jahr zu Hause, bis dato hat er den Weg zu mir noch nicht gefunden, das gleiche gilt auch fuer Hans und Herbert, Mama. Sie haben ihren Weg gefunden, aber ich weiss nicht ob ich selbst den richtigen Weg in meinem Leben finden werde, habe zur Zeit mit mir zu tun. Ob Hans und Herbert je etwas fuer mich uebrig hatten, habe ich bis heute noch nicht gemerkt, nun sie waren immer bei ihren Grosseltern in der Baeckerei in Neudamm gross geworden und zu uns kamen sie selten, wir kennen uns ja kaum, anders ist es bei Guenter wir sind zusammen gross geworden, und wir haben viel im und nach dem 2. Welt  Krieg gemeinsam erlebt, und wir waren immer fuer den anderen da. Was ich von Herbert und Hans nicht gerade sagen kann . Wenn sie uns besuchen, werde ich freundlich zu ihnen sein und sie behandeln, wie andere Menschen auch.
 
Ich werde nie vergessen, dass Herbert mal zu dir gesagt hat, wenn Achim nicht hoeren will, dann bringe ihn doch in einer Erziehungsanstalt. Du weisst doch Mama, das war in deiner Bluetezeit in Seelow, und ich bin dir heute dankbar dafuer, dass du es nicht getan hast Mama. So, wie war der Nachmittag?"  " Ach Guenter war nur kurz hier und hat nach dir gefragt, Elsbeth war nicht dabei. Sie war vielleicht ein bis zweimal hier bei mir seit sie mit Guenter verheiratet ist."  "Mama, jeder findet eines Tages seinen Meister. Mach dir darueber keine Sorgen, und Hochmut kommt vor dem Fall. Und jemand sagte einmal: "Der Wind blaest wo er will, und du hoerst sein sausen wohl; aber du weisst nicht, woher er kommt und wohin er faehrt."   "Na Rita, hast du gut aufgepasst auf die Oma." "Ja, Papa und ich hab mit meinem Baer gespielt. Wir assen noch gemeinsam Abendbrot und um 20 Uhr spazierte Rita ab in ihr Bett, denn die Oma sass schon vor ihrer Flimmerkiste, ich blieb noch eine Weile bei Rita am Bett, dann verdrueckte ich mich nach unten, zog mich aus und legte mich ins Bett und sann ueber Hanni nach.
 
Sie sah gut aus hatte ordentliche Manieren und war keine Quatschtante, soviel habe ich schon herausgefunden. Am Mittwoch werde ich mir den leichten Winter Mantel kaufen und mich anschliessend mit Hanni treffen an der Kirche. Das waren meine letzten Gedanken, dann schlief ich ein. Am Dienstag Nachmittag bat ich meinen Vorarbeiter fuer einen freien Tag, den er mir auch gewaehrte. Auch sagte ich meine Mutter Bescheid, dass ich morgen Vormittag nach Langenfeld fahren werde, um mit Hanni einiges zu besprechen, und wenn alles klappt und sie damit einverstanden ist, dann werde ich sie euch am Samstag vorstellen. Aber nur wenn du damit einverstanden bist, und sie machen laesst wie sie es dann auch fuer richtig haelt. Denn sie ist ja kein junges Maedchen mehr, zu der man sagen muss, mach dies und mach das. Auch was Rita anbetrifft Mama, du kannst sie einfuehren, aber versuche gar nicht, sie herum zu kommandieren Ich lege auch Wert darauf, dass du zuerst zu mir kommst, wenn du etwas zu beanstanden hast, denn dafuer bin ich zustaendig. Ich hoffe Mama dass alles klappt, und du auch  wieder deine Freizeit hast.
 
"Jetzt haben wir ueber ein Jahr gewartet und nun hab ich wohl die rechte Mutter für Rita gefunden. Sie ist sicher auch viel aelter als ich, aber das nehme ich in Kauf, es geht ja nicht um mich allein in erster Linie, sondern um Rita. Und so haben wir alle drei etwas davon." Am Mittwoch Morgen weckte mich wieder mein kleiner Schatz, und ich tobte noch eine Weile mit ihr im Bett herum, bis die Oma kam und uns anknurrte, das Essen steht auf dem Tisch, komm Rita, damit ich dich anziehen kann, denn Papa faehrt heute nach Langenfeld. Es ging bei uns genau so zu, wie in anderen Familien auch, man fruehstueckte zusammen, es wurden Gespraeche gefuehrt die ganz allgemein waren, und fast in jeder Familie gefuehrt werden, Ausnahmen bestaetigen die Regeln. Nach dem Essen alberte ich noch eine Weile mit Rita herum und dann verdrueckte ich mich nach unten, zog mich um und nahm meine kleine Mickimaus in den Arm und sagte zu ihr: "Papa hat dich sehr lieb" Ich weiss nicht ob das Kind das schon alles verstanden hat. So schickte ich sie wieder nach oben zur Oma. Ich steckte mir noch etwas mehr Geld ein, denn ich wollte mir ja den Mantel kaufen.
 
Dann ging ich nochmals nach Oben und sagte zu meiner Mutter: "Dann bis heute Abend Mama, kann vielleicht noch eine Stunde laenger dauern mach dir bitte keine Sorgen, fahr doch heute mal mit Rita zu Tante Lisa, die freut sich bestimmt, denn sie ist jetzt auch viel allein. Zu Rita gewandt sagte ich wieder: " Pass schoen auf die Oma auf Rita, dann bis heute Abend, Tschuess." Es dauerte immer etwa 15 bis 20 Minuten bis zum Bahnhof zu Fuss, Busse fuhren diese Strecke nur stuendlich, so lief ich lieber zu Fuss und konnte mir eine Zigarette dabei rauchen. Ich stieg an der katholischen Kirche in Langenfeld aus, und spazierte gleich zu diesem  modernen Laden hin, um mir den Mantel zu kaufen. Die Verkaeuferinnen waren sehr freundlich und angenehm im Umgang mit den Kunden, was mir sehr gut gefiel, nach zwei Anproben liess ich mir den leichten dunkelblauen Mantel einpacken. Wieviel ich damals bezahlt habe, daran kann ich mich heute nach 53 Jahren nicht mehr erinnern. Auf jeden Fall war ich stolz auf den Mantel, dann ging ich noch zum Kaufhof, der nur einige Meter von der katholischen Kirche entfernt war und schaute mich ein wenig darin um.
 
Kurz vor 12 Uhr war ich an der Kirche, wo Hanni schon auf mich wartete, ihre Schwester Maria stand neben ihr. Ich begruesste sie beide natuerlich ohne Hanni zu kuessen, das sparte ich mir fuer spaeter auf. "Das freut mich aber, dass du meiner Schwester  den Hof machst, verdient hat sie es, und ich glaube sie mag dich auch sehr, so viel ich bis jetzt mit bekommen habe."  " Maria kann ich euch beide zum Mittagessen einladen?"  "Nein danke, denn ich muss gleich wieder zurueck, denn Schiva und Frank Olaf warten auf mich, ich will nur schnell ein paar Eier kaufen." Gut dann bis Samstag Abend beim "Schwarzen Jupp," Hanni und ich wir kommen dann auch hin, denn sie wird am Samstag Nachmittag bei uns zu Hause sein. Den Rest kann sie dir dann erzaehlen, wenn sie am Montag zurueck ist." "Mensch Achim du bist ja ein ganz schneller." Maria kennst du nicht das  Sprichwort: "Solange die Blumen bluehen, sollst du sie Pfluecken?"   "Da gebe ich dir recht Achim."  " So dann bis Samstag." Zu Hanni gewandt sagte ich: " Lass uns gleich bei dir gegenueber Essen gehen ja?" " Ja, gern ich habe auch noch nicht gegessen."
 
Als wir unseren Platz eingenommen hatten kam auch gleich der Kellner und laechelte uns an, denn es war der gleiche, der uns am Sonntag bediente. Ich bestellte zwei Glas Rotwein und auch gleich das Menue: zwei gefuellte Rinderrouladen mit Rotkohl und Salzkartoffeln. Dann schob der Ober ab, und kam kurze Zeit spaeter und brachte uns den Wein. Ich fragte Hanni wie alt sie sei: und sie sagte mir mit einem freundlichen Laecheln: 37 Jahre" und ich antwortete, dass ich erst 27 Jahre alt bin." Ploetzlich lachten wir beide voll heraus, so dass der Ober zu uns herueberschaute. Weiter sagte ich:  Mir machen deine zehn Jahre nichts aus, denn wenn du geschieden bist, moechte ich dich heiraten. Dann hat Rita eine Mutter und ich eine Frau. Ich fragte: "Wie alt ist denn deine Schwester?  "Sie ist ein Jahr aelter als ich. Dann bekamen wir unser bestelltes Essen, das sah gut aus und es schmeckte hervorragend. "Sag Hanni bist du damit einverstanden, dass wir am Samstag zu meiner Mutter und zu Rita fahren?" "Aber ja gern"! "Also dann schlaf ich am Samstag Nacht bei dir, wir fruehstuecken hier und fahren zum Essen zu meiner Mutter.
 
Nach dem Essen, das mir sehr gut geschmeckt hatte, bezahlte ich und dann schoben wir ab in Hannis Zimmer. Ich oeffnete das Paket und zeigte Hanni den wunderschoenen dunkelblauen Wintermantel. "Komm zieh ihn doch mal an", sagte Hanni. So nahm ich den Mantel und wickelte Hanni darin ein und kuesste sie gleichzeitig. Als ich ihn selber anzog war sie begeistert von dem Mantel. "Der steht dir aber sehr gut Achim." Wieder nahm ich sie in den Arm und drueckte sie fest an mich und kuesste sie, immer und immer wieder, dann sagte sie zu mir. "Achim ich habe noch die halbe Flasche Wein vom letzten Sonntag. Sie nahm zwei Limonadenglaeser, denn Weinglaeser hatte sie nicht. Aber das war mir egal, der Wein schmeckt auch aus einem Brauseglas. Wenn die Stimmung hervorragend ist, und die Koenigin der Seelen uns umringt, dann wird ein moebliertes Zimmer zum Goldpalast! Und der Fussboden zu einem Kuschelbett!
 
Nachdem wir wieder klar im Kopf waren, haben wir noch einige grundsätzliche Dinge des Lebens besprochen, und uns verabredet fuer Samstag 11 Uhr am Busbahnhof. Dann verabschiedete ich mich, Hanni kam noch mit zur Bushaltestelle, kurze Zeit spaeter sass ich im Bus in Richtung Solingen-Ohligs, Hanni winkte noch, bis der Bus die Kurve nahm. 20 Minuten spaeter war ich in Ohligs und wie immer ging ich zu  Fuss nach Hause. 18 Uhr 30 war ich dann zu Hause, meine Mutter lachte mich an und sagte: "Wir sind auch gerade nach Hause gekommen, warte noch eine Weile, dann decke ich den Tisch für's Abendbrot." Rita tobte noch mit mir auf dem Sofa herum, bis meine Mutter uns zur Ordnung rief. Dann assen wir gemeinsam unser Nachtmahl. Als Rita sich ins Bett legte, lief ich gleich hinterher und sagte zu ihr:    Schatz am Samstag moechte ich dir eine Frau vorstellen die dein Papa heiraten moechte, ich weiss, dass du noch sehr klein bist, aber ich moechte von dir wissen ob sie dir gefaellt. Wenn sie dir nicht gefaellt, dann werde ich sie nicht heiraten, Schatz das verspreche ich dir.
 
 Und nun schlaf schoen, ich muss morgen wieder zur Arbeit. Dann sagte Rita zu mir: "Papa gib meinem Baer einen Kuesschen." Was ich sofort tat und Rita bekam auch noch einen. Dann ging ich zu meiner Mutter und wir unterhielten uns ueber Hanni, und ich sagte ihr auch wie alt Hanni sei, da sagte meine Mutter zu mir: " Achim, die Grete, die Frau von Herbert ist 7 Jahre aelter als er. Bei Hans da ist Annelie 10 Jahre aelter und sie hat schon eine sieben Jahre alte Tochter. Dem Guenter seine Elsbeth ist 3 Jahre älter. So und du kommst nun auch mit einer aelteren Frau an! Warum nehmt ihr euch alle nur eine aeltere Frau zum Weib? Das will ich dir gerne sagen Mama: als du noch jugendlich warst, warst du mit 16 schon schwanger, nachdem du mit zwei Bruedern gekluengelt hast. Zuerst mit Herbert Pszak, dann mit seinem Bruder Bruno Pszak den du dann geheiratest hast. Herbert hat sich dann - wohl aus Verzweiflung - an eurem Hochzeitstag das Leben genommen im Neudammer See. Die Hochzeit wurde durch die Polizei erstmal beendet, und jeder Hochzeitsgast wurde verhoert.
 
Und somit war die Hochzeit fuer euch gelaufen. Deine Schwiegereltern kauften euch ein Gasthaus mit einigen Morgen Land dazu, so habt Ihr bis 1933 im Osten in der Abgeschiedenheit leben muessen. Bis dann dein Mann Bruno im Vollrausch mit seinem Motorrad stuerzte und an seinen Verletzungen starb. Danach haben deine Schwiegereltern alles verkauft im Osten, und die zwei aeltesten Kinder, der sechsjährige Herbert und der dreijährige Hans fanden bei deinen Schwiegereltern in Neudamm ein neues zu Hause. Guenter war ja erst ein Jahr alt , und so kam er zu dir und deinen Eltern, ich lag zu der Zeit noch als „Quark“ bei einem Kolonialgeschaeft im Schaufenster und wartete darauf, geboren zu werden. Dein Mann Bruno war nach dem Unfall noch nicht ganz kalt, da hast du meinen Vater Fritz Wollschon kennen gelernt, genau in dem Saal wo du deine Hochzeit feiern wolltest und der Bruder deines Mannes sich unten am See das Leben nahm. Warum hat er sich wohl das Leben genommen? Nur du wirst es wissen. Dass du vorher eine Beziehung zu seinem Bruder Herbert hattest, wurde einfach verschwiegen. Man wollte keinen grossen Skandal.

Nur die Eltern meines Vaters wollten nicht, dass er dich heiratet, weil sie, deine Geschichte kannten. Doch du hast dir ein Kind machen lassen, ohne Ruecksicht auf Verluste. Dann musste 1934 natürlich noch geheiratet werden, als du im Mai erklaertest, dass du schwanger bist. So hast du den alten Wollschon’s zeigen wollen, dass du deinen Willen durchsetzen kannst. Neun Monate spaeter wurde dann statt des sehnlichst gewuenschten Maedchens ein Maedchen mit einem Beutel geboren. Von der ersten Stunde an, hast du mich abgelehnt weil ich kein Maedchen war. Nur was konnte ich denn dafuer, dass ich kein Maedchen wurde? Nichts !! Doch ich war ein Baby, das hilflos war, du hast mir deine Milch verweigert und Zaertlichkeiten habe ich von dir nie erfahren, wie ich früher schon erwaehnt habe. Habe ich als kleines Kind je bei dir auf dem Schoss gesessen?  Hast du mich mal gestreichelt, oder gedrueckt?

Nein Mama, du kannst meinen Vater nicht geliebt haben, sonst haettest du mich anders behandelt, und so wird es wohl auch bei deinem ersten Mann gewesen sein. Es ging immer nur um dich. Meine Halbbrueder Herbert, Hans und Günter wissen wenig von dir, weil sie wenig Kontakt zu dir hatten. Doch was ich mit dir erlebt habe, erlebten selten Kinder in meinem Alter: dass eine Mutter mit ihrer Freundin Edith sich vor ihren Kindern nackt auszogen und dann ihre Gefuehle im Suff mit russischen Offizieren auslebten, obwohl ihr beide du und auch Edith wusstet, dass eure Kinder dort hinter der Decke im Bett lagen. Aber auch in deiner Wohnung kam alle paar Naechte ein russischer Offizier, und wenn ihr unter der Decke im Dunklen gelacht und eure komischen Toene von euch gegeben habt, dann wurde mir angst und bange hinter meiner Decke. Bei Edith habt ihr immer das Licht angelassen, und die kleine Waltraud hat mir immer gut zugeredet, da war die Angst nicht so schlimm, aber bei uns im Zimmer habe ich immer gezittert vor Angst. Das Schlimmste fuer mich war aber der nächste Tag in der Schule. Schulen sind zum Lernen da, nur ich war meistens zu muede, weil ich die halbe Nacht nicht schlafen konnte.

Dann als du Paul kennen lerntest, drehte sich alles um deinen Paul, ja der hatte eine gute Arbeitsstelle, war dein Kommentar, nur auch hier: Du hast immer nur an dich gedacht , weder an deine kranke Mutter noch an mich oder an Guenter, nein, jetzt war es  Paul der dich gluecklich machte. Ich verstehe heute, dass du mit 36 Jahren noch recht attraktiv und gut drauf warst: "Das weiss ich jetzt von Hanni, die ja 37 ist".  Sicher hatte Paul auch seine Freude an dir, aber deswegen deine eigene kranke Mutter zu vernachlaessigen, das war kein schoener Zug von dir. Du hast also schon mit Anfang 16, wie die Leute heute sagen, gebumst. Als ich etwa 18 oder 19 war, hast du immer zu mir gesagt: „Wir durften das damals nicht, das gehoerte sich nicht. Fuer wie dumm hast du mich eigentlich gehalten, ich hatte dir doch schon mit zehn Jahren zugeschaut als du es mit den russischen Offizieren getrieben hast?

Nun als Paul dich verlassen hat und du allein bist, erkennst du ploetzlich die Einsamkeit. Da  ist niemand mehr, der dich in den Arm nimmt, der dir nette Worte zufluestert, der dich troestet. Du Mama, erfaehrst das erst im Alter, ich habe das schon von meiner Geburt an unbewusst erfahren. Nur ich hatte immerhin ein wenig Glueck, dass deine Mutter, d.h. meine Grossmutter mich sehr lieb hatte, und sie war es auch, die mich aufklaerte, waehrend dein Vater im Schuppen herumsass und zuschaute, wie die Kaninchen rammelten. Sie war es, die mir alles ueber dich erzaehlt hat, und noch viel mehr, aber vielleicht hast du einmal den Mut und erzaehlst es mir selbst. Und nun komme ich zu der Stelle, als du vorhin fragtest: "Warum habt ihr alle vier Jungs aeltere Frauen genommen? Im Grunde haben wir alle vier als Kinder keine richtige Liebe empfangen, Herbert und Hans nicht bei den Pszak's, und wir Guenter und ich nicht bei dir. Es ist traurig aber wahr! Mama, meine Seele hat von Kindesbeinen an gelitten, du hast mit dazu beigetragen, das mein Verstand durcheinander geriet, meine Gefuehle geschlagen sind, und mein Willen zerquetscht ist.

Ich habe bis heute immer versucht ehrlich durchs Leben zu gehen, mit anderen geteilt, wo es etwas zu teilen gab. Ich habe einmal in meinem Leben gestohlen und eine Hehlerei begangen. Ich bin als Jugendlicher dafuer verurteilt worden, und habe meine Strafe abgesessen. Natuerlich war ich schuldig, nur was war der Grund, das ich dort in Hamburg gelandet bin Mama?  Es war die Baeckersfrau die mich schon einige Monate vorher beim Baecker in der Nacht vergewaltigt hatte, und ich deshalb dann einige Wochen spaeter nach Ulm abhaute, du kennst doch die ganze Geschichte. Dann als man mich zurueck brachte, musste ich wieder alles fuer mich behalten, ich hatte Niemanden, dem ich meine Sorgen mitteilen konnte, denn ich wollte nicht, dass die Frau meines Meisters ins Gefaengnis kam. So ging es wieder einige Zeit gut, dann kam diese Frau wieder, und ich sagte zu ihr, dass sie mich in Ruhe lassen sollte aber sie gab nicht nach. Dann trat der Meister in mein Zimmer, denn wir hatten uns verabredet, denn er wusste es ja, dass sie bei mir war, sie hatte es ihm ja selbst erzaehlt.  

Ich habe damals geschwiegen wie ein Grab. Nur heute 12 Jahre spaeter ist es mir egal, so nun weisst du, warum ich damals bei dem Baecker zweimal abgehauen bin. Ich habe niemandem etwas getan im Leben, und trotzdem, hauen die Menschen auf mich ein Mama! Ja das Leben bekommst du kostenlos, der Rest ist kaeuflich. Während ich sprach sass meine Mutter wie versteinert auf dem Sofa, dann sagte sie zu mir:  "Junge du hast wirklich viel durchgemacht, von der Seite habe ich das noch nicht gesehen, aber du hast recht, was mich betrifft, und du hast die Wahrheit gesagt, und auch nichts ausgelassen, du hast meiner Mutter gut zugehoert. Alles was du mir vor gehalten hast ist wahr. Willi dein Onkel, er war schon 18 Jahre, als ich schwanger war, er hatte damals schon ein Verhaeltnis mit deiner Tante Grete, er arbeitete damals bei Mercedes als Buchhalter. Und Fritz war damals 12 Jahre und dein Onkel Walter der im Krieg geblieben ist, war erst 10 Jahre alt. Wir hatten damals eine grosse Auseinandersetzung, denn mein Vater hat mich immer bedrängt, wollte unbedingt mit mir schlafen.

Ich habe es jedoch immer wieder geschafft, aus seinen Klauen zu kommen, dann erzaehlte ich es meiner Mutter. Deshalb habe ich mich fuer Bruno entschieden, denn er war 3 Jahre aelter als Herbert, und mit Herbert hatte ich ja auch nur eine lose freundschaftliche Beziehung ohne Sex, denn Herbert war doch erst 15 Jahre alt. Dass er sich das Leben genommen hat, das war doch nicht meine Schuld, oder die Schuld von Bruno. Die Eltern von Bruno hatten zwei Haeuser in Neudamm, die Baeckerei und gleich daneben stand das andere Haus, und dazwischen war ein mittelgrosser Pferdestall mit einem Lieferwagen und einer Kutsche, mit der sie dann Sonntags zur Kirche fuhren. Der Lieferwagen diente dazu, die Kunden zu beliefern, bis hin in die einzelnen Nachbardoerfer die um Neudamm lagen. Bruno's Eltern, wollten nicht, dass wir bei ihnen in der Naehe wohnten, denn wenn sie mich taeglich gesehen haetten, muessten sie staendig an ihren Sohn Herbert denken. Ich wuerde dir das heute sagen Achim, aber ich hatte mit Herbert keinen Sex.
 
Da mein Vater mich staendig vergewaltigen wollte, ja, da habe ich mich mit Bruno eingelassen, denn der war auch hinter mir her, und so wurde ich schwanger. Das mein Junge ist die ganze Geschichte. Ich konnte ja nichts dafuer, dass sie uns nach dem Osten verfrachteten, und uns dort ein Gasthaus und einige Morgen Land kauften. Das Land war kein fruchtbarer Boden, sondern fast nur reiner Sandboden. Wir haben immer nur schlechte Ernten gehabt, und das Gasthaus alleine hat gerade soviel gebracht, dass wir ueber die Runden kamen, und ich bekam noch zwei Kinder dazu, Hans und Guenter. Nun waren es schon drei Kinder und ich war erst 22 Jahre alt. Und was tat mein Bruno? Er fing an zu trinken. An Wochenenden war dann schon mal Tanzmusik angesagt, nur wie sollte ich das alles alleine schaffen, drei Kinder und dann noch die Gaeste bedienen? Sicher ab und zu half uns schon mal jemand aus. Nur umsonst machte dieser Mann auch nichts. Guenter war noch ein Baby, das musste zwischendurch auch versorgt werden, nein auf Dauer konnte das nicht gut gehen. Dann trank Bruno immer oefters, selbst unter der Woche, so kam es wie es kommen musste, er stuerzte mit seinem Motorrad und verstarb noch am Unfallort.
 
Den Rest mein Junge kennst du. Ich war 23 Jahre als ich wieder zurueckkam nach Neudamm. Herbert und Hans wurden mir einfach weggenommen von den Schwiegereltern, nur Guenter ist mir geblieben, und so war ich wieder bei meinen Eltern. Dein Onkel Fritz und auch Onkel Walter, sie lebten immer noch bei unseren Eltern. Fritz hat dann als er 21 war seine Lisa geheiratet, die beiden wohnten dann in Baerwalde etwa 18 Km von Neudamm entfernt. Anfangs 1934 lernte ich dann deinen Vater kennen, ja das stimmt, er machte immer Samstags mit ein paar netten Freunden Tanzmusik. Nun ich war 24 Jahre alt und bin die ganze Woche tagsueber bei Gericke in der Weberei arbeiten gegangen als Weberin. So wollte ich auch mal am Samstag zum Tanz gehen, natuerlich hat das meinem Vater nicht geschmeckt. Ich war immer froh, wenn ich ausser Haus war, meine Mutter hatte es mit meinem Vater nicht leicht, das muss ich gestehen, aber ich war jung und wollte auch am Leben teilhaben und nicht nur zu Hause sitzen. Um Guenter kuemmerte sich meine Mutter.

So lernte ich deinen Vater kennen und war dann schon wieder anfang Mai 1934 schwanger mit dir. Deine Grosseltern, also die Eltern deines Vaters, wollten nicht, dass wir heiraten, doch dein Vater war ein herzensguter Mensch mit sehr viel Fleiss und Elan. Er war ein Streber, auch in seinem Beruf als Boetcher (Wannen- u. Fassbauer). Er war es vor allem, der sich ein Maedchen wuenschte, natuerlich ich auch, denn drei Jungs das reichte mir. Dann heirateten wir, aber nur standesamtlich in Neudamm. Wir  wohnten in einer schoenen Zweizimmerwohnung mit einer kleinen Kueche, direkt am Neudammer See, ganz in der Naehe wo dein Vater immer Musik machte an den Wochenenden. Achim es waren nur zwei Jahre die ich mit deinem Vater zusammen war, aber es waren meine besten Jahre in meinem Leben. Ich habe mir geschworen, nie wieder zu heiraten. Dein Vater hat dich sehr lieb gehabt, jede freie Minute war er mit dir beschaeftigt. Zu der Zeit als du noch im Kinderwagen liegen musstest, war er wohl der einzige Mann in unserer Stadt, der stolz einen Kinderwagen schob, denn damals war es verpoent fuer einen Mann so etwas zu tun.  

Fritz, dein Vater war sehr talentiert, er spielte auf der Klarinette, genauso wie auf der Gitarre oder am Klavier. Nur damals hatte er auch noch gearbeitet unter der Woche. Von der Musik allein konnte er damals nicht leben. Die ganze Familie Wollschon war sehr musikalisch. Eine deiner Tanten war sogar in Hamburg mit einen Dirigenten verheiratet, leider verstarb sie sehr frueh an einer Zuckerkrankheit. Nun noch mal zurueck zu deinem Vater mein Junge. Dann nach zwei wirklich intensiven, gluecklichen und angenehmen Jahren, wurde dein Vater Magenkrank, die Aerzte stellten fest, dass er Magenkrebs hatte. Er wurde 1937 nach Kuestrin gebracht. Man operierte ihn, danach kam er nach Hause, dann ging es etwa 2 Monate gut. Dann verschlimmerte sich sein Zustand wieder und er musste wieder nach Kuestrin ins Krankenhaus, und wieder wurde er operiert. Die Aerzte behielten ihn noch 2 Wochen, doch nach der dritten Operation wachte er nicht mehr auf. Nun war ich mit 27 Jahren schon wieder Witwe, und wusste auch, dass ich die Wohnung dort alleine nicht mehr halten konnte. Also bin ich wieder zurueck zu meinen Eltern gezogen.

Nun noch ein Wort zu dem Vorwurf, ich haette dir die Milch verweigert: das stimmt so nicht, nein meine Brust war entzuendet, das war auch schon bei Guenter so, meine Brueste waren sehr gross und die Milch lief mir staendig in die Bluse, und so war es auch bei dir. Dass ich dich anfangs abgelehnt hatte lag wohl eher daran, dass du kein Maedchen warst, und ich war sehr enttäuscht, denn ich wollte doch so gern deinem Vater eine Freude bereiten, die dann echt in die Hose ging. Was du spaeter mit mir erlebt hast, dafuer kannst du mich verurteilen, aber ich war eine junge Frau von 35 Jahren und wer denkt schon an alles, und wer macht schon alles richtig im Leben? So mein Junge, nun haben wir uns ausgesprochen, und wollen es auch dabei belassen, aendern koennen wir die Vergangenheit nicht mehr. Lass uns nach vorne in die Zukunft schauen, und versuchen es besser zu machen. Ich sagte: "Danke Mama, das war das erste Mal, dass du mir zugehoert hast und mir auch deine Sicht erlaeutert hast. Vergeben kann ich dir nach der Heiligen Schrift nicht, da wir beide unglaeubige Menschen sind.

Denn Taufe alleine reicht nicht, denn der Glaube kommt vor der Taufe. Nur ich habe das noch nicht in meinem Leben erfahren. Aber was ich kann Mama ist, ich will dir verzeihen.So nun muss ich noch mit dir ueber Hanni reden, denn ich moechte mit ihr am Samstag hier zu Mittag essen, damit du sie fuer dich beurteilen kannst. Ich moechte auch die Meinung von Rita erfahren, gut sie ist noch klein, aber nicht dumm und Gefuehle hat sie auch. Und ich moechte sehen, wie Hanni reagiert.  Geht das für dich ?"  "Sind ja noch drei Tage, das bekomme ich schon hin. "Gut nun lass uns schlafen sonst kann ich morgen frueh nicht aufstehen, denn ich muss um sieben Uhr anfangen." Gute Nacht Mama." Der Arbeitstag nach dem Dialog mit meiner Mutter war sehr anstrengend, und doch musste ich mein Pensum schaffen, was mir auch gelang. Am Abend beim Abendbrot, sagte ich zu meiner Mutter: "Mama, heute Abend werde ich nicht alt, denn ich bin uebermuedet von gestern Abend, danach brachte ich Rita ins Bett und blieb noch eine kurze Zeit bei ihr.

Ich sagte noch zu ihr:"Vergiss nicht mein Schatz, in zwei Tagen kommt der grosse Besuch, ja?" " Hoffentlich ist sie auch lieb zu mir Papa".  Da bin ich mir ganz sicher, und nun schlaf gut" Sie bekam ein Kuesschen und der Baer kam auch nicht zu kurz, denn er gehoerte zur Familie. Dann verzog ich mich nach unten und rauchte noch eine und machte meine Abendtoilette. Ich nahm mein Winnetoubuch mit ins Bett, las noch einige Seiten und verschwand in himmlischen Orte. Der naechste Tag war ein Freitag, auf den sich alle freuten, denn wir bekamen unseren Wochenlohn ausbezahlt, bei mir waren es meistens 450 DM, die ich zum groessten Teil meiner Mutter gab. Denn ich wusste, dass sie eine sparsame Frau war. Nun hatte ich schon wieder meine 70 Kilogramm Normalgewicht erreicht, und fuehlte mich auch wohl dabei. Jetzt wartete ich auf den ersehnten Samstag.

Samstag nach dem Fruehstueck, habe ich unten das Wohnzimmer ein wenig aufgeraeumt, ueberall Staub gewischt, und den Teppichboden gesaugt, dann habe ich eine Platte aufgelegt, "Wenn bei Capri die rote Sonne ins Meer versinkt." Ich liess die Haustuer auf, so dass ich draussen  beim Hoffegen die gute Musik ebenfalls hoeren konnte. Rita rannte von oben nach unten  und hatte grosse Freude, denn heute bekommt Papa Besuch. Sie lief hin und her drehte sich im Hausflur und murmelte immer vor sich hin. Es war wohl auch fuer sie ein spannender Vormittag. Danach wusch ich mich und zog mich an, denn es war schon 10 Uhr und um 11 Uhr hatten wir uns am Bahnhof Ohligs verabredet. Als ich fertig angezogen war lief ich nach oben  und sagte: "So Mama, ich hole jetzt Hanni ab und zu Rita gewandt sagte ich: und du pass schoen auf die Oma auf.  Jetzt merkte ich, dass ich auch ein wenig aufgeregt war, was ich sonst eigentlich gar nicht kenne, aber es war so. Als ich an der Bushaltestelle ankam hatte ich noch 10 Minuten zu warten, dann stand sie vor mir, "meine Hanni". Sie hatte sich richtig schick angezogen, war auch noch extra beim Friseur gewesen.
 
Ich begruesste sie mit einem Kuss und schon hat sie mich untergehakt, und sie duftete nach sanftem Flieder, und das im Oktober, da bekam ich fast schon wieder eine Gaensehaut, aber die musste eben noch warten. Was man doch fuer schoene Gedanken bekommen kann und das noch draussen wo es kalt war. "Hanni ich bin richtig froh, dass du da bist und wir das heute in Ordnung bringen koennen bei meiner Mutter, ich habe dich schon angemeldet." Rita ist ganz begeistert, sie sagte zu mir: hoffentlich hat sie mich auch lieb." " Na ja, aufgeregt bin ich auch ein wenig, aber du bist ja bei mir Achim, und wirst mich festhalten, wenn ich anfangen werde zu zittern". Und wir beide lachten vor uns hin. Dann standen wir beide vor dem Haus. Hanni freute sich ueber das Fachwerkhaus: "Das ist sicher schon ein paar hundert Jahre alt. Da meine Mutter schon immer neugierig  war, standen beide schon an der Haustuer und lachten uns an. Ich stelle Hanni meiner Mutter vor, und Rita wurde nicht vergessen, was mir auffiel war, dass Hanni in die Knie ging und so Rita begruesste, so dass sie sich beide in die Augen sehen konnten. 
 
Das muss Rita wohl gefallen haben, denn sie fing gleich an mit Hanni Konversation zu machen, bevor wir noch ins Wohnzimmer kamen. Sie sagte zu Hanni: Papa hat die ganze Woche von Hanni gesprochen du bist sehr lieb, stimmt das? Ich versuche es jeden Tag Rita, aber es gelingt nicht immer, manchmal muss man auch mal weinen. "Ja ich auch,wenn ich unartig war, und die Oma mit mir schimpft. Hanni zog ihren Uebergangsmantel aus und sagte zu Rita gewandt: "Dein Papa hat mir auch schon viel von dir erzaehlt, ich weiss auch schon, dass du naechsten Monat am 7. November Geburtstag hast und du 5 Jahre alt wirst und dass du im kommenden Jahr zur Schule kommst. Freust du dich darauf?" "Ja dann bekomme ich sooo eine grosse Tuete  Bonbons". "Aber dann musst du auch sehr fleissig sein." Meine Mutter war nach der Begruessung nach oben gegangen um auf ihr Mittagessen zu achten. Rita sass ploetzlich auf dem Teppich  und spielte an Hannis Schuhen herum, denn sie hatten zwei silberne Perlen, dann rief meine Mutter zu Tisch, und  wie immer rannte Rita gleich los, damit sie die erste war.
 
Dann beim Essen, fragte meine Mutter, ob sie Hanni dutzen darf, das klingt angenehmer sagte meine Mutter und man braucht nicht so auf die Etikette achten, das "Sie" waere so unpersoenlich. Meine Mutter und Hanni haben sich gleich gut verstanden, worueber ich sehr froh war, dann fragte meine Mutter Rita: "Und wie gefaellt dir denn nun Papas Freundin? darf sie bei uns wohnen? Rita  fummelte an ihrem Baer herum und schaute Hanni an, dann viel ihr Blick zum Teppich und sie sagte: "Jaaa, dann bin ich nicht mehr so allein, andere Kinder haben eine Mutti ich habe keine. Hanni stand auf,  ging auf das Kind zu, nahm Rita auf den Arm und drueckte sie ganz fest an sich, da war das Eis zwischen Hanni und Rita gebrochen. Oma hat vor Freude geweint, sie stand auf wischte sich die Traenen ab. Dann kochte sie Kaffee und deckte wieder den Tisch, und es gab leckere Kirschtorte mit Sahne, Rita hatte die Haelfte der Torte liegen lassen und spielte mit ihrem  Baer, sie unterhielt sich auch mit diesem. Da Hanni und ich noch zum "Schwarzen Jupp" wollten, und wir uns mit ihrer Schwester Maria verabredet hatten, musste ich mich noch umziehen. Um 19 Uhr 30 wollten wir uns am Busbahnhof treffen und dann gemeinsam zum Jupp gehen.
 
Bevor wir uns verabschiedeten von Rita und meiner Mutter, fragte ich Hanni, ob ich diese Nacht bei ihr schlafen koennte? darauf antwortete sie: "Achim ich hatte es dir doch schon letzte Woche angeboten, das weisst du doch."  Wir gingen dann nochmal nach oben zu meiner Mutter, und machte ihr deutlich, dass ich diese Nacht nicht nach Hause komme, sondern bei Hanni schlafen werde. Ich moechte nicht, dass du dir schlechte Gedanken machst." "Achim das geht schon in Ordnung." Wir verabschiedeten uns und Rita lief gleich zu Hanni und fragte: "Kommst du auch bald wieder, denn ich moechte auch eine Mutti haben? "Ja ich komme bald zu dir und nun Schlaf gut." Dann verdrueckten wir uns, denn ich wollte auch puenktlich  am Busbahnhof sein. Hanni fragte mich: "Achim wie soll es denn nun weiter gehen mit mir? und wann moechtest du, dass ich zu euch komme? Denn dann muss ich nochmal nach Weze zu meinem Bruder, bei dem ich doch schon ein Jahr gewohnt habe, um meine restlichen Sachen zu holen."  "Gut dann erledige du deine Dinge anfang dieser Woche, so dass du Freitag wieder zurueck bist, geht das?"  "Ich denke schon."  und Freitagabend komme ich zu dir.
 
Fredi stand schon am Busbahnhof, und wartete auf seine Maria, wir begruessten Fredi, und er schlotterte vor sich hin, denn es war abends schon recht kalt und Fredi hatte immer noch keinen Wintermantel. Als Maria dann da war wurde er von Ihr gewaermt, und bis zum Jupp waren es nur 10 Minuten, das wuerde Fredi schon noch durchhalten. Als wir beim Jupp rein gingen fragte er : " Was macht denn dein Bruder Guenter? Er hat sich schon lange nicht mehr blicken lassen mit seiner Elsbeth." "Vielleicht ist er mit seiner Elsbeth im Rammel Verein eingetreten, und hockt zu Hause mit seiner Liebsten im Kanienchenstall." Jupp musste herzlich lachen, und seine Frau hinter ihm winkte uns zu. Ich bestellte eine Flasche Rotwein, dann suchten wir unseren Tisch auf. Und kurze Zeit spaeter hoerte ich schon die Melodie, "Du bist die Rose, die Rose vom Woertersee, holi,holi holi je, holi holi holi je. Und schon schwebten Hanni und ich ueber die Tanzflaeche, es ist doch etwas sehr Schoenes im Gleichklang der Musik ueber die Tanzflaeche zu schweben. Ich tanzte gerne Walzer, Tango, langsamen, Walzer, Swing, Twist, Fox und den unvergessnen  Tschi, a tschi, a ho."
 
Tanzen war fuer mich immer ein Erlebnis, und man konnte den schmutzigen Alltag vergessen, und sich in einer Traumwelt verstecken, fuer ein paar Stunden. Jeder Lebensabschnitt hat seine Zeit, in  der man Freud und Leid, zusammen tragen muss. Am Tisch zurueck, erzaehlte Hanni Maria, was sie heute erlebt hatte in Ohligs, mit Rita und auch was meine Mutter so gesagt hatte, und dass sie es mit mir versuchen wollte, Maria es ist eine Chance fuer mich, und das Kind. Dann waren wir wieder auf den Zauberbrettern, die unsere Fuesse hin und her jagten, dass der Schweiss zum Freund wurde, und die Muedigkeit des Tages verschwand. Man schwebte in der Hoffnung auf das, was noch kommen mag, dass der Traum sich erfuelle, mit der Geliebten, in Zweisamkeit die Goldene Nacht zum Tag machen. So vergingen die Stunden mit Hanni wie im Flug. Um 24 Uhr wanderten wir dann alle gemeinsam zur Bushaltestelle. Fredi stieg mit in den Bus und bei der naechsten Haltestelle stiegen Maria und Fredi aus, denn sie haben ein Hotelzimmer fuer sich gemietet wir fuhren weiter nach Langenfeld zu Hanni's Zimmer.
 
Hanni machte uns noch einen Kaffe mit dem Kochsieder. Unsere Maentel wurden von Hanni aufgehaengt, so dass wir uns ordentlich hinsetzen konnten. Da ihr Hauseigentuemer die Heizung schon eingeschaltet hatte und es recht warm im Zimmer war, entkleideten wir uns ein wenig, so dass unsere Augen beiderseits nicht zu kurz kamen beim Kaffee trinken. Ich merkte wie jetzt wieder langsam meine Gaensehaut aufbrach und auch Hanni zu schnurren begann, was mich natuerlich auf die Palme brachte, der Rest der Kleidung war sehr schnell abgestreift und so konnten wir uns in die Materie Gluecksklee hineinfallen lassen. Denn diesmal war der Kleebeutel sehr angeschwollen von dem Tauchsieder und so konnten wir uns beide kopulieren, so dass unsere Seelen eins wurden. Ja es ist das hoechste, groesste, beglueckendste und zufriedenste Erlebnis, das zwei Menschen in ehelicher Form erleben koennen. Dem Schoepfer sei Dank fuer diese grosse Gabe, die wir als kleine Ameisen in diesem grossen Universum geschenkt bekommen haben. Und was machen wir Menschen oft aus dieser Gabe, aus diesem Geschenk?
 
Der Beischlaf kann zu einer wunderbaren zweisamen Poesie werden, wenn es beide so wollen, und man sollte sie auch pflegen. So kann man immer mit Freuden diese Poesie erleben und geniessen, ohne sich danach gegenseitig Vorwuerfe zu machen. Es war im Leben schon immer so gewesen: "wer viel gibt, der bekommt auch viel." Hanni und ich wir schliefen bis 9 Uhr durch, dann machte sie fuer uns Kaffe, ich blieb noch im Bett liegen und wir beide diskutierten ueber den Ablauf der bevorstehenden Woche. Da Hanni ja schon ein Jahr in Tennung von ihrem Ehemann lebte, hofften wir, das die Scheidung nicht mehr allzu lange dauern wuerde. Doch die Maschinerie der Justiz der damaligen Zeit war oft sehr schleichend, denn Beamte arbeiten meistens nur nach Vorschrift. Da ich in meinem jungen Jahren so viel erfahren durfte, wusste ich es auch zu schaetzen, was " Geduld" bedeutet. Wir blieben dabei, dass wir uns am Freitagabend bei ihr zu Hause treffen und dann weitersehen wuerden, denn ich mochte, dass sie naechste Woche zu uns zieht, so kann sie sich die Miete sparen. Und meine Mutter waere auch entlastet.
 
Nach der Diskussion schlugen wir gemeinsam das Poesiealbum auf, und erfreuten uns an der Wortwahl in diesem Buechlein. Und wir kuschelten uns zusammen wie zwei kleine Wuermer die auf der Suche waren nach etwas Genuesslichem, das wir dann auch fanden. Zu Mittag assen wir wieder im Restaurant gegenueber.
 
Da Hanni noch zu ihrer  Schwester gehen wollte, um auch dort einiges regeln zu wollen, stieg ich gleich nach dem Essen in den Bus der nach  Solingen-Ohligs. Wir umarmten uns, und ich sagte noch:  "Dann bis Freitagabend 19 Uhr. Hanni winkte mir noch nach, sie war auch fuer mich: meine Geliebte, aber auch wie eine Mutter. Das gab mir Selbstbewusstsein und Hoffnung fuer die Zukunft. Eine Stunde spaeter war ich schon wieder zu Hause. Rita hielt noch ihren Nachmittagsschlaf, und so konnte ich mit meiner Mutter noch ueber die Dinge reden, die fuer mich wichtig waren. " "Mama wie gefaellt dir Hanni und bist du damit einverstanden, dass Hanni hier einzieht in dein Haus, denn die ersten Jahre, muessen wir noch hier bei dir wohnen, bis wir genug Geld zusammen haben, um eine eigene Wohnung ausstatten zu koennen." "Achim ich glaube, dass sie eine gute Ehefrau sein wird, und auch eine gute Mutter abgibt, denn sie hat ihre Erfahrung mit dem ersten Mann schon gemacht, und sicherlich  einiges in Ihrer Ehe durch gemacht. Denn sonst haette sie ja nicht die Flucht ergreifen muessen. 
 
Rita ist ja richtig begeistert von Hanni gewesen, sie frage mich: ob sie auch Mutti zu Papa's Freundin sagen darf, sie wuenscht sich so sehr eine Mutti."  "Mama, ich moechte auch dass Rita gleich von Anfang an Mutti zu ihr sagt, noch faellt es ihr leicht und ohne Hemmungen, wenn sie erst einmal aelter ist dann kann es Probleme in dieser Richtung geben. Das wollen wir nicht riskieren Mama. Am Freitagabend fahre ich zu Hanni und wenn du willst, dann koennen wir schon am Samstag ihre privaten Sachen, wie Kleidung  und andere Gegenstaende einraeumen."  "Gut, morgen mache ich den zweiten Kleiderschrank leer und den Rest werden wir am Samstag regeln, wenn Hanni hier ist Achim."  "Und noch eins Mama, ich moechte nicht, dass du Hanni herumkommandierst, sie ist keine Zwanzigjaehrige mehr und kann einen  Haushalt fuehren. Du kannst sie einfuehren und den Rest koennt ihr dann gemeinsam machen. Ich denke da wird es keine Probleme geben." So, nun werde ich uns beiden erst mal eine schoene Tasse Kaffee machen, und du kannst deine Tochter mal aus dem Bett holen." "Mach ich!"
 
Ich schlich mich in Ritas Zimmer, und was sahen meine Augen: Meine Tochter brubbelte mit ihrem Baer herum, und wir glaubten sie schlafe. Ich setzte mich zu ihr und fragte: sag mal Rita mein Schatz, was erzaehlst du denn den Baeren staendig."  " Nein das sage ich dir nicht."  Ich sagte: "Na, dann war es sicher auch nicht so wichtig." " Doch Papa es ist wichtig, darf ich zu deiner Freundin Mutti sagen?" Wenn du das moechtest, dann darfst du das sagen Schatz." Sie hopste aus dem Bett und sagte:  "Au ja Papa!" dann rannte sie zur Oma und erzaehlte ihr gleich alles. Meine Mutter und ich wir tranken unseren Kaffee und lachten ueber das, was wir gerade mit Rita erlebt hatten. Nach dem Kaffee ging ich nach unten, um meine Arbeitssachen zurechtzulegen fuer morgen frueh. Dann legte ich mich eine weile auf das Sofa.
 
Obwohl ich nun schon ueber ein Jahr wieder zu Hause war, schreckten mich immer wieder Gedanken auf, zu was doch Menschen faehig sind: anderen  Menschen grosses Leid anzutun und noch Freude daran haben. Die Strafkompanie der Fremdenlegion, wird mich wohl mein ganzes Leben nicht loslassen, denn was Menschen durchleiden koennen, ist schon bemerkenswert. Wie muss es erst den Menschen ergangen sein in der Nazizeit, die jahrelang dort in den Konzentrationslagern zubrachten und am Ende noch ermordet wurden. Ja der Mensch das unbekannte, grausame Wesen! Ich muss wohl doch eingeschlafen sein, denn Rita zupfte mich an meinen Struempfe und sagte:  "Papa komm Essen." Dann rannte sie wieder schnell nach oben zur Oma, denn sie hatte das Fernsehen an. Ich bat meine Mutter, das Fernsehen doch waehrend des Essens  auszuschalten, was sie auch tat. Nach dem Essen sagte ich zu meiner Mutter :  Mama sag mir Bescheid wenn du Rita ins Bett bringst, so dass ich ihr gute Nacht sagen kann." Ich ging nach draussen und rauchte eine Zigarette und gleich noch eine hinter her.
 
Dann lief  ich  ins Haus, wusch mich, zog mir meinen Schlafanzug an und schon rief Rita: Papa ich gehe schlafen, als ich in ihr Zimmer kam lag sie im Bett und tat so als ob sie schlief. Ich sagte: "Na, wenn Rita schlaeft, dann brauche ich ja nicht hier bleiben" und schon war sie wach: "Nein ich bin doch wach Papa."  "Oh, dann bin ich wohl auf einem Auge blind, ich setzte mich zu ihr auf die  Bettkante, dann sagte sie: "Ist deine Freundin wirklich lieb Papa?" Da bin ich ganz sicher mein Schatz." "Auch zu mir Papa?"  "Ja auch zu dir, und  nun wird geschlafen. Morgen muss Papa wieder Geld verdienen. Ich gab ihr einen  Gutenachtkuss und wie immer bekam der Baer auch sein Buettchen. Meine Mutter putzte und putzte das ganze Haus von oben bis unten und war ganz aufgeregt. Ich sagte zu Ihr: " Mama, warum machst du das? das Haus ist doch sauber du uebertreibst wohl einwenig. Vor ein paar Tagen hatten wir beide doch ein langes Gespraech gefuehrt, und da viel auch das Wort "loslassen" da ging es aber um Paul, und jetzt geht es um Rita, sei bitte so lieb und versuch  es wenigstens, denn sonst  wuerde Hanni darunter leiden muessen. Und das moechte ich nicht, denn hier geht es um Rita und um mich.
 
Dann war endlich der ersehnte Freitag da. Gleich nach der Arbeit habe ich im Betrieb geduscht und so brauchte ich mich zu Hause nur andere Unterwaesche anzuziehen. Meine Mutter machte mir schnell noch eine Stulle die ich dann noch ass, und so verabschiedete ich mich von meiner Mutter und von Rita ganz besonders, indem ich ihr sagte: "Ab morgen hast du eine Mutti, sie drueckte ihr Baerchen ganz fest, und ich bekam ein Kuesschen. Dann lief ich etwas schneller als sonst, denn ich wollte auch puenktlich sein. Der Bus stand schon abfahrtbereit, ich stieg ein und 15 Minuten spaeter, stieg ich direkt vor Hannis Tuer aus, und sie kam auf mich zugelaufen, und lachte mich freundlich an, "endlich da bist du ja" hoerte ich sie sagen. Nachdem wir uns draussen gekuesst hatten sagte sie, komm nach oben ich habe fuer uns etwas vorbereitet. Oben angekommen traute ich meinen Augen nicht, denn sie hatte ein Abendessen nach Bauernart vorbereitet, und die italienische Sonne stand in Form einer Flasche auf den leuchtenden Tisch, und das Licht der Kerzen, zwei Stueck an der Zahl, flackerten durch die Waerme im Zimmer hin und her. Ich legte mein Mantel ab zog meine Jacke aus und nun konnte ich meine Hanni in den Arm nehmen. Und wieder ueberfiel mich meine Gaensehaut, doch ich konnte sie verscheuchen, "Denn verschoben ist nicht aufgehoben."
 
So setzten wir uns zu Tisch, selbst die italienische Sonne war schon geoeffnet. Ich brauchte den Korken nur langsam zu drehen und er lachte uns an, dann fuellte ich die Weinglaeser, die sie von Weze mitgebracht hatte etwa halb voll, dann nahm ich mir eine Schnitte Roggenbrot aus das Weidenkoerbchen und beschmierte es mit Butter und belegte es mit echtem Bauerschinken, den ich mir selbst abschneiden musste. Wirklich, es war ein Vergnuegen fuer mich, so mit Hanni speisen zu koennen. Es gab drei verschiedene Sorten Hartwurst, Schinken und Bratwurst nach Bauernart, sowie echten hollaendischen Kaese. Waehrend wir assen erfuhr ich, dass sie alle ihre privaten Dinge mitnehmen konnte, die sie bei ihrem Bruder deponiert hatte, wo sie das eine Jahr gelebt hat bevor sie nach Langenfeld zog. Der Nachbar ihrer Schwester hatte ihr seinen VW Bus angeboten, um die Sachen nach Ohligs zu bringen. Ich fand das Klasse und staunte. Daraufhin sagte ich zu Hanni, du siehst es gibt noch gute Menschen, sie nickte mir zu, dann goss ich Wein nach, und ich erzaehlte ihr was Rita so fuer Sorgen hat: Natuerlich kann sie Mutti zu mir sagen, denn alt genug bin ich doch fuer eine liebe Mutti, oder?"
 
Ich denke schon, und ich glaube du gibst eine gute Mutti ab. Hanni, meine Mutter hat die letzte Woche die ganze Zeit das Haus geputzt, ich konnte sie nicht abhalten. "Wann wollen wir morgen nach Ohligs fahren Schatz?" So wie ich dich nun schon kenne Achim, wird es heute Abend sicher etwas spaeter werden, worueber ich ganz und gar nicht boese bin. Obwohl ich einige Jahre aelter bin als du, so hast du mir doch die Tuer geoeffnet, ein Erlebnis zu erfahren, das ich bis dahin zwischen Mann und Frau so noch nicht kannte. Es ist ein grosses Geschenk, und ist nicht selbstverstaendlich, dass eine Frau wenn sie mit ihren Mann koitieren tut, sie dann den Sonnenuntergang koerperlich und geistig erleben darf. Ja es ist wahr, du hast mich zum ersten Mal den wahren Sonnenuntergang erleben lassen, und ich durfte diesen koerperlich in deinen Armen erleben. Das ist es, was sich jede  Frau wuenscht von ihrem Mann, und nicht, dass er nur tolle Sprueche klopft. Ich freue mich Achim auf den heutigen Abend mit dir, du weisst wo die Schluessel und der Starter sitzen: Ich darf erleben, was Frauen selten verspueren wenn sie mit ihrem Mann schlafen, wenn Himmel, Erde und das Universum zusammen kommen, dann verspuert man die Glueckseligkeit die mit 1000 Stunden Kilometer den Ruecken herunter jagt bis ins Zentrum der Herrlichkeit.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Meine Tochter erhält wieder eine Mutti
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22.  Meine Tochter erhält wieder eine Mutti
Als Hanni das letzte Wort vom Zentrum der Herrlichkeit gesprochen hatte, zog sie sich langsam aus und schnurrte wie eine Katze um mich herum, so dass nun auch meine Gaensehaut sich voll entfalten konnte. Wir schalteten das Licht aus und liessen nur die zwei grossen Kerzen weiter leuchten, damit wir ein Gefuehl bekommen, dass wir wahrhaftig mit dem Universum verbunden sind. Kann es etwas Schoeneres geben, als wenn zwei Seelen eins werden und den Klang der Musik, sowie jede einzelne Note in sich aufnehmen um dann am Ende des Konzertes zu verspueren: ja, das war es, wonach wir uns sehnten. Wir durften es erleben. Ich machte nach der Vorstellung das Licht aus und wir kuschelten uns ineinanender und weg waren wir in himmlischen Gefilden. Am anderen Morgen nach dem Fruehstueck wanderten wir beide zu Hannis Schwester, um den Mann aufzu suchen der uns die Sachen von Hannis Zimmer zu uns nach Ohligs bringen sollte. So lernte ich auf diese Weise den Ehemann von Maria und den Schwager von Hanni kennen. Ich wusste ja von Maria, dass ihr Mann Schiva hiess, doch ich tat so als ob ich nichts von all dem wusste.

Schiva kam aus Jugoslawien und zwar aus Banat, einem Landstrich an der ungarischen Grenze, Banat zog sich bis Ungarn rein. Er sprach Deutsch, denn er lebte ja schon 17 Jahre hier in Langenfeld. Maria hat ihn wohl aus Mitleid geheiratet, er hat einige Jahre in einer Rohrzieherei in Langenfeld gearbeitet. Zu Hause in seiner Heimat war er schon mal verheiratet. Nachdem seine Frau und sein kleiner Sohn von den Partisanen unter der Fuehrung von Josef Broz Tito umgebracht wurden, lief Schiva zu den Deutschen ueber, und kaempfte mit den Deutschen gegen die Partisanen. Nun mit 57 Jahren, war er schon Fruehrentner, und Maria die Schwester von Hanni musste jetzt das Geld verdienen, was sie auch gern tat. Als Maria und Hanni wieder kamen mit dem VW Bus, fuhren wir gleich weiter zu Hanni's Zimmer. Der Eigentuemer des Busses war ein sehr hilfsbereiter Mann. Er packte gleich mit an, und so waren die paar Kartons schnell unten im Auto verstaut. Hanni verabschiedete sich von den Vermietenr und bedankte sich fuer alles. Dann ging es in Richtung Solingen-Ohligs, Barl Nr 7. Die Fahrt dauerte 25 Minuten, dann standen wir vor unser Haustuer.

Wie immer hatte meine Mutter einen siebenten Sinn, denn sie standen alle beide auf den Hof und warteten auf uns. Nun ging erst die Begruessung los und Rita schaute zu mir und ich nickte nur, dann lief sie auf Hanni zu und sagte:"Du bist meine neue Mutti." Hanni nahm sie gleich auf den Arm und drueckte sie fest und sagte: "Ja, ich bin deine neue Mutti, und ich moechte, dass du zu mir Mutti sagst." der Oma liefen schon wieder die Traenen ueber das Gesicht. Rita kam zu mir gelaufen und sprang mich an und sagte:" Papa du hast mich nicht angelogen, ich darf wirklich Mutti sagen." Nachdem der VW Bus wieder in Richtung Langenfeld unterwegs war, sassen wir oben und tranken unseren Kaffe, und Rita eierte immer um Hanni herum, dann nahm Hanni sie auf ihren Schoss, und Rita fragte: "Bleibst du wirklich fuer immer bei uns?" und Hanni sagte: "Wenn du nichts dagegen hast?" Meine Mutter war schon wieder in der Kueche und sorgte fuer unser Wohl. Dann gingen die Gespraeche hin und her, meine Mutter verstand sich gleich mit Hanni, sie taten so als wuerden sie sich schon laenger kennen.

Hanni fragte meine Mutter, ob sie auch Mutter sagen duerfe zu ihr, denn es klingt doch vertrauter. Meine Mutter willigte ein, und so war meine Mutter nicht mehr allein, Rita hatte ihre Mutti und ich eine Frau. Heute war ja Samstag, und ich wollte doch gern mit Hanni zum Schwarzen Jupp gehen, denn Maria kommt auch zum Jupp. Ich moechte das gerne noch eine Weile weiter machen, denn von meiner Jugend, habe ich nicht all zuviel gehabt. Beim Mittagessen erklaerte ich meiner Mutter, dass wir heute Abend zum Jupp gehen, um auch mit Hannis Schwester Maria zu sprechen, vielleicht kann sie uns ja naechste Woche am Sonntag besuchen. Meine Mutter war gleich begeistert: Ja Hanni lade deine Schwester ruhig ein ich bin auch froh wenn ich Leute um mich habe. Beim Mittagessen wollte Rita unbedingt neben ihre Mutti sitzen. Ich bin immer fuers Teilen gewesen, bis es ins Bett geht hat Rita ihre Mutti, und ich danach, was auch nicht schlecht ist. So hat jeder etwas von der Mutti, und die Oma kommt sicher auch nicht zu kurz. Nach dem Mittagessen geht Rita immer noch 1/2 Stunden schlafen, heute druckst sie immer herum.

Doch dann sagte sie: "Mutti, komm ich zeig dir mein Zimmer." Meine Mutter und ich wir haben uns das Lachen verkniffen. Als Hanni mit Rita ging: sagte ich zu meiner Mutter: "Ich hoffe nur, dass alles ein gutes Ende nimmt, und wir in Frieden zusammenleben koennen. Mama ich danke dir fuer deine Hilfsbereitschaft. Dann kam Hanni wieder, und laechelte vor sich hin, es war ein positives Laecheln. Dann sagte sie: "Ich durfte sogar ihrem Baer ein Kuesschen geben. Ich bin so froh, dass sie mich so liebevoll angenommen hat. Und ich werde mir Muehe geben sie so zu behandeln, als waere es mein eigenes Kind." Dann half Hanni meiner Mutter beim abwaschen. Ich verzog mich nach unten, wusch mich und rasiert mich, dann legte ich mich ein wenig auf das Sofa und wartete auf Hanni. Ich muss wohl doch ein geschlafen sein, als Hanni mich streichelte, sie sagt komm Kaffe trinken. Waaas, habe ich so lange geschlafen?" "Kein Wunder, wenn du die Nacht zum Tag machst, sie laechelte und sagte weiter: positiv gesehen, denn ich erfreue mich auch an der Astrologie." und sie laechlte wieder verschmitzt.

Dann eilten wir nach oben, und wieder war der Tisch gedeckt. Meine Mutter hatte Berliner Ballen gekauft, sie weiss, dass ich die gerne mag. Rita und Hanni alberten noch herum, so war der Samstag ein erfuellter Tag gewesen fuer uns alle vier. Nach dem Abendbrot spuelte Hanni noch das Geschirr, danach gingen wir nach unten zogen uns um. Wir stiegen nochmals die Treppe hoch und verabschiedeten uns von Rita und sagten zu meiner Mutter: " Danke fuer den schoenen Tag." Dann liefen wir zur Bushaltestelle kurze Zeit spaeter stand Maria vor uns, nur unser kleiner Fredi war noch nicht da. Sollen wir warten Maria, fragte ich?" Nein der weiss ja wo ich bin, dann kam er uns schon entgegen und hatte eine dicke Winterjacke an, er entschuldigte sich, dann waren wir schon beim Jupp. Wir begruessten uns, bestellten eine Flasche Rotwein und wurden sehr schnell bedient. Im Saal war noch nicht allzuviel los, denn die Musiker stimmten noch an ihren Instumenten herum, und es war auch noch nicht ganz 20 Uhr. Hanni hatte noch Zeit ihrer Schwester alles zu erzaehlen, was sie so erlebt hat. " Und geht das klar am naechsten Sonntag Maria? "Du kannst ja den Frank Olaf mitbringen wenn du willst," sagte ich. " Achim lass das mal, vielleicht spaeter, denn Olaf teilt nicht gerne, und er ist ein Schreihals. Aber du kannst doch kommen, dann kommen wir auch mal zu euch Ja?"

"Ja gerne Achim, aber das mit Olaf, das lassen wir wirklich noch eine Zeit er ist noch so verspielt und braucht viel Aufmersakeit. Er ist ein Egoist hoch 3 wie es im Buche steht, und es kommen keine Gespraeche auf." Dann begann die Musik, Hanni und ich wir machten gleich den Anfang, es laesst sich ja wunderbar tanzen, wenn die Tanzflaeche nicht so voll ist, und nicht bei jeder Drehung den Nachbarn in die Rippen stoesst. Hanni und ich wir konzentrieren uns auf die Musik und es wird wenig gesprochen beim Tanzen. So kommen wir mit den Tanzschritten nicht durcheinander. Ich spuerte, dass Hanni recht zufrieden war, mit der Entscheidung, dass sie zu uns kam, denn so war sie nicht mehr allein und wir drei auch nicht. Ich denke jetzt werden die Tage besser ausgefuellt, als bisher. Jetzt setzten wir auch schon mal einen Tanz aus, was wir vorher als wir uns kennen lernten nicht taten. Was sagte ein Jaeger ? " Man reitet solange hinter dem Bueffel her, bis man ihn erlegt hat." So spielt sich das suesse Leben ab, manmal, sogar ohne Herz, was ich jedoch sehr traurig finde.

Mit Fredi konnte ich nicht all zu viel sprechen, denn seine Deutkenntnisse glichen denen eines dreijaehrigen Kindes. Man versteht einige Worte und den Rest muss man selbst zusteuern. Aber er war ein lebensfroher 38jaehriger Mann, der fuer jeden Spass aufgelegt war, und Maria passte irgendwie zu ihm. Ob das was sie oeffentlich tat, richtig war, dafuer kannte ich sie noch zu wenig, denn Ihr Mann Schiva war Fruehrentner, und soviel wie ich sehen konnte heute Morgen, war er auch ein gebrochner Mann. (Dazu spaeter mehr) etwa nach einer Stunde, tanzte ich mit Maria, und waehrend wir tanzten, sagte sie zu mir:" Na Achim, da hat es ja Hanni gut bei euch getroffen, und von dir meine Guete schwaermt sie richtig, was hast du nur mit ihr gemacht, dass sie so in zwei Wochen alles hinter sich laesst, ohne dich zu pruefen? Ich kenne meine Schwester nur als eine bodenstaendige Frau." Maria, das ist sie auch noch, aber die menschlichen Charaktere sind nicht alle gleich, und so wie ich dich einschaetze, weisst du auch was ich meine und dass du es noch suchst, oder irre ich da?" "Nein du irrst dich nicht, aber fuer dein Alter bist du schon ein gestandener Mann, soviel habe ich von meiner Schwester mitbekommen. Ich freue mich fuer sie."

"Danke Maria." Dann war auch schon der Tanz vorbei, wir suchten unseren Tisch auf und unterhielten uns ueber alles und nichts. So vergingen die Stunden und um 23 Uhr30 machten wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle dann fuhren Fredi und Maria zu ihrem Liebesnest. Hanni und ich wir liefen ganz gemuetlich zu uns nach Hause, es wird die erste Nacht fuer Hanni sein in unserem Haus. Ich bin mir sicher, dass meine Mutter uns schon wahrgenommen hat, und sie nun auch schlafen kann, ja so ist sie nun einmal. Jeder hat so seine Eigenschaften, ohne das er ein Wort darueber verliert, was ich auch gut finde. Nachdem ich die Wohnzimmertuer verschlossen hatte, streiften wir unsere Kleider ab und kuschelten uns zusammen in einem Bett, obwohl zwei da waren, und warum wohl? Weil Morgen Sonntag ist und wir zwei noch ein wenig die Nacht geniessen moechten, was uns auch gelang. Hanni sagte zu mir: "Achim weisst du, ich kann das alles noch nicht fassen, was ich in gut zwei Wochen erlebt habe, und es waren alles nur gute Erfahrungen, und soviel glueckliche Stunden dabei, denn die vier Jahre meiner Ehe waren nur chaotisch durch die Trinkerei meines Mannes.

Dass er mich auch noch im Rausch schlug und mich vergewaltigte, das war das Schlimmste, ich weiss bis heute nicht was diesen Mann geritten hat. Und irgendwann kann ein Mensch derartige Torturen nicht mehr erdulden und aushalten, da gibt es nur noch die Flucht nach vorn, und das habe ich schon vor ueber einem Jahr gemacht, und bin zu meinem Bruder in Weze gezogen. Den Rest kennst du nun auch schon. Hanni Schatz, ich weiss wovon du sprichst und werde dir spaeter einiges aus meinem Leben erzaehlen, aber bitte mach dir jetzt keine Sorgen mehr. Ich will versuchen dich gluecklich zu machen, aber keiner weiss im voraus, was fuer ihn bestimmt ist, lass uns versuchen, dass jeder von uns das Beste gibt, egal wie wir uns fuehlen, so dass keiner von uns beschaedigt wird. Und dass wir auch Ruecksicht auf den anderen nehmen und diesen auch in seinen Kummer verstehen. Ich nehme dich wie du bist mit all deiner Liebe, aber auch mit deinen Fehlern, denn es gibt keinen Menschen Hanni, der ohne Fehler ist, das gilt auch fuer mich, und versuch auch nicht mich veraendern zu wollen, was ich auch bei dir nicht tun werde.

Lass uns dankbar sein fuer das was wir haben, das Universum koennen wir gemeinsam erleben und den Sonnenuntergang, und die suessen Fruechte koennen und duerfen wir zu jeder Jahres- und Tageszeit pfluecken im gegenseitigen Einverstaendnis. Wenn wir das alles beherzen, kann eigentlich nichts schief gehen, ausser wenn die Bratkartoffeln brennen. Nun wuensche ich dir eine gute und angenehme Nacht. Wieder kuschelten wir uns zusammen, aber der Himmel war bedeckt, so dass wir weder Mond noch Sterne oder gar das Universum sahen. Ich versank in einen tiefen Schlaf, und erwachte erst als Rita in unser Bett hupfte, es war wohl 7 Uhr. Hanni kam wohl mit Rita besser zurecht als ich, denn sie waren beide weiblich. So ging ich mich waschen und rasierte mich, dann zog ich mich komplett an und verschwand nach oben. "Morgen Mama," Morgen mein Junge, habe euch beide kommen hoeren letzte Nacht, danach konnte ich auch gut einschlafen, na wie gefaellt Hanni unser Haus, ich find sie sehr sympatisch, und sie kann gut mit Rita umgehen, das freut mich auch fuer das Kind.

Da Heute Sonntag war, haben wir alle vier in aller ruhe gefruehstueckt. Rita war wieder Hahn im Korb, und es drehte sich alles um die Mutti, ich war foermlich abgemeldet. So unterhielt ich mich mit der Oma und Rita mit Hanni. Da Hanni erst eine Nacht bei uns geschlafen hatte, wollte ich auch nicht gleich am ersten Morgen Rita zur Ordnung rufen. Ich dachte es wird dann schon noch der Alltag einkehren. Rita war sehr schnell mit dem Fruehstueck fertig, dann sprang sie schon wieder herum oben im Wohnzimmer, mit all ihren Puppen, und den dazugehoerigen Kleidungsstuecken . Sie murmelte immer vor sich hin und schimpfte mit einigen Puppen, sicher wie die Oma es auch manchmal mit ihr machte. Nach dem Fruehstueck half Hanni meiner Mutter beim Abwaschen, sie unterhielten sich ueber das Mittagessen und was wir am Nachmittag machen. Ich schlug vor, nochmals in die Ohligser Heide zu gehen. Da Rita zwei sehr sensible Ohren hatte, war sie sogleich begeistert, und schrie: "oh ja, da ist doch das alte Maerchenschloss. Ich blieb noch eine Weile bei Rita, dann ging ich nach unten und sah, dass Hanni die Betten schon gemacht hatte, aber ihre Karton's standen noch da, die sie noch auspacken musste. Denn Gestern war es schon zu spaet, denn wir waren ja beim Schwarzen Jupp.

Kurze Zeit spaeter kam Hanni herunter und sagte: Deine Mutter sagte, sie wuerde schon zurechtkommen, ich sollte nur gehen und die Karton's auspacken. Da der zweite Kleiderschrank von meiner Mutter leer geraeumt war, konnte nun Hanni all ihre Kleider und was sie sonst noch hatte gut verstauen und der Schuhschrank auf dem Flur war auch leer, und ansonsten war in meinem Kleiderschrank auch noch Platz, denn ich hatte nicht sehr viele Kleider. Natuerlich war Rita ein zwei mal unten gewesen um zu schauen ob wir auch alles richtig machten, dannwar sie wieder weg, so ging das bis Mittag, auch wenn Rita da war gab ich meiner Hanni Kuesschen, und Rita kam auch nicht zu kurz, sie bekam Kuesschen von Hanni und auch von mir, alles wurde geteilt, dann war Mittagszeit, nach dem Essen wuschen die zwei Freuen ab, und wir machten alle vier noch einen schoenen spaetherbstlichen Waldspaziergang durch die Ohligser Heide. Waehrend wir durch die Heide spazierten, kam mir ein Gedicht, in den Sinn, das ich mal vor Jahren geschrieben habe:

Germania du schoenes waldreiches Land,

du hast in Europa einen guten Stand.

Die Natur ist uns gut gesonnen,

wir haben durch die Waelder viel gewonnen

 

Vom Norden bis zum Sueden bestueckt mit Baeumen,

wo andere Europaer nur von traeumen.

Im Norden die Lueneburger Heide, mit viel Heidekraut,

Im Sueden Bayern so wie der Schwarzwald, sehr gut angebaut.

 

Das Sauerland, Westerwald und der Taunus,

alle machen im fuenften Monat ihren Maischuss.

Dazu die vielen Hecken, Straeucher und das Moos,

das gibt einem Naturfreund schon einen Stoss.

 

Tannen, Birken und die Kiefern,

die uns soviel Schoenes liefern.

Erlen, Kastanien und die Buchen,

wir sollten sie oefters mal besuchen.

 

Es muss nicht immer Spanien sein,

unser Land ist sauber und auch rein.

Viele Teiche und schoene See'n,

liegen in den Waelder'n, man muss sie nur sehen.

Wir wanderten am alten Schloss vorbei. Meine Mutter klaerte uns so weit auf, dass hier im Schloss, die Alliierten (Englaender) eine Komandozentrale hatten. Die dann nach dem 2.Weltkrieg nach Hilden umgesiedelt wurde. Wo die eigentlichen Eigentuemer geblieben sind wusste damals keiner. Das Schloss war total heruntergekommen und doch wohnten Menschen dort, es waren meist Fluechtlinge aus Schlesien . Auch kamen wir an einem Wildschweingehege vorbei wo schoene fette Sauen herumstolzierten, die sehr flink waren. Vom Gehege ging es wieder nach Hause, denn wir waren etwa 2 Stunden auf Tour, und Rita hockte die ueberwiegende Zeit auf meinen Schultern, sie war die Reiterin und ich der alte Gaul. Ende Oktober wird es schon sehr frueh finster. Morgen ist der 1. November und am 7. November hat unsere kleine Maus Geburtstag, sie wird 5 Jahre alt. Ich sass nun unten im Wohnzimmer, denn Hanni und meine Mutter waren oben und bereiteten das Abendbrot vor. Ich sann darueber nach, was ich alles durchmachen musste, bis ich dieses Glueck erfahren durfte, das ich zur Zeit erleben durfte.

Ja diese zwei Desertionen haben sich gelohnt trotz den grausamen und hohen Strafen die ich erleiden musste in der Kompanie „Disziplin“. Dank dem Unfall, als mir eine grosse Steinplatte auf mein Knie fiel, erlebte ich in Oran im Hospital, doch eine gewisse Nettigkeit, und Anerkennung von den Aerzten und den Krankenschwestern. Obwohl sie wussten, dass ich ein Deserteur war, haben sie mich als Mensch behandelt, was ich von der Fremdenlegion nicht sagen kann. Der Spitalaufenthalt war drei Monate Erholung fuer mich. Ich brauchte danach nicht mehr wie ein Hund ueber den Kasernenhof zu rennen. Ploetzlich riss mich Rita aus meine Gedanken: Bitte essen kommen Papa, sie gab mir einen Schmatzer(Kuesschen) und schon war sie wieder weg. Ich wusch mir die Haende und ging nach oben, und staunte nicht schlecht wie gut sich meine Mutter mit Hanni verstand und umgekehrt genauso und Rita immer mitten drin. Mir konnte wirklich nichts Besseres passieren. Ohne die zwei Desertionen haette ich meine Hanni nie gefunden. Nach dem Abendbrot spielte ich noch eine Weile mit Rita.

Dann kurz vor 20 Uhr sagte ich gute Nacht, Mama und Rita bekam einen Schmatzer. Dann als nun Rita im Bett lag, kam Hanni auch gleich zu mir. Und schnurrte: "Deine Mutter ist eine sehr liebe Frau Achim, also ich haette nie geglaubt, dass das so gut geht. Deine erste Frau war wohl Kinderfeindlich Achim?" " Ja das war so, was sie heute macht weiss ich nicht so genau, sie lebt wohl jetzt in der Naehe von Hannover. Aber kinderfeindliche Muetter gibt es doch mehr auf diesen Planeten, man hoert das oefters, aber wir wollen uns nicht damit befassen Schatz". Und so werde ich die Geschichte zwischen mir und meiner Mutter wohl die erste Zeit fuer mich behalten, was auch besser so ist. " Ich werde mich jetzt duschen Achim, und dann sehen wir weiter was du aus diesem Abend noch machen moechtest ich bin einfach nur gluecklich, dass auch Rita mich mag.

"Warte ab Schatz, wenn sie groesser ist, ob dann alles noch so ist wie heute. Kommt Zeit kommt Rat. "Nachdem ich nun auch geduscht hatte und einen Schlafanzug anhatte, musste Hanni herzlich lachen. Denn das war das erste Mal, dass sie mich im Schlafanzug sah. Ansonsten war ich immer im Adams Kostuem, was ihr immer gut gefallen hat, denn auch sie war meine Eva, und was scherten uns die Leute bei unser Freude. Und so werden wir auch heute wieder in den herbslichen goldenen Blaetterwald eintauchen und uns die Bucheckern auflesen, ich habe als Kind nicht gewusst, dass Bucheckern so gut munden, schoen ist immer, das Aufknacken. Nachem wir alle Bucheckern gesammelt hatten, kuschelten wir uns wieder zusammen, wie Kuecken unter der Mutterhenne, wenn es draussen regnet. Es dauerte nur ein paar Minuten, und wir schwebten jedes fuer sich im Traum, auf weissen Wolken dem Universum entgegen, ob ich das Universum erreicht habe? " Nein denn um 6 Uhr morgens erwachte ich, durch den Klingelton des Weckers, denn heute war Montag, und ich musste, der Wahrheit ins Auge sehen und Geld verdienen gehen.

In so einer grossen Giesserei in der ich nun schon ueber einem Jahr als Gussputzer arbeitete, gab es viel zu sehen. Aber auch viel zu tun fuer die Menschen die hier in Lohn und Arbeit standen: "Giessereien sind Werkstaetten zur Herstellung von Gegenstaenden durch Giessen schmelzbarer Stoffe in Hohlformen. Wichtige Giessstoffe sind Eisenlegierungen (Stahlguss Grauguss), Kupferlegierungen mit Zink Zinn, und verschiedene Aluminiumlegierungen. In der Formerei werden die Hohlformen aus Sand oder Lehm hergestellt. Zur Herstellung der Form benutzt man ein Modell aus Holz, Gips oder Metall dessen Form dem zu giessenden Gegenstand entspricht.

Hohlraeume im Gussstueck werden durch Kerne dargestellt (Gegenformen). Grosse Gussstuecke formt man in Gruben, die in die Sohle der Formerei gegraben werden. Sand und Lehmformen sind nach dem Guss nicht mehr verwendbar. Dauerformen, sogenannt Kokillen werden aus Stahl oder Gusseisen in der Modellschlosserei hergestellt. Sie ueberstehen je nach Groesse und Giesstemperatur mehrere Hundert bis Hundertausend Abguesse. Im Schmelzbetrieb werden die Giessstoffe aus den Ausgangs stoffen nach der Gattierungs Vorschrift (gattieren) eingeschmolzen. In einem Kupolofen, -Siemens-Martin Ofen, Konverter (Bessemer -oder Thomasbirne). Kupfer u. Leichtmetallegierungen schmilzt man fast immer in Tiegeloefen. Der fluessige Giessstoff wird mit Giesspfannen oder -tiegeln von Hand oder mit einem Kran zu den Formen gebracht und in diese eingefuellt. In der Gussputzerei wo ich tätig war, werden Grate, Vorspruenge usw. durch schleifen mit einer Flex, oder mit einem Meissel, der in einem Lufthammer steckt, entfernt. Der noch anhaengende Formsand und kleine Oberflaechenfehler werden mit einem Sandstrahlgeblaese "weggeputzt." Da ich nun als Gussputzer in solch einem Werk taetig war, moechte ich auch erwaehnen, dass diese Arbeit sehr schmutzig war.

Der Aufwand für jedes Formstueck, das geputzt wurde, war vorher mit einer Stoppuhr gestoppt worden, und wir haben auf Minuten genau gereinigt, so wie es heute in Altenheimen betrieben wird, 1 Minute fuers Haare kaemmen usw. Ich arbeitete im Akkord und musste mich schon anstrengen, wenn ich 6,50 DM die Stunde verdienen wollte. Aber am Ende ist alles Gewohnheit, die einzelnen Teile wurden geputzt und auch mit Wenn man einige Grossteile fertig geputzt hatte, wurden sie auch noch vom Putzer mit einer spezial Farbe gestrichen, was dann auch extra bezahlt wurde. Diese Arbeit war auch sehr gesundheitsschaedigend. Ja der Montag war immer ein sich sammelnder Tag, denn der Samstag und Sonntag haengt einem noch in den Knochen. Ich habe immer gerne gearbeitet, denn das Leben ist immer ein Geben und Nehmen. Ich habe in meinem Leben, das Geben immer an vorderste Stelle gestellt, weil ich festellen konnte, dass Geben gluecklich macht. Und wer sich anders in dieser Welt versucht durchzuschlagen, ist und war ein Traeumer, der nie einen wahren Traum aufweisen konnte.

Um 17 Uhr hatte ich jeweils Feierabend und ich freute mich heute ganz besonders nach Hause zu gehen. Meine Hanni wartete sicher schon auf mich, um zu berichten, was sie heute alles so in der neuen Familie erlebt hatte, ich hofe nur Positives. Die Giesserei war nur 10 Minuten von unserem Haus entfernt, die Firma hiess "Gebrueder Hammesfahr". Heute war ja der 1.11.1962. Beim Duschen in der Firma, dachte ich, Mensch Rita hat ja am Sonntag Geburtstag, da muessen wir uns noch um ein kleines Geschenk kuemmern. Als ich frisch geduscht und voller Freude aus der Betriebshalle ging, war es schon dunkel draussen, und nasskalt dazu, ich wusste aber in 10 Minuten bin ich in einer schoenen warmen Stube, bei meine Lieben. Und da war denn der dreckige Betrieb weit weg von meinem zu Hause. Das Wort "dreckiger" Betrieb, meinte ich im positiven Sinn, das bezieht sich nur auf gewisse Arbeitsgänge, denn dort wurde ja ehrliches Geld verdient. Und die Familien haben etwas zu essen gehabt, und konnten sich auch etwas anschaffen, obwohl nur einer gearbeitet hat. Heute im Jahr 2015 muss eine allein verdienende Mutter 2-3 Arbeitsstellen haben, um ueberhaupt vernuenftig leben zu koennen.

Was ist aus unserem Deutschland geworden? Wo doch das Land so reich ist. Ja der Staat ist reich durch die vielen Steuergelder, aber nicht das Volk. Wo sieben Millionen Buerger an der Armutsgrenze leben, wo eine allein erziehende Mutter 3 Arbeitsstellen an einem Tag absolvieren muss und dann zum Sozialamt gehen muss, da muss doch etwas im Staat nicht in Ordnung sein, wo Rentner mit 600 Euro auskommen muessen, ich koennte weiter fortfahren, was niemanden weiter hilft. Ja der Deutsche Staat ist reich. Wie damals als der Kaiser noch regierte, nur das Volk hatte auch nicht viel abbekommen. Bei Hitler war es auch nicht besser. In der ehemahligen Deutschen Demokratischen Republik war es genau so, der Regierung ging es immer gut, nur der kleine Mann hatte auch nichts, jetzt haben wir ein sehr reiches Deutschland und reiche Regierende, aber das Volk hat auch in dieser Demokratie wenig zu sagen, die Herrschaften regieren an dem Volk vorbei, ist das noch Demokratie?"

Genau so kam es, ich stand noch draussen an der Hoftuer, da hoerte ich die Stimme von Rita, die da sagte: " Mutti der Papa kommt." als ich meine Schuhe auf dem Flur ausgezogen hatte, ging ich ins Wohnzimmer, wo beide auf mich warteten. Ich ging zu Rita und gab ihr ein Schmatzel und dann auch meiner lieben Hanni. Als sie nach oben gehen wollten fragte ich: Hallo ihr beiden Suessen bekomme ich von euch kein Kuesschen?" sie lachten und kamen auf mich zu und drueckten mich, bis ich auf dem Teppich lag und sie kuessten mich ohne Pause, Ich sagte: Vielen Dank meine Braeute ich habe es genossen von euch umarmt zu werden. Dann gingen wir alle drei zusammen nach oben. Meine Mutter deckte den Tisch für's Abendbrot. Na Oma wie war der Tag unter euch drei Frauen?" Meine Mutter laechelte mich an und sagte: "Haette gar nicht besser sein koennen, und wie lief es bei dir mein Sohn?" "Genau so liebe Oma." Und wir mussten alle lachen. Ich fragte Rita: "Sag mal weisst du was am Sonntag hier los sein soll?" Ja, hast wohl gedacht ich weiss das nicht, die Oma hat mir das heute Morgen gesagt." "Dass ich Sonntag Geburtstag habe" "Und wie alt wirst du Schatzi? Fuenf Jahre Papa.

Und was wuenscht du dir zum Geburtstag?" "Gar nichts, denn die Oma hat gesagt wir muessen sparen". "Ja spare in der Zeit wenn es dir gut geht, so hast du etwas in der Not". Warten wir ab, denn bis Sonntag laeuft noch viel Wasser den Vater Rhein hinunter." Heute Abend wollte ich nicht so spaet ins Bett gehen. Ich verabschiedete mich beit Rita und auch bei meiner Mutter indem ich sagte: "Bin Heute richtig geschafft Mama. So verdrueckte ich mich und las eine Zeitlang meinen Karl May und hoerte ein wenig Musik dazu. Es war schon 20 Uhr vorbei als Hanni nach unten kam, sie nahm mich in den Arm und sagte: Der zweite Tag ist auch positiv fuer mich ausgegangen, denn mit deiner Mutter bekommt man keinen Streit, sie ist auch so fleissig und immer in Bewegung, und was sie macht, macht sie mit Freude, das sieht man sehr selten Achim. Ich bin sehr froh, dass wir uns gefunden haben, und will auch dankbar sein fuer alles, nur wir sind alle Menschen mit Fehlern und machen auch Fehler. Ich hoffe nur, dass wir bei allem was wir machen und tun, wir uns nicht unsachlich gegenueber stehen, sondern in Vernunft ueber alles reden können.

Deine Mutter ist wirklich lieb zu mir, sie hatte bis jetzt noch nie einen Ausraster, und fuer alles Verstaendnis. Weil sie mich danach fragte, habe ich ihr die Geschichte von meinem Mann erzaehlen muessen, was ich auch gut fand, denn so bekomme ich mehr Abstand von ihm. Er ist krank und will es nicht wahr haben, er hat keine Einsicht, ich wollte und konnte auch nicht mehr mit ihm zusammenleben. Ich habe auch den ganzen Tag bei den Englaendern auf dem Flugplatz in der Kantine gearbeitet, und da ist auch immer etwas los. Von den Piloten bis zu den Toiletten Mann. Alle haben Wuensche oder haben etwas zu bemaengeln, das geht den ganzen Tag so, du musst servieren, du musst Glaeser fuellen, du musst kredenzen, es ist ja wie im Gaststaettengewerbe, da gibt es kaum Pausen. Wenn du dann abends nach Hause kommst und dein Mann dich anmacht im Suff, Achim da faellt dir nichts mehr ein. Das schlimmste ist, wenn er dann im Suff zu dir kommt und den Himmel oeffnen will, und wenn du dann nicht willig bist, bekommst du auch noch Schlaege, und dann nimmt er dich mit Gewalt, was kannst du da als Frau machen?

Du schaffst das eine Weile, aber dann ist dir alles egal was die Leute sagen und denken, da geht es um mich und meine Person. Selbst die Richter, dieser Schleimer finden das gar nicht so schlimm, und meinen das komme doch hlt schon mal vor! Diese aufgeblasenen Typen, was wissen die schon? Sie meinen, wenn sie ein solches Amt haben, dann wuessten sie schon alles, und urteilen ueber Menschen die sie gar nicht kennen. Unter Rechtssprechung, verstehe ich etwas anderes. Aber lassen wir das. Wir schmusten noch eine Weile, dann legten wir uns zur naechtlichen Ruhe nieder und schliefen auch bald ein. So vergingen die Tage wie im Flug und schon wieder war Wochenende und Ritas Geburtstag standt vor der Tuer. Hanni war mit meiner Mutter und Rita in Ohligs und haben Geschenke gekauft, die ich auch nicht sehen sollte. Da ich meine Mutter kannte, fragte ich Hanni: "Und hat meine Mutter wieder alles bezahlt?" "Ja Achim deine Mutter wollte nicht das ich bezahle, aber ich habe mich doch noch durchgesetzt, denn es sollte schon von uns kommen das Geschenk, und man kann sich dann auch von Herzen mitfreuen.

Das hast du sehr gut hinbekommen. Ich weiss, dass meine Mutter immer alles selber machen moechte, das hat sie schon in meiner ersten Ehe gemacht. Die Mutter von Rita hat gar nichts getaugt, sie hat mich staendig mit anderen Maennern betrogen. Als sie dann das Kind im Jugendamt abgeben wollte, und ich zufaellig dort vorbeikam, so hab ich ihr das Kind abgenommen und es meiner Mutter anvertraut, denn ich musste ja weiter Geld verdienen. Danach erzaehlte ich Hanni die grausame Geschichte aus der Fremdenlegion. Ihr liefen die Traenen herunter und sie konnte es nicht glauben, dass es so etwas im 20. Jahrhundert noch gab. Und ich machte ihr klar, dass es auch im 21. Jahrhundert noch die gleichen Menschen sein wuerden, nur die Generationen sind neu. Aber der Mensch ist der gleiche geblieben mit seinem Hochmut, seinem Stolz und seiner Eitelkeit. Was das Schlimmste ist, ist die Gier. Der Mensch bekommt nie genug und das wird in alle Ewigkeit so bleiben, oder sich noch verschlimmern. So ich muss nun deiner Mutter helfen, denn sie hat Onkel Friz und Tante Lisa eingeladen. Gut dann will ich dich nicht von der Arbeit abhalten Schatz.

Ja, ab und zu kam Rita auch mal zum Papa, schaute nach dem rechten, und so wie sie gekommen war, schob sie auch gleich wieder ab. Bin mir sicher, dass sie sehr aufgeregt war, denn morgen war ihr Geburtstag. Ja solche Zeiten habe ich als Kind in dem Alter bei meiner Oma auch erlebt. Wenn aber eine Seele erst einmal gebrochen ist, kannst du ihr auch nicht befehlen, das zu tun was andere gerne moechten. Auch du selbst schaffst das nicht immer, denn da spielt auch noch ein grosses Stueck Egoismus mit um diesen Feind in dir zu besiegen. Das kann nur der verstehen, der es auch selbst erlebt hat. Am Abend als ich mit Hanni wieder allein war, sagte ich: "Hanni wie waer es , wenn wir deiner Schwester absagen fuer Morgen? So wie ich meinen Onkel kenne, wird er einen Liebespfeil nach dem anderen auf Maria schiessen und das moechte ich nicht, wo Rita sich doch so auf ihren Geburtstag freut. Lass uns deiner Schwester Maria fuer Morgen absagen Ja? Sie soll dann bitte dafür am naechsten Sonntag zu uns kommen. Unten an der Ecke steht eine Telefonzelle, da gehen wir morgen frueh hin". "Machen wir Achim, und sie schaute mich schon wieder an, als wenn heute Abend eine Schoenwetter Zone ueber unser Haus ziehen wuerde. Das konnte mir nur recht sein, Morgen war ja Sonntag!

Als ich Sonntagmorgen wach wurde, lag ich ganz allein zwischen Himmel und Erde in meinem Bett. Mein Paradies war ausgeflogen, so blieb mir nichts anderes uebrig, als auf die Suche zu gehen, um es zu finden. Und ich hatte Glueck, denn als ich zum Waschbecken gehen wollte, kam mir mein Paradies entgegen, und wir mussten beide lachen. "Guten Morgen mein Paradies." " sagte ich. "Guten Morgen mein Universum." und wieder lachten wir los, dann sagte Hanni : Ich lege dir das Geschenk fuer Rita auf das Bett, dann kannst du es mitbringen." Ich bedankte mich, wusch und rasierte mich, zog mich vernuenftig an und nahm den Karton unter den Arm und lief nach oben, blieb dann an der Wohnzimmertuer stehen und sang: Happy birthday to you, happy birthy to you, happy happy birthy hapy birthy dear Rita. Hanni machte die Tuer auf und Rita sprang wie ein Reh durch das Wohnzimmer. Ich ging auf meine Tochter zu, und uebergab Ihr das Geburtstagsgeschenk, natuerlich drueckte ich sie fest an mich, aber sie wollte den Karton unbedingt aufmachen, und wir schauten alle drei zu. (Was war denn in dem Karton?)

Sie hat sich sehr gefreut und wieder sprang sie durch die Stube, nun war es aber die Oma die sie zur Ordnung rief, dann wuerde gefruehstueckt, ich schaute zu Hanni rueber und sagte: "Du weisst doch, dass wir telefonieren wollten mit Maria." Oh je, das haette ich jetzt vergessen. Dann verschwanden wir beide, und waren nach 15 Minuten wieder zurueck. Meine Mutter hatten wir gestern schon darueber informiert, dass Maria wegen Onkel Fritz nicht kommen sollte, denn ich moechte keinen Unfrieden haben an einem Kindergeburtstag. Maria fand das in Ordnung. Ich spielte noch mit Rita auf dem Teppich herum, dann hoerte ich die VW Hupe von Onkel Fritz. Ich begruesste meine Verwandtschaft. "Siehst gut aus" sagte Tante Lisa zu mir, Onkel Fritz musste natuerlch gleich eine Rakete schiessen indem er sagte: Na Lisa, der Junge hat jetzt eine ordentliche Frau um sich herum, und du weisst auch, dass Sex schoen macht, aber du willst ja nicht schoener werden." " Fritz, lass das doch sein, wem willst du denn imponieren?"

"Ja Achim, dass wirst du auch noch erfahren, wenn die Sonnenkerne aus der Blume heraus gepflueckt sind"." So, ihr Lieben lasst uns nach oben gehen, dort spielt heute die Musik. Ich wollte noch wissen wo denn Wolfgang ist: "Ach der hat mit 23 Jahren auch sein Liebchen sagte Fritz, was soll der hier. Dann wurde Rita begruesst und Fritz machte Bloedsinn und Rita lachte und freute sich wie ein Stehaufmaennchen, das nicht wusste, ob es weinen oder lachen sollte, sie war richtig aufgeregt. Ich stellte Hanni vor und sagte, das ihr zwei Lieben ist meine Hanni. Natuerlich war Fritz gleich begeistert, aber er riss sich doch zusammen, und liess den Unsinn denn bei Hanni, kaeme er an die falsche Adresse. Ach, sagte Tante Lisa zu Rita, hier mein Schatz das ist fuer dich. Es war ein kleiner Teddybaer, und Rita freute sich auch darueber. Dann gingen die Gespraeche hin und her, und auf einmal sagte Onkel Fritz: "Ja Achim, das Leben hier ist besser als in Afrika oder? "Ich sagte: wie mans nimmt, es kommt darauf an wie jeder es beleuchtet."

Nun wurde der Tisch gedeckt. Als Hauptgang gab es Schweinebraten, Kartoffeln und Rotkohl, als Nachspeise Schokoladen-Pudding mit Vanillesosse. Nach dem Essen fragte ich: "Na Onkel Fritz, wie bist du denn mit deinem VW zufrieden?" Ich kann mir kein besseres Auto wuenschen, der laeuft 120 Km in der Stunde und braucht wenig Benzin, und er bringt dich ueberall hin, ich bin sehr zu frieden." "Komm bitte mit nach unten Fritz, da koennen wir rauchen und uns freier unterhalten. Ich ging zu seinem Wagen und schaute mir das Auto an, der Wagen war schon sein Geld wert. Aber da muss ich noch lange fuer arbeiten, aber irgewannt werde ich auch eins haben. Fritz fragte: " Was macht denn Paul Meirich? hab ihn schon eine lange Zeit nicht mehr gesehen. "Ach du weisst doch wie das ist Fritz, er ist auch schon 57, also der Lack ist auch nicht mehr so wie frueher und er spielt gerne Skat, trinkt gern sein Bierchen und schaut bei den Frauen auch nicht weg, aber so ist wohl das wahre Leben eines Menschen. "

Was macht denn deine Arbeit, da bei Hammesfahr? " Ja, das ist eine gute Stelle, aber als Gussputzer bist du immer im Dreck und Staub, bin jetzt 14 Monate da, also ueber ein Jahr und der Dreck macht mir immer mehr zu schaffen. Ich werde naechstes Jahr als Beton - Fahrer bei "Frisch-Beton" anfangen, die verdienen gutes Geld und du kannst dir auch nebenbei noch etwas verdienen. Wenn Reste uebrig bleiben, die kannst du dann verkaufen fuer weniger Geld. Aber Kleinvieh macht auch Mist.

Da standen wir nun vor Fritz seinem Wagen, ein VW Kaefer wie er im Buche steht, Fritz sagte zu mir: "Weist du Achim der faehrt auch seine 120 in der Stunde, und mir ist das schnell genug.  Man ist unabhaengig, man braucht nicht abends im ueberfuellten Bus zu stehen und die schlechte Luft einatmen, und du bist schneller zu Hause. Natuerlich ist es auch ein Luxus. "Sag mal Achim du hast doch vor ein paar Jahren auch einen Fuehrerschein gemacht, und war das nicht Klasse zwei?" Ich sagte: "Ja, das stimmt, das war anfangs 1957, die Fahrschule war in Ohligs an der Hildenerstrasse, ich habe auf einem Merzedes LKW 7,5 Tonnen fahren gelernt, in neun Stunden, dann hatte schon meine Pruefung hinter mich gebracht. Die Praxis war fuer mich kein so grosses Problem, und die Theorie na gut, man durfte drei Fehler machen ansonsten hast du nicht bestanden, ich bin mit einem Fehler davongekommen.  Mein Fahrlehrer war ein guter Mensch, der dir in aller Ruhe alles erklaerte, er war kein Aufbrausender, sondern er versuchte immer dem Schueler das Wichtigste beizubringen.

Der Fuehrerschein zwei, bestand auch noch aus einer dritten Komponente, naemlich zu wissen was eine Lufdruckbremse ist, und zulernen wie sie funktioniert. Die Handhabung von Anhaengern oder Auflieger (beim Sattelschlepper) und dass man taeglich die Reifen zu pruefen hat, denn wenn sie Unterdruck haben, platzen sie sehr schnell. Man muss wissen, wie eine Zugmaschine mit einem Anhänger oder mit einem Aufleger manoevriert wird. Natuerlich bekommt man durch jahrelange Praxis auch die noetige Erfahrung, manche Fahrer lernen es nie, haben aber Fuehrerschein zwei bekommen. Du siehst Onkel Fritz, alles hat vor und Nachteile. Wer Angst im Strassenverkehr hat, der sollte sich nie an Steuer eines Autos setzen." "Ja da gebe ich dir recht, und doch passiert so viel auf den Strassen. Achim naechste Jahr will ich mir eine Garage bauen, wenn du dann wirklich Beton fahren solltest, dann  kommen wir beide ins Geschaeft". Dann rief uns Hanni , "kommt  bitte Kaffe trinken." Hanni hatte eine wunderschoene Buttercrèmetorte gebacken.

Nachdem wir nun alle wieder satt waren, sagte Fritz zu seiner Frau Lisa:  " So  Mutter, lass uns nach Hause fahren, denn es wird sehr schnell dunkel in dieser Jahreszeit. Sie verabschiedeten sich, so waren wir wieder alle vier unter uns. Ich war so satt vom Kuchen, dass ich zu meiner Mutter sagte: Mama ich moechte kein Abendbrot mehr essen. Ich spielte noch mit Rita auf dem Teppich und als Hanni fertig war mit dem Abwaschen, gingen wir beide nach unten, und Rita durfte noch eine kurze weile Fernsehen mit der Oma. Ich war froh, am Montag wieder arbeiten zu duerfen,  denn ich wollte mir einen Gebrauchtwagen kaufen, aber erst naechtes oder übernächstes Jahre. So eilig hatte ich es nicht, denn erst sollte Rita in die Schule kommen, dann sehen weiter. Genau so haben wir beide, Hanni und ich es durchgezogen. Am Sonntag morgen nach dem Kaffee, lief ich mit Rita etwa gut eine Stunde spazieren, Danach hüpfte sie noch eine Weile auf dem Hof herum, dann war sie weg nach oben. Da ich Maria abholen sollte, musste ich mir noch vernuenftige Schuhe anziehen, dann machte ich mich auf den Weg zum Busbahnhof. Maria war frueher da wie abgesprochen, aber das war ja auch gut, wir begruessten uns, dann marschierten wir die 15 Minuten zu uns nach Hause.

 Unterwegs fragte ich Maria: "Na warst du gestern auch wieder beim schwarzen Jupp mit Fredi?"  Ja wir gehen jedes Wochenende dorthin. Frueher, 1953/4, hast du aber hier nicht verkehrt Maria, da war ich oft mit meiner damaligen Frau dort und auch mein Bruder Guenter hat auch viel dort verkehrt."  "Nein zu der Zeit war zwischen mir und Schiva noch soweit alles in Ordnung. Dann wurde er krank, und hockte nur zu Hause rum, bewegt sich kaum sass nur vor der Flimmer Kiste. ich habe dann in Langenfeld  in einer Bettfedernfabrik Arbeit gefunden, und bin nun auch schon ueber zehn Jahre dort beschaeftigt. Und mir macht die Arbeit auch spass. Samstag und Sonntag bin ich dann zu Hause, und mach auch den Haushalt, und unser Adoptivsohn Frank Olaf, wird im April naechtes Jahr fuenf Jahre, und Schiva  kuemmert sich um Frank Olaf, denn seine Rente ist zu klein, um uns drei zu versorgen. Sexuell, haben wir schon lange nichts mehr, aber ich bin immer noch liebesbeduerftig, in jeder Hinsicht Achim. Fredi ist nur mein Sex Freund, denn er ist aus Italien hierhher gekommen um Geld zu verdienen fuer seine Familie. Er geht auch wieder nach Hause nach einer gewissen Zeit.  So lange werde ich das fuer mich in Anspruch nehmen, denn es ist fuer mich ein Geschenk, ich bin doch erst 39 Jahre alt und moechte noch ein bisschen am Leben teilnehmen.

Als wir zu Hause ankamen, waren alle drei unten, um Maria zu begruessen.  Wir gingen unten ins Wohnzimmer, Maria legte den Mantel ab, und dann wurde erst unten die Wohnung gezeigt, dann wie sollte es anders sein waren wir im ersten Stock im Reich meiner Mutter. Nun gab es erst eine Tasse Kaffe, denn Maria war auch eine Kaffetante. Nachdem sie alles gesehen hatte sagte sie: "Hanni du hast wirklich Glueck gehabt mit Achim". Deine zukuenftige Schwiegermutter scheint auch sehr nett zu sein. Achim weiss so viel, er hat fast fuer alles eine Anwort." Ich sagte: "Nun uebertreib es mal nicht, denn jeder von uns hat auch so seine Macken. Maria, es gibt keine perfekten Menschen, und die, die das von sich glauben, vor denen ist Wachsamkeit geboten. Dann sagte Maria: Wirklich Frau Wollschon, aber sie kam nicht weiter, denn meine Mutter fuhr gleich dazwischen und sagte;" Maria, du darfst ruhig Mutter zu mir sagen, Hanni sagt das jetzt auch, und so laesst es sich unkomplizierter unterhalten. Dann fuhr Maria fort und sagte: "Wirklich, ihr habt es hier sehr schoen und so gemuetlich, und Hanni es freut mich fuer dich, dass du es so gut getroffen hast.        

Meine Mutter hatte das Mittagessen fertig, Hanni deckte den Tisch und so konnten wir gleich zu Mittag essen. Es gab Salzkartoffel mit Koteletts und Blumenkohl mit hollaendischer Sosse. Zum Nachtisch gab es Birnen in eigner Sosse. Rita hatte richtig Spass, wenn Besuch da war, so erfuhr sie immer etwas Neues, und es war nie langweilig. Als der Abwasch erledigt war, holten die Frauen ihre Handarbeiten hervor. Meine Mutter strickte weiter am Schal, Hanni und Maria haekelten, ich weiss nun auch was Hanni haekelt, es soll ein Kleid fuer Rita werden. So und Rita war nun mitten drin zwischen die Frauen, und so setzte ich mich nach unten ab, und versuchte ein Nickerchen zu machen. 15 Uhr gab es Kaffe und gekaufte Erdbeertorte. Waehrend wir uns den Kuchen schmecken liessen, sagte Maria: "Ihr koennt uns doch auch mal besuchen, dann lernt  ihr gleich meinen Schiva und Olaf kennen. Ach Hanni du hast doch Morgen Geburtstag."  "Ja aber ich mache nichts, bin aus dem Alter heraus. Maria wir wollen auch nicht mehr jeden Samstag zum Jupp kommen denn wir muessen sparen, Rita kommt naechstes Jahr in die Schule, und Geld wird immer gebraucht.

"So ihr Lieben, jetzt muss ich mich aber auf die Socken machen, sonst meckert der Chef des Hauses wieder, es wird jetzt zu frueh dunkel". Meine Mutter sagte: "Maria, wenn du hier in der Naehe bist, dann komm ruhig rein zu uns, die Tuer ist immer offen fuer dich."  Hanni und ich wir brachten Maria zur Bushaltestelle, Als sie einstieg sagte sie noch: Ruft mich mal an oder kommt einfach vorbei, Tschuess.  Hanni hakte sich bei bei mir ein, und so schlenderten wir gemuetlich nach Hause, auf dem Heimweg kommen wir immer an meiner Arbeitsstelle vorbei. "Ja Hanni, Morgen ist wieder Knochenarbeit gefragt. Ich werde wohl naechstes Jahr bei einer Betonfirma anfangen hier in Ohligs. Die Firma heisst "Frisch Beton"  und ist nicht weit vom Schwarzen Jupp entfernt. Der Eigentuemer handelt noch mit Baustoffen, Fliesen, Pflastersteinen und Zement usw. Ich bin dann abends nicht mehr so puenktlich zuhause wie jetzt, denn wenn auf dem Bau Beton gegossen wird, dann kann es abends schon mal spaeter werden." Achim ich lege alles in deine Hand, nur denk immer daran du bist verantwortlich fuer deine Familie.

Und wenn Rita in die Schule geht, dann koennte ich vielleicht auch noch halbtags am Vormittag arbeiten gehen, wie gefaellt  dir das?" "Schatz noch ist es nicht soweit mit Rita, und ich moechte auch, dass du dich erst richtig bei uns eingewoehnt hast, und ihr euch richtig kennen gelernt habt." Als wir wieder zuhause waren, sassen meine Mutter und Rita auf dem Teppich, Rita spiete mit ihren Puppen und meine Mutter strickte an ihrem Schal. Hanni bereitete fuer uns das Abendbrot zu und meine Mutter deckte den Tisch das nenne ich Teamarbeit, Rita sass gleich wieder als erste am Tisch. Nach dem Essen suchte ich meine Arbeitssachen zusammen, denn montags fange ich gerne mit sauberer Arbeitskleidung an zu arbeiten, was bei manchen Leuten nicht so der Fall war. Nachdem Hanni Rita ins Bett gebracht hatte kam sie zu mir, und wie an jedem Abend schaute meine Mutter immer noch bis 22 Uhr Fernsehen. Hanni und ich wir machten es uns im Bett gemuetlich, und wir hatten unseren eigenen Kanal und orginal in Farbe, und wir haben damals schon 3D Fernsehen  geschaut, obwohl es noch gar keines gab. Keiner wusste das, und was das beste an der Sache war, unser 3 D lief ohne Strom, nur durch unsere eigene Energie.Wir schauen nun nicht mehr jeden Abend, aber wenn wir 3D schauen , dann schauen wir immer, das volle Programm, und man braucht danach keine Schlaftablette, und deine Augen bekommen keinen Schaden.

Am anderen Morgen sagte ich: Herzlichen Gluewunsch zu deinem Geburtstag! Nach dem Fruehstueck, schaute ich meine Hanni liebevoll an, und sagte: "Dann bis heute Abend" denn Rita schlief ja noch. Nach Feierabend lief ich noch schnell zum Schmuckladen, um meinen Ring fuer Hanni abzuholen, den ich dort bestellt hatte. Es war ein Ring aus Gold und oben drauf liess ich eine weisse Perle einbauen. Der Ring kostete mir einen halben Wochenlohn, das war er mir aber wert. Dann lief ich so schnell ich konnte nach Hause,"Hast du heute an meinem Geburtstag laenger gearbeitet? fragte Hanni". Ich sagte nein, aber ich war in der Stadt und musste doch fuer dich das Geschenk abholen fuer dich. Dann ueberreichte ich ihr den Ring. Sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus und umarmte mich sehr herzlich, sodass meine Mutter zu weinen anfing. Ich sagte zu meiner Mutter: "Ist doch ein schoener Moment Mama oder?" Das sagte sie:  "Du bist wie dein Vater, er war auch sehr feinfuehlig und warmherzig, schade, dass er so frueh sterben musste". Ich habe mich sehr ueber die Worte meiner Mutter gefreut, bin aber nicht darauf eingegangen, denn es war Hanni's Geburtstag, sie wurde heute 38 Jahre alt. Ihre Augen leuchteten als sie sagte:

"Achim der Ring ist wunderschoen, der hat bestimmt viel Geld gekostet?" Jetzt ist er dein und hab Freude daran. Dann sagte Rita: Rita moechte auch einen Ring." Ich sagte: Wenn du aelter bist, bekommst du auch einen." "Au ja" sagte sie. Hanni ging auf meine Mutter zu nahm sie in den Arm und drueckte sie:   Mutter es wird alles gut werden du wirst sehen, und so lange wir koennen bleiben wir bei dir, bis wir dir zu viel werden. Dann wurde Abendbrot gegessen. Und danach verliefen die Abende wie die Abende davor. Auch heute, Hanni brachte Rita ins Bett danach kam sie nach unten, und sie war so begeistert und voller Freude ueber diesen schoenen Ring. Sie schnurrte und ich machte Miau: und sagte: " Moechtest du 3 D schauen Liebste?" "Ja denn 3 D ist nicht so langweilig.

"Ja Hanni war heute sehr gluecklich, wie heisst das Wort das gluecklich macht?  "Geben"! Und wie man etas gibt. So verliefen die Wochen und der 1. Advent war nun schon vorbei, und Rita war so begeistert, wenn wir zusammen mit der Oma im Kaufhof in Solingen verschiedene kleine Dinge einkauften. Wir assen oben im Kaufhof zu Mittag und fuhren dann gemuetlich nach Hause. Und schon standen wir kurz vor Weinachten. Meine drei Frauen haben alle Vorbereitungsarbeiten alleine geschafft, sie brauchten keinen Mann. Nur beim Weihnachtsbaum wurde ich gefragt, und so besorgte ich diesen und baute ihn auf und dann haben wir ihn alle vier zusammen geschmueckt. So kam dann auch richtige Weihnachtsstimmung auf.   

Nachdem wir die letzte  Strophe von "Stille Nacht, heilige Nacht" hinter uns gebracht hatten, durfte jeder seine Geschenke auspacken, und wir hatten alle vier grosse Freude, damals hatten wir noch echte weisse Wachskerzen und Weihnachtsengel am Baum haengen, die Engel drehten sich wenn die Kerzen brannten, und man roch den schoenen angenehmen Duft der Tannennadeln. Es roch nach Pfefferkuchen und nach Weihnachtsstollen. An einem solchen Abend erfahren wir tiefen inneren Frieden, und wir vergessen fuer ein paar Stunden den Altag, der hinter uns liegt, der uns von einem Geschaeft in das andere getrieben hat, wir moechten auch jedem das passende Geschenk ueberreichen. Jetzt ist die Jaegerei vorbei und wir spueren inneren Frieden, ja man koennte sagen, eine Last faellt  uns von den Schultern. Kaum ist Weihnachten vorbei, da merkt man, wie schnell doch so ein stressiges Jahr vorbeigehen kann. Nun steht schon wieder das neue Jahr vor der Tuer. In der Silvesternacht nimmt man sich vieles vor, was man im naechsten Jahr besser machen möchte.

Man ist voller Hoffnung, zuversichtlich und optimistisch, und wir wollen alles besser machen. Haben aber auch gute Vorsaetze zum neuem Jahr, aber unsere Vorsaetze sind doch zerbrechlich, das heisst, sie werden leicht gebrochen. Es gibt nur wenige Menschen, die ihre Vorsaetze wirklich umsetzen. Nun stand auch noch am 29. Januar mein 28. Geburtstag an, doch da Hanni auch nicht gefeiert hat, habe ich meinen auch nicht gefeiert. So nun waren wir schon genau einen Monat im neuen Jahr 1963. Ich habe nun schon zweimal Weihnachten gefeiert, und zweimal das neue Jahr seit ich der Fremdenlegion entronnen bin. Mitte Maerz hatte ich meine Kuendigung bei der Firma Hammesfahr eingereicht und habe die Guss-Putzerei an den Nagel gehaengt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Familienvater - Heirat mit Hanni - Lastwagenfahrer
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23.  Familienvater - Heirat mit Hanni - Lastwagenfahrer
Anfang April begann ich meinen neuen Job bei der Firma "Frisch- Beton " in Solingen-Ohligs. Die Firma lag in Naehe des Gueterbahnhofs in Ohligs. Diese Baufirma hatte 10 Frischbeton-Mischfahrzeuge, die täglich unterwegs waren, daneben handelte die Firma auch mit Zement und anderen Baustoffen. Wir lieferten Fertigbeton an Baustellen in alle Himmels Richtungen, nicht nur im Raume Solingen. z.B. bis Remscheid, Hilden Opladen, Mohnheim Leverkusen, usw. Unsere Fahrzeuge hatten verschiedene Groessen, da gab es: drei Kubikmeter LKW's, fuenf Kubikmeter Fahrzeuge und Sattelschlepper mit acht Kubikmetern. Es waren alles Fahrzeuge der Marke "Henschel". Wir Fahrer bekamen 8 DM in der Stunde, plus Ueberstunden. Der Kubikmeter hat damals in den 60ziger Jahren 65 DM gekostet, aber es kam auch auf den Festigkeitsgrad an, dann kostete der Kubikmeter 80 - 120 DM. Der bestellte Beton musste von der Baufirma, die ihn bestellt hatte auch komplett abgenommen werden.
 
Es passierte 1-2 mal in der Woche, dass ein halber Kubikmeter uebrigblieb, entweder man fuhr diesen zur Muellkippe, oder man verkaufte ihn irgendwo privat billiger, so hatte jeder etwas davon. Das Geschaeft lief wie geschmiert. Nun gab es auch Tage, wo ich spaeter nach Hause kam. Das kam meistens dadurch, wenn ein Polier (Baufuehrer) sich in der Zeit verrechnet hat, dann wurde es abends natuerlich spaeter. Wir bekamen zwar alles bezahlt, aber der Abend war dann meisten futsch, denn ich brauchte bis nach Hause auch noch 30 Minuten. Da es auch Baufirmen gab, wo Italiener und Jugoslawen arbeiteten, die keinen Urlaub im Sommer machten, meldete ich mich freiwillig auch in der Urlaubzeit zu arbeiten. Ich dachte, Urlaub kann ich auch im Winter machen. Meine Hanni brachte viel Verstaendnis dafuer auf, dass ich im Urlaub durcharbeitete. Nach den grossen Schulferien, im August wurde Rita eingeschult. Meine Mutter und Hanni hatten schon 3 Tage vorher die grosse Schultuete gekauft mit allem drum und dran, Rita hatte grosse Freude zur Schule zu gehen, klar wegen der schoenen bunten Tuete und dem Inhalt.
 
Aber so sind nun Kinder mal, denken wir mal an unseren ersten Schultag. Da war die Freude genau so gross, und aufregend dazu. Das wird in hundert Jahren noch genau so sein. Und alle Urgrosseltern, Grosseltern und Eltern, haben das erste Schuljahr erlebt und die meisten haben diesen Tag nicht vergessen. Daher fragte ich an diesem Morgen den Hofmeister ob ich am Nachmittag 2 Stunden frueher nach Hause gehen koennte, denn meine Tochter hatte heute ihren ersten Einschulungstag. Er sagte : Na Klar mach das mal Achim."Ich bedankte mich, und die Sache war erledigt. Meine Mutter, Hanni sowie Rita, sassen zu Hause draussen auf der Bank und tranken Kaffe, sie waren alle drei recht erstaunt, als ich schon so frueh auftauchte und ich sagte:" Gibt es hier ein Kind, das heute seinen ersten Schultag hatte? "Ja Papa, ich habe heute die Schule besucht, und da waren so viele Kinder, morgen gehe ich wieder hin". So bekam ich auch meinen Kaffe und sogar ein Stueck Kirsch-Torte. Ich fragte:"Ist denn alles glatt gegangen mit der Einschulung? Hanni sagte: "Gab nichts zu bemaengeln und die Schule ist ja nur 10 Minuten von hier entfernt."
 
"Wer bringt denn Rita morgens zur Schule?" wollte ich wissen. "Das ist meine Angelegenheit, da mach dir bitte keine Sorgen Schatz." Meine Mutter sagte:" Na Achim da fehlen dir aber zwei Stunden in dieser Woche."Mama mach dir bitte keinen dicken Kopf darum. Das hole ich wieder rein." Aber ich mach mir doch ein wenig Sorgen, wenn du staendig mit dem grossen Wagen durch die Baustellen faehrst sieht ja richtig gefaehrlich aus." "Mama du hast recht, es sieht nur so aus."Nach dem Kaffe blieb ich mit Hanni unten, denn ich wollte noch etwas mehr wissen. Denn Rita war doch erst 5 Jahre und 9 Monate alt, doch das waere schon in Ordnung, denn wenn sie naechstes Jahr eingeschult wuerde, dann ist sie fast zu alt fuer die erste Klasse." So und du willst sie tatsaechlich taeglich zur Schule bringen, und auch abholen?' "Ja" "Dann erkundige dich auch nach den Stundenplan, damit du weisst, wann du sie hinbringen und abholen musst." "Schau mal was ich hier habe." Es war ein Stunden Plan. "Hast mich richtig reingelegt, dafuer wirst du heute Abend bestraft, du wirst mich massieren von den Fuessen bis zum Kopf, ohne Widerrede."
 
"Aber das tue ich doch gern fuer dich, du Menschen Retter, und was bekomme ich dafuer?" "Ja dann ist es keine Strafe mehr." Sag mal, ist der Schulranzen nicht zu schwer fuer Rita?" "Achim alle Kinder haben die gleichen Schulranzen, und Rita ist nicht die kleinste dort in der Klasse." "Hab ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe?" " Ja du hast es mir gerade gesagt, und ich danke dir fuer deine nette Einladung, denn mit dir gehe ich uebeall hin am liebsten dorthin wo es richtig brennt, denn das beste am Feuer ist es zu loeschen.

Kraftvoll und mit viel Elan fing der neue Tag fuer mich an, denn zu Hause lief alles bestens und hier bei der Arbeit auch. Man hatte ein ordentliches Fahrzeug, der Disponent war ein netter junger Mann, er dirigierte die zehn LKW's zu den Baustellen und trug die Veranwortung fuer jedes Fahrzeug, das unterwegs war, auch fuer die richtige Adressangabe der Baustelle. Geladen wurden die Fahrzeuge unter einen hohen Turm, dort lagerten der Zement, Kies, Sand und Zusatsstoffe wie Wasser und andere Mittel fuer die Mischung, und die wurden dann von der Zentrale im Buero gesteuert. Und so rutschte die Mischung durch ein 40cm Rohr in unsere Mischtrommel. Die Trommel konnte man verstellen. Schnellgang oder langsam, die Trommel drehte sich auch waehred der Fahrt. Kurven waren immer eine Gefahrenstelle, da musste der Fahrer behutsam selbst bei der Fahrt alles im Auge behalten, und man durfte auch nicht zu schnell in Kurven einbiegen, sonnst kam es vor, dass etwas von der Zementmischung auf die Strasse viel, das der Fahrer dann sofort reinigen musste, da der Zement nach einer gewissen Zeit sehr hart wurde.

Also wir mussten immer mit voller Konzentration fahren, und alles was sich auf der Fahrbahn bewegte im Auge behalten, das gleiche galt auch auf Baustellen. Natuerlich gab es an roten Ampeln Uebergaenge, an denen schoene knackige Maedchen im Hochsommer leicht bekleidet die Strasse ueberquaerten. Dann wurde auch mal ein Pfeifen hoerbar, das der Fahrer aus seiner Kabine abgab, und das Maedchen wackelte dann erst recht mit dem Popo, doch jeder wusste, dass das nur ein Spass war. Da hatten es die alten Rentner ja besser im Sommer auf ihren Baenken im Park, die haben nicht gepfiffen, dafuer konnten sie den Maedchen laenger nachsehen. Aber auch das gehoerte zu einem normalen Alltag. Der Arbeitstag hatte so sein eigenes Getriebe, und die Wochen und Monate die an uns vorbeigeflogen sind, haben wir kaum registriert, und schon war wieder die Adventszeit, da der Gebutstag meiner Mutter, dann kam Rita, und auch Hanni im November. Dreh dich zweimal um, dann stehen wir schon wieder in der Adventszeit so war es auch diesmal, und ich selbst hatte etwas Glueck, denn der Winter war sehr mild und so konnten viele Baustellen auch im Winter weiterarbeiten.

Unsere Fahrzeuge durften weiter die Runden drehen, worueber wir uns besonders freuten, denn so verdienten wir mehr. In der Adventszeit bekam Hanni endlich ihren Bescheid, dass sie nun geschieden sei und nur noch vier Wochen warten musste, bis das Urteil rechtskraftig wurde. Ja ich sah es Hanni an, wie erleichert sie doch war als sie mir das Schreiben zeigte. Nun bist du entlich ein freier Mensch Schatz, und du kannst nun selbst entscheiden ueber dein Leben. Ich fragte sie: "Willst du mich immer noch heiraten?" "Achim waere ich sonst hier bei euch? Ich habe mich fuer dich entschieden und so soll es bleiben." "Danke Hanni, dass es dir nicht zu viel wird mit uns." Was soll das, entweder ich bin fuer alle da oder nichts!" Morgen ist der letzte Arbeitstag vor Weihnachten und da bekommen wir Lohn und Weihnachtsgeld, letztes Jahr gab es 150 DM, vielleicht bekomme ich das auch. Das koennten wir gut gebrauchen fuer das, was wir uns schon laenger vorgenommen hatten: irgendwann eine eigene, schoene Wohnung zu haben, aber das wird noch ein paar Jahre dauern.
 
Weihnachten haben wir nun alle gut ueberstanden, und das Weihnachtsgeld habe ich auch erhalten, es waren 150 DM. So konnten wir freudig das alte Jahr an uns vorueber gehen lassen, und uns auf das neue Jahr vorbereiten. Hanni und ich wir haben unsere Hochzeit schon geplant fuer den Sommer 1964. In der Zwischenzeit habe ich die Fahrzeuge gewechselt. Ein aelterer Kollege ging in Rente, und ich bekam sein Kiesfahrzeug mit Anhaenger. Der Kies wurde aus grossen Kiesgruben gefoerdert und dann wurde er auf Halde gelagert. Unsere LKW's wurden an den Halden beladen, und wir transportierten diesen Kies zu unserer Frischbeton Firma, wo er dann wieder in Kiesgruben versenkt wurde, und von dort wieder ueber Foerderbaender in den Turm befoerdert wurde, um dann die Zementfahrzeuge zu beladen. So fuhren wir taeglich unserere Runden. Wir waren 4 Kiesfahrer, auch lieferten wir komplette  Kieszuege zu den Baustellen direkt. Es war fuer mich eine sehr schoene Zeit und wir Kiesfahrer hatten 50 Pfennig mehr Lohn in der Stunde. Es war eine angenehme Arbeitsstelle.
 
Das Fruehjahr war nun auch voruebergezogen, und es waren nur noch wenige Wochen bis zur unsere Hochzeit. Natuerlich freute sich Rita am meisten darueber, denn mit dem Amtsstempel vom Standesamt, war sie nun eine richtige amtliche Mutti. Dann war es soweit, und am 4. Juli1964, gaben Hanni und ich unser Jawort im Standesamt Solingen. Wir haben nur mit unserer naechsten Familie unsere Hochzeit gefeiert. Meine Brueder Hans, Herbert und Guenter haben einfach ohne Grund abgesagt, und so kam es, wie es kommen musste, dass mein Brueder Herbert bis zu seinem Tod keinen Kontakt mehr zu uns gesucht hat, auch nicht  zu seiner Mutter. Hans kam erst spaeter auf den Gedanken, seinen Halbbruder einmal zu besuchen.  Ich kannte ihn damals in Neudamm ja kaum, und wo er nach dem Krieg geblieben ist, wusste erst keiner, denn er lebte ja in Ueberlingen und hatte dort ein Landjahr bei der Hitlerjugend absolviert. Spaeter ist er wohl in die DDR uebergewechselt, kam dann Anfang der 60zigerjahre hier rueber in den Westen. Er hat geheiratet, von da an haben wir wenig von ihm gehoert, und spaeter auch nur wenig Kontakt gehabt. Hans hatte einen Sohn, der den Namen Manfred trug, der spaeter in Remscheid mit seiner Frau lebte.
 
Ich selbst habe nie etwas gegen meine Brueder gehabt, ich haette mir gewuenscht dass sie mich mal aufgesucht haetten. Man sollte keinen zu seinem Glueck zwingen. Mein Bruder Guenter konnte in der Schule nicht  richtig lesen und schreiben, aber dafuer war er sehr gut im Rechnen. Er hatte immer Angst davor, dass es fremde Leute erfahren koennten, dass er ein Hilfsschueler war auf der Pestalozzi Schule in Neudamm. Wir beide haben die letzten Kriegs Monate voll erlebt, und die Jahre danach haben wir mit den Grosseltern wieder neu angefangen. Dass er nun, Gunter, mit mir auch keinen Kontakt mehr suchte, fand ich doch sehr eigenartig. Vielleicht treffen  wir uns noch mal im Leben.
 
Eine Hochzeitsreise, haben wir nicht gemacht Hanni und ich, dafuer durfte ich eine Woche unbezahlten Urlaub nehmen. Meine Arbeitskollegen im Betrieb haben uns einen Kaffeeservice zur Hochzeit geschenkt, worueber wir uns sehr gefreut haben. Auch haben wir unsere Hochzeitsnacht nicht vergessen, und sie verlief, wie alle Liebesnaechte, die wir schon zuvor genossen haben. Nur jetzt konnte kein Nachbar mehr auf uns mit dem Finger zeigen, denn jetzt waren wir ein Ehepaar. Mit 29 war ich nun zum zweiten Mal verheiratet.
 
Onkel Fritz und Tante Lisa haben uns einen Staubsauger zur Hochzeit geschenkt, nur Fritz, er konnte diesmal nicht wie er wollte, denn Marias Mann Schiva war auch anwesend und auch ihr 5 jähriger Adoptivsohn Olaf. Maria schenkte uns eine Kaffeemaschine. Rita und Olaf rannten draussen auf dem Hof herum, und wir Erwachsenen feierten unseren Hochzeitstag, wie einen normalen Gebutstag. Nach dem Kaffe gingen die ersten wieder nach Hause, so wie Maria und Schiva, Fritz und Tante Lisa blieben noch bis zum Abendbrot, dann war auch fuer sie die Feier beendet, und so waren wir wieder allein. Natuerlich ging auch nach der Hochzeit das ganz normale Leben weiter, wie in anderen Familien auch. Ich versuchte meine berufliche Pflicht zu tun und war fuer das Einkommen verantwortlich, Hanni und meine Mutter teilten sich ihre Arbeit auf, so dass wir alle vier immer tagsueber in Bewegung blieben. Ich war sehr erstaunt, dass meine Mutter eine ganz andere Frau geworden ist, seit Hanni im Haus war, was ich fuer positiv ansah. Vielleicht taute ihre Seele ja ein wenig auf, was ich von meiner noch nicht sagen konnte.
 
Aber ich war nicht ungluecklich eher zufrieden, denn ich sah das Rita langsam richtig auftaute. Auch meine Mutter hat ihr Herz einen Spalt weit aufgetan. Heute mit 81 Jahren, weiss ich: " Glueck und Glas, wie schnell bricht das". Natuerlich sollte der  Ehemann sich auch in der Familie einordnen und nicht den Macho in der Hausgemeinschaft spielen, so dass alle vor ihm zittern. Man sollte nicht nur sein Auto pflegen, sofern eins vorhanden ist, sondern ein Vorbild sein in seiner Familie und in seiner Umgebung. Das war mein fester Vorsatz. Die Monate vergingen wie im Flug, die Tage waren mehr oder weniger alle gleich, ausser wenn mal ein Feiertag dazwischen kam, wo wir dann alle zusammen waren. An solchen Tagen fuhren wir in den Wuppertaler Zoo, und machten uns einen schoenen Tag. So war auch das Jahr 1964 an uns vorbeigezogen. Rita war nun schon in der zweiten Klasse, und sehr viel selbstaendiger geworden. Hanni sagte eines Abends zu mir, als wir im Bett lagen: Achim, was haeltst du davon, wenn ich halbtags arbeiten gehen wuerde, dann habe ich auch einen gewissen Ausgleich ?
 
Ich wuerde dann nur vormittags zur Arbeit gehen, und waere nachmittags fuer Rita da, um ihr bei den Schularbeiten zu helfen. Natuerlich wuerde ich deiner Mutter weiterhin helfen, das Haus in Ordnung zu halten. Ja wenn du das moechtest dann will ich kein Hemmschuh sein, sagte ich. So uebernahm Hanni eine Arbeitsstelle als Pflegerin bei einer alten Dame, die ein Konfektsionsgeschaeft hatte, und deren Tochter den Laden fuehrte. Pflegerin war auch damals schon ein schwerer Job, und wurde genauso miserabel bezahlt wie heute, meine Hanni bekam 3 Mark 50 die Stunde und musste auch samstags arbeiten, so hatte sie ganze 17,50 DM am Tag, das waren im Monat 420 DM. Auch damals war das nun nicht das Gelbe vom Ei. Aber Hanni war gluecklich wieder arbeiten zu koennen. Unsere Mutter und Oma kuemmerte sich Vormittag um das Mittagessen fuer Hanni, Rita und sich selbst. Und so waren alle zu frieden. Ich fuhr taeglich meinen Kieslaster, es gab auch Tage, wo ich dann auch mal wieder Beton fahren musste, wenn ein Kollege aus viel, oder einer krank war.
 
Bis Ende 1967 arbeitete ich bei der Firma "Frischbeton", dann wechselte ich zu der Firma E.u.H Loehmer in Langenfeld. Einige Wochen zuvor hatte ich mir einen Opel Kapitaen Baujahr 1958 gekauft fuer 4000 DM. Es war ein hervorragendes Auto. Das war noch Qualitaet, was das Blech anbelangte, den Motor bekam man nicht kaputt, es war ein wunderschoener hellgruener Farbton, den das Auto hatte. Meine Mutter hatte mir 2000 DM dazu gegeben, ich war sehr dankbar darueber, denn es war ein Geschenk.
 
Die neue Firma, in der ich jetzt arbeitete hatte etwa 16 Sattelzuege der Marke Skania  auch mit Siloaufbau. Wir fuhren meistens fertigen Kalk in Puderform von Wuelfrath nach Bayer Leverkusen wo er dann in grosse Silos gepumpt wurde. Bayer verbrauchte Massen an Kalkpuder, auch nach Dormagen wurde geliefert, sowie nach Koeln und anderen Grossbetrieben. Hier waren oft die Fahrtwege kuerzer, zu den Abladestellen. Sehr gefaehrlich war das Hochpumpen in die Silos, denn der Kalk wurde etwa mit zwei Atue Druck in die Silos gepumpt. Wenn ein Fahrer den Anschlussschlauch seines Silos nicht richtig an den Silo anschliesst der nach oben fuehrt, kann es zu einen schweren Unfall kommen, sogar mit Todesfolge. Die Schlaeuche die zusammengekuppelt wurden, bestehen an den Enden aus Leichtmetall, und wenn der sich loest, unter zwei Atue Druck und man zu nah an der Kupplung stand kann es passieren, dass der Fahrer am Kopf getroffen wird, und er tot umfaellt. Das habe ich einmal erlebt, als wir mit mehreren Zuegen dort warten mussten bis wir das Zeichen von oben bekamen abzudruecken um den Kalkpuder mit Luftdruck nach oben zu druecken.
 
Anfang 1968 zogen Hanni, Rita und ich nach Langenfeld um. Wir mieteten eine wunderschoene Drei-Zimmer Parterre-Wohnung mit Kueche. Wir wohnten direkt an der B8 die nach Duesseldorf - Benrath fuehrte. Rita hatte es auch hier nicht soweit zur Schule, und Bewegung schadet niemandem. Hanni hatte einige Monate bevor wir den Umzug planten, ihre Stelle aufgegeben. Ich selbst konnte beim Umzug gar nicht helfen, denn meine Schicht lief von morgens 6 Uhr bis abends 18 Uhr.
 
Die andere Woche hatte ich Nachtschicht, von 18 Uhr bis 6 Uhr morgens, also 12 Stunden pro Schicht. Das Ausdruecken des Kalkpuders dauerte etwa 20- 25 Minuten, dann sass man schon wieder am Steuer fuer die naechste Ladung. Das Schlimmste an dieser Arbeit war, dass es gar keinen freien Samstag gab und jede 4. Woche musste man auch mal sonntags ran. Denn die gross Firmen wie Bayer Leverkusen hatten keinen Sonntag im Kalender.  Im Betrieb gab es nur wenige, die sonntags frei hatten. Ein Fahrer war an den Feiertagen oder sonntags damit beschaeftigt, alle anderen LKW's der Firma Loehmer leer zu pumpen. Wenn sie leer waren durfte der Fahrer nach Hause fahren, was nicht sehr oft passierte, denn oft mussten Fahrer darauf warten, bis Platz genug im Silo war, dann konnte er weiter seine LKW's leeren. Wir haben eine sehr gute Fima gehabt, die uns sehr gut entlohnte, die uns auch unsere Ueberstunden bezahlte und auch Nacht Zuschlaege auszahlte. Alles in allem konnte man sich keine bessere Arbeitsstelle wuenschen aber ich hatte immer weniger Zeit fuer meine Familie.  
 
Rita war nun schon 11 Jahre alt, und sie brauchte niemanden mehr, der sie zur Schule fuehrte. Auch meine Frau suchte sich eine Arbeitsstelle in Langenfeld in einer Bettfedern Fabrik, in der auch ihre Schwester Maria arbeitete. Hanni arbeitete aber nur halbe Tage, so dass sie um 13  Uhr wieder zu Hause war, und sie sich um die Hausarbeit kuemmern konnte, und um die Schularbeiten unserer Tochter. Es dauerte schon einige Wochen, bis man sich an die neue Umgebung gewoehnt hat. Fuer mich blieb  mehr oder weniger alles beim Alten, denn wir belieferten meisten immer wieder die gleichen Firmen. So war das auf Dauer auch langweilig, und man kannte schon jeden Stein und jedes Schlagloch auf der Strasse. Meine Mutter war die erste Zeit nach unserem Umzug fast taeglich bei uns, sie musste sich nun an das Alleinsein auch noch gewoehnen. Doch dann nach einigen Monaten durfte mein Grossvater, der Vater meiner Mutter mit seiner neuen Lebensgefaehrtin, die von Platkow nach Erkner gezogen waren, und dort einige Jahre lebten, nach Westdeutschland ausreisen. und so zogen sie bei meiner Mutter unten in ihr Haus ein.
 
Und nun war auch das Problem, des alleine Seins geloest. So hatte meine Mutter wieder eine neue Aufgabe erhalten. Mutter war nun auch schon 58 Jahre und auch nicht mehr die Juengste. Ich kannte meine Mutter ueberhaupt nicht mehr wieder, denn sie war fuer jeden da, hatte ein offnes Ohr und war immer hilfsbereit auch in finanziellen Angelegenheiten und wenn es sein musste, konnte sie auch kraeftig zupacken. Sie wurde mir immer sympathischer, wenn ich da an meiner Kindheit zurueckdenke, aber ich habe schon genug daruaber berichtet. Nun waren wir eine kleine selbststaendige Familie: Hanni, Rita und auch meine Wenigkeit.
 
Ich selbst suchte mir eine abwechslungsreichere Tätigkeit und wechselte nun zu einer anderen Speditionsfirma, die Frankreich, Spanien, Italien, Holland und Belgien anfuhren, wir transportierten saemliche Arten von Guetern die es in der EG gab. Ich selbst fuhr einen Sattelschlepper, die Zugmaschine war ausgestattet mit einem 320 PS starken Mercedes-Motor. Der Sattelschlepper wog leer 14 Tonnen, und 24 Tonnen durften geladen werden, so dass das Gesamtgewicht des Fahrzeugs nur 38 Tonnen haben durfte, wer ueberladen fuhr, der musste ordentlich Strafe zahlen.
 
Und so kam es, dass ich einige Monate lang Holland anfuhr, Amsterdam, Rotterdam, Groningen, und auch kleine Dorfeinheiten wurden beliefert. Ich fuhr ueberwiegend kleine Stahlrohre, die 14 Meter lang waren, aus denen dann in Burgum bei Leeuwarden Strassenlampen hergestellt wurden. Damals als ich anfangs der 70ziger Jahre dort abladen musste, haben mich die Hollaender oft einfach nicht am selben Tag entladen, weil  ich ein Deutscher war. Das legte sich aber nach einigen Wochen, und dann bekam ich sogar ohne Geld einen Pott Kaffee. Ich habe dann auch private Verbindung aufnehmen koennen, so lernten wir in Leeuwarden eine sehr nette Familie kennen, und wir besuchten uns gegenseitig an Wochenenden. Dann kam eine Zeit, anfangs der 70ziger Jahre, da dueste ich jede Woche nach Barcelona, und habe dort meine Ladung meistens im Hafen von Barcelona abgeladen, und die Ware wurde dann weiter verschifft. Auftraege für Rueckladungen bekamen wir Fahrer oft schon in Duesseldorf vom Disponenten bei der Spedition. So kam es sehr oft vor, dass ich die Wochenenden entweder in Barcelona oder in Alicante verbrachte.
 
Und so bekam der Fahrer auch Kontakte zu dem anderen Geschlecht, so dass man immer wusste, wenn man hier unten in Suedspanien ist, dass man nicht allein zu sein brauchte. In  zwei Wochen schaffte ich wenn alles richtig klappte drei Touren hin und zurueck, aber dann durfte nichts dazwischen kommen. In Alicante wurde mein Laster mit Apfelsinen beladen, die dann irgendwo in Deutschland 36 Stunden spaeter in einem Frischmarkt abgeladen wurden. Es kam auch vor, dass ich  leer nach Frankreich fuhr, um dort dann in irgend einer Gegend eine Weinladung uebernehmen musste, die dann bei einem Wein Importeur in Deutschland abgeladen wurde. Es gab auch mal "kleine" Fahrten nach "Le Havre". Ich bekam oefter eine Ladung Ceuls (Stahlbleche). Drei Ceuls waren 24 Tonnen, die in Dortmund geladen und dann nach le Havre Frankreich  gebracht wurden. Ich fuhr von Dortmund ueber den Grenzuebergang Aachen, weiter nach Luettich (Belgien), Gend, dann Frankreich Lille, Amiens, Rouen,  Le Havre. Entladen wurde im Hafengelaende.
 
In Rouen ist mir einige Jahre spaeter einmal die Frontscheibe zersplittert, weil die Strassen damals in sehr schlechtem Zustand waren. Ich musste dann die ganze Nacht mit einer durchsichtigen Plastikplane fahren, um dann am naechsten Tag wieder eine neue Ladung fuer nach Neapel in Italien zu uebernehmen. Die Fahrt ging von Dortmund ueber Muenchen, Grenzuebergang Kiefersfelden dann zum Brenner Grenzuebergang, Brixen, Bozen, Trient, Verona, Bologna, Florenz,  Rom Caserta wo die Fracht entladen wurde. Dann gings weiter nach Serlerno, um dort wieder Tomaten-Konserven fuer Aldi zu laden. So fuhr ich oft in einer Woche 4 Tausend Kilometer, immer weit ab von meiner Familie. Wenn ich Glueck hatte, war ich dann Samstag und Sonntag bis 22 Uhr zu hause, was allerdings selten vorkam. So versuchte ich so zu fahren, dass es dann hier und da doch klappte, dass ich am Wochenende zu Hause sein konnte.
 
Inzwischen haben wir jetzt schon das Jahr 1970 ueberschritten. Rita, meine Tochter war nun schon 13 Jahre alt und im naechsten Jahr stand die Konfirmation an. Ich verdiente gutes Geld: 4000 DM im Monat brutto. Seit laengerer Zeit bekam ich mein Geld jetzt auf mein Giro-Konto ueberwiesen. Bei solchen weiten Touren konnte man oft ein Taschengeld nebenbei machen, ich habe dadurch niemanden geschaedigt. Man muss nur wissen wie so etwas geht.
 
Wo es oft bei diesen Fahrten Probleme gab waren die Grenzen. Damals waren viele Zollbeamte korrupt, und liessen uns stundenlang an den Grenzen stehen, besonders an den franzoesischen Grenzen. Wenn da nicht ein 10 Markschein zwischen lag, dann konnte es passieren, dass du die ganze Nacht auf dem Parkplatz herumgestanden bist. Aber es gab noch schlimmere Grenzuebergaenge. Dazu gehoerten die Italiener, besonders am Brenner auf der italienischen Seite, oft wurde deine Ladung ohne Grund kontrolliert. Auch wenn ich nach Turin fuhr, meist ueber Frankreich. Bei den Franzosen dort oben ging die Ausfuhr eigentlich sehr zuegig zu, dann kam der 12 Km lange Montblanc - Tunnel den wir durchfahren mussten, um nach Italien zu kommen. Aber bei der italienischen Einreise gabs Probleme, wenn man keine Einreise- Genehmigung hatte.  Dann liess man uns auch ein zwei Stunden stehen, aber da der Zollplatz sehr klein war da oben im Aostatal, und uns das herrliche Montblanc Massiv anlachte, hatten die Italiener Mitleid mit uns und liessen uns dann auch ohne Genehmigung fuer100 DM durchfahren. 
 
Wir mussten noch im Aostatal verzollen und die Ware frei machen, dann durften wir erst unsere Fahrzeuge entladen. Ich habe oft in dieser Gegend  Reis geladen fuer Deutschland. Als das mit Schengen anfing und die Grenzen offen waren, lief natuerlich alles viel besser, denn man brauchte den korrupten Zoellnern kein Geld mehr zu geben, was fuer alle Fernfahrer ein Gewinn war. Die Deutschen Zoellner haben es in der damaligen Zeit auf die feine Art gemacht, die ich hier nicht erlaeutern moechte. So war auch das Jahr 1970 vorüber. Meine Hanni und ich, wir sind trotz einiger Probleme doch immer weiter gekommen, haben uns in den fast drei Jahren doch einiges anschaffen koennen, und bis jetzt hat unsere Liebe noch nicht gelitten, obwohl ich immer weniger zu Hause war. Wir haben unsere Sonnenuntergaenge gesehen, das Universum besucht, und unseren Planeten immer die Treue gehalten, ohne wenn und aber.
 
Rita kam eigentlich gut mit der Mutti aus, aber ab und zu musste sie auch mal das junge Fohlen an die Zuegel nehmen, auch ich musste manchmal am Wochenende ein Machtwort mit meiner Tochter sprechen. Das meistens in das eine Ohr rein ging, und aus dem anderem Ohr gleich wieder rauskam, meistens ging es immer so weiter. Worte haben oft nicht geholfen, hie und da gab es auch eine Ohrfeige, selbst Liebe und Geduld haben nichts genützt. Auch Stubenarrest schuettelte sie einfach ab. Sie war oft störrisch wie ein junges Fohlen. Rita war oft sehr lieb, dann gab es Zeiten, da war sie stur wie ein Ziegenbock der keine Ziege fand. Meine Hanni war sicherlich auch gestresst dadurch, dass ich staendig auf Achse war und auch oft an Wochenenden oftmals nicht bei der Familie sein konnte. Aber man bekommt im Leben auch nicht alles. Vertrauen und Geduld ist noetig, um am Ende Erfolg zu haben. Natuerlich stimmt das nicht immer. Das Leben zeigt uns viele Facetten, es kommt darauf an, in welcher wir uns gerade bewegen. Jemand sagte einmal: "Probleme sind der Preis des Fortschritts. Bringt mir nichts als Probleme. Gute Nachrichten schwaechen mich."  Hie und da besuchte ich auch mit Hanni und Rita meine Mutter und den Grossvater, der jetzt bei meiner Mutter wohnte.  Und auch Tante Lisa und Fritz wurden nicht vergessen. Es waren ueberall die gleichen Gespraeche, nichts als bla, bla, bla. Es ging meistens um Geld und Krankheiten, aber wer will das mit 36 Jahren schon hoeren? Niemand! Dann sass ich schon wieder am Sonntagabend ab 22 Uhr auf meinem "Bock" in Richtung Italien, so dass ich am Dienstagmorgen dann in Concorezzo auf dem Zollhof stand.
 
Mittags warst du verzollt, dann ging die Raserei los zum Abladeort, oft hat man es nicht mehr geschafft, und der Betrieb hatte schon Feierabend. Dann stehst du da in der Fremde, der Betrieb lag meistens ausserhalb der Stadt, dann hockst du da in der Kabine hast dein Radio an und traeumst von deiner Frau, Freundin, oder was auch immer. Wenn du Glueck hast findest du noch irgendwo eine Pizzeria in der Nähe, drueckst die Pizza  mit einem halben Liter Wein herunter, und dann pennst du in der Kabine wie ein toter Baer, der gerade im Winterschlaf herum schnarcht. Am Morgen dann wecken dich die ersten Arbeiter, weil sie nicht in den Betrieb kamen, denn ich stehe genau vor dem grossen Einlasstor, auch mit Absicht, denn so weiss ich, dass man mich weckt und kein anderes  Fahrzeug vor mir abgeladen wird. Das lernt man, wenn man schon Erfahrungen gesammelt hat. Das ist mir einmal bei Aldi passiert, da stand ich als erster neben der Rampe, aber ich habe so tief geschlafen, dass mindestens 5 Fahrzeuge an mir vorbeigefahren sind, keiner von denen hat mich geweckt. Viele deutsche Fernfahrer glaubten, sie seien die Koenige der Landstrasse, sie waren hochmuetig, stolz, grosse Angeber bei Frauen, jeder prahlte, er verdiene das meiste Geld. Das habe ich alles erst spaeter erfahren, als ich mich selbstaendig machte, und Fahrer einstellen musste.
 
Ich habe dann am Morgen als erster in der Nahe von Mailand abgeladen, fuhr dann wieder Richtung Turin und habe dort eine Ladung Reis fuer eine Grosshandelskette in Koeln geladen. Nun hatte ich auch noch Glueck gehabt, denn es war nicht mein Verschulden, dass man mich gestern nicht mehr entladen hatte, so war ich richtig ausgeschlafen, und konnte die Nacht durchfahren. Ueber Aosta durch den Montblanc Tunnel, Annecy, Bourg, Macon, Chalon, Besancon, gings bis Muehlhausen. Dort habe ich nochmals ein paar Stunden geschlafen. Dann drehten sich die Raeder wieder in Richtung Colmar und Strassburg, dann ging es ueber den schoenen deutschen Rhein nach Kehl. Von dort rauschte ich immer dem Rhein entlang nach Koeln. So war ich dann spaet abends an der Abladestelle. Da es schon 21 Uhr war, wollte ich auch nicht mehr, dass mich mein Nachbar abholt, um dann ein paar Stunden zu Hause zu schlafen. So schlief ich im LKW. Um 9 Uhr morgens, war mein Wagen schon abgeladen, und so rauschte ich weiter nach Langenfeld zu meiner Wohnung. Hanni hatte ich schon gestern Abend angerufen.
 
Ich fruestueckte mit Rita und Hanni, rief von zu Hause den Disponenten an und fragte nach, wo ich zu laden haette. Der Disponent sagte, bitte fahre nach Dortmund und uebernehme eine Ladung fuer Modena, und bringe eine Ladung Fliesen mit zurueck. Ich bekam die Adressen fuer die Rueckladung und die Ladung in Dortmund. Ich sagte Hanni, dass ich dieses Wochenende zu Hause sein werde, und erst am Sonntagabend losfahre. In Dortmund angekommen, bekam ich Ladepapiere fuer Modena, eine halbe Stunde spaeter war mein Laster beladen. Nun brauchte ich nur  noch die Zollpapiere fuer Italien abzuholen. Zu Hause stellte ich meinen LKW immer an einer Shell Tankstelle ab, von dort waren 5 Minuten  bis zu meiner Wohnung. Hanni und Rita waren nicht zu Hause als ich die Wohnung betrat, so war mein erster Gang ins Badezimmer, als ich im Bad fertig war machte ich mir erst mal eine schoene Tasse Kaffe, rief dann Maria also Hannis Schwester an, und erkundigte mich ob Hanni dort waere, sie verneinte, und als den Hoerer auflegte, waren meine beiden Maedchen da bepackt mit Plastiktueten.
 
Ja Schatz, einkaufen gehoert fuer eine Hausfrau dazu, und viele Dinge mehr, und das weisst du auch Schatz. Ich setzte mich ins Wohnzimmer, und ordnete meine Frachtpapiere, las alles durch, ich kontrolierte meine Genehmigungen ob auch keine abgelaufen war. Dann verstaute ich alles in meiner Frachttasche. Es war schon 13 Uhr als wir anfingen unser Mittagessen einzunehmen. Ich fragte meine Tochter, wann denn nun genau ihre Konfirmation sei, sie antwortete: "Unser Pastor sagte zu uns Kindern, dass die Einsegnung  am ersten Sonntag im Mai sei Papa." "Ich sagte: "Na das waer ja in zwei Wochen, gut, dann muss ich noch dem Disponenten Bescheid sagen, dass er mich so einteilt, dass ich dann auch am Wochenende zu Hause bin. Nach dem Abwasch wollte Rita zu ihrer Freundin gehen ich sagte: "Rita sei bitte 20 Uhr zu Hause, sie verzog ein wenig ihr Gesicht dann schob sie ab. "Achim, ich habe schon mit deiner Mutter gesprochen, und Maria auch, sie helfen mir  bei der Vorbereitung zur Konfirmation. Wir werden etwa 12 Personen sein.
 
Deine Halbbrueder werden nicht kommen, denn du bist jetz schon beinahe 10 Jahre zurueck aus der Legion, und sie haben dich bis heute nicht einmal besucht und sie werden es auch weiterhin nicht tun. "Weisst du Hanni, die zwei aeltesten Brueder Herbert und Hans habe ich ja kaum kennen gelernt, aber dass der Guenter das so mit mir macht, verstehe ich ueberhaupt nicht. Na vielleicht besinnt er sich ja noch. Alles hat seine Zeit, Geduld und Gehorsam habe ich in der Legion gelernt, und kenne auch ihre Bedeutung. Wir leben in einem Rechtsstaat: "D.h. in einem Staat, in dem die Einhaltung von Rechtsschranken bei der Ausuebung der Staatsgewalt verfassungsrechtlich garantiert ist" (Bertelsmann Volks Lexikon). Hanni, Freiheit, Gleichheit und Bruederlichkeit das waren die Parolen der französischen Revolution, die die politischen und ideellen Ziele der Revolutionaere zusammenfassten. Natuerlich leben wir nach dem GG Grundgesetz indem die Verfassung verankert ist. Hanni fuer mich zaehlen die ersten drei Worte: Freiheit, Gleichheit, Bruederlichkeit. Da meine Brueder in einem solchen Staat leben, koennen sie leben wie sie wollen solange sie anderen Menschen keinen Schaden zu fuegen. Ich halte mich daran, jeder Mensch ist in unser Republik ein freier Mensch.
 
Den Sonntag verbrachten wir in Sol-Ohligs bei  meiner Mutter und deren Vater. Um 18 Uhr waren wir dann wieder zuhause in Langenfeld, ich legte  mich noch zwei Stunden auf's Ohr. Hanni packte meinen Koffer, so dass ich Waesche zum Umziehen fuer unterwegs hatte. Um 21 Uhr trug ich meine Sache rueber zum Auto, lief nochmals zurueck, schluerfte noch eine Tasse Kaffe. Ich verabschiedete mich von Hanni und Rita, und machte mich auf den Weg zum LKW. Um 22 Uhr setzte sich mein Laster in Bewegung in Richtung Muenchen. 9 Stunden spaeter habe ich  Muenchen schon passiert und steuerte auf Kiefersfelden zu. Als ich meine Zollpapiere zurueckbekam, zog ich weiter an Kufstein vorbei, Innbruck liessich rechts von der Autobahn liegen, und zog dann recht zuegig zum Brenner hoch. Nachdem die Zollpapiere erledigt waren, konnte ich weiter in Richtung Bozen (Bolzano) fahren, nach Bozen suchte ich mir einen Parkplatz an der Autobahn. Nun musste ich erstmal ein paar Stunden schlafen, denn die letzte Nacht habe ich ja kein Auge zugemacht. Um 19 wurde ich wach, dann fuhr ich weiter ueber Trient nach Verona. Dort speiste ich zu Abend, und fuhr dann weiter nach Modena.
 
Am anderen Morgen wurde mein LKW gleich abgeladen, und so konnte ich sorfort weiter zur Ladestelle in Modena fahren, um dort eine Ladung Fliesen fuer einen Baumarkt in NRW laden. Zuerst, musste ich noch zum italienischen Innenzoll fahren in Modena. So war ich mittags schon wieder unterwegs zur Autobahn nach Verona. So versuchte ich soweit es geht, noch im hellen nach Trient zu kommen. Dann nach dem ich etwas gegessen hatte, fuhr weiter zum Brenner. Habe dort wieder meine Zollpapiere  kontrollieren lassen, dann ging es weiter nach Innsbruck Kufstein Kiefersfelden, dort wurden wieder die Zollpapiere ueberprueft, dann zog ich weiter bis hinter Muechen und schlief mich auf einem Rastplatz richtig aus. Am Donnerstag Abend war ich wieder zu Hause, stellte, den Sattelzug auf meinem Parkplatz an der Shell Tankstelle ab. Dann ging ich die150 Meter bis zu unserer Wohnung. Hanni hatte ich von unterwegs aus angerufen. Hanni und Rita sassen beide vor der Flimmerkiste als ich in die Wohnung kam. Ich habe mich erst geduscht rasiert und neue Klamotten angezogen. Rita zog sich auf ihr Zimmer zurueck.
 
Hanni und ich legten uns gleich ins Bett, denn um 5 Uhr ist die Nacht fuer mich vorbei, denn ich muste ja noch die Ladung dem Kunden zustellen. Also Schatz dann bis heute Nachmittag tschuess. Um 8 Uhr stand ich vor dem Baumarkt um 9 Uhr 30 war der Laster leer, ich rief gleich den Disponenten an, und bekam eine Ladung in Dortmund fuer Grenoble, war nicht weit von Lyon entfernt. Meine Rueckladung war eine Ladung Wein in Flaschen " Beaujolais "  Beaujolais ist aber auch eine Wein Gegend wo der Beaujolais waechst. Als ich dann meine Papiere 14 Uhr in Dortmund bekam, war ich eine gute Stunde spaeter wieder zu hause. Naechste Woche feierte Rita Konfirmation und ich habe dann Samstag und Sonntag frei bis Montag Morgen. Mein Disponent war schon ein guter Junge, wir beide kamen gut zurecht, was auch fuer die Firma gut war. Heute war Freitag und nachdem ich Hanni meine Sachen und den Koffer zu Hause abgegeben hatte, lief ich wieder  rueber zur Tankstelle und wusch den LKW, der Tankstellen Besitzer gab mir seinen Wasserschlauch und so konnte ich mein Fahrzeug waschen. Zwei Stunden spaeter war ich dann wieder in meiner Wohnung.
 
Am Samstag Morgen habe ich die Frachtbriefe zur Spedion nach Duesseldorf gebracht, und ein Schwaetzchen mit dem Disponenten gemacht, er war sehr zu frieden mit meiner Arbeit. Um 11 Uhr war ich dann wieder zu Hause, habe mich dann bis 13 Uhr mit dem Abschmieren des Last-Zuges beschaeftigt . Nach dem Essen versuchte ich ein wenig zu schlafen, Rita war unterweg und Hanni versuchte meine Waesche in Ordnung zu bringen fuer morgen Abend, denn dann musste ich wieder in Richtung Grenoble fahren. Gegen Abend habe ich dann meine Bettdecke im LKW neu bezogen und alles frisch gemacht, ich hatte sogar einen Teppichboden in meiner Kabine. Einen Gas Kaffee Kocher war auch vorhanden, so dass ich mir im Notfall auch mal einen Kaffee selber machen konnte . Jeder Fernzug (LKW) hatte zwei Betten, denn normalerweise sollten ja zwei Fahrer an Bord sein. Ein Bett war unten angebracht, das andere oben drueber. Das obere Bett konnte man hochklappen und  an einem Haken fest machen. Und da ich immer alleine fuhr, konnte ich meine ganze Waesche oben ablegen und auch andere Dinge.
 
Ja es gab Fahrer die einen richtigen Gaskocher mitfuehrten, aber meistens waren sie dann auch 2 Wochen unterwegs oder noch laenger, auch das gab es im Fernverkehr. Ja es gab Fahreuge, in denen auch eine Klimaanlage eingebaut war, doch die meisten hatten das nicht. In den 70 ziger Jahren   gab es genug Autobahn-Raststaetten, und auch entlang den Bundesstrassen brauchte kein Fahrer verhungern. Das einzige Kriminelle bei der Fahrerei waren die vielen Stunden, die diese Maenner fahren mussten. Sie sassen immer mit einem Bein im Gefaengnis, wenn da mal richtig etwas schief ging. Die Fernfahrer hatten einfach zu wenig Schutz. Der Gesetzgeber macht Gesetze, die kein Fahrer einhalten kann, solange er allein fahren muss. Kontrollen gab es genug, fast zuviel, aber geaendert wird nichts, die ganze Last liegt auf den Schultern der Fahrer und keiner kuemmert sich darum.
 
Tag und Nacht rollen die dicken Brummer,
sie transportieren alles, selbst auch Hummer.
Was der Buerger taeglich kaufen  kann,
wird transportiert vom starken Mann.
 
Diese Maenner sind staendig in Eile,
denn sie haben keine Langeweile. 
Heute in Hamburg, morgen in Trier,
sie werden gescheucht wie ein Tier.
 
Acht Stunden, so sagt das Gesetz,
duerfen sie fahren, doch sie werden gehetzt.
Achtzig darf man fahren auf der Autobahn, 
doch dann kommt er sich vor als saesse er im Kahn.
 
Hundert fahren heute die meisten,
denn sie muessen ja was leisten.
Hinter jeder Hecke steht die Polizei,
und kassiert das dicke Ei.
 
Viele von ihnen leisten Schwerstarbeit,
14 Stunden am Tag, dann sind sie so weit.
Manche schaffen es nicht mehr ins Bett,
sie hauen sich  ueber den Motor aufs Brett
 
Fernfahrer ist kein Traumberuf
man sollte ihn erschlagen, der den Motor erschuf.
Verpestet ist unsere schoene Natur ,
jeder zweite Fahrer muesste in Kur.
 
Nun war auch dieses Wochenende vorbei, Hanni und ich hatten zwei schoene gemeinsame Tage verbracht, haben auch ihre Schwester besucht fuer ein paar Stunden. So dass niemand zu kurz kam, am naechsten Wochenende, sind wir wieder alle zusammen wenn wir die Konfirmation von Rita feiern. Ich freue mich jetzt schon drauf. Wieviel Zeit hat man in seiner LKW Kabine, um ueber das Leben nachzudenken. Es sind viele Stunden, die dafuer in Frage kommen, waehrend der Laster in den Bergen vor sich hin schnauft um die Steigung zu bezwingen. Ja man muss doch staunen, was unser Gehirn so alles so leisten muss waehrend eines Arbeitslebens. Gerade als Fernfahrer, der so viel Stunden am Tag voll konzentriert seine Augen auf der Landstrasse liegen hat. Doch am schlimmsten sind die Naechte, in der die Augen oft wie gelaehmt Dinge sehen, die gar nicht da sind. Es sind unsere Gehirnzellen, die fuer unseren Wachzustand Verantwortung tragen, doch der getriebene Mensch hinter dem Steuer, will das nicht wahr haben. Wir drehen das Fenster im LKW herunter, ja schoene, frische Luft aber das haelt nur 1 Minute, dann schlummern die Zellen wieder ein und dann sehen wir diese Rehe, Kuehe, oder man glaubt da steht ploetzlich ein Auto vor dir, dann trittst du auf die Bremse und merkst, dass du kurz vor der Leitplanke stehst, und ein Engel dich vor einer Kollision bewahrt hat. Die Mediziner nennen das: "Sekundenschlaf". Ich habe das schon mehrmals in meinem Arbeitsleben erfahren.  
 
Nachdem ich mich von meinen Lieben verabschiedet hatte, fuhr ich puenktlich um 22 Uhr vom Shellgelaende (Tankstelle) in Richtung Grenzuebergang Aachen. Dann ging es weiter auf der Autobahn in Richtung Luettich - Antwerpen - Gent -  Roubaix - Lille und von dort wieder auf die Autobahn nach Paris. In Paris weiter auf der Umgehungsautobahn, geht es weiter nach  Fontainebleau - Chalon - Macon - Lyon - Romans und schliesslich nach Grenoble. Von der Autobahn nach Grenoble rueber ging es steil bergauf und mein Mercedes hatte ganz schoen zu schnaufen, doch er liess mich nicht im Stich, ich brauchte fast 22 Stunden, mit einigen kurzen Pausen bis ich in Grenoble war.
 
Und so konnte ich es mir um 22 Uhr endlich in meinem Bettchen gemuetlich machen. Auch hier stand ich vor dem Firmentor und so weckten mich die Leute am Morgen und ich konnte sofort entladen. Um 10 Uhr war mein Wagen leer, und ich konnte direkt weiter zur Ladestelle nach Tarare fahren.  Ich fuhr wieder nach Lyon zurueck, weiter nach Villefranche und von Villefranche waren es nur noch ein paar Kilometer bis nach Tarare beide Ortschaften liegen in der Region Beaujolais,  zwischen einer ostfranzösischen Landschaft zwischen obere Loire und untere Saone. Und genau dort lud ich den weltbekannten Beaujolais Wein, den ich selbst lieben gelernt habe.  Die Menschen in dieser Region sind sehr liebenswuerdige, freundliche Leute. Ich selbst bekam einen kleinen Karton mit 6 Flaschen, darueber habe ich mich sehr gefreut. Als ich dann meine Papiere hatte fuhr ich noch zum Zoll nach Villefranche und war dann um 17 Uhr schon wieder auf der Autobahn in Richtung Macon, ich zog durch bis Beaune und habe dort mein Nachtmahl eingenommen. Habe etwa eine Stunde Pause gemacht. So rollte ich weiter bis Joigny, dort legte ich mich nieder und versuchte zu schlafen, das ging ohne Probleme vonstatten.
 
Um 8 Uhr morgens wurde ich in Joigny wach und versuchte mich zu duschen an der Raststaette, dann fruehstueckte ich und fuhr weiter nach Paris in S.Denis um dann um 14 Uhr Mittag zu essen. Donnerstag Abend stand ich dann wieder an der Shell Tankstelle auf meinem Parkplatz  in Langenfeld. Es war 19 Uhr und noch heller Tag. Ich packte meine Sachen zusammen und marschierte nach Hause. Meine Frau war zu Hause aber unsere Tochter musste immer bis zur letzten Minute draussen bleiben. Ich begruesste meine Hanni und bekam auch gleich mein  Abendbrot vorgesetzt. Dann erzaehlte mir Hanni, was so in der letzten Woche alles so abgelaufen ist, und dass Rita versucht immer spaeter nach Hause zu kommen. Da am Sonntag Konfirmation war, wollte ich nun nicht die Rita anmachen, um sie zurecht zu stauchen. Werde es aber bei der naechsten Gelegenheit in Ordnung bringen. Nach dem Abendbrot nahm ich ein Bad und legte mich ins Bett, denn meine Augen wollten nicht mehr.
 
Am naechsten Morgen holte ich meinen kleinen Weinkarton aus meinem LKW und brachte ihn ins Haus, Hanni war richtig begeistert, und sagte: "Na da wird sich aber Onkel Friz freuen am Sonntag." "Das glaube ich auch". Hanni ich bring die Ladung nach Duesseldorf, werde sicher noch zur Spedition fahren und mit den Disponenten reden, wie es in dieser Woche nun weitergeht. Dann nahm ich Kurs in Richtung Duesseldorf. Nachdem ich abgeladen hatte, fuhr ich zum Disponenten. " Hallo Wollschon, hat ja richtig geklappt in dieser Woche mit deiner Tour! Hier hast du die Order fuer Samstag, Lade am Samstag in Dortmund fuer Barcelona Hafen, und Rueckladung wie immer in Alicante." "Hast ja immer fette Sachen fuer mich". "Mensch Wollschon, du hast Morgen den ganzen Tag frei, Samstag brauchst du nur zu laden und Sonntag musste rausfahren, sonst bekommst du das Schiff nicht in Barcelona, und die Ware steht dann auf dem Zollplatz herum. Ich verlass mich auf dich" Ich sagte: "Ok  Schmalhans, und danke fuer die freien Tage". "Ist schon gut Wollschon". Da die Firma eine eigne Waschanlage fuer LKW's hatte, liess ich meinen Wagen gleich waschen und Oelwechsel machen, sowie alle Reifen pruefen. Nun musste ich Hanni noch von der Firma aus anrufen, dass es ewas spaeter wird, und das ich hier um die Ecke etwas essen werde.
 
Als dann mein Schnaufer ( LKW ) fertig war, liess ich es langsam angehen und war um 15 Uhr zu Hause. Stellte meinen Wagen an der Tankstelle ab und trank eine Flasche Bier mit dem Inhaber, als die Flasche leer war lief ich rueber zu meiner Wohnung. Wie immer war Rita nicht zu Hause als ich die Wohnung betrat. Ich setzte mich zu meiner Frau ins Wohnzimmer auf das Sofa, ohne einen Ton zu sagen. Sie legte ihren Kopf an meine Schulter und sagte: "Achim, ich bin wirklich stolz auf dich, du bist so fleissig und so sparsam, du bist nur noch fuer die Firma da, hast gar kein Privatleben mehr, unsere Rita hat gar nichts von dir, und sie ist immer unterwegs. Auch ich vermisse dich, ja du rufst an, aber du bist nicht da wenn es irgendwas zu entscheiden gibt. Deine Mutter ist auch oft hier, weil es ihr mit ihrem Vater langweilig wird, und dann diese Oma, die er mitgenommen hat. Mutter ist froh wenn sie hier ist. Ich sagte: " Schatz, ein Sprichwort sagt:  "Eintracht ernaehrt, Zwietracht verzehrt." Hanni wir haben alles was wir brauchen, und was wir nicht haben, brauchen wir auch nicht. Wir haben uns beide ein Ziel gesetzt, einen Teil davon haben wir realisieren koennen, und jeder muss seinen Teil dazu betragen, auch ich bin stolz auf dich.''
 
Du hast mir immer Kraft gegeben und Mut gemacht in den zehn Jahren, die wir nun schon zusammen sind. Du hast dich nicht nach vorn gedraengelt, jemand sein zu wollen, du hast alles gegeben, damit Rita ihre Ordnung hatte und hat. Du gehst halbtags arbeiten, plus deinen Haushalt der noch dazu kommt. Nein, ich liebe dich so, wie ich die Liebe verstehe. Du kennst auch meine seelischen Schmerzen, die mir Menschen vor langer Zeit zugefuegt haben und die noch nicht behoben sind. Du hast   nie mit jemanden darueber gesprochen, welche Probleme ich habe. Dafuer danke ich dir, und ich hoffe, dass  wir noch lange zusammen bleiben Schatz und noch schoene Stunden haben werden. Waehrend wir so kuschelten, hoerten wir, dass die Wohnungstuer geoeffnet wurde, was fuer uns bedeutet Rita ist im Anmarsch. Hallo Papa, hallo Mutti, sie ging gleich auf ihr Zimmer.
 
Es war doch erst 17 Uhr, und schon zu Hause? Ach ja, heute ist ja der Papa da, Hanni ging in die Kueche und bereitete unser Abendbrot zu, ich ging rueber zu Rita ins Zimmer und versuchte mit ihr ins Gespraech zu kommen: "Na, meine Grosse, was gibt es Neues"?  "Nichts Besonderes Papa, Oma war vor zwei Tagen hier, sie war schon ganz aufgeregt wegen der Konfirmation am Sonntag."  "Na und du?" Sie kommt am Samstag und bleibt bis alles vorueber ist."  "Find ich doch gut Schatz, ich kann sie doch mit dem Auto abholen, oder wir koennen ja morgen mal zu ihr fahren und gleichzeitig mal meinem Opa guten Tag sagen".  "Oh ja Papa"!  "Aber dann musst du gleich von der Schule nach Hause kommen, und nicht unterwegs Umwege, machen geht das?" "Ja ok Papa." Ich war froh, dass ich nicht mit ihr geschimpft habe, denn dann waere der  Sonntag dahin, und das wollte ich nicht. Ich werde Ihr noch einmal den Ablauf in einer Familie schildern muessen, aber erst zum angemessenen Zeitpunkt. Als wir gemeinsam am Tisch beim Abendbrot waren, erzaehlte ich  Hanni, das ich Morgen Mittag mit ihnen zur Oma  fahren wollte. Hanni laechelte mich an, und ich wusste Bescheid was sie dachte. Nach dem Essen wollte Rita noch auf den Hof um mit der kleinen Vesna  zu spielen, die direkt neben uns im  Haus wohnte.
 
Als Hanni in der Kueche fertig war, setzte sie sich zu mir und sie sagte: "Ich freue mich dass du mit uns zu deiner Mutter fahren willst, ich habe noch etwas mit ihr zu besprechen. Um 21Uhr lagen wir alle drei im Bett denn ich war richtig geschafft von der Tour nach Grenoble. Am Morgen als ich aufwachte, war Rita schon zur Schule, Hanni und ich wir machten uns einen schoenen gemeinsamen Vormittag, indem wir uns von der Maisonne bestrahlen liessen und wir uns in unsere Fantasien tauchen lassen konnten, als waeren wir auf der Insel Capri. Und die Fischer mit ihren Booten uns durch die Nebelwand ruderten und dabei das Lied sangen: "Wenn bei Capri die rote Sonne ins Meer versinkt". Kann man etwas Schoeneres erleben? Ich glaube nicht, wer keine wahre echte Fantasie entwickeln kann, der wird nie die Schoenheit des Vesuves erkennen. Als ich wach wurde, war Rita schon von der Schule zurueck und Hanni hatte das Mittagsessen auf dem Tisch. Ich schlich mich ins Badezimmer und brachte mich wieder auf Vordermann innerlich und aeusserlich. Nach dem Mittag, fuhren wir gemeinsam mit unserem Auto nach Solingen-Ohligs und besuchten unsere Familie.
 
Meine Mutter und mein Grossvater, mit dem ich 1945 auf der Flucht war, und bei dem ich bis 1949 gelebt habe, der mich oft gezuechtigt hatte, obwohl es nichts zu zuechtigen gab. Aber er hatte immer Spass, wenn er uns Kinder verpruegeln konnte. Heute nun lebt er bei seiner Tochter, die meine Mutter ist. Wir begruessten uns, und sprachen einige Saetze zusammen, dann war es wohl dem Alten zu viel und er ging in seine Stube, nun er war jetzt auch schon fast 84 Jahre alt, und ich erst 36. Ja, die Jahre vergehen, die Sonne und der Mond sie werden nicht aelter, nur wir hochmuetigen und eitlen Menschen koennen zusehen wie unsere Haut im Alter schrumpft, wie sich Falten tief in unserer Haut bemerkbar machen. Am liebsten moechten wir alle ewig leben, und wenn es geht mit einer schoenen Haut, wir wollen alle wie ein Jungbrunnen spriessen, doch leider hat der Schoepfer es anders vorgehabt mit seinen Kindern. Irgendwann wird alles in ein Nichts zusammenfallen und wir werden nichts davon mit bekommen, welch eine Gnade. Aber noch geht alles feuchtfroehlich zu und her, was ich auch gut finde.
 
Was wissen wir wirklich ueber den Schoepfer der da sagte: "Ich bin der Erste und der Letzte". Er sagt auch : Ich bin der ich bin. Er sagt weiter: Ich bin der Weg die Wahrheit und das Leben. Ich bin zwar getauft worden als Baby, und spaeter konfirmiert, geheiratet habe ich nur amtlich nicht kirchlich. Und ich glaube nicht an Gott, denn ich bin ein Atheist, das war meine Einstellung, nachdem was ich alles in dieser Welt erfahren musste. Nur wer starke Arme hat, nur wer es versteht den anderen beiseite zu schieben, der, ja der kommt weiter im Leben. Noch moechte ich nichts dazu sagen, denn ich bin erst 36 Jahre alt und voll im Saft, der nur nach vorne schaut. Ich moechte noch etwas erschaffen, ich will weiterkommen. Ja, ich will, das sind die richtigen Worte: "Ich will?" Ich moechte diesen Satz so stehen lassen, bis ich später zu diesen zwei Woertern "Ich will" zurueckkommen werde. Es werden noch 11 Jahre bis dahin vergehen.
 
Rita war die ganze Zeit bei der Oma und der Mutti, die oben sassen und nochmals alles durchkauten wegen der Konfirmation. Nachdem sich meine Gedanken wieder gefangen hatten, rauchte ich noch eine und ging nach oben zu meiner Mutter. Na mein Junge du hast dir ja viel vorgenommen im Bezug auf deine Arbeit, hoffentlich schaffst du das alles. Uebertreibe nicht, lass es ruhig etwas langsamer angehen, wenn du tot bist geht es bei der Firma trotzdem weiter! Mama du hast ja recht, aber andere Arbeitskollegen muessen auch so hart arbeiten, wie ich. Es ist unsere Regierung, die solches Gesetz gemacht hat, dass das so ist. Da die Preise fuer die Fahrten im Keller liegen, und der gesetzlich vorgeschriebene zweite Fahrer gar nicht bezahlt werden kann, muessen wir diese Touren alleine fahren und stehen immer mit einem Bein im Knast. Oft werden die Tachoscheiben von uns manipuliert. Nur irgendwann haben die Polizisten das auch herausbekommen, denn die ziehen die Hose auch nicht mit der Kneifzange an. So Mama, soll ich euch nun Sonntagmorgen abholen mit meinem Wagen oder wie habt ihr euch verabredet? "Vater will mit der Oma nicht mitkommen, hohl mich Samstag Nachmittag ab mein Junge so um 16 Uhr, dann sind die alten Leutchen nicht so lange alleine."  "Ok Mama," Wir haben dann noch zu Abend gegessen, und sind dann nach Hause gefahren.
 
Da wir schon fast in der zweiten Woche im Mai waren, war es um 19 Uhr noch hell und so lief Rita noch nach draussen auf den Hof und spielte mit der Nachbars Tochter Vesna verstecken. Hanni und ich wir sassen im Wohnzimmer.  Ich fragte: "Wer kommt denn nun alles Morgen zu Mittag"? Ja, da ist Maria mit Schiva und  Olaf, oben der Hauseigentuemer mit seiner Gemahlin und unser Nachbar Thomas mit Frau und Tochter, also 12 Personen. Wenn wir am Sonntag schoenes Wetter haben, koennen wir ja draussen auf dem Hof feiern. Ich hoffe auf schoenes Wetter. Vielleicht sollten wir mal alle beten fuer schoenes Wetter, aber da wir alle keine glaeubigen Christen sind, koennen wir nur hoffen. So, ich werde mich jetzt ins Bett begeben, denn orgen frueh muss ich um 7 Uhr  nach Dortmund zum Laden fahren.
 
Hanni und Mama sassen noch einige Zeit im Wohnzimmer, dann war auch dort Feierabend. Rita hatte sich schon vorher verdrueckt, das konnte sie wie aus dem FF. Sieben Uhr frueh startete ich meinen Schnaufer (LKW) und dueste in Richtung Dortmund, da wir Samstag hatten, war noch nicht so viel Verkehr auf den Autobahnen. 9 Uhr stand ich in der Ladehalle und bekam meine drei Rollen Bleche fuer Barcelona geladen, jede der drei Rollen hatte ihre acht Tonnen, 20 Minuten spaeter war der Laster  beladen, und ich zog meinen Schnaufer auf den Firmenparkplatz, um auf meine Zolldokumente zu warten. Dann um 10 Uhr konnte ich abziehen in Richtung nach Hause, wo morgen die Konfirmation in der evangelischen Kirche in Langenfeld stattfinden sollte.
 
Gegen Mittag war ich dann wieder auf meinen Parkplatz (Shelltankstelle) gelandet. Ich ordnete meine Fahrzeug Kabine, nahm meine Papiere und marschierte zu meiner Wohnung. Das Mittagessen wartete schon auf mich. Jede Mahlzeit geht vorueber, und ich legte mich eine Stunde auf's Ohr. Als ich ins Wohnzimmer kam sah ich wie Rita ihr neues Kleid mit einem pepita Unterrock anzog, und sie wirklich wie eine kleine Prinssesin darin aussah. Ich war schon ein wenig stolz auf meine Tochter, denn sie war damals schon fast so gross wie ich, und ich war 1,72 m gross und Rita 1,69, also da fehlte nicht viel. Dann am Sonntagmorgen  wurde es langsam hektisch, um 9 Uhr kamen Tante Lisa und Onkel Fritz, Fritz und ich wir verzogen nach draussen und haben uns erst eine in den Mundgeschoben, eine Golddollar Zigarette. Fritz war neugierig, er sagte er wuerde gerne mal in den Ferien auf eine Tour mitkommen, nach Spanien oder nach Italien. Dann als wir alle angezogen waren, fuhren wir mit meinem Auto zur Kirche, es war schon eine bewegende, aber auch eine freudige geistliche Angelegenheit, zu sehen wie dein Kind gesegnet wurde, und man erinnerte sich an die eigene Einsegnung.
 
Zu Hause angekommen, machte sich auch der Hauswirt und seine Gattin bemerkbar, und auch Thomas mit seiner Familie, da Maria, Hanni und meiner Mutter schon vor dem Kirchgang alles vorbereitet hatten, machte man noch alles warm. Wir Maenner koepften uns eine Flasche Bier, und der Hauswirt fuehrte durch seinen grossen Garten, er war schon 81 Jahre alt, und hat frueher bei der Bahn als Lokfuehrer sein Geld verdient, aber er war noch sehr ruestig. Onkel Fritz hatte natuerlich viele Fragen an den alten Herrn gestellt aus reiner Neugier, so war er nun mal. Dann nach dem uns die Frauen zum Mahl riefen, wollten wir sie auch nicht warten lassen. Ich kuemmerte mich um den "Boujolais" und so hatte auch ich eine Aufgabe, die mich beglueckte. Es war ein herrlicher Maientag, und wir konnten draussen bei frischer  Luft speisen. Nach dem Mittessen ist der Hauseigentuemer mit seiner Frau nach oben gegangen, denn er wollte sich ein wenig hinlegen. Fritz, Schiva und ich wir spielten eine Runde Skat und tranken noch ein Glas Beaujolais. Nach dem Kaffee, den wir dann auch noch im Freien zu uns nehmen konnten, fuhren dann Onkel Fritz und Tante Lisa nach  Hause.
 
Denn wenn mein Onkel laenger geblieben waere, dann haette er nicht mehr nach Haus fahren koennen, oder ich haette diesen nach Hause fahren muessen. Da noch Essen uebrig war,  konnte meine Mutter ein Teil davon mit nach Hause nehmen. Rita und ich wir brachten die Oma nach Sol-Ohlgs zurueck mit meinem Opel Kapitaen. Maria und Hanni haben noch draussen aufgeraeumt und Thomas und seine Frau haben auch mit geholfen, so war alles wieder auf dem Hof so wie es vorher gewesen war,  Ordnung muss sein. Als  Rita und ich zurueck kamen war Maria Schiva und Olaf schon nach Hause gegangen. Von uns aus waren es nur 10 Minuten bis zu Marias Wohnung. Es war mittlerweile schon 18 Uhr, und ich wollte noch zwei Stunden schlafen, denn ich hatte das mit meiner Hanni abgesprochen und so hab ich die zwei Stunden auch ausgenutzt. Rita lag um 21Uhr schon im Bett, denn die Feier war vorueber. Und so hatte ich noch eine halbe Stunde uebrig, um meine Hanni in den Arm zu nehmen und ihr fuer all ihre Muehe, die sie fuer Rita aufbrachte und alles gut organisiert hat, zu danken Hanni hat wirklich alles gegeben, um Rita gluecklich zu machen, und ich glaube, dass ihr das auch gelungen ist. Das war eine Anerkennung wert aus meinem Mund. Und Hanni ist mir nie etwas schuldig geblieben, in Bezug auf Herzensguete.
 
Nachdem ich meinen Schnaufer ueberprueft hatte, ob alles in Ordnung sei: die Reifen, der Luftdruck, die Luftkessel vom Kondenswasser befreit. Ich hatte mehrmals das Bremspedal gedrueckt und das Licht und Bremslicht ueberprueft, dann konnte ich meine Tachoscheibe einlegen und meine Reise  nach Barcelona beginnen. Es war 22 Uhr als ich meinen Parkplatz an der Shelltankstelle verliess, sechs Stunden spaeter hatte ich schon Aachen, Luettich, Luxemburg und Metz passiert und fuhr weiter nach Nancy in Richtung Dijon und weiter zur Autobahn in Richtung Lyon. In Beaune machte ich Rast, ich war ja den ganzen Sonntag über auf den Beinen und hatte nur kurz vor der Abfahrt etwas geschlafen. Ich habe mich ein eineinhalb Stunden ueber das Lenkrad gelegt mit meinem Oberkoerper, so  dass meine Arme nach einer Stunde eingeschlafen sind, und ich auf diese Weise geweckt wurde.  Der Tag wurde ein heisser Tag, ich drehte beide Seitenfenster herunter damit ich wenigstens ein bisschen Abkuehlung hatte (das Auto hatte ja noch keine Klimaanlage), aber ich war ja diese Hitze  gewoehnt, aber ein bisschen frischer Wind tat eben auch gut. Dann zog ich weiter ueber Chalon,  Macon, durch Lyon weiter nach Valence bis zur Abzweigung nach Orange, dann nach Nimes weiter nach Montpellier, Narbonne, Perpignan und dann stand ich am franzoesischen Zoll, dann rueber zum spanischen Zoll und weiter Richtung Figueras, Gerona und das Ziel Barcelona war nach 32 Stunden erreicht. Ich uebergab  meine Zollpapiere und bat einen Fahrer der schon am Sonntag hier stand, dass er mich wecken moege. Was er dann auch nach 3 Stunden tat.  Um 11Uhr war der Laster leer und konnte gleich weiter nach Alicante im Sueden Spaniens fahren. Ich zockte ueber Tarragona. Habe da zu Mittag gegessen und weiter ging es nach Valencia, Alcoy und die letzten Kilometer nach Alicante.
 
Diese weiten Touren gehen unwahrscheinlich an die koerperliche Substanz, das geht, solange es mein inneres Herz mitmacht, und das wissen wir Fernfahrer nie,  wann uns die Stunde geschlagen hat. Ich habe am Mont Blanc schon einige Fahrer erlebt, dass sie von Italien kommend auf der franzoesischen Seite die Abhaenge 300 bis 400 Meter tief hinuntergestuerzt sind. Einmal waren sogar zwei junge Maedchen aus England dabei die aus dem Urlaub kamen. Der Fahrer hatte die Maedchen in Mailand mitgenommen, denn sie fuhren per Autostop im Fuehrerhaus mit. Sie sind alle drei umgekommen und eines der Maedchen war schwanger. Ja es gab boese Dinge auf den weltlichen Strassen und zur damaligen Zeit oft schlechte Infrastrukturen, besonders auch in den Bergen. Ich moechte an dieser Stelle mein angefangenes Gedicht über die Fernfahrer nun vollenden:
 
Von Sonntag abends zweiundzwanzig Uhr,
liegen sie auf den Strassen zur grossen Tour.
Viele von ihnen kehren nicht zurueck,
weil sie uebermuedet waren, hatten sie kein Glueck.
 
Eine Fernfahrerfrau muss standhaft sein,
die meiste Zeit im Leben ist sie allein.
Vierunddreissig Stunden in der Woche,
hat sie ihren Mann fuer sich, was fuer eine Epoche.
 
Wann wird einmal die Leistung bezahlt,
es ist immer Derselbe, der sich aalt.
Der kleine Unternehmer ist immer am Testen,
wie mache es nun am besten?
 
Die Frachtpreise werden zu niedrig honoriert,
dass er nicht eine Mark profitiert.
Auch hier sind es die Eliten die bestimmen,
Doch viele Kleine kommen ins schwimmen.
 
Gerade in dieser so wichtigen Branche,
sollte der Staat den Kleinen geben eine Chance.
Damit er zahlen kann ein gutes Gehalt,
Dann werden die Fahrer auch alt.
 
Solange ein Fahrer allein ziehen muss,
hat er immer und ewig Verdruss.
Ihr habt es nicht noetig so behandelt zu werden,
denn ohne euch: "waeren sie arm arm dran hier auf Erden."
 
Am anderen Morgen weckten mich die Apfelsinen-Bauern und gaben mir erst einen guten Kaffee Calva, der mich gleich hell wach machte. Man findet ueberall auf der Welt gute, freundliche, hilfsbereite Menschen, ohne jeden Hintergedanken, sie geben Hilfe ohne gefragt zu werden. Das nenne ich Barmherzigkeit. Diese Leute  findet man auf der ganzen Welt verteilt, es sind selbstlose Mitbuerger. Eine Stunde spaeter war mein Gefaehrt voll beladen und ich bekam auch gleich meine Zollpapiere. So bedankte ich mich fuer den Kaffee, und muss gestehen dass ich noch viele Male zu diesen Leuten gefahren bin, natuerlich immer im Wechsel und es gab auch nicht immer Orangen zu jeder Jahres Zeit. Dann machte ich mich auf die Socken und dueste ueber die Autobahn rueber nach Barcelona, so war ich abends um 21 Uhr dort. Ich spazierte ueber die Rambla und kehrte in ein bestimmtes Haus ein, denn dort kannte ich schon seit einigen Monaten eine Frau die mich gerne fuer 100 DM in ihrer Wohnung aufnahm und mich verwoehnte, ich habe schon so manches Wochende dort verbracht. Es war eine  40 jaehrige Frau, die alleine wohnte, und ab und zu sich ein paar Peso dazuverdiente.
 
Das stoerte mich ueberhaupt nicht, denn das war das wahre Leben ohne Schminke. Auf der Rambla verkehrten die Superreichen und in den Seitenstrasse, lief das wahre Leben ab. Armut und keine Arbeit. Spanien hatte schon immer arbeitslose Zeiten erlebt. Nachdem ich 3 Stunden bei dieser Frau verbracht hatte, schmiss ich meinen Schnaufer an und weiter ging die Reise ueber Gerona und Figuerras hin zur spanischen Grenze. Eine Stunde spaeter ging es weiter, denn damals gab es noch keine Autobahn auf dieser Strecke ueber Perpignan, Narbonne nach Nimes. In Orange machte ich eine laengere Schlafpause. Am Mittwoch Morgen um 10 Uhr wurde ich wach und war richtig ausgeschlafen. Ich nahm an der Autobahn-Raststaette einen Kaffee Calva zu mir und dann ass ich noch zwei Broetchen mit Edamer Kaese. Dann bewegte ich mich auf mein Laster zu und legte eine neue Tachoscheibe ein, auch hier kontrollierte ich  meinen Reifendruck sowie meine Bremsen, dann den Wasser und Oelstand. Anschliessend rollte ich wieder auf die Autobahn in Richtung Lyon,  Macon, Chalon, Dijon, in Epinal habe ich dann die Nacht verbracht.
 
Denn jetzt merkte ich langsam, wie geschlaucht ich war, und so suchte ich mir einen schönen Parkplatz. Dann ass ich das Abendbrot und liess einen halben Liter Rotwein durch meine Innereien laufen, sodass alle meine Organe etwas vom Abendbrot mitbekamen. Dann legte ich mich schlafen und schnarchte durch bis am anderen Morgen um 6 Uhr. Da in Frankreich die Bistros schon sehr frueh aufmachten, trank ich wieder meinen Kaffee Calva und dueste dann weiter ohne zu fruehstuecken. Von Epinal ging es wieder in Richtung Nancy, Metz nach Luxemburg, dann Luettich und Aachen. Freitag Nachmitag habe ich dann auf dem Frischmarkt in Koeln in einem Kuehlhaus, meine Apfelsinen abgeladen. Es war kurz vor 17 Uhr als ich den Disponenten anrief fuer eine neue Fracht, er sagte dass ich in Dortmund morgen frueh wieder eine Ladung nach Caserta Italien uebernehmen soll und für die Ruecktour wieder Tomaten in Dosen von Salerno.
 
"Hoer mal Wollschon hast du einen Reisepass? "Ja", "dann sei am Montag um acht Uhr morgens in Bad Godesberg beim saudischen Konsulat, nimm deinen Reisepass mit, damit du ein Visum beantragen kannst. Dein  Freund  Schecke und der Chef selbst sind auch um acht Uhr dort, wenn alles klappt, dann faehrt ihr in 4 Wochen mit drei Zuegen nach Saudi Arabien, in Riad wird  abgeladen. Aber das erfaehrst du noch frueh genug, also morgen frueh in Dortmund fuer Caserte, und Rueckladung in Salerno: Tomaten in Dosen fuer Aldi Koeln, haste alles begriffen?" "Hast ja lange genug geredet. Tschau" Das war ja eine Ueberraschung, und dann noch mit Schecke dem rothaarigen Weiberheld, kann ja lustig werden, ich lass mich ueberraschen.
 
Von Koeln nach Langenfeld dauert die Fahrt 30 Minuten, also um 18 Uhr stand ich wieder mit meinen Schnaufer auf meinen Parkplatz in Langenfeld. Mein erster Weg fuehrte mich in die Tankstelle und der Tankstellen Besitzer sagte: "Ich glaube ich traeume," " Nein, du siehst kein Gespenst, ich bin es wirklich. Gib uns mal zwei Flaschen Bier, dann wirst du feststellen, dass ich hier bin, dann tranken wir unser Bier." Du wirst dich noch selbst ins Grab bringen, uebertreibe es nicht, sonst ist deine Frau bald eine Witwe." Nach dem wir unser Bier leer hatten, holte ich meine Papiere aus der Kabine und meine dreckigen Sachen, dann schlenderte ich die paar Meter zu meiner Wohnung. Hanni wusste schon dass ich komme, denn ich rufe sie immer vorher an. Rita unsere Tochter war noch nicht zu Hause. Das erste was ich tat war: Ich nahm erst ein heisses Bad danach rasierte ich mich, und zog meine normale Kleidung an wenn ich zu Hause bin. Natuerlich habe ich meiner Hanni erst alles berichtet was auf uns zu kommt, doch Hanni nahm alles sehr gelassen auf. Dann sagte ich:  "Morgen frueh lade ich fuer Caserta, in Dortmund, und die Rueckladung in Serlerno. Aber wir haben dafuer ein schoenes langes Wochenende, und ich werde erst am Montag Abend losfahren.
 
Rita kam durch die Tuer und sagte: "Hallo Papa" dann wollte sie in ihr Zimmer gehen, doch ich sagte:  "War das alles, hallo Papa?" sie kam auf mich zu und gab mir einen Kuss. Ich sagte: "Na, es geht doch Rita, und du solltest schon ein bisachen Achtung vor deinem Vater haben, denn ich bin  dein Versorger, und ich tue alles was ich kann, um dich zu befrieden, aber du solltest auch wissen, dass du hier nicht machen kannst was du willst, das kommt noch frueh genug also nimm die Stellung ein, die dir zusteht. Und ich hoere auch, dass du versuchst, wenn ich nicht zu Hause bin, dass du meinst du kannst mit der Mutti machen was du willst. Rita das geht auf keinen Fall, wenn du auch Rueckendeckung von der Oma bekommst, hier bestimmen die Mutti und ich, sonst niemand. Du wirst im November 14 Jahre, und hast noch 4 volle Jahre vor dir bis du 18 Jahre bist, und solange erwarte ich von dir, dass du auf uns hoerst, was wir dir vorgeben. Ich bitte dich nutze nicht deine Freiheit aus, die wir dir jetzt schon geben. Du wirst das Leben schon noch frueh genug erfahren, habe Geduld und bleib vernuenftig, und ich weiss auch, dass du einen Freund hast.
 
Ich werde mit Karl Schiefer reden, denn er ist ja schon 17 Jahre alt, oder ich rede mit seinen Eltern die wohnen ja nur 10 Minuten von hier. Ich bleibe dabei, dass du abends um 20 hier zu Hause solltest, wenn die Mutti mal ein Auge zudrueckt, habe ich auch nichts dagegen. Hast du mir zu gehoert?" " Ja Papa und bitte gehe nicht zu Schiefers, sonst bekommt Karl Aerger mit seinem Vater, Ja?" Sie gab mir noch einen Schmazer und weg war sie in ihr Zimmer. Nach dem Essen, es war schon fast 21 Uhr, legten wir uns hin, denn ich musste ja morgen frueh um 8 Uhr in Dortmund im Werk stehen, fuer eine Landung nach Italien. Puenktlich 8 Uhr stand ich mit meinem Schnaufer auf dem Werksgelaende, holte den Ladeschein aus dem Buero und fuehr in die Ladehalle, 30 Minuten spaeter war mein Wagen beladen mit 24 Tonnen Bleche fuer Caserta. Caserta ist die Hauptstadt der sueditalienischen Provinz Caserta, noerdlich von Neapel, 46,000 Einwohner.
 
Als ich meine Zollpapiere hatte, machte ich mich auf in  Richtung Duesseldorf zum Spediteur, gab den Disponenten die Frachtpapiere von der letzten Woche und der Disponent sagte nochmals: "Wollschon vergiss bloss nicht am Montag nach Bonn/ Bad Godesberg zu fahren und nimm deinen Pass mit. Ich sagte zu den Disponenten: "Du redest wie so ein Leierkasten, der wiederholt auch immer das gleiche. Ich will den Schecke suchen ist er hier auf dem Hofgelaende?"   "Ja er ist unten und waescht sein Auto." Ich brauchte nicht lange suchen, denn seine Stimme hoert man bis im letzten Winkel des Hofes. Als mich Schecke sah liess er seinen Schwamm fallen und kam auf mich zu "Mensch Achim, dass ich dich noch mal sehe, wie kommt es, dass wir uns so wenig unterwegs sehen? Haben uns doch sonst oefter getroffen." Liegt vielleicht daran, dass uns der Disponent andere Touren gibt, so dass wir aneinander vorbei fahren. Nun jetzt fahren wir zusammen nach Saudi Arabien, da haben wir genug Zeit." Was erzaehlst du da, davon weiss ich noch gar nichts."  "Aber das wirst du sicherlich heute Abend erfahren, denn wir sollen uns am Montag in Bad Godesberg beim Saudischen Kosulat um 8 Uhr melden, und der Alte kommt auch mit" "Was der will auch mit?"  "So hab ich den Disponenten verstanden.""OK." Schecke ich muss wieder los, dann bis Montag Morgen, und bring deinen Reisepass mit wegen des Visums.
 
Am Wochenende waren wir bei meiner Mutter und erfuhren, dass es dem Grossvater nicht besonders gut geht. Obwohl er keine Schmerzen zu beklagen hatte, aber er nahm kaum Nahrung zu sich, und so machte sich meine Mutter doch Sorgen um den Alten, der uns allen mehr oder weniger doch einiges an Leid im Leben angetan hatte. Nun ist er alt und verbraucht mit 84 Jahren, der Arzt waere gestern da gewesen und hat den Grossvater untersucht, aber nichts an Krankheit gefunden, und der Opa liegt ganz still und ruhig in seinem Bett, der Arzt hatte zu meiner Mutter gesagt: "Es koennte sein, dass der Grossvater "lebenssatt" (lebensmuede) sei, und so auf diese Weise die Erde verlassen will und muss. Sprechen tut er mit keinem mehr, nicht mal mit seiner Lebenspartnerin (meine sogenannte Stief - Oma).
 
Ja, wenn man dann so neben seinem Bett sitzt, werden schnell Erinnerungen wach ueber den Grossvater. Was wir alle, in der ganzen Familie so durchgemacht haben kurz vor Kriegsende, und auch danach, die Flucht aus der Heimat, das Leid was Muetter, Frauen und Toechter so erlebt haben, wenn die sowjetischen Soldaten ueber sie her gefallen sind wie die Hunde. Und dabei Schlange standen, bis der naechste Sowjet sich an unseren Verwandten verging. Ja heute spricht keiner mehr davon. Wir machen Denkmaehler fuer die Juden, was ich sehr gut finde, auch fuer unsere gefallenen Soldaten. Aber was wurde fuer die unschuldigen Muetter, Grossmuetter und Toechter gemacht? Fuer die vielen Fluechtlinge, die in der Nordsee zu Tausenden mit ihren Kindern ertrunken sind? Meine Frage wird immer bleiben: "Was ist ein Mensch fuer unsere Weltpolitiker wert?? Meine Antwort lautet: "Nichts"!
 
Dann am Sonntag Nachmittag fuhren wir wieder nach Hause, machten aber noch einen kleinen Abstecher bei Schiva und Maria, und berichteten, was wir heute so ueber den Grossvater erfahren haben, und dass es gar nicht gut um diesen stehe. Schiva jammerte auch ueber seine Rueckenschmerzen, aber er wollte es nicht wahrhaben, dass es vom vielen Fernsehen kommt, denn er sass von morgens bis abends davor. Eine Stunde spaeter waren wir zu Hause. Bis 21 Uhr haben Rita, Hanni und ich gemeinsam ferngesehen.  Damit war der Sonntag fuer uns vorbei.
 
Am Montag fuhr ich um 6 Uhr in Richtung Bad Godesberg, um dort das Visa fuer Saudi Arabien  zu beantragen. Als ich dort ankam, war der Chef und Schecke schon da. Na Wollschon was sagst du zu so einer Fahrt? "Boss ich habe schon Pferde kotzen sehen vor der Apotheke, und Wuestensand kenne ich auch und auch die Sandstuerme. Wir sollten uns genug Wasser mitnehmen. Es waere gut, wenn jeder ein 50 Literfass seitlich am Chassis haette. Dann brauchen wir Gas und Kocher, vielleicht 3 Liter Gasflaschen fuer jedes Fahrzeug und eine grosse Kiste aus Blech, in der wir all unsere Nahrungsmittel aufbewahren koennen. Wir sollten nur Konserven mit nehmen, auch  Fertiggerichte, die man nur in den Dosen warm machen kann, was auch schneller geht. Boss, jeder von uns sollte eine 6 Meter lange und mindestens 4 Meter breite Plane mitnehmen, damit wir auch in den Tagespausen Schatten haben, bei 45-50 Grad Hitze. Und was das wichtigste ist, jeder braucht ein Klappbett oder eine Klappliege zum Schlafen, denn bei 70 Grad in der Kabine kannst du im Auto nicht mehr schlafen, denn der Motor kuehlt sehr langsam ab. Und zu jedem Fahrzeug Boss braucht es eine Schaufel.
 
Es war fast 9 Uhr als die Herren der Schoepfung uns in ihren Tempel liessen. Es dauerte fast 2 Stunden, die Saudis hatten Fragen ueber Fragen wir mussten Fragboegen ausfuellen ohne Ende. Dann wie schon erwaehnt nach zwei Stunden konnten wir dann wieder abziehen, die Reisepaesse mussten wir dort lassen. Unser Boss fuhr gleich mit Schecke zurueck nach Duesseldorf und ich in Richtung Langenfeld. Es war wohl 13 Uhr als ich zu Hause ankam, Rita war schon wieder auf Achse. So ass ich allein und lief nach dem Essen zu meinem Schnaufer, packte meine Sachen ordentlich oben in die leere Koje (Bett) kontrollierte den Wasser- und Oelstand, den Luftdruck, Licht und Bremslicht und alles was dazu gehoert. Dann lief ich zur Wohnung duschte mich und ging um 14 Uhr ins Bett. Um 20 Uhr weckte mich meine Frau und ich ass mit Hanni zusammen Abendbrot, Rita war schon auf ihrem Zimmer, was ganz selten passierte. Nach dem Essen zog ich mich komplett an und verabschiedete mich von Rita und von Hanni. Ich sagte noch zu Hanni: "Da wir heute Montagabend haben, weiss ich nicht genau ob ich am Wochenende wieder zurueck sein werde, versuchen werde ich es.
 
Ich nahm Hanni noch mal in den Arm, drueckte sie fest an mich, und verschwand in Richtung LKW. Um 21 Uhr 30 verliess ich die Shelltankstelle. Am anderen Morgen um 10 Uhr habe ich Muenchen passiert fuhr dann weiter nach Kiefersfelden, Zollkontrolle, dann weiter an Kufstein vorbei nach Brixen und weiter nach Bozen. Es war fast Mitternacht als ich in Bozen ins Bett fiel. Habe dann bis 6 Uhr morgens geschlafen. Machte mir selbst einen Kaffee und zog dann weiter nach Trient, Verona, Bologna, Florenz, dort habe ich Mittagspause gemacht, Dann ging es wieder weiter an Rom vorbei, und ich war um 3 Uhr Donnerstag Morgen in Caserta, habe mich gleich wieder vor das Tor gestellt, damit die Arbeiter mich am Morgen wecken mussten. Was dann auch kurz vor acht Uhr geschah. Ich fuhr schon mal in die Halle, wo der Kran stand, oeffnete die Plane, die ich dann nach vorne schieben konnte. Um 9 Uhr war mein Schnaufer leer und so konnte ich weiter an Neapel vorbei nach Salerno fahren, um nun dort Tomaten in Konserven zu laden.
(Salerno:  = Provinzhauptstadt, am Golf von Salerno: 160 000 Einwohner. Textilien, Keramik, Papier; Hafen; Universität; Dom; Fremdenverkehr).
Auch hier hatte ich Glueck, es war ausser mir kein anderer LKW da, der eine Ladung bekam.
 
Donnerstag um 13 Uhr hatte ich meine Zollpapiere und konnte nun wieder in Richtung Brenner fahren. Als ich am Samstagabend  23 Uhr 45 auf den Frankfurter Autorastplatz fuhr, war mir klar, dass ich hier 22 Stunden Pause einlegen musste, denn das Fahrverbot fuer LKW's galt von Samstag 24 Uhr bis zum Sonntag 22 Uhr. Das bedeutet fuer mich, dass ich richtig ausschlafen konnte. Ich rief meine Frau an sagte ihr Bescheid, dass das heute Abend nichts mehr wird, und dass ich am Sonntagabend gleich durch fahren werde nach Aldi Koeln um dort abzuladen am Montagmorgen, und dass ich gleichzeitig noch zum Laden muss. Ich schlief bis 10 Uhr morgens wusch mich an der Raststaette und rasierte mich, dann fruehstueckte ich und lief hin und her auf dem Parkplatz, ich war natuerlich nicht der einzige Fernkutscher der dort herumstand. So wurden dann auch einige Gespraeche in allen Richtungen gefuehrt. Am Nachmittag haute ich mich wieder in meine Koje bis 18Uhr, dann ass ich zu Abendbrot, danach konntrollierte ich meine Reifen, das Kuehlwasser, den Oelstand und das Licht sowie die Luftbehaelter. Kurz vor der Abfahrt um 22 Uhr pruefte ich noch den Koenigsbolzen an der Sattelplatte ob er noch fest mit dem Auflieger verankert war.
 
Dann um 22 Uhr verliess ich mit meinem Schnaufer den Frankfurter Rastplatz in Richtung Koeln. Zweieinhalb Stunden spaeter stand ich an der Rampe bei Aldi. Auch hier haute ich mich gleich wieder in die Koje und schlief bis mich die Kameraden von Aldi weckten. Da die Konserven alle auf Paletten standen, war das Abladen in 30 Minuten erledigt. Um 9 Uhr rief ich den Disponenten an. " Hast mich ganz schoen verarscht mein Junge, ich habe Sonntag Nacht in Frankfurt auf der Autobahn verbracht konnte nicht mal zu meiner Familie!"  Ist ja gut Wollschon diesmal geht es nur nach Nantes zum Hafen, mit 24 Tonnen Blechen fuer den Schiffsbau, also drei Ceuls zu je acht Tonnen. Die Rueckladung in Rouen sind gruene Bohnen in Dosen. Er gab mir die Adresse von der Ladestelle in Rouen durch. Dann zog ich von Koeln nach Dortmund und lud die drei Ceuls auf, wartete auf die Papiere und um 14 Uhr war ich auf meinem Parkplatz in Langenfeld. Wie immer packte ich zuerst meine dreckige Waesche aus, nahm meine Papiere, schloss den Wagen ab und lief wie immer meine 100 Meter zur Wohnung. Hanni hat mich kommen sehen und sie stand schon in der Tuer und laechelte mir entgegen.
 
Es war sicher fuer Hanni nicht so einfach, während meinen vielen Abwesenheiten alles alleine zu entscheiden, was so in der ganzen Woche abgeht. Aber sie hat alles getragen und ihre Strategien waren immer passend, es gab kaum Auseinandersetzungen, wenn es eine gab, dann  nur wegen  Rita, die ihren eigenen dicken Kopf hatte, die am liebsten schon mit 14 heiraten wuerde. Zu Hause war Rita wie ein Lamm, aber wehe sie war unter Gleichgesinnte, dann sprang sie herum wie ein wildes Fohlen, ich glaube sie hat wohl viel von ihrer lieben Oma abbekommen und von ihrer Mutter, meiner ersten Frau. Ich war zu Hause immer aufmuepfig als Kind, besonders nach dem Krieg.
 
Ich legte meine Waesche ins Badezimmer ab und  begruesste nun erst mal meine Frau, ja es ist schoen zu wissen, dass da zu Hause jemand auf dich wartet und fuer dich da ist, denn auf den langen naechtlichen Fahrten bist du ganz fuer dich allein, du hoerst das Brummen des Schnaufers, deine Augen schauen stur nach vorne auf den weissen Randstreifen, und deine Gedanken sind immer auf Wanderschaft, es sind hunderttausend Gedanken, die dir in einer Nacht durch den Kopf gehen. Du bist der Einzige, der deine Gedanken kennt. Ist das nicht eine wunderbare Erkenntnis, keiner kann dir deine Gedanken rauben, du bist alleiniger Herr darueber, und manchmal sind auch unreine Gedanken dabei, niemand weiss wirklich wer du bist. Nach aussen sind wir alle Schauspieler und innen rumort es oft herum. Ja das ist das Leben und alles gehoert dazu.
 
Nachdem ich nun Hanni begruesst hatte, nahm ich ein Bad, machte mich frisch und nahm sie nochmals in den Arm, wir schaukelten ins Schlafzimmer und beobachteten die heissen goldig schimmernden Sonnenstrahlen, und jeder von  uns konnte die prickelnde Sonnenstrahlen auf unserer Haut spueren. Nachdem wir unser Sonnenbad beendet hatten, stand Hanni auf und packte meinen Koffer, denn um 18 Uhr wollte ich schon wieder losziehen, damit wir wieder ein langes Wochenende fur uns haben. Hanni erzaehlte mir, dass es mit meinen Grossvater immer mehr bergab gehe, denn meine Mutter hatte Hanni angerufen, dass es nicht gut aussieht mit dem Opa. Wenn etwas passiert Hanni, dann fahre mit Rita zu meiner Mutter, dann muss Rita eben mal ein oder zwei Tage nicht zur Schule gehen.
 
Punkt 18 Uhr rollte ich vom Parkplatz in Langenfeld und zog in Richtung Aachen, dann weiter nach Luettich, sechs Stunden spaeter hatte ich Paris hinter mir gelassen ich fuhr rueber nach Le Mans, wo ich mich um 2 Uhr morgens hinlegte und bis 6 morgens geschlafen habe. Dann zog ich weiter nach Angers und war um 9 Uhr in Nantes an der Abladestelle im Hafen. Meine drei Rollen Blech waren nach 20 Minuten runter vom Wagen. Ich suchte mir in Nantes ein Bistro und machte erst mal richtig Fruestueck mit Kaffee Calva. Um 11 Uhr liess ich es langsam angehen. 5 Stunden brauchte ich bis Paris, und dann noch knapp 2 Stunden bis Rouen (Stadt der nordwestfranzösischen Normandie, oberhalb  der  Seine
Muendung, rund 120 000 Einwohner; gotische Kathedrale Notre- Dame (12-15 Jh.), Justizpalast (15-16 Jh.), Kunstmuseum; vielseitige Industrie.)
 
Ich fuhr meinen Schnaufer gleich bis auf den Hof der Firma, dort erfuhr ich, dass die Bohnen erst morgen am Mittwoch angeliefert wuerden und fühestens Donnerstagmorgen geladen werden konnten. Ich rief sofort unseren "tollen" Disponenten an und berichtete, dass die Ladung erst Donnerstagmorgen ladebereit sei. Er antwortete: "Wollschon dann mach dir einen schoenen Tag, und noch etwas, die Reisepaesse aus der saudischen Botschaft sind wieder da. Wenn du am Freitag abgeladen hast, dann komm bei uns auf den Hof, denn wir muessen fuer die Saudi Tour noch einiges an deinem Auflieger (= Anhaenger) veraendern. Der Alte hat seinen Auflieger schon fertig. Nun muss noch deiner gemacht werden, Schecke, der dritte Fahrer kommt morgen schon zurueck. Also du weisst Bescheid"?  "Ja, ich weiss Bescheid, danke fuer den schoenen Auftrag nach Nantes, dann bis Freitag mein Junge.
 
Ich fragte den Manager der Firma, ob ich hier auf dem Hof uebernachten durfte, er hatte nichts dagegen. So suchte ich mir ein Bistro ganz in der Naehe der Firma, bestellte mir einen Kaffe Calva und ass zu Abend. Einen halben Liter Rotwein war fuer mich heute Abend das richtige Rezept, um vernuenftig schlafen zu koennen. Am anderen Morgen wurde mein Laster gleich beladen. Die Konserven waren in Kartons verpackt und wurden dann noch auf Paletten mit Plastictueten verschweisst. Dann bekam ich um 10 Uhr die Zollpapiere, zwei Stunden spaeter hatte ich Paris umfahren in Richtung Aachen, um 19 Uhr stand ich bei mir zu Hause auf dem Parkplatz.
 
Ich nahm meinen Koffer und die Papiere und lief zu meiner Wohnung. Hanni kam mir schon entgegen und nahm mir den Koffer ab. Als wir in der Wohnung waren, begruessten wir uns erst indem wir uns in den Arm nahmen. Ich duschte zuerst dann zog ich mir etwas anderes an und setzte mich ins Wohnzimmer, Hanni machte mir etwas zum Essen und brachte es mir ins Zimmer, dabei konnten wir uns dann ueber andere Dinge unterhalten. Ich fragte ob sie etwas Naeheres ueber den Grossvater gehoert hat, und sie gab mir zu verstehen, dass der Opa immer noch im Bett liegt, und kaum oder wenig spricht, aber Schmerzen habe er nicht. Kurz nach 20 Uhr kam Rita nach Hause begruesste mich blieb eine kurze Zeit im Wohnzimmer, dann sagte sie uns gute Nacht und weg war sie. Ich berichtete Hanni, dass es nun naechste Woche los gehe mit der Tour nach Saudi Arabien. Die Distanz für einen Weg betrug 7'500 km, also insgesamt 15'000 km in drei Wochen. Hanni sagte: "Achim ich mache mir doch grosse Sorgen um dich, denn wir wissen ja nicht, wie das ausgeht." Hanni ich habe schon Schlimmeres erlebt, da ist das hier, doch etwas ganz anderes.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Mit dem Sattelschlepper nach Saudi Arabien
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24.  Mit dem Sattelschlepper nach Saudi Arabien
Freitag Morgen fuhr ich um 6 Uhr nach Duesseldorf, damit ich frueh genug bei Aldi der Rampe stand. Von Langenfeld nach Duesseldorf waren es nur 40 Minuten Fahrt. Kurz nachdem ich da stand kam schon der naechste LKW, also hatte ich heute wieder mal Glueck gehabt. Um 8 Uhr wurde mein Wagen entleert, die Paletten wurde mit einem Hubwagen heruntergezogen, was ich oft auch selbst machte. Dann stand ich 15 Minuten spaeter auf dem Hof der Spedition in Duesseldorf. Der Boss winkte mir zu, dass ich in die Werkshalle fahren sollte, damit mein Sattelschlepper für die grosse Fahrt nach Saudi Arabien vorbereitet werden konnte. Da wurde dann vom Schlosser Oewechsel gemacht und der Filter gewechselt, ein andere Schlosser schweisste eine Halterung an fuer den Wasserbehaelter, der aus einem leeren 50 Liter Bierfass bestand. Hinten am Auflieger hatten wir alle zwei Blechkisten, in der wir unser Werkzeug verstauen konnten. In der anderen Kiste wurden Schneeketten und Seile verstaut. Die Schneeketten brauchten wir oft im Winter wenn wir zum Mont Blanc Tunnel wollten, ohne Schneeketten haben uns die Polizeibeamten nicht hoch fahren lassen auf der franzoesischen Seite.

Zudem musste noch eine neue Halterung angeschweisst werden fuer ein drittes Reserverad. Ebenfalls eine Halterung fuer unsere Nahrungskiste, in der wir unsere Konservendosen unterbringen konnten, unsere Gasflasche und alles was man so zum kochen oder warm machen brauchte. Dann eine Halterung fuer die Schaufel, und noch einen Spezialschlauch, mit einem Anschluss, damit man unterwegs in der Wueste auch die Reifen, vom Luftdruckbehaelter aus fuellen konnte. Ich unterhielt mich eine Weile mit Schecke ueber unsere neue Route, die vor uns lag, er war ganz begeistert. Nur Jugoslawien und Bulgarien, waren sozialistische Staaten, versehen mit einer harten Diktatur. Jugoslawien kannte ich aus meiner Jugendzeit, und die neun Monate Haft in Zagreb schlummern immer noch in meiner Seele. Ich sagte zu Schecke: "Junge mach dir bloss keine falschen Hoffnungen, das wird sicher eine anstrengende Fahrt". Dann ging ich ins Buero zum Disponenten, denn ich wollte meine Frau anrufen, dass Thomas mein Nachbar so nett waere und mich abholen koennte um 17 Uhr. Denn der Schnaufer musste noch fertig gemacht werden bis morgen Mittag.

Ist gut Schatz, dann bis nachher. Schecke war mit seinem Fahrzeug schon nach Hause gefahren, denn er wohnte in Duisburg. Ich fragte den Disponenten, wo wir denn am Montag laden. Er sagte oben im Norden in Wilhelmshaven. Dort bekommt ihr alle drei etwa 9 Tonnen an Schreibmaschinen und Fotokopiermaschinen, die gehen nach Riad. Ihr bekommt alle drei ein Carne TIR Heft und an jeder Zollgrenze wird eine Seite davon entfernt fuer den Zoll, die dann spaeter wieder nach Deutschland zurueckgeschickt werden, fuer die Kontrolle. Eure Auflieger werden alle verplombt, und die Plombe wird erst in Riad geoeffnet. Dann lief ich wieder in die Werkstatt, und habe ein bisschen mit den Schlosser gequatscht. Kurze Zeit spaeter war auch der Thomas da. Ich muss noch mal ins Buero, denn ich moechte meinen Pass wieder haben. 20 Minuten spaeter waren wir zu Hause. Thomas war Maschinenschlosser und wohnte direkt neben uns. Wir waren gute Freunde er hatte zwei Kinder die hier in Langenfeld zur Schule gingen.

Er und seine ganze Familie kamen aus Jugoslawien nach Deutschland anfang 1960. Die Familie kommt aus Serbien, sie lebten nun schon 12 Jahre hier in Deutschland. Hanni und auch die Frau von Thomas verstanden sich gut und wir haben auch schon oft zusammen gefeiert, besonders Silvester, und auch so manchen ueber den Durst getrunken, so dass unsere Frauen richtig sauer auf uns beiden waren. Auch das gehoert zum Leben, wenn es nicht ausartet. Die letzte Woche war fuer mich recht angenehm und ich habe auch gut ausgeschlafen. Hanni bereitete das Abendbrot zu, und ich sass bei ihr in der Kueche und fragte sie, ob es ihr recht waere, wenn wir morgen Abend nach Solingen-Ohligs fahren wuerden und uns beim Schwarzen Jupp, nochmals von neuem verlieben wollten. Sie laechelte mich wieder so an wie damals, als wir uns kennen lernten, das ist nun auch fast 11 Jahre her, und doch bekam ich immer noch Gaensehaut, wenn sie mich so anschaute. Rita war puenktlich zum Abendessen. Ich erklaerte Rita, dass wir Morgen zur Oma fahren und Mutti und ich Tanzen gehen wollten.

Wir muessen aber mit den Buss fahren, denn mein Fuehrerschein brauche ich fuer meine Arbeit. Rita war gleich einverstanden, und so waren alle gluecklich und zufrieden. Am anderen Morgen, brachte mich Thomas wieder zur Spedition, und er fuhr allein zurueck nach Langenfeld. Der Schlosser musste noch eine Schaufel anbringen und ein neues Reserverad unterm Sattel montieren. Der Boss liess sich heute Morgen nicht sehen, so fragte ich den Schlosser ob denn die Plane fuer mich da waere? Mensch sagte der Schlosser, die liegen noch in der Werkstatt im Buero. Gut dann werde ich meine und die fuer Schecke auch bei mir auf den Wagen legen, der Alte soll selbst auf seine aufpassen. Ich ging noch mals zum Disponenten und fragte: "Wann wird denn nun geladen in Wilhelms haven? Und schreib mir mal die genaue Adresse von der Firma auf." und sag dem Alten, er soll uns Landkarten besorgen von Oesterreich Jugoslawien , Bulgarien, Tuerkei, Syrien, Jordanien und Saudi Arabien. Oder besorg du die heute noch selbst, schick jemanden hin, der sich auskennt."

Schick doch ein Maedchen aus dem Buero los, dann kann ich die Karten gleich mitnehmen, bevor sie vergessen werden." "Ist gut Wollschon". "Ich warte immer noch auf deine Antwort, wann laden wir nun?" "Am Dienstag Morgen um 8 Uhr sollt Ihr alle drei bei der Firma Standart Wilhelmshaven vorfahren. Die Adresse hast du von mir bekommen." Sag dem Alten, dass er genug Geld mitnimmt, denn in Saudi musst du mit Bargeld bezahen, da gilt deine Shellkarte nicht. Wie es in Jugoslawien und Bulgarien aussieht weiss auch keiner, na schoen ich lass mich ueberraschen. Sag unserem Chef, dass wir Geld brauchen zum Leben unterwegs, also Spesen, sonst lass ich die Karre unterwegs stehen. Dann ging ich zurueck in die Halle wo mein Schnaufer stand. Um 11 Uhr war mein Wagen fertig dann kam ein junges Maedchen in die Halle und brachte mir die Landkarten, worueber ich sehr froh war, denn blind fahren war nicht mein Ding. Ich habe mir immer bevor ich eine Tour begann, zu Hause schon die Strecke auf der Landkarte eingepraegt, sonst ist das alles kein Fahren.

So war ich zum Mittagessen zu Hause, doch vor dem Essen ging ich schnell noch unter die Dusche rasierte mich und zog mir etwas ueber, dann konnten wir zu Mittag essen. Um 15 Uhr nachdem ich mich fein angezogen hatte und auch meine Hanni, fuhren wir alle drei nach Sol-Ohligs zu meiner Mutter, besuchten den Grossvater und die Oma, aber der Opa sagte kein Ton, auch nicht wenn man ihm etwas gefragt hatte, dann gingen wir nach oben zu meiner Mutter und wir haben da auch zu Abend gegessen. Gut, dass ihr Rita mitgebracht habt, so bin ich dieses Wochenende nicht so allein. Meine Mutter sagte zu mir: "Junge pass bloss auf dich auf unterwegs, drei Wochen unterwegs zu sein nimm dir bloss genug Waesche mit, sonst stinkst du noch wenn du nach Hause kommst". Rita kann ja bis Montag hierbleiben, dann bleibt sie mal ein Tag weg von der Schule." " Au ja" kam prompt die Antwort von Rita. Wir holen dich am Montag Nachmittag ab. Hanni hatte Maria Bescheid gesagt, dass wir heute Abend auch beim Schwarzen Jupp sind.

Meine Mutter erzaehlte mir noch, dass Guenter letzte Woche da war aber allein ohne Elsbeth, er besuchte den Grossvater, aber der hat kein Wort mit ihm gesprochen. Dann war es Zeit zum gehen, wir hatten schoenes Wetter und warm war es auch in der ersten Woche im Juli 1972. Hanni und ich wir spazierten ganz gemuetlich in etwa 30 Minuten zum Jupp. Na der Jupp machte Augen, als er uns sah! Er winkte uns zu und ich bestellte eine Flasche Rotweinund wir gingen in den Saal. Wir staunten nicht schlecht, Maria sass schon mit ihrem Italiener am Tisch. So machten wir uns nach langer Zeit mal wieder einen Freudentag, ich merkte, dass Hanni richtig gluecklich war, wofuer ich auch Verstaendnis hatte, nur Rom wurde auch nicht an einem Tag gebaut. Wir tanzten beide fast jeden Tanz, und wir hatten wirklich Spass. Dann um 23 Uhr 30 mussten wir zur Bushalteste, auch der kleine Italiener und Maria fuhren mit uns, kurz vor Langenfeld stiegen die zwei aus und gingen ins Hotel. Wir fuhren noch zwei Stationen weiter, und liefen dann den Rest zu Fuss nach Hause.

Da wir heute den ganzen Tag in Bewegung waren, dann noch das Tanzen dazu kam, waren wir beide richtig muede, so dass wir die Gardine zugemacht haben, so dass wir nicht bereit waren heute Nacht den Mond zu beobachten. Wir schliefen beide sehr schnell ein, und versanken in tiefen Schlaf bis Sonntagmorgen um 9 Uhr. Hanni duschte zuerst, als sie fertig war machte ich es mir in der Wanne bequem, und spielte wie ein Kind in der Wanne herum, dann rasierte ich mich und zog meinen Schlafanzug wieder an. Hanni lief ja auch noch im Nachthemd herum. Aber wir wussten ja auch, dass Rita nicht da war, und so konnten wir uns heute mal wieder richtig die Sonne auf den Bauch scheinen lassen, ohne dass man gleich einen Sonnenbrannd erfuhr, und so liessen wir Abwasch Abwasch sein, und verschwanden, in die Koje der Prinzessin Seelenrein. Ich erfuhr auch heute wieder an ihrer schnellen tiefen Atmung, und den geschlossenen Augen, die tiefe Hingabe ihrer Seele. Da spuerst du als Teilhaber die ganze offene Liebe deiner Partnerin. Du selbst erfaehrst wie es in deinem Hinterkopf blitzt, und es dir den Ruecken runter jagt, und du siehst lauter funkelnde Sterne vor deinen geschlossenen Augen. Wenn du dann die Augen aufmachst weisst du, es stimmt: " ich lebe noch." Wir lagen bis zum Nachmittag im Bett. Um 15 Uhr machten wir beide noch mal eine schoene Kaffeepause, um dann wieder auf dem Kinderspielplatz, saemtliche Spielgeraete zu betaetigen, bis eine Regenwolke auftauchte und wir unter der Zudecke Schutz suchten. Am Abend schauten wir noch ein wenig Fern, dann verschwanden wir wieder ins Bett und zogen durch bis zum anderen Morgen.

Hanni hatte ihre Arbeit mit der Packerei meiner Koffern, und ich studierte die Landkarten. Ich bin gerne vorbereitet, wenn ich eine so grosse Tour vor mir habe. Aber ich werde abwarten, wie denn der grosse Big Boss, die ganze Sache sieht. Als Hanni mit der Packerei fertig war, schleppte ich die ganzen Klamotten rueber zum LKW und verstaute alles oben im Beifahrerbett, so dass nichts beim bremsen herunter schleudern konnte. Sicherheit geht vor alles. Dann holte ich alle Konserven, etwa 25 Dosen, immer wieder ein anderes Menue. Zigaretten hatte ich drei Stangen mit, das waren 600 Stueck, ich wuesste, dass die Naechte lang sein wuerden, wenn der Big Boss dabei sein wird. Als auch die Konserven verstaut waren, fiel mir eine Last von meinen Schultern, denn es war nicht so einfach in einerLastwagenkabine alles unterzubringen. Dann assen wir zwei unseren Mittag und fuhren dann mit unserem Kapitaen nach Sol-Ohligs, um Rita abzuholen. Ich besuchte auch heute wieder meinen Grossvater, aber wie am Samstag, er sagte nichts und gab auch keine Antwort. ich versuchte, ein wenig die Oma zu troesten, aber auch sie schlummerte so vor sich hin.

Denn sie wusste auch, wenn dem Opa etwas zustoesst, dass sie dann zu ihrer Tochter nach Duisburg umziehen musste. Dann oben angekommen, fragte ich meine Mutter, wie es denn nun weitergehen sollte mit dem Opa. "Waere es nicht besser, wenn du den Grossvater ins Krankenhaus bringst?" "Achim sterben kann er auch bei mir zu Hause". Ok, dann lass uns nicht mehr ueber dieses Thema sprechen, es ist dein Vater und ich finde es gut, dass du so darueber denkst, bei deiner Mutter, war das nicht der Fall.

Ich werde jetzt ungefaehr drei Wochen nicht zu Hause sein. Ich hoffe, dass die Reise keine Einbahnstrasse wird. So Mama wir muessen los denn ich muss heute Nacht schon auf Tour, nach Wilhelshaven um dort zu laden. Wir sind ja drei Fahrzeuge, und wir fahren als Kolonne soweit es geht. Um 18 Uhr waren wir dann zu Hause. Hanni machte noch etwas zu Essen fuer uns, dann verabschiedete ich mich von Rita, und bat sie, der Mutti keinen Kummer zu machen, was sie mir versprach. Dann haute ich mich noch bis Mitternacht auf's Ohr. Hanni weckte mich um 24 Uhr und ich trank noch meinen Kaffe, nahm meine Hanni in den Arm und drueckte sie ganz fest. Ich sagte zu ihr, dass ich mich jede Woche einmal melden werde. Dann stand ich vor meinen Schnaufer und sagte: "Dass du mir keine Sorgen machst ist das klar?" Vielleicht hat er ja geantwortet nur ich habe nichts gehoert. Um ein Uhr zog ich mit meinem Schnaufer in Richtung Kamenener Kreuz und dann in Richtung Muenster, Oldenburg nach Wilhemshaven. Da mein Wagen leer war, konnte ich richtig laufen lassen, denn in der Nacht, hocken die Bullen auch lieber in der Bude.

Oder sie stehen oft auf Parkplaetzen und vertreiben sich die Zeit, wie es heute aus sieht kann ich nicht beuerteilen. Als ich bei der Firma ankam, standen meine beiden Freunde schon da und schliefen, und so liess ich sie in Ruhe, denn es war jetzt erst 7 Uhr morgens. Aber falsch gedacht, der Big Boss hatte mich wohl kommen hoeren, er machte seine Tuere auf und winkte mich ans Auto. "Morgen Wollschon, hast du die Karten mitgenommen?" " Ja hab ich, und haben sie genug Kohle mit fuer unterwegs, denn wenn etwas schief geht, dann ist nichts mit Checkkarte. Ab Bulgarien duerfen wir nur auf der vorgegebenen Strasse fahren. Dann war Schecke auch auf dem Ritt. "Morgen Achim, bist du schon lange hier?" "Nein ich bin gerade hier angekommen, ich habe deine Plane wenn wir laden dann kannst du sie gleich uebernehmen." "Ist gut Achim" Ich steckte mir erst eine an und Schecke rauchte schon eine. Dann redeten wir ueber vieles und nichts. Die Arbeiter muessen uns schon bemerkt haben, und so kam der Nachwaechter auf uns zu und sagte, dass wir hintereinander reinfahren koennen, vielleicht war es auch der Pfoertner, der uns rein liess.

So bekamen wir jeder 9 Tonnen Schreibmaschinen, in arabischer und in englischer Schrift, sowie Fotokopiermaschinen. Alles war gut verpackt auf Paletten. Diese mussten dort nach dem Entladen leer gemacht werden, so dass wir sie dann wieder mitnehmen konnten. Um 11 Uhr waren unsere Fahrzeuge beladen, und wir mussten dann in Wilhelmshaven zum Binnenzoll, wo dann jeder Auflieger eine Zollplombe bekam und jeder Fahrer seine Frachtpapiere plus das "Carne TIR Heft" und jedes Fahrzeug hatte ein rotes Schild hinten am Auflieger, mit der Inschrift TIR. Das Schild war so gross, das die Polizei schon von weitem sehen konnte, unter welcher Flagge wir fuhren. Es war schon 12 Uhr vorbei als der Big Boss vorne weg los fuhr in Richtung Oldenburg, Muenster, Kamener Kreuz in Richtung Hagener Kreuz weiter nach Siegen, Wetzlar, Frankfurt am Main, Wuerzburg. In Wuerzburg machten wir Pause, hatten aber schon 9 Stunden Fahrt hinter uns gebracht. Nun sind ja neun Tonnen kein Gewicht fuer unsere schweren Laster, deswegen konnten wir auch gut durchziehen wo Steigungen waren, konnten wir andere schwer beladene Laster ueberholen, so denn kein Ueberholverbot war.

Dadurch sind wir auch schneller vorangekommen. In Frankfurt hatten wir eine Pinkelpause von 20 Minuten eingelegt. Und in Wuerzburg hat uns der Big Boss zum Abendbrot eingeladen. Was ich sehr nett fand. Um 22 Uhr hauten wir uns hin und schliefen bis 6 Uhr Morgens, das hat der Big Boss extra so gemacht, damit wir, wenn uns die Bullen anhalten keine Schwierigkeiten bekommen wegen der Fahrzeit. Nachdem wir uns rasiert hatten und auch unser Fruehstueck gegessen hatten, zogen wir alle drei weiter nach Nuernberg und Regensburg, wo wir eine halbe Stunde Pause machten, denn in Deutschland darfst du nur 4 Stunden hinterm Steuer sitzen, dann hast du eine halbe Stunde Pause einzulegen, um dann wieder 4 Stunden zu fahren. Dann hast du den LKW stehen zu lassen und erst nach 24 Stunden darfst du weiterfahren. So ist das Gesetz, um alleine nach Riad zu fahren brauchst du dann drei Wochen hin und drei Wochen zurueck. Zwei Fahrer kann sich normalerweise kein Subunternehmer leisten, der ins Ausland faehrt, sonst müssten die Frachtpreise erhoeht werden, doch dann bekommst du keine Fracht mehr zugeteilt, was bedeuten wuerde, du muesstest in kurzer Frist Insolvenz beantragen. Das bedeutet, dass du Pleite bist. Du stehst auch als Fahrer mit einem Bein immer im Knast.

Ein Subunternehmer hatte eigene Lastwagen, führt aber Transporte aus für eine grosse Speditionsfirma, deren Disponenten ihm die Frachten zuteilen. Innerdeutsche Ruten im Fernverkehr, haben andere Preise, und so koennen sich Speditionen zwei Fernfahrer leisten, nur die Fernfahrerplaetze sind fuer Jahre vergeben und wer damals die Fernkonzessionen verteilte, der wird wohl nicht zu kurz gekommen sein vermute ich mal. Konzessionen konnte man damals bei Gross-Spediteuren kaufen, nur die kosteten damals schon ueber hunderttausend DM, welcher Subunternehmer konnte sich das leisten? Frueher als ich noch im Saft stand, glaubte ich, dass unsere deutschen Gesetze gerecht waeren, aber das stimmte damals schon nicht, und heute sowieso nicht. Das Grundgesetz ist doch nur fuer uns Kleine gedacht. Die das Grundgesetz formulierten und ueberwachen, duerfen das es hin und her bewegen, so wie sie es gerade brauchen. Es gibt fuer Politiker immer Wege um dass Grundgesetz auszuhebeln.

Nach der Pause in Regensburg zogen wir weiter an Deggendorf vorbei nach Passau, dann bis zum Knoten Wels, wo wir wieder uebernachteten. Am anderen Tag ging es weiter auf der E 57 nach Schliersbach, Trieben, Graz in Richtung Marburg alles in Oesterreich. Von Zagreb aus fuhren wir uns auf der Fernstrasse Richtung Belgrad (Beograd), es wurde behauptet, dass das eine Autobahn sei, was es aber zu der damaligen Zeit nicht war. Wir schliefen zwischen Zagreb und Belgrad auf halber Strecke. Wir zogen unsere Wagen eng zusammen und haben uns dann selbst bekocht, in dem wir unsere ersten Konserven Dose aufmachten. Danach versuchten wir uns gleich hinzuhauen, denn die Berge unterwegs und auch die Tunnels machten unsere Augen muede, so dass wir gleich einschliefen Am anderen Morgen, zogen wir weiter in Richtung Belgrad, an diesem Morgen liess es unser Big Boss richtig flutschen, mit 100 Stunden Kilometer fuhr er wie ein Weltmeister in Richtung Belgrad. Doch keiner rechnete damit, dass es auch hier in Jugoslawien Strassenverkehrsgesetze gab, und so hielten uns die Bullen auch hier fest, ohne wenn und aber musste der Big Boss den Strafzettel auch fuer uns bezahlen, was er zwar anfangs nicht wollte, doch wir gaben ihm zu verstehen, dass wir im Konvoi (Geleitzug) fuhren, und zusammenbleiben mussten.

Dann sagte der Big Boss zu mir: Wollschon, ich moechte, dass du vorneweg faehrst. Nach dem alles geregelt war und auch die Polizei nichts weiter zu beanstanden hatte, konnten wir weiterziehen. Hinter Belgrad machten wir Mittagspause, und wieder holten wir unsere Gaskocher hervor und jeder kochte sein Sueppchen. Dann zogen wir noch bis zur bulgarischen Grenze. Der Grenzuebergang auf der jugoslawischen Seite hiess Nisch. Moechte noch erwaehnen dass es zwischen Belgrad bis zur jugoslawisch-bulgarischen Grenze, eine wunderbare Naturlandschaft gab, die ich so noch nicht gesehen hatte. Rechts und links der Strasse hohe gewaltige Bergmassive die mit vielen verschiedenen Baumarten bis nahe an die Strasse bewachsen waren, so dass kaum Sonnensrahlen auf die Strasse vielen, das war fuer mich schon sehr beeindruckend. In Bulgarien kauften wir uns noch Whisky, jeder eine Flasche und auch noch billige Zigaretten, dann zogen wir an Sofia vorbei nach Plowdiw und schafften es noch bis zur tuerkischen Grenze in Edirne. Edirne (Adrianopel): liegt kurz vor der bulgarischen Grenze. Es ist eine Provinzhauptstadt im europäischen Teil der Tuerkei; (55000 Einwohner, Herstellung von Obstkonserven, Rosenoel, Stoffen und Teppichen; aus Meyers Handlexikon).

Wir parkten unsere LKW's auf den dortigen Parkplaetzen der Zollbehoede. Hier fanden wir wenigsten etwas fuer die Seele, wir bekamen hier richtiges internationales Bier. Schecke und ich wir tranken gleich zwei davon, der Big Boss war zurueckhaltender. Da es hier lange hell war, konnten wir auch noch Kaffee kochen und unser Abendbrot essen. dann nach nochmals zwei Bier ueberkam uns die Muedigkeit und so verzogen wir uns in unsere Kojen. Der naechste Tag war ein sonniger Tag, aber fuer uns ein Beschissener, denn der Zoll wollte uns nicht weiterfahren lassen, weil sich unser Big Boss den Zollbeamten gegenueber stoerrisch verhalten hat. Das kostete uns einen ganzen Tag. Haette er gleich einen Hunderter zwischen die Zollpapiere gelegt, waeren wir schon laengst wieder unterwegs aber so muessen wir nun einen Tag Pause machen. Fuer Schecke und fuer mich hiess das ein Tag frei zu haben.

Wir haben eine ganze Nacht durchgeschlafen. Nun weiss auch der Chef, wie es an den Grenzen oftmals zu geht, wenn wir manch mal an der italienische Grenze Geld zahlen mussten und er immer glaubte, wir wollten ihn betruegen. Nun hat er selbst die Erfahrung machen muessen. Fahrer, die die Firma betruegen, sind es nicht wert, eingestellt zu werden. Am naechsten Morgen ging alles wie geschmiert und so konnten wir unsere Fahrt weiter fortsetzen, nachdem der Alte alles bezahlt hatte. Zwei Stunden spaeter fuhren wir in Instanbul ueber die Bosporus Bruecke. Bosporus: (Strasse von Istanbul) strategisch wichtige Meeresstrasse zwischen Europa und Asien, verbindet Schwarzes- und Marmarameer, 30 Kilometer lang , 600-3000 Meter breit, 30 bis 120 Meter tief. Am Südausgang liegt Istanbul mit dem goldenen Horn; seit 1923 unbefestigt, durch internationale Vertraege gesichert. Nun waren wir in Asien und unser naechstes Ziel war Ankara, die Haupstadt der Tuerkei. Wir hatten jetzt noch 500 Km vor uns bis nach Ankara, und so zog ich richtig zuegig durch, um die Mittagszeit waren wir in Adapazari, so dass wir Mittag machen konnten.

Mittagszeit war eigendlich schon vorbei, aber ich wollte es noch bis Ankara schaffen. Es war zwar schon 14 Uhr, wir waren schon 6 Stunden unterwegs und hatten noch 5 Stunden vor uns. Schecke und ich wir waermten unsere Konservendosen und hauten richtig rein. Der alte Big Boss sass immer fuer sich alleine, er wollte nicht dass wir sehen sollten, was er zu Mittag ass. Er war schon ein komischer Typ unser Big Boss. Schecke und ich wir hielten zusammen, denn nur der Zusammenhalt macht uns stark, gerade wenn du in Laendern bist, wo der Islam im Vordergrund steht, und wir als Christen und noch mit weisser Hautfarbe. Das war und ist schon ein komisches Gefuehl, wo es doch in den arabischen Laendern kaum eine christliche Kirche gibt. Nach dem Essen wurde eine Zigarette angezuendet und ein bischen herum geflachst. Dann ging es weiter, ich musste immer vorne weg fahren. Natuerlich haben wir auch unterwegs getankt, trotz unseren 800 Liter Dieseltanks, aber irgendwann gehen auch die zu Ende, unsere Laster konsumierten ja etwa 20 Liter pro 100 km. Wir kamen etwa um 20 Uhr in Ankara an und wir parkten nicht weit entfernt von der Deutschen Botschaft. Das war ein grosser Komplex, sogar Pferde hatten die auf dem Gelaende.

Am naechste Morgen um sechs Uhr klopfte uns der Big Boss aus den Federn. Er wollte, dass wir sofort weiterfahren sollten, nur Schecke sagte zu ihm: Boss wenn du schon gefruehstueckt hast, dann wollen wir auch erst unseren Kaffee trinken und etwas essen. Wir sind nicht deine Sklaven! Das schmeckte unserem Boss gar nicht, denn er war gewohnt, wenn er was sagt, dass wir gleich springen. Nur hier draussen haben wir andere Gesetze. Er hatte ueberhaupt keine Ahnung, wie es im Ausland zu und hergeht, er fuhr aus reiner Neugier mit uns, das war alles. Er haette ja ein anderer Fahrer die Tour machen lassen koennen. Denn seine Frau war strickt dagegen, dass er mitfuhr. Aber so ist das Leben, jeder hat seinen Egobereich. Nach dem Kaffe zogen wir weiter. Ich musste wieder vorneweg fahren. Unser naechstes Ziel war Adana, doch die naechste Station hiess Kayseri, dort machten wir Mittag. Als wir auf dem Stadtparkplatz unsere LKW's abstellten sahen wir einen Hollaender stehen, der in Richtung Ankara fuhr, Schecke und ich wir liefen zu dem Fahrer und erkundigten uns wie weit es noch bis Adana sei, er sagte: von hier aus noch 6 Stunden, und dann noch mal 6 Stunden nach Latakia,

Wir hatten fast 13 Uhr und holten auch hier wieder unseren Gaskocher und oeffneten wieder eine Konservendose, ich machte meine Whiskyflasche auf und gab Schecke einen Schluck und auch ich zog kurz daran. Dann verstaute ich die Flasche und schon ging es weiter, der Big Boss hat wenig mit uns gesprochen. Ich musste wieder die Fuehrung uebernehmen, und so gab ich richtig Gas und entlang der Strecke waren fast nur Berge, Berge, Berge, und sehr viele Kurven. Wer hier nicht richtig ausgeschlafen hatte, der bekommt einen Dauerschlaf umsonst und braucht auch kein Abendbrot mehr. Nach drei Stunden Fahrt hielt ich an, denn ich musste Pinkeln. Schon kam der Big Boss und fragte was los sei, ich sagte: Nichts ist los habe mir erlaubpt zu pinkeln. Setzte mich ins Auto und zog weiter abends um 20 Uhr waren wir in Adana, dort fanden wir einen grossen Viehplatz, wo tagsueber mit Schafen und anderem Kleivieh gehandelt wurde. Frauen sieht man hier kaum auf den Strassen, Maenner wie Sand am Meer. Im Juli, ist es nicht nur in Deutschland lange hell, auch hier, und so konnten Schecke und ich in aller Ruhe unsere Gaskocher anschmeissen und ich machte mir eine Dose Ravioli auf, und ruehrte mir noch einen Kaffee zusammen.

Auch hier hatten wir unser Fahrzeuge sehr nahe bei einander stehen. Nach dem Essen holte ich meine Whisky Flasche hervor und fragte auch den Big Boss, ob er einen Schluck nehmen moechte, was er gern annahm. Nun verstehe einer den Alten. Ich sagte zu ihm: "Boss denken sie Morgen daran, dass sie am Zoll wieder etwas zwischen die Papiere legen, sonst stehen wir mit Sicherheit wieder einen ganzen Tag herum, und Popeln uns in der Nase herum." Schecke nahm auch einen Schluck und ich auch, dann hauten wir uns hin, und weg waren wir. Am anderen Morgen wurden wir von Schafgeblöck wach. Es war kurz nach fuenf Uhr morgens, also standen wir auf und machten unser Fruestueck, dann zogen wir in Richtung Latakia. (Latakia: Stadt in Syrien am Mittelmeer; 120'000 Einwohner, Tiefwasserhafen, Oemuehle, Nahrungsmittelherstellung, Zement. Tabakfabrik). Kurz nach 12 Uhr hatten wir die syrische Grenze passiert, fuhren dann weiter nach Hama und machten Mittag in Homs. Abends ereichten wir Damaskus. (Meyers Handlexikon: Hauptstadt Syriens; 840'000 Ew. Kunsthandwerk, Getreidemuehlen Textil-Gerbereibetriebe Seifen- und Glasherstellung, metallverarbeitende Industrie, Teppichwebereien Arabische Akademie, Messe, Flughafen Eisenerzlager usw.) Latakia, Homs und Damaskus waren damals blühende Städte, die es heute infolge des Syrienkriegs zu einer traurigen Bekanntheit gebracht haben.

Wir stellten unsere LKW's direkt genueber von der syrischen Interpol, denn dort war ein grosser Parkplatz und so konnten wir unsere Zuege gut zusammen ziehen und standen direkt vor dem Zoll. Nun konnten wir unsere Kueche wieder auspacken und ganz gemuetlich unser Abenbrot vorbereiten, dann holte ich meine Sommerliege aus der Kabine, und baute mein Bett auf mit richter Zudecke. Schecke und ich wir hatten schon einen richtigen Bart stehen. Da der Big Boss immer abseits gegessen hat und so ein richtiger Eigenbroetler war, wussten wir nicht so recht, was wir von ihm halten sollte, aber das erfuhren wir noch, was es fuer ein Mensch war. Dann stand er vor uns und sagte: "So Wollschon, ab Morgen fahre ich vorneweg, Schecke als zweiter und du als letzter", "Ok ich habe damit kein Problem Boss, wenn ich nach Spanien fahre, sind sie doch auch nicht dabei, also was soll das?"

Ich holte meine Pulle aus der Kabine und liess die Flasche rund gehen, als ich drei Schluecke genehmigt hatte, schraubte ich den Deckel wieder auf die Flasche, und dann hauten wir uns alle drei aufs Ohr. Um 5 Uhr morgens kam die Wechselschicht von den Zollbeamten, die uns aufforderten, doch um 6 Uhr den Platz zu verlassen, denn dann kaemen auslaendische Haendler, die hier ihre Fahrzeuge verkaufen wollten, und dafuer braeuchten sie den Platz. Kurz vor sechs fuhren wir in Richtung Jordanien und der Big Boss vorneweg. Eineinhalb Stunden spaeter standen wir an der Aussengrenze von Syrien, alles ohne Probleme, auch an der jordanischen Grenze lief alles gut ab spaeter auch an der Aussen Grenze von Jordanien. Aber als wir rueberfuhren zur saudischen Grenze, hiess es erst mal, die LKW's auf die Parkplaetze stellen, dann als wir die Zollpapiere ablieferten mit den Carne TIR Heften, erfuhren wir, dass der Importeur und der Empfaenger die Zollgebuehren noch nicht bezahlt hatten. Das hiess, dass wir keine Erlaubnis bekamen einzureisen und solange warten muessen, bis der Importeur das Geld bezahlt hat.

Die Parkplaetze an der saudischen Grenze waren damals aus Sand, nicht betoniert und wir standen in der prallen Sonne in der Hitze mit unseren Autos. Tagsueber hatten wir 70 Grad in der Kabine, also konnten wir uns kaum im Auto aufhalten. Wenn wir Eier gehabt haetten, haette man sie auf dem Autodach braten koennen. Wir kauften uns an der Grenze Jutesaeckchen wo etwa 4 Liter Wasser rein passten und hingen die Saecke an unsere Autospiegelhalterung, und durch die Verdampfung des Wassers, hatten wir immer kuehles Wasser. Das habe ich damals in Algerien gelernt. Wir saeuberten unsere Konserven Dosen schlugen mit einem Nagel Loecher in den Boden, und schon war unsere Dusche fertig. Wasser mussten wir uns beim Zoll holen. Nun waren schon zwei Tage vergangen und immer noch war nichts zu hoeren, dass die Gebuehren bezahlt seien. Langsam wurde unser Big Boss verrueckt, er schimpfte was das Zeug hergab, er hatte nichts anderes zu tun als zu schimpfen. Was das Schlimmste war, das waren die Minarette, von dehnen die Moslems alle paar Stunden ueber Lautsprecher herunter schrien und zum Gebet riefen. Da kannst du fast den Verstand verlieren als Europaer in dieser Hitze.

Von Tag zug Tag wurde unser Big Boss nervoeser, dazu kam die Hitze er drehte fast durch. Er motzte uns an, das gefaellt euch beiden wohl, dass wir jetzt hier herumstehen und nichts tun brauchen, ich zieh euch die Zeit ab, die ihr hier herumgegammelt habt. Schecke wollte auf den Alten los gehen, ich hielt ihn davon ab und sagte: Schecke das hat doch keinen Sinn sich mit dem anzulegen, es ist ja verstaendlich, das der Boss aergerlich ist. Einmal die verdammte Hitze, dann der Verlust, wenn drei Fahrzeuge blockiert sind und nichts schaffen, das geht ins Geld. Nur er haette sich vorher richtig erkundigen muessen, bevor er eine solche Fracht uebernahm. Aber nun sind wir hier und muessen das Beste daraus machen. Ich sagte zu ihnen: tut mir einen Gefallen, auch sie Boss, hoeren sie mit dem Gejammer auf, gebrauchen sie ihren Kopf, und ich bitte euch beiden sauft nicht so viel Wasser, ich habe das als Legionaer erfahren duerfen, in Afrika und spreche hier keinen bloeden Kram. Nochmals, sauft nicht zu viel, sonst bekommt ihr am Ende noch den Scheisser oder sogar die Cholera. Nehmt euch zusammen, was sollen denn die Zollbeamten von uns denken.

Vorerst war Ruhe im Karton, auch beim Big Boss und so vertrieben wir uns die Zeit mit Kartenspiel. Das ging eine ganze Woche lang so. Dann als alles geregelt war, konnten wir weiter fahren. Nun wurden unsere Visa kontrolliert, wir bekamen einen Stempel in den Pass, dann wurden uns alle Whisky Flaschen weggenommen und im Sand versenkt, selbst unsere Medikamente wurden uns abgenommen. Nun lagen noch ueber 1600 Km vor uns, und das mit so einem Weichei wie der Big Boss ist. Die Fahrt ging ueber Teiruk dann weiter nach Teima und in Cheiber haben wir uebernachtet. Es war verboten, nachts in der Wueste zu schlafen. Wir holten unsere Liegen wieder raus und bauten unser Nachtlager auf. Wir machten unser Abendbrot und hauten uns gleich hin. An der Saudi Grenze hatten wir unsere Wasserbehaelter nochmals voll gemacht, auch das mussten wir bezahlen. Der naechste Morgen war wie wohl alle Tage hier sind, die Sonne brannte uns gleich wieder auf den Kopf. Wir hatten uns alle drei in Syrien arabische Kopftuecher gekauft und so hatten wir wenigsten ein wenig Schutz vor der Sonne.

5 Km vor Medina, fuellten wir unsere Dieseltanks auf, es waren 600 Liter die wir zutankten, so hatten wir nun genug, um aus dieser Hoelle wieder heraus zu kommen, aber erst hiess es noch weiter, weiter nach Riad. Vor Medina bogen wir links ab in Richtung Aneise, kurz vor Aneise verliess unser Big Boss die Strasse und fuhr rechts heraus, und wir zwei hinterher. Nun sassen wir alle drei in einer Falle, denn die Fahrzeuge versanken bis unter den Tank im Wüstensand und wir sassen fest im heissen Sand. Der alte Big Boss wetterte: "So ein Scheiss, waere ich bloss nicht hier rausgefahren." "Nutzt ja alles nichts, wir muessen sehen, dass wir wieder flott werden. Wir holten die Schaufeln und schaufelten was die Schaufeln hergab dann legten wir unsere privaten Decken vor die Antriebsraeder. Es hat viel Muehe, Arbeit und Schweisstropfen gekostet, den Alten frei zubekommen. Als wir ihn wieder auf der Strasse hatten, sagte er: "So, nun seht ihr mal zu wie ihr herauskommt, ich fahre jetzt weiter nach Riad".

Ich sagte: "Von ihnen haette ich etwas mehr erwartet in Bezug auf Kameradschaft, fuer mich sind sie das groesste Arschloch, das auf dieser Erde herumlaeuft! Ich bin mir sicher, dass sie einen Sonnenstich haben. Ich werde mir das nicht gefallen lassen, erste Hilfe haben sie uns verweigert, obwohl wir ihnen geholfen haben, dass ihr Fahrzeug frei kam und nun lassen sie uns hier in der Wueste alleine! Ich werde sie vor Gericht bringen!", (was ich dann auch spaeter tat). Was konnten wir zwei machen als zu versuchen, unsere Fahrzeuge ebenfalls wieder frei zu bekommen. Wir versuchten es immer und immer wieder, aber wir kamen nicht von der Stelle, fertig. Schecke war fix und fertig, seine Beine waren dick geschwollen. Auch er drehte fast durch. Der Scheisser hat uns allein gelassen, und die naechste kleine Stadt war 60 Km von uns entfernt. Da wir genug Firmengeld hatten, brauchten wir uns wenigstens keine weiteren finanziellen Sorgen zu machen. Doch wo finden wir jemanden, der uns hier rausholt. Wir schlossen unsere Kabinen ab und liefen zur Strasse. Nur war weit und breit kein Auto zu sehen. Nach einer Stunde kam ein ISUZO der hinten einen Kastenaufbau hatte. Nachdem wir dem Fahrer unsere Lage erklaert hatten, brachte er uns nach Aneise.

Der Fahrer des Isuzo brachte uns gleich zu einem Bauunternehmer, der auch grosse Maschinen hatte, er schilderte dem Unternehmer die Lage, in der wir steckten. Da heute  Freitag war lief nichts mehr, denn Freitag ist ein Sonntag fuer die Araber. Aber er gab uns zu verstehen, dass er morgen frueh die Sache in die Hand nehmen wollte, aber heute geht nichts mehr.   Wir sollten uns ein Hotelzimmer nehmen, und  er selbst kaeme morgen frueh zum Hotel und wuerde uns wieder zu den LKW's bringen. Schecke hatte immer noch Fieber und auch Durchfall. Im Hotel bekamen wir ein angenehmes Zimmer, Schecke hatte kein Hunger und so ass ich auch nichts. Als wir uns dann hinlegten, musste Schecke wieder rennen. Kurz vor dem Klo konnte er es nicht mehr festhalten und machte direkt davor. Als alles vorbei war und Schecke sich gesaeubert hatte, wusch ich vor dem Klo alles auf und putzte immer wieder bis es fuer meine Begriffe in Ordnung war, und es auch nicht mehr roch. Dann duschte ich mich und legte mich auch hin. Schecke war schon vorher eingeschlafen. Die Nacht verlief dann ruhig und ohne Zwischenfall.

Am anderen Morgen standen wir um  6:00 Uhr auf, liefen nach unten und tranken Kaffee und assen etwas Weissbrot mit Ei. Noch waehrend wir assen kam schon der Baunternehmer und holte uns ab, er war nicht allein, er hatte einen Arbeiter bei sich. Wir bezahlten das Hotel, dann fuhren wir zu unsere LKW's. Der Unternehmer versuchte uns mitzuteilen, dass er in zwei Stunden mit seinem Raupenfahrzeug wieder hier sein wuerde. Dann waren wir allein, wir nahmen eine unserer Planen und machten sie an Scheckes Auto fest und holten unsere Campingliegen und hauten uns einfach so hin. Ich kochte noch fuer uns Kaffee und goss diesen in meine Thermosflasche. Ich machte jedem eine Tasse voll, holte noch etwas Pumpernickelbrot und wir assen das. Danach war warten angesagt, nach gut zwei Stunden sahen wir hinten in der Wueste eine Sandwolke hochsteigen, das konnte nur der Raupenfahrer sein. Nach 30 Minuten war er dann bei uns, und der Chef kam dann auch mit seinem Wagen. Sie hatten sehr dicke Ketten dabei mit dem Raupenfahrzeug zogen sie Scheckes Wagen in kurzer Zeit wieder auf die Strasse. Und auch meiner stand 10 Minuten spaeter wieder auf der Strasse.

Ja, und hier lernst du Dankbarkeit und Demut kennen, wenn du so tief in Not bist. Wir bezahlten unsere Rechnung von eintausend DM und ich liess mir eine Quittung vom Chef geben. Wir haben uns die Summe geteilt. So hat jeder 500 DM vom Firmen Geld bezahlt. Da es jetzt fast Mittag war, und die Sonne so richtig alles hergab was sie so draufhatte, zogen wir von LKW zu LKW eine Plane, ich holte unsere Campingliegen und so konnte sich Schecke noch mal hin hauen, denn er fuehlte sich immer noch nicht so richtig. Aber essen mussten wir ja wohl etwas, so holte ich den Gaskocher aus der Kiste, und machte uns eine Kartoffelsuppe auf und wir assen schwedischen Pumpernickel dazu. Es war nichts besonderes, aber der Magen hatte etwas zum Verdauen. Am Abend um 21 Uhr zogen wir dann los, und waren am anderen Morgen in Riad. Wir stellten unsere LKW's auf dem grossen Parkplatz am Flugplatzgelaende ab, und gingen ins Flughafen-Restaurant, denn dort sollten wir uns melden. Dort trafen wir den Importeur, der uns gleich zur Firma begleitete, wo  auch unsere Ware abgeladen wurde. Zwei Stunden  spaeter waren unsere Wagen leer.

Gegenueber der Firma wohnte deren Eigentuemer, ein sehr netter Mann, der uns in seinem Haus duschen liess. Dann um 11 Uhr zogen wir zwei wieder ab in Richtung Jordanien. Da die Laster nun leer waren, konnten wir ein bischen Feuer geben. Nur bei der Hitze durften wir auch nicht zu schell abduesen, denn die Reifen koenten platzen. Wir schaften es bis Cheiber und legten uns um 22 Uhr draussen auf unsere Campingliegen. 5 Uhr Morgen zogen wir weiter, machten dann um 14 Uhr Mittag in Jordanien.  Abends sind wir dann in Damaskus wieder auf den Zollplatz angekommen, um dort unsere halbe Nacht zu verbringen. Sehr frueh zogen wir dann weiter uber Homs, Hama Latakia rueber nach Adana, wo wir auf dem grossen Marktplatz unsere Mittagspause machten. Eine Stunde spaeter bewegten wir uns in Richtung Ankara, es war schon Mitternacht als wir dort ankamen, und wieder stellten wir uns vor die Deutsche Botschaft und schliefen dort bis 6 Uhr morgens. Dann ging es weiter nach Istanbul, wo wir um 17 Uhr ankamen.

In Istanbul gibt es einen grossen Parkplatz nur fuer Fernlaster. Dort assen wir zu Abend in einem Restaurant, und dort tranken wir, Schecke und ich, das erste Bier seit vielen Tagen. Ich glaube wir waren ganz schoen am schaukeln als wir zu unseren LKW's gingen. Am naechsten Morgen gingen wir zur einer Spedition, wo wir eigentlich eine Rueckladung bekommen sollten. Die sagten uns aber, dass die Ladung schon weg sei. Wir riefen den Disponenten in Deutschland an, und erklärten, dass die Ladung schon weg sei. Er gab uns den Auftrag, leer nach Deutschland zurueckzukommen, was wir dann auch taten. Wir setzten uns um 11Uhr in Bewegung, passierten die Grenze von der Tuerkei zu Bulgarien und dann später wieder, die Grenze von Bulgarien zu Jugoslawien und zogen dann noch bis Belgrad durch. Natuerlich haben wir unterwegs auch einige kurze Pausen eingelegt. In  Graz haben wir einige  Stunden geschlafen, dann gings weiter nach Passau und Nuernberg. Hier an der Autobahn-Raststaette haben wir uns mal richtig satt gegessen und auch hier nur ein paar Stunden geschlafen. Dann gings weiter nach Hause.

Am Samstag Morgen standen wir auf dem Hof beim Big Boss. Ich sah ihn schon kommen. Er schrie uns schon von weitem an: "Ihr seid entlassen." Schecke sagte zu ihm: "Was will man von dir schon erwarten? Ich habe dir schon in Saudi gesagt, dass du ein Schwein bist! So erspare ich es mir heute. Komm Achim, wir rechnen ab, und dann sollen sie uns." Nun kam der dicke Hund: die Firma wollte die Abschleppkosten  nicht bezahlen, und wir bekamen nur die Haelfte an Spesen ausbezahlt." "Komm" sagte ich: wir gehen. Aber wir kommen am Montag wieder und werden euch unsere Arbeitskraft wieder anbieten. Und wenn ihr dann immer noch wollt, dass wir gehen sollen, dann werden wir gehen!" "Bist du verrueckt? knurrte Schecke.  Ich sagte zu ihm : "Das erklaere ich dir spaeter," Wir leerten unsere Kabinen, nahmen alle privaten Sachen heraus und uebergaben dann die Autoschluessel der Frau vom Big Boss, denn das Geschaeft lief auf ihrem Namen. Unterwegs erklaerte ich Schecke, dass es notwendig sei, am Montag unsere Arbeitskraft nochmals anzubieten, um vor Gericht nicht schlecht auszusehen. Schecke brachte mich nach Hause, und ich lud all meine Sachen aus, und Schecke haute dann gleich wieder ab zu sich nach Hause, doch ich sagte noch vorher zu ihm : "Schecke, am Montag Morgen um 7 bei dem Big Boss!"

Hanni half mir meine Klamotten reinzutragen, sagenhaft wieviel man doch so mit sich herumschleppt auf einer so langen Reise, auch das Bettzeug, alles haben wir mit genommen. Dann als ich fertig geduscht hatte, sagte Hanni zu mir: Achim dein Grossvater ist tot, und auch schon beerdigt worden."  Ich hab nahm es zur Kenntnis, aber Ruehrung spuehrte ich nicht, denn er traegt mit Schuld an meinem verkappten Leben, denn so wie er mit seiner Familie umgegangen ist. Ich werde den Alten nichts nachtragen, er hat sein Lebensziel erreicht, was wir noch vor uns haben, wenn wir ueberhaupt so alt werden. Ich fragte Hanni, wo er denn begraben sei? Sie sagte in Solingen-Ohligs. Wo ist denn Rita? fragte ich. Sie ist bei meiner Schwester Maria, und sie ist schon unterwegs hierher. Nach dem Mittagessen fuhren wir alle drei zu meiner Mutter nach Ohligs. "Ach mein Junge bin ich froh, dass du wieder zurueck bist, das ist doch keine gesunde Arbeit Achim, du faehrst dich noch zu Tode, ich hatte die ganze Zeit keine Ruhe." Nun ist es ja gut Mama und ich bin doch wieder hier, und das mit deinem Vater tut mir aufrichtig leid, aber er war ein schlechter Vater und ein schlechter Grossvater.

Das muss wohl in unserer Familie liegen. Denn ich selbst war auch staendig unterwegs, nie zu Hause. Kann mich schlecht um meine Tochter Rita kuemmern, ja, ja, das stimmt, der Apfel faellt nicht weit vom Stamm. Ich glaube, wenn ich in Wollschons Familie gross geworden ware, haette ich vieles nicht erleben muessen. Leider war ja mein Vater früh verstorben. Aber nun ist es wie es ist, und ich muss bis zu meinem Lebensende damit fertig werden. Aber ich glaube ich bin nicht der Einzige auf diesem Planeten Erde, der einiges mitgemacht hat. Wenn ich da an die Juden denke, die haben wirklich sehr viel Leid erfahren muessen. Mama, der Mensch, ist das schlechteste Wesen, das auf diesem Planeten herumlaeuft. Seine Gier nach Macht, Geld und Gueter ist ohne Ende. Der Schoepfer hat die Erde geschaffen fuer alle Menschen, aber wenige sind es, die den Reichtum dieser Erde an sich gerissen haben, aus reiner Gier". Wir haben noch zu Abend gegesen, dann fuhren wir nach Hause. Am Sonntag waren wir bei Maria zum Mittagessen eingeladen.

Natuerlich ging die Fragerei los. Mein Schwager Schiva wollte wissen, wie es zur Zeit in Jugoslawien aussieht. Nur ich konnte diese Frage kaum beanworten, denn wir sassen die meiste Zeit im LKW und haben geschuftet wie die Berserker. Habe ihm erzaehlt, dass uns die Polizei angehalten hat und wir Strafe zahlen mussten, ansonsten hatten wir durch Jugoslawien keine Probleme. Mein Schwager hatte grosse Angst, einen Besuch in Jugoslawien zu machen, obwohl der Krieg schon 27 Jahre her war. Mein Neffe Frank Olaf haute nachdem Essen gleich wieder ab nach draussen und Rita spielte draussen mit den Maedchen auf dem Rasen. Der Rest des Nachmittags war auch nur blah blah blah. Um 18 Uhr waren wir wieder zu Hause. So, nun waren Schecke und ich arbeitslos, ging es mir durch den Kopf. Also muessen wir uns beim Arbeitsamt melden. Aber erst mussten wir morgen frueh zum Alten nach Duesseldorf. An diesem Wochenende, war nichts mit "hallo, warum leuchten die Sterne heute so hell ?", da muss einer da oben den Schalter ausgestellt haben. Ich schlief die ganze Nacht wie ein Toter, ja wie schlaeft denn ein Toter? Ja diese Frage konnte ich nicht beantworten.

Am Montag standen Schecke und ich puenktlich um sieben Uhr auf dem Hof der Firma. Der Big Boss kam gleich heraus, und wiederholte sich. Ich habe euch doch gesagt, dass ihr entlassen seid! Ich sagte:" Das haben wir schon in Saudi gehoert, aber wir erwarten auch von ihnen, dass sie uns ein Kuendigungsschreiben geben. Der Boss lief ins Buero und kam kurze Zeit spaeter mit zwei Kuendigungsschreiben, er behauptete, dass wir selbst Schuld gewesen waeren, dass wir uns festgefahren hatten in der Wueste. Er erwaehnte ueberhaupt nicht, dass er zuvorderst fuhr und selbst auch feststeckte. Aber Schecke hatte ja von allen drei Fahrzeugen Bilder geschossen, so dass wir auch beweisen konnten, dass der Chef vor uns her fuhr und dass er als erster sich festgefahren hatte, und wir nur hinter ihm von der Strasse ausschwenkten, weil wir glauten der Boss wollte eine Pause einlegen. Warum hat er uns nicht gewarnt, denn er sass ja noch in seiner Fahrerkabine als wir hinter ihm standen. Fuer PKW's war der Boden geeignet um dort zu parken, aber nicht fuer Schwerlaster. "So, sie Klugscheisser, das wollte ich nur festhalten. Der Rest wird vom Arbeitsgericht entschieden werden." sagte ich. Schecke jagte noch einen nach:" Lass dich ja nicht mal im Ausland sehen, sonst zahle ich dir noch was heim! " gab Schecke dem Alten zu verstehen.

 

 

 

 

 

 

 

 
Mercedes Limousinen für Damaskus
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25.  Mercedes Limousinen für Damaskus
Schecke und ich wir trennten uns, und so ging jeder seinen Weg. Nach der Entlassung war ich einige Wochen arbeitslos, und bezog auch meine Arbeitslosen-Unterstuetzung. Doch dann las ich in der Duesseldorfer Zeitung: "Fahrer gesucht fuer einen Auto Haendler in Duesseldorf." Ich meldete mich und lernte dort einen Syrer kennen mit Namen Achmet Alharbi. Er verkaufte gebrauchte Mercedes Limousinen in Damaskus an die Saudis und suchte Jemanden für die Ueberführung der Wagen nach Damaskus. Er fragte mich, ob ich eine solche Tour schon mal gefahren sei. Ich sagte ja, aber ich bin nur durch gefahren nach Jordanien und weiter nach Saudi. Als er das hoerte war ich sofort eingestellt. Wir fuhren zum syrischen Konsulat, und Herr Achmet Alharbi buergte fuer mich, damit ich ein Visum fuer Syrien bekam, und so brauchte ich nicht lange zu darauf zu warten. Drei Tage spaeter fuhren wir mit vier Leuten die gleichen Strassen nach Syrien, die ich vor ein paar Monaten mit Schecke dem Sattelschlepper gefahren bin. Nur mit dem Unterschied, dass die Fahrzeuge alles gebrauchte 180 ziger Mercedes waren, die nach Syrien gebracht wurden, und dann am syrischen Zoll in Damaskus an Saudis verkauft wurden. Der Verkauf musste innerhalb von 2 Wochen abgewickelt werden, wenn sie aber laenger dort standen, dann wurden sie vom syrischen Zoll beschlagnahmt.

Doch die Saudis hatten wohl sehr grossen Bedarf fuer die Farzeuge. Auch suchten sie in der damaligen Zeit viele gebrauchte Busse, die sie fuer Pilgerfahrten benutzten. In Syrien angekommen durften wir uns ausschlafen, und am naechsten Tag flogen wir dann wieder zurueck nach Muenchen und von dort mit der Bahn wieder weiter nach Duesseldorf. Hanni war wohl froh, dass ich wieder Arbeit hatte, ich selbst fand es schon ein bisschen aufregend, besonders am Zoll, denn dort liefen jeweils schon einige sonderbare Typen herum. Es wurden auch Typen verhaftet, denn oft waren gestohlene Autos dabei und die Papiere waren gefaelscht. Als ich das zweite Mal dort in Damaskus war, lud mich Achmed Alharbi in sein Haus ein. Er wohnte etwa 7 km hinter dem Militaerflugplatz. Ich war erstaunt, dass er mich einlud, denn es war verboten fuer Auslaender, diese Gegend zu betreten, doch dann erfuhr ich, dass er ein ehemahliger Fliegeroffizier genau hier am Millitaerflughafen war und dass er mit 50 Jahren in Pension ging. Ja er hatte ein wunderbares Haus etwas ausserhalb des Dorfes direkt zwischen den Golanhoehen.

Ich kann das Haus gar nicht beschreiben. Es war ein sehr grosses Gebaeudeund mit sehr vielen Zimmern ausgestattet, seine Frau war 20 Jahre juenger als Achmet, es liefen drei bis 5 Kinder herum, einer war wohl erst 5 Jahre alt, er zupfte immer an meiner Hose herum. Achmet bot mir an, dass ich die Nacht bei ihm im Hause schlafen koennte, und ich nahm dieses Angebot an. Nach hinten raus war ein grosser Hof, der mit einer hohen Mauer versehen war, seitlich vom Haus zog sich eine Treppe nach oben die zum Dach fuehrte so dass man auf dem Dach des Hauses herumlaufen konnte. Auch standen ein schwerer Holztisch sowie fuenf oder sechs Stuehle aus dem gleichen Holz um den Tisch. Ein grosser Sonnenschirm belegte den Tisch mit Schatten, und es lagen zwei zusammengeklappte Liegen seitlich der Treppe. Achmet hatte ein Heim, das aus sah wie in dem Film: "Tausend und eine Nacht" und ich durfte auch noch hier eine Nacht verbringen. Ich konnte mich am Abend duschen und bekam ein sehr schoenes arabisches geschmuecktes Zimmer. Zum Abendbrot kamen auch noch Nachbarn, sogar eine alleinstehende Frau war dort anwesend, die Christin war.

Woher Achmet Deutschkenntnisse hatte wusste ich nicht. Auch sein juengerer Bruder in Duesseldorf sprach sehr gut Deutsch. Als das Gastessen vorbei war, schlenderten die Nachbarn wieder nach Hause, und sagten zu mir, ich sollte ruhig mal wieder vorbeikommen. Achmet musste richtig lachen, ja Achim so leben wir, wir leben mit Christen zusammen und mit unseren Moslem Geschwistern, wir machen keine Unterschiede, hier geht es immer friedlich zu. Dann lud Achmet mich auf ein Glas Wein auf dem Dach ein. Er sprach von seiner Millitaerzeit und dass seine erste Frau gestorben sei, und so erfuhr ich einige Dinge aus seinem Leben, und auch wie schoen es hier in Damaskus sei. Dann fragte er mich, ob ich fuer ihn buergen koennte beim deutschen Konsulat, so wie er es fuer mich getan hat in Duesseldorf. Ich brauchte nicht lange zu uberlegen, und so sagte ich Ja dazu, er tat es fuer mich ja auch. Dann fragte er mich ob mir denn die Arbeit Spass macht mit der Fahrerei, ich bejahte diese Frage. Dann sagte ich zu ihm, dass ich es mir vorstellen koennte, selbst Fahrzeuge zu kaufen in Deutschland und sie dann nach Syrien zu ueberfuehren.

Aber mir fehlte das noetige Kleingeld, um die gebrauchten Autos zu kaufen, der Rest war nicht das Problem. Akim (so nannte er mich) ich werde dir 8000 DM leihen ohne Zinsen, wenn du fuer mich im Deutschen Konsulat buergst. Ich werde morgen meinen Bruder in Duesseldorf anrufen, dass er Dir das Geld auszahlt, wenn du wieder zu Hause bist. Am naechsten Morgen fuhr ich mit Achmet zum deutschen Konsulat und buergte fuer ihn, so dass er wenn er seine Fahrzeuge an die Saudis verkauft hatte, gleich wieder nach Deutschland fliegen konnte. Einen Tag spaeter war ich wieder zu Hause. Hanni war nicht so begeistert von der Abmachung, die ich mit Achmet geschlossen hatte. Aber das war mir egal denn ich musste schauen, dass Geld in die Kiste kommt. Am naechsten Tag stand ich in Duesseldorf bei Achmets Bruder, der ja den Gebrauchtwagenhandel hatt. Na Akim wieder zurueck?" "Ja Gestern schon, musste auch mal ausschlafen". Na klar, was sein muss, muss sein. Er gab mir 600 DM und 100 DM Spesen. Akim wenn du noch mal fahren moechtest ich habe drei 180ziger Mercedes alle fertig fuer Damaskus.

Ich fragte: Alharbi ist da auch kein geklauter dabei, sonst war das meine letzte Tour, der Rest war ein Aufenthalt im Gefaengnis in Damaskus. Er lachte und sagte: " Akim das kann ich mir nicht erlauben, obwohl ich schon zehn Jahre hier lebe, nein, solche Sachen machen mein Bruder und ich nicht. Bei uns geht es ehrlich zu, soweit es geht. Die 8000 DM kann ich dir geben wenn du sie haben willst." "Nein heute noch nicht, denn wenn ich eine Tour uebernehme, dann bringe ich die erst weg, bevor ich es selbst versuche. Dann seh zu, dass ich ein Visum bekomme, hier hast du meinen Pass, wer sind denn die anderen zwei, waren sie schon mal in Damaskus? "Nein Akim" "Haben die auch einen Fuehrerschein und einen Pass mit Visum.? Alles in Ordnung." "Ich warte hier auf mein Visum." Als Alharbi weg war zum Konsulat, schaute ich mir seine gebrauchten Autos an. Ja da waren schon einige dabei, die mir gefallen koennten, aber wer soll das bezahlen?
 
Ich trank eine kleine Flasche Bier rauchte eine dabei, und schon war die Welt wieder in Ordnung. Ich rief meine Hanni an und sagte zu ihr: "Ich werde wohl Morgen wieder unterwegs nach Damaskus sein und bin wieder eine Woche weg." "Ist gut, ich mache deine Sachen fertig fuer Morgen." Es tat mir auch weh, dass Hanni immer allein mit Rita war, nur irgend woher musste das Geld zum Leben ja herkommen, und ich hielt es in einer Fabrik nicht lange aus, und da ich nichts gelernt hatte, fand ich die Arbeit schon in Ordnung fuer mich. Der Klapperstorch hatte mich wohl in den falschen Schornstein geworfen. Egal wo ich war, ich halte es nie lange an einer Stelle aus, vielleicht waren meine UrUrUr - Grosseltern Nomaden, denn ich bin immer auf der Flucht. Dabei kenne ich niemanden, der mich jagte, also was trieb mich? Ja es ist meine Seele die keine Ruhe findet. Habe ich vielleicht einen neben mir herlaufen? Wer sollte das sein Achim? Diese Fragen habe ich mir immer und immer wieder gestellt, und ich habe nie eine Antwort bekommen, oder gefunden, vielleicht wollte ich sie auch gar nicht finden. Ich sah dass Alharbi zurueck kam und mit meinem Pass winkte, was bedeutet, dass alles geklappt hatte.
 
Er gab mir meinen Pass wieder und sagte: "Kannst du morgen Mittag losziehen?" "Ja, und lass deine Maenner frueh genug hier sein, denn ich muss mir die Typen auch erst mal ansehen. "Und wie sieht es mit den Rueckflug Karten aus?" die hab ich mir vorhin gleich ausstellen lassen. "Ich brauche auch Geld fuer die Fahrkosten, fuer Benzin und Spesen, dass wir nicht hungern muessen. Wenn es geht ein bisschen tuerkisches Geld, ein paar Dinar für Jogoslawien und von eurer Waehrung in Syrien. So dann kannst du deinen Bruder Beischeid sagen, dass wir in 4 -5 Tagen da sind am Zollhof in Damaskus. So ich fahre jetzt zum Mittagessen nach Hause. Hanni hatte das Mittagessen fertig, Rita war auch schon zu Hause. Nach dem Essen, suchte ich wieder meine ganzen Papiere zusammen fuer meine Reise. Rita haute wieder ab nach draussen, Hanni kam zu mir ins Wohnzimmer und sagte: "Deine Sachen habe ich schon gepackt, nimm am besten den kleinen Rollkoffer, dann brauchst du nichts zu tragen. Nun bist du nicht mal zu deiner Mutters Geburtstag zu Hause, schade sie haette sich bestimmt gefreut."

"Schatz das habe ich ganz vergessen, sie hat ja am 18. Oktober Geburtstag, Entschuldigung, aber nun ist es zu spaet. Wir koennen doch immer wieder zu ihr fahren, und wenn du willst, dann lass sie doch hierher kommen fuer ein paar Tage, dann bist du nicht so allein Schatz." Sie schaute mich an und schmunzelte: Vergessen tust du viel, du fehlst mir sehr Achim, es ist ein Teufelskreis indem du steckst." "Ja da ist etwas daran Hanni, aber ich verdiene auch gutes Geld im Moment und wir haben darueber gesprochen, dass ich mir einen LKW kaufen moechte und dann auf eigene Kosten fahren wollte. Aber das dauert vielleicht noch 6 - 7 Monate. Bevor ich es vergesse Schatz, hier sind die 600 DM die ich bekommen habe fuer die letzte Tour nach Damaskus. Und naechste Woche bekommst du wieder 600, die 100 DM Spesen, die brauche ich fuer mich." Ich nahm Hanni in den Arm und sagte zu ihr: "Weisst du, ich bin froh, dass ich dich habe, ohne dich waer mein Leben leer. Du gibst mir Kraft zum weitermachen, du hast dir viel Muehe gegeben um Rita auf den richtigen Weg zu fuehren. Was spaeter mal aus ihr wird, das muss sie selbst entscheiden.

Als ich am naechsten Morgen aufwachte, war Hanni in der Kueche und machte fuer mich das Fruehstueck zurecht, Rita war schon zur Schule. So duschte ich mich und danach ging ich in die Kueche. Eine Weile sassen wir beide schweigend am Tisch. Dann sagte Hanni: "Ich hoffe nur, dass du alles richtig machst, so dass wir keinen Schaden haben. Ich werde nach Duesseldorf fahren, um mich zu erkundigen, wie das ablaeuft mit der Nahverkehrs-Genehmigung und mit der Schulung. Und wie lange der Kurs dauert." "Hanni, danke, dass du das fuer uns und fuer mich tun willst. Ich hoffe, dass alles gut geht, aber erst muss ich das noetige Geld für den Laster dazu verdienen, und das kann ich nur, wenn ich selbst die Gebrauchswagen kaufe, die ich dann auch selbst in Damaskus verkaufen kann. Ein Versuch ist es wert. So nahm ich Hanni in den Arm und weg waren wir zwei Huebschen, in den gelben Oktoberwald mit seinen goldgelben Blaettern. Und die lauwarmen Sonnenstrahlen die durch unsere Fenster kamen streichelten unsere Koerper, und so konnten wir beide den Blaetterwald neu erforschen, es stimmt, je laenger man forscht je zufriedener ist man dann mit dem Ergebnis!

Dann war es soweit und ich musste los nach Duesseldorf. Um 11 Uhr war ich beim Autohaendler auf dem Hof, und die zwei jungen Maenner von 23 Jahren waren schon da. In einem grossen Briefumschlag uebergab mir der Chef die Unterlagen fuer alle drei Autos, denn die Jungs hatten keine Erfahrung, was an den Grenzen mit den Ueberfuehrungs-Papieren gemacht werden musste.  So Akim, komm bitte in mein Buero. Dort bekam ich insgesamt 5000 DM. 3000DM um in Deutschland tanken zu koennen und der Rest von 2000 DM in tuerkischer, jugoslawischer und syrischer Waehrung.

Peter und Horst waren beide noch sehr jung, und so gab ich gleich das Kommando vor. Wenn wir Kolonne fahren, heisst das auch zusammen fahren, und keine extra Wurst! Ich fahre vorneweg und werde euch im Rueckspiegel im Auge behalten, und denkt daran, keiner versucht den anderen zu ueberholen, es sei denn, dass es nicht anderes geht, immer zusammen bleiben, sonst findet ihr nachher den Weg nicht mehr.  Die Fahrzeugpapiere werde ich euch jetzt geben, den Rest an Papieren behalte ich, auch das Geld. Jeder bekommt von mir 150 DM fuer den Notfall. Die Telefonnummer von Alharbi hin Damaskus habt ihr beiden, und wie gesagt wir fahren immer auf Sichtweite, so dass wir uns nicht aus den Augen verlieren. Keine riskanten Ueberholmanoever, und haltet euch an die Verkehrsregeln, und an die vorgegebenen Geschwindigkeiten, denn wenn ihr Mist baut, dann stehen wir nur herum und es kostet Geld und Zeit. Ich hoffe, dass wir alle drei ein gutes Team werden. Bis nach Damaskus sind es etwa 5400 Km, nochmals keine Spielerei unterwegs! Der erste Stopp ist in Frankfurt an der Raststaette, in zweieinhalb Stunden werden wir dort sein, Ok?
 
Dann zogen wir an, und ab ging die Post in Richtung Frankfurt. In Duesseldorf ging es gleich auf die Autobahn mit unseren 180zigern Mercedes, und die waren echte Klasse. Zweieinhalb Stunden spaeter waren wir in Frankfurt, wir rauchten eine Zigarette, hielten Lagebesprechung. Dann zogen wir weiter Richtung Wuerzburg und stoppten in Regensburg und assen dort zu Abend, nun hatten wir schon 9 Stunden hinter uns gebracht, denn wir sind ja um 12 Mittag von Duesseldorf aufgebrochen. Ich wollte noch bis Wels weiterfahren. So waren wir kurz nach Mitternacht in Wels. Wir machten unsere Rueckenlehnen zuerueck und schliefen gleich ein. Um 7 Uhr morgens  fuhren wir weiter ueber Graz - Trieben nach Marburg dann weiter in Jugoslawien nach Zagreb, Brad bis Belgrad wo wir wieder 6 Stunden geschlafen haben. Von Belgrad gings nach Nisch zur bulgarischen Grenze, weiter nach Blowdiw nach Edirne, dem Grenzuebergang zur Türkei. Wir zogen dann noch nach Istanbul und schliefen auf dem bewachten Istanbuler  Parkplatz. Peter und Horst waren gute Jungs, keine Spinner sie wussten mit Verantwortung umzugehen.
 
Und das war mir eine Runde Bier wert, da man nicht auf einem Bein stehen kann, wurde noch eine hinterher geschuettet. Natuerlich haben wir unterwegs Pausen eingelegt zum Essen usw. Hier haben wir in Istanbul richtig ausgeschlafen, uns gewaschen und was sonst noch so ansteht am Morgen. Danach ging es weiter ueber die Bosporusbruecke hinueber nach Asien. Da wir mit PKW's unterwegs waren, konnten wir natuerlich schneller vorwaerts kommen, als seinerzeit mit den schweren LKW's. Von Itanbul nach Ankara waren es etwa 500 Km, und die waren in der Tuerkei in (9 / 10) Stunden zu schaffen. Die Strassen waren damals in den 70 ziger Jahren noch sehr holpig und dort passierten taeglich schwere Unfaelle. Ich bin einmal von Ankara nach Istanbul mit dem Bus gefahren, und war 12 Stunden unterwegs. Und mein Flugeug hat nicht auf mich gewartet, erst Stunden spaeter bekam ich eine Maschine nach Muenchen. "Ueber diese Tour werde ich spaeter noch mal berichten."  Um 18 Uhr hatten wir Ankara erreicht. Dort haben wir in einem Schnellimbiss -Restaurant etwas gegessen, und fuhren dann noch drei Stunden weiter in Richtung Adana. 22 Uhr haben wir uns wieder lang gemacht.
 
Am nächsten Morgen um 5 Uhr ging es wieder weiter. Um 13 Uhr hielten wir in Adana vor einer Bruchbude und assen dort zu Mittag. Um 14 Uhr zogen wir weiter, unsere Rute war diesmal ueber den Grenzuebergang Iskenderum nach Syrien vorgegeben. Wir fuhren dann noch bis Haleb (Aleppo ). Dort fanden wir ein sehr schoenes Retaurant, fast europaeisches Niveau. Nach dem Essen hauten wir uns wieder im Auto hin. Am anderen Morgen konnten wir uns im Restaurant waschen und rasieren, so dass wir in Damaskus nicht als Penner erkannt werden. Um 15 Uhr waren wir dann in Damaskus, da ich ja wusste wo der Zollplatz war, fuhren wir direkt dorthin. Und was sahen meine Augen? Mein Freund Achmed Alharbi winkte uns zu. Wir stellten die Fahrzeuge vor dem Zoll Gebaeude ab. Ich begrusse Achmet, und uebergab ihm die Wagenpapiere sowie die Zolldokumente. Er sagte zu mir: "Akim komm mit zum Zoll Buero, dass dich die Leute kennen lernen, wenn du mal selbststaendig hierher fahren willst, um Geschaefte zu machen. Ich staune ja wie du diese Tour ohne fremde Hilfe geschafft hast. Salem hat mir schon gesagt, dass du ganz entschlossen handelst, und du dir auch selbst ein Bild ueber die Fahrer gemacht hast.
 
Als wir wieder zurueck zu den Fahrzeugen liefen, sagte Achmet zu mir: Akim du kannst wieder bei mir schlafen und die Fahrer bringen wir hier ganz in der naehe ins Hotel. Ich uebergab Achmet die drei Autoschluessel dann gingen wir zum Hotel und die Jungs bekamen ein Zimmer. Ich gab den Fahrern noch jedem fuer Hundert Mark syrisches Geld, was ich dann spaeter in Duesseldorf verrechnete. Neben dem Hotel ganz in der Naehe vom grossen weltbekannten Frischmarket von Damaskus, war ein Nachtlokal, so konnten die Jungs  wenn sie wollten dort einen schoenen Abend verbringen. Dort tanzten wuederschoene, langhaarige geschmeidige Frauen in hauchduennen, durchsichtigen, erfrischenden Kleidern. Dazu der  Geruch von Myrrhe und Weihrauch, so dass einem jungen Mann schon schwindlig werden konnte. Auch erwachsene Maenner haben dort schon ihren Verstand fuer einige Stunden abgegeben, um das Bild des Universums in malerischem Sternehimmel, und die Blitze des Satans ueber sich und ihren Koerpern fuehlen zu koennen. Wenn du am anderen Morgen in deinem Hotel aufwachst, weisst du nicht mehr wie du in dein Zimmerlein gekommen bist.
 
Das muss man erlebt haben um zu wissen, dass es nichts Schoeneres geben kann, als ein offenes Buch der Liebe zu zweit, ohne Scham ohne Vorbehalte, und wer viel gibt, der bekommt doppelt soviel zuruck. Das sind unbezahlbare Geschenke des Lebens, die nicht jeder im Leben erfaehrt. Eigentlich schade. Nachdem wir die Jungs ins Hotel gebracht hatten, fuhren Achmet und ich zu ihm nach Hause, doch zuvor mussten wir wieder durch eine Kontrolle am Millitaerfughafen, der Posten salutierte sogar als er Achmet erkannte. Das war schon bemerkenswert fuer mich, doch es sollte mich nicht daran hindern weiter meinen Weg zu gehen, der mich weiterbringen sollte. Bekannt zu sein muss ja nicht unbedingt etwas Negatives sein, in Bezug auf Achmet. Dann standen schon die Familienangehoerigen vor der Tuer und winkten, nun wurde es mir schon ein bisschen komisch, die junge Christin war auch wieder unter den Gaesten. Wir waren acht erwachsene Personen. Die zwei Hausmaedchen waren ueberwiegend mit servieren beschaeftigt, die groesseren Kinder waren oben auf dem Dach und spielten dort, die zwei Kleineren sassen auf den wunderbaren blau weissen Mosaiksteinen herum.
 
Nun sind ja die Syrer keine Kostverderber: heute gab es Wein und Musik, denn Achmets Frau Lydia wurde 34 Jahre alt, und nach dem Essen durfte getanzt werden was das Zeug hergab. Ich war zwar schon recht kaputt, aber ich war auch noch jung mit 37 Jahren und zudem ein guter Taenzer. So tanzte ich natuerlich zuerst mit Achmets Frau und bedankte mich auch danach bei Achmet, dann kam schon von ganz allein die junge Christin auf mich zu und so drehte ich sie hin und her, sie konnte  fast alle europaeischen Taenze. War schon ersteunlich, ich erfuhr, dass sie  Maribel heisst und 33 Jahre alt war, und das sie im Haus der Eltern wohnte, das Haus war nur vier Haeuser entfernt von Achmets. Der Wein floss, die Musik spielte ohne Pause, ich staunte nicht schlecht, denn Achmet hatte mit 54 Jahren eine gute Kondition, denn er liess fast keinen Tanz aus. Die zwei aelteren Paare verabschiedeten sich und wir hopsten noch weiter. Die Hausmaedchen hatten die Kinder schon ins Bett gebracht, eigentlich war ich muede wie ein Hund, aber die Maribel wollte einfach nicht nach Hause, sie zog immer an mein Arm, ich schaute einpaar mal nach Achmet er nickte, was soviel hiess geh ruhig mit, die beisst nicht. Drei Minuten spaeter stand ich im Haus von Maribel.
 
Das Haus war ein bisschen kleiner als das von Achmet, nun erfuhr ich, dass ihre Eltern nicht mehr lebten, und sie ganz alleine dort wohnte. Maribel machte uns einen Kaffee, als sie an mir vorbei ging, gab sie mir einen Kuss ich glaubte es nicht, sie warf alle ihre syrischen Werte ueber Bord, sie liess ihre Kleidung vor mir niederrutschen und stand vor mir wie Gott sie erschaffen hat. Natuerlich war meine Muedigkeit verflogen, Gaensehaut ueber Gaensehaut, ueberall wo Haare waren, standen sie in der Hoehe bei mir. Diese junge Frau war eine Landschaft fuer sich, als sie dann ihre Haare oeffnete waren alle meine Hautporen weit offen. Ich erinnerte mich an das Hotel, auch hier kam mir dieser Duft entgegen du kannst dich nicht dagegen wehren es haut dich um, dein Kopf glueht, die Zigarre glueht, du musst aufpassen, dass du nicht das Bett verbrennst wenn du die Asche vorher von der Zigarre verlierst, sie ist wie eine Schlange die sich um deinen ganzen Koerper dreht, sie schaut dich  mit ihren starren verglasten  Augen an, und du  denkst: Mach mit mir was du willst. Dann spuehrst du, das eine heisse Kugel dich am Hinterkopf getroffen hat.
 
Du schliesst die Augen und verfolgst das Rasen im Ruecken in Hunderstel von Sekunden spuehrst du die Erloesung, du moechtest die Augen zulassen, doch dann erfaehrst du die syrischen Werte, wie sie ueber dir liegen in Form einer schoenen Landschaft. Es ist eine Frau, die dich bittet,"nimm du mich ganz hin" und wieder versuchtst du die kalte Zigarre anzuzuenden. Wenn sie dich  mit ihren Haenden beruehrt moechtest du schreien, weil du noch nie im Leben solch sauberen, anstaendigen liebevollen, erfuellten Sex erfahren hast, alles an dieser Person stimmte. Ob es eine Frau fuers Leben waere, konnte ich nicht beurteilen.
Um 7 Uhr machte uns Maribel Kaffee, dann gingen wir zusammen zu Achmets Familie. Da war schon Trubel Heiterkeit im Gange, durch die Kinder. Achmet holte das Auto vom Hof, und Maribel stieg mit ein, natuerlich war ich erstaunt, sie war ein Mitglied der Armee, und arbeitete als Offizierin in einem wichtigen Buero. Mehr habe ich nicht erfahren und mehr wollte ich auch nicht darueber wissen. Die Hauptsache war, sie blieb mein Engel, wenn ich wieder dort bin.Wir holten die zwei Jungs aus dem Hotel ab, denn sie konnten ja nicht weg ohne Flugkarten. Wir verabschiedeten uns von Achmet, und ich sagte zu ihm, ich bin bald wieder hier. Um 11 Uhr sassen wir drei im Flugzeug, eine DDR Maschine. In Istanbul mussten wir dann umsteigen und um 14 Uhr landeten wir dann in Muenchen, von dort gings mit dem Zug nach Duesseldorf. Diese Tour nach Damaskus mit den PKW's hat genau sechs Tage gedauert, mit sehr vielen Ueberstunden, nur in Damaskus haben wir einmal in einem richtigen Bett geschlafen, sonst immer unterwegs im Auto!
 
In Duesseldorf angekommen, war es schon fast Mitternacht, wir trennten uns und verabredeten uns fuer den anderen Tag um 11 Uhr. Dann setzte ich mich in meinen Wagen und fuhr direkt nach Hause. Hanni hatte noch Licht als ich auf den  Hof fuhr, ich liess das Auto vor der Garage stehen und begab mich ins Haus. Hanni nahm mich in den Arm und dann setzten wir uns kurz in die Kueche, denn ich musste spaet  abends immer Kaffee trinken, sonst konnte ich nicht einschlafen. Rita  lag in ihrem Bett und schlief, dann legten wir uns auch ins Bett. Am anderen Morgen, war Rita schon wieder zur Schule, Hanni und ich krochen nochmals ins Bett um das nachzuholen, was wir verpasst hatten in den letzten Tagen. Aber es ist immer wieder schoen, wenn man seiner eigenenFrau ins Gesicht schauen kann. Danach  machte ich mich auf den Weg nach Duesseldorf.  Meine Freunde warteten schon auf mich, und Salem Alharbi laechelte mich an und sagte: "Mensch Akim du machst ja grosse Fortschritte, Achmet hat mir berichtet, dass alles wunderbar geklappt hat". Ja wenn du gute Leute hast die auch mitziehen, dann laeuft alles gut.
 
Ich rechnete  mit  Salem Alharbi ab und bekam ein Lob von ihm, indem er mir anstatt 600 DM und 100 DM Spesen gab, gab er mir 800 plus 200 Spesen. Das waren fuer mich 1000 DM. Dann holte er die Jungs ins Buero und gab ihnen 600 plus 100 Spesen, sie hatten Glueck, denn sie brauchten das Hotel und das Geld das ich ihnen in Damaskus gab, nicht zurueckzuzahlen. Das war wirklich einmalig. Drei Tage spaeter waren wir schon wieder unterwegs in Richtung Damaskus mit zwei 180ziger Mercedes und einen Mercedes Bus, auch diese Tour konnten wir mit Erfolg abschliessen.
 
Nun war Ritas Geburtstag auch vorbei und Hanni hatte am 15. November Geburtstag, sie wird nun auch schon 48 Jahre alt. Ja die Jahre vergehen, und das Leben ist nur Kampf um weiter leben zu koennen, doch irgendwann ist doch ein Ende. Nur keiner will es wahrhaben. Wir alle sind doch nur Pilger auf diesem Planeten, die meisten Menschen hocken in ihrem Familienhaus, und lassen den Tag einen guten Mann sein. Dann fahren sie irgendwann mal in den Urlaub und meinen sie kennen die Welt. Man faehrt nach Italien, Spanien Frankreich, heute sogar nach Polen und meint: Man hat die Welt gesehen, wer das glaubt der irrt gewaltig.
 
Die meisten Urlauber kommen muede und kaputt zurueck, zu Hause erholen sie sich erst langsam wieder. Und sagen dann: Ach wie schoen ist es doch zu Hause, und dann 50 Jahre spaeter wenn du 85 bist warten die Kinder, na wie lange macht der Alte wohl noch. Dann fragst du dich: Und jetzt wo ist jetzt mein zu Hause? Ja das gehoert alles zum Leben dazu. Im Moment hab ich es gut oder sogar sehr gut, denn beim Schreiben meiner Biographie, komme ich richtig in Fahrt, denn jetzt erleb ich mein Leben erst richtig, das Leben das hinter mir ist, und das Leben welches ich erlebt habe. Nach all dem was ich erlebt habe, und hoffentlich noch erleben werde, kann ich nur sagen: "Das Leben hat sich gelohnt." Und was aus meiner gequaelten Seele geworden ist, werdet ihr noch erfahren, wenn ihr weiter lesen werdet. 
 
Rita war nun schon im 15zehnten Lebensjahr und wir schreiben das Jahr 1973. Ich habe das Angebot von Achmet angenommen, und habe fuer die 8000 DM, die er mir geliehen hat, drei günstige PKW's gekauft und es ist noch Geld uebrig geblieben fuer die Unkosten der Fahrt. Ich habe die Autos bei der Post in Bremen gekauft und dann zwei Jungs organisiert, die fuer mich fuhren, so fing ich an mein Geld zu machen, um mir spaeter einen Sattelschlepper kaufen zu koennen.
 
Zwischendurch kam auch Achmet zu uns auf Besuch, doch geschlafen hat er immer bei seinem Bruder Salem Alharbi. Wir waren lange Jahre Freunde, auch als ich spaeter eigene Laster hatte. Auch mit Salem kam ich gut zurecht, er vermittelte mir oft einen PKW, so dass ich immer auf Achse sein konnte. Nach der Ankunft in Damaskus musste ich die Autos ja auch verkaufen. Dort auf dem Zollgelaende in Damaskus gab es auch Konkurrenz beim Verkauf. Aber es waren immer genug Saudis anwesend, die die Wagen kauften, oft fuer den doppelten Preis, und da lag der Gewinn. Oft brauchte ich 4 oder 5 Tage bis ich die Wagen verkauft hatte. So war ich meist 9-10 Tage von zu Hause weg. Hanni hatte in der Zwischenzeit ihre Nahverkehrspruefung bestanden. Jetzt lag es an mir, wieviel Monate ich noch brauchte, um einen LKW kaufen zu koennen. Ich habe im Monat drei Touren nach Damaskus geschafft, und oft 12 bis 15 Tausend DM an einer Tour verdient. Die Saudis haben die hohen Summen bezahlt, weil die Ueberfuehrung aus Deutschland fuer sie viel teurer geworden waere. Mein Verhaeltnis zu Maribel in Damaskus habe ich ausgebaut, und wenn ich 3/5 Tage dort die Autos verkauft habe, holte sie mich jeden Spaetnachmittag ab.
 
Sie hatte zwar ein Auto, fuhr aber meistens mit Achmet zur Arbeitsstelle, denn es waren nur 7 Km von ihrem Haus entfernt. Oft fuhr sie auch mit dem Bus, doch wenn ich dort war nahm sie ihren Volvo, der zuvor dem Vater gehoerte. Wenn wir am Millitaerflughafen vorbeifuhren, haben auch hier die Wachhabenden, diese Frau militaerisch gegruesst. Achmet hatte Maribel ein Langenscheidt Taschenwoerterbuch Deutsch - Englisch geschenkt, und so hat sie mich jedesmal ueberrascht mit Deutschen Woertern. Nachdem wir nun schon mehrere Naechte gemeinsam verbracht hatten, wussten wir beide, was wir wollten. Geben, geben, geben, und nehmen, nehmen, nehmen. Diese Frau war von Kopf bis Fuss auf  Erotik eingestellt, sie oeffnete all ihre Liebeskanaele, sie liess sich jedesmal von neuem von ihrem  Partner inspirieren, und du musstest aufpassen dass deine Zigarre nicht aus ging, denn sie wollte mehr und immer mehr. Aber sie verstand es auch deine Zigarre wieder in Brand zu bekommen wenn sie zu frueh ausging, durch ihr inneres Feuer, und die vielen Orgasmen, die diese junge Frau hatte bei einem Spiel. Ich glaube es gibt nur wenige Maenner, die das durchhalten, vielleicht war sie deswegen staendig allein. Sie hatte sich der Eros Liebe verschrieben. Fuer mich war sie ein Engel und gleichzeitig eine unersaettliche Schlange ohne Giftzaehne. Fuer mich war es jedesmal, wenn ich bei ihr schlief, eine  Hochzeitsnacht ohne Pause und ohne Ende, du musstest sie wach ruetteln, ich habe frueher immer gedacht ich waere sexsuechtig, ich muss gestehen, aber heute weiss ich es:  Ich war es nicht, auch heute nicht, denn der Schoepfer hat fuer alles einen Riegel.
 
Achmet und ich wir haben uns gut verstanden, auch habe ich mal zwischendurch bei ihm im Haus uebernachtet. Ich bin dann erst am zweiten Tag zu ihr gegangen, denn nach solch langen Fahrten, steht dir der Kopf nur noch nach Schlaf. Das konnte ich nur bei Achmet bekommen. Sobald die Wagen wieder verkauft waren, habe ich mich in ein DDR Flugzeug gesetzt und flog bis nach Istanbul und konnte dann mit jeder anderen Fluglinie weiter nach Muenchen fliegen. In Muenchen loeste ich mir meist eine Bahnkarte mit einer Schlafkabine. So war ich immer ausgeruht nach Hause gekommen. Ich blieb nun manchmal mehrere Tage zu Haus, denn ich musste immer wieder sehen, wo ich Autos, oder Busse einkaufen konnte
 
Nun war auch Hannis Geburtstag vorbei, Weihnachten stand schon wieder vor der Tuer und Silvester. In der Weihnachtswoche blieb ich zu Hause, doch nach Weihnachten war ich schon wieder unterwegs nach Damaskus, mit den zwei Jungs von Salem Alharbi. Wenn Achmet nicht hier in Deutschland war hatten die Jungs keinen Job und so konnte ich sie oft bei mir einsetzen. Sie bekamen das gleich Geld wie bei Salem und Achmed. Als wir  die Tuerkei hinter uns gelassen hatten, fuhren wir jeweils weiter ueber Haleb (Aleppo), dort haben wir dann zu Abend gegessen. Weil es mir zu heiss war, zog ich meine Fernfahrerjacke aus und haengte sie hinter mir auf meine Stuhllehne. Nun trafen wir dort zwei Tippelbrueder, die fuer meine Begriffe, nicht ganz sauber waren vom  Aeusseren, sowie vom Innerlichen nicht. Wir erfuhren, dass sie schon zwei Jahre auf Tour waren. Sie kamen mir vor als waeren sie Hippis gewesen, sie rochen nach Haschisch, Alkohl und nach Dreck. Nach dem Essen machten wir uns auf und fuhren in Richtung Hama, nach 25 Km merkte ich, dass ich meine Jacke dort im Restaurant haengen gelassen habe, mit all meinem Geld, Reisepass und auch privaten Papieren.
 
Dann nahm ich einen von den zwei Fahrern mit, und dueste zurueck nach Aleppo. Als wir dort ankamen, war das Restaurant bereits zu, was nun ?? Aber wir hatten  Glueck, an der Ecke, praktisch neben dem Restaurant war ein kleiner Kiosk, der noch offen war und dort erfuhren wir von der alten Besitzerin, dass die zwei German Hippies 4-5 Haeuser weiter im einem kleinen Hotel wohnten, und das schon seit laenger Zeit. Die Polizei brauchten wir nicht lange zu suchen, zwei Beamte, kamen mit uns und die alte Oma vom Kiosk auch, und so fragten die Polizisten bei der Rezeption nach, auf welchen Zimmer die zwei Buben schliefen. In der ersten Etage, bekamen wir zur Antwort. Wir schlichen uns nach oben  und hoerten wie die zwei laut lachten, und ich hoerte einen sagen: "Mensch Ede, da haben wir  aber Glueck gehabt. Dann stiessen die Beamten die Tuer auf und was sahen meine Augen: Sie sassen beide auf dem Bett und verteilten gerade mein Geld, auch mein Pass lag auf dem Bett. Was dann geschah, war in der Tuerkei moeglich, aber in Deutschland haetten die Beamten das nicht machen koennen, denn diese Jungs bekamen eine zünftige Tracht Pruegel, die sie "gewaschen" hatte.
 
Nachdem ich meine Papiere sowie mein Geld, es waren fast 4000 DM, wieder hatte, fragte die Polizei, ob ich eine Anzeige erstatten wolle. Ich verneinte es, denn sie haben ihre Strafe erhalten durch die Pruegel die sie bezogen haben. Warum noch einsperren? Ich habe alles wieder bekommen und ich habe keinen Schaden gehabt, das einzige war die Zeit die wir verloren hatten. Doch ich muss auch zugeben, es war meine eigene Schuld, ich haette besser auf meine Jacke auf passen muessen. Wie sagt ein Sprichwort? "Aus Schaden wird man klug", ob das stimmt weiss ich nicht, jedenfalls hatte ich grosses Glück, dass alles so glimpflich abgelaufen war!
 
Wir fuhren gleich wieder zurueck und unser Freund war noch hellwach. Wir fuhren noch weiter bis Hama, dann hauten wir uns aufs Ohr. Am anderen Mittag waren wir in Damaskus. Ich nahm meine ganzen Zollpapiere, Zulassungen der Bundesrepublik und Kraftfahrzeugbriefe und brachte sie ins Zollbuero, und wen traf ich dort? "Es war Achmet, der mich anlachte, und die Zollbeamten kannten mich nun auch sehr gut, denn Achmet hatte ihnen erzaehlt, das er schon bei mir in Deutschland zu Hause war, und ich ok sei. Nachdem ich die Papiere abgegeben hatte, lud ich Achmet zum Mittagessen ein, auf dem grossen Frisch- und Handelsmarkt aller Couleur im schoenen Damaskus.
 
Ich gab den Jungs am Nachmittag ihre Rueckflugkarte, und sagte zu ihnen: Passt auf eure Paesse und Flugkarten auf, legt sie im Hotelsave ab, denn wenn ihr heute Abend irgendwo einkehrt wo Musik und Unterhaltung ist, da sind auch Diebe da, die vom Klauen leben. Achmet und ich wir gingen zum Zoll zurueck. Dann sagte Achmet: "Koennen wir Morgen zum Deutschen Konsulat gehen wegen eines neuen Visas?" " Ja natuerlich, nur Morgen ist in Deutschland Feiertag, und hier auf dem Konsulat wohl auch. Wir koennen erst am 3. Januar dort hingehen". "Du hast recht." So  hockten wir den Rest des Nachmittags bei unseren Autos herum. Mit dem Wissen das heute Silvester ist, einige Moslime feiern Silvester andere wieder nicht und meine Maribel ist Christin da wird es sicher heute Abend hoch hergehen. Achmet sagte zu mir:  " Maribel wartet mit Sicherheit auf dich, meine Frau sagte mir, dass Maribel nur Gutes ueber dich zu erzaehlen hat".
 
"Da hoere ich wirklich mal etwas Positives ueber mich, was sehr selten vorkommt. Ab und zu findet auch ein Huhn ein Koernchen". Am Silvester Abend wurde gefeiert, und es waren noch mehr Nachbarn dort als zuvor. Auch waren viele Kinder anwesend, die hinten auf dem Hof spielten und viel Freude hatten. Das Essen konnte sich jeder aus der Kueche holen und ich staunte nicht schlecht, was es da alles gab. Ja auch die Musik fehlte nicht und getanzt wurde wie beim letzten Mal. Um Mitternacht, haben einige Kinder ein paar Knaller in die Luft gejagt danach verabschiedeten sich die Nachbarn. Auch Maribel und ich wir zogen uns zurueck und machten es uns bei ihr gemuetlich. Ja nun hatten wir wieder ein Jahr hinter uns gebracht. Achmet und ich wir fuhren am dritten Januar zum Deutschen Konsulat, kurze Zeit spaeter hatte er sein Visum fuer Deutschland. Natuerlich war es auch langweilig für mich, taeglich vor dem Zollhaus zu stehen und auf Kundschaft zu warten, doch am Ende hat es sich doch fuer mich und meine Familie gelohnt. Nachdem ich meine Wagen alle verkauft hatte, verabschiedete ich mich von Achmet und seiner Frau sowie von Maribel.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
  
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gruendung einer eigenen Transportfirma
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26.  Gruendung einer eigenen Transportfirma
Am naechsten Tag um 23 Uhr war ich dann zu Hause in Langenfeld. Ich habe diese Reisen nach Damaskus noch bis zu den grossen Schulferien 1974 gemacht. Danach kaufte ich mir eine "Ford Transkontinental 308 PS" Zugmaschine (Sattelschlepper) und holte mir dann mit der neuen Zugmaschine einen Sattelauflieger der Marke Fruehauf von Regensburg. Nun erfuellte sich mein langersehnter Wunsch: Wir hatten eine eigene Transport - Firma. Meine Frau Hanni hatte das Gewerbe angemeldet, und unseren Nahverkehrs-Standort hatten wir in Erkrath, bei Duesseldorf. Im Umfeld von fuenfzig Kilomerter Luftlinie durften wir innerhalb Deutschlands fahren. Fuer Frankreich und Italien brauchten wir extra Genehmigungen. Ich hatte einen festen Spediteur in Duesseldorf, den ich schon von frueher kannte und der mir Frachten zuteilte. Rita hatte ihren Schulabschluss von der 10. Klasse in der Tasche und fing in Opladen eine Lehre als Verkaeuferin an.

Nun war Hanni ganz auf sich gestellt, sie betreute die kaufmännische Seite der Firma. Sie machte alle Abrechnungen und hatte die monatlichen Raten fuer den LKW puenktlich zu bezahlen, Sie überwies die Dieselkosten an die Firma Shell, von der wir eine Shellkarte hatten, damit ich unterwegs damit bezahlen konnte. Das wurde alles einmal im Monat ueberwiesen. Fuer meinen LKW habe ich 50`000 DM Anzahlung geleistet, und der Rest von insgesamt 141,000 DM wurde in monatlichen Raten von 5`000 DM abbezahlt, das ergab 28 Monatsraten.  Mein Fahrzeug war ein Sattelschlepper, bestehend aus einer Zugmaschine mit 308 PS und einem Sattel - Auflieger. Das Ladegewicht betrug 24 Tonnen, dies ergab ein Gesamtgewicht von 38 Tonnen. Nur wenn du fleissig gearbeitest hast, und dein Geld zusammengehalten hast, bist du auch weitergekommen mit deinem Geschaeft! 
 
Meine erste Ladung bekam ich bei den Bayer Werken in Leverkusen, fuer Bayer Grenoble. Auf der Ruecktour holte ich wie früher wieder Wein (Beaujolais) in der Naehe von Villefranche, Tarare, fuer einen Grosshandel in Koeln. Bei diesen Touren war ich meistens am Wochenende zu Hause und konnte Wagenpflege machen. Da der Wagen neu war, gab es nicht all zu viel zu tun. Natuerlich mussten wieder die Reifen, Oelstand, Wasser und Luftdruck geprueft werden, sowie das Licht. Anfangs war alle 14 Tage Oelwechsel faellig. An diesem Wochenende fuhr ich mit Hanni zu Tante Lisa, denn meine Mutter war schon einige Tage dort, denn sie wollte unbedingt das Haus in Solingen-Ohligs verkaufen. Da schoenes Wetter war, hockten wir alle auf der Terasse zum Garten hin, haben dort am Nachmittag Kaffee und Kuchen verdrueckt und sind abends wieder nach Hause gefahren. Vorher haben wir meine Mutter noch nach Hause gebracht. Sie sagte zu mir : "Achim du kommst so wenig zu mir, lass dich doch mal oefter sehen". Ist gut Mama, aber du weisst auch, dass ich viel zu tun habe und wenn ich dann mal zu Hause bin, moechte ich auch meiner Familie gerecht werden.

Rita ist mir in letzter Zeit richtig fremd geworden. Meine gute Hanni, versucht die letzte Zeit staendig, mit mir herum zu schimpfen: pass hier auf, und pass da auf, in meiner eigenen Wohnung wusste ich bald nicht mehr, wo ich mich richtig hinsetzen konnte, ohne das Hanni mit mir noergelte. Selbst die Teppichfransen kaemmte sie mit dem Kamm und wehe du tritts drauf, na da kannst du sie mal hoeren." "Ich weiss gar nicht Achim warum du deiner Mutter das sagst." "Na Hanni weil es stimmt, ich fuehle mich ueberhaupt nicht mehr wohl in der Wohnung. Ich weiss du bist staendig bei deiner Schwester Maria, taeglich habt ihr euch etwas zu erzaehlen. Aber wenn ich nach Hause komme, dann geht die Schimpferei los." Meine Frage ist: "Warum?"

Dann fuhren wir nach Hause, da es noch hell war hockte ich mich bei Thomas meinem Nachbarn hin und wir liessen uns ein Bier schmecken. Na Achim wo faehrst du Morgen Abend hin mit deinen dicken Rohren?" Nach Sete, das ist eine suedfranzoesische Hafenstadt im Departement Herault, am Golfe du Lyon. Die Stadt hat rund 35,000 Einwohner. Die Rohre werden verschifft, und ich fahre nicht allein, es sind noch drei LKW's die die gleiche Fracht haben."
 
Als ich ins Haus kam war Rita schon in der Wohnung, Hanni erzaehlt mir, dass Rita schon einen festen Freund hatte und sie jetzt schon immer oefter abends laenger ausblieb. Ich stellte Rita zu Rede und erfuhr, dass das stimmt, ich sagte zu meiner Tochter: "Ich moechte, dass du morgen Vormittag mit Karl hier bei uns unter dem Wohnzimmer Fenster stehst, dass ich mit ihm reden kann. Aber Karl ist doch 4 Jahre aelter als du, und der wird staendig an deiner "Tuer klopfen" wollen Rita, du weisst wovon ich rede. Wir haben doch schon mit dir darueber gesprochen. Du wirst im November erst 16 Jahre alt, das sind noch drei Monate. Karl wird 20 Jahre, meinst du nicht auch, dass das ein wenig zu frueh ist? Papa, da passiert schon nichts, noch will ich das auch nicht. Aber so bin ich nicht mehr so allein, du bist ja nie zu Hause und Mutti ist auch wenig zu Hause, was soll ich allein machen ohne Eltern ? Nun ist aber genug, du hast in vielen Dingen recht, aber nicht in allem. Also dann bis Morgen aber nicht so spaet. Wenn du willst, kannst du noch eine Stunde bis 21 Uhr abhauen, sei aber puenktlich zu Hause.

Hanni und ich wir haben Fern gesehen, um 21 Uhr kam Rita, sagte gute Nacht und ging gleich in ihr Zimmer. Auch ich verzog mich unter die Dusche und danach ging ich ins Bett, Hanni kam auch gleich hinter her. Allzu viel gab es heute Abend nicht mehr zu sagen. So schlief ich ein und traeumte von schoeneren Zeiten. Am anderen Morgen haben wir gemeinsam gefruehstueckt, danach verzog sich Rita auf ihr Zimmer, ich bat Hanni, mir meine Sachen vorzubereiten, die ich fuer die kommende Woche brauche. So trug ich meinen Koffer zum LKW und packte all meine Sachen ordentlich ein, kontrollierte noch mal alles, was zu kontrollieren war, machte dann mein Federbett zurecht und schloss den LKW ab. Ich ging zum Tankstellenbesitzer, und wen sah ich dort, Thomas sass schon da mit einer Flasche Bier in der Hand, und auch ich liess mir eine geben. Haben dann noch ein bisschen rum gequatscht, dann verzog ich mich, oeffnete meine Garage und schaute mal nach, ob ich noch Oel genug hatte fuer naechste Woche, ich muss dann Oelwechsel machen, und den Oefilter wechseln. Hoffentlich hat der Disponent eine vernuenftige Rueckladung fuer mich.

Nach dem Mittagessen stand ploetzlich Karl unter dem Fenster meines Wohnzimmers, und schon war Rita bei ihm. Karl war ganz erstaunt, wie offen ich mit ihm geredet habe, dann sagte er: "Herr Wollschon, ich werde schon auf ihre Tochter aufpassen, in der Hinsicht passiert nichts, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen." "Das nicht, aber ich meine, es war gut das wir darueber geredet haben. So, und nun macht dass ihr verschwindet und viel Spass ihr zwei! Rita und ich wir hatten ein schlechtes Vater Tochter Verhaeltnis, das kam daher, dass ich staendig unterwegs war, und selten zu Hause. Ich kannte nichts anderes als nur zu arbeiten. Mit 39 Jahren war ich eigentlich gut dabei, und was das Tollste an der Arbeit war, dass sie mir Spass machte. Ja es machte mir Spass, in der Welt herum zu fahren, denn auf dem "Bock" (LKW) bist du dein eigener Boss ob nun selbstaendig, oder nur als Fahrer. Unterwegs redet dir keiner dazwischen und gibt dir auch keiner eine Order. Du bist ein freier Mann, du hast ein Ziel wenn du losfaehrst, und ein Ziel, wenn du zurueck faehrst. Und genau das ist es, was dich zufrieden macht. Zudem siehst du etwas von dieser kleinen Welt, in dem grossen Universum.
 
Nachdem die Kinder weg waren habe ich versucht meiner Hanni, das zu geben, was sie eigentlich oefter in einer Woche bekommen sollte: Zaertlichkeiten. Doch oft verlaufen die Lebenswege anders, als man es wahrhaben moechte. Im Laufe des Lebens veraendern wir unsere Lebenswege oder sie werden veraendert, durch wen auch immer. Wir versuchen uns zu rechtfertigen, wenn etwas anders verlaeuft, als man es vorher geplant hatte. Und schon haengt der Betroffene mitten im Schlamassel. Ob das nun in der Ehe ist, im Betrieb, der Firma oder anderswo, es laeuft nicht immer so wie wir es moechten. Da ich sowieso ein gebranntmarktes Kind war, habe ich bei Veraenderungen immer doppelt leiden muessen, ob ich nun unschuldig oder schuldig war an der Veraenderung. Als Rita um 21 Uhr nach Hause kam, sprachen wir noch einige Worte zusammen dann ging sie ins Bett, denn auch sie musste  ja am anderen Morgen fit fuer ihren Job sein. Kurz vor 22 Uhr nahm ich meine Papiere und verabschiedete mich von Hanni. Also dann, ich mach mich auf den Weg tschuess!
 
Meine Fahrt fuehrte mich ueber Aachen - Luettich, zum Grenzuebergang Maubeuge - St. Quentin in Richtung Paris, dann weiter nach Lyon - Orange - Nimes und Montpellier. Von Montpellier waren es noch wenige Km nach Sete zum Hafen. Es war Dienstagmorgen 3 Uhr frueh. Und wie immer war ich wieder der erste im Hafen der vor dem Zolltor stand, hatte aber unterwegs auch eine Ruhepause von etwa viereinhalb Stunden eingelegt. So nach und nach kamen auch die anderen zwei LKW's mit ihren Rohren dort an. Am Morgen wurde ich als erster ausgeladen, konnte auch vom Hafenbuero aus nach Deutschland anrufen, wegen einer Rueckladung. Ich bekam die Order nach Narbonne zu fahren, denn dort waere ein deutscher LKW mit seinen Apfelsinen stehen geblieben wegen einem Fahrzeugschaden. Eine Stunde spaeter war ich in Narbonne und fand auch den LKW, der auf der Strasse stand. Irgendetwas war er an der Hinterachse kaputt. Es waren einige junge Franzosen da, die gleich mitgeholfen haben, die Ladung umzuladen. Gut eine Stunde spaeter war ich wieder beladen. Der Deutsche  Fahrer gab mir alle Papiere, die der Deutsche Zoll brauchte, und weg war ich in Richtung Lyon.
 
In Nimes habe ich zu Mittag gegessen, dann zog ich weiter nach Lyon und habe dort mein Abendbrot eingenommen und bin dann weiter nach Macon gefahren. Hier habe ich 8 Stunden geschlafen. Am Mittwoch Morgen ging es weiter nach Paris, so war ich am Mittwoch Abend  um 22 Uhr wieder in Duesseldorf bei dem Grosshaendler, Donnerstag Morgen um 6 Uhr wurde mein Fahrzeug entladen, so dass ich um 8 Uhr schon wieder den Disponenten anrufen konnte fuer die naechste Ladung, und die war diesmal nach Bari in Süditalien. Glas von Duisburg nach Bari Italien und auf der Rückfahrt Weintrauben fuer Dortmund. Um 9 Uhr stand ich in Duisburg um eine Ladung Glasplatten zu laden, das Glas stand hochkannt  verpackt auf speziellen Gestellen, und wurde durch sehr starke Seile so befestigt, dass sie sich nicht verschieben konnten bei einer starken Bremsung. Als ich fertig geladen hatte, musste ich zum Binnenzoll, danach konnte ich nach Hause fahren. Ich hatte Hanni von Duisburg angerufen, dass ich um 13 Uhr zu Hause bin. Ich fuhr in Langenfeld auf meinen Park an der Shelltankstelle, nun musste ich selber die 100 DM Parkplatz Gebuehren zahlen, das gehoert zum Selbstaendigsein dazu.
 
Habe meinen Koffer und die Papiere genommen und bin nach drueben zu meiner Wohnung gelaufen. Hanni wartete schon mit dem Mittagessen, und so assen wir ohne Rita, denn sie hatte ja ihre Lehrstelle und kam erst abends nach Hause. Hanni wusste Bescheid, dass ich noch Oelwechsel machen musste und den Filter wecheln. Ich zog mir meinen Blaumann an und ab ging es. Da ich das schon alles mehrmals in den Jahren davor gemacht habe, war es heute kein Problem mehr. Nach eineinhalb Stunden war auch das geschafft. Rita kam nur zum Abendbrot, dann war sie wieder weg. Ich sagte zu Hanni, es ist wohl besser, wir geben Rita einen Hausschluessel und einen Wohnunsschluessel, so das sie gehen und kommen kann wie sie will, denn sie wird jetzt im November 17 Jahre alt, da sollten wir doch offen dafuer sein, denn sie ist bei Karl in guten Haenden und ich mag den Jungen auch. Achim wenn du das willst,  dann mache ich das so. Ich fragte sie: "Hast du die Frachtbriefe und die Rechnungen an den Spediteur schon alle abgeschickt? Denn wir muessen sehen, dass wir Geld auf unser Verrechnungskonto erhalten, sonst erhalten wir Schwierigkeiten bei der Bank. Bitte kuemmere dich darum,"
 
Da wir nur Nahverkehr fuhren, durften wir nicht ueber den Brenner fahren, um nach Italien zu kommen, also mussten wir hinten rum ueber Belgien Luxemburg Frankreich an der Schweiz vorbei  (Genfer See) um dann durch den Aostatunnel (unter dem Mont Blanc Massiv) nach Ialien zufahren. Es war fuer uns Nahverkehr-Unternehmer ein erheblicher Umweg, was sich am Ende des Monats bemerkbar machte, wenn wir die Rechnungen bei der Shell bezahlen mussten. Da Hanni und ich nun den Nachmittag fuer uns hatten verschwanden wir erst ins Schlafzimmer zogen die Vorhaenge zu und traeumten vor uns hin, den Traum den jeder Erwachse traeumt. Als sich unsere Traeume erfuellt hatten, duschten wir uns und wechselten unsere Kleidung. Dann setzten wir uns ins Auto und fuhren Nach Opladen um dort ins Kaffe zu gehen. Wir assen jeder ein Stueck Schwarzwaelder Kirschtorte und tranken gemuetlich einen Kaffe dazu. Danach fuehren wir zurueck und bogen ab nach Monheim, um dann einen kleinen Spaziegang am Rhein entlang zu machen. Wir sahen zu, wie die Binnenschiffe ihre Fracht transportierten.
 
Am Freitag Vormittag fuhren Hanni und ich nochmals zu meinerMutter nach Ohligs, um zu sehen ob bei ihr alles in Ordnung war. MeineMutter war zu Hause und wir erfuhren von ihr, dass sie sich am Unterleib operieren lassen muss, da die Aerzte Unterleibskrebs festgestellt hatten. Nun war guter Rat teuer. Sie sollte in der Lukasklinik in Ohligs operiert werden. Ich sagte zu meinerMutter: "Mama die Entscheidung liegt bei dir, du musst wissen was du moechtest. Du bist erst 64 Jahre alt und Hoffnung besteht immer, also ich wuerde diese Operation hinter mich bringen und danach wird man sehen wie es weitergeht". "Gut mein Junge, ich wollte es sowieso machen lassen, und bin der gleichen Meinung wie du und auch die Aerzte". "Und wann willst du das machen lassen?" Montag oder Dienstag naechste Woche." Ok Mama, Hanni kann ja die Zeit ueber hierbleiben, um dich taeglich zu besuchen, einverstanden?" Ja gerne." Dann muss Rita mal eine Woche alleine bleiben, oder du faehrst mal einen Abend nach Hause, um zu sehen, dass da alles vernuenftig zu und hergeht. "Ich glaube, dass Rita sehr traurig sein wird, wenn sie das von dir hoert Mama."
 
Wir blieben noch eine Stunde, dann fuhren wir nach Hause. Ich sagte unterwegs zu meiner Frau:  "Hanni ich werde nach dem Essen gleich losziehen wir haben heute Freitag, so kann ich die Zeit ausnuetzen und durchfahren nach Italien, denn du weisst auch, dass ich ueber Frankreich fahre und durch den Mont Blanc Tunnel und das kostet Zeit. Also wenn wir zu Hause sind, dann mach bitte neben dem Kochen, auch meine Sachen fertig, so kann ich gleich losfahren. Wenn du willst, kann dich auch der Karl mit unserem Wagen dort hinbringen und auch wieder nach Hause fahren. Das ueberlasse ich dir." Dann um 14 Uhr war ich schon wieder unterwegs nach Aachen zur Grenze, dann, weiter nach Luettich, rueber nach Luxemburg weiter nach Metz, Nancy, Epinal, um 20 Uhr gabs Abendbrot, dann weiter um 21 Uhr nach Bourg. Dort hatte ich 4 Stunden geschlafen. Dann am Samstag Morgen um 8 Uhr weiter durch Savoyen  hoch zum Mont Blanc Tunnel. Um 14 Uhr habe ich das Aostatal verlassen nachdem ich gut gegessen hatte und bin weiter nach Novarra. Um 16 Uhr zog ich an Mailand vorbei nach Pavia - Parma und war etwa um 21 Uhr in  Bologna, hier ass ich zu Abend. Ich zog dann noch bis Rimini. So lag ich um 1 Uhr schon in meine Koje (Bett).
 
In den 70ziger Jahren konnte man in Italien sonntags noch mit dem LKW fahren, es war nicht verboten. Ich schlief bis 7 Uhr morgens und rollte ganz gemuetlich weiter nach Ancona -  Pescara, wo ich wieder zu Mittag ass. Dann ging es weiter nach Foggia, dann war ich um 19 Uhr Sonntag abends in Bari, und nahm ein Taxi, das mich zur der Firma brachte, bei der ich abladen musste. Hier direkt gegenueber, war eine Pizzeria dort habe ich ordentlich in Ruhe eine Pizza verdruecken koennen, mit 2 Glas Weisswein, so konnte ruhig ausschlafen von 21Uhr bis zum Montag Morgen um 7 Uhr. Hier im Betrieb fing der Arbeitstag um 7 Uhr an, die Arbeiter fingen gleich an auszuladen, und zwar wurde die Glasladung  mit einem Kran entladen, was ich gar nicht so gut fand, denn geladen bekam ich es in Duisburg mit einem Gabelstapler. Aber es ist alles gut abgelaufen, und so konnte nach 45 Minuten wieder weiterfahren zurueck nach Foggia, von dort ging eine kleine Strasse nach Lucera, dort lud ich ausserhalb des Ortes in Kuehlgaragen gelagert die hellgruenen Weintrauben, die sehr lecker schmeckten.
 
Um 11 Uhr am Montag war mein Laster voll beladen mit Weintrauben. Dann als ich meine Zollpapiere plus Lieferunterlagen hatte, fuhr ich weiter nach Severo und dann wieder auf die Nazioanale Richtung Pescara und weiter nach Ancona und um 21 Uhr war ich dann Rimini. Auch hier ass ich meine Pizza, und so lag ich um 22 Uhr in meinem Bett in meiner Fahrerkabine. Um 4 Uhr am Dienstagmorgen dueste ich weiter nach Mailand und zog noch bis Aosta. Da es erst 16:00 war fuhr ich weiter durch den Mont Blanc Tunnel. Auf der franzoesischen Seite war ein grosser Parkplatz. Doch ich musste feststellen dass es dort nichts zu essen gab. Also schmiss ich meinen Schnaufer wieder an und fuhr weiter und war um 20 Uhr in Annecy. Dort ass ich zu Abend und telefonierte mit meiner Frau und erfuhr, dass meine Mutter am Montag operiert wurde und sie wohl auf sei. Nun war auch ich froh, dass alles glatt abgelaufen war. Um 21Uhr 30 legte ich mich nieder und schlief bis 3 Uhr 30  am Mitwochmorgen. Dann zog ich von dannen ueber Bourg nach Macon. In Chalon machte ich eine Stunde Pause, dann gings weiter ueber Dijon nach Epinal, wo ich mich niederlegte ohne Abendbrot.
 
Donnerstag stand ich auch um 4 Uhr auf der Matte, und fuhr dann wieder ueber Nancy Metz durch Luxemburg und konnte dann noch in Dormund am spaeten Nachmittag entladen. Puenktlich um 18:00 stand ich wieder auf meinem Parkplatz. Ich war genau 6 Tage und 4 Stunden unterwgs. Als ich meine Wohnung betrat, legte ich erst meine Papiere und den Koffer ab, und schaute mich um, aber meine Frau war nicht da. Sie war mit Karl, Ritas Freund noch einkaufen im Kaufhof in Langenfeld. Sie waren gerade noch von meiner Mutter gekommen, ihr geht es jetzt sehr viel besser und sie fuehlt sich auch schon wohler. Worueber ich froh war. Ich rief sie gleich im Krankenhaus an. und sie sagte: "Junge ich bin froh, dass du wieder zurueck bist." "Aber Mama mach dir doch kein Kopfweh um mich, die Hauptsache ist, dass du wieder gesund wirst, ach das geht schon, ich bin schon herum gelaufen hier auf dem Flur, das wird schon werden". Mama ich komm dich am Samstag besuchen." Hanni zeigte mir einen Brief vom Arbeitsgericht. Ich hatte es schon fast vergessen, das ging noch um die letzte Arbeitsstelle von der Saudi Tour, na, sagte ich zu Hanni da bin ich aber gespannt.
 
Karl war noch Rita abholen in Opladen. Ich war gerade unter der Dusche als Karl und Rita ankamen, als ich aus der Dusche kam waren alle beide schon wieder unterwegs, aber ohne Auto. Ich gab meine Tankquittungen an Hanni, so dass sie diese an Shell schicken kann fuer die Abrechnung der Dieselkosten. Auch die zwei Frachtbriefe mussten an die Spedition weitergeleitet werden, damit wir immer Geld auf unserem Konto hatten fuer all unsere Ausgaben. "Hanni dann lass uns mal am Montag direkt zu der Verhandlung fahren, wann ist denn der Termin?" "Ich glaube um 9 Uhr." "Na, morgen frueh muss ich erst den Disponenten anrufen, wo und was ich zu laden habe. Um 21 Uhr lagen wir schon im Bett ich habe Rita nicht kommen hoeren. Hanni sagte mir am Freitag Morgen, dass Rita kurz nach 21 Uhr zu Hause war. "Na es geht doch". Dann um acht Uhr versuchte ich den Disponenten zu erreichen, was auch klappte. Wollschon fahren sie nach Dortmund und laden sie fuer Fiat Turin Bleche (Keuls) und auf der Rückfahrt Wein aus Asti. Er gab mir die Adresse durch von Asti, dann  setzte ich mich in Bewegung nach Dortmud um 9 Uhr 30 war ich an der Ladestelle.
 
Eine Stunde spaeter war ich schon wieder unterwegs nach Hause. Als ich dort ankam, hatte Hanni das Mittagsessen auf dem Tisch. Ich ass erst zu Mittag, und fragte Hanni, ob wir nicht heute schon zu meiner Mutter fahren koennten. Sie sagte zu und so fuehren wir nach dem Abwasch nach Solingen-Ohligs ins Krankenhaus. Als wir ankamen lief meine Mutter schon wieder auf dem Flur herum sie winkte uns zu, dann setzten wir uns auf dem Flur in eine Sitzecke und unterielten uns. "Sag mal Achim, wird das nicht soviel fuer dich die Fahrerei?" "Mama ich bin doch erst 39 Jahre alt, das geht schon noch 10 Jahre." "Und wie geht es dir?" "Es sei alles in Ordnung sagen die Aerzte, ich soll am Dienstag aus dem Krankenhaus entlassen werden". "Ist doch gut, dann kann dich der Karl mit dem Auto abholen, und du  kannst dann noch eine Woche bei uns bleiben, was haelst du davon Mama?" "Waere vielleicht ganz gut, dann sind es 3 Wochen her seit der Operation." Hanni kann ja Montag noch mal anrufen und die Krankenschwester fragen ob das am Dienstag klappt mit deiner Entlassung. Wir sagen Karl Bescheid, dann kann er am Dienstagmittag eben herkommen in seiner Mittagspause."
 
Zunaechst lief unser Geschaeft gut, Hanni kuemmerte sich um die Bueroarbeit, und reichte die Steuerbelege beim Steuerberater ein. Rita war in der Lehre und hatte schon einen festen Freund. Im Allgemeinen hatten Rita und ich kein gutes Vater-Tochter-Verhaeltnis. Das kam daher, dass ich selten zu Hause war. Ich musste nur noch arbeiten, arbeiten. Man kann nicht alles: Viel Geld verdienen und dann noch Zeit uebrig haben fuer die Familie. Eine Sache tritt immer in den Hintergrund, und so war es auch in meiner Familie. Ich war nicht gluecklich darueber, denn seitdem wir das Geschaeft hatten, gingen auch die ehelichen Beziehungen zwischen uns auseinander. Wir hatten uns in den Jahren, die ich nun schon auf dem "Bock" sass, auseinander gelebt. Doch die Werte, die man gaschaffen hatte, wollte man auch nicht aufgeben. So lebte jeder mehr und mehr fuer sich.
 
Nachdem ich nun  schon laengere Zeit selbstaendig war, musste ich zum Arbeitsgericht. Dort war  die Verhandlung mit unserem ehemaligen "Big Boss"wegen der Sache von Saudi, als wir im Sand stecken geblieben sind. Schecke war ebenfalls gekommem. "Na,was machst du denn jetzt?" wollte er wissen. "Habe mich selbstaendig gemacht, fahre im grenzueberschreitenden Nahverkehr."  "Donnerwetter, du bist ja richtig wer."  "Lass deine Witze, Schecke. Du weisst, dass das einen ganzen Kerl verlangt, denn geschenkt bekommst du auch in diesem Geschaeft nichts." Ja, war doch nur ein Scherz von mir." 'Dabei soll es auch bleiben. Bin mal gespannt, was heute herauskommt." Das Gericht verurteite die Firma, von unserem ehemaligen "Big Boss" die gesamten Abschleppkosten zu bezahlen. Er musste auch den vollen Lohn mit den Spesen bezahlen.
 
Nach eineinhalb Jahren, die ich nun selbstaendig war, verlangte die Spedition von mir, dass ich mir noch ein zweites Auto anschaffen sollte, andernfalls haetten sie keine Fahrten mehr fuehr mich. Ich hatte im letzten Jahr Siebzehntausend Mark Gewinn erwirtschaftet und sagte zu. Ich kaufte noch einen Sattelzug mit einer 1632er Mercedes Zugmachschine. Ich stellte einen Fahrer ein, der meinen Ford fahren sollte. Der neue Mann fuhr nach Italien. Ich holte den neuen LKW von Mercedes ab. Auf dem Rueckweg rief ich meine Frau an und erfuhr von ihr, dass der neue Mann schon bei seiner ersten Fahrt einen Unfall in Italien hatte." Nur gut dachte ich, dass der Wagen Vollkasko versichert ist.
 
Trotzdem, die Reperatur dauerte drei Wochen, das bedeutete, drei Wochen keine Einnahmen. Aber die Versicherungskosten, Steuer sowie die Rate fuer den LKW liefen weiter.  Das waren rund Siebentausend Mark, die ich an Verlusst hinnehmen musste. Hinzu kamen zwoelftausend Mark, die verloren gingen, weil der LKW nicht im Einsatz war. Also lag ich schon im Minus mit  meinem Geschaeft, und das wegen eines Unfalls meines Angestellten. Um aus dem Minus heraus zu kommen, kaufte ich noch einen dritten LKW, denn ich bekam immer gleich die Mehrwertsteuer von  Finanzamt zurueckerstattet. Nun hatte ich zwei Fahrer, der dritte war ich selber. Nur das Geschaeft rutschte immer tiefer in die roten Zahlen. Oft entstanden Mehrkosten, die nicht aufzufangen waren, dann streikten die Fabrikarbeiter oder ein anderes Mal der italienische Zoll. Normal fuhren wir jede Woche  eine Tour nach Italien, doch wenn gestreikt wurde, waren immer drei bis vier Tage Verlust. Das konnte man auf das Jahr gesehen nicht wieder aufholen. Ich schufftete wie besessen. Die ganze Woche ueber war ich auf der Landstrasse unterwegs.
 
Samstag und Sonntag wurden die LKW's von mir gewaschen und Reparuturen und Unterhaltsarbeiten durchgefuehrt, alles machte ich alleine. Denn auch die Fahre wollten an Wochenenden zu Hause sein, so musste ich die Arbeiten allein durchfuehren, denn einen Mann dafuer einzustellen war von den Kosten her gar nicht tragbar. Ich war oft am Sonntagabend erschoepft, wenn ich auf Tour ging. Jetzt blieb keine Zeit mehr fuer meine Hanni uebrig und wir lebten uns immer mehr auseinander. Das Wochenende endete haeufig mit Streit. Ich hatte nun keine richtige Beziehung mehr zu meiner Frau. Sie schimpfte schon, wenn ich nur eine Flasche Bier trank, gleich machte sie mir Vorwuerfe, dass ich nur noch meine Zeit mit den LKW's verbringe. Ich holte mir meinen Trost unterwegs in Frankreich, in Italien oder Spanien. Natuerlich schaemte ich mich immer danach, aber es war eben auch die Natur die staerker war als ich.  Rita hatte ihre Lehre abgeschlossen und heiratete ihren Freund Karl, er hatte schon eine schoene grosse Wohnung mit Fussbodenheizung besorgt, und nun verliess Rita ihre Eltern.
 
Meine Mutter kam jede Woche zu uns und blieb bis zum Wochenende. Wenn ich sie nach Hause fuhr, klagte sie darueber, was Hanni alles falsch machte. Ich fragte: "Soll ich meine Frau verlassen, oder warum erzaehlst du mir das alles?" "Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint." Ich war jedesmal froh, wenn ich hinter meinem Lenkrad sass. Ja hier konnte ich, ich selbst sein, was kann ein Mensch mehr tun als taeglich seiner Arbeit nachzugehen und fuer seine Familie zu sorgen.  Eines Tages, besuchte uns mein Kumpel Sigfried mit seiner Frau, sie hatten in Gladbach ebenfalls ein  Transportgschaeft. Sigfried und ich wir wollten uns zusammentun, weil wir glaubten, ein groesseres Unternehmen wuerde mehr Umsatz bringen. An unserem Gespraech nahm Christa, die Frau von Sigfried nicht teil, sie schaut mich nur an. Schliesslich sagte sie: "Wenn ihr das Geschaeft vergroessert, gibt es nur mehr Sorgen. Fuer eine Zusammenlegung wohnen wir auch zu weit auseinander. Ihr faehrt, und ich kann dann sehen, wie ich fertig werde. "Ich war erstaunt, wie bestimmend Christa das sagte und dachte: Die hat aber Haare auf den Zaehnen."
 
Sigfried hat immer so getan, als ob sein Geschaeft glaenzend lief. Das bezweifelte ich jetzt, und es wurde nicht mehr von einer Zusammenlegung gesprochen. Erst im Juni trafen wir uns zufaellig wieder, die Freude war gross. Sigfrieds Frau Christa hakte sich gleich bei mir ein und sagte: " Na, boese mit mir?" Ich sagte: "Ach was, weshalb sollte ich ? Kommt, gehen wir einen Kaffee trinken." Anschliessend trennten sich unsere Wege, denn ich war erst gekommen, waehrend Sigfried schon auf der Rueckfahrt war. "Ist doch eine nette Frau"dachte ich. Ich habe habe in Turin abgeladen und ich bekam in der Naehe von Asti gleich eine Ladung Reis in Saecken fuer Koeln. Die Strecke von der Grenze am Mont Blanc nach Bourg ging immer mal bergauf und bergab. Es war Urlaubszeit, da kam mir um 6 Uhr früh auf der Rueckfahrt auf dieser Strasse ein PKW entgegen. Da er zu schnell bergrunter fuhr obwohl Warnschilder aufblinkten und 45 Std. Km signalisierten, muss dieser Mann mit 70-80 Std.Km  herunter gekommen sein. Er fuhr mir direkt in einer Kurve in meine hinteren Reifen des Aufliegers. Das Fahrzeug drehte sich mehr mals, und kurz hinter meinem Auflieger blieb er stehen.
 
Es waren drei Erwachsene, zwei Kinder und ein Hund im Auto. Es waren Urlauber, die aus Lille kamen. Der Fahrer war vollig uebermuedet. Das Fahrzeug (PKW) war voellig demoliert, den Insassen war mehr oder weniger nichts passiert, bis auf den Grossvater, der schwere Verletzungen hatte und spaeter im Krankenhaus verstarb. Naturlich musste ich mit zur Polizeiwache wo meine Personalien aufgenommen wurden. Da ich vorher einige Stunden geschlafen hatte, sowie eine neue Tachoscheibe eingelegt hatte, an der man erkennen konnte, wie schnell ich fuhr, und wann ich losfuhr, konnte man mir nichts nachweisen, dass ich den Unfall verursacht habe. Und so konnte ich weiterfahren. Meine Tachoscheibe haben die Beamten zurückbehalten. Ich bin weitergezogen, und habe die Reis Ladung ordnungsgemaess in Koeln beim Empfaenger ausgeladen. Ein halbes Jahr spaeter bekam ich Post aus Frankreich aus der Stadt Bourg en Bresse. Das Gericht hatte mich freigesprochen, dass es nicht mein Verschulden war, dass es zu diesem Unfall kam. Natuerlich war ich froh darueber, wie schnell sich doch im Leben etwas aendern kann.
 
Die Monate vergingen, auch Jahre sind schnell vorbeigezogen, die Arbeit war immer die gleiche. Die Staedte und besonders die Firmen waren uns bekannt, auf der Strasse kannte man jedes Schlagloch, an den Grenzen fast jeden Zoellner, auch auf den Zollplaetzen viele Fahrer, die die gleichen Probleme hatten wie du. Viele Bistros hast du kennen gelernt, du warst in viele Nachtbars, hast dort viel Geld abgeladen, um ein bischen Glueck zu erhaschen, doch am  Ende bist du immer der Verlierer, es sind immer die anderen, die das dicke Geld machen. Du, du wirst nur benutzt, damit die anderen im grossen Stil leben koennen, von den Gross- Spediteuren wirst du erpresst, indem sie dir klarmachen, wenn du nicht weitere LKW's kaufst, dann haben wir keine Arbeit mehr fuer dich. Und du bekommst auch keine weitere Arbeit mehr bei anderen Spediteuren, denn wir waren damals schon glaeserne, durchsichtige Unternehmen, du hattest einfach keine Chance. Wenn du nicht frueh genug aus diesem System aussteigst, kommst du nie wieder finanziell auf die Beine. Du bleibst was du immer warst: Ein Nichts.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Familiaere und geschaeftliche Probleme
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27.  Familiaere und geschaeftliche Probleme
Wir sind mittlerweile im Jahr 1979. Rita war nun schon fast drei Jahre verheiratet, und hatte zwei Kindern das Leben geschenkt. Eine Tochter zwei Jahre alt und einen Sohn acht Monate alt. Stephanie und Tobias. Eines Sonntags rief Rita bei uns an und sagte: "Papa, ich kann und moechte nicht mehr mit Karl zusammenleben." Ich sagte: "Ja, aber Rita, so einfach kann man doch die Brocken nicht hinschmeissen. Ihr habt immerhin zwei kleine Kinder." Sie sagte weiter: Bitte, Papa bitte lass mich zu euch kommen." Ich sagte; "Gut, rufe dir ein Taxi und komm mit den Kindern her, dann sehen wir weiter." Ich legte den Hoerer auf und sagte zu Hanni: "Stell dir vor, Rita ist von Karl weg." Hanni sagte: Dann muss sie eben mit den Kindern in ihrem Zimmer schlafen, die Stephanie kann ja bei mir schlafen, denn du bist doch die meiste Zeit sowieso nicht hier. Eine Stunde spaeter stand Rita vor der Tuer mit den beiden Kindern. Ich sagte : "Komm herein, was machst du denn fuer Geschichten? Ich war immer im glauben, dass deine Ehe in Ordnung sei, denn wenn ihr bei uns wart habt ihr doch nur geturtelt, das kommt doch nicht von heute auf morgen.

Ich frage mich nur, weshalb ihr euch noch ein zweites Kind zugelegt habt. Wie die Sache jetzt liegt, steht dir noch manches bevor". " Ich weiss, aber ich sehe keine Moeglichkeit zu Karl zurueckzugehen und moechte unter diesen Umstaenden auch nicht.""Und wie hast du dir das vorgestellt"? "Kann ich nicht die erste Zeit bei euch wohnen? Morgen reiche ich die Scheidung ein. Karl muss ja auch Unterhalt fuer mich und die Kinder zahlen"." Ich sollte dich wieder zum Karl schicken, aber ich will dir deine Bitte nicht abschlagen, schon wegen der Kinder nicht". Hanni hatte nun noch mehr Arbeit, denn als Rita einige Wochen bei uns wohnte, ueberliess sie mehr und mehr ihrer Mutter die Arbeit. Hanni verrichtete diese gern, denn sie liebte die kleinen Goeren und opferte sich auf, indem sie viel Zeit mit den Kindern verbrachte. Da ich und Hanni nur noch platonisch zusammenlebten, hatte sie nun wieder eine Aufgabe. Rita kuemmerte sich wenig um ihre Kinder. Sie ging abends aus und ueberliess die Kinder der Oma. Ich hatte mit mir selbst und dem Geschaeft genug am Hals, denn meine Frau schrieb keine Rechnungen mehr und ueberliess mir die ganze Schreibarbeit.
 
Ich kuemmerte mich wenig um das Geschehen im Haus. So kam ich erst spaeter dahinter, dass meine Frau tablettensuechtig war. Dann kam der Tag, an dem nichts mehr lief, denn ich bekam eine Rechnung ueber 40'000 DM Dieselkosten. Ich konnte diese Summe nicht mehr bezahlen, und auch meine Bank gab mir kein Geld mehr, nach meiner Rechnung standen mir noch 30'000 DM zu, die mir der Disponent noch nicht ueberwiesen hatte. Da er nicht zahlen wollte, habe ich ihm zwei dicke Ohrfeigen gegeben, und schon hatte ich mein Geld. So bezahlte ich erst 20'000 DM der Firma Shell, und ich behielt 10'000 DM fuer meine Familie. Ich meldete den Konkurs an. Zwei LKW's konnte ich verkaufen, doch der Dritte stand noch zu hoch im Kredit. Die Bank machte mir den Vorschlag, dass ich den LKW behalten koenne, wenn ich diesen Wagen bei einem anderen Transportunternehmen anmelden koennte. Ich sprach mit Sigfried, der war einverstanden. Der LKWwurde umgemeldet. So konnte ich weiterhin auf meine Kosten fahren, und meine Familie ernaehren und die Raten abzahlen.

Aber es lief alles ueber die Spedition Christa Raehse, die Frau von Sigfried. Meine Frau Hanni wurde von Tag zu Tag dicker, was sicherlich mit den vielen Tabletten in Zusammenhang zu bringen war. Ich verstand die Welt nicht mehr, Hanni und ich wir hatten uns anfangs so gut verstanden, doch jetzt gab es nur noch Streit. Auch meine Nerven litten und ich beschimpfte meine Hanni: " Ich verstehe dich nicht mehr. Warum laesst du dich so gehen? du warst doch frueher so um dich bedacht. Heute scheint dir alles egal zu sein. Du denkst wohl, du hast ja einen Mann?" "Ja, und was fuer einen! Die ganze Woche ueber bist du unterwegs. Wenn ich dich mal brauche, bist du nie da. Ich bin es leid, so  mit dir weiter zu leben. Wir sagen uns gerade noch das Noetigste. Rita hat mir auch ihre ganze Arbeit ueberlassen. Den ganzen Tag muss ich mich um die Kleinen kuemmern, und die feine Dame geht nach Feierabend aus. Was ist das nur fuer eine Mutter, die so zu ihren Kindern sein kann". "Hanni, da sprichst du das richtige Thema an, denn davon kann ich ein Lied singen. Ritas Mutter war auch so, am liebsten jeden Tag ausgehen.
 
Bis zum heutigen Tage habe ich keine Frau lieben koennen, auch dich nicht. Ich mochte dich, das stimmt, aber um jemanden zu lieben, braucht man mehr. Dieses Mehr besitze ich nicht, denn ich habe es nie richtig kennen gelernt. Du traegst auch eine Portion Schuld daran, dass es so zwischen uns gekommen ist. Anfangs, als noch alles in Ordnung war und wir uns neu eingerichtet hatten, durfte ich mich hier nicht hinsetzen und dort das Kissen nicht zerdruecken. Wenn ich eine Wohnung habe, dann moechte ich mich als Ehemann auch darin wohlfuehlen und es mir bequem machen. Du hast es mich oft fuehlen lassen, dass du aelter bist als ich. Wolltest wohl so eine Art Mutterstelle vertreten? Eine Mutter habe ich, und die genuegt mir. Gut ich habe dir eine Menge abzubitten, was hiermit geschehen soll. Doch wie war und ist es mit dir, wenn ich am Wochenende nach Hause kam? Die ganze Bude hast du auf den Kopf gestellt, du musstest hier putzen und dort waschen. Was hast du denn bloss die ganze Woche ueber gemacht? Nichts!

Du bist bei deiner Schwester Maria die ganze Woche herumgesessen und dort hast geschwatzt. Erst dann am Wochenende, wenn ich kam, fingst du an zu arbeiten, lieftst den ganzen Tag mit den Lockenwicklern herum. Obwohl du den Schrank voll schoener Sachen hast, traegst du staendig diese daemliche Kittelschuerze. Was glaubt ihr Frauen eigentlich, dass ihr so vor euren Maennern herumlaeuft? Ich weiss nicht, ob alle Frauen so sind, aber die mit denen ich bis jetzt im Leben zu tuen hatte, die waren alle gleich; sie kannten nur sich. Da bist du keine Ausnahme. Tut mir leid, wir haetten schon vor zwoelf Jahren darueber sprechen muessen, Heute ist es zu spaet. Den einzigen Fehler, den ich von meiner Seite aus zugebe, ich haette das mit dem Transportgeschaeft nicht anfangen sollen. An diesen Fehlerwerde ich wohl mein ganzes Leben zu knabbern haben". Lassen wir das Gespraech fuer heute gut sein und lass mich mein bisschen Leben in Ruhe leben. "Was du mir da ebend gesagt hast, muss ich erst verdauen", meinte Hanni. " Wie du moechtest. Ich fahre heute Abend sowieso. Dann kannst du dich mit Tabletten vollpumpen. Es wird dich noch das Leben kosten, wenn du so weitermachst, denn mit Valium ist nicht zu spassen".

Ich verlies die Wohnung, setzte mich in meinen PKW und fuhr nach Gladbach. Als ich dort ankam war Sigfried schon feste am LKW zugange. Er war gerade dabei, den Luftfilter zu reinigen. "Tag Sigi". "Tag Achim. Was machst du denn schon am Sonntagmorgen hier? Du hast doch deinen LKW bei dir stehen." "Ach, weisst du, hatte mich mal wieder mit Hanni in der Wolle. Es wird immer schlimmer. Da habe ich mich ins Auto gesetzt und da bin ich nun." "Na, du hast ja schoen was am Hals, jetzt wo deine Tochter noch mit den Kindern bei euch wohnt." "Nein, die Kinder sind es nicht. Es sind die beiden Frauen, die mich nerven. Aber ich bin nicht gekommen, um mit dir ueber meine weniger guten Verhaeltnisse zu sprechen". "Dann geh mal schon rein, Christa ist in der Kueche und macht das Mittagessen. Kannst gleich mit uns essen". "Danke Siggi". Ich ging durch die Hintertuer ins Haus, klopfte an die Kuechentuer und ging dann hinein. "Guten Morgen schoene Frau"! Morgen Achim, was treibt dich denn schon hierher"? "Ach weisst du Christa , ich habe mich mal wieder geaergert.

Rita macht mir viel Sorgen, denn sie hilft zu Hause ueberhaupt nicht. Kommt von der Arbeit, zieht sich um und verschwindet wieder in den Ausgang. Hanni schafft das nicht mehr". Schuld habt ihr selbst, oder besser gesagt Hanni. Weshalb blaest sie Rita nicht den Marsch? Aber das hat sie nun davon, Gutmuetigkeit wird immer bestraft".  Ich sagte: "Mir ist schon alles gleich, Geschaeft kaputt, Ehe kaputt, die Tochter macht was sie will. Ich glaube nicht, dass ich das noch lange durchhalte, denn meine Nerven sind schon im Eimer, das kannst du mir glauben. Frueher dachte ich, Hanni sei eine Frau fuer mich, aber das war ein grosser Irrtum. Nach mir hat nie jemand gefragt. Hanni hat zu nichts Lust". Aber, was reden wir davon?"  Christa fasste mich an der Schulter und  sagte: " Rege dich nicht auf. Zu uns kannst du jeder Zeit kommen. Ich freue mich immer, wenn du hier bist. Moechtest du einen Schnaps?" "Ja, gern. Da sage ich nicht nein, obwohl ich kein Trinker bin". "Achim kommst du naechste Woche mal her? Ich muss dir etwas sagen, das jetzt nicht geht".  "Was hast du denn fuer Sorgen?"  'Erzaehle ich dir dann. Jetzt wollen wir essen." Bald nach dem Mittagessen fuhr ich nach Hause, denn am Abend musste ich wieder los auf die Tour. Christas Andeutung beschaeftigte mich sehr.
 
Ich hatte festgestellt, dass sie in den letzten Wochen sehr schmal im Gesicht geworden war. Zum Glueck musste ich  nur nach  Nordfrankreich.  Wenn die Ruecktour klappte, konnte ich am Mittwoch wieder in Deutschland sein. So war es dann auch. Ich fragte einen ehemahligen Fahrer ob er fuer  mich mal die Ladung ausladen kann, und auch die Beladung uebernehmen wuerde, er war sofort einverstanden. Dann fuhr ich  zu Christa hin. Freudig begruesste sie mich und kochte gleich Kaffee. Achim denke nichts Falsches von mir, dass ich dich bat zu kommen, wenn Siggi nicht da ist. Er spielt immer den grossen Geschaeftsmann, das sehe ich nicht ein. Als ihr damals eine KG gruenden  wolltet, war ich nicht bereit es zu tun, weil wir im ersten Geschaefsjahr schon mit Minus gearbeitet  haben. Vielleicht verstehst du es jetzt. Manch mal habe ich nur zwanzig Mark fuer mich, weil der LKW rollen muss." Christa weinte und konnte nicht weiter  sprechen. Ich versuchte sie zu troesten und sagte: "In mir hast du einen Freund und sage mir rechtzeitig Bescheid, damit wir meinen LKW abmelden koennen.
 
Danke, dass du mir das gesagt hast. Erst glaubte ich, dass eure Ehe in Ordnung waere und habe Siggi beneidet."  "Aber das scheint mit euch auch nicht zu klappen." Christa sagte: "Ach, Siggi hat nur seine Sportsendungen  und Kreuzwortraetsel im Kopf. Meinst du, er ruft in der Woche mal an, um zu fragen, ob ich einen Rat brauche? Nein. Wenn er erst im LKW sitzt, hat er mich vergessen, und ich kann sehen, wie ich an Geld komme, um die Rechnungen zu bezahlen. Ich kann nicht mehr. Das Beste waere, ich wuerde mit dem Auto gegen einen Baum fahren. "Christa mach das ja nicht! Ab jetzt helfe ich Dir, wenn ich kann." "Danke, Achim. Du bist lieb. Ich bin froh, dass ich mit dir gesprochen habe."  In den naechsten Wochen rief ich jeden zweiten Tag bei Christa an. Die junge Frau war erst 34 Jahre alt, sie tat mir leid. Ich verstand Siggi nicht, dass er seine Frau vernachlaessigte. Im November musste Siggi ins Krankenhaus, wegen des Blinddarms, Christa stellte einen Fahrer ein zur Aushilfe.
 
Eines Tages rief ich aus Italien an, dass man mir in Mailand den LKW gestohlen hatte. Als ich nach dem Mittagessen auf den grossen LKW-Parkplatz zurueckkam, machte ich grosse Augen! Wo war denn mein Fahrzeug geblieben? Ich hatte doch nicht zuviel getrunken, aber mein Laster war verschwunden. Mir fuhr ein gewaltiger Schreck in die Glieder. Was sollte ich nun tun? Ich alarmierte die italienische Polizei und schilderte ihnen, dass ich fast bis Mittag beim Zoll stand, und meine Ware verzollt hatte. Vom Zoll aus fuhr  ich dann auf einen Parkplatz, wo auch andere LKW's standen und ging zum Mittagessen in ein dortiges Restaurant, nach einer Stunde, wollte ich zur Entladestelle fahren, und musste feststellen, dass mein LKW gestohlen wurde. Ich habe alle Daten des LKW's der Polizei gegeben. Man sagte zu mir:" Wir werden sie benachrichtigen, wenn wir das Fahrzeug gefunden haben. Ich habe auch meine Privat Telefonnummer den Beamten gegeben. Bin dann mit der Bahn nach Hause gefahren.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Neues Glück mit Christa
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28.  Neues Glück mit Christa
Zwei Tage spaeter war ich bei Christa, denn sie musste den Diebstahl auch bei der deutschen Polizei melden. Da ich vorlaeufig keinen LKW hatte, erledigte ich gemeinsam mit Christa die administrativen Geschaefte. Viele Stunden waren wir unterwegs. Christa lebte in meiner Gegenwart richtig auf. Ich sprach mit ihr ueber mein frueheres Leben, welche Interessen ich hatte und dass ich mit Frauen schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Wir fanden heraus dass wir die gleichem Interessen verfolgten. Ich dachte: "Ja, das waere die richtige Frau fuer dich. Mit der kann man sich ueber alles unterhalten." Ich wagte aber nicht, mich ihr zu naehern. Ich wollte mein Herz im Zaume halten, damit ich nicht wieder enttaeuscht wuerde. So einfach war es aber nicht. Kaum war ich zu Hause, erfand ich einen Grund, Christa anzurufen. Ich wollte ihre Stimme hoeren. Meine Gedanken, weilten immer wieder bei ihr, obwohl ich wusste, das darf nicht sein. Sie ist die Frau deines Freundes, wenn er denn wirklich ein Freund war, denn wir kannten uns auch nur von der Fernfahrerei. Siggi fuehrte genauso ein lockeres Leben wie ich.

Als ich eines Tages Christa nach einer Autofahrt vor der Haustuer absetzte, bat sie mich: "Achim, bitte komm doch noch mit herein. Rufe Hanni an, es haette laenger gedauert." Diese Bitte konnte ich ihr nicht abschlagen. Christa kramte Fotos hervor, und kochte Kaffee und war redlich bemueht, mich nicht so schnell fortzulassen. Ich schaute mir die Fotos an, es waren Bilder aus der DDR Zeit. Christa schlich wie ein Kaetzchen, um mich herum. Ich hatte grosse Muehe, meine Beherrschung nicht zu verlieren. Frueher haette ich die Gelegenheit genutzt, aber Christa wollte ich nicht enttaeuschen. Sie hielt mich fuer einen guten Menschen. Beim Abschied umarmte sie mich, und gab mir einen fluechtigen Kuss. Dann schob sie mich schnell zur Tuer hinaus. Ich musste am naechsten Tag nach Italien, denn am Montag hatte man meinen LKW gefunden. Waehrend ich im Zug nach Italien sass, um meinen LKW abzuholen, musste ich staendig an Christa denken. Es war um mich geschehen. Jahrelang hatte ich kein Gefuehl der Liebe empfunden. Nun stuermte mein Herz und zerbrach die feste Rinde in meinem Innern. Ich sah sie staendig im Zug vor mir, ganz besonders ihr Gesicht.

Ich fragte mich : "Ob sie nur ein Spiel mit mir treibt? oder ob sie es ehrlich meint? Gleich in Mailand rief ich sie an und sagte: "Christa, mir ist etwas Furchtbares passiert. Ich liebe dich. Seit gestern Abend weiss ich es." Oh, Achim." hoerte ich ihre liebliche Stimme: "Darauf habe ich gewartet. Da du mir erzaehlt hast, was du von Frauen haeltst, solltest du von selbst merken, dass ich dich liebe. Meine Zurueckhaltung hat sich also gelohnt." "Christa meinst du es auch ganz ehrlich? Denke darueber nach, es wird fuer uns nicht einfach werden." "Aber Liebe macht stark. Pass gut auf dich auf, damit dir nichts passiert." " Tschuess mein Liebes, wenn ich zurueck bin, muss ich dich unbedingt sehen." Tschues Liebster. Ich warte auf dich." Ich hatte es nun eilig meinen LKW zuholen. Da der LKW nicht beschaedigt war, rief ich die Spedition an fuer eine Ladung, der Disponent sagte zu mir, in Mailand bekommst du eine Ladung Stueckgut, und die kommt hier bei uns auf den Hof. Als ich fertig beladen war, fuhr ich direkt nach Aosta. Es war schon merkwuerdig, dass der LKW zwar gestohlen wurde, und die schwere Ladung Bleche einfach weg waren. Da musste schon ein sehr grosser Kran mitgeholfen haben, um drei Keuls, von je 8 Tonnen abzuladen. Doch ich war froh, dass kein weiterer Schaden am LKW war. Am Sonntag kam ich an die deutsche Grenze, durfte aber nicht weiterfahren, denn es war Fahrverbot bis 22 Uhr.

Also musste ich warten. Ich rief Christa an und bat: " Kannst du zur Grenze nach Aachen kommen? Ich muss dich unbedingt sehen, weiter nichts". Christa setzte sich in Bewegung. Auch sie hatte das Verlangen, mich in die Arme zu nehmen. Ich ging Christa entgegen quer ueber den Zollplatz, als wir uns gegenueberstanden, waren wir beide ein bischen befangen. "Komm Christa wir gehen in meinen LKW, da ist es warm." Das war ihr recht, denn es sollte sie niemand sehen, der vielleicht Siggi kannte. Christa kletterte in den LKW und staunte, wie gemuetlich es hier war. Ich hatte Kaffe gekocht. Langsam fielen die Hemmungen ab. Wir waren beide gluecklich, dass wir uns gefunden hatten. Es gab so vieles zu besprechen, aber dafuer war jetzt keine Zeit. Schweren Herzens trennten wir uns gegen Abend, aber es musste sein. In den naechsten zwei Monaten wurde es fuer Christa und mich immer schwieriger, unsere Liebe zu verbergen. Als Siggi aus dem Krankenhaus entlassen wurde nach der Blinddarmoperation, vereinbarten wir Maenner, den Fahrer fuer seinen LKW zu behalten, und wir teilten uns meinen Wagen, wir fuhren diesen abwechselnd.

Und das war eine gute Loesung, denn dadurch hatte ich mehr Zeit fuer meine Christa. Ich erledigte mit Christa saemtliche Bankwege, holte Geld von der Spedition und ich legte ein gutes Wort fuer Christa ein, wenn ein Glaeubiger auf Zahlung draengte. Hanni hatte von der platonischen Beziehung noch nichts gemerkt. Wenn Christa mal bei ihr war, schimpfte Hanni ueber mich: der hat mich die ganzen Jahre betrogen. Christa tat es innerlich weh, dass so ueber ihren Liebsten gesprochen wurde, denn sie wusste ja von mir, weshalb ich so gewesen war. Sie riet Hanni: Werfe ihn doch raus und suche dir einen anderen Mann." Auch Siggi hatte nichts bemerkt. Er war froh, dass ich ihm die Arbeit abnahm. Ich hatte sehr darunter zu leiden, dass Christa noch nicht bei mir war. Deshalb sagte ich im Februar 1980 zu ihr: "Jetzt haben wir so oft hin und her gerechnet. Das Geschaeft ist nicht zu halten. Meine Meinung kennst du. Du hast mit Siggi noch nicht uber uns gesprochen. Wann willst du das endlich tun?" "Achim ich traue mich nicht."

"Ich denke, du liebst mich? Also, zwei Wochen gebe ich dir noch Zeit, dann gehe ich so oder so von Hanni weg. Es liegt nur bei dir. Versuche mich nicht fuer dumm zu verkaufen, dafuer habe ich zu viel Schlechtes erlebt. Schoene Worte allein beweisen nichts, nur Taten." "Liebling, sei nicht traurig. Ich will ja mit dir gehen. Wie mache ich das bloss mit meinen Sachen?" "Gegenstaende sind tote Werte. Wir richten uns neu ein. Nimm mit, was du behalten willst, ein Freund von mir will uns eine kleine Wohnung vorlaeufig vermieten." "Achim ich moechte gern nach Hannover. Hier habe ich mich noch nie wohlgefuehlt. Ich habe eine Tante dort in Bodenteich wohnen." "Schatz, das ist mir gleich wo wir hinziehen. Wo du bist, bin ich auch gluecklich. Wichtig ist nur, dass ich Arbeit bekomme und ein Dach ueber den Kopf habe. Wenn man sich liebt, wird eine kleine Huette zum goldenen Paradies."

Am Rosenmontag uebernahm Siggi den LKW und war dann also drei Tage unterwegs. An diesem Abend beschlossen wir nach Hannover zu fahren. Sie wollte ihre Tante fragen, ob es moeglich waere, mit mir bei ihr zu Wohnen, denn sie hatte ein Haus. Unten hatte Tante Anita eine Kueche zwei Schlafzimmer und ein Wohnzimmer, und oben drei Zimmer mit Badezimmer. Mir gefiel die Tante Anita, sie war offen und sagte alles frei heraus. Ich sah, dass Anita Christas Hand drueckte und sagte: "Den halte gut fest, das ist ein feiner Mensch, ihr koennt oben wohnen. Wann wollt ihr denn kommen? Christa sagte: "Es kann noch drei bis vier Wochen dauern Tante. Denn wir muessen das Geschaeftliche erst erledigen. Ich wollte schon ein paar Sachen von mir hierherschicken und wissen, ob dir das recht ist? "Jeder Zeit koennt ihr kommen," freute sich Tante Anita. Nachmittags verabschiedeten wir uns, denn wir wollten abends wieder zuhause sein. Angeblich waren wir ja nur dienstlich unterwegs. Kurz bevor wir nach Langenfeld abiegen mussten, sagte Christa: "Achim ich bringe dich nicht nach Hause. Ich will mich nicht wieder von dir trennen. Sag, was meinst du?" "Du kennst meine Meinung, wenn wir bei deiner Tante wohnen koennen, wuesste ich nicht, worauf wir warten sollten, es liegt an dir mein Schatz." Was dann kam, ging alles sehr schnell, Christa setzte mich an einer Gaststaette ab und fuhr nach Hause.
 
Ich hatte inzwischen Hanni angerufen und ihr gesagt, dass ich sie verlasse und morgen meine Sachen abholen wuerde.  Eswar auch ihr Wunsch, dass wir uns trennten, denn wir hatten ueber dieses Thema stundenlang diskutiert. Denn sie war medikamentensuechtig, ich erfuhr einige Jahre spaeter von meiner Tochter, dass meine damalige Frau Hanni Valium abhaengig war, was ich nicht wusste.
 
In aller Eile packte sie Waesche, Kleidung und etwas Geschirr ein, dann fuhr sie zur Gaststaette, und holte mich ab. Christa und ich wir uebernachteten in einem Motel an der Autobahn. Das war die erste Nacht mit Christa, in der wir uns sexuell naeherkamen. Nach vielen Wochen und Monaten, der Enthaltsamkeit, habe ich meine Koenigin der Gefuehle, ja meine Koenigin meiner Seele gefunden, die mir mein Gefuehl und meinen Willen zurueck schenkte. Ja, es war auch eine Frau, die meine Seele vor 35 Jahren gequaelt hatte. Ich habe am Anfang meiner Biographie meine Leidensgeschichte beschrieben. Ja es war meine Mutter, ich war damals zehn Jahre und der zweite Weltkrieg war zu Ende und Millionen Menschen waren auf der Flucht. Nun habe ich nach 35 Jahren - wieder durch eine Frau - erfahren dürfen, es gibt gewisse charismatische Menschen, die ohne dass sie es selbst wissen, einem anderen Menschen Genesung schenken koennen. Mir war als waere ich ein neuer Mensch geworden. Ich liebte diese Frau vom ganzen Herzen, dass ich bis zu diesem heutigen Tag nicht von dieser Liebe wusste und ich sah die Welt mit ganz anderen Augen.

Am naechsten Morgen holten wir von der Bank Geld ab. Anschliessend fuer ich nach Hause. Hanni hatte schon zwei grosse Koffern und einige Kartons gepackt. Als sie nun erfuhr, wer meine Freundin war, konnte sie es gar nicht glauben. Ich gab Hanni Geld zum Leben und sagte, das sollte fuers Erste genug sein. Hanni sagte: Deine Mutter ist maechtig sauer auf dich. Sie sagte du haettest bei ihr verschissen". "Ach das gleiche wird Rita auch sagen, nur sie sollen sich alle an ihre eigene Nase fassen. Ich werde mich naechsten Monat bei dir melden wegen den Unterhaltskosten. Ich bitte dich, halte dich ein wenig an meine Mutter, sie wird dir schon weiterhelfen". Dann fuhr ich zurueck zu Christa, die im Kaufhof auf mich wartete. Ich war gluecklich, dass ich nun endlich mit Christa zusammen sein konnte, der entscheidende Schritt war getan. Ich wuerde nie von Christa weggehen, denn sie hat mich wirklich wachgekuesst, klingt alles ein bischen schmeichelhaft, aber es ist die reine Wahrheit. Gemeinsam koennen wir, wenn wir es wirklich wollen, den Weg der Liebe gehen. Mit all den Nebenwirkungen die mit Sicherheit kommen werden.

Tante Anita war sehr ueberrascht, als wir mit unseren Sachen bei ihr schon einen Tag spaeter antanzten. Die alte Tante konnte es gar nicht fassen. Christa sagte: "Tante Anita, wir moechten nur erst einmal unser Gepaeck in ein Zimmer oben stellen, denn wir fahren erst fuer zwei Wochen nach Spanien." "Ja, ja, macht nur." Waehrend ich die Koffer fuer unsere Reise packte, rief Christa ihren Mann Sggi an und sagte: "Siggi, ich komme nicht mehr zu dir zurueck. Ich bleibe mit Achim zusammen. Bitte versuche nicht, mich daran zu hindern. Wenn wir vom Urlaub zurueck sind, melde ich mich." Siggi wollte, dass Christa sofort nach Hause kommen sollte, aber sie gab ihm zu verstehen, dass das alles keinen Sinn hatte, weil sie Achim liebe. Christa wusste, dass sie nur an der Seite von Achim gluecklich werden konnte. Auch sie hatte vorher dieses tiefe Gefuehl der Liebe nicht gekannt. Wir verabschiedeten uns von Tante Anita und fuhren mit dem PKW ueber Belgien, Frankreich nach Spanien. Unterwegs sprachen wir ueberwiegend ueber unsere Zukunft. Ich sagte: "Schatz den Urlaub brauchen wir, denn es wird noch viel auf uns zu kommen."

Man kann die Vergangenheit nicht einfach so wegwischen. Es gibt sicher noch Aerger mit Siggi, dann die Aufloesung des Geschaeftes. Die Glaeubiger werden sich immer an dich wenden, weil alles auf deinen Namen laeuft. Aber jetzt wollen wir nicht daran denken, sondern uns erholen und Spass miteinander haben. "Liebevoll streichelte ich meine Christa waehrend sie ihren Kopf an meine Schulter legte. Wir fuhren an landschaftlich schoenen Gegenden vorbei, und hielten oft an, um kleine Spaziergaenge in der Natur zu machen. In Tarragona mieteten wir uns fuer 10 Tage ein Hotelzimmer. Christa war begeistert von der spanischen Landschaft, ich selbst habe bei meinen Fahrten nie viel von der Natur mitbekommen, da man immer die Augen auf der Fahrbahn hatte. Ich freute mich, dass es ihr hier so gut gefiel. Da Christa kleine und grosse Autos fahren konnte, wechselten wir oft die Plaetze, sodass wir nie Muede waren. Christa war eine herrliche bunte Blume im Wind. Sie war voller Freude, Elan und Willenskraft, ihre Gefuehle waren sanftmuetig und von herzzerreissender Zaertlichkeit,

Vom Intellekt her war sie mir haushoch ueberlegen, aber sie hat nie diese Karte gegen mich ausgespielt, sie hat wirklich alles gegeben, in welcher Richtung auch immer. Wir haben die Abendluft in Tarragona genossen und wanderten durch die schoene unbeschaedigte Natur, wir hielten Haendchen wie kleine Kinder, und freuten uns, dass wir uns gefunden hatten. Ich sagte zu Christa, lass uns nie streiten ueber Dinge, die wir eh nicht aendern koennen, ansonsten kann man doch ueber alle Probleme sachlich reden. "Schatz ich mag auch keine Streitigkeiten. So eine "Liebe", wie zwischen uns, kann niemand zerstoeren. An deiner Seite fuehle ich mich geborgen." Wir blieben stehen und kuessten uns. Dann summte ich eine Melodie und sie tanzte vor Glueck ein paar Schritte auf der Strasse. Trunken vor Glueck kamen wir wieder ins Hotel. Wir fuehlten uns wie ein junges Liebespaar, was wir ja auch waren, denn Christa mit ihren 34 Jahren war ja wirklich sehr jung verglichen mit meinen 45 Jahren. Nun habe ich den Vergleich kennen gelernt, wie es ist, mit einer Frau die 11 Jahre aelter war, und eine Blume die 11 Jahre juenger war, es war fuer mich, ein Erlebnis wie Tag und Nacht.

Nicht dass ich es schlecht reden moechte. Die ersten 15 Jahre mit Hanni waren auch sehr schoen. Nur die drei letzten haben unsere Beziehungen zerstoert, und die 11 Jahre Altersunterschied machten sich bemerkbar. Heute bin ich mir sicher, dass Hanni ueberfordert war, und dass ich selten zu Hause war, brachte das Ganze zum kochen. Denn der Mensch braucht den Menschen. Vieles kann der Mensch entbehren, nur den Menschen nicht (Boerne). Das wuerde ich heute voll unterschreiben. Ich weiss dass ich meiner Hanni viel Leid zugefuegt habe, das habe ich erst zwei Jahre spaeter erkannt. So gut wie es uns auch in Tarragona gefiel, doch wir mussten bald den Heimweg antreten, obwohl wir noch gar kein richtiges Heim hatten. Als Talisman nahmen wir uns eine winzige kleine Agave mit. Ich fuehlte, dass ich hier in Tarragona die schoenste Zeit meines Lebens verbrachte, denn ich war schon ein Gezeichneter, was keiner wusste. Christa hatte sich erholt und so begaben wir uns auf den Heimweg. Als wir von Spanien zurueckkamen, fuhren wir direkt nach Bodenteich zu Christas Tante.

Tante Anita hatte gute Beziehungen, denn als ihr Mann noch lebte hatte sie einen grossen Bauernhof, aber heute wo ihre zwei Toechter verheiratet sind, lebte sie nur von ihren Ersparnissen, und ich moechte sagen nicht schlecht, sie hatte zwei grosse Haeuser in Bodenteich. Tante Anita war mit ihren 70 Jahren noch gut drauf, als wir wieder zurueck bei ihr waren, sagte sie: "Ich habe schon einen Makler angerufen, der eine Einzimmerwohnung mit Kueche und Toilettenraum mit Dusche anzubieten hatte. Nun fehlte noch die Arbeitsstelle, die ich dann vom Arbeitsamt erhielt. In Uelzen trafen wir Anita, sie hatte wohl einiges zu erledigen dort." Na, hat es geklappt?" wollte sie wissen. ich sagte : "Ja, ich soll mich in Lueneburg bei einer Transportfirma melden, da waere eine Fahrerstelle frei." "So, dann nichts wie hin. Lasst euer Auto stehen, ich fahre euch dort hin." Christa und Anita warteten draussen, waehrend ich mich bei der Firma vorstellte.

Ich fuehrte ein langes Gespraech mit dem Chef. "Waren sie schon mal als Fernfahrer unterwegs?" Nun etwa 17 Jahre duerften wohl ausreichen, um davon etwas zu verstehen. Zudem fuehrte ich selbst ein Transportgeschaeft, das leider aus verschiedenen Umstaenden in die roten Zahlen geriet, aber das nur nebenbei." "Wo wohnen sie jetzt?" "Zurzeit in Bodenteich, aber ich kann in Uelzen eine Wohnung bekommen." Ist ihnen der Weg nicht zu weit?" " Ich habe einen PKW und bin somit unabhaengig." Gut, dann koennen wir es mal versuchen. Wir fahren ueberwiegend nach Schweden und Daenemark. Mit denn Zollpapieren kennen sie sich aus?" "Ja, denn ich bin frueher nur im Ausland unterwegs gewesen." "Gut, dann koennen sie am 20. Maerz anfangen, das waere naechste Woche am Sonntag." Ich sagte dem Chef, eine Bitte haette ich noch, ich lebe mit eine jungen Frau zusammen und moechte, dass sie mit mir faehrt. Sie hatte ebenfalls ein Transportgeschaeft, welches pleite ging. Sie versteht eine Menge von der Fahrerei und ist mir eine grosse Hilfe. Sie werden dadurch keinen Schaden haben." "Normalerweise fahren bei uns keine Frauen mit, aber wir koennen es ja versuchen. Ubrigens ihr Lohn betraegt 2'900 Mark brutto plus Spesen"

"Danke ich bin einverstanden. Auf Wiedersehen". "Draussen warteten Christa und Tante Anita schon mit Spannung darauf, was nun abging. "Du meine Guete Achim, wir dachten schon, du kommst heute nicht mehr wieder. Du suchst doch nur eine Stelle, da braucht man doch nicht gleich sein ganzes Leben zu erzaehlen. Was ist nun?" "Anita du laesst einem nicht zu Worte kommen ." "Spass muss sein, aber nun mal Klartext. Was ist?" Naechsten Sonntag geht es los." "Du hast also die Fahrerstelle bekommen?" "Ja, mein Schatz. Der Chef ist auch einverstanden, dass du mit mir faehrst." "Das ist ja prima. Ach, bin ich gluecklich." "Na,na, nun hab dich mal nicht so." kam es von der Tante. Wir fuhren zurueck nach Uelzen und besichtigten die Wohnung. Der Vormieter war schon ausgezogen. Als ich die Wohnung betrat, sagte ich: "Christa, das reicht fuer uns, denn wir sind ueberwiegend nur am Wochenende zu Hause. Vor allen Dingen ist die Miete nicht so hoch. Was meinst du Schatz? Dir soll es gefallen." Christa war einverstanden so wurde der Mietsvertrag unterschrieben.

Vier Tage spaeter konnten wir einziehen. Das Telefon brauchte nur umgemeldet zu werden, Oelheizung war da, nun fehlten nur noch Moebel und Gardinen. Christa und ich wir fuhren in die Stadt und bestellten uns in einem Moebelgaschaeft, Gebrauchtsmoebel: Tisch, Schrank und Sessel. Die Bettcouch war aufklappbar und in einem sehr guten Zustand. In der Kueche waren schon zwei Haengeschraenke sowie eine Abwaschanlage. Einen Tisch und vier Stuehle sowie einen elektrischen Herd kauften wir dazu. Auch der Kuehlschrank war gebraucht. Wir waren beide gluecklich und zufrieden. Tante Anita gab uns Lampen, Gardinen, Geschirr und eine Truhe. Fuer den Anfang reichte das. Ich freute mich, Christa gluecklich zu sehen. Gemensam machten wir uns an den Hausputz und richteten uns ein. Die Woche war schnell vergangen. Am Sonntag packte Christa den Koffer und eine grosse Tasche fuer die erste gemeinsame Tour mit dem LKW.
 
Die erste Tour sollte uns nach Goeteburg bringen. Ich hatte schon richtig Reisefieber und konnte die Zeit gar nicht abwarten. Um 21 Uhr waren wir auf dem Hof der Firma. Ich uebernahm die Papiere und ab ging die Post. "Der erste Arbeitstag." dachte ich. Wirklich ich war gluecklich, dass ich meine Christa dabeihatte. Freitag Abend waren wir wieder in Lueneburg. Der Chef kam auf den Hof und sagte: "Hat doch gut geklappt, Herr Wollschon. Bin bis jetzt zufrieden. Ich bekam meinen Lohn und fuhr mit Christa nach Hause. In der Wohnung umarmte ich Christa, und sagte: "Ich verstehe nicht, wie ich das solange allein auf dem "Bock" ausgehalten habe. Mit dir macht die Arbeit richtig spass." Samstag Vormittag kauften wir fuer die ganze naechste Woche wieder Konserven, Brot, Wurst und Kaffe ein. Christa hat es uebernommen, im LKW zu kochen. Die Spesen wollten wir unterwegs nicht voll ausgeben. Nach dem Einkauf teilten wir uns die Hausarbeit. Ich uebernahm wie selbstverstaendlich die Kueche und kochte das Essen, waehrend Christa sich um die Waesche kuemmerte und im Wohnzimmer putzte. Christa wunderte sich, dass ich nach einer anstrengenden Woche ein Lied pfeifend die Kuechenarbeit erledigte, aber ich wusste auch, das Christa immer bereit war mir zu helfen, die Plane am Auto zu zumachen, den Auflieger ausfegen und die Kuechenarbeit im LKW uebernehmen.
 
Sonntag Mittag, nach unserer ersten Tour klingelte das Telefon und meine Tochter Rita war am Telefon und sagte ganz frech zu mir: Wollte dir nur sagen, dass die Mutti (Hanni) tot ist und in der letzten Woche auch begraben wurde. Sie wurde direkt vor unserer Haustuer von einem Taxi überfahren und und viele Meter durch die Luft geschleudert. Sie hatte schwere Verletzungen am Kopf und an viele anderen Stellen, sie wurde nach Koeln in eine Unfallklinik gebracht, und erlag fuenf Tage spaeter ihrern Verletzungen. Papa wir wollen dich hier nicht mehr haben, dann legte sie auf. Natuerlich war es ein Schock fuer mich, das war ja nicht meine Absicht, dass sie sterben sollte, wer macht denn so etwas. Erst zwei jahre spaeter erfuhr ich, dass sie Valium abhaengig war
 
Wochen und Monate vergingen. Oft besuchten wir Tante Anita, und ich half ihr im Garten, fuehrte kleine Reperaturen am Schuppen aus oder  was sonst anfiel. Am liebsten unterhielt ich mich mit Christa zu Hause. Wir sassen manchmal bis spaet abends zusammen und sprachen ueber Probleme, die sich die Menschen schafften. Ich hatte erkannt, dass es nichts Schoeneres gab als die wahre Liebe. Ich sagte zu Christa: "Liebes, wir haben nicht viel, aber ich bin gluecklich wie nie zuvor. Ein Leben ohne dich kann ich mir nicht mehr vorstellen." "Liebling, ich auch nicht. Wir sind zwei Menschen und doch sind wir eins. Ich finde es herrlich, dass wir alles gemeinsam machen. Traurig, dass es nur wenige Menschen gibt, die sich so lieben wie wir. Was nuetzt mir ein eigenes Haus, wenn ich darin allein und ohne Liebe bin?"

Wir waren beide auf der Sinnsuche, den Sinn des Lebens zu finden, gibt es so etwas ueberhaupt? Christa liebte die Natur, im Sommer waren wir viel unterwegs mit dem Fahrrad, suchten morgens Blaubeeren, kleine suesse Erdbeeren oder wir sammelten entlang der Eisenbahnschienen die dunkelblauen Brombeeren, es waren schoene Erlebnisse. Christa hatte meist ihren Fotoapparat dabei, ja das waren schoene Zeiten. Ich musste dann immer an meine Kinderzeit denken, wenn wir mit der Oma Pilze sammeln waren, und meine Oma die Pilze gesaeubert hat, und sie in der Sonne trocknete. Eines Tages als wir vom Waldspaziergang kamen, sagte Christa zu mir: "Liebster, du hast doch mal erzaehlt, dass du in deiner Lehrzeit als Baecker Gedichte geschrieben hast. Versuche es doch wieder." Ich sah sie erstaunt an und sagte: "Nach so vielen Jahren soll ich das noch koennen?" "Weshalb denn nicht, du kannst es doch mal versuchen." Christa holte Schreibpapier und einen Bleistift. Zunaechst brachte ich einen kleinen Vers aufs Papier. Christa las laut vor:

"Du hast mein ganzes Herz,
nicht vom Winter bis zum Maerz
Du sollst es ewig haben
und es nicht begraben."

Der Anfang war getan, ich schrieb im Laufe der naechsten Zeit achtzig Gedichte. Gedichte ueber die Natur und ueber verschiedene Menschentypen. Christa munterte mich immer wieder auf, und schrieb meine Gedichte mit der Schreibmaschine ab. Zwei glueckliche Jahre waren wir nun fast zusammen, und ich kann mich nicht erinnern, dass wir je Streit hatten, ob wohl wir Tag und Nacht zusammen waren. Ich hatte gar kein Verlangen mehr allein wegzugehen. An einem Abend, fragte ich Christa: "Sag mal Schatz, du hast mir mal kurz erzaehlt, dass du im Osten zweieinhalb Jahre Gefaengnis bekommen hast, haette gern mehr darueber gewusst." "Da gibt es gar nicht so viel zu erzaehlen. Ich bin ins Gefaengnis gekommen wegen Republikflucht. Ich wollte in den Westen, weil ich es satt hatte in der DDR. Ich hatte Karl meinen damaligen Mann, der sehr egozentrisch war, nur geheiratet aus purem Egoismus. Denn die Ehe kam durch meine Mutter zustande, ich wollte Karl gar nicht heiraten. Es war mehr oder weniger ein Muss.Wir heirateten 1966 in Salzwedel, und zogen dann um nach Wernigerode, wo mein Mann in einem Betrieb seine Meisterpruefung als Installateur ablegen wollte.

Eigentlich war ich gegen diese Hochzeit. Aber ich nutzte sie aus, weil ich von zu Hause weg wollte. Denn ich hatte es satt staendig bevormundet zu werden durch meine Eltern, aber auch um mich der politischen Kraefte entziehen zu koennen. Natuerlich liebte ich Karl, so wie ein 20jaehriges Maedchen liebt, ohne zu wissen was Liebe eigentlich ist. Weil damas in der DDR eine grosse Wohnungsnot herrschte, wohnten wir bei meinen Schwiegereltern. Nach kurzer Zeit merkte ich, dass mein Karl ein grosses Muttersoehnchen war. Und ich merkte, dass er komische Ansichten von einem Eheleben hatte. Ich war sehr enttaeuscht von ihm, ich erfuhr keine Geborgenheit." "Also hast du fast das Gleiche erfahren wie ich." "Von der Qualitaet her, war es fast genauso wie deins in Afrika, nur jeder erlebt es anders und empfindet es anders. Das Glueck, Mutter zu werden wollte sich bei mir nicht einstellen. Ich arbeitete halbtags in der Kreissparkasse in Wernigerode, und nahm nebenbei Gesangs- und Akkordeonunterricht, und kam auf diese Weise mit einer Sing-und Jodlergruppe zusammen, und lernte noch das Jodeln dazu.
 
Ich war nun schon einige Jahre in dieser Sing- und Jodlergruppe, und hatte mich auch nach oben arbeiten koennen. Habe auch Solo gesungen und auch gejodelt, bekam auch mehrere Auszeichnungen. Dann lernte ich auf einer Veranstaltung einen Mann kennen, der aus dem Westen mit einer Gruppe Urlaub in der DDR machte. Ich sagte waehrend eines Tanzes, ach ich wuerde auch gern im Westen leben, denn hier, ist alles so oede. Beim zweiten Tanz sagte der Taenzer: "Meinst du das wirklich ernst in den Westen zu gehen? Ich sagte: " Ja, dann sagte er zu mir: "Wann wolltest du den abhauen? "Ja wenn sie es mir sagen. Ich erfuhr, dass er schon oefter Familienmitglieder ruebergebracht hatte, mit seinem Opel Comodore. Wir verabredeten uns fuer den naechsten Nachmittag. Wir trafen uns in einem weniger bekannten Restaurant, und besprachen meine Flucht. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns um 18 Uhr dort im Restaurant wieder treffen wollten. Und genau so habe ich es gemacht. Ich fragte den Mann, der den Vornamen Guenter hatte, ob er mir seinen westdeutschen Pass zeigen koennte, was er dann auch tat. So konnte ich sicher sein, dass er es ehrlich meinte."

"Sag mal, das war doch sehr schlecht geplant Christa, ich gehe doch nicht einfach so mit einem Guenter mit, den ich gar nicht kenne." "Ach Schatz, du weisst nicht, was ich alles in meiner ersten Ehe durchgemacht habe." "Das stimmt, und wie ging es weiter?" "Weisst du, mir zittern schon wieder alle Glieder, wenn ich nur daran denke. "Schatz du musst doch nicht weiter erzaehlen, nur wenn du es moechtest." " Ja, ich moechte, dass du alles erfaehrst und nicht spaeter von anderen Menschen erfahren musst. Wir fuhren ueber Halberstadt nach Magdeburg, dann haben wir noch in Magdeburg zu Abend gegessen. Ausserhalb Magdeburg , sagte Guenter zu mir: So Christa nun ist es Zeit, dass du dich in dem Kofferraum versteckst." Was ich dann auch tat. Bevor ich in den Kofferraum kletterte fragte ich Guenter: " Bist du sicher, dass die nicht in den Kofferaum schauen? Haben sie bis jetzt noch nie getan. Dann lag ich im Kofferraum und wir naeherten uns der Grenze. Guenter musste seinen Pass vorzeigen, und rechts raus fahren aus der normalen Spur, da wusste ich es hat nicht sollen sein, dass ich in den Westen abhauen konnte.

Guenter musste den Wagen abstellen. Als man nach geraumer Zeit den Kofferraum oeffnete und mich aus meinem Versteck herausholte, fragte mich ein Stasi-Mann: "Wissen Sie, wo Sie sich befinden?" "ich sagte kurz: "Nein" "Na, im Westen sind Sie nicht" herrschte er mich an. Ich anwortete betroffen und kleinlaut: "Das habe ich auch schon gemerkt." Dann haben sie mich abgefuehrt und stundenlang verhoert, wir mussten uns beide vor das Fluchtauto stellen, dann hat man uns fotografiert. Dann musste ich wieder in den Kofferraum hineinklettern und wurde nochmals von allen Seiten fotografiert. Anschliessend brachte man mich nach Magdeburg ins Untersuchungsgefaengnis. Dort musste ich mich vor einer Polizistin entkleiden fuer eine Leibesvisitation, alle Waeschestuecke wurden ausgeschuettelt. Dann wurde ich in eine Einzelzelle gesperrt. Ich hatte gelaubt, ich waere die einzige Frau, die jemals einen solchen Fluchtversuch gewagt haette. Die Stasi hatte eine gewisse Taktik angewandt um mich zum Sprechen zu bringen. Am Tage durfte ich mich nicht hinlegen und musste immer auf dem Hocker sitzen und warten und nochmals warten.

Immer wieder wurde ich zur Vernehmung geholt, stundenlang musste ich ein Kreuzverhoer nach dem anderen ueber mich ergehen lassen." "Christa, dass du das alles so geschafft hast, hattest du keine Angst?" "Naturlich hatte ich Angst, aber ich wollte es diesen Idioten nicht zeigen. Weisst du Achim, was du damals in Hannover erlebt hast als du aus Hamburg kamst war doch das Gleiche, du hast auch alleine da in der Zelle verbracht." "Ja, das stimmt, aber es waren doch freundliche Wachleute dort, die auf mich aufpassten, ich durfte mich bewegen, tun und lassen was ich wollte, ausser auf das Bett legen war verboten." "Weisst du Schatz, wir haben das beide erfahren, du als du das Fahrrad gestohlen hast, und ich wegen Republikflucht. Das war das Schlimmste was ein DDR-Buerger tun konnte, und hoch "politisch". Waechter, Aufseher, Vernehmer und deren Gehilfen, hatten dich staendig im Auge. Die Durchfuehrung der Verhoermethoden verlief nach der Devise: "Zueckerbrot und Peitsche, Ich moechte dir nun auch nicht nochmals alles vorkauen, die Stasi Leute haben alles so hochgejubelt, besonders die Verhoere, es war immer nur bla, bla bla um dich klein zu kriegen.

Nach meiner Verurteilung wurde ich im Sommer 1972 mit der Bahn in die schlimmste Frauenhaftanstalt der DDR nach Hoheneck im Vogtland gebracht. In Chemnitz, damals noch "Karl Marx Stadt" wurden wir in Handschellen zusammengekettet, wurden begleitet von bewaffnetem Aufsichtspersonal und abgerichteten Schaeferhunden. In Chemnitz ging es auf Lastwagegen in die Haftanstalt. Hier wurden uns die privaten Dinge abgenommen. Wir bekamen Straeflingskleidung. Dann kam ich in einen Raum, wo 30 Frauen in einer Vorbereitungszelle hausten. Meine Guete Achim, da waren schlimme Zustaende, hier waren nicht nur politische Gefangene, sondern Hunz und Kunz zusammengewuerfelte Menschen allen Kalibers.  Politische, Prostituierte, Diebe, Wirtschafs-Verbrecher und erfahrene "Knastalogen" die uns besondere Tips gaben, wie man sich verhalten sollte. Spaeter kam ich dann zu den Politischen, ich wurde dann mit 18 Frauen in einer Zelle gesperrt. Wir hatten dreistoeckige Feldbetten, kurze Zeit spaeter kam ich dann wieder in eine Zelle, wo wir nur 12 Frauen waren.

Duschen gab es keine. Es waren drei Wasserhahnen, für die 30 Frauen. Wir standen uns fast foermlich auf den Fuessen herum. Ausserhalb der Ruhezeiten, durfte man sich nicht aufs Bett legen und sitzen konnte man nur auf einem Hocker. Du weisst doch Achim, dass ich dir schon gesagt habe, dass ich oft Rueckenschmerzen habe, und das mit 34 Jahren. Nur alle drei Monate, durfte mich meine Mutti besuchen, die Fahrt dauerte dreihundert Kilometer von Salzwedel nach Hoheneck. Dann brachte Mutti Butter, Baumkuchen und Schokolade mit. Ich versteckte meine Butter und die Schokolade oben hinter dem Fenster, doch die "Schwalben," so nannten wir die unbarmherzigen Gefaengniswaerterinnen hatte mein Versteck entdeckt, so erhielt ich eine stenge Verwarnung. Falls dies nochmals vorkommt. Tagsueber mussten wir natuerlich arbeiten. Die Wochenarbeitszeit im "Bau" betraegt 48 Stunden. Die schweren Maedchen mit langen Strafen mussten Spulen fuer ein Elektrowerk wickeln. Einige arbeiteten in einer Strumpffabrik, ich arbeitete in der Naeherei in zwei Schichten, Frueh, Spaet und Nachtschicht. Wer seine Arbeit gut gemacht hatte bekam dann 30 Ostmark, dafuer konnte man dann Zigaretten kaufen und andere Dinge.

"Christa, wollen wir nicht spaeter darueber weiterreden?" " Achim, ich moechte das zu Ende bringen, und nie wieder darueber sprechen muessen. " Ok Schatz." "Weisst du Achim, ich habe im Gefaengnis oft gebetet: "Herr, wenn es dich gibt, dann lass mich einfach einschlafen und nie wieder aufwachen." Ich war so oft lebensmuede, dass ich nicht weiterleben wollte. Du siehst man ueberlebt oft die schwierigsten Situationen. Nach meiner Strafentlassung, haette ich nicht mehr zu meiner Mutter zurueckgehen koennen, denn sie wohnte in Salzwedel im Grenzgebiet, und das waere fuer mich laut Gerichtsbeschluss verboten gewesen. Ich war voellig heimatlos. Dann eines Tages wurde ich ohne zu wissen warum, aus der Strafanstalt Hoheneck nach Chemnitz gebracht in ein Stasi Sonderlager. In diesem Sonderlager wurden Menschen wieder "hochgepaeppelt." Das Geruecht verbreitete sich, dass alle hier Herausgebrachten fuer einen Transport in die Bundesrepublick vorbereitet wuerden. Herzensfreude kam ueber mich, sollte ich wirklich aus der beschissenen DDR vom Westen freigekauft werden und in die Freiheit kommen? Es war im Juli 1974. Wir bekamen ein Formular mit der Aufschrift:

                      Antrag auf Ausweisung aus der DDR

Welch eine hoffnungsvolle Fuegung, ich konnte es nicht fassen.
Durch intensive Gespraeche mit Stasiangestellten wurden wir auf den Westen vobereitet. Es wurde uns auch gesagt, dass wir zwei Jahre keine Moeglichkeit haetten, wieder in die DDR zu kommen. Dann fuhren eines Tages Busse vor, die uns in Richtung Grenze nach Westdeutschland brachten. Dort wartete der "Starrechtsanwalt" Vogel, er gab uns noch einige Verhaltensmassregeln mit auf den Weg. Dann wurden wir in einen Hohlweg gefahren, wo Busse aus Westdeutschland standen, um ihre ostdeutsche Fracht an Menschen auzunehmen. Jetzt glaubte ich, endlich im gelobten Land angekommen zu sein. In den ersten Wochen und Monaten gab ich mich der Illusion hin, endlich am Ziel angekommen zu sein. Doch wirkliche Freiheit fand ich erst einige Jahre spaeter: Schon Goethe sagte: Freiheit? Wirkliche Freiheit ist bei dir da droben, die Welt ist ein Gefaengnis." Das war die Geschichte, die ich dir selbst erzaehlen wollte Achim, nicht dass meine Mutter sie dir dann irgendwann erzaehlt haette, oder meine beiden Brueder.

"Ich bin sehr froh darueber, dass du mir diesen Lebensabschnitt erzaehlt hast. Nun kann ich mir ungefaehr ein Bild machen, was du in der Familie und mit deinem Mann so erlebt hast. Sicher waren es auch schoene Tage, mit dem  Jodlerchor und auch die Gesangsstunden sowie die Chorproben. Wenn ich das alles so uberlege, dann waren wir beide die schwarzen Schafe in unseren Familien. Ich bin sehr gluecklich und zufrieden darueber Christa, dass du mir einen Einblick in dein Vorleben gegeben hast, und du mir ein Teil meiner Seelenqual genommen hast. Nun wollen wir beide nach vorne schauen und uns am Leben erfreuen. Christa, was wir brauchen, das haben wir, was wir nicht haben brauchen wir nicht. Ich sagte weiter: "Es waere schoen gewesen, wenn wir uns zehn Jahre frueher kennengelernt haetten, glaube mir, mit dir  haette ich es zu etwas gebracht." "Das schon, aber vielleicht sollten wir erst durch die Hoelle gehen, damit wir es zu schaetzen wissen, wie gluecklich und zu frieden man sein kann, wenn man liebt und wiedergeliebt wird. Achim du bist wirklich mein Schatz." Ich gab Christa recht, denn ich hatte in den letzten Jahren feststellen muessen, dass alles noch herrlicher geworden war als ich zu hoffen wagte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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29.  Herzoperation - Fruehrentner
Ich wusste, Reichtum macht in den meisten Faellen nicht gluecklich, aber es beruhigt. Im November 1981 (ich war mittlerweile 46) waren Christa und ich in Oslo. Wir hatten Chemikalien geladen und waren in der Nacht dort angekommen, und es fing an zu schneien. Am Morgen dann, musste ich erst richtig Schnee schaufeln, damit ich meinen Schnaufer in Bewegung bringen konnte um rueckwaerts an die Rampe zu kommen. Ploetzlich kruemmte ich mich vor Schmerzen und sagte: "Schatz, was ist das? Meine Arme sind wie gelaehmt und dann hier der Schmerz in der Brust!" Als ich ruhig im LKW sass, waren die Schmerzen wieder weg. Christa bekam einen grossen Schreck und fragte: "Hast du auch Atemnot?" "Nein, jetzt ist alles wieder weg." Ich stieg wieder aus dem Auto, aber nach kurzer Zeit kam der naechste Anfall. Wir waren ratlos. Was sollte es sein? Weshalb vertrug ich keine frische Luft? Christa massierte mir das Herz und hatte grosse Angst um mich. Ich half noch beim Abladen und hoffte, dass es wieder besser werde. In Schweden sollten wir eine Ladung Papierrollen uebernehmen, waehrend der Fahrt von Oslo nach Schweden waren die Strassen vom Schnee befreit und wir hatten keine Probleme mit fahren. Dann nachdem wir auf den Hof der Firma fuhren, stieg ich aus und wollte mich im Buero melden, doch auf dem Weg dort hin mitten auf dem Hof, bekam ich sehr starke Schmerzen in der Herzgegend und ich rief nach Christa.

Sie sprang aus dem Wagen und packte mich. Ich schrie vor mich hin vor Schmerzen, Christa stand hilflos daneben. Dann endlich war ich wieder in der Lage, in den LKW zu steigen die Schmerzen liessen nach. Christa sagte: "Bleibe du im Auto, Liebling. Ich ueberwache die Ladung und werde die Maenner bitten, die Plane anschliessend zuzumachen." "Ist gut, Schatz ich kann wirklich nicht mehr. Ist doch komisch, sowie ich an die frische Luft kam, fingen diese stechenden, brennenden Schmerzen in der Brust an. Vielleicht ist es eine Erkaeltung." (Nein - wie sich später herausstellte -war es keine Erkaeltung, sondern eine "Angina Pectoris Herzkrankheit" die auf einer Unterdurchblutung des Herzmuskels durch Kraempfe oder Verengung der Herzkranzgefaesse beruht). Ich sass abgespannt auf meinem Autositz. Die Stirn war mit Schweisstropfen bedeckt. Christa hatte maechtige Angst um mich. Wenn wir doch nur schon in Deutschland waeren. Unter allen Umstaenden wollte ich noch zur Firma fahren. Nachdem der Wagen geladen war, holte Christa die Papiere aus dem Buero.

Christa erledigte an den Grenzen die Zollpapiere, damit ich nicht mehr aussteigen brauchte. Am Samstag Abend kamen wir in Puttgarden an mit der Faehre. Chrita rief den Big Boss an und erklaerte diesem: "Mein Mann muss am Montag unbedingt zum Arzt. Ich glaube er hatte in Norwegen einen Herzanfall. Er ist froh, wenn er es noch bis zum Platz schafft. Tanken wird er nicht koennen. Die Papiere und die Fahrzeugpapiere lege ich ihnen ins Ablegefach." "Ist in Ordnung. Er soll den Wagen an die Tanksaeule fahren, wenn noch etwas ist, rufen sie mich an." Christa bedankte sich und eilte zu mir, denn ich war schon ungeduldig, wo sie solange bleibt. Christa wenn du nicht bei mir bist, werden die Minuten zur Ewigkeit, koennen wir jetzt abhauen? "Ja, du musst den Wagen noch an die Tankstelle fahren." "Bitte Christa fahr du den Wagen dort hin. Dann holte sie unseren PKW, machte die Heizung erst an, und als es im Auto warm wurde, ging ich zu unserem Wagen. Christa war wirklich sehr um mich bedacht. Nach all den Jahren des Suchens nach Aufmerksamkeit, Treue und Liebe hab ich sie nun gefunden.

Ich liebte Christa ueber alles. Diesen Gedanken hing ich nach, waehrend Christa, um mich bemueht war. Gegen Mitternacht waren wir zu Hause. Christa drehte sofort die Heizung hoeher, so dass es schnell waermer wurde. Dann machte mein Schatz das Bett fuer uns fertig, und kochte mir einen Kamillentee, und hielt mir eine Infrarot- Lampe an den Brustkorb. Die Waerme von innen und aussen tat mir gut. Bald war ich eingeschlafen. Christa versank nur in einen leichten Schlaf. Denn sie horchte auf jeden Atemzug, den ich machte. Am naechsten Morgen stand ich auf und wollte mich waschen, da bekam ich wieder einen Anfall. Christa sah aengstlich auf mich, da ich vor Schmerzen jammerte. Nach drei Minuten war wieder alles vorbei und mein Schatz sagte: Liebling, wir sollten nicht bis Morgen warten, waere es nicht besser, wenn wir einen Arzt rufen?" "Wenn du meinst Christa, mir ist alles recht. Dann sieh nach, welcher Arzt Dienstbereitschaft hat." Christa rief den Arzt an, der aber nur sagte dass wir Nachmittag kommen sollten zur Sprechstunde. Bei jeder Bewegung setzten jetzt Schmerzen ein. "Schatz, ich werde Tante Anita anrufen, sie sollte uns weiterhelfen.

Es dauerte nicht lange und Anita war gleich gekommen. Und sie fuhr uns gleich zu einem Arzt den sie schon lange kannte. Der Arzt fragte, was ich fuer Beschwerden haette. Ich schilderte, wo und wie die Scmerzen waren. Der Arzt machte ein ernstes Gesicht, machte sofort ein EKG. Nach einer Weile sagte er: Ja, Herr Wollschon, das sieht nach einem Herzinfarkt aus. Den hatten sie nicht gestern oder heute, das muss schon etwas laenger her sein. Sie muessen sofort ins Krankenhaus." Christa und ich wir bekamen einen Schreck: Trotzdem sagte sie, " Schatz da bist du gut aufgehoben. Zu Hause kann ich dir nicht helfen." " Das stimmt, also wollen wir keine Zeit verlieren." Waehrend der Arzt den Einlieferungsschein ausfuellte, bekam ich erneut einen Anfall. Der Arzt gab mir zwei Nitro-Kaspseln und Christa die Papiere fuer das Krankenhaus. Tante Anita fuhr uns ins Krankenhaus. Ich durfte dort keinen Schritt mehr gehen und wurde mit einem Stuhl ins Krankenzimmer gerollt. "Was machst du denn nun allein?" wollte ich wissen. Um mich mach dir mal keine Sorgen mein Schatz, ich hole deinen Schlafanzug und dein Waschzeug."

Dann werde ich einige Tage bei Tante Anita bleiben, denn ich moechte jetzt nicht allein sein." Ich fand die Loesung gut, denn ich wusste, wie ungern Christa allein in der Wohnung war. Uns beiden sass noch der Sckock in den Gliedern, wenn wir daran dachten, was auf dem Heimweg mit dem LKW - und mit mir - alles haette passieren koennen. So schwer es Christa fiel, sie war doch froh, dass ich nun unter aerztlicher Kontolle stand. Ich bekam starke Medikamente, um die Scherzen zu lindern. Helfen konnte man mir hier nicht, weil festgestellt wurde, dass eine Herzkranzgefaess-Verengung die Ursache war. Christa besuchte mich jeden Tag. Ich freute mich immer auf die zwei Stunden. Ich wurde nach zwoelf Tagen ins Celler Krankenhaus gebracht. Christa durfte mich im Krankenwagen begleiten. Im Celler Krankenhaus, wurde ein Herzkatheter eingesetzt und festgestellt, dass ein Herzkranzgefaess zu 75% verschlossen war. Ich fragte den behandelnden Arzt: "Was bedeutet das fuer mich, Herr Doktor? Das bedeutet, dass sie in Kuerze operiert werden muessen, denn sonst laufen sie Gefahr, einen Herzinfarkt zu bekommen.

Das waere für ihr Herz im höchsten Grade gefährlich. Uebermorgen koennen sie vorerst nach Hause. Sie bekommen Tabletten, die einen Infarkt weitgehend verhindern. Herr Wollschon, denken sie bitte daran, dass sie nicht belastbar sind. Von der medizinischen Hochschule Hannover erhalten sie dann den Bescheid, wann sie sich zur Operation melden sollen." "Sind ja tolle Aussichten, Herr Doktor." "Wissen sie, Herr Wollschon, die Kollegen in Hannover machen diese Operationen jeden Tag. Das ist fuer diese Leute fast schon eine Routinearbeit. Es kann schon vorkommen, dass sich ein Bypass wieder schliesst, aber nur in etwa 20%. Sie sehen, die Chancen stehen gut." Ich brachte noch in Erfahrung, dass man mitunter bis zu einem halben Jahr auf die Operation warten musste, und fuer dringende Faelle in Genf operiert wurde. Als Christa am Nachmittag zu mir kam, erzaehlte ich ihr gleich die grosse Neuigkeit. Christa war bedrueckt, denn die Herzoperation war bestimmt nicht ungefaehrlich. Trotzdem gab sie sich Muehe, sich nichts anmerken zulassen.

Sie freute sich, dass ich erst einmal nach Hause kam und sagte: 'Liebling, es wird sicher alles gut werden." Ich nickte nur, denn es betraff ja mich. Ich machte mir Sorgen, denn wenn ich zurueckdachte, war mein ganzes Leben stets mit Dornen gepflastert. Teils durch die Erlebnisse am Ende des Krieges, dann das Lotterleben meiner Mutter kurz nach dem Krieg mit den russischen Offizieren. Hinzu kam, dass ich mich nach dem Tod meiner Oma, praktisch allein erzogen habe. Dann die Geschichte mit der Baeckersfrau, die mich in der Lehrzeit vergewaltigt hatte. Dann meine erste Frau, die mich betrogen hat mit anderen Maennern. Sie hat mir den Rest gegeben, um je eine wahre Liebe aufbauen zu koennen. Nein das heisst heute fuer mich, ich haette damals schon psychologische Hilfe gebraucht, um auf dem rechten Weg zu bleiben. Aber niemand hat zu mir geschaut, als meine liebe Oma gestorben war. Meine Mutter ist ihren eigenen Weg gegangen ohne mich, der Grossvater hat sich eine neue Oma gesucht, und wer schaute nach mir? Ich habe es schon erwaehnt: Niemand. Und so hat sich meine gequaelte Seele zu einem Nichts entwickelt.

Meine Gefuehle waren versteinert gegenueber Frauen. Ich habe sie nur gebraucht, weil die Natur uns die Erosliebe geschenkt hat. Meinen Willen hatte ich auch nicht mehr richtig im Griff und mein Verstand, fand keine Loesung für das Ganze. Also war ich ein halbes Leben lang seelisch krank. Heute weiss ich, dass die Seele aus drei Dingen besteht: Verstand, Wille und Gefuhl. Und wenn eines davon krank ist, dann bin ich seelisch krank. Nun waren bei mir aber alle drei verklemmt, was war ich denn nun? Ich kann es nur vermuten, was ich lieber fuer mich behalten moechte. Christa sollte recht behalten , als sie sagte es wird ja alles wieder gut." Ja Schatz, die Traenen liefen mir ueber das Gesicht, aber was faellt dir ein, wenn du vor der Tuer des Obersten stehst, obwohl ich an solchen Quatsch nicht glaubte. Eine Woche vor Weihnachten kam ich mit dem Krankenwagen nach Hause, nach Westerweye -Uelzen. Christa hatte mich schon beim Hausarzt angemeldet. Dieser sagte: "Herr Wollschon, wenn irgend etwas ist, kann ihre Frau bei mir anrufen, auch wenn ich keinen Dienst habe.

Ich verschreibe ihnen zusaetzliche Beruhigungstabletten, denn sie duerfen keine Aufregung haben." An Weihnachten kam Christas Mutter aus der DDR zu Besuch, nachdem sie sich fast neun Jahre nicht mehr gesehen haben. Die Mutti durfte uns als Rentnerin besuchen. Auch ich lernte sie erst jetzt kennen. Christa fuhr mit mir zur Grenze nach Bergen Dumme, denn die Mutti wohnte in Salzwedel im Zonengrenzgebiet. Ach man kann es gar nicht schildern, was das fuer ein Erlebnis zwischen Tochter und Mutter war, es war herzzerreissend. Dann fuhren wir wieder zurueck nach Westeweye-Uelzen, Platz war in der kleinsten Huette. Ach ihr habt doch alles was ihr braucht seid nicht undankbar. Das waren wir auch nicht. Wir verlebten schoene Weihnachten, denn Christas Mutti hatte uns einen grossen Baumkuchen mitgebracht. Wir besuchten auch Tante Anita, denn es war Muttis beste Freundin, die sich nun schon Jahrzehnte nicht mehr gesehen haben. Tante Anita kam auch aus Salzwedel und sie waren beide Schulfreundinnen. Ja die Freude war gross, es wurden alte Bilder gezeigt Erlebnisse aus der Jugend erzaehlt, da kam schon Freude auf bei den zwei aelteren Damen. Nun war fuer mich das Raetzel geloest, warum Christa Tante Anita sagte. Es war die Freundin ihrer Mutter. Dann nach einigen Stunden fuhr uns Christa wieder nach Hause. Und am Tag darauf fuhr Mutti wieder zurueck, denn sie hatte ja noch zwei Soehne in Salzwedel wohnen. Sie wollte sicher Silvester drueben feiern mit den Kindern und den Enkeln.

Doch gleich Anfang Januar setzten bei mir wieder heftige Schmerzen ein. Der Hausarzt verordnete staerkere Medikamente und setzte sich dafuer ein, dass ich schnellstens operiert werden konnte. Am 22. Januar 1982 erhielten wir einen Anruf aus Hannover. Christa war gerade draussen. Als sie in der Wohnung war, sagte ich: "Schatz was meinst du, wer eben angerufen hat?" Tante Anita?" Nein, der Anruf kam von der Uni-Klinik Hannover. Am Dienstag soll ich mich dort melden." "Dienstag schon? Das ging aber schnell." "Ja Doktor Thiel hat uns sehr geholfen, man sollte den Namen ruhig mal erwaehnen." "Es war sicher sein Verdienst, dass, das so schnell ging und so ploetzlich. Da bleibt uns nicht viel Zeit. Wir sollten aber froh sein, dass es so schnell geht, je eher bist du wieder zurueck."

Ob gesund, weiss ich nicht, es kann auch schiefgehen. Sollte mir etwas passieren, denke daran wie gluecklich wir waren. Du musst dann sehen, dass du allein zurechtkommst. Aber ich habe dir ja schon gesagt, was du machen kannst. Denke immer an meine Worte, anderseits, bist du eine erwachsene Frau und noch dazu intelligent dazu. Liebling rede nicht davon. Wir wollen ganz fest daran glauben, dass du alles gut ueberstehst. Christa konnte ihre Traenen nicht mehr unterdruecken. Jetzt war ich es, der troestete. Ich nahm sie in den Arm und streichelte sie zaertlich. Als sich Christa ein bischen beruhigt hatte, sagte ich: Ich fahre aber allein mit dem Krankenwagen nach Hannover. Wir werden uns am Dienstag verabschieden, als ob ich fuer ein paar Tage verreise. Wenn die Operation gut verlaufen ist, sage ich dir, wann du mich besuchen kannst. Bitte komme nicht frueher, denn ich moechte etwas von deinem Besuch haben, tue mir bitte den Gefallen." "Ist gut Liebling. Ich mache es so. Am Samstag fahre ich nach Peine zu Tante Traudel.Von dort bin ich schneller in Hannover." Die fuenf Tage bis zum Eintritt in den Spital schlichen so dahin, denn ich und Christa waren sehr traurig.

Am Dienstag rief Christa an wegen eines Krankenwagens. Dann mussten wir Abschied nehmen. "Kleines weine nicht, und Kopf hoch." sagte ich." Ja mein Schatz ich werde jeden Tag fuer dich beten. Denke immer daran, dass ich dich liebe und brauche. Auf Wiedersehen." "Auf wiedersehen, Liebling, sei tapfer." Ich stieg in den Krankenwagen. Christa schaute mir nach, aber ich drehte mich nicht mehr um. Auch ich hatte mit den Traenen zu kaempfen. In Hannover meldete ich mich bei der Oberschwester der Station fuenfzehn. Sie brachte mich in ein Zimmer, wo noch fuenf Kandidaten waren und fuer die Operation vorbereitet wurden. "Herr Wollschon, in diesem Schrank koennen sie ihre Sachen unterbringen. Dann ziehen sie sich bitte den Schlafanzug an und gehen ins Bett. Wir melden uns dann wieder." Ich stellte mich bei den anderen Patienten vor und tat was die Schwester gesagt hatte. Eine Stunde spaeter kam eine andere Krankenschwester mit dem Arzt. Ich wurde nochmals nach meinen Personalien gefragt, untersucht und schliesslich wurde noch Blut abgenommen.

Am Mittwoch wurden saemtliche Koerperhaare abrasiert. Am Abend kam Prof. Dr. med. H.G. Borst, sowie OA PD Dr. med. R. Hetzer sowie ein Narkose-Arzt zu mir und besprachen mit mir die Operation. Donnerstag Morgen bekam ich eine Beruhigungsspritze. Um 11 Uhr war ich im Operationssaal, doch schon ohne Bewusstsein, denn ich hatte bereits im Vorzimmer die Narkose erhalten. Als ich am Freitag den 29. 01.1982 aus meinen Traeumen erwachte, lag ich auf der Intensiv-Station. Ich hatte grossen Durst, aber die Schwester gab mir kein Wasser, sondern spritzte mir nur Schaum in den Mund. "Schwester," ich habe heute Geburtstag und.." " Nein Herr Wollschon, kein Wasser." Der Professor kam und erkundigte sich, wie es mir ginge."Soweit ganz gut, aber der Durst, Herr Professor." Da ich Geburtstag hatte (ich wurde 47 jährig), erlaubte der Professor, dass die Schwester mir in groesseren Zeitabschnitten einen Schluck Wasser gab. Christa hatte auf der Station angerufen und einen Gruss an mich bestellt, der mir auch uebermittelt wurde. "Mein Liebes," dachte ich und schlief wieder ein.

In den naechsten drei Tagen, ging es mir immer besser. Am vierten Tag rief ich bei Tante Traudel an, Traudel war die Patentante von Christa. Ich sagte ihr, dass Christa mich nun besuchen koennte. Christa hatte sich zwar jeden Tag nach mir erkundigt, aber jetzt war sie uebergluecklich. Sie nahm gleich den naechten Zug von Celle und eilte zu mir. Etwas erschrocken war sie dann doch, als sie ihren Liebsten sah. Ich war sehr blass und hatte starke Schmerzen, wenn ich mich aufrichtete. Christa umarmte mich und sagte: Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie gluecklich ich bin, dass du es geschafft hast." Ich war zu tiefst geruehrt und konnte meine Traenen nicht aufhalten. Ja, Liebling, auch ich bin froh. Nochmals moechte ich das nicht durchmachen. Ich habe immer daran gedacht, dass du mich brauchst. Du hast mir die Kraft gegeben." Christa berichtete von Tante Traudel und wie ruehrend sie sich um Christa kuemmerte. Der Besuch war fuer mich noch zu anstrengend. Deshalb verabschiedete sie sich bereits nach einer Stunde. Christa besuchte mich noch zweimal in Hannover.

Nach sieben Tagen wurde ich zur Weiterbehandlung nach Celle ins Krankenhaus ueberwiesen. Ich fuehlte mich ganz gut, aber abends bekam ich immer Fieber. Die Blutuntersuchung ergab, dass ich bei der Bluttransfusion einen Kaeltevirus aufgefangen hatte. Dieser sollte mit Tabletten bekaempft werden. Christa war wieder in Uelzen, und kam jeden zweiten Tag zum Krankenhaus. Ich freute mich sehr und ich war sehr ruhig geworden. Es kam vor, dass ich sie frueher nach Haue schickte. Erst verstand sie das nicht richtig, aber ich fuehlte mich noch so schwach. Etwa nach 14 Tagen wurde ich entlassen. Man sagte mir, dass ich Bescheid bekaeme, wann ich zur Kur muesste. Christa und ich waren froh, dass wir wieder zusammen waren. Doch meine Genesung wollte nicht so richtig Fortschritte machen. Ich hatte zu nichts Lust, und war staendig muede. Christa machte sich deshalb bereits wieder Sorgen und hoffte, dass ich zur Kur könnte. Ich klagte ueber Rueckenschmerzen. Der Arzt Dr.Thiel macht ein EKG und stellte fest, dass eine Veraederung vorlag. Auch hatte ich eine Herzbeutel - Entzuendung.

Der Hausarzt sprach mit dem Arzt in Celle und verordnete mir wieder Tabletten, die ich vor der Operation eingenommen hatte. Ausserdem setzte er sich dafuer ein, dass ich schnellstens zur Kur konnte. Am 2. Maerz konnte ich nach Bad Bevensen, wo die Massnahmen zur Rehabilitation durchgefuehrt wurden. Christa brachte mich mit dem PKW hin und wollte mich dann am Samstag besuchen. Abends rief sie mich an aber mir ging es nicht besser. Ich war in einer Hockergymnastik Gruppe. Am Freitag musste ich zum Belastungs-EKG, ohne Medikamente. Als ich anschliessend zum Speisesaal gehen wollte, wurde mir uebel und schwindlig. Ich meldetete mich sofort beim Oberarzt, der mich untersuchte. Zehn Minuten spaeter lag ich auf der Intensivstation. Ich hatte einen Schichtinfarkt. Meine Tochter Rita, die ich nun auch schon zwei Jahre nicht mehr gesehen hatte, war gerade fuer ein paar Tage zu Christa gekommem. Als sie am Kaffetisch sassen, erhielt Christa die Nachricht aus der Klinik, vor Schreck liess sie fasst den Hoerer fallen. Man hatte ihr erlaubt, sofort zu kommen.

Zu Rita sagte Christa: "Deinem Papa geht es nicht gut. Ich muss gleich zu ihm. Kommst du mit?" In der Klinik sprach Christa zuerst mit dem Arzt. Sie merkte, dass der Arzt nicht so richtig mit der Sprache herauswollte. Christa fragte: "Besteht Lebensgefahr?" Der Arzt nickte kurz und sagte: "Nicht direkt, denn wir konnten ihren Mann gleich an den Tropf legen. Er hat jetzt keine Schmerzen. Gehen sie aber erst an die frische Luft, bevor sie ihren Mann besuchen. Sie sind ganz blass geworden. Und bleiben sie nur zehn Minuten bei ihm." Auf dem Flur rieb Christa kraeftig ihre Wangen und ging dann klopfenden Herzens zu ihrem Liebsten. "Ja, Liebling, es sollte wohl nicht sein." Liebster, sage so etwas nicht, nur gut, dass uns das nicht zu Hause passiert ist. Hier warst du gleich in den richtigen Haenden" "Was soll ich denn nun machen? Etwa wieder operieren? Das halte ich nicht durch." Liebling eine andere Wahl bleibt uns doch nicht, denn so kannst du auch nicht weiterleben. Ausserdem ist noch gar nicht klar, ob du wieder operiert werden musst. Sei tapfer, mir zuliebe, bitte." Rita durfte mich begruessen, und dann verabschiedeten sie sich. Traurig verlies Christa das Krankenzimmer.

Am Montag wurde ich wieder ins Celler Krankenhaus gebracht. Dort musste ein Herzkatheter gemacht werden. Es stellte sich heraus, dass der Bypass wieder zu war. Christa sprach dort mit dem Chefarzt Professor Harmjanz, der Christa genau Auskunft gab. Ohne Operation war nichts zu machen. Jeden Tag kam Christa mit dem Auto zu mir. Ich wartete foermlich auf den Tag, der Operation. Rita war wieder nach Hause gefahren als feststant, dass ich nach Hannover musste. Dreizehn Tage lag ich am Tropf. Als ich zur Operation nach Hannover gebracht wurde, blieb Christa wieder bei ihrer Tante Traudel in Peine. Am siebzehnten Maerz 1982 wurde ich das zweite Mal an meinem Herzen operiert. Mit Erfolg. Christa war die gluecklichste unter allen Menschen, dass ihr Schatz zwei schwere Herzoperationen ueberstanden hatte. Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus kam ich sofort zur Rehabilitation nach Bad Bevensen, fuer sechs Wochen. Ich fuehlte mich von Tag zu Tag besser, hatte keine Probleme mehr, alles hatte ein posetives Ende genommen. Ich war wirklich geheilt worden. Christa besuchte mich taeglich. Gemeinsam spazierten wir entlang dem Elbe-Seitenkanal, auch in den nahen Waeldern konnten wir uns beide erholen.

Nach einem Jahr, bekam ich meine Fruehrente mit 48 Jahren, und das war zum Leben zu wenig und zum sterben zuviel. Ich haette noch 17 Jahre arbeiten muessen, um eine anstaendigen Rente zu bekommen. Jetzt nachdem alles vorbei war, erzaehlte mir Christa, wie schwer sie unter der Angst und Sorge um mich gelitten hatte. Inzwischen kann ich wieder ganz normal leben, doch zum arbeiten reicht es nicht. Mein jahrelanger, stressiger und kräftezehrender Einsatz als Fernfahrer hatte seinen Tribut gefordert.
 
Da das Jahr 1982 erst begonnen hatte, und ich noch am Wiederaufbauen meiner Kraefte war, sind wir zwei taeglich unterwegs gewesen um Spaziergaenge zu machen. Mal bei uns im Uelzener Wald, mal in der Luenebuerger Heide, die in einer guten Stunde mit dem Auto zu erreichen war. Wir wanderten dort durch die wunderschoenen, herrlich angelegten Heidekraeuter, die von den Heidschnucken (Schafe) im Sommer glattgestutzt wurden. Die Schafe hatten auch in der Winterzeit dort ihre Unterkunft. Ja in der Lueneburger Heide, hat auch der Deutsche Schriftsteller Hermann  Loens seine Spuren hinterlassen. Sogar ein grosser Stein bezeugt, dass Hermann sich dort erfreute, und zum Schreiben inspiriert wurde. Auf dem Stein stand: Geb. in Culm bei Bromberg  29.08.1866 gestorben am 26.09 1914 in Reims.  Hermann Loens verfasste vor allem  meisterhafte Naturschilderungen und Tiergeschichten, z.B.  "Mein braunes Buch" (1901) und "Muemmelmann"(1909) sowie stimmungsvolle Lieder u.a. "In der Lueneburger Heide."
 
Obwohl Anfang April 1982 vieles noch im Winterschlaf lag, war es fuer uns zwei jedesmal ein Vergnuegen, durch diese schoene sagenhafte Landschaft gehen zu duerfen. Und auch die frische Waldluft, die wir umsonst in unsere Lungen ziehen konnten. Was gibt es besseres? Ich moechte hier meinen Dank bekunden an die wunderbaren Aerzte, wie Professor Borst und Oberarzt Dr. Hetzer, die mich am 28.01. und am 17.03. 1982  in der Medizinischen Hochschule in Hannover damals operierten. Die mein Leben ganz neu gestaltet haben, auch ein Dank an die vielen Helferinnen und Helfer, die mich umsorgt haben. Wenn ich bedenke, dass man mir zweimal den Brustkorb aufschlitzte. Und an meinem rechten Bein eine Narbe von 30 cm entstand, um eine Ader heraus zu ziehen, die dann als Bypass genutzt wurde, und dann noch alles zu ueberstehen, das grenzt fast an ein Wunder!
 
Helfen koennen in solchen Faellen nur Spezialisten, doch heilen so meine ich kann nur der Schoepfer auch hier mein Dank. Ja wenn man solche schweren Stunden im Leben hinter sich gebracht hat, weiss man die Herrlichkeit der Natur und ein neues Leben zu schaetzen. Man bekommt Ehrfurcht davor, wie erhaben und vielfaeltig zugleich unser  Planet Erde ist, und man sieht und weiss auch wie zerstoererisch wir Menschen mit unseren Ressourcen umgehen. Hier an dieser Stelle moechte ich ein weiteres Gedicht einsetzen, das ich ein Jahr vor meiner Herzoperation geschrieben habe.
 
                 Die Heide
 
Gehe ich spazieren auf der Heide,
sehe ich oft Schafe auf der Weide.
Heidschnucken werden sie genannt,
fuer viele Staedter unbekannt.
 
Sie fressen Heidekraut und Blaetter,
und werden dabei auch noch fetter.
Der Hirt er aalt sich in der Sonne,
und seine Hunde protzen vor Wonne.
 
Der Hirt lebt frei mit der Natur,
er steht allein auf weiter Flur.
Die Hunde hoeren auf sein Wort,
so ziehen sie von Ort zu Ort.
 
Meinen Spaziergang mach ich weiter,
denn das Gesehene stimmt mich heiter.
Ich komme an Teichen vorueber,
und springe ueber kleine Graeben hinueber.
 
Hier und da steht wilder Flieder,
und Voegel singen ihre Lieder.
Nester werden gebaut im Baum,
man glaubt, es waere nur ein Traum.
 
In vielen Baeumen sieht man Kerben,
wo junge Menschen um sich werben.
Schoen ist es an die Jugend zu denken,
wo noch die Eltern versuchten zu lenken.
 
Wespen und Bienen summen umher,
und saugen die schoenen Blueten leer.
Den Wald und die Heide erleben zu koennen,
das ist ein Erlebnis, das muss man sich goennen
 
Es ging mir von Woche zu Woche besser. Meine Christa war sehr gluecklich und zufrieden, dass alles so gut abgelaufen war. Ich habe auch ihr viel zu danken. Es ist wahrhaftig das hoechste Glueck, wenn sich zwei Menschen lieben, ohne wenn und aber und auch durch die tiefsten Tiefen gemeinsam gehen koennen, ohne Schuldzuweisungen. Einer traegt die Last des anderen. Da Christa ihre Mutter in Salzwedel in der DDR nicht besuchen durfte, kam die Mutti alle paar Wochen zu uns. Da ich noch ein Jahr Krankengeld bekam, konnten wir beide uns noch gut versorgen. Ich meldete mich im Angelverein an und so fuhren Christa und ich oft zu den angemieteten Teichen des Vereins. Im Sommer war es schoen, schon morgens um 3 Uhr deine Angel in den Teich zu werfen. Wir hatten eine Campingliege dabei, auf der es sich Christa gemuetlich machte, und sie weiterschlafen konnte. Ich machte es mir am Teich gemuetlich mit zwei Angeln, hatte einen kleinen Tisch den man zusammenklappen konnte und auch einen klappbaren Anglerlstuhl.
 
Meine Thermosflasche mit Kaffee stand auf dem Tisch und so angelte ich in den Morgen hinein. Diese Angeln hatte ich schon einige Jahre bei mir, besonders wenn wir in Schweden mit dem Laster durch die Waelder fuhren, denn dort waren viele kleine Seen und Teiche sowie Fluesse. Wo man dann schon mal zwei drei Stunden Pause gemacht hat, und ein paar Fische zum Mittag geangelt hat. Man erlebte auch schoene Stunden, wenn wir von Travemuende mit der Faehre nach Sued Schweden fuhren, wir bekamen oft eine Schlafkabine, die die Firma bezahlte.
 
Im Sommer 1982 lernten wir eines Tages bei Eduscho Kaffee Fred und Baerbel Josten kennen, und erfuhren, dass Fred schon einige Jahre an schweren Depressionen litt, er war zwei Jahre juenger als ich. Er bezog immer noch Krankengeld, er war Verkaufsleiter einer Brauerei in Nordrhein Westfalen in Dortmund er war viel unterwegs, um neuen Kunden das Bier seines Arbeitsgebers anzupreisen. Fred besuchte Restaurants, Supermaerkte, Bars und Getraenkehandlungen, um mit ihnen ins Geschaeft zu kommen. Dann eines Tages als Fred vor einem Hochhaus stand, um dort in der Gegend einen Gastwirt zu besuchten, glaubte er seinen Augen nicht zu trauen, denn er sah wie das mehrstoeckige Haus umfiel direkt in seiner Richung. Er lief weg und stellte spaeter fest, dass das Hochhaus immer noch dort stand. Das passierte Fred immer oefter, bis er zum Arzt ging, und der Arzt stellte eine schwere Depression fest. Fred wurde krank geschrieben. Da Fred in einer Angestelltenversicherung war, bekam er viel laenger Krankengeld als ich Normalverbraucher. Fred zog dann um nach Uelzen, weil dort in der Naehe die Lueneburger Heide war. Da er ein grosser Spaziergaenger war, versprach er sich dort in der Heide eher eine Heilung zu finden, als in einer grossen Stadt. Nach dem wir Kaffee tranken bei Eduscho spazierten wir noch alle vier im Stadtwald herum. Baerbel, Fred's Frau war sehr gespraechig, aber das meiste was sie erzaehlte war sicherlich uebertrieben, was sich dann auch spaeter herausstellte.
 
Wir trafen uns sehr oft bei Eduscho, dann eines Tages fragte Baerbel uns, ob wir denn auch sonntags in die Kirche gehen wuerden, doch wir verneinten, ohne darauf weiter einzugehen. Dann einige Tage spaeter, wir wohnten ja noch in Westerweihe, lernte Christa eine unserer Nachbarinnen kennen, die nur zwei Hauser weiter wohnte. Ihr Name war Reli Rodaky, da ich draussen den Hof kehrte stellte ich mich auch bei ihr vor. Dann sagte ich: "Wollen wir nicht besser ins Haus gehen, als hier auf der Strasse stehen?" Dann kochte ich Kaffee und brachte ein paar Kekse zum naschen mit in die Wohnstube. Reli war wirklich eine nette angenehme Frau mit einer wohlfuehlende Stimme. So erfuhren wir, dass Reli zwei Soehne hatte, der Aeltere war gerade aus der Schule,und lernte Bankkaufmann, der zweite Sohn interessierte sich mehr fuers Internet, dann war da noch ihr Mann Guenter, der auf dem Bau taetig war. Auch die Eltern von Reli wohnten im Obergeschoss des Hauses.
 
Wir erfuhren, dass Guenter und Reli in einer Freikirche, ihr zu Hause gefunden hatten, ein zu Hause, im geistigen Sinne. Ihre Gemeinde wurde unter den Namen "Freie Christen Gemeinde Uelzen e V. Mitglied der ACD  KDOER" gefuehrt. Also Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden KDOER. Ein paar Tage spaeter lud uns Reli ein zum Mittagessen, was wir gerne annahmen, so fanden wir Menschen, die uns wieder Halt und Mut machten. Es war doch gut, Menschen in der Nachbarschaft zu haben, die friedvoll und angenehm im Umgang waren. Auch lernten wir die Eltern von Reli kennen. Es waren sehr liebevolle Eltern, die Jesus Christus im Herzen hatten. Natuerlich dachte ich in der Zeit nicht an Jesus Christus, denn nach all dem was ich so im Leben durchgemacht hatte, da stellte sich schon die Frage, warum laesst Gott der Herr das zu? Nur was wissen wir gottlosen Atheisten eigentlich wirklich ueber Gott? Meines Erachtens nach wenig, denn die paar Bibelstellen die wir vielleicht auswendig kennen, reichen doch nicht aus, um uns ein Bild ueber den Schoepfer aller Dinge zu machen.
 
Christa und ich wir haben anfangs des oefteren die alten Leute besucht, sie waren auch Fluechlinge aus dem Osten Deutschlands. Sie gehoerten zu den Fluechtlingen die damals 1945 in den letzten Kriegstagen vor den Russen fluechteten, aus Ost Preussen und den Ostgebieten. Viele haben es geschafft, andere sind mit den Deutschen Marine Schiffen zu Tausenden untergegangen. Ja da kamen in mir  Erinnerungen auf, als wir den alten Herrschaften zuhoerten. Reli war sehr beigeistert, denn ihre Eltern sprachen sonst kaum mit jemandem aus der Nachbarschaft, wir haben wohl einen guten Eindruck bei den Eltern hinterlassen. Vielleicht lag es daran, dass Christa und ich beide gut zuhoeren konnten, wenn die zwei Alten von ihrer Heimat sprachen. Und so lernten wir Reli und Guenter immer mehr kennen. Mit Reli und Guenter konnte man ueber alle Probleme sprechen, auch über unsere Eigenen. Gueter war auch bereit, ueber seine Probleme zu sprechen, Reli dagegen versuchte ihre Probleme zu unterdruecken, was Guenter gar nicht passte.
 
Er wollte, dass Reli sich oeffnet, um selbst frei artikulieren zu koennen ueber gewissen Probleme, die sie beide in ihrer Ehe hatten.  Christa und ich wir hatten keine Probleme damit. Wir waren offen fuer jedes Gespraech, denn durch Gespraeche erfahren wir vieles. Denn wer faehrt gern permanent in einer Einbahnstrasse, da kommt man sich so verloren vor. Und genau dieses Problem hatten diese lieben Leute. Dann eines Abends, wir wollten gerade nach drueben in unsere Wohnung gehen, fragte Reli uns, ob wir etwas dagegen haetten, wenn sie beide fuer uns beten duerften? Natuerlich waren wir einverstanden, wenn Menschen fuer uns beten moechten, warum sollten wir uns weigern. Denn einerseits waren wir Atheisten und anderseits waren wir auch sogenannte Christen. Denn wir waren beide getauft und konfirmiert, also christlich. Ein wahrer Atheist, gehoert keiner christlichen Denomitation an. Das heisst fuer mich, ich bin erst dann tatsaechlich ein Atheist, wenn ich keiner Denomination angehoere, also kein Mitglied einer Kirche bin.
 
Solange ich beides bin, Atheist und Christ, gehoere ich zu niemandem, weder zu dem einem oder dem anderen. Also ich hinke auf beiden Beinen.  Nach dem Gebet verabschiedeten wir uns und standen am anderen Morgen wieder bei Eduscho bei Fred und Baerbel. Fred war eigentlich ein ruhiger Typ und sachbezogen, Baerbel war eine gemachte Blondine, alles was die Schickeria hergab, hatte sie auf ihrer Haut, von glitzernen Kuegelchen in den Ohren, bis zum pinkfarbenen Lippenstift, und auch die passenden Klamotten dazu. Fred mochte es wenn Baerbel so herumlief, auch zu Hause kochte Fred, er war eigentlich ein guter Koch, das muss man dem Mann zubilligen. Was Fred sagte, hatte Hand und Fuss, kein bla bla, wie seine Baerbel. Ich glaubte, dass seine Baerbel kraenker war als Fred damals war. Er liebte es, ausserhalb seiner Wohnung seine Frau zur Schau zu stellen, um so mehr scheinen zu können, als er wirklich war.
 
Spaeter stellte ich fest, das er nicht nur ein grosser Kaffeetrinker war, sondern auch Whisky, Wodka und andere starken Sachen zu sich nahm. Dagegen war Christa einfach eine ganz einfache, schoene, intelligente und bewundernswerte Frau. Sie sprach gerne ueber bekannte Themen,  in sachlicher Form und wenn sie sich etwas vornahm, dann gab sie alles was sie hatte, und lies nichts weg. Aber immer so, dass niemand das Gefuehl haben musste, nun beleidigt zu sein. Nein Christa verstand es, sich zu positionieren. Sie verstand es anderen in warmherziger Form den Weg zu zeigen, ohne ein negatives Wort zu sprechen. Das ist eine Gabe, die wenige Menschen inne haben. Fehler und Geheimnisse schlummern in uns allen, so auch in Christa. Da ich aber nicht ihre Biographie schreibe, will ich auch nicht ueber ihre negativen Seiten schreiben. Auch ich habe negative Seiten, die ich nun nicht in die Welt plaudern moechte. Sicher hat der eine oder andere Leser schon herausgefunden, dass ich kein Engel war und bin, und ich auch nie einer sein kann.
 
Da Baerbel gerne Schnickschnack kaufen geht, und das nicht gern allein machen wollte, nahm sie Christa mit. Fred und ich wir machten dann einen Spaziergang durch den Ulzener Stadtpark. Eine Stunde spaeter waren wir wieder bei den Frauen. Fred erzaehlte mir, dass er eine Tankstelle hier in Uelzen mieten wollte, was er dann auch 2 Monate spaeter realisierte. Ich sah Guenter Rodaky auf seinem Hof und sagte zu Christa, komm lass uns Guenter begruessen, denn es war Samstag kurz vor Mittag. Wir begruessten  Guenter und es dauerte keine 2 Minuten und Reli war auch gleich da, es wurde ueber dieses und jenes gesprochen, dann sagte Reli: Wenn ihr Lust habt, kommt doch heute Abend mal rueber zu uns. Heute Abend haben wir Besuch, eine Krankenschwester und ein Ehepaar kommen uns besuchen. Wir sagten zu. Dann liefen wir rueber zu unserer Wohnung. Christa machte uns eine Konservendose auf, Gemuese allerlei. und dann hauten wir uns hin, denn wir wussten bei Reli wird es heute Abend wieder spaet.
 
Es war 19 Uhr, als wir bei Reli an die Tuer klingelten. Sofort war Guenter da und oeffnete uns die Tuer. Auch der Besuch aus Uelzen war schon da. Auch hier stellten wir uns vor. Die Frau die alleine im Sessel sass, stellte sich mit Vornamen vor, indem sie dagte: "Ich heisse Erika Salewsky." Das Ehepaar kam mir bekannt vor, wusste aber nicht wohin damit. Sie stellten sich als Jutta und Heiner Friedrichs vor, nun machte es klick in meinem Hirn. Ja ich war schon zweimal dort wegen einer Massage, doch auch sie haben mich nicht erkannt. Ich musste laecheln und Jutta sagte dann: Sie sind doch unser Kunde oder irre ich mich da? Ich sagte : "Nein sie irren sich nicht, und es freut mich auch sie hier zu sehen." "Na, das ist doch gut wenn ihr euch schon kennt dass erleichtert den Abend schon mal ein wenig," meinte Guenter. Auch Heiner fing gleich an, ja das stimmt sie wohnen ja hier in Westerweyhe, sie sind der Mann mit den zwei Herzoperationen, und ihre Frau hat immer brav auf sie gewartet.
 
So gingen die Gespraeche hin und her, Heiner und Jutta hatten zwei erwachsene Maedchen und einen Sohn der auch schon 23 Jahre alt war. Die juengste Tochter war noch zu Hause, was mir auffiel war die Freundlichkeit, die sie verbreiteten, auch Reli und Guenter. Christa und ich wir fuehlten uns wirklich wohl in dieser Gemeinschaft, es kam immer mehr zum Vorschein, dass diese Leute sich ganz anders verhielten, man hoerte kein tratschen. Reli und Guenter kannten die drei wohl schon einige Jahre, das hoerte man heraus. und sie duzten sich alle. Dann nach einiger Zeit holte Reli ihre Mandoline und spielte uns etwas vor, und sang ein Lied dazu. Der Text dieses Liedes lautete:
 
Zeige mir, o Herr deine Wege,
und lehr mich zu wandeln im Licht.
Denn ich moechte nicht mehr irren im Dunkeln,
keine eigenen Wege mehr gehn.
Zeige mir, o Herr deine Wege
und  lehr mich zu wandeln im Licht.
 
Da uns alle, das Du angeboten haben, wollten wir auch, dass wir uns duzten. So faellt es einem auch leichter in eine Diskussion mit einzusteigen. Reli spielte noch weiter und Erika, Heiner, Guenter sangen alle mit. Auch Christa summte mit. Ich hielt mich noch zurueck, obwohl ich mich bei dem Gesang wohlfuehlte, es aber nicht einordnen konnte. So wie Christa nun mal war, sie kannte keine Schranken, keine Beruehrungsaengste, sie war fuer alles offen. Sie sagte: Das sind doch wunderbare Begleitmelodien. Als sie dann auch noch sagte, dass sie Gesangsunterricht hatte, und auch im Jodlerchor mitgewirkte und dass sie eine Sopran Stimme habe, Noten lesen konnte, leuchteten Relis Augen auf. Christa hat an diesem Abend einen Sieg errungen, ohne es zu wissen. Nach dem Gesang fragte Reli, ob wir denn etwas dagegen haetten, wenn sie hier Gebete sprechen wuerden. Nun begriff ich, dass dies ein kleiner Gebetskreis aus der Gemeinde war. Gebete?  Gerne Reli, wir werden zuhoeren, denn beten haben wir nicht gelernt und kennen nur unsere Kindergebete.
 
Christa und ich wir kannten das nicht, wir waren auch nur Kartei-Christen.Wir zahlten unsere Kirchensteuer, dann war fuer uns der Gottedienst gelaufen. Ab und zu bei einer Beerdigung sassen wir schon mal in einer Kapelle, um den Toten die letzte Ehre zu erweisen. Die Gebete bei Reli zogen sich oft in die Laenge, und das war wirklich fremd fuer uns. Guenter ging da sachlicher heran, er sagte, was ihn bedrueckte, das war es dann. Heiner und Jutta auch. Nach dem Gebet verabschiedeten wir uns und jeder wollte nach Hause. Reli wollte unbedingt, dass wir am Sonntag mit in ihre Gemeinde kommen. Doch wir verneinten, denn wir muessen unsere Mutti von der Grenze abholen, und sie war immer nur ein zwei Tage bei uns. Erika Salwsky hatte zwei Soehne, die in der Lehre standen. Sie hatte einen sehr netten Ehemann Reiner. Die beiden besuchten uns spaeter oft. Wenn du Jesus nicht kennst, und nicht weisst, wer Gott ist, dann weisst du wenig mit ihnen anzufangen, denn es ist eine geistige Macht, die ein Mensch erleben muss im tiefsten Innern seiner Seele.
 
Am anderen Morgen standen wir wieder bei Eduscho und tranken unseren Kaffee, Fred und Baerbel sind wohl immer die ersten bei Eduscho. Dann machten wir vier unseren Spaziergang, danach fuhren wir zum Einkaufen zu Aldi. Von dort direkt nach Hause. Christa versuchte ihre Mutter anzurufen, was nach mehrmahligen Versuchen auch gelang. Sie bat ihre Mutti, sie moege doch das Akkordeon mitbringen, doch die Mutti sagte, sie wisse nicht, ob sie das durch bekomme an der Grenze. Da der aelteste Sohn Lockfuehrer bei der Reichsbahn war und den Busfahrer gut kannte, wurde es heimlich genehmigt. Dann am Sonntag standen wir zwei wieder an der Grenze in Bergen Dumme, im Wald und warteten auf unsere Mutti, langsam kam der DDR Bus auf den Parkplatz. Mutti war die erste die heraus kam, und zu Christa's Freude war auch das Akkordeon dabei. Als wir alles verpackt hatten, fuhr uns Christa ganz gemuetlich nach Hause. Die zwei Brueder von Christa lebten auch in Salzwedel im Grenzgebiet, Hans Jochim war Lockfuehrer, er war 18 Jahre aelter als seine Schwester Christa, und Bruder Bodo war Baujahr 1935, also so alt wie ich.
 
Natuerlich das erste was Christa machte, war das Akkordeon auszupacken, sie spielte gleich im Stehen einige  bekannte Lieder, auch die Augen der Mutti leuchteten hell und klar, dass ihre Tochter auf dem rechten Weg war, trotz ihrer Schulden. Da ich schuldenfrei aus dem Geschaeft meiner Frau (Hanni) herauskam, lief die kleine Wohnung auf meinem Namen, so dass uns keiner an der Karre konnte. Christa war bei ihrer Tante Anita angemeldet, und bezog Sozialhilfe, es war alles rechtens. Jedenfalls hatten wir einen schoenen musikalischen Sonntagnachmittag erlebt, da uns Christa recht gut unterhalten hat. Es gab wunderbaren Kaesekuchen zum Kaffee. Natuerlich unterhielten wir uns ueber unsere Zukunft. Mutti sagte zu mir: Ich bin froh, dass Christa von Siggi weg ist, denn das musste in die Brueche gehen, und Siggi war kein Kostverachter. Nur, die Mutti kannte ja mein Vorleben nicht, denn ich war doch zu der Zeit kein Gramm besser als Siggi. Es war Christa die mich durch ihre Liebe ueberzeugte, ein neues Leben zu beginnen.
 
Da Mutti gerne wanderte, fuhren wir mit ihr in die Lueneburger Heide und spazierten dort zwei Stunden durch die wunderbare herrlich blaulila bluehende Heide, die voll mit Straeuchern besetzt war. Auch kamen wir an Bienenkaesten vorbei und man hoerte das liebliche Summen der Bienen. Es waren viele Menschen unterwegs an diesem Sonntagnachmittag, auch viele Kinder, die hin und her rannten und kreischten. Ja an einem solch schoenen Sonnentag, kommen auch schoene Erinnerungen hoch: Wenn mein Bruder Guenter, meine Oma und der Grossvater mit uns auf dem Fahrrad in den Wald fuhren, etwa fuenf Kilometer von  Neudamm entfernt, und dann gemeinsam Blaubeeren pflueckten, und wir auch so manche Blaubeere in unserem Mund verschwinden liessen ohne dass der Opa was merkte. Opa merkte nichts, aber er sah es und schmunzelte vor sich hin. Auch Pilze fanden wir und so lernten mein Bruder und ich, was essbare und giftige Pilze waren. Auch in Platkow sind wir viel Pilze sammeln gegangen, als die Oma noch lebte.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Meine gequaelte Seele findet Frieden dank Christus
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30.  Meine gequaelte Seele findet Frieden dank Christus
Es vergingen wieder einige Monate, wir trafen uns immer oefter mit Guenter und Reli, auch Heiner und Jutta sowie einem Ehepaar aus der Uelzener Gemeinde. Es waren immer angenehme Abende die dann im Gebet endeten. Auch waren wir schon mehrmals sonntags in diese Freie-Christen Gemeinde gegangen. Ich spuerte, dass es hier viel lockerer zu ging als in einer traditionellen Kirche, auch die Lieder waren moderner und offener. Natuerlich wurden daneben auch einige alte Lieder aus dem Pfingstjubel gesungen, z.B. von Jonathan Paul (1853 - 1931), oder vom Liederdichter Paul Gerhardt (1607 - 1676). Es gab Texte wie:
 
Wenn Friede mit Gott meine
Seele durchdringt, ob Stuerme
auch drohen von fern, mein Herze
im Glauben doch allezeit singt:
Mir ist wohl, mir ist  wohl
in dem Herrn.

Mir gefielen die Melodien, doch mit den Texten, wusste ich nichts anzufangen. Was mir innere Ruhe gab waren die Einleitungen und danach die Predigten, die mich zum Nachdenken motivierten. Zu Hause habe ich dann die Bibelstellen nachgelesen, doch auch hier war meine Suche vergebens, um zu einer Erklaerung zu kommen. Ich hatte auch keine Vorstellung, wie man eine Bibel liest. Und fragen wollte ich aber auch nicht. Bis ich eines Tages nach langem Suchen in Matthaeus 6, Vers 33 eine Stelle fand, wo es hiess:

"Trachte zuerst nach dem Reich Gottes
und nach seiner Gerechtigkeit, so
wird euch das alles zufallen."

Bis mir klar wurde, was das Wort "trachte" fuer mich persoenlich bedeutete: Trachten = "suchen", " finden". Nun wurde ich noch neugieriger, und ich fand ein weiteres Kapitel in Matthaeus 7,7; da steht:

"Bittet, so wird euch gegeben,
suchet, so werdet ihr finden;
klopfet an so wird euch aufgetan

Hier in Vers 7 spricht Gott
alle Menschen an.

Ich habe mir die Frage gestellt:
Was wird uns gegeben?
Was koennen wir finden?
Was wird uns aufgetan?

In Matthaeus 7, Vers 8 heisst es:

"Denn wer da bittet, der empfaengt;
und wer da sucht, der findet; und
wer da anklopft, dem wird aufgetan."

Hier spricht Gott nochmals jeden
einzelnen Menschen an.

Das Wort "bittet" finden wir in Matthaeus Kap. 7,7/8 wieder, und das ist ein Thema fuer sich, denn wir sind von Natur aus so gepraegt. Wer "bittet" schon gerne Gott, wenn er gar nicht an ihn glaubt und auch nicht bereit ist, sich zu aendern. Das heisst: Dass unser "Ich" sich nicht beugen will vor dem Schoepfer. "Vielleicht wenn ich in Not bin, und es keiner sieht. Aber in der Oeffentlichkeit, das geht dann doch zu weit" Ja, da sitzt unser ganzer Stolz, Hochmut, Feindschaft, Eifersucht, Hader, Zank, Neid, Unzucht, Ausschweifungen, Saufen, und Fressen eines Menschen verankert, durch die Erbsuende. Aber was soll das, ich will doch gar nicht in die Naehe Gottes kommen. Ich brauche Gott nicht, ich bin stark genug, genau so dachte "Ich".

Jesus sagt in Johannes 14,6:

Ich bin der Weg und die
Wahrheit und das Leben;
niemand kommt zum
Vater denn durch mich

Dies zeigt uns: Jesus ist die Tuer, und wir haben nur Zugang zum Vater wenn wir an Jesus Christus glauben. Jesus hat unsere Erbsuenden und unsere Suenden die wir begangen haben, und die wir noch begehen werden teuer bezahlt. Aber warum? Weil Gott nicht will das der Suender in seiner Suende sterbe. Er moechte, dass wir ewiges Leben haben sollen. Deshalb sandte Gott seinen Sohn, damit wir Jesus Christus annehmen. Jesus hat sich nicht auf den Oelberg gesetzt und gesagt, Liebe Leute ich mag euch, sondern Jesus hat etwas getan. Jesus ist sogar ans Kreuz gegangen aus Liebe zu uns. Das war die groesste Liebestat, die je ein Mensch, fuer Menschen auf dieser Erde getan hat. Liebe ist eine Tat, oh, ich wuenschte, dass alle Menschen das verstehen wuerden, denn Liebe ist keine Philosophie, Liebe ist keine Idee, sondern Liebe ist eine Tat. Christus ist unser Erloeser. Er hat sein Blut fuer uns gegeben dort auf Golgatha. Wir koennen gemeinsam zum Herrn kommen, oder auch allein.
 
Wenn wir unsere Seele oeffnen und ein neues Leben beginnen wollen, das heisst, einen Sinneswandel in uns stattfinden lassen. Umkehr, das heisst nicht mehr den breiten Weg weiter gehen zu wollen, der uns in die Verdammnis fuehrt, sondern auf dem schmalen Weg, der uns ewiges Leben schenkt. Also deine persoenliche Entscheidung ist entscheidend, entweder fuer Jesu, oder gegen Jesu, ein drittes gibt es nicht. Ich moechte hinzufuegen, dass ich das, was ich weiter oben geschrieben habe, erst 3 Monate spaeter erfahren habe. Durch eine Sinnesaenderung und Umkehr des Boesen: Ich habe meine Seele fuer Jesus geoeffnet. Suchet so werdet ihr finden.

Mit Fred traf ich mich drei bis vier mal die Woche, und wir gingen durch den Uelzner Wald spazieren. Egal was es fuer Wetter war, bei schoenem Wetter liefen wir manchmal vier Stunden. So, dass wir zwei zu Mittag immer zu Hause waren. Ich habe mich zu der Zeit wirklich recht wohl gefuehlt, trotz der zwei Herzoperationen. Fred und Baerbel kamen nun auch ab und zu sonntags mit zum Gottesdienst in die Gemeinde. Baerbel fand es immer sehr schoen, hat aber nach dem Gottesdienst nichts mehr von der Predig gewusst. Sie hat mehr um sich herum geschaut, wie die Leute angezogen waren. Dagegen war Christa beim Liedersingen immer dabei. Ja so unterschiedlich sind wir Menschen.

Meine Tochter Rita  habe ich das letzte Mal in Bad Bevensen in der Intensivstation fuer einen kurzen Augenblick gesehen. Seitdem sind nun wieder 8 Monate vergangen. Sie hat ja wieder geheiratet und auch einen Sohn bekommen, der den Namen Markus traegt. Ja, nun sieht man an den Enkeln, dass man nicht ewig jung bleibt.

Nun ist das Jahr 1982 bald wieder Geschichte. Wir haben nun schon beinahe die Haelfte des Monats November hinter uns. Wir sind mit Reli und Guenter Rodaky, Heiner und Jutta Friedrich sowie Baerbel und Fred Josten wieder zum Gottesdienst nach Wolfenbuettel gefahren, denn dort war eine Bibelschule, die jeden Monat einmal Gottesdienste abhielt, es war immer ein Zusammenkommen von Verwandten, Geschwistern und Freunden. Also wie ein Familientreffen auch fuer uns. Denn auch hier hatten wir verschiedene Freundschaften geschlossen. So sahen wir uns jeden Monat einmal. Mittags bekamen wir etwas zu Essen, am Nachmittag dann nochmals Gottesdienst, danach wurden noch eine Gespraeche gefuehrt. Es waren doch immer zwei Stunden Fahrt, oft fuhr man im Dunklen wieder nach Hause. Christa war begeistert, wir sprachen dann noch den halben Abend ueber die Gemeinschaft die wir haben durften. Auch Fred fand es interessant.

Uelzen ist eine niedersaechsische Stadt im Osten der Lueneburger Heide. Uelzen hatte damals 25,000 Einwohner. Christa und ich, wir lebten ja in Westerweyhe, einem Vorort von Uelzen. In drei Monaten werden es zwei Jahre sein, seit wir nun dort wohnten. Wir fuehlten uns wohl in unserem Dorf Westerweyhe, auch die Nachbarn waren fast alle nette Leute und auch hilfsbereit. Was ich so prima fand: Hier im Dorf wohnten sehr viele Fluechtlinge aus den Ostgebieten. Man nannte sie auch "Vertriebene", auch ich gehoerte zu den Vertriebenen. Mir viel auf, dass hier im Ort sehr viele Strassen mit Ostprovinzischen Strassenschildern ausgezeichnet waren. Drei Provinzen moechte ich erwaehnen: Pommern, Ostpreussen und Schlesien. Christa und ich wir wohnten auf dem Ostpreussen-Ring Nr.9. Waehrend die letzten Monate 1944 und den ersten sieben Monaten 1945 haben ueber 13 Millionen Deutsche, ihre Heimat hinter sich gelassen und fluechteten ueber die Oder Neisse Grenze. Nach Mitteldeutschland, und nach West Deutschland.  Russland und Polen haben diese Deutschen Ostgebiete zugesprochen bekommen, durch Vertraege der Alliierten, USA, Russland, Briten.

Zehn Minuten brauchten wir von unserer Wohnung bis zum Uelzener Wald, und es machte uns immer Spass unseren Morgenspaziergang zu machen, es sei denn, dass ich mit Fred verabredet war. Der Uelzener Wald war ein sehr gepflegter und sauberer Wald. Ich glaube die Buerger in der Gegend waren sehr umweltbewusst, denn es war sehr selten, dass man irgendwo leere Plastictueten herumliegen sah. Auch ein wunderbarer Fahrradweg hatte die Stadt Uelzen anlegen lassen. Ebenfalls eine gute Waldbeschilderung hatten die Uelzener Stadtvaeter anbringen lassen, so dass die Fussgaenger und die Fahrrad Fahrer die Stadt Uelzen problemlos fanden. Die Waldwege, waren ordentlich angelegt, so dass man auch bei Regenwetter ordentlich unterwegs sein konnte. Das Krankenhaus lag direkt an der Uelzener Waldgrenze. Vom Krankenhaus zum Tierpark waren es nur einige Hundert Meter. Christa war rundum zufrieden. Da wir nur eine sehr kleine Wohnung hatten, haben wir uns einen kleinen Garten gemietet, direkt am Elbeseitenkanal es waren ganze dreihundert Quadratmeter.

Am 18.12.1982 hatten wir einen schoenen, kalten sonnigen Sonntagmorgen im Advent. Genau an diesem Tag fuhren Christa und ich nach Wolfenbuettel, um wieder den Freunden dort in der Bibelschule einen Besuch abzustatten. Wir waren sehr erfreut, als wir Reli und Guenter Rodakys sahen, sowie Jutta und Heiner Friedrichs, auch unser Chorleiter aus Uelzen war mit seiner Familie dort. Fred und Baerbel Josten kamen spaeter auch noch dazu. Nachdem wir uns alle begruesst hatten, nahmen wir Platz im Gottesdienst-Saal. Ich war erstaunt, wieviele Menschen schon dort waren, wir waren sicher 600 Personen, die am Gottesdienst teilnahmen. Heute Vormittag sollte ein Prediger aus den USA die Predigt halten. Zuvor wurde gesungen, sehr viele Chorusse, man pries Gott den Herrn in allen Variationen. Es wurde in die Haende geklatscht andere hoben die Haende hoch. Dabei wurde gesungen und der Leiter der Anbetung war ein Schulleiter, Mike Chance. Er gab vor, welche Lieder gesungen wurden, und stimmte sie auch mit Freuden an.

Christa sang mit voller Stimme mit, auch ich hielt mich nicht zurueck denn einige der kleien Chorrusse kannten wir schon aus der Gemeinde in Uelzen. Was mich abschreckte war immer diese Bewegungen, die die jungen Maedchen oft da von sich gaben. Haende wurden hochgehoben geklatscht und einige Jungen sprangen sor gar hoch. Nach der Anbetung, wurde dann die eigentlich evangelistische Predigt vorgetragen. Es waren fuer mich immer angenehme Stunden im Gottesdienst. Doch mich bekehren, wozu das ? Denn das Wort sagt: " Bekehret euch". Warum sollte ich mich bekehren? Weil Gott es so will! Das habe ich nie so richtig begriffen, oder vielleicht weil ich es nicht begreifen wollte? Das muss es wohl gewesen sein, weil ich es nicht wollte. Gott der Herr  sagte in Jesaja Kap. 55, 8:

Denn meine Gedanken sind eure
Gedanken, und eure Wege sind
nicht meine Wege, spricht der Herr.

Was will der Herr uns damit sagen? Ich wusste es nicht. Nach dem ersten Gottesdienst, wurde Mittagspause gemacht, und zu Mittag gegessen. Freunde aus einer Celler Gemeinde fragten mich: "Herr Wollschon was halten sie denn von diesem Anbetungs-Gottesdienst, mit dem staendigen Arme hochheben, klatschen und springen?" Ich sagte: "Fuer mich sind das alles Verrueckte, ansonsten habe ich keinen Kommentar." Christa und ich wir sassen am Nachmittag in der dritten Reihe ziehmlich vorne, so brauchte ich nicht soviele Menschen springen und klatschen zu sehen. Wieder wurde fast eine halbe Stunde gesungen. Das Singen der Chorusse war mir persoenlich sehr angenehm, die Texte beruehrten mich auch, wie:

Die Guete des Herrn hat kein Ende,
Sein Erbarmen hoert niemals auf.
Es ist neu jeden Morgen,
gross ist seine Treue
Die Guete des Herrn hat kein Ende

oder:

Durchflute mein Herz, durchflute mein Herz.
Geist Gottes durchflute mein Herz.
In dir find ich Ruh, mein Alles bist du
Geist Gottes durchflute mein Herz

Nach der Anbetung fing der Prediger an, seinen Dienst zu tun. Es war eine Predigt die mich aufhorchen liess, als er sagte: Jesus ist der einzige der ueber diese Erde gegangen ist und der nie gesuendigt hat. Jeder Mensch hat gesuendigt - jeder! Die Propheten haben gesuendigt, die Juenger haben gesuendigt, Maria hat gesuendigt, Buddha und Mohamed haben gesuendigt alle haben gesuendigt. Da ist keiner der ohne Suende war! Es hat nie einen Menschen gegeben der nie gesuendigt hat. Jesus war der einzige der ohne Suende war, er hat die beste Botschaft, die es ueberhaupt gibt in dieser Welt hineingerufen. Er hat das Evangelium verkuendet, er hat die Menschen zu sich eingeladen, und dann ist er ans Kreuz gegangen und hat sein Blut und Leben am Kreuz gegeben, fuer die Suenden der Welt. Als Jesus am Kreuz auf Golgatha starb, oh wenn du das doch glauben wolltest, als Jesus auf Golgatha starb, starb er fuer dich und fuer die Suenden der Welt! Nicht fuer die Suenden Israels, nicht nur fuer die Suenden einiger besonderer Leute, sondern Jesus starb auf Golgatha fuer die Suenden der Welt.

Mir wurde immer komischer beim Zuhoeren und ich fuehlte mich angesprochen und innerlich hin und her gerissen, ich wollte mehr hoeren: Es gibt keine Suenden auf dieser Erde, fuer die Jesus nicht gestorben waere und sein Blut gegeben hat. Jesus hat bezahlt fuer die Suenden der Welt. Theoretisch koennte jeder Mensch gerettet werden, auch der groesste Suender ist von Gott geliebt. Angenommen es gaebe nur ihn, nur fuer den einen waere Jesus aus Liebe gestorben, um die Liebe Gottes anzubieten. Gott hat seinen Sohn auferweckt von den Toten, hat ihn zum Retter der Welt bestimmt, und jetzt sagt Jesus: Ich bin die Tuer, wenn jemand durch mich eingeht, wird er errettet werden Oh was ist das fuer eine herrliche Botschaft! Wie geht das jetzt vor sich? An dem Tag wo der Mensch seinen suendenverlorenen Zustand so richtig erkennt, und endlich einmal begreift, dass er nicht gerettet wird durch gute Werke und dass er nicht gerettet wird durch einen sakralen Akt. Es gibt Menschen die glauben, sie wuerden durch ihre Kindertaufe wiedergeboren. Wenn jemand so etwas glaubt, dann ist er in einem ganz grossen Irrtum. Wenn so etwas sogar verkuendigt wird, dann ist es eine ganz gemeingefaehrliche Irrlehre, so etwas gibt es nicht! Wiedergeboren wird nur der Mensch, der in persoenlicher Entscheidung und im persoenlichen Glauben Jesus Christus annimmt. Das steht in Joh. 1,12:

Wieviele ihn aber aufnahmen
denen gab er Macht. Gottes
Kinder zu werden denen die
an seinen Namen glauben.

Das heisst: Man muss Jesus annehmen. Wer Jesus annehmen will, der muss zu ihm gehen, du musst zu ihm kommen. Jesus sagt:

Ich bin die Tuer, wenn
jemand durch mich eingeht
dann wird er gerettet.

Da fragt jemand in Lukas 13:
"Herr meinst du das nur
wenige gerettet werden?"

Da sagte Jesus:
"Ringet darum, ringet darum,
dass ihr eingeht durch die
enge Pforte

Eine Bekehrung ist kein Kinderspiel, eine Bekehrung ist fast immer mit einem grossen Kampf verbunden. Der Mensch muss einmal seinen suendigen, verlorenen Zustand einsehen und dass mit seiner Suende und Schuld zu Jesus kommen. Sein ganzes Leben, sein ganzes altes Leben, das was sich angesammelt hat zu Jesus bringen, mit der Bitte um Vergebung. "Das nennt die Bibel Bekehrung". Und dann bittet er um die Vergebung, er dankt fuer die Vergebung, er nimmt die Vergebung im Glauben an und dann bleibt er nicht an der Tuer stehen, dann macht er einen Schritt, und sagt: Herr Jesus und jetzt komm in mein Herz, komm in mein Leben, ich nehme dich im Glauben auf, ich will dein sein, du sollst mein sein. So wie bei der Hochzeit zweier Menschen, die sich ihr Jawort geben und unterschreiben in Gegenwart der Zeugen. Und von diesem Augenblick an, sind sie verheiratet. Wenn der junge Mann eine Stunde spaeter gestorben waere, gehoert der Frau sein ganzes Vermoegen. Zwei Stunden vorher waere es nicht so gewesen. Ja, das ist ein oeffentlicher Akt eine Entscheidung, und so ist es auch hier bei einer Bekehrung.

Jesus der Braeutigam des Himmels, sucht Brautseelen, und er will dich und mich haben. Er hat sich fuer uns entschieden. Jetzt erwartet er unsere Entscheidung. Nachdem ich ihm meine Suenden gegeben habe, mit der Bitte um Vergebung und ihm gedankt habe fuer sein Opfer, sage ich: Herr Jesus, und nun komm in mein Herz, ich nehme dich auf ich will dir gehoeren. Ich danke ihm dafuer, dass ich jetzt sein Eigentum bin. Waehrend ich so bete, kommt die Geweihtheit in mein Herz, dann beginnt ein neues Leben in der Nachfolge Jesu. Ja nun war es um mich geschehen! Der Prediger rief auf, wer sein Leben Jesu geben moechte, sollte nach vorne kommen. Ich wollte eigentlich schon waehrend der Predigt nach vorne stuermen, ich spuerte, dass irgendetwas mit mir passiert war. Ich fuehlte mich total erschlafft, es ueberkam mich eine Schwere, die ich nicht erklaeren konnte. Es war mir, als wenn Nebel um mich herum war und ich sagte nur noch zu Christa: kommst du mit? Und schon standen wir zwei Suender vorn vor 600 Menschen und weinten beide wie kleine Kinder. Als Christa aufgehoert hatte zu weinen, liefen bei mir immer noch die Traenen und sie wollten nicht aufhoeren.

Dann als der Prediger fuer mich gebetet hatte und mich Gott anbefahl, kehrte eine wunderbare innere Ruhe ein, und ich spuerte eine Veraenderung, eine Erleichterung, ich war voller Freude und wir wurden von vielen glaeubigen Geschwistern in den Arm genommen. Als der Bruder, der gepredigt hatte fuer mich den Segen aussprach, begann ein neuer Lebensabschnitt in meiner gequaelten Seele. Ich wusste es immer, dass mir noch etwas fehlte, was ich auch schon erwaehnt hatte, als ich Christa kennenlernte. Da sagte ich: Seit Christa an meiner Seite war, hat sich bei mir etwas in meiner Seele zum Positiven veraendert: meine Gefuehle, und mein Wille weiter zu leben. Die Hinwendung zum Herrn war meine Rettung fuer meinen Verstand, der in meinen Kinderjahren, als der zweite Weltkrieg zu Ende ging gebrochen wurde durch die Erlebnisse, die ich in dieser meiner Biographie beschrieben habe.

Nun war ich wirklich wiedergeboren, so wie Jesus es in Johannes Kapitel drei zu Nikodemus gesagt hat. Joh. 3,Verse 3,5,6,7,8
 
1
Wahrlich, wahrlich ich sage dir:
Es sei denn, dass jemand von neuem
geboren werde, so kann er das Reich
Gottes nicht sehen.

Als Nikodemus, das zweite Mal
fragte, sagte der Herr:

5
Wahrlich, wahrlich ich sage dir:
Es sei denn, dass jemand
geboren werde aus Wasser und
Geist, so kann er nicht in das
Reich Gottes kommen

Jesus sagt weiter, Vers 6.
6
Was vom Fleisch geboren ist,
das ist Fleisch; und was vom
Geist geboren ist, das ist Geist
 
7
Wundere dich nicht, dass
ich dir gesagt habe: Ihr
muesst von neuem geboren
werden.
 
8
Der Wind blaest, wo er will,
und du hoerst sein Sausen wohl;
aber du weisst nicht woher er
kommt, und wohin er faehrt.
So ist es bei jedem der aus
dem Geist geboren ist .
 
9
Nikodemus antwortete und
sprach zu ihm: Wie kann das
geschehen?
 
10
Jesus antwortete
und sprach zu ihm:
Bist du Israels Lehrer
und weisst das nicht?

11
Wahrlich, wahrlich ich sage dir:
Wir reden, was wir wissen, und
bezeugen, was wir gesehen haben;
Ihr aber nehmt unser Zeugnis nicht
an.

12
Ihr glaubt nicht, wenn ich
euch von irdischen Dingen sage,
wie werdet ihr glauben, wenn ich
euch von himmlischen Dingen sage?

 
 




Aktiv für Jesus Christus
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31.  Aktiv für Jesus Christus
Nun beteiligten wir uns in unserer Gemeinde, wie es Gott vorgegeben hat in seinem Wort. Ich konnte kleine Arbeiten in der Gemeinde uebernehmen: Toiletten sauber machen, den Rasen pflegen, den Parkplatz reinigen. Es waren Arbeiten, die nicht jeden Tag anfielen. Oben im Gemeindehaus war der grosse Gottestdienst Saal, unten dann die Toiletten, drei abgetrennte Raeume. Ein Raum ware ein Gebetsraum. Ein Raum war fuer unsere Kinder in der Gemeinde, und was nicht fehlen durfte, war die Kueche, auch hier war dann oefters einiges aufzuraeumen, ganz besonders, wenn die Jugend ihren Abend hatte. Feiern ja, aber aufraeumen ueberliessen die Jungen Leute anderen. Nun ich habe es eine Zeit lang mit Christa getan, denn wir hatten ja keine grossen Aufgaben im Arbeitsleben zu erfuellen. Mir stand die Rente bevor und Christa bezog Sozialhilfe. Was nun auch nicht das gelbe vom Ei war. Wir konnten unseren Tagesablauf einteilen, wir hatten keinen festgefahrenen Ablauf.

Christa bekam gleich einen festen Platz im Gemeindechor und
sie war begeistert, einmal von den Liedern und deren Texten, und zudem ueber die Geschwister, die sie gleich mit ganzem Herzen aufnahmen. Erika Salewsky hatte eine Altstimme, Christa hatte vom Stimmumfang eine sehr hohe und klare Sopranstimme, und sie durfte spaeter auch Solo Passagen singen. Da wir nun frische Juenger Jesu waren, durften wir uns auch daran beteiligen, den Gottesdienst Saal für das Weihnachtsfest feierlich mit Tannenzweigen auszuschmuecken . Alle grossen Klapptische wurden aus dem Keller geholt und auch mit Zweigen ausgelegt, vorher hatten andere Geschwister die Papierdecken auf den Tischen ausgebreitet. Jeder Tisch bekam huebsche bunte Kerzen, und in der mitte des Tisches eine grosse weisse Kerze. Unsere Gemeinde hatte wohl etwa 127- 128 Mitglieder. hinzu kamen die Kinder, die den meissten Spass an Weihnachten hatten. Kuchen, Torten Weihnachtsgebaeck wurde von den Familien selbst gebacken.

Dann war da noch ein sehr grosses Pfefferkuchen-Weihnachtshaus, das einer aus der alten Garde gebacken hatte. Es wurde dann am Freitag Nachmittag waehrend der Weihnachtsfeier versteigert wurde. Die Versteigerung erfolgte amerikanisch, jeder der mit gesteigert hatte, muste eine DM in den Beutel werfen, da das Pfefferkuchenhaus so gross war, ich glaube die Masse waren 40 mal 50 cm, wurde auch lange versteigert, bis am Ende ueber 360 DM im Beutel lagen. Das Geld bekam die Gemeinde, und ich selbst habe das Haus bekommen. Da ich  kein grosser Knabberjunge war, und meine liebe Christa auch nicht, haben wir das Haus den Gemeindekindern geschenkt. Mir persoenlich hat es Spass gemacht und etwa 10 DM gekostet. Das war mir die Sache wert. Ich glaube, dass unser Dieter Bender das Haus absichtlich mir zugesprochen hatte, weil wir frisch bekehrt waren. Die Kinder hatten die ganze naechste Woche noch dran zu knabbern. Nach der Feier fuhren alle nach Hause, denn der Tag darauf war der Heilig Abend, 24. Dezember.

Am Sonntag fand dann wieder ein Gottesdienst statt, die Jugend hatte Heiligabend Vormittag alle schweren Tische in den Keller gebracht und die Stuehle wieder fuer den Gottesdienst, ordentlich aufgestellt, so dass es keine Komplikationen gab. Alles lief wie es laufen sollte. Ich fand es wunderschoen, ein Mitglied dieser christlichen Gemeinde Jesu zu sein. Besonders fielen uns einige alten Leutchen (Geschwister) auf, denn auch sie trafen sich abends in ihren Hausern. Sie hielten kleine Gottesdienste ab, oder man traf sich nach Absprache an irgendeinem Nachmittag in der Gemeinde. Da meine Christa und ich viel Zeit hatten, stellten wir eine Anfrage an den aeltesten Bruder, ob wir zwei teilhaben duerften bei ihren Zusammenkuenften. Der aelteste Bruder war 1900 geboren, also hatte er schon 83 Jahre hinter sich gebracht. Das war der Bruder Schuhran mit seiner Frau, die wirklich noch gut auf den Beinen waren. Dann waren da der alte Friedrich Tepper, 82jährig, der diese wunderbare Gemeinde aufgebaut hat, und auch deren erster Prediger war. Dazu gehörte auch seine Frau Erna, es folgten der Bruder Aldolf Tepper und seine liebe Frau Liesel, und Paul May, er war ein Schwager der Brueder Tepper. Seine Frau war schon einige Jahre vor ihm Heim gegangen. Bruder Melcher sollte ebenfalls noch erwaehnt werden sowie das Ehepaar Plotschinsky, das waren nach meinem Kenntnisstand die Geschwister, die diese Gemeinde zusammen aufgebaut und auch getragen haben. Der Sohn von Vater Tepper war schon einige Zeit in des Vateres Fusstapfen getreten, denn er war der Prediger unserer Gemeinde.Und studierte an der Bibelschule in Erzhausen, so hab ich es damals verstanden.

Wir wurden von den alten Geschwistern herzlich aufgenommen. Ich muss natuerlich noch erwaehnen, dass wir noch mehr aeltere Geschwister hatten, es waren auch einige Witwen die noch alleine lebten. Dann kam schon die Mittelklasse vom Alter her gesehen, dann die Jungverheirateten, die Jugend und die wunderbaren Kinder, die uns viel Freude machten, aber freundlich ausgedrueckt uns auch schon mal auf den Keks gingen. Reli und Guenter, Jutta und Heiner wir trafen uns oft abends bei Reli zum Gebetsabend, der mir immer mehr Freude bereitete, denn ich wollte wirklich immer mehr ueber Jesus erfahren. So beteiligte ich mich dort wo jemand gebraucht wurde, oder ich sass im Gottesdienst-Saal und hoerte zu, wenn der Chor uebte. Das fand meistens abends statt.

Im Maerz 1983 kaufte ich mir ein Fahrrad, so konnte ich immer mehr die Umgebung von Uelzen bis Bad Bevensen kennen lernen. Nun gab es auch Nachmittage, an denen uns die Alten einluden. Es waren immer schoene angenehme Stunden mit den Geschwistern, sie erzaehlten von der alten Heimat. Schuhran kam ja aus Ostpreussen mit seiner lieben Frau. Es waren so wunderschoene Erlebnisse die uns geschildert wurden. Was die Leute so alles auf ihren Doerfern erlebt haben, als sie noch jung und knusprig waren. Wir muessten staunen, was die alten Leutchen alles so drauf hatten, man kannte sie ja nur immer von den Gottesdiensten. Ja sie haben auch ihr Leben im Sinne von Christus gelebt, aber auch nicht vergessen, dass sie Menschen waren mit dem Herzen auf dem richtigen Fleck, da konnten wir Juengeren schon noch eine Menge von ihnen lernen. Besonders was die Naechstenliebe anbelangt. Wir konnten feststellen, dass die Menschen aus den Ostgebieten des ehemaligen Deutschlands sehr sparsam gelebt haben. Die meisten von ihnen hatten 30 Jahre nach dem zweiten Weltkrieg schon wieder ihr eignes Haus.

Die 13 Millionen Vertriebenen waren eine Bereicherung fuer unser heutiges Land. Christa war auch sehr begeistert ueber unsere aelteren Gemeindemitglieder. Nun hatten wir auch eine Einladung von Friedrich Tepper und seiner Frau Erna bekommen, denn sie wohnten auch in Westerweyhe, was wir gar nicht wussten, um so groesser war die Freude, dass sie uns einluden. Sie wohnten nur fuenf Minuten vom Ostpreussenring entfernt. So tippelten Christa und ich gleich am Sonntag Nachmittag zu unseren alten Geschwistern. Es war Anfang April, unser Bruder Friedrich war ein herzensguter Mensch. Auch seine Frau Erna war eine Frau, wie ich sie mir immer vorgestellt habe, so wie die Frau eines Predigers sein sollte: herzlich, zurueckhaltend, liebevoll, demuetig und gastfreundlich. Sie hatte einen Auge zu Augeblick, der dich sofort aufwaermte. Eine solche Mutter haette ich mir damals gewuenscht, als ich ein kleiner Junge war und von meiner eigenen Mutter vernachlässigt wurde!

Da es im April noch kuehl war draussen, waren wir zwar kurz draussen, um uns Friedrichs Grundstueck anzusehen. Vielleicht waren es tausend Quadratmeter, wenn man das Haus und den grossen Stall noch abzieht, waren es immer noch etwa achthundert Quadratmeter Garten. Es gab Suesskirchen und Aepfelbaeume im Garten, auch sahen wir Erdbeerpflanzen sowie Johannesbeeren und Stachelbeeren laengs dem Zaun entlang. Der Garten war sehr gepflegt, dann zeigten sie uns ihr Haus. Unten war ein sehr grosser Keller mit einer Waschkueche und zwei Raeume fuer Kartoffeln und die vielen Wegglaeser. Dann gab es einen ehemaligen Kohlenkeller, in dem jetzt eine Oelheizung eingebaut war. Dann ging es nach oben in die Wohnung. Ein schoenes Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Sie hatten sogar ein Klavier, dann war unten noch ein Gaestezimmer, und ganz oben waren noch drei Zimmer fuer ihre Kinder, ich glaube sie hatten noch zwei Maedchen, die natuerlich schon erwachsene Frauen waren und wohl in Hamburg wohnten. Sie hatten jedoch wenig Kontakt zu ihren Eltern, das erfuhr ich erst spaeter.

Erna hatte uns richtigen Kaffe gekocht, und zwar hat sie die Kaffebohnen mit der Handmuehle gemahlen. Die Kueche roch sehr schoen nach frischem Kaffee, Erna hatte fuer uns Waffeln gebacken. So erfuhren wir immer mehr ueber die Gemeinde und deren Mitglieder. Friedrich war der Aelteste und Vorstandsmitglied, dann war da noch Hugo Bender im Vorstand sowie Hans Bender , sein Bruder. Einer der Diaokone war Dieter Bender, der Chorleiter. Weiter war da noch ein Schriftfuehrer namens Grosser. Den Vater der Familie Bender hatte ich schon mal gesehen, aber ich kannte ihn nicht. Er war Atheist und wollte von der Gemeinde nichts wissen. Dafur kannte ich seine Frau, die eine tiefglaeubige Person war. Sie fuehrte auch ihre Kinder zu Gott. Der Mann hat aber seiner Frau die Gottesdienste verweigert. Daneben gab es noch eine Tochter Bender, die mit einem Masseur verheiratet war, die beiden waren auch Mitglieder der Gemeinde.

Nach dem Kaffee, setzten wir uns ins Wohnzimmer. Bruder Friedrich spiete am Klavier einige Melodien und danach knieten wir nieder und beteten für die Macht der Liebe. Jeder hatte auch ein Anliegen, und so beteten wir gemeinsam vor dem Herrn und brachten all unsere Sorgen unserem Heiland. Auch ich betete fuer meine Tochter, sie moege endlich den rechten Weg finden, um zur Ruhe zukommen. So hatten wir alle vier genuegend Themen die, wir dem Herrn Jesus darbringen konnten. Dann verabschiedeten wir uns, und sahen uns am Sonntag wieder. Dazwischen waren wir bei unserer Schwester Reli und Guenter zum privaten Bibelabend. Wir lernten immer mehr aus der Bibel kennen. Unsere Sehnsucht nach Gott wurde immer groesser. Oft sassen wir zwei in unserer kleinen Wohnung und Christa lass uns aus Mose vor. Da sind so wunderbare Erlebnisse beschrieben, was die Hebrea alles erleiden musten und viele Dinge mehr. Ich habe Christa eine gebrauchte Gitarre gekauft.

Und ausgebildet hat sie unser wunderbarer Bruder Friedrich Tepper, der auch Geige neben dem Klavier spielte. Schwester Erna war so froh, dass wir sie besuchten, und ihren Mann auch bestaerken konnten durch unsere Anwesenheit. Denn von seinen Kindern besonders, von den Maedchen war er enttaeuscht, weil er es nicht geschafft hatte, das sie in der Nachfolge Christi standen. Ja da ging mir die Bibelstelle aus Johannes 3,Vers 8, durch den Kopf, wo der Herr Jesus zu Nikodemus sagte:

Der Wind blaest, wo er will,
und du hoerst sein Sausen
wohl; aber du weisst nicht
woher er kommt, und wohin
er faehrt. So ist es bei jedem,
der aus dem Geist geboren ist.

Ja, wie muss es in einem Prediger Herzen aussehen, der es nicht geschafft hat, seine eigenen Kinder - ausser seinen Sohn - zum Herrn zu fuehren? Ich habe mich nicht getraut, diesen alten Menschen daran zu erinnern, was der Herr Jesus zu Nikodemus gesagt hat: Dass der Wind blaest, wo er will, denn Friedrich hatte doch gar keine Schuld, wenn Gott es noch nicht zulaesst.

Friedrich Tepper war wie ein Vater zu uns, und wenn ich Bruder Friedrich ansprach, so nannte ich diesen mit seiner Erlaubnis immer Vater Tepper. Da Christa sehr musikalisch war, hatte sie sehr schnell ihre Gitarre im Griff gehabt, und spielen koennen. Bei jeder Gelegenheit hat sie geuebt und dazu gesungen. Es war fuer mich nicht so einfach, denn wir lebten ja nur in einem Zimmer, also wanderte ich dann oft zu Relis Eltern und erfuhr auch dort sehr viel ueber die frohe Botschaft der Bibel.

Im Mai 1983, wurde mein Krankengeld nicht mehr weiter ausbezahlt. Man legte mir nahe, dass ich meine Rente beantragen sollte. Ja, das war schon ein Schreck fuer sich, denn weder die Krankasse noch die Rentenversicherung machten sich Gedanken darueber, wie ich weiter leben sollte, denn bis die Rente bewilligt war, waere ich mit meiner Christa verhungert. Denn selbst das Sozialgeld, das Christa bekam, waere fuer uns zum Leben zu wenig und zum sterben zu viel gewesen. So beantragte ich beim Sozialamt, meine mir zustehende Sozialhilfe. Diese bekam ich dann auch rasch. Man uebernahm ein Teil der Miete und auch der Heizung, wieviel Geld ich damals bekam, weiss ich heute nicht mehr. Aber ich lebe noch, und man sollte fuer jede Hilfe dankbar sein. Anfang Juni 1983 besuchte uns meine Mutter in Uelezen, wir wohnten immer noch in unserer kleinen Huette, und waren auch zufrieden. Wir holten meine Mutter vom Uelzener Bahnhof ab. Natuerlich war es ein bewegter Moment fuer mich, denn es waren nun schon drei Jahre vergangen, seit ich sie zum letzten Mal gesehen hatte. Das war das erste Mal, dass sie uns besuchte, seit ich von Hanni weg war. Ja, ich konnte meine Mutter verstehen, es war keine schoene Sache, die ich mir da erlaubt hatte, gegenueber Hanni, aber es war nun mal so wie es ist. Wir waren erstaunt, dass meine Mutter an der Hand einen Krueckstock hatte, um sich abstuetzen zu koennen beim laufen. Wir fuhren dann zu unserer Wohnung und bei einer Tassen Kaffe und den gekauften Kuchen kamen wir lansam ins Gespraech.

Meine Mutter hatte viel zu viel Uebergewicht, und die Aerzte stelten bei einer Untersuchung fest, dass meine Mutter ein neues Hueftgelenkt braeuchte, und sie von mir wissen wollte, was sie machen sollte. Sie hatte vier Soehne, drei davon lebten in ihrer Stadt Solingen, aber sie kommt zu mir und moechte wissen, was sie nun machen sollte. Ihre Schmerzen sind so stark, dass sie es ohne Medikamente nicht aushaelt. Ich sagte zu meiner Mama: "Mama es freut mich sehr, dass du dir den weiten Weg gemacht hast, um mich zu fragen. Aber wer bin ich, dass du mich fragen musst." Sie gab mir zur Antwort: "Du bist mein Sohn Achim." "Ok Mama, ich moechte dir dafuer danken, dass du zu mir gekommen bist, zuerst moechte dir sagen: Das ich dir vergeben moechte, fuer das, was du mir in meiner Kindheit angetan hast. Ich bin mir heute sicher, dass du es nicht aus reiner Freude am Leben getan, doch war es aus meiner heutigen Sicht eine Suende. Und wer bin ich, dass ich dir nicht vergeben wollte? Auch ich bitte dich, dass du mir vergibst, für all das, was ich dir an Kummer und Sorgen bereitet habe in deinem Leben.
 
Wir nahmen uns in die Arme und ich spuerte, dass ein mit Steinen gefuellter Rucksack von meinen Schultern fiel. Ich merkte wie meine Mama richtig wie meine Mama auflebte, denn sie sagte gleich: Na, eure Wohnung ist doch schoen und es werden auch wieder andere Zeiten fuer Euch kommen. Christa weinte langsam vor sich hin. Auch ihre Kindheit war nicht mit Freude bekleckert, denn ihr 18 jahre aelterer Bruder, der Lockomotivfuehrer, war ein hochmuetiger, eingebildeter, arroganter und blessierter Besserwisser und Zungendrescher, besser kann man es nicht mehr ausdruecken. Er war ein 100%tiger Kommunist. Christa nun ist doch alles gut, sagte meine Mama. Am anderen Morgen gegen 10 Uhr fuhren wir mit unserer Mutter nach Bad Bevensen, dort zeigte ich ihr, wo ich meine Rehabilitation gemacht hatte. Junge du hast ja wirklich viel durchgemacht. Mama ich lebe, das ist wichtig das weitere wird man sehen.

Was wir nicht wussten, war dass meine Muter das Haus verkauft hatte an die Stadtverwaltung Solingen-Ohligs. Das war zu der Zeit, als wir von Langenfeld umgezogen sind, man kann auch sagen: Als wir uns verdrueckt hatten. Auf eine schaebige Art und Weise, das sah ich damals anders. Ich fragte meine Mutter, wo sie denn jetzt in Solingen wohne, sie sagte: In Solingen-Centrum, sie habe nur eine kleine Wohnung. Ein Zimmer, Kueche und Badezimmer. Wir assen in Bad-Bevensen zu Mittag, als ich bezahlen wollte, sagte meine Mutter: "Junge das mache ich schon, haltet euer Geld fest, denn wenn du noch ein halbes Jahr auf die Rente warten musst, dann wird es eng fuer euch. Christa besorgte uns von der Zucker Klink einen Rollstuhl, und so konnten wir mit unserer Mutter durch den grossen Park spazieren, und ihr die vielen wunderschoenen Blumen zeigen. Dann sagte sie: "Junge weisst du noch damals, als ich noch mitte 60 war, da war ich doch ein paarmal in Bad-Oenhausen, da waren doch auch diese einmaligen Blumen Anlagen, einfach grossartig. Ja, die Zeit ist vorbei, und ich bin froh, dass ich jetzt weiss, dass du es geschafft und ein neues Leben begonnen hast. Es ist wahr, es ist nie zu spaet. Dann fuhren wir nach Westerweihe zurueck.

Nach dem Abendessen meinte meine Mutter: "Nun weiss ich Junge, du bist bei Christa gut aufgehoben, nun kann ich ruhig sterben. Ich sagte: Mama was redest du denn da fuer einen Quatsch, das mit der Huefte wird schon gut werden, andere Menschen haben sich das auch machen lassen und sind wieder gut drauf, denk mal an den alten Dickkopf Willi Millovitsch, der Schauspieler. Der war schon weit ueber achtzig Jahre alt, damit verglichen, bist du noch ein knuspriger Pfefferkuchen. Nun lass es gut sein Mama. Am naechsten Tag fuhren wir mit ihr in die Lueneburger Heide. Ja wie war sie begeistert: Junge damit habt ihr mir eine grosse Freude bereitet, schade dass ich so schlecht laufen kann. Sie hielt durch. Dann fuhren wir zu unserer Gemeinde, denn da ich ja dort für die Reinigung verantwortlich war, hatte ich auch immer einen Schluessel im Auto. Ja, das sieht doch überall sehr freundlich aus hier. Junge halte durch, danke deinem Gott und bete fuer mich. Das war der letzte Tag ihres Besuches. Am anderen Morgen brachten wir sie zum Bahnhof Uelzen.

Als wir noch 20 Minuten auf den Zug warten mussten, nahm unsere Mutter auf einer Bank Platz, und ich sah, dass sie in ihrer Tasche herumfummelte. Ich fragte sie : Mama was suchst du denn? Ach weisst du mein Junge, ich habe hier 5000 DM und die wollte ich euch schenken, ich habe meine Rente und das Haus hat siebzehntausend erzielt. Ich bin allein und brauche nicht mehr viel. Der Zug fuhr ein und meine Mutter verschwand darin im Morgennebel.

Am 18.Oktober 1983 wurde meine Mutter 73 Jahre alt. Einige Tage spaeter liess sie sich an der Huefte operieren, die Operation verlief
gut, doch am neunten Tag, als der Pfleger mit ihr einige Bewegungen machen wollte, bekam sie eine Embolie und verstarb. Ich war richtig schockiert als ich die Nachricht von meiner Tochter erfuhr. Mein Halbbruder Hans kuemmerte sich um die Beerdigung, denn alle drei Halbbrueder lebten ja in Solingen, doch keiner wollte eigentlich die Beerdigung in die Hand nehmen. Doch dann entschied sich der zweitaelteste Bruder Hans doch, dass er sich um alles kuemmern wollte. Drei Tage spaeter fuhren Christa und ich mit dem Auto nach Solingen direkt zur Wohnung unserer Mutter. Da waren nun alle meiner Brueder. Herbert, Hans und Guenter Ich sagte guten Tag zu ihnen, doch ich bekam keine Antwort von meinen Bruedern, so gingen Christa und ich die Treppe wieder herunter und spazierten zum Friedhof, der nur ein paar Haeuser weiter weg lag.

Es war der Stadtfriedhof, wir gingen gleich in die kleine Kapelle. Wir hatten einen schönen Kranz für meine Mutter machen lassen mit den Namen von Achim und Christa. Wir legten den Kranz ab und standen noch vor dem Sarg, als meine Brueder mit ihren Frauen ihren Platz einnahmen, nur fuer uns zwei reichten die Stuehle nicht. So setzte ich mich dort hin, wo alle anderen Leute sassen, die teilnahmen an der Beerdigung. Ich weinte wie ein Kind, als der Pastor etwas aus dem Leben meiner Mutter erzaehlte, meine Brueder hingegen waren wie versteinert. Keine Traene kein Taschentuch kein Blick zu mir herueber, als wenn sie sich abgesprochen hatten. 1946 hatte ich meinen Bruder Herbert das letzte Mal gesehen. Bis heute sind inzwischen 37 Jahre vergangen ohne dass wir je ein Wort miteinander gesprochen haetten. Mit Hans hatte ich genauso weinig Kontakt. Nur mit Guenter, hatte ich schon mal beim Gleisbau an der Bahnlinie gesprochen, weil ich damals Frischbeton dort angeliefert hatte.

Das war es dann aber auch schon. Wir waren uns alle fremd geworden. Nach der Beerdigung ging es zum Mittagessen, es waren einige Personen da, die ich gar nicht kannte und die sich auch bei mir gar nicht vorgestellt hatten. Christa und ich hatten einen Tisch fuer uns. Wo meine Tochter Rita sass, weiss ich nicht mehr, es war eine bedrueckende Stimmung. Nach dem Essen nahmen wir unsere Jacken und verdrueckten uns, so wie wir gekommen sind. Das Erbe, das uns unsere Mutter hinterlassen hatte, bestand nur aus Geld.
Es lag auf der Bank und es konnte nur ausbezahlt werden, wenn alle Brueder unterschreiben wuerden. Der aelteste Bruder Herbert wollte nicht unterschreiben, so blieb das Geld 20 Jahre liegen auf der Bank, danach sollte sich jeder seinen Teil abholen. Das war schon eine "tolle" Brudergemeinschaft. Auch hier konnte ich wieder den Hochmut und Stolz, ganz besonders bei den Frauen meiner Brueder erkennen. Ich bin heute noch meiner Grossmutter dankbar, dass sie mich immer vor Neid und Hochmut gewarnt hatte.

Heute bin ich gluecklich und zufrieden, dass meine Mutter und ich Frieden gefunden haben, durch die gegenseitige Vergebung. Jetzt begriff ich, warum meine Mutter mir die fuenftausend DM gegeben hatte, sie hatte geahnt, was ihr Sohn Herbert vorhatte. Moegen viele Menschen denken, was ich wohl immer mit meinem Heiland Jesus Christus hatte. Wir haben alle die Wahl, das zu suchen, von dem jeder glaubt es sei das richtige fuer ihn. Meine Wahl kam spaet, aber nicht zu spaet! Ich habe meinen Frieden mit Gott gemacht durch seinen Sohn, der in Jesaja Kapitel 9, Vers 5, so beschrieben wird:

Denn uns ist ein Kind geboren,
ein Sohn ist uns gegeben, und
die Herrschaft ruht auf seiner
Schulter; und er heisst Wunder-
Rat, Gottes-Held, Ewiger-Vater,
Friede-Fuerst;

Ich habe meinen "Friede-Fuerst" gefunden, der mir meinen Frieden wieder gegeben hat. Der mir meine Seele rein gewaschen hat von den letzten Kriegsgeschehnissen 1945, von den vielen Verbrechen, die Menschen angerichtet haben, an anderen Menschen, an Frauen an kleinen Maedchen. Ich war einer von tausenden Zuschauern, und war erst gerade 10 Jahre alt geworden, und dann diese Schreckenserlebnisse! Ja warum laesst Gott das zu? Meine Antwort und Gegenfrage ist, warum sollte Gott helfen? Fuer die Schandtaten, die sie selbst verursacht haben, weil sie sich nicht an Gottes Gesetzte gehalten haben. Gott hat uns Menschen einen freien Willen gegeben. Und der Apostel Paulus sagt in Galater 6, 7:

Irret euch nicht, Gott laesst
sich nicht spotten. Denn was
der Mensch saet, das wird er
ernten.

Meine Frage: Wer saet denn oft Wind? und stellt spaeter fest, dass er Sturm erntet? Wer Krieg saet, wird Bomben ernten. Gott unser Vater ist ein liebender Gott. Er laesst die Sonne scheinen ueber gute und boese Menschen, das gilt auch fuer den Regen. Er, Gott macht keine Ausnahme zwischen guten und boesen Menschen, und wenn Gott jemandem hilft, dann tut er es aus Gnade, und nicht weil ich, ich so gut bin. Nein weil er so gnaedig zu uns ist. Wir Menschen wollen immer gross sein, wir brauchen Titel wir brauchen niemanden. Ich schaffe das. Nur wenn etwas schief geht, dann geben wir Gott die Schuld, obwohl er nichts getan hat. Aber er ist immer der Schuldige, und genau in der Zeit leben wir heute. Wir koennen nicht mit Gott machen was wir wollen. Wenn wir ihn brauchen, dann holen wir ihn aus dem Schrank, dann soll er helfen. Warum? und genau da liegt der Hund im Pfeffer. Wer von Gott etwas wissen will, der muss erst zu ihm kommen. Jesus sagt in Mt.10, 34:

Ihr sollt nicht meinen, dass ich
gekommen bin, Frieden zu
bringen auf die Erde. Ich bin
nicht gekommen, Frieden zu
bringen, sondern das Schwert

Nach der Beerdigung meiner Mutter, verlief unser Alltag wieder ganz normal. Dadurch, dass wir viel bei den alten Geschwistern Teppers waren, bekamen wir auch Kontakte zu dessen Bruder Adolf Tepper und seiner Frau Liesel und auch zu der Familie Paul May, dem Schwager von den Gebrueder Teppers. Bruder Paul May hatte einen Sohn "Reinhard" der ein Jahr juenger war als ich. Reinhard litt an einer Herzwasser-Krankheit, an der schon seine Mutter  vor ein paar Jahren starb. Vater und Sohn wohnten in Stederdorf bei Uelzen. Reinhard arbeitete am Gericht in Uelzen. Auch er bezog nun schon eine Fruehrente mit siebenundvierzig Jahren. Reinhard litt sehr unter dieser Krankheit, denn er musste alle paar Monate ins Krankenhaus, man entzog ihm das Wasser, und er bekam schwere Medikamente, seine Haende waren immer in den Handflaechen ganz rau Er musste staendig Diaet halten, und Alkohol war Gift fuer seinen Koerper. Reinhard war durch seine Krankheit ledig geblieben, es war wirklich eine schlimme und laestige Krankheit die er hatte.
 
Mit seinem BMW ueberspielte er ein wenig seine Krankheit, er bereiste fast ganz Europa mit seinem Wagen, er war viel in Schweden und Norwegen unterwegs. Paul May sein Vater lebte ganz allein mit seinem Sohn in Stederdorf, und wenn Reinhard auf Achse war, dann haben Christa und ich ihn oft zu einigen Treffen bei Teppers mit dem Auto abgeholt, so dass er nicht nur immer allein war. Diese Treffen fanden mal bei Friedrich Tepper statt, und mal bei Adolf Tepper. Wir waren immer 7 Leute und Christa und ich, wir haetten natuerlich vom Alter her ihre Kinder sein koennen. Aber das war es wohl, was die alten Leute Freude machte, wenn wir sie unterhielten und wenn ich über mein verkapptes Leben berichtete. Wir waren ein richtiges Team gewesen. So waren wir taeglich irgendwo im Dienste des Herrn unterwegs. Wir haben beide alte kranke Menschen in Westerweyhe besucht, oft war dann auch die Mutter der Bender Brueder dort beim Treffen. Es waren immer liebevolle Nachmittage.

Wir unterhielten die Damen dann mit geistlichen Liedern, und wir durften dann gemeinsam mit einander beten auf diese Weise konnten wir unseren Alten immer Mut zusprechen. Abends waren wir dann bei Rely und Guenter. Dienstags war Chorprobe, Mittwochabend Bibelabend. So vergingen die Wochen und Monate und wir feierten nun schon die zweite Weihnacht in dieser Gemeinde. Ein paar mal hatten wir richtigen hohen Schnee in Westeweyhe bekommen, so dass unsere Garagen richtig zugeschneit waren da hiess es dann die Wege frei schaufeln oder auch frei schieben, die frische Schneeluft tat mir immer gut. Meine Christa und ich wir sind auch gern im Schnee spazieren gegangen. Dann gab es wieder Wochenenden, wo uns die liebe Mutti von Christa aus Salzwedel DDR besuchte, es war fuer mich eine herrliche Zeit, immer mit Menschen Gemeinschaft zu haben und zu pflegen, mit Menschen die gleich gesinnt waren, und die auch fuer einender da war. Ausnahmen bestaetigen die Regeln. Jetzt in der Winterzeit, waren wir viel bei Friedrich und Erna Tepper in Westerweyhe.

Friedrich spielte uns oft einige geistliche Lieder vor, und Christa setzte dann langsam mit ihrer Stimme dazu ein. Das waren bemerkenswerte Erlebnisse und wunderbare Stunden, die wir bei Friedrich und Erna immer hatten. Er war fuer mich wie ein Vater, den ich sehr lieb gewonnen hatte, nun kannten wir uns schon zwei Jahre, und wir haben sehr viel von ihm lernen duerfen. Christa musikalische Einheiten, und ich geistlich biblische geschichtliche Erfahrungen. Trotz seiner 83 Jahren war er noch hoch motiviert, wenn er mal Sonntags eine Predigt hielt, da war alles muxmaeuschen still in den Bankreihen. Er war ein Vollblut- Evangelist (Pastor). Sein Sohn waere wohl besser Vertreter oder Manager einer grossen Firma geworden, was sein Vater Friedrich spaeter auch einsah. Das Jahr 1984, brachte uns oefters nach Hamburg ins Kongressgebaeude, wo oefters evangelistische Grossveranstaltungen des stattfanden. Da traf man sich mit Freunden aus anderen Gemeinden, auch besuchten wir mehrere Male die Arche in Hamburg.

Bei all den Grossveranstaltungen, fand ich es in unserer Gemeinde in Uelzen am schoensten, mit unseren alten und vertrauten Geschwistern. Auch in Celle besuchten wir die Geschwister in den Gemeinden, sowie in Hannover und Braunschweig. Wir lernten viele Geschwister kennen und priesen gemeinsam unseren Herrn Jesus. Es ist wunderbar zu wissen, dass Gott der Herr uns traegt, man muss es nur glauben. Mein ganzes Leben hat sich zum Positiven veraendert, seitdem ich Jesus Christus als meinen Heiland angenommen habe. Jesus hat doch weiter oben gesagt: Ich bin die Tuer, aber dann muss man auch durch die Tuer gehen, und nicht davor stehen bleiben. Du kannst fünfmal getauft und konfirmiert sein, und im Gemeinde-Posaunenchor blasen und Kirchenlieder singen, du kannst sogar Theologe sein und fromme Sprueche klopfen, wenn du nicht durch diese Tuer gehst, die der Herr Jesus dir angeboten hat, dann bist du ein verlorener Mensch.

Ich werde doch nicht gerettet durch ein Studium, lieber Leser, ich werde nicht gerettet, weil ich mich an einer Uni habe einschreiben lassen. Auch durch gute Werke wird kein Mensch selig. Es gibt genug Menschen, die sich bemuehen Gutes zu tun, aber dazwischen hockt doch ueberall die Suende. Am Morgen sitzt du in der Kirche und singst fromme Lieder, und am Abend sitzt du wo anders und singst gottlose Lieder. Am Sonntag morgen hast du gebetet und am Montag fluchst du und am Dienstag luegst du. Wie viele Suende gibt es im Leben der Menschen. Aber schon eine einzige Luege wuerde schon genuegen, um dich fuer immer ins Verderben zu bringen. Ich moechte eine Zwischenbemerkung machen: Lieber Mensch, wenn du gegen die Bibel bist, dann bist du gegen Gott. Wenn du gegen die Bekehrung (Umkehr) bist, dann bist du gegen Gott, denn Gott will die Umkehr (Bekehrung). In der Bibel steht: "Wer Jesus Christus aufnimmt im Glauben wird ein Gotteskind." Die Menschen suchen Frieden, aber Frieden ist eine Frucht des Geistes. Man sollte danach streben.

Wenn Friede mit Gott
meine Seele durchdringt,
ob Stuerme auch drohen
von Fern, mein Herze im
Glauben doch allezeit
singt: "Mir ist wohl, mir
mir ist wohl in dem Herrn."

Nimm du mich ganz hin
o Gottessohn! Du bist der
Toepfer ich bin der Ton,
mach aus mir etwas, nach
Deinem Sinn! Waehrend ich
harre, nimm mich ganz hin

Mitte 1984 sind wir umgezogen von Westerweyhe nach Uelzen City an die Ripdorferstrasse. Von hier aus waren wir in 15 Minuten am Elbeseitenkanal und nicht mehr weit entfernt von unserem Garten, der ja direkt am Kanal lag. Ich hatte uns im Garten eine schoene Holzlaube gebaut, und uns eine gemuetliche Ecke um die Laube herum angelegt. Dort waren wir im Sommer von morgens bis abends. Fred und Baerbel besuchten uns sehr oft, auch Jutta Friedrich, doch sie waren zu beschaeftigt, durch ihren Massage-Salon und die Fusspflege. Wir hatten uns zwei Fahrraeder zugelegt, so konnten wir immer von unserer Laube aus Touren unternehmen. Bis nach Lueneburg waren es 35 Km, und wir mussten ja auch noch zuruecktrampeln, das war fuer mich mit zwei Herzoperationen doch schon eine gute Leistung. Da wir nur von meiner kleinen Rente lebten, machte uns Christa immer leckere Broetchen zurecht, die wir dann unterwegs in einer Pause verdrueckten. Auf der rechten Seite des Kanals wenn wir nach Bad Bevensen oder Lueneburg fuhren hatten wir wunderbaren Wald.

Und dort gab es entzueckende kleine gepflegte Eckchen mit staedtischen Baenken. Auf denen wir dann unser Picknick machten. Oft suchten wir auf dem Nachhauseweg noch Pilze, die dann fuer eine schoene Sauce fuer einen guten Geschmack sorgten. Natuerlich hatten wir viele Verbindungen zu anderen Gemeinden, die man so kennen lernte durch die Jahre. Anfangs 1985 im Maerz, wurde ich von meinem Hausarzt Dr. Thiel wegen einer Gallenoperation nach Bad-Bevensen ueber wiesen ins Hamburgische Hospital. 4 Stunden dauerte diese Operation. Man hatte mir meine Gallenblase entfernt, die mit Gallensteine gefuellt war. Da man den Absonderungsschlauch fuers Blutwasser zu frueh entfert hatte, entwickelte sich eine dicken Blase unter der zugenaehten Haut, die so gross wie eine Maennerfaust war. Da ich nach einer guten Woche immer noch dort im Bett lag und ich nun auch noch Schmerzen bekam, die man kaum aushalten konnte, musste ich staendig die Schwester bitten, dass sie mir doch Schmerzmittel reichen sollte. Was sie aber nicht tat.

Das passierte ausgerechnet an einem Sonntag, wo kein Arzt im Hause war, so sagte es mir es jedenfalls die Schwester. Doch die Schmerzen wurden immer heftiger, dann kam sie schliesslich doch mit einem Arzt an. Sie beugten sich beide ueber mich und der Arzt sagte zu mir, ziehen sie mal ihr rechtes Bein an. Ich tat das was der Arzt sagte, und es gab einen kleinen Knall und die Wunde war wieder aufgeplatzt. Schwester und Arzt hatten keine weissen Kleider mehr, sondern waren mit einem Gemisch aus Wasser und Blut befleckt. Die Gesichter der beiden sahen nicht mehr sehr freundlich aus. Nur es war ja nicht meine Schuld. Da die Wunde nun ein richtiges Loch angenommen hatte, konnten die Aerzte es nicht mehr naehen. Nun versuchte man es mit anderen Medikamenten und mit Puder zur Heilung zu bringen. Was dann noch fast drei Monate dauerte. Nach zwei Wochen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen, doch ich musste dann fast taeglich zu meinem Hausarzt, um den Verband zu wechseln, und immer wieder Puder, Puder Puder bist die Wunde heil war. Als ich noch im Krankenhaus lag, hatte ich taeglich Besuch von den Geschwistern, was ich einfach Klasse fand, jeder brachte eine Kleinigkeit an Fruechten mit, auch beteten wir gemeinsam um Gottes Hilfe, der am Ende ja auch geholfen hat. Ja, Aerzte koennen helfen, aber heilen kann nur Gott allein.

Da Christas Scheidung damals sehr lange gedauert hatte, konnten wir uns jetzt erst am sechsten August 1985 das Jawort im Standesamt Uelzen geben. Ich war mittlerweile 50 jährig und nun zum dritten Mal verheiratet. Unsere Trauzeugen waren Jutta Friedrich und Ingrid Bender. Gefeiert wurde dann am Sonntag in der Gemeinde, denn dort haben wir uns auch christlich segnen lassen. Wir hatten eine schoene Hochzeitsfeier mit den Geschwistern und den tollen Kindern in der Gemeinde. Geschwister haben Kuchen gebacken, das Mittagessen gekocht und im Unterteil des Gebaeudes die Tische gedeckt, so konnten wir gleich nach dem Gottesdienst zu Mittag essen. Die Geschwister nahmen uns in die Arme und beglueckwuenschten uns, es war ein Geben und Nehmen.

Nun waren wir endlich Frau und Mann, nachdem wir schon 4 Jahre und acht Monate zusammen waren, und auch zusammenlebten, was biblisch gesehen eine Suende war. Aber fuer uns als "Neugeborene"
war das auch nicht einfach, denn auch wir wussten, dass wir vor Gott in Suende lebten. Doch wir wissen auch, das wir einen liebenden Herrn Jesus haben, und dass er uns unsere Sueden immer wieder vergibt, wenn wir ihn anrufen ja, er kann in unsere Seele hinein schauen. Und sieht auch, dass wir Christus lieben, von ganzem Herzen mit unser ganzen Seele, und mit unserem ganzen Verstand. Christa und ich wir haben durch unsere Liebe zu Christus unseren Frieden gefunden. Am Sonntag darauf konnten wir uns taufen lassen. Wir haben nun alles erfuellt was Gott der Herr von uns Menschen verlangt. Wir haben uns am 18.12.1982 bekehrt, haben dann geheiratet, und auch die Wasser-Taufe in Christus erfuellt, und gehoeren seidem der Gemeinde Jesus Christus an. Halleluja Amen! Durch die Aktivitaeten, die wir in der Gemeinde uebernommen haben, waren wir taeglich fuer Jesus im Dienst, was viele Geschwister gar nicht so wussten.

Ich moechte noch ein paar Zeilen ueber die Taufe erwaehnen: Die Taufe ist das Zeichen des neuen Bundes, welches Gott in Christus mit der ganzen Menschheit gemacht hat. Sie wurde nach dem Befehl Jesu an den ihn glaubenden Menschen und wohl auch an den Kindern nach Busse und aus Bekehrung vollzogen. Das Untertauchen und wieder aus dem Wasser hervorkommen bedeutet: Das wir mit Christus gestorben, begraben und wieder lebendig werden, Roemer 6.3-4. Nach Kolosser 2, 12; und 1.Petrus 3,21; ist sie ferner der Bund eines guten Gewissens mit Gott. Nur in Verbindung mit dem Glauben hat sie einen praktischen Wert und eine Wirkung. Sie ist an sich nicht die Wiedergeburt, kann und soll aber zu dieser hinfuehren. Das Heil ist allein in Christus Apostelgeschichte 4, 12.In dem Namen Jesu ist voellige Rettung. Ja, ich habe voellige Rettung durch den Herrn Jesus gefunden.

Es ist Freude am Herzen
Jesu, jede Stunde jeden Tag,
Freude die die Welt nicht
geben kann, und Freude
die die Welt nicht nehmen
kann. Es ist Freude am
Herzen Jesus.

Auch war ich einige Zeit in Wolfenbuettel auf der Bibelschule, um mich weiter zu bilden. Ich wollte in Ruhe in mich hineinhorchen wollte um auch zu fragen: Herr was willst du, das ich tun soll? Dort auf der Schule war ein grosser Gebetsraum, wo wir Schueler uns abends trafen um jeder fuer sich zu beten. Der Raum war Tag und Nacht besetzt, denn es waren immer Geschwister dort, die fuer alle Menschen auf der Welt beteten. Schon am Morgen wurde Gott laut gepriesen, in Form von Gesang und Gebet. Es war jeder Tag anders und so erfuellte mich der Herr taeglich neu. Wir besuchten auch das Gefaengnis, um dort den Gefangenen Jesus naeher zu bringen. Es war nicht einfach, denn viele dieser Jungs waren richtige Ganoven, die auch tolle Schauspieler sein konnten, die sogar weinten, aber ohne Reue waren. Sicher es waren immer auch nette Jungs dabei, die richtige Traenen fallen liessen und auch Reue zeigten, aber sie mussten , selbst wenn sie sich fuer Christus entschieden, musste ihre Strafe absitzen. Und beim naechsten Besuch erfuhren wir dann auch von den Waertern, ob so ein Gefangener merkbar Reue zeigte. Nicht nur wenn wir da waren. Einige Unverbesserliche waren dann manchmal auch dabei. Sie bettelten und wollten Zigaretten und andere Dinge, doch wir konnten doch nicht Dinge tun die gegen Jesus sprachen, und wir haetten uns dann auch noch strafbar gemacht.

Wir besuchten auch Altersheime, dort fanden wir Anerkennung bei den alten Menschen. Wir konnten in viele traurige Augen sehen. Da werden Muetter, von ihren Kindern einfach abgegeben, wie wenn jemand seinen Hund ins Tierheim bringt. Auch waehrend der Gespraeche erkennt man, dass ja viele gar nicht geistig behindert waren, sondern sie haben einfach gestoert. Wie kann denn meine Mutter mit klarem Kopf mich stoeren? Nur weil sie mir manchmal die Meinung sagt? Was hat denn deine Mutter alles fuer dich getan, als sie jeden Tag 2 Jahre lang deine vollgemachten Hosen waschen musste, dich fuettern musste und du deine Milchflasche des oefteren auf die Erde geworfen hast ? Oder wenn du deine Nahrung einfach auf die Erde gespuckt hast? Oder wenn du krank warst, sie hat immer an deinem Bett gesessen. Und heute bringen wir die Alten in ein Heim, ja das ist ja so praktisch. Da versteht man die Menschheit nicht mehr. Nein, die Werte von heute sind eben anders. Ja was interessiert mich die Oma? nur wenn sie den Geldbeutel aufmacht dann ist es unsere liebe Oma. Oder wenn wir viel zufrueh das Haus beerben, dann ist sie im Weg. Jesus sagt :
in Matthaeus 15, 4: Denn Gott hat geboten im 2. Mose 20,12; und 17:

"Du sollst Vater und Mutter
ehren, wer aber Vater und Mutter
flucht der soll des Todes sterben"

Wir gehen heute sehr leichtsinnig mit Gottes Wort um, und wundern uns wenn er unsere Gebete nicht erhoert. Dann sagen wir: Wo ist den dein Gott. und nun soll der Glaeubige dir eine Antwort darauf geben. Warum? Gott kennt dich.

Ich war nur 4 Monate auf dieser Bibelschule, aber ich wollte nicht Prediger werden, denn mit 50 Jahren, war ich der aelteste dort. Die meisten Schueler waren um die 20 bis 30 Jahre alt. Das was ich dort erfahren habe war so intensiv, das genuegte mir um daheim gefestigt weiter machen zu koennen im Dienste des Herrn Jesus. Reli und Guenter luden uns ein zu einem Gottesdienst nach Lueneburg, dort predigte ein Bruder Namens Wilhelm Hintz, der auch dort bei der Gemeinde als Prediger angestellt war. Da wir des oefteren in anderen Gemeinden oder bei Grossveranstaltungen christliche Lieder singen durften, kannten uns viele Geschwister, denn man lud uns hier ein und auch dort ein, um in den Gemeinden dienen zu koennen mit dem Gesang und auch schon mal eine Einleitung zu machen.

In Lueneburg fuehlten wir uns beide sehr wohl in der Gemeinde, auch der Prediger Wilhelm Hintz war ein ehemahliger Bibelschueler in Beroeer Erzhausen. Er fand auch dort seine liebe Frau, die auch dort studierte, und die eine wunderbare Saengerin war. Sie waren beide im meinem Alter, ich glaube Wilhem war 1936 geboren, bei seiner lieben Frau moechte ich mich nicht beirren lassen. Wir waren jetzt das erste Mal in der Gemeinde Lueneburg, und Wilhelm war ein sehr freundlicher Prediger mit Charisma, er war sehr begabt und von Gott beschenkt worden, um seinen Dienst liebevoll gestalten zu koennen. Er verstand es, mit alten Geschwistern umzugehen, er wollte immer noch mehr fuer den Herrn tun. Er goennte sich wenig Pausen, er war staendig in Bewegung, alles fuer den Herrn nichts fuer sich. Mir gefiel das was er tat. Er war wohl mit Friedrich Teppers Sohn zusammen auf der Bibelschule. So sahen wir uns immer oefters und besuchten uns gegenseitig. Dann gab es Zeiten, wo wir uns selten sahen, denn die Dienste haeuften sich auch fuer uns.

Christa und ich wir lebten nach unserer Hochzeit nur noch von meiner Rente, da sie aber zu klein war, mussten wir wieder zum Sozialamt. Wir bekamen einige Zuschuesse, so dass es gerade aufging. An manchen Tagen musste Christa fuer eine DM die Stunde fuer das Sozialamt arbeiten, das hiess sie musste dort arbeiten wo man sie hinstellte, Strassen fegen staedtische Plaetze saeubern Unkraut in Anlagen jäten usw. Ja, wir haben alles durchgemacht, haben uns nie beschwert. Da ich Rentner war, durfte ich auch in die DDR fahren, so besuchte ich unsere Mutti in Salzwedel und lernte auf diese Weise auch die Brueder meiner Frau kennen. Der aelteste Bruder Hans war ja Lokfuehrer bei der Reichsbahn in der DDR und so erfuhr ich, dass er auch schwere Waffenzuege zur Grenze fuhr, auch transportierte die Bahn russische Millitaergueter. Und er bruestete sich immer damit und lobte den Sozialismus bis in die hoechsten Toene. Er war ein geblendeter und ueberzeugter Kommunist und er uebertrieb auch gern.

Mit 17 erzaehlte er, sei er schon freiwillig Soldat gewesen, genau wie mein Bruder Herbert, der 1927 geboren war. Es waren im Grunde noch heranwachsene Kinder (Jugendliche). Auch seine Kinder waren alle in der SED. Dann war da noch ein Bruder von Christa "Bodo" er war so alt wie ich 1935 geboren. Seine Frau hatte ihn verlassen, und so ist er abgefallen, und wurde Alkoholiker,
der sich taeglich betrank, und vor sich hin schlummerte, das war auch das groesste Sorgenkind von Christas Mutter. Ich blieb meistens nur ein paar Stunden bei der Mutti in Salzwedel, und fuhr dann weiter zu meiner Tante Grete, die ich auch schon Jahre nicht mehr gesehen habe. Sie wohnten ja in Seelow, wo ich einige Monate zur Schule gehen musste und wo meine Seele immer weiter gequaelt wurde. Ja es war eine schlimme Zeit, wenn man so zurueck denkt. Tante Grete und Onkel Willi waren ja auch schon ein paar mal bei uns zu Besuch im Westen, doch Onkel Willi war wirklich ein ueberzeugter Kommunist ohne wenn und aber.

Nun ist er schon ein paar Jahre tot. Ich erinnere mich noch, wie ich damals mit meiner ersten Frau Addi hier auftauchte und sie erfuhren, dass wir beide in Stalinstadt 1955 geheiratet haben. Manfred mein Cousin, der mit mir 1945 auf der Flucht war, damals 6 Jaehrig, und er lebt heute in Oranienburg mit seiner Frau, und auch seine Kinder sind heute alle verheiratet. Ich habe nur eine Nacht bei meiner Tante Grete geschlafen. Dann fuhr ich nach Platkow und besuchte meine liebe Oma die nun schon 40 Jahre tot war, das Grab war nicht mehr da es war vom Winde verweht aber ich wusste, dass sie hier an einer Stelle ruhte. Ich habe es meiner Oma erzaehlt, dass ich Jesus Christus gefunden habe, und dass er mir ein neues Leben im Geist geschenkt hat, und all meine seelischen Qualen genommen hat und ich inneren Frieden gefunden habe. Ja, ich stand auf dem Friedhof und weinte, weit und breit kein Mensch zu sehen.
 
Dann fuhr ich weiter zur alten Oder, der Fluss tat so als ob er mich kannte, und fragen wollte: Warum kommst du nicht mehr zum angeln, wo ist Gerd Ross und Seidels Max? Es kommt keiner mehr zu mir, ausser ein paar alte Maenner, die mich einmal im Jahr reinigen vom Unkraut. Damals habt ihr soviel Freude gehabt auch beim baden, es kommen keine Kinder mehr. Ich ertappte mich beim traeumen. Dann fuhr ich in Richtung Berlin, die alte Strasse, die wir damals mit den Grosseltern und mit meiner Mutter, Tante Grete, Guenter, Manfred und ich im Winter 1945 auf der Flucht marschiert sind. Mit dem Auto war ich 2 Stunden spaeter in Berlin und fuhr dann weiter nach Magdeburg zum Grenzuebergang. Dann ueber Helmstedt rueber nach Uelzen. Christa war froh, dass ich wieder zu Hause war, und ich selber auch. Am Sonntag, musste ich nun dem alten Bruder Friedrich und den anderen Geschwistern erzaehlen, was ich so erlebt hatte. Das war dann auch in kurzen Worten schnell berichtet.

Ich habe dann Christa auch erzaehlt, dass ich ihre Brueder kennen gelernt habe, was ich von ihnen so erfahren hatte und dass sich ihre Mutter sehr gefreut hatte. Ich habe nun auch die Wohnung von Christas Mutter kennen gelernt. Ich staunte nicht schlecht, unsere Mutti wohnte direk an einen kleinen Fluss, der am Haus vorbeischlaengelte, die Wohnung selbst war im ersten Stock. Da waren ein Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kueche und Christas Zimmer. Alle Zimmer waren mindestens 4 - 5 Meter hoch. Christa hat mir so manches Erlebnis aus ihre Kinderzeit erzaehlt, dass sie auch oft Angst gehabt hatte, wenn sie allein im Zimmer war, und dass ihre Mutter sehr streng war, und keine Kompromisse machte auch nicht als sie schon 18 Jahre alt war. Sie erzaehlte mir immer wieder kleine Geschichten, die sie erlebt hat. Wenn ich ihr zuhoerte kam ich jedesmal ins Schwaermen. Ende 1987 versuchten wir es nochmal, und baten der DDR-Regierung um eine Einreisegenehmigung für Christa. Diese wurden ja bis jetzt jedesmal abgelehnt. Aber dieses Mal war es Wirklichkeit fuer Christa geworden, sie erhielt eine Einreisegenehmigung. Wir freuten uns beide so sehr, dass wir anfingen zu weinen, denn das war ein paar Traenen wert.

Gleich am Wochenende duesten wir beide rueber in die DDR nach Salzwedel. Gut 2 Stunden spaeter klingelten wir an der Tuer bei Gutjahr. Als uns die Mutti die Tuer oeffnette war sie im ersten Moment wie schockiert, denn sie konnte es nicht fassen, das Christa jemals wieder in die DDR einreisen koennte. Und nun standen wir vor ihrer Tuer. Kommt erst mal rein, dann kletterten wir 2 Treppen hoch und standen in der Wohnung: "Ach, endlich wieder mal nach so vielen Jahren zuhause zu sein. Dann gingen die Gespraeche hin und her, Christa hatte viele Fragen. Dann sagte Christa: "Mutti wir fahren nach dem Essen zu Bodo ja?" "Christa du kennst deinen Bruder nicht mehr wieder, er hat auch so abgenommen, und schliesst sich immer ein, er geht nur zum einkaufen holt sich Fertigsueppchen und das seinen Alkohol das ist das Wichtigste für ihn. Dann geht er nach hause und schliesst sich ein. Dann wenn er voll ist, schlaeft er ein zwei Tage, er laesst keinen in die Wohnung, erst wenn er wirklich mal nuechtern ist. Wir koennen es ja mal versuchen, ich stehe oft vor der Tuer, aber er macht nicht auf.

Es war genau so, wie es uns die Mutti erzaehlt hatte. Bodo machte nicht auf. Seine Schwester Christa klopfte und klopfte, aber er ruehrte sich nicht. Dann ging Christa wieder auf die Strasse und suchte sich einen dicken Stein und warf ihn durchs Fenster. Keine 2 Minuten und Bodo stand am Fenster und wollte gerade los meckern, da sagte Christa: Nun haben wir uns 14 Jahre nicht gesehen, und jetzt bin ich hier und du machst deiner Schwester die Tuer nicht auf? Ich moechte hier nicht auf der Strasse stehen bleiben, mach die Tuer auf, damit man sich ordentlich unterhalten kann. So resolut kannte ich meine Frau noch nicht. Ruckzuck war die Tuer auf, und wir standen vor einen Mann der foermlich in sich gespalten war, der Alkohol hat diesen Mann zu einem Nichts gemacht. Die kleine Kueche sah aus wie bei Hempels. Die Kochtoepfe waren alle schmutzig. Ueberall standen leere Flaschen herum, Schnapsflaschen, Bierflaschen und anderes Gesoeff. Bodo stank nach Urin, er hatte schmutzige Haende und war unrasiert. Er sah wirklich erbaermlich aus. Bodo war kein streitsuechtiger Mann, er war eher ruhig.

Bodo weinte immer vor sich hin und man konnte kaum eine vernuenftige Unterhaltung fuehren. Bis Christa wieder etwas lauter wurde. Bodo ich komme in ein Paar Tagen wieder vorbei, und dann will ich deine Wohnung sauber sehen, ansonsten werden wir dich in ein Krankenhaus einliefern. So kannst du doch nicht weiterleben. Wir haben alle schon einiges im Leben durchgemacht, aber man schmeisst doch nicht gleich alles hin, dann spring doch gleich vom Kirchturm. Was soll denn die Mutti mit dir anfangen, wenn du so weitermachst. Du kannst doch nicht jeden Tag saufen, und schlafen, ich moechte dich bitten das du dich wieder auf den richtigen Weg machst. Die Mutti versuchte in der Zwischenzeit, ein wenig Ordnug zu schaffen. Ploetzlich sagte Christa: Bodo ich moechte, dass du dich jetzt baden tust, wir werden hier draussen warten bist du fertig bist, du stinkst. Bodo ging ins Badezimmer und reinigte sich. Christa versuchte der Mutti zu helfen beim Reinigen der Kueche. "Sag mal Mutti fragte Christa, was sagt denn dein Sohn Hans dazu?"

"Der kuemmert sich nicht um Bodo." "Aber es ist doch sein Bruder sind alle Kommunisten so eingestellt?" Als Bodo aus dem Badezimmer kam, sah er schon etwas besser aus. Und nun lobte Christa ihren Bruder. Siehst gar nicht so schlecht aus, wenn du nun noch etwas Vernuenftiges essen wuerdest, dann kommst du auch wieder auf die Beine. Mensch Bodo du brauchst doch nicht wegen deiner geschiedenen Frau so einen zu Terror machen. Sie ist doch nicht dein Eigentum. Eine Ehe ist ein Zeitvertrag, mehr nicht. Frueher dachten die Menschen anders darueber, doch heute nicht. Wir waren etwa 3 Stunden bei Bodo. Dann sagte Christa zu Bodo: "Ich moechte, dass du Mutti einen Wohnungsschluessel gibst, dass sie ab und zu auch mal nach dir schauen kann. Bodo ich werde naechste Woche wiederkommen, dann hoffe ich, dass du nicht im Bett liegst, geh ab und zu nach draussen an die frische Luft und mach taeglich deine Fenster auf, so dass auch frische Luft durch die Wohnung kommt. So Bodo wir muesen wieder zurueck, reiss dich bitte zusammen und dann kommst du auch wieder auf die Beine.

Bodo bedankte sich bei seiner Schwester und fing an zu weinen, was aber offenbar ganz normal war bei ihm. Bodo stand ganz allein, und er wollte auch nicht seiner Mutter zur Last fallen. Das war natuerlich falscher Stolz. Wir brachten unsere Mutti wieder nach Hause, Christa bat ihre Mutter unterwegs, geh doch mal mit ihm zum Arzt und wenn er nicht will, dann musst du halt lauter mit ihm reden, bis er es kapiert hat, und immer wieder, bis er es wirklich geschnallt hat. Dann verabschiedeten wir uns und fuhren gleich wieder nach Hause. Es war schon ein anstrengender Tag fuer uns alle, wie kann ein so vernueftiger Mensch wie Bodo so herunterkommen, fragte sich Christa. Natuerlich liess es mich nicht kalt was wir heute erlebt haben, nur Bodo ist fuer sich selbst verantwortlich. Er muss es selbst wollen gesund zu werden. Wir koennen nur Beistand leisten, ermutigen und loben, wenn er wieder ein Stueck weitergekommen ist. Zu Hause angekommen, haben wir nur noch etwas gegessen und dann nichts wie ins Bett.

Wir lernten bei Kaffee Eduscho ein Ehepaar kennen: Helmut und Sigrid Luehr. Helmut war bei einer Betonfirma als Ingenieur angestellt, er kannte sich aus mit Bauzeichnungen und rechnete auch welche Qualitaet an Beton gebraucht wurde. Ich fragte mal ganz nebenbei, ob ich vielleicht mal als Aushilfe einspringen koennte wenn Not an Mann war. Ja das kommt schon mal oefter vor bei uns. Ok Christa gab Helmut die Telefonnummer und wir gingen dann unsere Wege.

Fred und ich wir trafen uns wieder einmal, und er erzaehlte mir, waehrend wir spazieren gingen, dass er nun im Februar 1988 eine Tankstelle mieten wollte und zwar in Uelzen Kirchweyhe. Die Tankstelle liegt direkt an der Hauptstrasse nach Lueneburg. Ist doch gut sagte ich, hast du wenigstens etwas zu tun und brauchst nicht soviel zu Hause herumsitzen. "Ich will es erst mal fuer ein Jahr versuchen, dann sehen wir weiter." "Klar ihr koennt euch doch auch immer abwechseln, mal der eine ein paar Stunden dann der andere." Ja so hatten wir das auch vor.

Am Nachmittag waren wir wieder bei Bruder Friedrich Tepper, auch waren Adolf Tepper mit seiner Frau Liesel und Bruder Paul May dort. Wir hatten wieder eine schoene Gemeinschaft, nach dem Gebet brachte ich Bruder Paul zurueck nach Stederdorf dann fuhren wir wieder nach Hause. Eine Woche spaeter waren wir wieder bei Bodo. Sage und staune, er hat es sich auf die Fahne geschrieben, was wir ihm gesagt hatten. Er hat einen Arzt aufgesucht und er nimmt teil an einer Gruppe, die sich fuer Alkoholiker einsetzen, so wie es jetzt aussieht koennte er es schaffen. Nur wir koennen nicht taeglich hierher fahren, es koennte passieren, dass uns der DDR Grenzer fragt, warum wir hier taeglich durchfahren, und dann haetten wir vielleicht ein Problem. Und das wollten wir vermeiden. Einmal in der Woche das ist in Ordnung, zumal auch der Winter 1987-88 viel Matsch und Dreck brachte, da faehrt man dann auch nicht allzugern spazieren.

Ende April schrieb ich einige Gemeinden in der DDR an, ob wir sie besuchen duerften, um dort bei ihnen ein Gesangsgottesdienst abhalten duerften. Es waren alles Freikirchen die ich anschrieb. Wir wollten beide alle fuenf Laender der DDR besuchen. Unsere Route sollte sein: Mecklemburg Vorpommern, Sachsen, Brandenburg, Sachsen Anhalt, Thueringen. Die Staedte Alaklam, Oranienburg Cottbus, Goerlitz, Bauzen, Meissen, Chemnitz Weimar. In Weimar wollten wir das ehemalige KZ Lager besuchen. Dann sollte es weiter gehen nach Lutherstadt - Wittenberg wo Dr. Martin lebte wir wollten uns auch die Kirche ansehen, in der er predigte. Zwei Wochen spaeter bekamen wir Nachrichten aus Anklam, Goerlitz, Meissen, Weimar, und Wittenberg. Wir bekamen vom damaligen Prediger ein Empfehlungsschreiben mit, so dass wir abgesichert waren, und uns ausweisen konnten. In Anklam wurden wir sehr nett aufgenommer, der Prediger hatte ausserhalb von Anklam, einen Bauernhof, wo wir mit unserm Wohnmobil sehr gut unterkamen. Wasser und elektrisches Licht bekamen wir vom Prediger, die Familie war uns sehr freundlich gesinnt. Wir wurden sogar zum Abendbrot eingeladen. Es war eine wunderbare Gemeinschaft. Die Predigerfamilie strahlte richtige Nestwaerme aus, wir beteten noch zu sammen. Und sangen das Lied :

Vater mach uns ein, dass
die Welt erkennt du hast
den Sohn gesandt, Vater
mach uns eins.

Siehe wie fein und wie
lieblich ist, wenn Brueder
in Einheiheit, zusammen
sind. Denn dort hat Gott
den Segen verheissen und
Leben in Ewigkeit

Psalm 133,1 3b;

Am anderen Tag durfte ich als Laie, einen Gottestdienst halten, ueber das Wort des 23. Psalm. "Der Herr ist mein Hirte".
Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg nach Oranienburg, denn dort wohnte mein Cousin Manfred mit seiner Frau. Ich habe
Manfred schon etwa drei Jahrzehnte nicht mehr gesehen. Manfred war nicht mehr der Junge, wie ich ihn kannte, als wir beide noch zur Schule gingen, und er immer hinter mir herlief, denn er wollte immer da sein wo ich war. Wenn ich da noch an die Flucht aus Neudamm denke, als uns die Polen vertrieben haben. Ja, und heute 36 Jahre spaeter, hat er schon erwachsene Kinder die verheiratet sind. Er hat kaum ein Laecheln auf seinen Lippen, vielleicht war es ihm unangenehm, dass meine Frau und ich ihn besuchten. Denn normal durften diese SED Bonzen, keinen Kontakt zu Westdeutschen Buergern oder Verwandten haben. Manfred arbeitete im Dienste des Staates, also Partei Bonze in Zivil. Meine Cousine Waltraud, die ich noch als Baby kannte, ist heute verheiratet mit einem hohen Wirtschafts- Mann, einem SED Bonzen. Ich darf sie nicht mal besuchen, denn sie wohnt in Pankow wo viele SED Bonzen wohnten, der hohe Rest wohnte in Wandlitz Wir hielten uns nicht lange auf, dann zogen wir weiter.

Unsere Reise ging von Oranienburg ueber Berlin weiter nach Lutherstadt Wittenberg, dort uebernachteten wir. Am anderen Morgen schauten wir uns die Kirche an, in der Dr. Martin Luther gearbeitet hatte. Innen waren Bauleute, die Reparaturen durchfuehrten und so konnten wir nur wenig erkennen, Die Tafel mit den Thesen war auch abgeschraubt worden. Es wurde gross renoviert, alles erneuert, das dauert sicher Jahre bis das alles wieder hergerichtet ist. (Wittenberg = Stadt in Sachsen-Anhalt an der Elbe oestl. von Dessau, rd. 46,000 Ew. Kurfuerstl. Schloss (15 Jh.) mit Schloss Kirche, Grabstaette Luthers). Unsere Reise ging weiter nach Hoyerswerder: saechsische Stadt an der schwarzen Elster, suedwestlich von Spremberg, 7300 Einwohner (Glasindustrie). Am Mittwoch ging es weiter in Richtung Bauzen. Christa hat hier in Bauzen wegen Republikflucht einige Jahre im Gefaengnis verbracht und wurde dann spaeter von der Bundesrepublik freigekauft. Wir hielten uns hier nicht lange auf in der Stadt, sondern fuhren weiter nach Goerlitz.

Wir kamen sehr spaet abends dort an und suchten uns einen angenehmen Parkplatz und machten uns etwas zum Essen. Danach hauten wir uns hin. (Goerlitz = schles. Hauptstadt der niederlausitz, z.Z im Lande Sachsen am 1. Ufer der Goerlitzer Neisse (der rechtsseitige Stadtteil ist seit 1945 unter polnischer Verwaltung) 89,000 Einwohner, gotische Peter-Paul-Kirche). Und hier wollten wir Morgen in der Freikirche wieder einen Gesangs- Gottesdienst abhalten. Am anderen Morgen meldeten wir uns bei dem Bruder der diese Gemeinde leitete, wir waren schon recht frueh da und stellten unser Wohnmobil auf den Hof der Gemeinde. Der Prediger der Gemeinde hatte noch einige Fragen an uns gerichtet, nachdem alles geklaert war, knieten wir beide nieder und dankten Gott fuer den heutigen Tag und dass er uns Kraft verleihen moege, diesen Gottesdienst vernuenftig nach seinem Willen gestalten zu koennen.

Der Gottesdienst fand erst am Abend 20 Uhr statt. wir schauten uns die Stadt an, sehr viel alte Gebaeude, die kurz vor dem Zerfall standen. Am Nachmittag legte ich mich hin und Christa unterhielt sich mit der Frau des Predigers. Am Abend stellten wir uns in der Gemeinde vor. Zuerst gab ich ein Zeugnis ab wie ich Jesus Christus kennen lernte und wie er mich bis heute fuehrte. Dann sang ich den Chorus:

Er gab mir Schoenheit statt
Asche, Freudenoel statt Trauer
Er gab Lobgesang fuer einen
betruebten Geist. So sind wir,
Baeume der Gerechtigkeit,
die Pflanzung unseres Herrn,
Dass er verherrlicht wird
Jesaja 61,3;b

Nun sang Christa das Lied: "Ein Mann am Kreuze",
danach das Lied: "Von meinem Heiland erzaehl ich gern"

Ein Mann am Kreuze, einsam allein,
Ein Mann am Kreuze wer mag das sein?
Ein Mann in Wunden ein Mann im Blut
Ein Mann zerschunden im Grabe ruht.
Jesus am Kreuze er starb fuer dich,
er ruft aus Liebe ganz inniglich. Kommt
her ihr Mueden voll Traurigkeit, Ich geb
euch Frieden und Glueck und Freud.

Von meinem Heiland erzaehl ich gern,
Er ist mein Leben, mein Morgenstern.
Ihn will will ich preisen mein lebenlang,
Ihn will ich weihen der Harfe klang.

Vom schoenen Himmel, von Vater Thron,
aus lauter Liebe kam Gottes Sohn.
Er wollte sterben fuer meine Suend,
Dass ich koennt werden ein Gotteskind.

Er liess sich schlagen, Er gab sein Blut,
ich sollt es haben einst ewig gut.
Er hat die Staette bereitet mir
Jesus mein Heiland ich danke dir.

Jezt will ich kaempfen zu deiner Ehr,
O hilf mir glauben und lieben mehr;
Dass hier noch viele zu deinem Ruhm
aus Gnaden werden Dein Eigentum.

Wie herrlich wird es einmal droben sein,
wo reine Liebe nur gehet ein.
Wo wir ihn schauen von Angesicht
im Paradiese, im ew'gen Licht

Danach predigte ich ein kurzes Wort Gottes und zwar aus 1. Mose 1, Vers 1 u.2:

Am Anfang schuf Gott Himmel
und Erde, und die Erde
war wuest und leer, und es lag
Finsternis auf der Tiefe, und der
Geist Gottes schwebte ueber das Wasser

Ja, ich moechte heute nicht darueber sprechen was Gott alles tat, sondern, moechte ueber die vier Worte sprechen die im ersten Vers stehen. Da heisst es: "Im Anfang schuf Gott." Also Gott schuf, er war also schon da, "Gott zuerst." Gott zuerst koennte fuer uns ein Wahlspruch fuer's Leben sein. Denn ohne Gott waere es schlecht um uns bestellt, es sei denn man muesste Gott erfinden. Gott sagt in 2. Mose 20,3: "Du sollst keine anderen Goetter haben neben mir." Denn Gott ist ein eifersuechtiger Gott, er wollte uns als ein liebendes Gegenueber haben. Gott allein soll unser Ankerplatz sein, er will keinen anderen Gott neben sich haben. Weil er unser Schoepfer ist, hat er auch Anrechte an uns. Und so kam es, dass Elia am Kreuz von Raben versorgt wurde. Und Gott sprach zu ihm:
 
"Mach dich auf den Weg und geh
nach Zarpat, dort wirst du eine
Witwe sehen, sie sorgt fuer dich.
Und er ging hin und fand sie.

Auch hier wieder: "Gott zuerst"

Elia sprach die Witwe an, bringe
mir doch ein wenig Brot und Wasser
In 1. Koenige 17, Vers 12; kann man nachlesen. Diese Witwe sprach:
So wahr der Herr, dein Gott lebt:
Ich habe nichts Gebackenes, nur
eine Handvoll Mehl im Topf, und
ein wenig Oel im Krug, und siehe
ich hab ein Scheit Holz, oder zwei
aufgelesen und gehe heim, und will
mir und meinen Sohn zurichten,
dass wir essen und sterben.

Elia kannte seinen Gott und sagte:
Fuerchte dich nicht, geh und backe
das Brot, und bring mir zuerst
ein kleines Stueck

Hier wuerden viele sagen, ganz schoen unverschaemt, was Elia hier verlangt. Die Frau hat selbst schon nichts, und nun will dieser Gottesmann auch noch das erste Stueck haben. Ungeheuerlich was er da verlangt. Aber es war ja nicht so, sondern Elia handelte im Auftrag Gottes. Denn er war ein Gesandter Gottes. Ein Stellvertreter Gottes. Elia diente seinem Gott. Elia hatte hier einen Auftrag und zu gleich pruefte er die Witwe, ob sie ihm wohl das erste Stueck Brot geben wuerde. Was sie dann auch tat, Ja hier sehen wir auch wieder "Gott zu erst" Hier erfahren wir wieder, dass Gehorsam Gott gegenueber belohnt wird. Ja Gott kuemmert sich um die Seinen, denn das Oel ging der Witwe nicht aus, und auch nicht das Mehl, bis auf den Tag, an dem der Herr Regen sandte. Wir wissen wie die Geschichte endete, denn Elia machte den Sohn wieder lebendig welcher verstorben war. Aus dieser Geschichte koennen wir fuer uns lernen, das der Gottesfuerchtige und Gehorsam in Gott, Segen empfaengt.

"Gott zuerst". Hier erkennen wir die Groesse Gottes die Allmacht Gottes und die Liebe Gottes. Ja, Gott zu erst. Geschwister, Gott ist die Liebe, die Liebe in uns die alles zudecken soll. In Christus zu sein, bedeutet "Gott zuerst" Wenn wir Gott an erster Stelle stellen, werden wir kein Mangel haben. Im 23 Psalmen sagt David: "Mir wird nichts mangeln." David kannte seinen Gott, Im Bedraengnis hatte Gott ihm Raum gemacht. Jahrhunderte spaeter, lehrte der Herr Jesus, das gleiche in der Bergpredigt: Er sagt: Trachte zuerst nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies wird euch alles zugefuegt werden MT.6,33; Den ersten Platz sollte, ich will sagen muss immer der Herr Jesus, das heisst, das Reich Gottes sein." Gott zuerst".

Wenn Jemand zu mir kommt
und hasst nicht seinen Vater,
Mutter, Frau, Kinder, Brueder
Schwester und dazu sich selbst,
der kann mein Juenger nicht sein.
 
Wir sehen auch hier wieder: "Gott zuerst". Jesus muss den ersten
Platz einnehmen. Es ist so wichtig fuer uns, dass wir die richtige persoenliche Beziehung zu Gott haben. Und ihm auch den ersten Platz einraeumen. Stellt euch einmal vor, Jesus nimmt den 2.Platz ein, wir wuerden nichts als Probleme haben und zwar am laufenden Band, und wir wissen das auch. Wenn wir Gott an erster Stelle stellen, so haben wir auch Probleme, aber wir finden Erfuellung in unserem Leben, und koennen so unsere Probleme mit dem Herrn loesen. Wir wollen Gott Anbeten, Jesus die Ehre geben, und seinen Namen verherrlichen, denn er ist der Schoepfer, er ist das A und O. Gott ist ohne Anfang und ohne Ende, ER ist immer. Er ist der dreieinige Gott. Welch Glueck ist's erloest zu sein Herr, durch dein Blut!

Wir fuhren noch am Abend weiter nach Bauzen, und wir suchten uns einen Parkplatz ausserhalb des Ortes. Am Donnerstagmorgen zogen wir weiter nach Dresden. (Dresden, ehem. Hauptst. des Landes Sachsen an der Elbe, 492,000 Ew. wichtiger Elbuebergang, frueher eine der schoensten Barockstaedte Europas, mit beruehmten Kunstsammlungen und Theatern; Febr.1945 durch Luftangriffe zu 60% zerstoert; Frauenkirche (voellig zerstoert) z.T. wiederherstellbar, z.T. wiederaufgebaut sind: Zwinger Oper, Japanisches Palais, Hofkirche, Bruehlsche Terrasse; Techn. Hochschule, Akademie der bildenen Kuenste, Musik und Werk Hochschule. Dresden ist gleichzeitig bedeutender Industrieort, seit 1216 dt. Stadt, 1485-1918 Residenz der Wettiner; 1745 Der Friede (Ende des 2. Schles. Krieges); 1813 Schlacht bei Dresden. Am 13.2.1945 durch engl. uns USA-Bomber zerstoert).

Wir suchten uns einen Parkplatz, und spazierten durch die Innenstadt. Die Frauenkirche lag im Jahr 1988 immer noch in Schutt und Asche. Abends machten wir es uns wieder in unserem Wohnmobil gemuetlich, so sparten wir Geld und waren in unseren eigenen vier Waenden. Wir waren fuer Donnerstagabend angemeldet in Meissen. Die Freikirche, war direkt gegenueber der Meissener Porzellanmanufaktur welche 1710 gegruendet wurde. (Meissen eine saechs. Stadt an der Elbe rd. 50,000 Einwohner.; got. Dom Albrechts Burg (15 Jh) Altes Rathaus (15Jh ) Fuerstenschule Sankt Afra; In dem den slawischen Serben entrissenen Gebiet wurde 928 die Burgfestung M. (bis 1572) 929 die Stadt Meissen, 965 Markgrafschaft M und 968 das Bistum M. gegruendet. 1089 wurde Heinrich der 1. von Wettin Markgraf; Erwerb der saechs. Kurwuerde (1423). Hier in der Gemeinde waren nicht allzu viele Geschwister wie in Goerlitz, aber die da waren, waren alle sehr nett und liebevoll. Sicherlich sind einige zuhause geblieben aus welchen Gruenden auch immer. Der Herr Jesus liebt alle seine Kinder ohne Ausnahme. Es war ein sehr erfolgreicher Abend, die Geschwister waren sehr motiviert und sangen mit uns mit. Dann sangen Christa und ich das Lied:

Freund warum so viele Sorgen,
sag woher die schwere Last?
Die dich quaelt vom fruehen Morgen,
bis hin in die spaete Nacht.

Ist es nicht der Lohn der Suende,
der dich plaget der dich quaelt?
Nirgends kannst du Ruhe finden,
sag, mein Freund, wo es dier fehlt!

Gestern warst scheinbar gluecklich,
heute bist du ohne Freud.
Liebe Seele drum ich bitt dich,
Komme heut zu Jesu Kreuz.

O, leg sie ab die schwere Last,
die du solang getragen hast.
Jesus gibt Ruh'o glaub' es nur
Sein Blut gab er fuer dich und mich.

Nach dem Lied sprach ich ein Wort aus Jesaja 55.6:

"Suchet den Herrn, solange er zu finden ist,
rufet ihn an solange Er nahe ist".

Nach der Predigt, haben wir noch angenehme Gespraeche gefuehrt,
und wir duerften immer wieder kommen, ja das gab uns richtigen Aufwind. Ja, Gott ist gut, er ist ein Gott der Wunder tut. Wir verabschiedeten uns und fuhren in Richtung Chemnitz. Frueher zu DDR Zeiten hiess Chemnitz (Karl Marx Stadt). Ich fuhr nur ein paar Kilometer bis zur ersten Autobahn-Raststaette, dann war Feierabend. Um 23 Uhr lagen wir dann in unsre Betten. Natuerlich kann man nicht gleich einschlafen, obwohl man richtig Muede ist, da gehen immer noch einige Gespraeche durch deinen Kopf, Es gibt immer einen oder auch zwei, die fuer sich beten liessen. Was ich gerne dann auch mit dem Prediger zusammen machte. Gebet ist immer eine Audienz mit dem Herrn Jesus.

Am anderen Morgen machten wir uns auf den Weg nach Chemnitz, gut zwei Stunden spaeter waren wir dort. Die Stadt selbst haben wir nicht besucht, denn wir wollten ja nach Weimar. Wir machten eine Stunde Mittagspause, dann fuhren wir weiter bis zum Teufelstal. Haben dort an einer Raststaette auf einem freien Parkplatz unser Wohnmobil abgestellt, haben dann in der Raststaette zu Abend gegessen. Unterhaltung mit DDR Buergern war nur bedingt moeglich, weil einer auf den anderen aufpasste. Nach dem Essen machten wir zwei es uns im unseren Wohnmobil gemuetlich. Von Teufelstal nach Weimar, waren es nur eine gute Stunde die wir zu fahren hatten. Weimar ist eine thueringische Stadt an der Ilm, es lebten dort etwa 63-64'000 Menschen, es gibt dort sehr viel Sehenswürdigkeiten. Da waere das Schloss Karlsburg, aus dem 18./19. Jahrhundert. Das rote Schloss aus dem 16. Jahrhundert und das gelbe Schloss aus dem 18 Jahrhundert. Hier befindet sich auch das Goethe Haus und das Haus von Schiller.

Auch die Grabstaetten der beiden genannten Dichter sind hier zu finden, sowie Kunst und Musikhochschulen, Archive. Seit 1918 und 1919 eine Hochburg deutschen Geisteslebens. Auch findet man hier den Tagungsort der Weimarer Nationalversammlung von 1919/20. (Weimarer Republik, nicht amtl. Bez.fuer das dt.Reich 1919-33, Weimarer Verfassung: die dt. Reichsverfassung vom11.8.1919 wurde im dritten Reich weitgehend unwirksam gemacht, aber offiziell nicht abgeschafft. Das war die erste Deutsche demokratische Verfassung). Mit dem nahegelegenen KZ Buchenwald fiel aber auch ein grosser Schatten der Deutschen Geschichte auf Weimar. Heute findet man zahlreiche Gedenkstaettenund Bibliotheken in der Stadt Weimar. Hier findet man die Arbeitsstaette von L. Cranach dem Aeltesten.

Der naechste Tag begann wie alle Tage beginnen. Wir standen frueh auf und machten die Dinge, die wir doch alle morgens machen. Dann fruehstueckten wir, und Christa fuhr uns gemuetlich nach Weimar. Wir parkten unser Wohnmobil in der Stadt, und liessen uns zum KZ Buchenwald fahren. Wenn ich mich noch richtig erinnere, dann lag Buchenwald auf einer Anhoehe. Schon beim Anblick des Zaunes ging es mir schon durch den Kopf, was muessen sich hier fuer Tragoedien abgespielt haben in diesem Lager. Die Baracken waren bis auf drei oder vier uebrig geblieben, und wo die anderen Baracken standen, waren sie alle mit Steinen markiert so das man es nachvollziehen konnte wie viele Menschen hier eingepfercht waren. Ich habe ueber mein Leben in der Legion berichtet, als ich ein halbes Jahr in der Strafkompanie war. Aber ich wusste doch irgendwann geht fuer mich die Tuer wieder auf, und ich werde wieder frei sein. Aber das hier, was muss sich hier fuer ein Herzensleid abgespielt haben, ja mir kamen die Traenen ich musste in diesem Moment an Celle denken, denn dort ganz in der Naehe waren meine Frau und ich auch und haben uns das KZ angesehen, da standen noch die Oefen, womit die Leichen verbrannt wurden.

Was fuer eine Welt in der wir leben, mir zittern manchmal die Finger, wenn ich ueber meinen Laptop streiche. Was fuer ein Elend? Was sind wir nur fuer Menschen, dass wir das alles erlauben und mitmachen was einige der Eliten so abziehen in der Welt. An Kriegen haben immer nur die Eliten den Reibach gemacht, und das dumme Volk musste immer fuer alles geradestehen. Es waren immer unsere Vaeter, Brueder die ihr Leben fuers Vaterland geben mussten. Die vielen Frauen und Maedchen, die mit ihrem Koerper bezahlen mussten, und dann nicht mehr den richtigen Weg fanden. Hoert das nie auf ? Als wir spaeter unten in Weimar zu Mittag assen, sassen Christa und ich da und schauten uns nur an, denn wir fanden keine Erklaerung weshalb es solche Menschen gibt und gab. Lernen wir denn nichts dazu? Jemand sagte einmal: "Friede macht Reichtum, Reichtum macht Uebermut, Uebermut bringt Krieg, Krieg bringt Armut, Armut macht Demut, und Demut bringt Frieden. Wie lange sollte dieser Kreislauf anhalten?

Der erste Krieg fand schon statt kurz nachdem Adam und Eva ausserhalb des Paradieses lebten. Als die ersten zwei Soehne erwachsen waren da erschlug der Kain seinen Bruder Abel. Das war der erste Kleinkrieg. Neid, Hochmut Eifersucht und Gier, das sind die groessten Feinde des Menschen.

Ich moechte ein Gedicht einbauen, das ich vor 36 Jahren geschrieben habe, als ich Jesus noch gar nicht kannte.

Pilze am Himmel.
Der Herr schuf uns die Erde zum Leben,
sie sollte uns Arbeit und Nahrung geben.
Wenn wir alle Christen waeren auf der Welt,
gaebe es keinen Kampf um Gut und Geld.

Wir sprechen von Freiheit und Demokratie,
doch die, die erreichen wir so nie.
Durch den Versuch, reich zu werden,
entsteht unter den Armen der Hass auf Erden.

Die Weichensteller sollten christlich denken,
und die Bahn vernuenftig lenken.
Doch sie streben nur nach Macht und Gut,
und so fliesst immer wieder neues Blut.

Ob Sozialismus mit der Arbeiterklasse,
oder Kapitalismus mit der Kapitalmasse.
Die Frage bleibt bei beiden offen,
wann duerfen die Kleinen einmal hoffen?

Beim Sozialismus schweben die Bosse auf Wolken,
doch die Kleinen werden auch nur gemolken.
Sie pfluegen und eggen von morgens bis spaet,
was vernuenftiges wird da auch nicht gesaet.

Der Kapitalismus, er quetscht die Zitrone soweit es geht,
fragt nicht danach, ob spaeter noch was steht.
Wir Menschen sollten vor dem Sturm erwachen,
Danach gibt es wohl wenig zu lachen.

Der Herr gab uns die Erde zum hegen,
und wir sollten sie mit Liebe pflegen.
Er gab uns den Saerstoff und das Licht,
Warten wir nicht zu lange, bis alles zerbricht.

Wir wollen immer mehr der Natur abgewinnen,
der Tag kommt und wir kommen ins schwimmen.
Wenn die grossen Atompilze am Himmel lachen,
wird der Mensch, die Erde, den letzten Atemzug machen.

Nach dem Mittagessen fuhren wir von Weimar in Richtung Leipzig und wir uebernachteten am Schkeudizer Kreuz. Leipzig haben wir nicht besucht. Wir fuhren dann am anderen Tag weiter nach Magdeburg. (Magdeburg, ist eine Stadt in Sachsen-Anhalt, an der Elbe und hatte 262,000 Einwohner; got.-roman. Dom 13/14 Jahrhundert, mit Grabstaetten Ottos des Grossen und seiner Gemahlin, roman. Liebfrauenkirche, z.Z zerstoerte Giebelhaeuser Museen, Bibliotheken; bedeutende vielseitige Industrie).

Am Nachmittag spazierten Christa und ich die breite Hauptstrasse einmal hin und her, nur damals waren die Geschaefte fast leer, denn 1988 war fasst der Ausverkauf der DDR. Die DDR war abgewirtschaftet, sie waren pleite, aber an den Grenzen spielten sich die Stasiaffen gross auf. Wir hielten uns nicht lange auf in Magdeburg, fuhren noch am Spaetnachmittag weiter nach Gardelegen und weiter nach Salzwedel zu Christas Mutter. Wir waren nur die Nacht bei der Mutti und fuhren dann am Montagmorgen wieder nach Uelzen.

Wir fuhren direkt zu unserer Wohnung und raeumten unsere Sachen aus dem Wohnmobil. Ich reinigte das Innere des Wagens, und brachte das Wohnmobil zur Leihfirma. Denn wir hatten das Wohnmobil fuer 10 Tage gemietet. Ich bedankte mich und fuhr mit unserem Wagen nach Hause. Seit einiger Zeit wohnten wir ja nun schon in Uelzen City an der Ripdorferstrasse. Wir hatten hier 75 Quadratmeter Wohnflaeche. Ein Schlafzimmer, Wohnzimmer sowie eine Kueche, Toilette mit Dusche und einen Flur der uns in die Zimmer fuehrte. Hinten zum Garten raus war noch ein kleiner Balkon. Wir waren wieder froh zu Hause zu sein und ehrlich gesagt, mir fehlten auch unsere alten Geschwister. Wir besuchten diese gleich am Dienstagnachmittag. Bruder Friedrich Tepper sass im Garten unter seinem grossen Suesskirschenbaum, hatte eine Peitsche in der Hand und verjagte die Voegel in dem er mit der Peitsche knallte, was er wirklich mit 83 Jahren noch konnte. Natuerlich haben wir Bericht erstattet ueber unsere Missionsreise.

Na, da habt ihr zwei ja eine richtige Deutschlandreise hinter euch gebracht. Und er wollte wissen, wie es denn im Osten in den Gemeinden zugeht. Wir haben ihm all unsere Erlebnisse geschildert und er war richtig begeistert. Nach dem Gebet fuhren wir nach Hause, denn Christa musste zur Chorprobe in die Gemeinde die um 20 Uhr angesetzt war. Ich setzte mich an den Schreibtisch und schrieb einige Briefe an Verwandte in der DDR. Fred und Baerbel hatten nun ihre Tankstelle, so fuhren wir am Mittwochmorgen nach Kirchweyhe und schauten uns mal bei Fred und Baerbel um. Ach Baerbel war begeistert, dass sie nun selbststaendig arbeiten konnten und Fred auch eine Beschaeftigung hatte. Fred fragte uns gleich, ob wir in zwei Monaten fuer sie einspringen koennten, denn sie hätten zwei Wochen Urlaub nach Spanien gebucht. Wir sagten natuerlich zu, denn wir hatten immer Geld noetig. Ich hatte 1988 etwa 1350 DM Rente pro Monat. Ab und zu habe ich in Uelzen fuer eine Firma mit einem Mercedes Kleinbus kleine Fertigteile nach Celle bringen duerfen, und auch wieder Rohlinge mit zuruecknehmen koennen.

So hatten wir immer noch Kleingeld dazu bekommen. Wir haben ja auch ein wenig vom Sozialamt dazu bekommen für Heizungskosten usw. 1988 war es wohl, da bekam ich vom Uelzener Gericht eine Aufforderung mich bei Herrn XX zu melden, was ich dann auch tat. Dort erklaerte mir ein Herr XX, dass ich gemäss Gerichtsbeschluss als Gebrechlichkeitspfleger eine unentgeltliche Leistung zu vollbringen haette. Ich bekaeme jaehrlich 300 DM fuer Fahrkosten. Diese Arbeit machte ich bis zu meinem 65. Lebensjahr. Meine Hilfsarbeit bestand darin, dass ich eine ehemalige alkoholabhaengige Frau, die einige Jahre in einem Landes- Krankenhaus gelebt hatte wieder in die Zivilisation einfuehren sollte. Doch ich hatte den Verdacht, dass es hier um eine Sparmassnahme der Landesregierung ging, denn die Landeskrankenhauskosten waren mindestens 3-4 mal so hoch. Diese Frau lebte in einer Mansarden-Wohnung, in einem alten Gebaeude, wo es im Sommer sehr heiss war, die Miete wurde bezahlt.

Das warme Wasser im Winter das musste sie auch noch selbst bezahlen. Es war keine gute Idee so mit kranken Menschen umzugehen. Meine Aufgabe war es ihr das Geld einzuteilen. Was gab es da denn zu teilen? 300 DM in etwa bezahlte das Sozialamt Uelzen für die Miete und 350 DM zum Leben. Den Strom hatte sie selbst zu bezahlen. Diese Frau hatte niemanden, keine Eltern mehr. Als die Eltern damals kurz hintereinander starben, verlor diese junge Frau alles was sie hatte. Und so fiel sie in ein tiefes Loch, und fing an zu trinken. Taeglich wurde es mehr Alkohol, bis sie einen Zusammenbruch hatte. Seitdem konnte sie auch nicht mehr richtig ihren Kopf gebrauchen.

Als Gebrechlichkeitspfleger hatte man keine Fragen zu stellen am Gericht, und der Herr XX war eigentlich der hauptamtliche Gebrechlichkeitspfleger, der wirklich keine Fragen zuliess. Man musste gehorchen wie ein Hund. Beschwerden wurden einfach abgelehnt. Auch zu diesem Thema, moechte ich ein Gedicht von mir einfliessen lassen

DER/ DIE TRINKER - RIN

Schuett' die Sorgen in ein Glaeschen Wein,
klingt romantisch und auch fein.
Schuett' die Schulden in ein Glasel Bier,
singt man von Koeln bis nach Trier.

Schuett' die Liebe in ein Whisky-Glas,
das macht unserem Staat viel Spass.
Trinke noch einen Korn dazu,
haste bald in der Anstalt deine Ruh.

Der Gewinner dieser leichten Saat,
Bleibt immer der beruehmte Staat.
Hat er Schulden macht er Gesetze,
Hast du Schulden bleibt dir die Hetze.

Deine Leber wird rund und voll,
deine Stimmung ist immer toll.
Solange du ein guter Trinker bist,
braucht er nicht streuen seinen Mist.

Wenn die Maeuse und Wanzen,
in deinem Gehirn herum tanzen,
macht der Staat seine Bilanz,
Es beginnt ein neuer Tanz

Die Musik bleibt immer dieselbe,
vom Rhein bis zur Elbe.
Ein guter Trinker ist viel wert,
Nur sein Leben wird nicht geehrt

Dann rief mich eines Tages der junge Ingenieur Helmut Luehr an und sagte: "Herr Wollschon sie koennten morgen fuer 3 Tage einspringen, wenn sie sich das zutrauen. Danke Herr Luehr, welche Uhrzeit?" Sagen wir um sieben Uhr morgen frueh, melden sie bei mir." Als Christa von der Arbeit kam, die sie fuer das Sozialamt fuer eine DM pro Stunde ableisten musste, und ich ihr erzaehlte, dass ich morgen fuer 3 Tage Arbeit bekommen habe bei Frischbeton in Uelzen, war sie richtig froehlich gestimmt. Nur pass gut auf dich auf Liebling! So lernten wir uns immer naeher kennen, Herr Luehr und ich. Wir wurden gute Freunde wir lernten auch seine kleine, zierliche Frau kennen, und auch ihren behinderten Sohn. An einem Sonntagnachmittag als meine Frau und ich bei Fred und Baerbel an der Tankstelle sassen, kam doch der Herr Luehr vorbei, um sich Zigaretten zu kaufen. Er begruesste uns und fragte Fred: kennen sie sich Fred ?" Ja, Helmut das sind unsere Freunde, die mal in Westerweyhe gewohnt haben, aber jetzt in der City wohnen.

Achim war frueher mal Fernfahrer. "Ja ich weiss wir kennen uns nun auch schon ein paar Wochen, und er faehrt bei uns ab und zu mal als Aushilfe Beton". "Ist doch prima Achim, so kannst noch nebenbei ein Paar Kroeten machen." So erfuhren wir, dass Helmut Luehr hier nebenan im Haus wohnte, in dem der Vermieter der Tankstelle lebte Als Betonfahrer bekam ich 80 DM am Tag, aber nun habe ich auch nicht jeden Tag Beton gefahren. Nur wenn mal einer krank war, oder wenn die Urlaubszeit da war. So hatten Christa und ich auch viel Spass, und wir waren nicht allein und einsam.

So vergingen die Wochen und Anfang August uebernahmen wir fuer 2 Wochen die Tankstelle von Fred und Baerbel. Nachdem sie uns alles erklaert hatten, konnten Fred und Baerbel, ins Sonnenland Spanien fliegen. Die ersten 2-3 Tage mussten wir richtig aufpassen, damit uns keine Fehler passierten. Morgens musste der Strom eingeschaltet werden fuer die Tanksaeulen und fuer die Kuehltruhen usw. Beim Bezahlen musste man gehoerig aufpassen besonders wenn einer mit einer Checkarte bezahlen wollte. Dann mussten wir abends die Gelder in zwei Eisenboxen zur Bank bringen, und dort wiederum in eine Box werfen. Was abends nicht ganz ungefaehrlich war, es blieb eine grosse Herausforderung fuer uns, die wir beide mit Bravour gemeistert haben, und wir bekamen auch etwas Geld dafuer. Christa und ich wir hatten unser Einkommen immer wieder verbessern koennen. Manchmal bekamen wir auch Geld von den alten Geschwistern, wenn wir gesungen hatten, oder wenn wir ihnen aufmerksam zuhoerten, wenn sie uns ihr Leid klagten ueber ihre Kinder. Doch nie haben wir mit anderen Leuten darueber gesprochen, doch wir machten uns schon Gedanken darueber, wenn wir mit besagten Kindern Gemeinschaft hatten. So sieht man oft in zwei Gesichter der Menschen. Diese Gespraeche haben wir nie missbraucht, denn dann wuerden wir Jesus verleugnen. Denn wer sind wir, dass wir uns ruehmen wollten. Jeder hat genug vor seiner eigenen Tuer zu kehren. Ob Christ oder Atheist. Baerbel und Fred kamen braun gebrannt vom Urlaub zurueck, und Baerbel stand oft an der Tuer des Uebertreibens, was Christa und ich gelassen hinnahmen. Fred blieb immer realitaetstreu.

Wir uebergaben die Kasse so wie wir sie mit Inhalt bekommen haben, und in der Zeit einmal Benzin und Diesel nachbestellen mussten. Auch der Umsatz war bei uns hoeher. Bei uns war immer der Kunde Koenig. Wir besuchten wiedermal Bruder Paul May zu Hause, und dort erfuhren wir, dass sein Sohn Reinhard im Krankenhaus in Uelzen sei, und dass es ihm nicht so gut geht, dass das Herzwasser in Reinhards Beinen in immer kuerzeren Abstaenden abgezogen werden musste. Reinhard war irgendwie immer spassig aufgelegt, natuerlich wussten wir, dass er alles einwenig ueberspielte. Er sagte uns im Krankenhaus, dass er staendig wegen den Wassertabletten Pippie machen muesse, und dass ihm das langsam auf den Geist ginge. Reinhards Mutter war ja vor einigen Jahren an der gleichen Krankheit verstorben. Ich werde wohl am Wochenende nach Hause kommen, und am Sonntag zu euch in die Gemeinde kommen.

Am Abend trafen wir uns mit Reli und Guenter Rodakys. Jutta und Heiner Friedichs, sowie Erika Salewsky warteten schon auf uns. Nach der Begruessung fingen wir gleich an zu singen, lobten und priesen Gott mit dem Liedtext aus Hiob 42,Vers 5:

Ich hatte von dir nur vom Hoerensagen vernommen,
aber nun hat mein Auge dich gesehen,
nun hat mein Auge dich gesehen, o Herr.

Ich will deinen Namen erheben allezeit,
denn nun hat mein Auge dich gesehen,
nun hat mein Auge dich gesehen, O Herr.

oder

Weil Jesus lebt, lebe ich auch morgen,
weil Jesus lebt, fuerchte ich mich nicht.
Jesus, ich weiss, ich weiss, du kennst die Zukunft
Mein Leben hat nur Wert weil du mein Jesus lebst.

Dadurch, dass ich einige Nebenverdienste hatte, konnten wir einigermassen ueber die Runden kommen, ohne betteln zu gehen. Nur darueber macht sich der deutsche Staat keine Gedanken, egal wer da regiert, diese Leute arbeiten nicht fuer uns kleine Leute, sondern sie lassen sich von uns waehlen, damit sie weiter den Eliten entgegenkommen koennen, indem sie die Gesetze so machen, dass der kleine Buerger dieses Entgegenkommen wieder begleichen muss. Das nennen sie dann soziale Gerechtigkeit. Ich bin heute froh, dass Gott es zugelassen hat, dass ich zweimal am Herzen operiert wurde, und so wieder den wahren Sinn des Lebens zurueckgewann. Ja nun war auch das Jahr 1988 an uns voruebergezogen, es war ein erfuelltes Jahr fuer mich.

Nun schrieben wir das Jahr 1989. Auch in diesem Jahr haben wir unsere lieben alten Geschwister betreut, indem wir sie besucht haben. Wir waren eine richtige kleine Gemeinschaft, und wir mochten uns sehr. Jeder konnte von jedem etwas erfahren und dazu lernen, das war es auch was uns so zusammen schweisste.


Christa und ich wir machten taeglich unseren Spaziergang waehrend 1/2 Stunden, wenn nichts dazwischen kam. Ich fuhr weiter ein bis zweimal die Woche mit dem Kleinbus nach Celle, und ich half auch bei Helmut Luehr bei Frischbeton aus. Dazu kam noch die Reinigung bei der Gemeinde. So waren wir mit den Altenbesuchen gut ausgelastet, zwischen durch pflegten wir nun auch noch mit der Frau von Helmut Luehr Kontakt und es kam heraus, dass seine Sigrit alkoholsuechtig war. Sie litt daran, dass der Sohn eine leichte geistige Stoerung hatte, und dabei sehr agressiv war, und er versucht dann immer seine Mutter zu schlagen. Sigrit war von Natur aus eine Kleine Person, dagegen war ihr Mann Helmut 185cm gross. Christa besuchte sie auch schon mal allein, doch dann ging es wieder mal ein paar Tage, dann rief Helmut wieder an. Doch wir waren keine Psychiater. Sigrit war auch schon einmal fuer ein paar Tage so wie es uns Helmut erklaert hatte, in Lueneburg auf Entzug, aber sie fand immer einen Grund, damit sie nach Hause konnte.

Helmut bekam eine neue Wohnung, in der Naehe seiner Firma Frischbeton. Wir besuchten sie oefters abends in der neuen Wohnung, und hatten den Eindruck, dass es ihr besser ging. Doch das Kind, ein Junge der war wohl 7 oder 8 Jahre alt, war wirklich schwer erziehbar. Moechte auch hier nicht in die Einzelheiten gehen. So gingen wir unseren Verpflichtungen nach. Auch haben uns immer wieder Geschwister aus der Celler Gemeinde eingeladen, worueber wir uns immer freuten, wenn wir dort singen durften, es ist etwas wunderbares, Gott dienen zu duerfen. Zwischendurch fuhren wir nach Salzwedel in der DDR, um Christas Bruder Bodo zu besuchen, denn er war auch ein Fall fuer sich. Doch er hat es wirklich geschafft, sich vom Alkohol zu loesen, das war ein grosser Erfolg fuer ihn selber. Da er Fruehrentner war, konnten wir ihn des oefteren mit nach Uelzen nehmen, und er kam aus dem Staunen nicht mehr heraus wie gut wir es doch hier im Westen hatten.

Jetzt waren wir in der Zeit angekommen, wo die Buerger in Dresden anfingen zu rufen: Wir sind das Volk, wir sind das Volk. Denn viele DDR-Buerger haben ihr Land die DDR verlassen und sind mit Kind und Kegel nach Ungarn in die BRD Botschaft gefluechtet, und baten um Asyl, was sie nach vielem hin und her auch bekamen. Nur es wurden immer mehr, so dass nicht mehr genügend Platz war, und doch kletterten sie weiter ueber die Zaeune der Botschaft. In Dresden wurde der Protest immer lauter, es waren 50,000 Menschen die immer wieder schrien: Wir sind das Volk, wir sind das Volk. Das DDR Militaer war einsatzbereit, auf ihr eigenes Volk zu schiessen. Auch die Russen standen mit der Hand an der Waffe bereit. Aber es kamen immer noch mehr Menschen. Doch nach einigen Wochen musste die DDR-Fuehrung klein beigeben. Zuerst kamen die vielen DDR-Fluechtlinge aus Ungarn mit Zuegen und fuhren durch die DDR in den Westen, das war aber schon vorher angekuendigt worden.

Die BRD (Bundes-Republik Deutschland) hatten sich mit der DDR und mit Praesident Gorbatschow geeinigt. Nun wollten viele DDR-Buerger ihr Land verlassen, und so kam es im Oktober 1989 dazu, das die Schlagbaeume aufgemacht wurden und wer wollte konnte nach drueben. Es waren Tausende die aus dem Osten nach Westberlin kamen. Aber auch die meisten sind nach einigen Stunden wieder zurueckgegangen. Damit war diese Schlacht fuer Honecker und Konsorten Geschichte. (Deutschland einst geteilt durch Mauern. Deutsche Demokratische Repubik Abk. DDR 1949-1990 neben der Bundesrepublik zweiter deutscher Staat; 108333 Quadrat Km, zuletzt 16,7 Millionen Einwohner. Die DDR entstand aus der sowjetischen Besatzungszone und umfasste die heutigen Bundeslaender Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Thueringen und Sachsen sowie Ostberlin, das entgegen dem von den Siegermaechten vereinbarten Viermaechtestatus Berlins zur Haupstadt der DDR gemacht wurde).

Die DDR war eine kommunistische Volksdemokratie unter der Fuehrung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die aus den erzwungenen Zusammenschluss von KPD und SPD hervorgegangen war. Von 1949-1971 bestimmte SED-Parteichef Walter Ulbricht die Politik der DDR, von 1971-89 Erich Honecker. Die DDR war eng in den Ostblock eingebunden und stand in staendiger Rivalitaet mit der Bundesrepublik, von der sie sich durch befestigte Grenzanlagen (1961 Berliner Mauer) abschottete, um ihre Buerger an der Flucht in den Westen zu hindern. Obwohl die DDR sich in den 70ziger Jahren als zweiter deutscher Staat international etablieren konnte, wuchs die Unzufriedenheit mit dem SED-Regime, so dass 1989 im Zeichen des Umbruchs im Ostblock friedliche Massenproteste die Fuehrung zum Ruecktritt zwangen. Nach der Uebergangsregierung und freien Wahlen im Maerz 1990 betrieb die DDR den raschen Beitritt zur Bundesrepublik. Am 3. Oktober 1990 wurde die staatsrechtliche Einigung der beiden Staaten vollzogen.

Ja am Anfang war alles prima, doch nach einigen Jahren, haben auch die ehemaligen DDR-Buerger erkennen muessen, dass auch hier im Westen nicht alles Gold ist, sondern an manchen Stellen einfach nur schmutziges Gelb war. Auch hier im Westen wird mit Wasser gekocht. Nun begannen die westlichen Politiker das schmutzige Gelb zu verkaufen, das angeblich keinen Wert mehr hatte. Doch viele aus dem Westen haben ordentlich bei der Sanierung mitgeholfen, einige davon laufen heute im Nadelstreifenanzuegen herum. Die Menschen kennen keine Scham, wenn es ums Geld geht. Genau in dieser Zeit im November und Dezember musste unser Bruder Reinhard, der Sohn von Bruder Paul May ins Krankenhaus. Ihm wurde wieder einmal Wasser abgezogen. Wir besuchten Reinhard und sangen ihm ein Staendchen, er hat sich richtig gefreut und sagte: Achim, so eine nette Frau wie deine Christa haette ich auch gerne mal geheiratet, ja Reinhard war ein richtiger Spitzbube im Scherzen.

Reinhard hat uns in den Anfangsjahren, oefter mal 100 DM in unseren Briefkasten geworfen, ohne dass wir es wussten wer es war. Wir bekamen anfangs schon ein schlechtes Gewissen, weil wir nicht wussten, wer uns da hilft. Wir freuten uns und dankten Gott fuer seine Gnade. Weihnachten war er schon wieder zuhause, und kam auch in die Gemeinde um zu beten, was er sonst selten laut machte, ausser im kleinen Kreis. Wir waren Weihnachten allein, und wir versuchten die Stille zu geniessen. Denn der Alltag kann oft ganz schoen nervig sein. Auch als Christ. Am ersten Sonntag im neuen Jahr, war Reinhard noch zum Gottesdienst gekommen, er machte noch nach dem Gottesdienst so kleine Spaesse, danach  verabschiedeten wir uns von Bruder Paul May und seinem Sohn Reinhard. Auch wir machten uns auf den Weg nach Hause, denn Christa musste ja noch Essen fuer uns zubereiten. Danach versuchten wir ein wenig zu ruhen. So verging auch der Sonntag. Montag morgen machten wir beide eine Fahrrad Tour zum kleinen Segelflugplatz, es war zwar schoen kalt, aber wir waren warm angezogen und durch die Bewegung, wurde es uns auch warm. Auf der Ruecktour kehrten wir bei Realkauf ein und assen dort zu Mittag, dann fuhren wir bei Bruder Friedrich vorbei, und wir erfuhren, dass es Reinhard May nicht so gut ginge mit seinen dick geschwollenen Fuessen und dass er keine Lust mehr hatte, sich weiterhin im Krankenhaus behandeln zu lassen. So besuchten wir am naechsten Tag Reinhard, und seinen Vater Paul. Wir wollten erfahren was denn nun wirklich los sei.

Nun erfuhren wir die seelische Not von Reinhard. Er zeigte uns seine Beine die voll mit Wasser waren, denn er nahm auch keine Wassertabletten mehr, seine Beine waren unten so dick, wie meine Oberschenkel, und das Wasser drueckte sich schon durch die Hose. Mit anderen Worten, er hatte keine Lust mehr weiter zu leben. Ja was fuer ein trauriger Anblick. Paul May, sein Vater war sehr niedergeschlagen, und Christa versuchte beiden ein wenig Mut zu machen. Paul teilte noch seine Huehnersuppe mit uns, er hatte auch Huehner in seinem Garten sowie Gemuese im Sommer und Obst. Wir blieben noch bis 15 Uhr, dann zogen wir ab, denn es war sehr kalt und es wurde sehr frueh dunkel. Wir riefen taeglich bei Bruder Paul May an, doch der Vater sagte, dass das mit Reinhard so nicht mehr lange dauern wird, bis er Heim gehen wuerde. Wir besuchten Reinhard noch einmal, was auffaelliig war, dass Reinhard alles gelassen hinnahm. Paul war in sich gegangen, wir beteten gemeinsam im Beisein von Reinhard, dass er Gott ihm doch Gnade schenken moechte und Reinhard das Leiden abnehmen sollte.

Es war am 12. Januar in der Nacht als uns Bruder Paul um 2 Uhr morgens anrief, koennt ihr zwei eben mal kommen denn mit meinem Sohn wird es wohl zu ende gehen. Wir sagten sofort zu, zogen uns an und fuhren die 15 Km nach Stederdorf. Paul sprach erst mit uns, bevor wir in das Wohnzimmer neben der Kueche gingen. Im Wohnzimmer stand ein Sofa auf dem Reinhard aufrecht sass und sein Oberkoerper schaukelte staendig hin und her, dann zupfte er sich wieder an seinem Pullover, mit einer Hand hielt er sich am warmen Heizkoerper fest, und schaukelte vorwaerts und rueckwaerts. Er sprach einige Worte vor sich hin und dann legte er sich einfach so auf den Ruecken und schlief. Kaum 5 Minuten dann sass er wieder aufrecht und wiederholte seine Bewegungen. So erfuhren wir von Bruder Paul, dass er seinen Neffen, unseren Prediger, angerufen hatte, aber niemand hatte das Telefon abgenommen, so blieb ihm nichts anderes uebrig, als sich bei uns zu melden. Paul es war gut, dass du uns angerufen hast, mach dir doch bitte um uns keine Sorgen.

Kurz nach sechs Uhr sagte Christa, ich werde uns jetzt frische Broetchen holen. Paul machst du uns bitte Kaffee? Ja gern Christa. Es dauerte nicht lange und sie war wieder da mit den Broetchen. Wie Christa weg war fragte Reinhard ploetzlich: "Wo ist denn Christa? " Na ich sagte: Mensch Reinhard sie holt uns nur ein paar frische Broetchen." "Sag bloss, echt?" "Ja". "Find ich richtig toll von ihr". Dann fruehstueckten wir. Um dreiviertel acht sagte Paul: Fahrt jetzt bitte nach Hause, ich ruf noch mal bei Teppers an, vielleicht kommt ja Michael der Sohn vom Prediger. Wir verabschiedeten uns und als wir in unsere Wohnung kamen klingelte das Telefon, und Opa Paul sagte: " Achim, Reinhard ist Heim gegangen, nachdem ihr gegangen seid. Andreas ist hier und er kann jetzt die Wege machen, die zu machen sind, danke nochmals fuer eure Muehe." Natuerlich waren wir ein bisschen geschockt, aber nun hat er es ueberstanden. Ja Gott erhoert Gebete. Wir sind nach dem Mittagessen gleich zu Friedrich gefahren, sie waren alle beide gefasst.

Nun hat er alles ueberstanden, was wir noch vor uns haben. "Es ist gut, dass wir euch zwei haben, die auch in der Not das Telefon abnehmen. "Ach Vater Tepper das geht schon in Ordnung, Reinhard hat auch fuer uns etwas getan, was wir nicht wussten, er hat uns einige Monate lang jeden Monat 100 DM in den Briefkasten gesteckt, und wir dankten Gott dafuer, nur wir wussten nicht wer uns so gut gesinnt war. Bruder Friedrich, Reinhard war ein stiller aber aufrichtiger Christ, ohne viele Worte, er brauchte kein Lob, er dankte Gott, dass er etwas tun konnte fuer seinen Herrn, da, mangelt es bei vielen unter uns. Nach dem Gebet, fuhren wir wieder nach Hause. Christa rief Paul noch an, ob wir noch etwas tun koennen, Paul sagte: "Kommt ruhig morgen frueh zu mir, dann koennen wir noch ueber einige Dinge reden." Dann waren wir am Abend bei Reli und Guenter zum Gebetsabend. Natuerlich haben wir ueber unseren Bruder Reinhard gesprochen, im positiven Sinne. Jutta und Heiner Friedrichs und auch Erika Salewsky waren heute Abend nicht da und so waren wir auch bald wieder zu Hause.

Am anderen Morgen fuhren wir zu Bruder Paul, Wir haben das alte Sofa auf den Hof getragen worauf Reinhard gestorben ist, es sollte zum Muellplatz gebracht werden. Dann ging Paul mit uns nach oben wo Reinhard sein Zimmer hatte, es war ein ganz einfaches Zimmer mit sehr wenig Moebel. Paul sagte zu uns: "Er wollte so leben, ein Leben ohne Luxus, dafuer tat er sehr viel fuer die Menschen, und fuer die Velberter Mission. Er half meistens so, dass die linke Hand nicht wusste, was die rechte Hand tat. Christa reinigte das Zimmer von Reinhard und auch unten das kleine Wohnzimmer in dem Reinhard gestorben war. Paul und ich wir besorgten jemanden, der das Sofa abholen sollte. Als wir wieder zurueck waren, stand der kleine Transporter schon da und holte das Sofa, und noch andere Dinge, die zum Muellplatz sollten. Man merkte richtig, dass Paul froh war, dass er nicht alleine sein musste. Er kochte fuer uns Mittag und wir blieben bei ihm bis es fast dunkel wurde. Am naechsten Tag war dann schon die Beerdigung. Es waren sehr viele Geschwister aus der Gemeinde bei der Trauerfeier.

Und wir lernten Bruder Paul's Schwester kennen, die auch in Uelzen und in der Naehe des Bahnhofs wohnte, dort hatte sie auch ein kleines Haus. Nach der Beerdigung, es war der 18. Januar 1990 blieben Christa und ich noch bei Paul, auch seine Schwester war noch dort. Nun war die Rede davon, dass Paul sein Haus veraeussern wollte, um zu seiner Schwester zu ziehen, denn sie war wohl einige Jahre juenger als Paul, und die Schwester war nie verheiratet gewesen, denn ihr damaliger Freund kam im zweiten Weltkrieg ums Leben. Nach dem nun alles besprochen war, verabschiedeten wir uns von Paul und brachten seine Schwester zuerst nach Hause, wir durften uns ihr Haus ansehen. Dann machten wir uns auf den Heimweg. Christa machte uns erst mal einen schoenen Kaffee, dann nahm sie ihre Gitarre und sang das Lied:

" WINDE WEHEN "

Winde wehen ueber mein Erdenzelt.
Gottes Augen durchschau'n die ganze Welt.
Er weiss all mein Denken und mein tun,
ich darf still in seinen Armen ruhn'n

Einst versank ich tief in den Suendenschlamm.
Ploetzlich hoert ich das Wort vom Kreuzesstamm,
Fuer mich armen Sueder starb der Herr;
Welche Gnade, Herz, was willst du mehr.

Eine Stunde schlaegt bald fuer Gross und Klein,
dann wird Gnade nicht mehr zu finden sein,
Dann wird suchen, wer es jetzt verschmaeht.
Freund o hoer es, dann ist es zu spaet.

Lass die Stuerme toben und die Winde wehn!
Ich schau nur nach oben wo die Sterne stehn.
Einmal ist zu Ende aller Kampf und Streit,
dann bin ich bei Jesus in der Herrlichkeit.

Ja wir waren beide sehr traurig, denn wir hatten eine gute Beziehung zu Reinhard, er hat uns auch oefters besucht, und ist nie mit leeren Haenden gekommen. Wenn wir dann sagten, dass er das bitte lassen sollte, sagte er immer: Ihr habt es noetiger als ich, ihr habt beide sehr viel im Leben erlebt. Ich dagegen habe meine Schule gemacht und das war es, dann wurde ich Beamter. und das war schon mein ganzes Leben. Nun ist er von uns gegangen mit 54 Jahren. Ich war ein Jahr aelter als Reinhard. Er war nicht unser Verwandter, aber er war mir mehr wert, als meine Brueder, die vor Hochmut und Stolz nicht wussten wo sie hinschauen sollten. Ja so unterschiedlich sind die Menschen, solange es im positiven Sinne genutzt und gesehen wird, ist es auch etwas Gutes. So vergingen die Tage, Bruder Paul verkaufte sein Haus ein paar Monate spaeter und zog zu seiner Schwester nach Uelzen. Er lebte oben im Haus und konnte so seiner Schwester im Sommer im Garten helfen, denn er war ein Mann wie Friedrich und Adolf Tepper, die sich ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen konnten trotz ihres Alters.

Wir holten sonntags unseren Bruder Paul immer bei seiner Schwester ab und nahmen ihn mit zum Gottesdienst, auch brachten wir Paul immer wieder zurueck. Auf diese Weise bekamen wir auch zu Pauls Schwester Kontakt, die sich sehr um ihren Bruder kuemmerte. Als es im April waermer wurde, machten wir mit Paul und seiner Schwester kleine Spazierfahrten in die Lueneburger Heide. Im Sommer fuhren wir schon mal in der Woche in die ehemalige DDR, und besuchten Paul's Schwaegerin, die Schwester von Bruder Friedrich und Adolf Tepper. Sie hatte Paul nun auch schon lange nicht mehr gesehen, da war die Freude gross. Am Abend, waren wir dann immer zurueck. Wir sind so froh, dass wir euch zwei haben, und so kommen wir auch noch ein wenig herum im unserem Alter. Und sie bezahlten auch das Benzingeld. So hatten wir immer eine Aufgabe zu erfuellen. Im Sommer trafen wir uns oft in der Woche nachmittags bei Adolf und Liesel Tepper in Teyendorf, dann holte ich zuerst Friedrich und seine Frau ab aus Westerweyhe und Paul aus Uelzen.

Wir sassen dann draussen bei Adolf im Garten, da wurde dann ueber die alten Zeiten gesprochen, was sie alles erlebt hatten im letzten Weltkrieg. Paul erzaehlte uns seine Geschichte, was er nach der Gefangenschaft in Frankreich noch gemacht hat. Er berichtete, dass er erst 1949 nach Deutschland zurueckkehrte, obwohl er schon 1947 aus der Gefangenschaft entlassen wurde. Paul war in der naehe von Grenoble in Frankreich in Gefangenschaft geraten. Er wurde noch mit anderen Kameraden dort in einem grossen Tal in ein Gefangenlager verfrachtet. Und dort in diesem Tal waren einige Bauern, die eine ganz normale Landwirtschaft betrieben. Da Paul aus dem ehemaligen Polen kam, wo auch die Familie Tepper herkam, kannte er sich gut aus in der Landwirtschaft, denn er hatte bevor er Soldat wurde als Knecht auf einem Grossgutsbesitzer Hof gearbeitet. Nach dem Krieg, mangelte es auch bei den Franzosen an Arbeitern. Und so haben die Gefangenen verteilt auf verschiedene Hoefe arbeiten muessen, und abends mussten sie wieder ins Lager zurueck.

Einige Zeit spaeter durften die Gefangenen auf den Bauernhoefen bleiben, und so kam es, dass Paul 1947 entlassen wurde. Aber er wusste nun auch nicht wohin er gehen sollte. Denn durch die Verschiebung der deutschen Grenzen, und die Vertreibung der Deutschen aus den Ostgebieten, wusste Paul nun nicht mehr, wo seine Frau und der Sohn und die anderen Verwandten geblieben waren. So blieb er erstmal bei dem Bauer, und er hatte es sehr gut dort getroffen. Doch nach weiteren zwei Jahren kehrte er 1949 nach Deutschland zurueck, und suchte wohl ueber das Rote Kreuz seine Familie, und kurze Zeit danach fand er sie hier in der Naehe von Uelzen. So ist es sicher vielen Menschen nach dem Krieg ergangen, dass viele Buerger nicht wussten wo ihre Kinder geblieben sind, man hat den Kontakt verloren durch irgendwelche Umstaende.

Gegen Abend brachte ich die alten Geschwister wieder nach Hause. Bruder Paul gab uns immer das Fahrgeld fuers Benzin. Dadurch, dass wir oefter mal sonntags nach Lueneburg in die Gemeinde fuhren, lernten wir auch den Prediger Wilhelm Hintz naeher kennen. Ebenso seine Frau, die eine sehr liebe Schwester im Glauben war, auch hatte sie eine wunderschone Sopranstimme, sie lernte ihren Mann auf der Bibelschule in Erzhausen kennen. Auch der Sohn von Friedrich Tepper war zu der Zeit auf der Bibelschule und sie hatten auch danach staendigen Austausch miteinander, wie es unter Predigern so ueblich ist. Auch fanden alle paar Monate Konferenzen statt, wo sich die Brueder trafen. Wilhelm Hintz hatte eine Tochter, die sehr musikalisch begabt war, die spaeter den Enkel Andreas Tepper geheiratet hat, der einige Jahre spaeter Kinderarzt wurde. Bruder Wilhelm erzaehlte uns, dass er in zwei drei Jahren vielleicht in Fruehrente gehen wollte, aber nicht ganz ohne priesterliche Arbeit sein moechte. So kam er auf den Gedanken fuer den Herrn auch im Ruhestand weiter das Evangelium zu verbreiten.

So fragte er uns, ob wir Lust haetten, fuer den Herrn eine neue Gemeinde zu gruenden in Bad-Bevensen. Wir sagten zu, dann erfuhren wir von Reli und Guenter Rodakys, dass sie auch mit Wilhelm die neue Gemeinde bauen wollten in Bad Bevensen, so waren wir schon sechs Geschwister. Wir haben natuerlich kein einziges Wort darueber in unserer Gemeinde erwaehnt, denn das wuerden sie schon noch frueh genug erfahren von Wilhelm Hintz. Ich habe mich damals aus Liebe zu Christus dafuer entschieden, mit zu helfen, Menschen fuer Jesus zu gewinnen. Denn das war und ist unser Aufrag als Christen, wie Jesus es gesagt hatte in Matthaeus
28, Vers 18/19/20:  Mir ist gegeben alle Macht im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Juengern alle Voelker: Taufet
sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Diesen Auftrag werde ich versuchen zu erfuellen, mit Gottes Hilfe.
Jeder Glaeubige, sollte den Befehl Gottes ausfuehren. Das war auch der Grund, dass ich zugesagt habe. Nur wer so eine grosse Aufgabe uebernehmen will, der braucht auch die Zusage Gottes, um so ein Werk aufbauen zu koennen. Durch die Dienste die meine Frau Christa und ich fuer Gott taten, waren wir auch staendig unterwegs. Die meisten Geschwister wussten gar nicht, was wir alles getan haben ausserhalb der Gemeinde, weil auch viele Familien ihrer Arbeit nachgehen mussten, wo wir beide doch Zeit genug hatten etwas fuer andere zu tun. So verging auch das Jahr 1990. Am 13.1. 1991 besuchten wir Reinhard auf dem Friedhof mit Bruder Paul. Ja nun lag er schon ein Jahr hier und hat seine Ruhe und Frieden gefunden. Christa und ich wir haben Reinhard oefter besucht, denn es standen hohe Baeume in der Naehe seines Grabes und staendig lagen die Blaetter auf seinem Grab herum.

Nach dem Mauerfall 1989 fand nun oefters eine Evangelisation in Salzwedel statt, wo Christa und ich eingeladen wurden zum Singen. Das hat uns wirklich viel Freude gemacht, und es haben sich auch Menschen zu Jeus bekannt, es war immer eine grosse Freude, zu sehen wie Menschen ihr Leben Gott anvertrauten. Wir trafen uns immer oefter mit Wilhem und seiner Frau bei Reli und Guenter, und besprachen die Gruendung des Vereins der Freien Christengemeinde in Bad-Bevensen. Wir gingen weiterhin in unsere Gemeinde in Uelzen auf der Ringstrasse. Es war ja unsere Heimatgemeinde in der wir uns damals wohl fuehlten. Wir liebten unsere Geschwister und waren nun schon 9Jahre in dieser Gemeinde fest verankert. Der Sohn von Friedrich Tepper (unserer Prediger) hatte sich um eine andere Predigerstelle beworben, denn zwischen Vater und Sohn Rudolf war das Verhaeltnis ins Wanken gekommen. Denn Rudolfs Frau war sehr hochmuetig und stolz, und sie hatte kaum Kontakt zu ihren Schwiegereltern, darunter litt Bruder Friedrich sehr und auch seine Frau Erna.

Friedrich hat immer damit gerechnet, dass sein Sohn im Alter fuer die Eltern da waere, doch das wollte seine Frau auf keinen Fall.
Man ist dann aber doch zu einer anstaendigen Loesung gekommen. Das heisst Friedrich verkaufte sein schoenes Haus in Westerweyhe, und gab ein grossen Teil des Geldes seinem Sohn Rudolf, der sich in Weil am Rhein niederliess. Das Haus das Rudolf Tepper in Uelzen-Holdenstedt hatte, war so gross, dass nun sein Vater Friedrich nach oben ziehen musste, und der Enkel Michael mit seiner Frau und zwei Kindern unten wohnten. Andreas der Sohn von Rudolf Tepper war ein junger Kinderarzt und hatte gerade neu seine Praxis eroeffnet. Michael und seine Frau kuemmerten sich nun ein wenig um die Grosseltern. Er war eigentlich ein fleissiger Junge gewesen der sich viel um die Kinder in der Gemeinde kuemmerte. Seine Frau war die Tochter von Wilhelm Hintz und seiner Frau. Wir besuchten Friedrich auch dort in Holdenstedt, so oft wir konnten. Schwester Erna kochte aber immer noch fuer Friedrich, so dass die jungen Leute nicht zu viel Arbeit hatten, ausser Waesche waschen.

Christa und ich wir versuchten unser Leben so zu leben, dass wir unsere alten Geschwister nicht vergassen. Da Bruder Friedrich nun oben bei seinem Enkel wohnte kein Garten mehr fuer sich hatte, obwohl ein Garten da war, durfte er nicht eine Ecke fuer sich haben. Ich versuchte ihm klar zu machen, dass man mit 95 Jahren auch nicht mehr im Garten herumwuehlen muss. Er bekam seine Rente und hatte sein Einkommen. So verging das Jahr 1992 ohne irgendwelche grossen Erlebnisse. Der Altag verlief ganz normal, hie und und da sind einige Geschwister verstorben. Ansonsten ging unser Leben ganz normal weiter. Wir gruendeten nun eine neue Gemeinde in Bad-Bevensen. Hoch motiviert gingen wir samstags in die Fussgaengerzone, mit einigen Geschwistern aus unserer Gemeinde und einigen Chormitgliedern, die uns auf der Strasse unterstuetzt haben mit Gesang und guter Laune: Einige Brueder gaben Zeugnisse ab darueber, wie sie Jesus Christus kennen gelernt haben, und Ruhe und Frieden fuer ihr Seele fanden.

So haben wir jede Woche am Sonntagnachmittag einen Gottesdienst abhalten koennen in Bevensen. Da wir kein Gotteshaus hatten, mieteten wir uns in der Schule Bad-Bevensen die Aula um dann dort unseren Gottesdienst abhalten zu koennen. Es kamen nun auch Geschwister aus unserer Muttergemeinde in Uelzen, die uns unterstuetzt haben. Doch manchen in unserer Gemeinde hat das wohl nicht so richtig geschmeckt, weil sie glaubten, sie wuerden dadurch Mitglieder verlieren. Es ist doch der Auftrag eines jeden Christen, Menschen zu Gott zu fuehren, anstatt zur Wahlurne fuer die Politiker, die nur unsere Steuergelder verbraten, doch fuer den kleinen Mann wenig tun. Es wird soweit kommen, dass die Weltbevoelkerung eines Tages eine globalisierte und bewusstseinsgesteuerte Sklaven-Einheit sein wird. In einer machtbesessenen Gruppe in der "schoenen neuen Welt". Christa und ich wir hatten uns auf eigene Kosten zwei grosse Lautsprecherboxen gekauft mit einem Schaltpult fuer mehrere Mikrophone und Instrumentenanschluesse.

Die habe ich für die Gottesdienste in der Aula, aber auch bei Strasseneinsaetzen und Evangelisationen benoetigt. Die Boxen waren sehr schwer und wenn ich die aufstellen musste, dann verlangte das viel Kraftaufwand, denn die Staender, auf denen die Boxen festgeschraubt wurden, waren 1 Meter 80 hoch. Ich habe das einige Zeit gemacht, aber es wurde mir von Zeit zu Zeit immer schwieriger, die Boxen hoch zu wuchten, aber mit Gottes Hilfe ging es immer wieder. Bodo, der Bruder von Christa war nun auch Fruehrentner wegen seiner Saeuferei. Meine Schwiegermutter war nun auch schon fast 2 Jahre tot. Ja Mutti fehlte uns sehr. Was ich nur komisch fand war, dass sie sich verbrennen liess. Wenn wir am Grab standen hatte ich nicht das Gefuehl, dass ich am Grab meiner Schwiegermutter stand. Da war nichts ausser ein Grabstein mit der Aufschrift: Hier ruht....... und dann was bei allen steht. Es war doch nur eine Urne mit etwas Asche drin, die wir nicht einmal gesehen habe.

Zwei Jahre nach dem Mauerfall fuhr ich nochmals zu meinem Cousin Manfred nach Oranienburg. Natuerlich hat er sich gefreut als wir vor seiner Tuer standen, denn nun war ja die DDR ein Teil ganz Deutschlands geworden und die Lasten der Diktatur, waren abgefallen, und er konnte reden wie ihm der Mund gewachsen war. Manfred hat nun 54 Jahre Diktatur hinter sich gebracht, er hat nie eine Demokratie kennen gelernt, ausser die letzten zwei Jahre im neuen Deutschland. Man merkte es ihm an, dass er darunter litt, denn er war ein 100prozentiger SED-Mann wie seine Schwester und sein Vater. Onkel Willi hat den Mauerfall nicht mehr erlebt, nur seine Frau meine liebe Tante Grete, die immer fuer mich da war, als ich noch in der Schule ging in Platkow, ja da waren wir noch alle Kinder. Heute hat jeder schon eine Biographie. Manfred hat eine Arbeitsstelle bei einer Versicherung gefunden nach dem Mauerfall, Waltraud, Manfreds Schwester und ihr Mann lebten in Weissensee, ihr Mann war Wirtschschaftswissenschaftler.

Sie waren alle hohe Parteimitglieder der SED. Nun war auch fuer diese Leute alles vorbei, und doch bekam er gleich eine neue Stelle in Stuttgart. Ja man muss Glueck haben im Leben. Manfred hatte nun auch einen BMW, kleiner ging es nicht. Die haben gutes DDR Geld verdient und gespart, denn sie konnten ja kaum teure Sachen kaufen, es gab ja nichts. Sie haben Jahre lang gespart und bekamen 1990 1zu 1 das Geld umgetauscht. Das war ein Vergehen an der Westdeutschen Bevoelkerung. Die Hohen Militaers bekamen dicke Renten. Die Stasioffiziere genauso, keiner hatte je ein Pfennig in eine Rentenkasse der BRD eingezahlt. jedenfalls nicht in Westdeutschland. Und so wurden die Westdeutschen Rentenkassen gepluendert. Helmut Kohl ging es nur um seine Wahl. So war jeder im Westen zufrieden, nur die kleinen Leute nicht, denn sie hatten alles zu tragen. Christa und ich wir waren 3 Tage bei Manfred, dann fuhren wir wieder nach Uelzen zurueck.

Unsere taeglichen Ablaeufe waren jetzt immer gleich. Sonntags Gottesdienst in der eigenen Gemeinde in Uelzen, dann nachmittags in Bad-Bevensen. Dienstags waren dann Treffen bei Reli und Guenter. Treffen mit Wilhelm Hintz, Pastor aus Lueneburg. Mittwochs Bibelabende, die fuer mich immer sehr interessant waren, denn auch das alte Testament war und ist wichtig fuer uns Gotteskinder, denn ohne Israel (Juden) gaebe es heute keine Gotteskinder. Wir sollten wissen, dass wir Eingepropfte sind in den Baum Israels. Israel ist das auserwaehlte Volk Gottes, und wir sind Kinder Gottes, die nach dem neuen Testament leben. Wir Christen sollten nie vergessen, fuer Israel zu beten, denn Jesus war ein Jude ein "Israelit". Wer die Juden verachtet, verachtet Jesus Christus. Hingerichtet wurde Jesus nicht von den Juden, seinem eigenen Volk, sondern von den Roemern. Es war ein Jude und ein Juenger Jesu, der unseren Herr Jesus an die Aeltesten und Hohen Priester der Juden verraten hat, fuer 30 Silberlinge.

Ja es war Judas Iskariot ein Jude, und ein Juenger Jesu. Die Hohen Priester haben Jesus verurteilt, und so kam er ins Gefaengnis der Roemer. Und Pontius Pilatus der Stadthalter von Judaea 26-36 der nach ausserbiblischen Ueberlieferungen ein grausames judenfeindliches Regime fuehrte. In den Evangelien ist Pilatus der Vertreter der weltlichen Macht, der um Aufruhr zu vermeiden, den Wuenschen des Volkes nachgibt und Jesus zum Kreuzestod verurteilte. Es war ein Meuchelmord, ausgegangen von den Hohen Priestern der Israelis, und ausgefuehrt von Pontius Pilatus, der ein Roemer war.

Bibelabende waren und sind Erfahrungsabende fuer Menschen, die mehr wissen wollten als nur irgendwo ein Mitglied zu sein in einer Freikirche. Freitags waren die Chorproben. Samstags wieder in Bad-Bevensen Strassen-Evangelisation. Und so waren wir immer fuer Christus unterwegs. Im Sommer machten wir auch gemeinsame Sonntagsausfluege und es wurde auch mal im Freien ein Gottesdienst abgehalten, oder eimal ein Taufgottesdienst im Freien an einem See durchgefuehrt.

Ich bin heute dankbar, dass ich das alles erleben durfte mit den Geschwistern aus der Freien Christengemeinde Uelzen. Aber es waren auch Leute dort die immer sticheln mussten. Die blieben mal einige Monate in der Gemeinde, dann, aber nach einiger Zeit, zogen sie wieder um in eine andere, so ging es immer hin und her. Und dann an Wochentagen wurde dann getratscht. Die sich am wenigsten einsetzten tratschten am meisten. Schade, eigentlich sollte doch unter den christlichen Geschwistern Einigkeit sein. Es menschelte auch unter Christen. Jesus wird oft nur benutzt, fuer ihre eigenen Interessen. Ja, es gibt Menschen die mit Jesus richtig Geld verdienen. In Sprueche 23,6/7 heisst es: Iss nicht bei einem Neidischen und wuensche dir von seinen feinen Speisen nichts; denn in seinem Herzen ist er berechnend; er spricht zu dir; Iss und trink! und sein Herz ist doch nicht mit dir.

Jemand sagte einmal :
Du bist nicht, was du denkst zu sein, sondern was du d e n k s t,
das ist es, was du bist. Das bedeutet, dass das Denken die Quelle ist, aus der unser Verhalten hervorkommt. Kontrolliere die Quelle, und du kontrollierst damit auch den Strom, der aus ihr entspringt. Die Jahre 1993/94/95 waren Jahre, die sehr erfuellt waren, indem wir im Dienst des Herrn standen. Wir haben Altersheime besucht, dort unsere herrlichen Lieder von der Gnade des Herrn gesungen, wovon unsere Gemeinde kaum etwas mitbekam. Denn es hat ueberall in den Gemeinden gemenschelt, Hochmut, Neid und Eifersucht, dieses sind keine geistigen Fruechte. Der Apostel Paulus sagt in Galater fuenf Vers 22:

"Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, Freude,
Friede, Geduld, Freundlichkeit Guete und Treue Sanftmut und Keuschheit.
In Vers 25 sagt Paulus weiter: Wenn wir im Geist leben, so lasst uns auch im Geist wandeln. 26: Lasst uns auch nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden.

Es gibt zu viel weltlichen Ergeiz in einigen Gemeinden, ich habe das fuer mich immer so interpretiert: Junge Christen, die noch nicht lange im Glauben stehen, fallen sehr schnell wieder vom Glauben ab, wenn zwei halbe Christen in der Gemeinde sind, die nur Dummheiten veranstalten. Wenn Jugendabende stattfinden, dann ziehen sich die, die noch nicht richtig entschlossen sind, wieder zurueck. Meine Meinung: zwei halbe Christen, ergeben keinen ganzen Christen. Teile einen Apfel in zwei Haelften, was hast du dann? Du hast zwei halbe Aepfel, aber keinen ganzen mehr. Genauso ist es auch mit Christen. Du kannst nicht am Sonntagvormittag fromme Lieder singen und am Nachmittag weltliche Lieder. Meine Frage : "was bist du dann?"
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Wir leben mit und für Bruder Paul
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32.  Wir leben mit und für Bruder Paul
Ende1995 starb nun auch noch Bruder Paul's Schwester, wo er doch so gehofft hatte, dass sie noch im Alter fuer ihn da sein werde. Doch nun ist alles anders gekommen. Ja es ist wahr, der Mensch denkt und Gott lenkt. Oft kommt es anders als man denkt. Paul war nun ganz alleine, sein Schwager Friedrich Tepper lebte nun auch schon einige Jahre bei seinem Enkel Andreas. Andreas hatte nun auch schon drei Kinder und als junger Kinderarzt hatte er recht viel zu tun in seiner Praxis. Andreas Frau war ja die Tochter von Wilhem Hintz der mit uns die neue Gemeinde in Bad- Bevensen gegruendet hatte. Ja und nun das, Paul stand wieder allein da, meine Christa und ich wir haben uns nun noch mehr um Bruder Paul gekuemmert. Oft fuhren wir sonntags mit Paul und Friedrich Tepper und seine Frau Erna nach Teyendorf, wo Adolf Tepper wohnte. Seine Liesel bewirtete uns immer sehr reich mit Kaffe und leckeren Heimatkuchen, denn wir waren ja alle Vertriebene aus dem ehemahligen Osten Deutschlands. Habe ja darueber berichtet.

Heute stellte Friedrich Tepper seinem Schwager Paul die Frage: "Was hast du den nun vor, Paul, du kannst doch nicht mit 88 Jahren dort im Haus deiner Schwester alleine leben. Das waechst dir ueber den Kopf, und du brauchst auch deine Pflege. Paul schaute zu uns herueber und sagte: Christa und Achim haben mir ja angeboten, ich sollte zu ihnen ziehen, aber die Wohnung ist doch zu klein, und ich moechte auch die beiden nicht stoeren. Meine Schwester hatte ja schon einen Platz im Altenheim zugesichert und so wollte ich versuchen, diesen Platz zu uebernehmen." "Ja aber Paul, wenn dir Christa und Achim das Angebot machen, dann nimm das an, dann hast du Geschwister um dich herum. Du wirst doch nicht dein Geld einem weltlichen Heim geben, wo du auch hier Gutes tun kannst." "Ja nur dann will ich zuerst das Haus meiner Schwester verkaufen, und ein neues fuer uns drei kaufen, wo wir auch genug Platz haben." Ich sass da wie gelaehmt, wir haetten doch im Haus von seiner Schwester wohnen koennen?

Ich sagte zu Bruder Paul: "Paul wir koennen doch in das Haus deiner Schwester ziehen." Aber er winkte ab: "Nein wenn ich mit euch zusammen ziehe, dann moechte in einem neuen Haus mit euch zu sammenleben." "Aber Bruder Paul du weisst doch, dein Neffe der in Weil am Rhein wohnt, also Friedrichs Sohn Rudolf, der wird uns nach deinem Tod auf die Strasse setzen und Anderas, Rudolfs Sohn wird auch die Hand aufhalten wollen, aber wo sollen wir dann hin?" Kinder lasst das meine Sorge sein, und zu Friedrich gewandt sagte er: " Friedrich, dein Sohn hat von mir etwas ueber hunderttausend Mark bekommen, und du hast dein Haus verkauft, weil Rudolf in Weil am Rhein ein Haus kaufen wollte, das beinahe eine Million kosten sollte, ging es nicht ein bisschen kleiner ? Nein, wenn ich mit Christa und Achim zusammenziehe, dann werde ich auch wissen was ich tun werde, wenn ich heimgehe. Friedrich: Rudolf hat sich aus dem Staub gemacht und nun soll dein Enkel euch bis zum Tod pflegen. Nein Rudolf hat genug bekommen."

"Paul diese Entscheidung finde ich gut, sagte Adolf Tepper, nur Erna die Frau von Friedrich sah ein bischen traurig aus. Denn es war ihr Sohn, der soweit weggezogen war, und auch die ganzen Enkelkinder waren nun weg ausgenommen Andreas. Schwester Erna war eine ruhige angenehme Frau, aber man wusste nie so richtig was sie dachte, denn Friedrich war bei all seiner Guete auch ein sehr strenger Vater gewesen, koennte ich mir vorstellen. Wer im Leben ist ohne Fehler? Wir sind alle auf unseren Schoepfer angewiesen. Auch ich habe grosse Fehler in meinem Leben begangen. Nein wir haben alle genug vor unserer eigenen Haustuer zu kehren. Was sagte der Herr Jesus als das Volk die Suenderin steinigen wollte? Er sagte in Johannes 8,7a:

"Wer unter euch ohne Suende ist,
der werfe den ersten Stein auf sie."

Und wir wissen alle, dass niemand von den Leuten den ersten Stein warf. Sie zogen alle wieder friedlich ab. Ja das ist gelebtes Evangelium.

Wir brachten Friedrich und Erna wieder nach Holdenstedt zurueck und uebergaben sie Andreas Frau. Von dort fuhren wir zu Bruder Pauls Haus. Wir blieben noch einige Zeit bei ihm und dann verabredeten wir uns fuer den nächsten Tag, denn Paul wollte unbedingt etwas aufraeumen im Haus seiner verstorbenen Schwester. Da hatte sich sehr viel alter Kram angesammelt durch die Jahre die sie dort wohnte. Und so halfen wir am anderen Tag Bruder Paul die alten Dinge wegzuraeumen. Ich fuhr einige male zur Muellabfuhr, fuer die grossen Sachen bestellte er einen kleinen LKW, der den ganzen Geruempel weg transportierte. Auch oben am Boden war viel Plunder, den die Schwester gesammelt hatte. Es wurde wirklich gross reine gemacht. Man darf nicht vergessen Paul war immerhin schon 88 Jahre alt. Dann kam eine Zeit, in der wir fast taeglich mit ihm zusammen waren. Wir mussten alle alten Kleiderschraenke ausraeumen. Die Schuhe und all die Kleider brachten wir zu einer Klerdersammlung in Uelzen.

Dann waren wir fast taeglich unterwegs um ein passendes Haus fuer uns zu finden. Dann endlich in Bodenteich "Im Kleifeld 14" fanden wir ein grosses Doppelhaus, das 120 Quadratmeter Wohnflaeche hatte und 410 Quadratmeter Grundstuecksflaeche. Das war im Februar 1996 als Bruder Paul das Haus kaufte. Zur gleichen Zeit konnte Paul auch das Haus seiner Schwester verkaufen, so dass alles ordentlich ablaufen konnte. Da das neue Haus keine Garage hatte, musste ich noch eine bauen lassen. Dann musste ich noch den Garten neu anlegen. Wir kauften noch einige LKW schwarze Erde, die ich selbst mit der Karre auseinander fuhr, dann wurde Rasen gesaet und einige kleine Baeumchen gepflanzt. Dann mussten noch auf der Terrasse und rund ums Haus Steinplatten verlegt werden. Und zum Schluss liessen wir noch einen schoenen gruenen Drahtzaun rund um das Grundstueck bauen. Im drauffolgenden Sommer hatten wir alle drei grosse Freude, als alles gruen im Garten war und auch die Baeumchen zu wachsen begannen.

Langsam wuchsen auch wir mit Paul zusammen, er war ein wunderbarer Mensch, der sich nie in den Vordergrund stelle. Er war immer zurueckhaltend und so erfuhren wir auch immer mehr ueber die Verwandtschaft. Ja solche Menschen gibt es wohl wenige, die so bescheiden lebten und mit allem zufrieden waren. Er war ein sehr glaeubiger Mensch, und doch liess er bei allem die Kirche im Dorf. Er lobte Christa bei jeder Gelegenheit und bedankte sich. Wir haetten mehr Grund gehabt dafür Danke zu sagen, dass wir in so einem schoenen Haus wohnen durften. Natuerlich haben wir auch Paul alle seine Wuensche erfuellt, soweit es in unseren Moeglichkeiten lag. Geschwister aus der Gemeinde kamen uns besuchen. Paul hatte oben ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer, alles voll moebliert und er freute sich ueber den neuen Fernseher. Denn er interessierte sich fuer die Weltpolitik und ich konnte mich gut mit ihm unterhalten. Auch trank er gern mal ein Glaeschen Wein zum Mittag. Wir waren richtig erstaunt, denn er lebte richtig auf und so wurden wir eine richtige Familie.

Ab und zu kam schon mal Dieter Bender, der ein Diakon und gleichzeitig der Chorleiter der Gemeinde war zu Besuch. Auch sein Bruder Hans Bender war schon mal bei uns zu Besuch, er war ja der Aelteste in der Gemeinde, also ein Vorstandsmitglied. Er kontrollierte auch, ob es Bruder Paul gut ging. Ja, es musste alles seine Ordnung haben. Da lag nun ein bisschen Unbehagen in der Luft, als Paul nun mit uns in ein neues Haus zog. Und keiner wusste, wer das nun einmal erben wuerde. Gefragt und gesagt hat keiner etwas. Da wir selbst nicht wussten, was spaeter einmal aus dem Haus werden sollte, konnten und wollten wir uns auch nicht in irgendwelche Gespraeche darüber verwickeln lassen. Ich dachte, das ist nur in der Welt so, doch auch wir Christen haben es nicht abgelegt neugierig zu sein. Was ich natuerlich schade fand. Und es betruebte mich.

Neben der Betreuung von Bruder Paul hatten wir noch unseren Dienst in Bad- Bevensen. Meine Frau, Reli, Guenter, Bruder Wilhelm Hintz und ich, wir waren im Vorstand der Gemeinde. Wir trugen alle Verantwortung in der Gemeinde, und jede Hand wurde gebraucht. Ueberwiegend waren auch aeltere Geschwister in der neuen Gemeinde, die allein zu Hause waren. Sie kamen dann gern am Sonntag Nachmittag in die Gemeinde. Wir kuemmerten uns auch um einige Kranke, zu denen wir dann gemeinsam mit Wilhelm hinfuhren und mit der Schwester, fuer die Schwester gebetet haben. Es war schon eine gute Sache, auch waren die Schwestern sehr angetan, dass man sich um sie kuemmerte. Auch wurde am Sonntag Nachmittag nach dem Gottesdienst Kaffe und Kuchen offerieret und es fanden angenehme Gespraeche statt unter den alteren Geschwistern. Christa und ich wir halfen wo wir konnten, auch beim Abwaschen. Auch mussten die Tische und Stuehle zusammengeklappt werden, die jungen Leute waren immer schnell weg. Dann musste ich noch die Lautsprecheranlage abbauen, und die Boxen hatten ihr Gewicht. Auch hier habe ich Bruder Hintze oft gesagt, dass er doch mal die Jugendlichen ermahnen sollte, dass sie mit anfassen sollten beim Wegraeumen.

Aber er hatte kein Ohr dafuer. Ich verlor langsam das Interesse an der Messe teilzunehmen. Wir hatten ja unsere Messe in Uelzen jeden Sonntag. Auch wenn wir samstags auf der Strasse evangelisierten, war da bei einigen Geschwistern nicht mehr genuegend Elan da. Natuerlich merkten die vorbeigehenden Menschen davon nichts. Ich musste immer oefter zum Hausarzt und er sagte mir, dass ich langsamer treten sollte nach zwei Herzoperationen und einer Galleoperation. Irgendwann hoerte ich einfach auf, und bekam prompt die Quittung vom Bruder Wilhelm Hintze in Form eines Briefes, den ich hier nicht erwaehnen moechte, obwohl ich diesen Brief noch heute in meiner Bibel liegen habe. Meine Frau und ich wir haben diesen Brief beantwortet. Danach war Schweigen angesagt. Ein oder zwei Jahre spaeter hat sich der Bruder Wilhelm sich bei uns entschuldigt. Natuerlich haben wir vergeben, aber trotzdem keinen Kontakt mehr zu ihm aufgenommen.

Wir haben weiterhin unsere Gemeinde Sonntags besucht, auch unsere Bibelabende haben wir nicht vernachlaessigt, und Einladungen angenommen sowie Einladungen verteilt, privat versteht sich. Obwohl wir nun ein schoenes Heim hatten, sind wir trotzdem zu unserem Garten an den Elbeseitenkanal gefahren, und haben dort jeweils einige Stunden verbracht. Zwischendurch haben wir Reinhard besucht auf dem Friedhof. Immer wieder sein Grab gepflegt. Paul hatten wir immer bei uns, und er lebte richtig auf. 1996 waren wir auch mit Paul in der Lueneburger Heide, dann wieder nach Dannenberg an der Elbe, wir haben dort schoene Spaziergaenge gemacht. Er wollte, dass wir Onkel Paul zu ihm sagen sollten, und das taten wir dann auch. Ich habe nie wieder einen Menschen kennen gelernt, der so demuetig war und sich fuer alles bedankte, obwohl er doch der Gebende war. Alle paar Wochen trafen wir uns bei Adolf Tepper, und so holten wir Friedrich und Erna immer in Holdenstedt ab und fuhren zu Adolf.

Adolf hatte einen grossen Garten und sehr viel Gemuese und wir durften immer Gemuese mit nach Hause nehmen. Seine Kuerbisse hatten einen Durchmesser bis zu 60 cm. Da war Adolf richtig Stolz drauf. Wir hatten immer wieder gute Gebetsgemeinschaften und wir fuhren gestaerkt nach Hause. Christa fuhr dienstags oft allein zur Chorprobe, ich blieb dann bei Paul oben und wir schauten zusammen Fern, wir hatten auch immer wieder gute Gespraeche. Im Oktober1996 offenbarte uns Onkel Paul, dass er uns das Haus und das Grundstueck schenken wollte. Wir wussten im Moment ueberhaupt nicht was wir sagen sollten. Als wir anfingen: "Aber Onkel Paul" zu sagen, sagte er: "Ich moechte das so, und keine Widerrede". Doch ich musste Onkel Paul klarmachen, dass Christa noch verschuldet war von ihrem Speditionsgeschaeft her, und somit nicht Miteigentuemerin sein konnte. Sondern er muesste mir alleine das Haus schenken, oder es lassen, wir sind mit allem einverstanden. So entschied er sich, das Haus mir alleine zu vermachen. Zwei Wochen spaeter war alles auf meine Namen überschrieben. Die Unterlagen habe ich heute noch.

Friedrich Tepper wurde krank, er ist kurze Zeit spaeter wohl an Altersschwaeche mit knapp 96 Jahren verstorben. Fuer uns, aber ganz besonders fuer mich war es ein gosser Verlust, da ich nie einen Vater kannte, war er fuer mich wie ein Vater und ich sagte immer Vater Tepper zu ihm. Er war immer fuer uns da, er hat uns oft in der Gemeinde verteidigt, in der Zeit als wir mit Wilhelm Hintz die Gemeinde in Bad-Bevensen gruendeten und unsere Vorstands Brueder nicht so recht einverstanden waren damit. Nur ich tat es nicht fuer Wilhelm wohl gemerkt, sondern ich tat es um Jesu Willen. Er sagte doch in Mt.28,19:

"Darum gehet hin und machet
zu Juengern alle Voelker;
Taufet sie auf den Namen des
Vaters und des Sohnes und des
heiligen Geistes.

Meine Frau und ich versuchten Menschen zu Jesus zu fuehren, denn das war ja ein Befehl Jesu. In der Uelzener Gemeinde habe ich den Missionsbefehl nicht kennen gelernt, vielleicht einmal in 10 Jahren. Es drehte sich auch hier nur alles um ihre eigenen Familien. Neuzugaenge gab es vielleicht zwei im Jahr, ich wuerde mich freuen, wenn es heute 20 bis 30 waeren. Nur von selber kommt keiner. Das was ich hier erwaehne, war nur eine Festellung von damals. Trotzdem habe ich in dieser Gemeinde ein Zuhause gefunden, die ganzen 18 Jahre, die wir gemeinsam dort verbrachten. Was ich sehr schaetzte waren sonntags die lauten Gebete der Geschwister sowie der Anbetungsgesang, oder wenn Gott es schenkte, dann sangen wir im Geiste, das klang wie Glockenlaeuten. Ich finde keine passenden Worte es war dann Herrlichkeit pur vorhanden. Es waren die alten Geschwister, die es mir angetan hatten. In ihre Naehe, beim Gebet aber auch bei Gespraechen, spuerte man es, als wenn Jesus unter uns waere.
Aber heisst es nicht in Mt 18,20:

Denn wo zwei oder drei versammelt
sind in meinem Namen,
da bin ich mitten unter ihnen

Ja, das war es, man spuerte die Naehe Jesu in den Raeumlichkeiten.
Ganz besonders in der Wohnung bei Friedrich und Erna Tepper, das gleiche bei seinem Bruder Adolf. Auch bei Bruder Schuran spuerte man die Nahe Jesu. In der Wohnung von Relis Eltern die auch sehr glaeubig waren, war der Geist Gottes wahrnehmbar. Auch in einigen Zimmern von Glaubensgeschwistern in verschiedenen Altenheimen, die wir besuchten, spuerte man die waerme Jesu. Es ist wie in einer Ehe, man muss seinen Partner riechen koennen. "Gott ist Liebe". Die Liebe Gottes ist ein Schluesselelement des goettlichen Wesens, wir beten nicht die Liebe an, sondern den "Gott der Liebe" Ja, ich habe diese Erfahrungen im Geiste machen duerfen und ich habe es bis heute nicht bereut, ein Juenger Jesu zu sein. Gelobt sei Jesus Christus! Obwohl Vater Tepper Heim gegangen war, war er stets unter uns im Gebet, wenn wir zusammen waren Adolf Tepper, seine Frau Liesel, Onkel Paul und ich, es war nicht leicht ohne Friedrich, er fehlte uns.

Aber so ist das Leben, wir sind nur Pilger auf dieser Erde. Keiner bleibt auf ewig auf diesen Planeten, wir muessen alle einmal Abschied nehmen, und das ist die einzige Gerechtigkeit die es hier auf Erden gibt. Gott wusste wohl warum. Wir besuchten ab und zu Erna Tepper, aber nun hat das Alter ihren Geist gestoert, anfangs fuhr sie immer noch mit dem Fahrad, dann stuertzte sie, und sie durfte nicht mehr mit dem Fahrad fahren. Wenn Andreas Frau einmal einen Moment nicht auf seine Oma aufpasste, dann war sie ploetzlich ausgerueckt und redete wirres Zeug unterwegs, sie suchte oft ihre Mutter. Diese Frau haette wirklich einen besseren Lebensabend verdient. Aber Gottes Wege sind nicht unsere Wege. Dann wurde auch Adolf Tepper krank er litt an seiner Prostata und wurde im hohen Alter noch operiert. Er hat sich wieder aufgerappelt, doch sein Leiden war dadurch nicht ganz aufgehoben. Wir besuchten Adolf so oft wir konnten, denn wir hatten auch mit Onkel Paul zu tun. Denn seit sein Schwager Friedrich Tepper gestorben war, und Adolf, durch seine Prostata leicht angeschlagen war, liess Onkel Paul auch so langsam seine Fluegel haengen.

Das heisst, wir motivierten Paul taeglich neu, fuhren mit ihm spazieren, besuchten Adolf in Teyendorf, wir fuhren nach Stederdorf wo er sein Haus hatte, spazierten durch's Dorf, so dass Paul auf andere Gedanken kam. Dann ging es auch wieder eine lange Zeit gut mit Paul. Natuerlich hatten wir auch noch unsere Aufgaben zu erfuellen. Nun kamen Sonntage an denen Onkel Paul auch nicht mehr zum Gottestdienst wollte, also blieb ich zu Hause bei Paul. Christa hatte ihren Dienst im Chor und ich kochte dann in dieser Zeit unser Sonntagsmenue. Ich wunderte mich, dass Christa immer nach der Chor Probe spaeter nach Hause kam. Anderseits wusste ich auch, dass sie gerne Leute unterhielt.

Anfang 1998 hatte Paul wohl keine Lust mehr. Bis jetzt ass er jeden Morgen 2 Broetchen, ploetzlich fing er an nur noch ein Broetchen zu essen. Das gleiche auch beim Mittagessen, er kam nicht mehr herunter in die Kueche zum Essen. Er liess sich das Essen nach oben bringen, was ich gerne fuer Paul tat. Wir fragten Onkel Paul ob wir etwas falsch gemacht haetten, nein, nein, wisst ihr ich bin alt und kann nicht mehr so viel essen. Da wir uns Sorgen machten, haben wir einen Arzt kommen lassen, der fast eine halbe Stunde bei Onkel Paul zubrachte. Der Arzt stand ploetzlich in unserem Wohnzimmer und sagte: "Herr May ist vollkommen gesund, er ist jedoch schwach. Ja, aber sein Geist funktioniert hervorragend und das mit 91 Jahren. Er sagte mir, dass er heim wollte, und dass er lebenssatt waere. Wir sollten taeglich kontrollieren, wieviel Wasser er zu sich nimmt, ich werde in drei Tagen wieder kommen und nach ihm schauen. Achten sie darauf dass er sein Mittagessen vollständig isst. Als der Arzt gegangen war ging ich nach oben klopfte an Pauls Tuer und sagte: "Na, was sagte der Arzt? Er hat mich untersucht, und sagte, dass alles in Ordnung sei". "Ja und das du viel trinken sollst. Nun war der Arzt hier und wir sind genauso schlau wie vorher. Wir koennen Paul nicht zwingen, viel Wasser zu trinken, und so war es auch mit dem Essen, er hatte seinen eigenen Kopf.

Beim naechsten Arztbesuch verschrieb der Arzt Tabletten, damit Paul Appetit bekommen sollte, doch Paul versteckte die Tabletten. Dann gaben wir ihm die Tabletten in den Mund und passten auf, bis sie unten waren, ja er schluckte sie herunter, doch er ass immer weniger. Dann eines Nachts viel er aus dem Bett und seine rechte Schulter tat ihm weh. Der Hausarzt ueberwies Paul ins Uelzener Krankenhaus. In der zweiten Nacht viel Paul wieder aus seinem Bett. Dann legte man ihn in ein Bett, das ringsherum geschlossen war. Das wollte er nicht, aber die Oberschwester, erklaerte unseren Paul, dass das sein muss, denn es koennte sein, dass er sich beim naechsten Mal irgendeinen Knochen bricht. Paul brummte etwas vor sich hin, aber er akzeptierte es am Ende. Nach knapp einer Woche wollte er unbedingt nach Hause. Als er wieder zu Hause war, hatte Christa schon ein Bett besorgt, das ein Klappgitter hatte, so dass Paul nicht mehr aus dem Bett herausfallen konnte. Der Diakon Dieter Bender besuchte Paul nochmals mit seiner Gitarre.

Onkel Paul war eigentlich ein ruhiger Patient, eines morgens sagte er zu mir: Mach mal bitte die Fliegen von dem Bilderrahmen weg, erst verstand ich ihn nicht, bis Christa dazu kam und zu dem Bilderrahmen ging und mit der Hand darueber wischte und sagte: "So Onkel Paul die Fliegen sind alle weg." Ich stand daneben wie ein dummer Esel, und hatte nicht gecheckt, dass Onkel Paul langsam verwirrt wurde, sein Geisteszustand nahm ab. Natuerlich redeten wir weiter mit ihm als waere alles in Ordnung Der Arzt kam jetzt alle paar Tage, anfangs haben wir Onkel Paul in einen Rollstuhl gesetzt und konnten ihn zur Toilette fahren und er nahm es dankbar an, wir halfen ihm bei jeder Bewegung. Anschliessend wurde er gebadet in der Badewanne. Auch hier hatten wir einen Spezialsitz an der Wanne anbauen lassen, der mit Wasserdruck den Patienten hoch hob, so dass man den Kranken in die Wanne absenken konnte. Das ging alles sehr gut, bis Ende Maerz, dann mussten wir Paul Pampers anlegen, er hat alles ueber sich ergehen lassen. Der Arzt kam nun fast taeglich und schaute nach Paul. Er gab ihm abends eine spezielle  Tablette, damit Paul Ruhe fand, so dass er gut schlafen konnte.
 
So wurde nun auch Onkel Pauls Stimme immer leiser, so dass man
ihn kaum noch verstehen konnte und in der letzten Maerzwoche hat er nur noch geschlafen. Ich war nun auch schon einige Wochen nicht mehr in der Gemeinde gewesen, denn ich lies Christa immer den Vorrang, weil ich wusste, dass sie gerne singt. Ich wollte auch nicht, dass eine solche Stimme im Chor fehlt. Wenn ich mich recht erinnere, war ich nochmals zu einem Bibelabend gegangen, doch ich spuerte die Reserviertheit einiger Geschwister mit gegenueber. Dabei mochte ich sie alle, wer ist schon perfekt und wer war ohne Suende, hier ging es nicht mehr um sein oder nicht sein, hier stand das Haus von Onkel Paul zwischen uns. Dass er uns das Haus geschenkt hatte, wusste ja keiner und trotzdem habe ich es beim letzten Besuch von Dieter Bender gemerkt, es war eine Wand da, die vorher nicht da war. Ich verstand das Ganze nicht, und machte mir auch keine weiteren Gedanken darueber. Wir pflegten Paul weiter wie es sich gehoerte, es war nicht immer Sonnenschein in den letzten Wochen.
 
Was mir auffiel war, dass Christa nicht mehr so offen zu mir war. Wenn sie sonntags nach dem Gottesdienst nach Hause kam, fragte ich sie: Was war los und wieso kommst du immer spaeter nach Hause, und laesst mich hier mit dem Essen sitzen?" Ja da waren dann die einen Geschwister und die anderen, die noch etwas wissen wollten und Fragen hatten. Aber worueber gesprochen wurde, die Antwort blieb sie mir schuldig.  Ich moechte hier ein kurzes Erlebnis einfuegen, dass wir vor langer Zeit hatten, als Christas Mutter noch lebte. Wir unterhielten uns ueber Christas Jugend, und so kamen wir auf Christas Jungendliebe zu sprechen: Franz Bussejahn. Christa hatte mir schon vor Jahren dieses Erlebnis erzaehlt. Sie wollte diesen Mann heiraten. Doch ihre Eltern waren dagegen, denn sie haben erfahren, dass Franz Bussejahn ein Trinker war. Die Eltern von Christa zwangen ihre Tochter einen Mann zu heiraten, den sie ueberhaupt nicht mochte. Sein Vorname war Karl, nach der Hochzeit zogen sie nach Wernigerode und Christa arbeitete dort auf einer Bank.                                         
 
Nach dem Mauerfall zog Franz Bussejahn nach Schafwedel. Dieses Dorf lag etwa 5 Km von Bad-Bodenteich entfernt, und wir erfuhren von Christas Bruder Bodo, dass Franz Bussejahn jetzt dort wohnte. Ich hatte damals schon Christa das Angebot gemacht: "Lass uns doch mal den Franz besuchen, sie lehnte es immer ab und in der letzten Zeit als es Paul immer schlechter ging, machte sie spaet nachmittags schon mal ihren Spaziergang von einer Stunde. Nein nicht taeglich, einmal in der Woche, ich war immer im Glauben, dass es ein wenig zu viel fuer sie war mit Paul, obwohl wir immer beide alles zusammen taten, was Onkel Paul betraf. Meine Liebe zu Christa ist bis heute ungebrochen. Auch wurden unsere gemeinsamen Gespraeche vernachlaessigt, ich dachte, irgendwann wird sich das wohl wieder normalisieren. Es war aber nicht so. Ansonsten war sie genau so lieb wie immer zu mir. Doch ich spuerte, es ist nicht mehr meine Christa die ich liebte und wie ich sie bisher kannte. Was mir auffiel war, dass sie nie sagte, geh doch du heute mal zum Gottesdienst.
 
Der April 1998 war nun fast zu Ende: Onkel Paul schlief den Schlaf des Gerechten. Immer wieder gab ich ihm Wasser zu trinken, ich wich kaum von seiner Seite. Seit einer Woche konnte er gar nicht mehr sprechen. Am 30.4.1998 es war etwa 21 Uhr, haben meine Frau und ich Onkel Paul nochmals neue Pampers anlegen wollen,
doch Paul hoerte nicht auf zu kotieren, wir waren staendig damit beschaeftigt, den Kot zu entfernen. Etwa nach 20 Minuten hoerte er damit auf. Wir wickelten ihn und ich gab Paul nochmals zu trinken. Da unser Schlafzimmer auch oben war, ging ich seit zwei Wochen nachts mal kurz in sein Zimmer und kotrollierte, aber Paul lag immer auf der gleichen Seite wie wir ihn hingelegt hatten. So war es auch am 1. Mai 1998. Es war 4 Uhr morgens als ich feststellte, dass unser Onkel Paul heimgegangen war, das Kopfkissen war noch warm. Ich habe in meinem Leben schon soviele Tote gesehen, besonders in den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges. Man sah hunderte tote Soldaten, auch zig Zivilisten, die im Schnee herumlagen. Aber man kannte diese Menschen nicht.
 
Obwohl sich die Gesichter der Toten, besonders diejenigen der Soldaten, sich richtig festfrassen in meinem Gehirn. Ich war doch erst 10 Jahre alt. Aber hier bei Paul, war es wie bei meiner Grossmutter, man war taeglich mit diesem Menschen zusammen. Sein Tod ging mir sehr nahe. Dann sagte ich Christa, dass Paul heimgegangen war. Wir wuschen Paul. Christa rief den Arzt an und so nahm alles seinen Lauf. Den Rest erledigte dann das Beerdigungsinstitut. Da Christa immer mit Rueckenschmerzen zu tun hatte, musste sie dann oefters eine Spritze bekommen, aber auch dabei ist mir nichts aufgefallen, wenn sie etwas laenger wegblieb. Pauls Beerdigung fand in Stederdorf statt. Nach der Beerdigung wurde noch im Stederdorfer Café eine Abschiedsfeier fuer Paul abgehalten mit Kaffee und Kuchen. Die Gespraeche waren verhalten, selbst der Sohn von Vater Friedrich Tepper war dort. Er war extra aus Weil am Rhein zur Beerdigung gekommen, was ich sehr gut fand, denn er hat seinem Onkel auch einiges zu verdanken.
 
Am naechsten Tag besuchten wir Onkel Paul auf dem Friedhof, um zu schauen, was der Gaertner gestaltet hatte. Es war alles ordentlich gemacht. Nun lag die ganze Familie May auf diesem Friedhof: Paul neben seiner Frau und der Sohn etwa 100 Meter entfernt. Wir hatten noch viel Aufraeumungsarbeit leisten muessen in der Wohnung. Einmal das Bett und den Rollstuhl abholen lassen. Die Bettwaesche musste in die Reinigung gebracht werden, das Zimmer musste desinfiziert werden, seine alten Sachen brachten wir in eine Kleidersammlung.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Christa verlässt mich nach 18 Ehejahren
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33.  Christa verlässt mich nach 18 Ehejahren

Christa hat sich hinter einer "Mauer des Schweigens" versteckt und ich zog mich nach oben in Paul's Wohnzimmer zurueck. Zuerst dachte ich, es waeren die Schenkungssteuer- Schulden, aber wir koennten doch das Haus verkaufen. Dann dachte ich vielleicht sei es das 2-jaehrige Auto, das ich neu gekauft hatte, aber auch das war alles nur eine Vermutung. Weshalb sich Christa ploetzlich abweisend mir gegenueber verhielt, wird mir wohl ein Raetsel bleiben. Dann eines Tages kam der Bescheid, dass sie fuer vier Wochen zu einer Kur konnte in der Naehe von Freiburg.

Ich brachte sie dorthin, und besuchte sie nach 2 Wochen wieder. Als ich dort ankam, behandelte sie mich wie einen Fremden. Zwischendurch war sie wieder freundlich, doch ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was los war. Ich hatte ihr nie einen Grund gegeben, mich wie einen Fremden zu behandeln, nach 18 Ehejahren. Ich habe in meiner Biographie sehr offen ueber meine Liebesverhaeltnisse geschrieben, die sich durch mein Leben zogen. Genau so kann ich heute auch sagen, dass ich meine Christa, mit Leib und Seele geliebt habe. Ich habe ihr meine ganze Liebe geschenkt, diese Liebe gibt es nicht zu kaufen, ich bin in den 18 Ehejahren nicht ein einziges Mal fremdgegangen. Wenn ich das getan haette, wuerde ich es hier und heute auch zugeben. Ich habe mich nie beschweren muessen ueber Christa, sie war immer leidenschaftlich liebevoll von morgens bis abends. Ich habe ihr zugehoert wenn sie Akkordeon spielte, oder sich die Gitarre umschnallte, sie schrieb mir kleine Zettel und steckte sie mir in die Tasche, so dass ich sie unterwegs lesen konnte.

Sie war mein Leben. Sie stand an meiner Seite, als ich die Herzoperationen ueber mich ergehen lassen musste, sie war immer fuer mich da, sie war es auch, die mir meinen Seelenfrieden wieder gab, der mir als Kind genommen wurde. Ich verabschiedete mich von Christa und fuhr nach Bad-Bodenteich zurueck. Dann am anderen Tag besuchte ich Baerbel und Fred Josten. Baerbel hatte sich richtig ueber meinen Besuch gefreut, bei Fred wusste man nie ob er weinen oder lachen sollte, doch er war ein guter Mensch. Waehrend unserer Unterhaltung klingelte das Telefon bei Fred, Baerbel nahm den Hoerer ab und sagte: "Hallo Christa wie geht es dir? Ja Achim ist bei uns, hier Achim deine Christa." Ich nahm das Telefon und fragte: "Was ist Schatz? Dann hoerte ich Christa sagen: "Achim ich komme nicht mehr zu dir zurueck". "Was, du machst wohl Scherze! Ich war doch gestern noch bei dir und wieso hast du mir nichts davon erwaehnt? Du hast dich doch nie beschwert, wir haben sicher einige kleine Auseinandersetzungen gehabt wegen der Gemeinde und du warst doch bis heute immer liebevoll zu mir gewesen, oder war das nur Schein? Ruf mich in einer Stunde wieder an, wenn ich zu hausebin, bitte. Nun hatten Fred und Baerbel alles gleich mitbekommen. Baebel scherzte gleich los: "Mensch Achim, mach dir keine Sorgen, hier laufen viele Philippinas herum, die Maenner suchen. Ich kenne eine die auch mit einem Deutschen verheiratet ist und die hat eine Schwester, die sucht einen Mann.

Nun mal langsam mit den Pferden, ich werde mich spaeter nochmals melden Fred. Dann haute ich ab und fuhr nach Hause. Natuerlich war ich aufgeregt, denn ich wusste ueberhaupt nicht was da mit Christa ablaeuft. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie ein Verhaeltnis mit einen anderen Mann hatte. Ja dann dachte ich daran, weil sie immer spaeter vom Gottesdienst nach Hause kam. Auch die Spaziergaenge gegen Abend, ich konnte ja nicht weg. Ich musste doch bei Paul bleiben. Ach, was spinnst du hier herum Achim, das wird sich schon alles aufklaeren. Dann rief Christa wieder an: "Achim ich komme wirklich nicht mehr zu dir zurueck." Ja aber wo willst du hin? Und warum willst du von mir weg? Wir sind nun 18 Jahre zusammen, wir haben alles was wir zum Leben brauchen. Wir haben beide viel durchgemacht, haben andere Menschen ungluecklich gemacht, weil wir gluecklich sein wollten. Ich habe dir meine ganze Liebe geschenkt, ja ich habe auch dir viel zu verdanken, wenn ich an die Zeit denke als wir uns kennen lernten.

Auch in der Zeit als der Sensemann vor meiner Tuer stand hast du zu mir gehalten, und ich bin dem Teufel noch mal von der Schaufel gesprungen. Du warst immer fuer mich da, und nun hast du einfach so keine Lust mehr?" "Das verstehst du nicht Achim, ich werde noch bei dir vorbeikommen und meine Sachen abholen". "Also nun hoer mal zu: Du bist von deinem ersten Ehemann Karl abgehauen, weil er so pingelig war, du bist von Sigi abgehauen, weil ich so ein guter Mann war, und nun gehst du einfach so ohne Grund? Das glaube ich dir nicht. Oder sind es die 11 Jahre, die ich nun aelter bin als du? Nein das ist es auch nicht. Christa ich kenne dich und ich weiss, dass du nur gehst, wenn du auch weisst wohin du gehst. Das kann nur ein Mann sein, oder eine Frau (solche Andeutungen hast du schon mal gemacht, als du in der DDR im Knast gesessen hast wegen Republikflucht). Ich habe nicht das Recht, dich festzuhalten, komm hole deine Sachen. Nur gut, dass ich das Haus auf meinen Namen stehen habe, sonst staende ich heute mit nichts da.

Ja Liebes, Gottes Wege sind nicht unsere Wege. Jetzt fiel mir auf, dass sie so viele Kleider mit genommen hatte zur Kur, da wusste sie schon, dass sie nicht mehr nach Hause kommen wollte. Später rief sie mich nochmals an und sagte, dass es noch zwei Wochen dauern koennte, bis sie vorbeikommen kann, um die Sachen zu holen, denn sie haette noch zwei Wochen Verlaengerung von der Versicherung bekommen. Ich sagte zu ihr: "Du kannst solange wie du willst wegbleiben, wenn du sowieso nicht mehr bei mir bleiben wirst." Dann legte ich auf. Zwei Tage spaeter besuchte mich Ulli Martens, ein Bruder aus der Gemeinde, er wohnte in Bohlensen etwa 6 Km von Uelzen entfernt. Nun erfuhr ich zum ersten Mal, dass Christa schon seit Wochen am Sonntag mit einem fremden Mann zum Gottesdienst ging. Christa haette gesagt, dass es ein Freund von uns sei und dass er in Schafwedel wohnte. Ich sagte zu Ulli: Weisst du, ich finde es schon komisch, dass niemand mal hier bei uns angerufen hat von der Gemeinde und nachgefragt hat, ob das alles seine Richtigkeit haette!

Auch Hans Bender als Vorstandsmitglied sagte nichts, keiner fragte mal nach, ich hatte mit Paul zu tun und konnte nicht weg. Was seid ihr fuer Geschwister, auch du Ulli, aber bei euch war ja auch Theater genug? Geschwister verhalten sich so nicht! Das Wort "Liebe deinen Naechsten", ist bei euch immer nur fuer den anderen gedacht nur nicht fuer euch selbst. Solche Vereine brauche ich nicht mehr. Als Ulli gegangen war, fuhr ich zu Adolf Tepper und seiner Frau Liesel. Ich erzaehlte meinen alten Geschwistern, was mir passiert war. Adolf tobte gleich los, und Liesel weinte, dann sagte sie: "Weisst du Achim, wir haben immer zu euch hoch geschaut, ihr wart fuer uns ein Vorbild im Glauben, und nun das." "Ja Liesel ich bin auch erschuettert, besonders darueber, dass die Gemeinde nicht mal nachgefragt hat, ob da alles in Ordnung ist. Also hat Christa das Vertrauen der Geschwister ausgenutzt, und sie glaubten ihr. Weisst du Liesel sagte ich: Ich bin nicht der Richter, und ich fand es auch nicht korrekt, was Christa gemacht hat.

Aber ich habe auch kein Recht, sie mit Gewalt festzuhalten. Ich werde nun die Scheidung einreichen, dann sehe ich weiter. Schade, dass Friedrich nicht mehr da ist, er hat immer einen Rat gewusst. Was mache ich jetzt mit dem Haus? Die Schenkungssteuer betraegt ueber 36'000 DM, und das schaffe ich alleine nicht. Also muss ich das Haus wieder verkaufen, damit ich diesen Betrag begleichen kann. Gott hat es gegeben, Gott hat es genommen! Ich bin nur froh, dass Paul mir alleine das Haus geschenkt hat. Ich hoffe, dass ich jemanden finden werde, der das Haus kauft. Ja dass ein einzelner Mensch soviel Schaden anrichten kann, und er noch glaubt er sei im Recht. Eine Woche spaeter war dann Christa da um ihre Sachen zu holen. Ich bat sie nochmals, zu bleiben, ich kniete vor ihr nieder und weinte wie ein Schlosshund. Christa blieb hart und ich musste es akzeptieren. Ein paar Tage nachdem Christa da war, reichte ich die Scheidung ein. Wir hatten uns geeinigt, dass ich das Auto behielt und meinen Schreibtisch, und dass sie die übrigen Sachen behalten kann.

Angefangen von der Kueche bis zum Wohn- und Schlafzimmer war ja alles neu. Ich habe von Christa bis heute keine Antwort bekommen, warum sie wegging. Es kann doch nicht nur der Franz gewesen sein, denn sie hatten sich ja 35 Jahre nicht mehr gesehen. Ich schaemte mich, in die Gemeinde zu gehen. Ich suchte mir in Bad - Bevensen eine Wohnung. Ich lernte den Franz Bussejahn kennen und stellte fest, dass es eigentlich ein netter Mann war, der bei Christa sicher nichts zu sagen hatte. Er war auch am Herzen operiert worden und war auch Frührentner. Er war 56 Jahre alt.

Christa hatte die Aufgabe von mir erhalten, sich um die Reinigung des Hauses zu kuemmern, dafuer versprach ich ihr 5'000 DM, die sie dann auch bekam, alles mit Quittung. Wir fanden einen Kaeufer fuer das Haus, es war die Tochter von der sogenannten Tante Anita, die das Haus kaufte. Als deren Mann noch lebte zogen sie nach Uelzen. Nun war er verstorben, und die Frau wollte mit ihrer behinderten Tochter wieder nach Bad-Bodenteich zurueck. Die Abwicklung des Verkaufes ging sehr schnell. Nach einigen Wochen konnte ich ueber das Geld verfuegen, es lief ja alles ueber ein Notarander Konto. So war ich nun ein schuldenfreier Mann. Aber ich musste mich erst von der ganzen Situation erholen, denn einfach war die Trennung von Christa fuer mich nicht. Klar ich hatte meine Tochter Rita, aber sie wohnte 450 Kilometer von mir entfernt.

Sie war gerade zum dritten Mal frisch verheiratet, und da ist dann der Papa auch nicht gern im Weg, das habe ich ja mit meiner zweiten Frau Hanni erlebt. Wir wohnten damals 7 Jahre bei meiner Mutter in Sol-Ohligs. Es war auch nicht jeden Tag Sonnenschein. Doch manchmal waere man auch gerne ganz allein gewesen. Aber beschweren konnten wir uns nicht, denn meine Mutter hat immer versucht uns zu helfen wo es ging. Ja man merkt immer erst dann wie gut eine Mutter war, wenn sie nicht mehr da ist, nur dann ist es zu spaet.

Rita hat ja ihren ersten Ehemann mutwillig verlassen, ich habe ja darueber in der Biographie berichtet. Die ersten zwei Kinder bekam spaeter der Vater zugesprochen, dort wurden die Kinder auch zu vernuenftigen Menschen erzogen, beide haben eine Lehre absolviert. Tobias wurde Koch, und Stephanie hat eine Lehre als Hotelfachfrau absolviert. Ich habe diese zwei Enkel nie kennen gelernt bis heute, doch sie haben mittlerweile beide schon wieder eigene Kinder, so dass ich jetzt schon Urgrossvater bin. Die Kinder vom zweiten Mann sind nun auch schon ausser Haus. Nun lebt sie mit ihrem dritten Mann in Monheim. Ich hoffe, dass Rita nun auch ihren Frieden bei ihrem dritten Mann gefunden hat. 

Mein Leben in Bad-Bevensen, war nun natuerlich ein bisschen einsam. Ohne Frau, so ganz allein auch abends in der Wohnung, da fehlte mir mein Gegenueber. Christa hatte ja ihren Wunschpartner bekommen, den sie seit der Jugenzeit her kannte. Franz war ein gut aussehender Mann, hatte schon etwas graues Haar und war Fruehrentner so wie ich, durch seine Herzoperation. Christa ist nun nach Schafwedel gezogen. Wir sind soweit sie es zulaesst Freunde geblieben. Ich habe nun oft auch Truebsal geblasen. Alle die wir kannten, auch besonders aus der Gemeinde, haben uns geschnitten. Bruder Hans Bender war damals als Christa schon weg war, einmal bei mir zu Hause, und bat mich, es mir doch zu ueberlegen, und doch wieder in die Gemeinde zu kommen. Doch habe ich mit meiner Ablehnung rückblickend einen Fehler gemacht. Aber es gab auch Geschwister, die uns beide sehr schlecht gemacht haben in den anderen  Gemeinden. Eine Daenin die mit einem Deutschen Bruder verheiratet war, fand nirgends Ruhe und Frieden in einer Gemeinde und wechselte staendig die Gemeinschaften. Diese Schwester machte es mir unmoeglich, wieder zurueckzugehen in diese Gemeinde. Ich habe allen Geschwistern im Namen des Herrn vergeben, doch mehr sollte nun daraus auch nicht mehr werden.

Fred  Josten und ich wir haben uns 10 Urlaubstage geschenkt, und sind zusammen nach Bayern in den Urlaub gefahren. Wir haben  uns das schoenste Fleckchen ausgesucht das es dort gibt. Wir steuerten auf den Chiemsee zu, und hatten uns in Prien am Chiemsee in einem Hotel vorangemeldet. Wir wurden fuerstlich empfangen, und jeder hatte ein Zimmer fuer sich. Wir haetten ja zusammen ein Zimmer nehmen koennen, aber Baerbel hat mich schon vorher gewarnt, und mir erzaehlt, dass  Fred schnarchen wuerde wie ein Walross. Da wir die ganze Nacht durchgefahren sind, waren wir am anderen Morgen in Prien am Chiemsee. Das erste was wir beide taten war, eine tolles Fruehstueck nach bayrischer Art zu uns zu nehmen, dann kam aber auch schon die Muedigkeit ueber uns. Wir hauten uns hin und schliefen bis kurz vor Mittag. Nachdem wir gegessen hatten, mieteten wir uns zwei Fahrraeder und machten  uns auf den Weg, ueberall begleiteten uns Waelder und es waren hervorragende Fahrradwege.

Wir waren etwa 3 Std. unterwegs. Und am Abend war immer richtig etwas los, entweder im Hotel, oder in einer anderen Kneipe. Es war ein gute Idee von Fred, dass wir uns fuer den Chiemsee entschieden haben. Der naechste Tag verlief am Vormittag wie am Tag zuvor, wieder waren wir mit dem Rad unterwegs. Wir machten hier und da eine Pause, assen draussen zu Mittag und waren dann gegen Abend wieder zurueck. Auch heute Abend war wieder etwas los, aber wir waren richtig geschafft. Um 22 Uhr lagen wir beide schon im Bett. Wir waren beide auch nicht mehr die Juengsten, er war 61 und ich 63 Jahre alt. Aber es machte uns beiden Spass. Der naechste Tag war schon geplant. Wir fuhren mit dem Auto zum Chiemsee, mieteten uns ein Elektro Boot, und fuhren immer seitlich am Ufer entlang, da konnte man die herrlichen kapitalistischen Haeuser der Superreichen sehen. Doch unsere Fahrt ging immer weiter, wir drehten ab zur Fraueninsel und schauten uns da die Segelschule an. Von dort schipperten wir weiter zur Herren Insel und assen zu Mittag.

Danach ging die Fahrt immer am Ufer des See's zurueck, es war ein wunderschoener, ausgeglichener Sonnentag im Juli. Dann machten wir uns auf die Socken und fuhren wieder zurueck zu unserem Hotel. Nach dem Abendbrot spazierten wir beide noch eine Stunde durch die Gegend. Da Fred ein sehr ruhiger Typ war, kamen wir beide gut zurecht.  Interessant waren immer unsere Radtouren, wir hatten eine Karte von der Umgebung, und so konnten wir uns die Fahrten schon abends zurecht legen. Man bekommt auf den Radtouren sehr viel zu sehen, denn wo Wald ist sind auch Tiere, wir hatten beide richtig Spass, wenn unterwegs waren. Wir zwei haben ja in Uelzen einige Jahre die Waelder durchquert, und so manchen Rehbock gesehen in der Fruehe.  Natuerlich waren wir auch schon mal recht lustig am Abend, denn es wurde viel bayrische Musik gemacht, da kommt Stimmung auf, "dees iss halt soo". Freude kann man nie genug bekommen, denn das lockert den inneren Menschen auf.

Ja wir haben die Zeit am Chiemse genossen, es war eine schoene Zeit, da denke ich heute noch daran, obwohl es schon wieder viele Jahre her ist. Aber traeumen ist erlaubt und ich habe viele Tagtraeume. Die Rueckfahrt war voller Freude und wir zwei hatten uns viel zu erzaehlen, was ich hier nicht erwaehnen moechte. Schliesst die Augen ihr suessen Damen und entspannt euch, genau darueber haben wir uns unterhalten im gegenseitigen Respekt. Es gibt ein Sprichwort: "Geniesse und schweig" Am naechsten Tag nach der Rückkehr stand Fred wieder im Alltag an der Zapfsaeule und verkaufte Diesel und Benzin. Aber das Erlebte kann dir keiner entwenden, und du wirst dich oft daran erinnern, wenn mal der Haussegen schief steht im Alltag. Dann faellt dir dieser Sonnentag von damals ein, und ein leichtes Schmunzeln steht auf deinem Gesicht und nur du weisst, warum du schmunzelst.  Ja die Tage sind immer so, wie man sie sich erarbeitet.

Je aelter man wird, je besser kann man mit Problemen umgehen. Ich habe es erfahren duerfen: "Liebeskummer lohnt sich nicht my Darling, schade um die Traenen in der Nacht." Ja, dieses Lied hat Wencke Myhre vor einigen Jahren hin und zurueck gesungen. Selbst beim Waschen am Morgen und am Abend, und wir haben es auch mitgesungen, weil wir uns entweder nach Liebe sehnten, oder weil wir sie gerade erfahren haben. Und das ist nun meine Bitte: Schenk deinen Mitbuergern Liebe, laechle, laechle sie an. Man kann einiges erreichen mit einem Laecheln auf dem Gesicht. Wo immer du bist, strahle Liebe und Freundlichkeit aus. Es hilft allen Menschen, da bin ich mir ganz sicher. Wandert nicht wie die Heuschrecken durch den Alltag, dass man denken muss, es sei jemand hinter dir her. Geht aufrecht durch die Gassen, erfreut euch und nehmt teil am Leben. Geh nicht an deinem alten Lehrer vorbei ohne ihn zu grüssen, gib ihm deine Hand, er wird sich sicher freuen, gruesse morgens deine Nachbarsleute. Ja, ich koennte fortfahren, und es kostet dir nichts gar nichts, aber du hast etwas getan was dir am Ende selbst wieder etwas gibt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                      

                                                                                  

 

 

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Intermezzo mit einer charmanten Berlinerin
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34.  Intermezzo mit einer charmanten Berlinerin
Ja, es war Ende Juli, ich wusste nichts mit mir anzufangen. Ich dachte ich fahr in den Kurpark und lauf ein Wenig herum zwischen den herrlich angelegten Blumenbeeten. Ja es kommt immer darauf an wie ich durch einen Park gehe, hetze ich nur so durch damit ich heute abend sagen kann ich war heute im Kurpark, oder gehe ich voll Freude in den Park, um mich zu regenerieren, um etwas zu erleben auf der Bruecke, die ueber dem kleinen, langsam fliessenden Fluesschen gebaut wurde. Wir können es dort geniessen, den kleinen Goldfischchen zuzusehen, wie sie sich tummeln dort unten im Wasser. Sehe ich die Kinder spielen an den dafuer gebauten Plaetzen? Schaue ich eine kurze Zeit zu wie sie umhertollen, wie sie jauchzen oder manchmal auch weinen? Schau mal nach oben in die Spitzen der Baeume, hoere ich den Specht, oder den Eichelhäher? Kann ich sehen wie der Specht einen Wurm herauszieht? Halte ich einen Moment inne an dem Wellnessbad und schaue zu, wie die Gaeste spass im Wasser haben, ja das ist alles Freude pur fuer den der es mag. Wenn du lieber im 3. Gang durch den Park sausest, dann hast du nichts gesehen liegst vielleicht heute abend allein in deinem Bett, und glaubst, dass keiner etwas von dir wissen will.

Und nachdem ich etwa eine Stunde durch den Kurpark gewandert war, fiel mein Blick auf eine bestimmte Werbung, und diese zeigte mir, dass heute Abend um 20 Uhr ein Tanzabend stattfand im Kurhotel. Da ich schon mit Christa oft dort war, kannte ich diese Anlässe schon. Ich hatte eigentlich nicht die Absicht dorthin zugehen, so setzte ich mich auf eine der Parkbaenke, und machte eine kleine Pause. Ich konnte dabei gleichzeitig die Enten beobachten, die sich im Teich des Kurparks herumtummelten. Es war schon faszinierend und bezaubernd, was diese Tierchen alles so fuer Akrobatik hinlegten, und wie liebevoll sie miteinander umgingen. Das hat mich echt beruehrt. Jetzt erst merkte ich, dass eine Dame neben mir sass, sie muss wohl gemerkt haben, dass ich mich fuer die Enten interessierte, denn sie sagte zu mir: "Sind doch huebsche Akrobaten." Was ich natuerlich gleich mit einem Schmunzeln bejahte. So erfuhr ich, dass diese Dame aus Berlin war, und hier drei Wochen Urlaub verbringen wollte.

Ich sagte, dass ich hier in Bad-Bevensen wohne, und stellte mich bei ihr vor. Sie stand auf gab mir ihre Hand und sagte: Mein Name ist Inge, so kamen wir von einem Thema ins andere und ich erfuhr, dass sie erst im Mai in China gewesen waere, dass sie eine 92ig jaehrige Mutter noch zu Hause haette die aber in guten Haenden sei und auch noch geistig voll funktioniere. Inge war in einem der vielen Kurhotels untergekommen. Heute war ja Samstag und so sagte ich: "Wir haben heute Abend um 20 Uhr einen Tanzabend Inge, im grossen Saal des Kurhotels, darf ich sie einladen.?" "Gerne Joachim" Ich bot ihr meinen Arm an, den sie annahm. Und so wanderten wir gemeinsam zu meinem Auto, ich hatte zu der Zeit einen "Maxima Nissan" So brachte ich sie zu ihrem Hotel, das nur 5 Minuten von meiner Wohnung entfernt war. Auch ich fuhr gleich zu meiner Wohnung. Legte mir meine Kleidung zurecht, die ich heute Abend anziehen wollte, machte mir noch einen Kaffee, und war froh, dass ich nicht alleine sein musste heute Abend.

Puenktlich um 19 Uhr 55 stand ich vor dem Hotel. Ja, und dann kam meine Prinzessin an, ich war aufgeregt wie ein 18-jaehriger Junge. Es war Anfang Juli ein warmer Sommerabend, Inge kam direkt auf mich zugelaufen in hohen Stoeckelschuhen, ich ging ihr ein paar Schritte entgegen nahm ihren Arm und fuehrte sie zum Auto, oeffnete ihr die Tuer und schon waren wir unterwegs zum grossen Kursaal, die letzten Meter gingen wir dann ganz bewusst zu Fuss. Wir fanden auch einen angenehmen Tisch, den uns ein Ober anbot. Ich bestellte einen Beaujolaisur und wir stiessen gemeinsam auf den schoenen reizvollen Abend an. Die Tanzmusik war schon in vollem Gang als wir hereinkamen. Es war ein sehr gemischtes Publikum im Saal, und die Musiker spielten Volksmusik so wie auch flotte Rhythmen. Der erste Tanz, den wir drehten war ein Walzer zum kennen lernen, aber schon nach zwei Minuten wussten wir beide, wen wir im Arm hatten, was das Tanzen anbelangt. Diese Inge war noch verrueckter als ich oder Christa es waren.

Christa war schon eine sehr gute Tänzerin, aber diese Inge, wirklich ich hatte zu tun, aber ich liess es mir nicht anmerken, denn dafuer tanzte ich zu gerne. Ich war im Glauben, dass meine Prinzessin vielleicht 56 - 58 Jahre alt waere, ich hatte aber auch nicht den Mut, gleich am ersten Abend zu fragen. Sie war sehr beweglich beim Tanzen, ihr ganzer Koerper strahlte Musik aus. Wenn ein Tango gespielt wurde, kam ich mir vor als wenn ich allein tanzte, so leicht wie eine Gaense-Daunenfeder schwirrte sie um mich herum, sie kannte auch keine Hemmungen, sie gab sich dem Tanz ganz hin. Sie war eine sehr sympathische, tolerante und magnetische Frau, die mich unbewusst in ihren Bann zog, soviel stand fest. Sie war auch hinreissend beim Gespraech. Da wird man 63 Jahre alt um so eine Rose kennenzulernen, natuerlich gibt es viele Rosen auf diesen Planeten, und sicher eine immer schoener als die andere. Aber heute hatte ich meine Rose und brauchte nicht zu Hause herumzuliegen. Um 23 Uhr war der Tanzabend vorbei, denn viele Gaeste wohnten in Pensionen, die um 23 Uhr 3 die Haustueren schlossen.

Ich brachte Inge ins Hotel, und sie sagte, dass ich ruhig mit rein kommen duerfe. So setzten wir uns noch an die Bar und tranken noch einen Pikolo. Sie war eine richtige Schnurrkatze. Sie war auch hier bekannt, besonders beim Personal, Bueckling hier Bueckling da, sie kannten sie alle, nur ich nicht. Um 1 Uhr war fuer uns Schluss, wir verabredeten uns fuer morgen frueh 9 Uhr zum Schwimmen. Ich liess nun mein Wagen auf dem Hof des Hotels stehen und ging zu Fuss nach Hause. Zehn Minuten spaeter war ich in meiner Wohnung. Noch schnell eine Dusche genommen und ab ins Reich der Geistlosen. Der andere Morgen begann mit Badehose suchen, Badetasche und grosses Handtuch einpacken, Niveacreme und Bademantel nicht vergessen, Kaffee trinken. Obwohl Sonntag war zog ich mich normale Kleidung an und stand um 9 Uhr bei Ihr vor dem Hotel. Puenktlich war sie, und freundlich ohne Ende. Das baut auf. Ich erklaerte ihr, dass ich erst zu mir fahren muesse um meine Badesachen zu holen.

Ich sagte sie koenne ruhig mit in die Wohnung kommen, da ist alles wie es sein muss. So fuhr ich in den Garten und wir besuchten meine Wohnung. Da ich meine Badesachen ja schon vorher zusammengepackt hatte, brauchte ich nicht lange suchen. Ich zeigte Inge die Wohnung, und sie war begeistert, sie sagte: "Wusste gar nicht, dass alleinstehende Maenner so einen ordentlichen Haushalt haben koennen" Sie wusste ja nicht, dass das alles neue Moebel waren, die der Eigentuemer nach der Renovierung moebelierte. Es war ja nur der Schreibtisch, der mir gehoerte. Danach fuhren wir zum Kur Parkplatz, von dort steuerten wir gleich das Wellness Bad an. Was ich nicht wusste war, dass es hinter dem Wellness noch ein Bad gab wo FKK stattfand. Inge und ich wir hatten natuerlich unsere Badekleider an, und verschwanden im Wellnessbad. Ja wir haben zu erst ein paar Runden gedreht, dann hielten wir uns dort auf, wo das Wasser in das Becken stroemte, ich musste natuerlich aufpassen, dass meine Badehose nicht runter rutschte.

Denn der Wasserdruck war sehr hoch und es koennte passieren, dass du ploetzlich im Adamskostuem weiter schwimmen musst, das wollte ich nun auch nicht. Was schoen war, waren die schubartigen Wellen. Wir hielten uns bis 11 Uhr dort auf, duschten natuerlich jeder fuer sich und spazierten dann im Bademantel dort umher. Dort gab es auch Plaetze wo man ruhen konnte, so legten wir uns auf einer Sonnenliege, jeder fuer sich, und ruhten dort bis 12 Uhr. Dann zogen wir uns an, und assen zu Mittag im Kurhotel. Nach dem Essen fuhren wir zur Herzkreislaufklinik Bad-Bevensen, die mitten im Wald lag, denn dort war ich fuer 6 Wochen zur Rehabilitation. Wir hatten uns so viel zu erzaehlen, und wanderten dabei, aber wir merkten nicht dass wir schon ueber eine Stunde unterwegs waren, die wir nun auch wieder zurueck laufen mussten. In der Klinik angekommen setzten wir uns ins Auto und so fuhr ich ein nettes Kaffee an, das ich sehr gut kannte.

Hier war ich oft mit Christa, Fred und Baerbel. Wir machten auch erst unsere Spaziergaenge und hielten dann hier. Ich bestellte fuer uns zwei Stueck Schwarzwaelder Kirschtorte, dazu den passenden Kaffee. Wir hatten Ausblick auf einen prachtvollen in Bluete stehenden Garten, und der Duft der weissblauen Fliederbaeume stroemte auf uns zu. Ja es war ein herrlicher Moment und im Hintergrund des Kaffee's hoerte man angenehme Musik. Natuerlich wollte ich damit Punkte sammeln bei Inge, denn sie war eine wunderbare, kluge und reizvolle Frau, die mit ihren Bewegungen spielte und sie wusste, dass Maenner darauf fliegen. Und ich glaubte, dass ich noch ein Mann war, also hat das auch bei mir gewirkt. Wir erfuhren im Kaffee von der Bedienung, dass auch heute Abend wieder Tanz war. Und schon wussten wir zwei, dass der Abend gebucht war. Inge flakste gerne sie war eine angenehme Unterhalterin. Ich erklaerte Inge, dass ich sie heute Abend mit einem Taxi abholen werde, denn ich wollte nicht meinen Fuehrerschein an einem solch schoenen Abende verlieren.

Und es waren hoechsten 15 Minuten zu Fuss bis zum Kursaal, das kann man auch Notfalls noch laufen. Diese Frau war auch ohne Alkohol gut drauf, das fand ich sehr gut. So brachte ich sie in ihr Hotel, wir verabredeten uns auf 19 Uhr 45. Ich parkte meinen Wagen im Garten, schloss das grosse Gartentor zu und ging ins Haus. Als ich die Wohnung betrat, merkte ich wie leer es um mich herum war, das alleine Sein schmeckte mir ueberhaupt nicht, denn ich war kein Typ der sein Leben alleine verbringen wollte. So hatte ich jetzt gute zwei Stunden fuer mich. Ich zog mich aus und habe meine Bade Sachen im Bad geordnet, was sein muss, muss sein. Bestellte mir auf 19 Uhr 40 ein Taxi. Habe mir zwei Eier in die Pfanne gehauen, einen Topf Kaffee, dazu zwei Schnitten Brot und zwei Tomaten und ich habe so mein Abendbrot vor dem Bildschirm gegessen. Dann duschte ich nochmals und zog mich feierlich an. Puenktlich war das Taxi da, und wir waren auch puenktlich vor dem Hotel. Inge war natuerlich wieder die attraktivste Frau. 

Puenktlich um 20 Uhr hatten wir unseren Platz eingenommen im Kursaal. Wir waren auch wieder die ersten, die die erste Runde drehten, wie immer war es ein Walzer vom Koenig Johann Strauss. Dann ging es gemischt den ganzen Abend weiter. Wir hatten uns wieder eine Flasche weissen Beaujolais kommen lassen, der uns richtig frisch und munter hielt. Natuerlich hielten wir Haendchen, wie andere Paare auch. Wenn wir tanzten dann kamen wir uns oft sehr nahe, doch jeder tat so, als gehoere es dazu, auch wussten wir, was der eine vom anderen wollte, doch man hielt sich zurueck, und genau das ist es, was einen so verrueckt und neugierig macht. Dazwischen liegt die Ungewissheit, und man moechte auch keinen Fehler begehen. Aber sie war eine Frau von Welt, und sie wusste was sie wollte. Auch heute hatte sie ein Kleid an, das einem hoffen laesst. Jede Bewegung war abgestimmt mit ihrem Oberkoerper, alles an ihr fibrierte, sie selbst lobte mich staendig, wie gut ich doch tanzen koennte, und dass der Nachmittag ein gelungener Nachmittag war.
 
Ja, und nun waren wir wieder im Kursaal und erfreuten uns an der Tanzmusik, da wir zwei allein an unserem Tisch sassen, haben wir viel Freiheit gehabt wir konnten es uns richtig gemuetlich machen. Als die Flasche Beaujolais um 22 Uhr leer war, kaufte ich noch eine Flasche Champus, und so waren wir beide hoch motiviert zu tanzen, doch ich spuerte dass unsere Gedanken, und die staendigen Umarmungen waehrend des Tanzens unsere beiden Koerper maechtig aufheizten und uns zu schaffen machte. Und ich war eigentlich froh als es um 23 Uhr dem Ende zu ging. Wir beide lachten und hatten wirklich herrlichen Spass auf dem Weg zu meiner Wohnung, denn ich hatte sie noch zu einer Tasse Kaffee bei mir eingeladen und versprach mir, noch etwas Nettes zu erfahren. Doch kaum waren wir in der Kueche, da muss bei Inge der Geist allen Denkens nachgelassen haben, und sie umarmte mich, drueckte mich an die Kuechenwand und ohne etwas zu sagen lagen wir beide auf dem Teppich in der Wohnkueche, die zum Glück mit Teppich ausgelegt war.

Und jeder versuchte an die Kleidung des Anderen heranzukommen, um es dem anderen vom Koerper zu ziehen, nur das klappte nicht so wie wir wollten. Doch am Ende lagen wir wie Adam und Eva neben einander und lachten uns liebevoll ins Gesicht, und jeder bekam das wonach wir uns sehnten. Nachdem wir geduscht hatten, tranken wir unseren Kaffee, und sie fing schon wieder an, an mir herum zu fummeln, was ich sehr aufregend fand. Wir gingen in mein Schlafzimmer und holten nach, was wir gestern versaeumt hatten. Mann war das eine tolle Angelegenheit! Obwohl sie eine Frau von Welt war, war sie doch eine Frau mit grossen Gefuehlen und sehr offen, und das war es, was mich so an ihr fasziniert hat. Hinzu kam das Neue an dieser Frau, sie war wie sie war, auch in der Hingabe. Ja mit einem Wort, sie gab mir das, was ich suchte und sie bekam was sie suchte. Es ging keiner leer aus. Um 7 Uhr morgens, stand ich auf, ging ins Bad und machte meine Toilettenpflege. Dann ging ich wieder in die Kueche und kochte fuer uns Kaffee. Ploetzlich stand meine Eva da und umarmte mich, ich wollte etwas sagen doch sie nahm ihren Zeigefinger und legte diesen auf meinen Mund. Dann sagte sie: "Danke Joachim fuer diese Nacht." Ich laechelte sie an.

Nach dem Fruehstueck, brachte ich Inge in Ihr Hotel. Wir hatten uns fuer 19 Uhr 30 in ihrem Hotel verabredet, denn wir wollten dort zu Abend essen. Auf dem Heimweg kaufte ich 2 Flaschen von dem Zaubertrank Beaujolais und mehrere kleine Flaschen Sekt. Broetchen zum Aufwaermen, Butter und was so im Alltag gebraucht wird. Dann besuchte ich Fred und Baerbel Josten in Kirchweyhe an ihrer Tankstelle, und wollte mal hoeren was es Neues gibt im Dorf, Baerbel war gleich angesprungen: " Mensch Achim, ich habe fuer dich eine Philippina, mit ihrer Schwester habe ich frueher in Uelzen in der Keksfabrik zusammengearbeitet. Das waer doch was fuer dich!" Ich sagte: "Nun mal langsam mit den Pferdchen, ich bin noch nicht soweit, warte mal noch ein paar Wochen, denn jetzt will ich mich auch erst mal erholen von den 18 Jahren Treue die ich hinter mich gebracht habe. Jetzt will ich auch mal etwas erleben, denn wenn ich erst wieder vor Anker gelegt habe, dann ist doch wieder alles vorbei mit der hohen See.

Fred und ich wir drehten einigen Runde im Westerweyher Wald und waren dann zur Mittagszeit wieder bei Baerbel an der Tankstelle. Was meinst du nun Achim soll ich schon mal nachfragen wegen der Philippina? "Ich bitte dich Baerbel, ruehre nicht in einem Kessel wo nichts drin ist. Wenn es so weit ist meine Kleine, dann sag ich dir Bescheid. Fred schmunzelte vor sich hin und wird sich dabei etwas gedacht haben. Ich fuhr danach zu Realkauf und kaufte mir etwas zum Essen. Langsam trat ich den Heimweg an, denn der heutige Abend wird sicher wieder ein stuermischer und bewegter Anlass werden. Denn Inge, soviel steht fest, moechte ihren Urlaub geniessen und ich halte nicht dagegen, denn ich habe auch einiges nachzuholen. Das merkt man erst, wenn solche Situationen ploetzlich da sind und was noch dazu kommt: "Das Neue", der andere Charackter, und was kommt noch auf uns zu. Es ist alles in der Entwicklung, das macht die Sache (Leben) spannend und reizvoll, man kann die Zeit nicht abwarten.

Zu Hause angekommen legte ich mich erst mal eine Weile aufs Ohr. Um 16 Uhr machte ich mir einen Kaffee, raeumte meine Wohnung auf. Doch meine Gedanken waren schon laengst wieder bei Inge, wie wuerde wohl der heutige Abend verlaufen? Ich hörte etwas Musik und las noch in der Bildzeitung, die ich mir heute Vormittag in Uelzen bei Realkauf gekauft hatte. Um 19 Uhr 30 parkte ich mein Auto vor Inges Hotel, und was sahen meine gluehenden Augen? Inge wartete schon auf mich. Ich ging auf sie zu und wir begruessten uns. Sie fuehrte mich zu ihrem Tisch, auf dem schon die Weinglaeser standen. Ich hatte mich gerade hingesetzt, da kam schon der Ober mit einer Flasche Weisswein und wieder war es der gute Beaujolais. Wir stiessen an und schon sah ich zwei Kellnerinnen, die auf unseren Tisch zusteuerten, sie brachten uns eine Fischsuppe und danach Forelle Blau mit leckerem herrlichem Blumenkohl in Butter geschwenkt. Ich kam mir vor wie der Prinz von von Preussen.

Ich dachte, na Junge das wird heute mal wieder eine tolle Rechnung. Aber bei so einer netten, anschmiegsamen Person, war es mir egal. Um 22 Uhr 30 sagte Inge zu mir, in einem Fluesterton: "Lieber Joachim, lass uns heute Abend wie kleine Kinder ins Bett gehen, ja?" "Gerne" denn ich war auch muede von gestern, so verabredeten wir uns fuer 7 Uhr 30, um im Hotel zusammen zu fruehstuecken. Als ich bezahlen wollte sagte Inge zu mir: "Nein das geht schon in Ordnung, ich moechte diesen Urlaub mit dir geniessen und wenn du moechtest, dann kannst du mich gerne in Berlin besuchen, auch da werde ich fuer dich da sein. So verabschiedete ich mich und lief wieder zu Fuss zu meiner Wohnung, denn der Fuehrerschein war mir wichtig. Am anderen Morgen assen wir zusammen Fruehstueck. Dann machten wir uns auf den Weg nach Lueneburg. (Lueneburg = Hauptstadt des niedersaechsischen Regierungsbezirks Lueneburg. Im N. der Luenebuerger Heide an der Ilmenau, 60,000 Einwohner, zahlreiche mittelalterliche Buergerhaeuser und Kirchen (Johanneskirche14. Jh.), alte Saline, Sol- und Moorbad sowie vielseitige Industrie).

In der Altstadt gab es sehr schoene Restaurants und Kneipen, ja das war etwas fuer Inge, von Laden zu Laden schlendern, viele Dinge in die Hand nehmen, und ein paar Kleinigkeiten kaufen, die dann sehr teuer waren. Nach dem Mittagessen in der Altstadt fuhren wir direkt in die Heide, die ich ja nun schon viele Male sehen durfte. Das war das Kernstueck der Lueneburger Heide, mit ihren herrlichen Wacholder Straeuchern und ihren Heidschnucken (Schafe). Soweit das Auge reicht Heidekraut, es duftete auch sehr angenehm nach Wacholder. Jetzt in der Urlaubzeit sind sehr viel Urlauber hier in der Heide anzutreffen, mit eigenen Autos aber auch viele Busse die hier Halt machen.

Am spaeten Nachmittag waren wir wieder in Bad-Bevensen, Inge wollte ins Hotel, um sich frisch zu machen und wir verabredeten uns wieder um 20 Uhr. Als ich zu Hause ankam zog ich mich aus und duschte erst mal, denn den ganzen Tag unterwegs, dann die Lauferei in der Heide, das strengt schon an. Ich hatte mir vorgenommen, heute Abend in ein Weinlokal zu gehen, 10 Minuten Fussmarsch von mir aus. Doch um Inge abzuholen nahm ich meinen Wagen, sie stand puenktlich an der Hoteltuer. Dann fuhr ich zu mir nach Hause und parkte mein Auto im Garten und wir wanderten ganz gemuetlich zum Weinlokal. Natuerlich hatten wir nette Gespraeche gefuehrt auf dem Weg zum Lokal. Ich merkte auch, dass diese Frau eine Etage zu hoch war fuer mich, denn sie war mir geistig weit ueberlegen in Sachen Kultur und Wissen. Das waren meine Gedanken nicht die ihren. Im Lokal fanden wir eine wunderschoene Ecke, wo wir uns gemuetlich entspannen konnten. Wir bestellten ein buergerliches Abendessen, das aus Brot, Butter, Schinken, und aus Kaese bestand. Dazu tranken wir richtiges, anstaendiges deutsches Bier, und wir beide hatten viel Spass. Das Lokal war nach und nach richtig voll geworden, so dass jeder mit sich beschaeftigt war. Ich bestellte uns nach dem Essen gleich wieder zwei Glas Rotwein, so dass wir nicht aus der Uebung kamen.  Denn wie sagt ein Sprichwort:  "Wein auf Bier, das rat ich dir." Also konnte man nichts in der Richtung falsch machen. Und Inge war mit allem einverstanden, was ich Klasse fand. Wo nahm Inge nur diese dauernde Froehlichkeit her, sie war richtig erfrischend, ihr konnte man gar nie boese sein, warum auch. Um 21 Uhr 30 bestellte ich uns noch mal ein Glas Rotwein. Inge lud mich ein, ich sollte sie doch mal in Berlin besuchen, dort gaebe es auch gute Weine und Essens- und Schlafgelegenheiten. Ihr Haus waere gross genug, sie erzaehlte mir, dass ihr Vater ein bekannter Politiker war in Berlin und sie  erklärte mir auch, wer sie wirklich war, doch das moechte ich hier nicht weiter ausplaudern.
 
Mir geht es um dieses wunderbare, atemberaubende Erlebnis. Wie suess und liebevoll man miteinander umgehen kann. Warum dauert das meisten nur 2-3 Jahre, dann fliegen die Fetzen. Warum ist das so in einer Welt von heute? Um 22 Uhr 30 war fuer uns Feierabend. Wir waren wieder richtig aufgeladen, und freuten uns auf das was noch kommen sollte. Zu Hause bei mir machte ich erst Kaffee, und wir machten es uns auf der Couch bequem. Wir schaekerten wieder  miteinander herum, obwohl wir beide doch keine 20 mehr waren, doch die Liebe zwischen zwei Menschen egal wie alt sie sind, kennt kein Alter, sie ist ewig. Das Sexuelle, ist eine zaehrtliche Blume, die gepflegt werden will und es kommt dabei immer auf den Gaertner an, wo er seine Ausbildung gemacht hat. Und liebt er seinen Beruf ? Inge und ich wir verzogen uns ins Schlafzimmer, sie kontrollierte die Baustelle und ich das Blumenbeet. Nach "getaner Arbeit" liessen wir uns ins Universum versinken und wachten ersten um 8 Uhr morgens auf.
 
Nachdem wir beide gemeinsam geduscht hatten, machte ich Kaffee, und wir fruehstueckten bis 9 Uhr 30. Dann brachte ich meine Blume ins Hotel und ich wartete auf sie unten, und trank eine Tasse Kaffe, um die Zeit zu verbringen. Dann fuhren wir in Richtung Uelzen und haben dann dort beim Chinesen Mittag gegessen, anschliessend fuhren wir dann rueber nach Celle und besuchten das ehemalige KZ Bergen-Belsen, das in einem Waldstueck lag. Wir sahen drei Verbrennungsoefen, wo man die Leichen verbrannte und viele Graeber, wir hielten uns dort nicht lange auf. Im  "Meyers Hand Lexikon" aus dem Jahre 1978 aus der DDR fand ich folgendes ueber Bergen-Belsen: faschistisches KZ noerdlich von Celle (Luenebuerger Heide); 1943/45 wurden dort etwa 50'000 Haeftlinge ermordet, darunter Anne Frank. Es ist schon erschreckend, wenn man solche Zahlen liest. Das war nur Bergen Belsen, daneben waren noch Buchenwald in Weimar und Oranienburg bei Berlin, dann noch verschiedene andere KZ, die ich nie gesehen habe. Heute haben die Menschen das schon alles vergessen viele haben es gar nicht mehr erlebt. Auf dem Rueckweg hielten wir nochmals im China Restaurant und haben uns eine China-Ente bestellt. Von Uelzen ging es dann nach Bad-Bevensen zurueck. Inge und ich waren muede und so blieb jeder in seiner Kammer (Zimmer). Mit anderen Worten Inge schlief im Hotel, und ich in meiner Wohnung. Der Tag war auch so gut ausgefuellt.
 
Inge rief mich zu Hause an, und sagte: "Joachim ich bin heute mit ein paar Frauen verabredet. Wir wollen einen Kegeltag hier in Bevensen machen, und ich hatte schon zugesagt, bevor wir uns kennen lernten und ich kann nun auch nicht absagen" Ich sagte: "Inge es ist gut, so kann ich ein bisschen hier zu Hause aufraeumen, meine Waschmaschine ein wenig bewegen so dass alles wieder seine Richtigkeit hat." "Du kannst doch so um 19 Uhr hier vorbeikommen, dann machen wir beide hier weiter. Abendbrot habe ich schon fuer heute Abend gebucht, also tschuess, bis heute Abend." Ich versuchte meine Wohnung in Ordnung zu bringen. und machte meine Waesche.
 
Um 11 Uhr fuhr ich nach Uelzen und liess mein Auto waschen, und fuhr weiter nach Teyendorf und besuchte Adolf und Liesel Tepper, ja Adolf hing nur noch so herum, er hatte auch keine grosse Lust mehr weiter zu leben, er war nun auch schon ueber 90 Jahre alt. Liesel seine Frau war noch recht munter, sie war immer eine demuetige Frau gewesen, ich kannte sie nicht anders. Wir kannten uns nun schon 16 Jahre, und haben Freud und Leit teilen duerfen. Seitdem Friedrich Tepper heimgegangen war, war die Luft draussen bei den alten Geschwistern. Paul hat sehr gelitten als er 1990 seinen Sohn  an der Wasserkrankheit verlor, dann Friedrich und kurz danach seine Schwester. Drei Jahre spaeter ist nun Paul auch heimgeholt worden. Eigentlich war Paul immer noch gut drauf gewesen, doch dann muss er wohl den Mut verloren haben, weiter zu machen und so nahm alles seinen Lauf. Liesel lud mich ein zum Mittagessen. Das haette ich nicht geglaubt, dass Christa von dir weggeht meinte Adolf.  Nach dem Essen legte sich Adolf hin. Ich half Liesel beim Abtrocknen. Danach sassen Liesel und ich draussen im Garten, und plauderten ueber die schoene Zeit, als wir alle noch beisammen waren.
 
Ich verabschiedete mich und fuhr um 14 Uhr wieder nach Uelzen und machte noch einen Abstecher bei Fred und Baerbel. Und wie immer war Baerbel wieder gut drauf. Hast dich ja fast eine Woche nicht sehen lassen Achim, meinte sie. Ach weisst du Barbel ich habe so viel Frauen kennengelernt in Bevensen, da hatte ich einfach keine Zeit. Es wird wohl noch 10 Tage so weitergehen. Mensch Achim mach mich nicht verrueckt. Ja was soll ich dir sagen Baerbel? Sag ich die Wahrheit, glaubst du es nicht, sag ich die Unwahrheit, glaubst du es auch nicht! Nach dem Besuch bei Baerbel und Fred verzog ich mich nach Hause. Ich nahm meine Waesche von der Leine und legte sie in einen Korb und stellte alles ins Badezimmer. Ich hatte noch zwei Stunden Zeit, so legte ich mich eine Stunde aufs Ohr, man ist eben keine 20 Jahre mehr, und der Abend stand vor der Tuer und wir wollten Spass haben. Ich machte mir ein Bier auf, und schaute ein wenig Fern. Wieder liefen die Gedanken hin und her, soll ich die Inge in Berlin besuchen, und wie wird es dann dort weitergehen, denn der Alltag kommt, denn man kann ja nicht taeglich in den Kneipen herumhaengen. Inge ist eine liebe, nette, lebensfrohe anhaengliche Frau, doch sehr bestimmend und direkt, und hier bin ich zwar allein, kann aber tun und lassen was ich moechte.
 
Ich werde die Zeit mit ihr geniessen, ihr auch dafuer danken, aber ein dauerhaftes Verhaeltnis aufbauen wollte ich nicht. Denn ich wuerde mir staendig Vorwuerfe machen. Inge ist viel unterwegs, hat einen grossen Freundeskreis, und es sind Leute, die nicht auf den Cent schauen muessen. Ich glaubte nicht, dass ich mich wohl fuehlen wuerde unter so viel Prominenz, und ich moechte auch nicht, dass Leute hinter vorgehaltener Hand krumme Dinge ueber mich erzaehlen. Das habe ich alles hinter mich gebracht. Mir reicht es ein normales, anstaendiges, buergerliches Leben zu fuehren. Da erinnere ich mich immer wieder gerne an das Gespraech mit meiner Oma. Als sie mich mit 10 Jahren immer noch in einer grossen Aluminiumschuessel wusch. Junge sagte sie immer zu mir: "Du musst immer sehen wenn du gross bist, dass du dich ordentlich waeschst, Seife und Wasser gibt es genug, und noch etwas: Sei nie neidisch im Leben wenn andere Leute mehr haben als du!
 
Als ich auf die Uhr schaute war es schon 18 Uhr 30, ich rief ein Taxi und inzwischen zog ich mich an. Genau 19 Uhr war ich bei Inge in der Kneipe. Ich ging auf sie zu und sie gab mir gleich einen Kuss. Inge hatte uns ein Bauernabendbrot bestellt und waehrend wir assen erklaerte sie mir, dass wir heute Abend zum Kurhaus fahren würden um dort ein Konzert zu besuchen. So marschierten wir gleich weiter, es waren nur 10 Minuten bis zum Konzertsaal. Das Konzert dauerte bis 21 Uhr 30. Danach nahm ich ein Taxi und brachte Inge ins Hotel und ich verzog mich in meine Wohnung. Ich hatte ihr gesagt, dass wir morgen Vormittag eine Radtour machen werden, und sie war damit einverstanden. Ich duschte noch und verschwand in mein Nachtquartier. Am anderen Morgen machte ich mir meinen Kaffee und fuhr mit meinem Wagen zum Baecker. Ich holte 6 frische Broetchen, Butter, Kaese und Hartwurst und legte alles in eine kleine Kuehltasche. Auch eine Flasche Rotwein musste dabeisein und zwei Trinkglaeser.
 
Ich holte eine Wolldecke und brachte alles zu meinem Wagen. Dann fuhr ich zum Hotel und meine Koenigin stand in kurze Hosen vor mir. Auch ich hatte kurze Hosen an, und wir hatten Glueck, dass es schoenes Wetter war. Wir fuhren mit dem Auto zu einem Fahrrad Haendler, und wir mieteten uns zwei Raeder. Mein Auto durfte ich dort auf dem Hof parken, was ich sehr vernuenftig fand. Dann 15 Minuten spaeter standen wir schon mit den Raedern am Elbeseitenkanal. Wir nahmen Kurs nach Lueneburg, wir kamen immer wieder durch kleine Waldungen, alle paar Kilometer standen Baenke an der Elbe wo man sich ausruhen konnte. Wir hatten beide sehr viel Spass, kurz vor Lueneburg ueberquerten wir die Bruecke über den Elbeseitenkanal und fuhren auf der anderen Seite wieder weiter in Richtung Bevensen. In einer kleinen Waldlichtung  machten wir halt und ich breitete die Decke aus und deckte uns den Tisch, unser Rastplatz war nur 6-7 Meter weg vom Kanal.
 
Das erste was ich tat, ich nahm meine Koenigin in den Arm und
kuesste sie herzlich und machte dann den Wein auf und goss uns etwas ein. Wir stiessen an und es gab als Belohnung einen zweiten Kuss. Dann schnitt ich die Broetchen auf und jeder durfte das essen was ich mitgebracht hatte. So hielten wir uns etwa zwei Stunden dort auf. Wie immer verstand Inge es, mich auf die Palme zu bringen, sie zupfte immer oefter an ihren Hoeschen herum und schaute mich an wie eine Jungfrau. Ich nahm sie in den Arm und versprach ihr, alle ihre Wuensche, die sie jetzt im Kopf hatte, zu Hause zu erfuellen. Als ich sie fest an mich drueckte spuerte ich, dass sie ihren "Pferdehalfter" gar nicht anhatte und so hoppsten ihre Tennisbaelle bei jeder Bewegung hin und her. Es war nicht so einfach mich zurückzuhalten. Wir kamen ueberein, sofort nach Hause zu fahren, und uns bei mir bequem zu machen. Als wir alles zusammengepackt hatten, ging die Reise weiter und wir waren um 14 Uhr wieder bei dem Radhaendler. Inge wollte noch kurz ins Hotel und dann fuhren wir zu mir. Als wir alles ausgepackt hatten,  tranken wir den Rest der Flasche Wein aus und verdrueckten uns ins Bad von dort ging es dann ins Schlafzimmer......
 
Um 21 Uhr duschten wir beide und zogen uns wieder an. Ich deckte den Abendbrot Tisch und nach dem Essen brachte ich Inge zu ihrem Hotel. Morgen, so hatten wir es ausgemacht, sollte jeder machen was er wollte, jeder was er gerne alleine machen moechte, denn Inge hatte hier in Bevensen einige Freunde, die sie besuchen  wollte, und sie wollte diese Freunde nicht enttaeuschen. Ich fand das in Ordnung. Am anderen Morgen, saeuberte ich meine Wohnung und fuhr dann nach Uelzen um eine alte Freundin zu besuchen. Uschi kannten wir schon seit 20 Jahren als sie noch jung war, sie hatte ihren Garten direkt neben unserem. Wir gruessten uns immer wenn wir uns sahen, aber ansonsten hatten wir damals keine Verbindung zu ihr. Uschi hatte eine Tochter die sie alleine gross gezogen hat, sie war eine alleinerziehende Mutter. Was wir erst einige Jahre spaeter erfahren haben, war, dass sie ihren Partner verloren hatte, denn dieser junge Mann  hatte sich das Leben genommen. Er erhaengte sich an der Toilettentuer. Uschi hat viel durchgemacht in ihrem Leben: mit dem Kind dann staendige Stellenwechsel usw.
 
Doch sie schaffte es, das Kind alleine ohne andere Hilfe gross zu bekommen. Sie hat nie wieder einen festen Freund gehabt und sie litt stark unter Depressionen, die soweit gingen, dass sie Psychosen bekam. Und so kam es, dass sie fast jedes Jahr einmal in die Klink nach Lueneburg musste. Dort hat man sie dann wieder sosolala auf die Beine  gebracht, sie hat sehr darunter gelitten was ihr Partner ihr angetan hatte. Man stopfte ihr Antidepressiva immer so rein und sie litt auch unter den Nebenwirkungen, aber es musste wohl so sein, denn ohne ging es auch nicht. Nur wenn sie dann wieder nach Hause kam, musste sie wieder arbeiten, denn sie musste ja ihre Wohnung und ihren Lebensunterhalt bezahlen. Ich erinnere mich, immer wenn wir sie besuchten, hat sie eine Zigarette nach der anderen gepafft. Sie war sehr haeuslich und machte gerne Handarbeiten so fuer sich zu Hause. Ja, nun stand ich vor ihrer Haustuer und klingelte, nach kurzer Zeit oeffnete sie, und sagte: "Mensch Joachim, laesst du dich auch wieder mal wiedersehen!"
 
Sie sagte zu mir: "Es tut mir leid fuer dich, dass du nun allein bist, denn das mit euch zwei war doch immer wie im siebenten Himmel, daran hat niemand geglaubt, denn ihr wart immer wie die Turteltauben, und nun das. Das verstehe wer will, ich nicht." Ich sagte: "Ich verstehe es auch nicht bis heute, denn sie hat mir nie etwas ueber Franz Bussejahn erzaehlt, obwohl er ein Dorf weiter in Schafwedel gewohnt hat. Aber lassen wir das Uschi, denn es ist wie es ist, die Scheidung laeuft und der Affe ist tot. (Und die Ehe kaputt). Reden wir ueber das was vor uns liegt. Weisst du, ich habe eine Frau kennen gelernt in Bad-Bevensen, die sehr sehr nett ist und auch noch Geld besitzt. Ihr Vater war ein grosser Politiker in Berlin. Ich schaetze mal, dass sie 59-60 Jahre alt ist. Sie ist eine attraktive und lebenslustige Frau, wo sie auftaucht ist gleich Stimmung im Saal, sie war erst letzten Monat in China auf Urlaub nun hier in Bevensen. Ich koennte das auf die Dauer gesehen nicht durchhalten Uschi. Sie will dass ich zu ihr nach Berlin kommen soll.
 
Weisst du so richtig habe ich keine Lust dazu, denn hier bin ich zu Hause, dort muss ich alles wieder neu erfahren. Freundschaften, die ich so auch nicht mag, denn die Politikerkinder sind ja heute auch schon alt, und verarschen lassen moechte mich auch nicht hinter vorgehaltener Hand. Sie hat auch eine gute Ausbildung und das wird mir spaeter zum Verhaengnis werden. Uschi, das wird nicht lange gut gehen und so frage dich, was meinst du dazu?" Hoer mal Joachim, du bist alt genug und du brauchst nicht meinen Rat, denn eher brauche ich deinen Rat aber nicht umgekehrt! Nur so viel: "Geniesse die Zeit, die du mit ihr hast und dann wird sich wieder eine neue Tuer oeffnen". "Was macht deine Tochter und ihr Mann sowie die zwei kleinen Kinder ?" Meine Tochter arbeitet jetzt im Altenheim, und ihr Mann ist bei der Feuerwehr. Vivien ist 2 Jahre und Bastian 10 Monate." "Ja Uschi wie doch die Jahre so schnell vergehen." Uschi wir kennen uns nun schon 20 Jahre, aber so richtig haben wir uns erst 1988 kennengelernt und zwar am alten Markt in einem alten Fachwerk Haus.
 
Denn dort bin ich mit Fred und Baebel mitgelaufen. Denn Fred war damals schon anfangs 40 und Fruehrentner, er litt schwer an Depressionen. Er hatte immer das Gefuehl, dass die Hochhaeuser auf ihn herunterstürzen würden. Also litt er an seiner Seele. Er ist von NRW nach hier gezogen, weil es hier in der Heide bessere Luft gibt und alles eine Etage ruhiger sei als in NRW. Dann nahm er genau wie du an diesem Kreis teil, dieser Kreis wurde doch meines Erachtens vom Sozialamt und von der Klinik Lueneburg ins Leben gerufen, weil auch die Lueneburger Klinik daraus Erkenntnisse sammeln wollten, und durch Gespraeche mehr ueber die ganze Thematik herausfinden wollten. Ich kam nur dazu, weil ich vom Gericht zum Gebrechlichkeits Pfleger ernannt wurde, wo gegen man sich nicht mal wehren konnte, so habe ich eben auch an diesen Kurs teil genommen um etwas zu erfahren. Ich wollte wissen, was da so abging, denn es kam auch oft ein Arzt aus Lueneburg zu diesem Treffen, der dann auch noch Einzelgespraeche fuehrte. Christa war doch selbst auch Sozialempfaengerin bis 1985, und so kannten wir uns alle. Einige wollten keine Kontakte andere wieder hatten das Beduerfnis. Ja Uschi und nun schreiben wir das Jahr 1998, wie doch die Zeit so schnell vergangen ist. Ich bin nun auch schon 63 Jahre und immer noch nicht weise, wer weiss wann die Glocke fuer mich laeuten wird?
 
Ich fuhr von Uschi zu Realkauf und habe dort Mittag gegessen, von dort dann gleich nach Hause, denn ich war auch etwas muede. Nach dem Abendbrot rief ich im Hotel an, sie moechten bitte so nett sein und Frau Inge XX Bescheid sagen, dass sie morgen frueh mit Badezeug unten vor der Hoteltuer auf mich warten sollte. Ich waere um 8 Uhr dort. Ich hatte heute keine Lust mehr, noch irgendetwas zu unternehmen. Um 20 Uhr klingelte mein Telefon, und Inge sagte mir: "Gut Joachim ich freue mich auf morgen, ich hatte heute auch einen anstrengenden Tag, einige meiner Freunde waren auch nicht mehr so richtig auf den Posten, beklagten sich, dass sie Rheuma hatten, und so sassen wir den ganzen Nachmittag da im Kurhaus herum. Ich bin dann noch mit zwei Frauen Abendessen gegangen und das war es. Da war der gestrige Tag mit dem Fahrrad doch erfuellter und ganz besonders der Nachmittag mit dir in deiner Wohnung!" "Das koennen wir ja morgen Nachmittag  nach dem Baden wiederholen und noch eine Schippe (Schaufel) heisse Kohlen drauf schmeissen so dass wir richtig ins Schwitzen kommen.
 
Ich werde morgen frueh noch einiges einkaufen beim Baecker und beim Fleischer. Getraenke holen wir, wenn wir wieder zurueck zu mir fahren Ok?""Ja ich freue mich, also schlaf gut." "Danke, du auch gute Nacht." Am anderen Morgen, machte ich ganz frueh meine Einkaeufe beim Baecker und beim Fleischer, obwohl der Fleischer noch zu hatte, bediente mich der Meister selber. Unsere Verabredung war ja 8 Uhr und so stand ich mit meinem Wagen da, zu warten brauchte ich nicht. Sie war puenktlich, wie es sich fuer eine deutsche Frau gehoert. Dann standen wir uns fast nackt gegenueber, natuerlich hatte sie ihren Bikini nicht zuhause gelassen, denn das erste Mal als wir schwimmen gingen hatte sie einen einteiligen Badeanzug an. Heute da wir schon einige Helikopterschlachten gemeinsam mit Erfolg geschlagen haben, trug sie einen Bikini, wo man den Bauchnabel sehr gut erkennen konnte und das Hoeschen, na sagen wir mal ziemlich eng sass.
 
Fuer mich war das ein Augenschmaus. Von mir aus haetten wir gar nicht erst baden gehen brauchen, aber die Vernunft blieb Sieger, und so genossen wir das Wellness-Bad in vollem Zuegen. Es macht einfach herrlichen Spass, wenn man zu zweit ist. Und auch wenn man zu nahe an das Druckrohr kommt, wo das Wasser mit starkem Druck herauskommt. Und wer nicht auf der Hut war, der haette seine Badehose suchen muessen. Nach dem Baden, machten wir zwei es uns auf zwei Liegen gemuetlich, es war ein schöner Vormittag. Um 11 Uhr duschten wir uns und machten uns fertig fuer den Nachhauseweg. Ich hoerte Inge in ihrer Kabine singen, sie schien richtig zufrieden zu sein. Wir fuhren noch in die City und kauften eine Flasche Rotwein und eine Flasche Weissen. Als wir bei mir zu Hause ankamen, legte ich uns eine schoene Casette auf und deckte uns den Tisch, Inge versuchte mir zu helfen. Da ich ja eigene Tischdecken und Weinglaeser hatte, konnte ich den Tisch wunderschön zurechtmachen.
  
Danach kam wie immer das Ritual: Die Tiefen des Universums erforschen, und am Ende sieht man nur noch Sterne. Und man ist genau so schlau wie vorher. Aber der Mensch wird nicht satt davon   und so wird das alles nur immer wieder ein Wiederholungsspiel bleiben, wovon der Mensch nie genug bekommt. Inge und ich wir haben alles ausgekostet, was es zu kosten gab, und was das Schoenste war: "Das man alt wird wie eine Kuh (ich war ja bereits 63), aber man lernt immer mehr dazu." Wir hatten danach noch eine wunderbare Woche, die wir zusammen verbrachten, nur ich moechte mich nicht staendig wiederholen. Ich habe Inge nicht versprochen, dass ich sie besuchen wuerde, aber wenn ich komme, wuerde ich sie vorher anrufen. Und so blieb es bis heute.  Ich habe Inge nie wieder gesehen wie so einige andere Frauen in meinem Leben, aber das war auch ein Teil meines Leben. Mein Leben war  immer davon gepraegt, mehr zu geben als zu nehmen, weil geben mehr Freude macht. Bis heute war ich immer ein offener Mensch, aber oft wurde diese Offenheit mit den Fuessen getreten.
 
Und so glaube ich, das in jedem Menschen Gutes und Boeses vorhanden ist. Aber zu sagen wir sind "die Gutmenschen, und ihr seid die Boesmenschen" das ist hirnrissig. "Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken verbergen zu koennen. Ja so verlaeuft die Zeit und man geht immer schneller in den tiefen einsamen menschlichen Herbst hinein. Der Rest des Jahres war so schnell an mir vorbeigezogen. Ich besuchte hier und da mal wieder den Kursaal und tanzte meine Runden mit der einen oder anderen Dame. Hier und da gab es auch mal eine "Reise ins Universum", die meistens wieder am "Bahnhof der Traeume" endeten. Uschi war  auch zwei oder dreimal bei mir, und hat meine Wohnung vom Staub befreit, auch hat sie meine Hemden gebuegelt, natuerlich habe ich ihr dafuer Geld gegeben, sodass sie immer zufrieden war. Uschi war immer hilfsbereit.
 
Ich besuchte gelegentlich wieder einmal Schwester Liesel und ihren Mann Adolf Tepper. Was aus Erna Tepper nun geworden ist weiss ich nicht, sie hatte ja Demenz. Es war sicherlich auch nicht so einfach fuer ihren Enkel Andreas Tepper und seine Frau, die Oma zu pflegen. Ich habe nie wieder etwas von dieser Familie gehoert. 1999 wurde ich im Januar 64 Jahre alt, ich habe diesen Geburtstag ganz allein am Nachmittag in einem netten Kaffee in Bad-Bevensen verbracht, bei Kaffee und Buttercremetorte. Ich habe meine Zeit damit verbracht, in dem ich in einer Zeitung herumblaetterte, es war im Januar immer noch sehr frueh dunkel, so habe ich mich um 17 Uhr auf den Weg gemacht und fuhr zu mir nach Hause. Machte das Fernsehen an und schaute fern, da klingelte das Telefon, es war meine Tochter Rita die mir zu meinem Geburtstag gratulierte. Da sie auch gerade wieder mitten im Winter Fruehlingsgefuehle verspürte, dauerte unser Gespraech auch nicht so lange. Glueckliche Menschen sollte man in dem Glauben lassen, dass dieses Glueck ewig haelt.
 
Denn der Alltag kommt sehr schnell wieder. Ich haette gern mehr fuer meine Tochter Rita tun wollen, doch das Leben hat mir in den ersten 47 Jahren schwer zugesetzt. Was du selbst nicht erfahren hast, kannst du auch nicht weitergeben. Als ich damals 1978/79 meine Christa kennenlernte erfuhr ich und lernte die wahre Liebe kennen zwischen zwei Menschen, die Liebe, die alles gibt, die Liebe die nicht staendig Fragen hat, warum, wieso weshalb? Liebe, die alles traegt und wie schon erwaehnt die alles gibt, Liebe die dir Hoffnung gibt. Im ersten Korinther 13 ab Vers 4 heisst es: Die Liebe ist langmuetig und freundlich, die Liebe eifert  nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie blaeht sich nicht auf. Vers 5: Sie verhaelt sich nicht ungehoerig, sie sucht nicht das ihre, sie laesst sich nicht erbittern, sie rechnet das Boese nicht zu. Vers 6: Sie freut sich nicht ueber die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit. Vers 7: sie ertraegt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles. Die Liebe hoert niemals auf. In Vers 13: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung Liebe diese drei; aber die Liebe ist die groesste unter ihnen.
 
Nicht  alles, aber vieles von dieser Liebe hat Christa eingeloest als wir uns kennen lernten. Und es war sie, die meiner gequaelten Seele an zwei Stellen Frieden gab. Die Liebe der Gefuehle und die Liebe meinen Willen zu staerken, was mir bis dahin kein anderer Mensch geben konnte. Ich habe es damals so empfunden. Was mir noch fehlte war meine Verstandesliebe hin zur geistlichen Liebe, die ich ja dann 2 Jahre spaeter 1982 in Wolfenbuettel fand, waehrend eines Nachmittags im Gottesdienst, denn am 18.12.1982 um 15 Uhr 20 fand ich Jesus Christus meinen Heiland. Ich weiss, ich habe das bewusst hier in diesem Abschnitt wiederholt. Einmal als Zeugnis, und um zu zeigen, dass wir nicht das Recht haben einen anderen Menschen, und wenn wir diesen auch noch so lieb haben, fest halten zu wollen.
 
Kein Mensch hat dieses Recht, sondern die Liebe vergibt. Vergebung ist wichtig fuer unsere Seele. Ob Christa mich nun geliebt hat, so wie ich es tat, das weiss nur der Schoepfer allein. Und trotzdem will ich dankbar sein fuer die 19 Jahre, denn sie gab mir ihre schoensten und wertvollsten Jahre meines Lebens. Vom 34. Lebensjahr bis hin zum 53. Lebensjahr. Das war wirklich ein Geschenk an mich. Nun die Scheidung laeuft und es wird noch im diesem Jahr soweit sein, dass ich wieder frei sein werde, um mich wieder ins naechste Abenteuer zu stürzen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
                                                                                                                    
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Gloria meine Retterin
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35.  Gloria meine Retterin
Es war anfangs Mai 1999 als ich mal wieder bei Fred und Baerbel
vorbei fuhr dort in Kirchweyhe an der Tankstelle. "Ja Joachim du hast es gut jammerte Baerbel vor sich hin, bist allein und kannst machen was du willst." "Na ihr zwei koennt euch doch nicht beschweren, habt alles was ihr braucht, habt keine Kinder und ihr faehrt jedes Jahr richtig in Urlaub, also was regst du dich auf Baerbel! Schau nach vorn, du bekommst doch auch schon Rente und das hier ist nur das Urlaubs Taschengeld, was ihr hier verdient, also ihr habt es wirklich gut. Natuerlich ich habe es auch gut und kann schalten und walten wie ich will." "Ja aber wir nicht, wir sind hier gebunden, tagtaeglich musste hier puenktlich den Laden aufmachen, du weisst es doch, ihr habt oft genug Urlaubsvertretung fuer uns gemacht." "Ja, aber Baerbel man muss wissen was man will man kann nicht alles haben. Wo ist denn Fred?" "Ach der liegt Zuhause und pennt." "Er ist doch erst 62 Jahre alt, da muss er doch noch Kraft haben? Ja ich weiss, es sind seine bloeden Depressionen und das geht nun schon ueber Jahre so." "Weisst du Joachim ich bin jetzt auch schon 61 Jahre alt. Ich muss meistens alles alleine machen, Fred kann nichts mehr. Zu Hause hockt er nur rum und hier muss ich aufpassen, dass alles richtig laeuft. Auch abends das Geld zur Bank bringen, das mach ich alles alleine." "Ja Baerbel dann macht doch Schluss hier, die Tankstelle ist doch nur gemietet. Melde dich in Hamburg ab und die sollen sehen wie sie einen neuen finden." Ja du musst drei Monate vorher kuendigen." "Na dann mach das doch und ihr habt wieder Frieden im Haus". "Na, ich muss nochmals mit Fred reden" "So dann will ich mal wieder die Biene machen, also Baerbel Kopf hoch und Bauch einziehen klappt immer." Sie lachte und hatte Traenen in den Augen. "Ach Joachim du hast es gut".

Uebrigens Baerbel, was macht denn deine Philippina?" die du mir andrehen wolltest? Schon war sie wieder voll da. Mensch ja, die Kleine war hier schon mal verheiratet in Rosche mit einem deutschen Rentner, der nun schon seit einem Jahr tot ist. Er war auch in Bad-Bevensen in der Klinik, und kurz nach seiner Operation ist er verstorben. Sie hat das Haus geerbt und einen ganz neuen VW Polo Sport. Baerbel kannst du das organisieren, dass wir uns im Kaffee treffen wo der kleine Wasserfall war, ich glaube das Fluesschen heisst Stederau welches in die Ilmenau fliesst ? Ruf mich dann an, ich komme dort hin, kommt die Schwester von der kleinen Philippina auch mit?" "Ja ich glaube schon, alleine wird die Kleine nicht herkommen. Ok Bärbel versuchen wir es mal, denn alleine macht das Leben gerade im Alter keinen Spass, und wer passt auf mich auf, wenn ich nicht mehr aus dem Bett komme?" "Na nun uebertreibe mal nicht." "Also mach es gut Baerbel." Ich kaufte noch bei Realkauf ein und fuhr dann wieder zurueck nach Bad-Bevensen. Als ich meine Sachen zu Hause verstaut hatte, fuhr ich noch zur Herzklinik und stellte dort mein Auto ab, und machte meinen Spaziergang, und so konnte ich abschalten von dem Gespraech mit Baerbel. Sie hatte es sicherlich nicht leicht mit Fred, denn Fred war sehr ruhig er jammerte nicht er redete kaum mal ein Wort ueber seine Krankheit.
 
Im Mai 1999 rief mich Baerbel Josten an, und fragte mich: "Joachim, wann wuerde es dir passen eine Verabredung mit der Philippina Gloria und ihrer Schwester Melinda?" "Ja, das weiss ich auch nicht Baerbel, mach doch einfach einen Termin aus und sag mir Bescheid, wir koennen dann wie ich es dir schon mal erklaert habe in dem Kaffee am Wasserfall treffen. Ruf mich bitte abends vorher an, ist das ok Baerbel?" "Ja ist gut Joachim." So vergingen wieder ein paar Tage und dann klingelte abends das Telefon, das mein Leben  total veraendern sollte. "Hallo Joachim". "Hallo Baerbel" Ich habe die Verabredung fuer morgen Nachmittag einberufen gegen 15 Uhr, ist das  ok?" Ja Baerbel ich werde schon frueher da sein, du kannst doch auch frueher kommen, lass Fred ruhig ein bisschen arbeiten er macht sich eh nicht kaputt. Also dann sehen wir uns morgen 14 Uhr 30 im Kaffee, finden die zwei das Kaffee auch? Na klar wir haben da schon oefter zusammen gesessen Joachim." Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen und danke fuer deinen Anruf." "Ist schon gebucht."
 
Um 14 Uhr 30 betrat ich das Kaffee am Wasserfall und Baerbel wartete schon auf mich. "Oh hallo Joachim, freue mich dich zu sehen. Hoffentlich klappt alles ich bin ganz aufgeregt." "Na nun mach nicht gleich in die Hosen, denn es geht doch um mich.""Ja und trotzdem bin ich aufgeregt. "Ich bestellte uns eine Tasse Kaffee  und wir unterhielten uns wie so oft ueber ihren Fred. Dann um 15 Uhr standen die zwei Philippinas vor dem Kaffee, aber sie kamen nicht herein, und so ging Baerbel hinaus und brachte die netten Frauen an unseren Tisch. Sie sprachen beide Deutsch, das war fuer mich schon mal ein Pluspunkt. Diejenige, die sich als Gloria vorstellte, war ein bisschen zurueckhaltend, und ganz schlicht angezogen, dagegen war ihre Schwester Melinda aufgeschlossener und weltoffener. Ich bestellte nochmals fuer uns je ein Kaennchen Kaffee, Gloria trank keinen Kaffee also bekam sie eine Kaennchen Kakao. Baerbel und Melinda haben vor einigen Jahren mal zusammen bei ein und derselben Keksfabrik gearbeitet.
 
Baerbel redete wie ein Wasserfall und Melinda stand ihr in nichts nach. Gloria und ich wir unterhielten uns ueber ihren verstorbenen Mann, der vor gut einem Jahr an einer Herzoperation verstorben war. Sie erzählte mir, dass sie in Rosche bei Uelzen wohnte.  Es waere einfach schwer gewesen allein zu wohnen in dem grossen Haus und dazu noch 900 Quadratmeter Garten.  Sie war ganz alleine im Dorf und die einzige Auslaenderin. Auch erzaehlte sie, das sie zuerst viele Schwierigkeiten hatten beim Standesamt, wegen der Hochzeit, denn der Standesbeamte wollte, dieser Ehe nicht statt geben, und so ist ihr Mann damals zwischen Lueneburg hin und her getigert um die Erlaubnis zu bekommen. Nachdem der Standesbeamte versetzt worden war, kam ein neuer Beamter mit namens Schulz. Dieser machte keine Schwierigkeiten mehr und so wurden sie dann getraut. Ein paar Jahre spaeter hatte ihr Ehemann eine Herzoperation nicht ueberstanden und verstarb.
 
Und nun stand sie ganz alleine da, und es gab auch damals schon Sozialfaelle, wo die Kinder dieser Familien dann abends Radau machten vor ihrem Garten und sie staendig beschimpften, und im letzten Winter sogar mit Schneebaellen nach ihr warfen, wenn sie draussen war oder zur ihrer Garage ging. Als nun Ihre Schwester Melinda fertig war mit ihrer Unterhaltung, sagte Gloria: "Melinda wann wolltest du wieder nach Hause fahren, denn ich habe noch im Garten zu tun. Und ich muss dich auch noch nach Ebstorf bringen. Wir gingen nun wieder auseinander, so wie wir gekommen waren, ohne das wir irgendeine Verabredung getroffen hatten. Es war wohl 18 Uhr als ich zu Hause ankam. Ich duschte mich zog mich nett an, denn heute war Samstag und ich wusste, dass heute wieder ein Tanzabend um 20 Uhr stattfand.  Als ich fertig angezogen war, fuhr ich zum Hotel, parkte vor dem Kurhotel und ass dort zu Abend. Auch war ich ja hier schon mit Inge ein paarmal gewesen. Irgendwie fehlte sie mir schon, denn sie hatte immer ein Laecheln im Gesicht.
 
Als die Tanzmusik anfing setzte ich mich in den Saal und traf die Frau wieder, mit der ich schon mal eine Nacht in meiner Wohnung verbracht hatte. Ich wusste nur, dass ihre Mutter hier in der Zuckerklinik lag und dass sie fast jedes Wochenende hier ihre Mutter besuchte, die auch schon sehr alt war. Ihre Mutter sollte sich hier in der Klinik erholen, sie wurde auch gut behandelt. So haben Nadine und ich uns einen schoenen zweiten Abend gemacht und wir hatten natuerlich viel Spass, denn unsere Koerper kannten sich schon. Als der Letzte Tanz gespielt wurde, machten wir uns auf den Weg zu meiner Wohnung. Das Auto blieb auf dem Parkplatz vor dem Hotel. Heute habe ich mehr ueber Nadine erfahren, sie war 57 Jahre alt und geschieden. Sie arbeitete als Sekretaerin  bei einer  Lebensversicherung in Hamburg. Sie sah eigentlich ganz nett aus, und war eine anschmiegsame, gefuehlsvolle Frau, die auch wusste was sie wollte und keine Hemmungen kannte, und das war es, was mich so verrueckt machte, denn ich bekam immer eine Gaensehaut. Sie blieb bei mir bis zum anderen Morgen.
 
Am anderen Morgen fruehstueckten wir gemeinsam in meiner Kueche, und besuchten auch noch mal das Universum. Dann brachte ich sie zu ihrem Hotel, und das war es. Ich habe diese Nadine nie wieder in meinem Leben gesehen. Am Nachmittag fuhr ich wieder nach Uelzen und besuchte Baerbel an der Tankstelle. Sag mal Baerbel kannst du mir die Telefonnummer von Gloria besorgen? "Klar Joachim mache ich gleich". Und schon hatte sie den Telefonhoerer in der Hand und zehn Minuten spaeter hatte ich die Nummer von Gloria. So konnte ich sie gleich am Abend anrufen, um so ein wenig meine Zeit abends zu vertreiben, und vielleicht wird es ja doch etwas zwischen uns. Ich wollte sie auch mal alleine ohne ihre Schwester treffen. So rief ich sie einfach um 19 Uhr an, doch es dauerte eine ganze Weile bis Gloria ans Telefon kam. "Ja". "Hier ist Joachim, wir haben uns vor ein paar Tagen im Kaffee getroffen mit deiner Schwester Melinda, und ich wollte nur mal nachfragen, ob ich dich auch mal besuchen darf, ich haette gerne mal dein Haus gesehen, deinen Polo kenne ich schon, sie lachte und sagte: "Du bist ja ein ganz schneller, wie kommst du zu meiner Telefonnummer?" "Eigentlich kann man die in jedem Telefonbuch finden, aber da ich deinen Nachnamen nicht kannte, habe ich  Baerbel gefragt und die hat deine Schwester angerufen und so bin ich zu deiner Nummer gekommen". "Hoer mal Joachim, ruf mich doch bitte um 21 Uhr an, denn ich habe noch im Garten etwas zu tun, das ich gerne fertig haben moechte." "Ok dann bis spaeter." Um 21 Uhr rief ich an und sie kam gleich ans Telefon. "Ja nun habe ich Zeit dir zuzuhoeren." "Sag mal Gloria wie ist denn dein Nachname?" "Ganz einfach Meyer, mein Geburtsname ist Rollan ich bin 1957 geboren. Habe 55 Kilo ansonsten ist alles an mir dran, was eine Frau haben sollte. Und was ist mit dir?"
 
"Na ich bin 1935 geboren, bin 64 Jahre alt heisse Joachim Klaus Wollschon, stehe in Scheidung und suche eine Frau, wie hast du gesagt: ansonsten ist alles an mir dran was eine Frau haben sollte. Auch bei mir ist alles dran was ein Mann haben sollte." "Ich merke schon du hast keine Zeit, du bist einer von der schnellen Truppe. Weisst du im Moment bin ich hier schwer am Aufraeumen, mein verstorbener Mann hat alles gebrauchen koennen. Ich habe soviel alte Zeitungen im Keller, dass ich ganz Uelzen damit beliefern koennte, dazu kommen so viel alte Sachen, die ich alle erst noch zum Altwarenhaendler bringen muss. Ich raeume schon fast ein Jahr den Keller auf nur ich werde nicht fertig damit." "Vielleicht kann ich dir ja dabei helfen, wenn du die Hilfe annehmen wuerdest?" Und so flagsten wir hin und her. "Ich rufe dich morgen wieder um 21 Uhr an, ist das Ok?" "Joachim ich habe nichts dagegen, warte noch eine Woche, dann kannst du mich besuchen, und dann wirst du sehen, dass ich nie alleine hier fertig werde. Gerd mein verstorbener Mann konnte sich nicht trennen von dem alten Kram.
 
So rief ich jeden Abend an und die Gespraeche wurden immer laenger und intensiver, dann etwa nach einer Woche fragte ich: "darf ich nun mal vorbeikommen?" " Das hatten wir doch ausgemacht." Gut dann bin ich morgen um 11 Uhr bei euch an der Dorfapotheke, du kannst mich dort abholen, sonst finde ich dein Haus nacher nicht Ok? "Ja, Joachim ich warte bei der Apotheke." "Also dann bis Morgen." Am anderen Tag fuhr ich um 10 Uhr von zu Hause los und war um 10 Uhr 45 schon da an der Apotheke, schraeg gegen ueber war das Wirtshaus vom Dorf. Dann war sie ploetzlich da mit ihrem kleinen VW Polo Supersport. Sie stieg aus und wir begruessten uns, dann fuhr sie vorne weg und 3 Minuten spaeter standen wir bei ihr vor der Tuer. Sie fuhr ihren Wagen gleich in die Garage und ich durfte auf dem Hof parken. Es war ein schoenes Anwesen, das Haus war nach Bauhausart gebaut, einfach und schlicht, wir gingen gemeinsam um das Haus und sie zeigte mir auch den grossen Garten.
 
Dort gab es Birnbaeume, verschiedene Aepfelbaumarten und viele
Johannesbeeren, Stachelbeeren und Erdbeeren. Der Garten war mit Gemuesepflanzen bedeckt, nur was will ein einzelner Mensch mit so viel Gemuese und Obst? Rund um das Haus war ein reines Blumenmeer mit etwa 10-20 verschiedenen Sorten. Mir hat das Haus gut gefallen. Von der Hofseite her, fuehrte eine grosse Treppe hinunter zum Keller. Weit gefehlt, es war eine komplette Wohnung unten, denn ihr Ehemann hat zuerst den Keller als Wohnung ausgebaut, als das Untergeschoss fertig war, zog er mit seiner ersten Frau gleich ein, und konnte so langsam weiter bauen, denn er hat das ganze Haus alleine gebaut. Er war wohl Stellmacher von Beruf. Nur beim Dach brauchte er einen oder zwei Gehilfen. Gegenueber des Hauses standen zwei Holzschuppen, wo  seine Geraete und Werkzeuge untergebracht waren. Das Haus hatte 81 Quadratmeter Wohnflaeche mit dem ausgebauten Keller waren es 160 Quadratmeter. Oben war eine Kueche, ein grosses Wohzimmer, ein Schlafzimmer sowie ein kleines Fernsehzimmer und und eine Toilette mit Dusche.
 
Sogleich ging es mir durch den Kopf, wenn ich hier einziehen sollte, muesste ich alles renovieren, die Zimmerdecken waren alle mit Nut und Federholz bekleidet und braun gestrichen so sahen alle Zimmerdecken aus. Also ich muesste die ganzen Zimmerdecken weiss streichen lassen, im kleinem Zimmer stand eine alte Couch (Kautsch) die muesste sofort raus und alles neu tapeziert werden Wohnzimmer und Kueche das gleiche. Dann sassen wir im Wohnzimmer, da stand ein uralter grosser Scheibtisch. Wir unterhielten uns und ich muss sagen ich fand Gloria gar nicht so uebel, ja naturlich sie ist eine Asiatin, und ich war ein weisser Europaeer. Hier kamen zwei Welten zusammen nach eineinhalb Stunden verabschiedete ich mich an der Haustuer, ich gab ihr meine Hand und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, und gab mir einen Kuss. Wir drueckten uns ganz kurz und dann sagte sie, "komm bitte wieder, ja?" "Ja  ich komme wieder. Es war ein komischer Abschied, aber ich bin ja gern bereit.
 
Da es noch frueher Nachmittag war fuhr ich nach Uelzen und besuchte Uschi. "Ach Joachim find ich gut, dass du mich besuchst. Finde heute einfach den Tag nicht, mir gehen wieder so viele Dinge durch den Kopf, und mein Geld reicht hinten und vorne nicht. Und die Putzerei geht mir ganz schoen auf die Knochen, aber ich muss sehen, dass es weiter geht." "Uschi es geht irgendwie immer weiter, nur nicht so viel gruebeln, das bringt gar nichts. Uschi ich habe eine Philippina kennen gelernt, und du kennst ihre Schwester Melinda". "Ich soll ihre Schwester kennen? Ja Melinda aus Ebstorf, ja wir haben zusammen mit Baerbel Josten hier in Uelzen in der Keksfabrik gearbeitet, ach war eine schoene Zeit. Sie ist doch auch mit einen Deutschen verheiratet. Jetzt weiss ich es wieder sie heisst wohl Blumenberg. Melinda kam immer mit einen weissen Mitsubishi Pajero. Da war sie immer so stolz drauf, aber die konnte reden wie ein Wasserfall ohne Pause. Privat hab ich sie nicht kennen gelernt, Ich glaube Gloria habe ich auch schon mal gesehen".
 
Ich war heute bei Gloria gewesen und habe mich da mal umgesehen. Sie hat ja ein nettes Haus und einen sehr grossen Garten, nur im Haus da müsste man eine Menge Geld investieren. Da muss die alte Kohleheitzung raus und eine neue Gasheitzung eingebaut werden, innen alles neu streichen und tapezieren sowie eine Kueche müsste man  auch noch kaufen und einen neuen Herd und einen Kuehlschrank. Ueber den Daumen würde das mindestens 90'000 DM kosten, ist das die Sache wert, fragte ich  Uschi? Ich wuerde da nicht so einziehen, wie es heute aussieht. Denn ihr erster Mann hatte wohl eine eigenartige Art zu leben. Er hat auch nur eine kleine Rente bekommen, aber fuers Vaterland durfte er seine Knochen hinhalten, und die Elite sitzt zu Hause rum. Genau wie heute unsere Politiker." "Na versuchen kannst du es doch mal mit ihr und vielleicht ist sie ja eine gute Hausfrau, und du bist nicht mehr allein, denn darum geht es dir doch. "Ja du hast recht Uschi. Sag mal hast du denn kein Kontakt mehr mit Baerbel? Ihr wart doch sonst immer oefter bei Eduscho zusammen Kaffee trinken? Ach weiss du Baerbel sabbelt zu viel und zu laut, die Leute schauen dann schon mal rueber zu uns, nein das muss nicht sein Joachim."
 
"Ich werde Morgen mal zu meiner Tochter Rita nach Monheim fahren, war nun auch schon einige Jahre lang nicht mehr dort. Wenn bei ihr der Haussegen schief hing, dann ja dann erinnert man sich, ach ja da war ja noch der Papa, aber ich war ja nun auch nicht gerade ein Vorzeigevater, und unsere beider Seelen waren schwer angeschlagen. Meine Seele wurde damals zerschmettert durch die Erlebnisse des letzten Krieges und die ekelerregenden Erlebnisse mit meiner Mutter. Und es war niemand da dem ich mich anvertrauen konnte und so schleppte ich es fast mein halbes Leben lang mit mir herum. Dann machte es "knacks" dank der Liebe einer Frau. Meine Tochter litt darunter, dass sie ihren Vater gar nicht kannte als sie klein war, sie hatte keine Mutter, die sie liebte, aber auch keinen Vater mit dem sie haette sprechen koennen. Ich selbst habe meinen Frieden gefunden.
 
Rita leidet oft heute noch darunter, und das macht mich dann wieder traurig. Ja Uschi es gibt viele Einzelschicksale, Ich mach mir heute noch Sorgen um meine Tochter, nur wir koennen nichts nachholen." "Joachim meine Geschichte kennst du fast besser als ich, denn du warst damals immer dabei wenn wir uns trafen, am alten Frischmarkt. Ich werde wohl mein ganzes Leben damit zu tun haben mit den Depressionen." " So Uschi danke dir, dass du mir zugehoert hast." "Komm ruhig oefter mal vorbei, und bring doch die Gloria einfach mal mit Joachim." "Mach ich Uschi und danke fuer den Kaffee." Dann fuhr ich nach Hause und am Abend rief ich Gloria  an, doch ihre Stimme klang so komisch, dann merkte ich, dass sie auf etwas herumkaute. "Joachim ich esse gerade Abendbrot." "Wollte nochmals danke sagen fuer den Ueberraschungskuss." "Nun bring mich nicht in Verlegenheit, weisst du ich bin schon lange aus der Uebung, und habe viel nachzuholen."  Und sie lachte und lachte.
 
Dann sagte ich zu ihr: Gloria ich werde Morgen zu meiner Tochter nach Monheim fahren und vielleicht zwei Tage dortbleiben. Ich rufe dich morgen Abend wieder kurz an ja?" "Ist gut, wir haben ja noch Zeit, ich moechte unbedingt den Garten erst fertig haben, dass wir Ruhe haben wenn du kommst." "Ok dann bis Morgen denn ich will noch ein paar Sachen einpacken, Tschuess." Ich legte mir alles zurecht und dann legte ich mich um 22 Uhr hin. Rita wusste, dass ich sie besuchen wollte. 5 Uhr Morgens sauste ich los und war um 8 Uhr bei ihr, ich hatte Broetchen beim Baecker in Langenfeld gekauft, denn den Baecker kannte ich von frueher als ich noch dort wohnte. Natuerlich habe ich sie aus dem Bett geholt, doch Rita machte gleich Kaffee und so konnten wir zusammen fruehstuecken. Marie Theres, ihre Tochter musste um 9 Uhr zur Schule. Wolfgang mein Schwiegersohn war schon vor sieben Uhr unterwegs nach Duesseldorf, denn er arbeitete seit 25 Jahren bei Bosch. Sie lebten in einer Mietwohnug.
 
Einige Jahre spaeter erbte Wolfgang das Haus von seinem Vater, der frueher bei der Post angestellt war. "Rita was ist denn nun mit deiner Wohnung und was macht dein Sohn Markus ?" "Markus hat die Wohnung fuer sich uebernommen und lebt da nun ganz alleine. Aber was will denn der Junge mit so einer grossen Wohnung, Rita ? Na gut ihr muesst wissen was ihr wollt. Ich werde mir eine neue Frau zu legen, denn alleine ist das zu langweilig für mich, ich habe da eine  Philippina kennengelernt, sie hat ein Haus und so bin ich nicht mehr so allein." "Aber warum ziehst du nicht hierher zu uns nach Monheim. "Ja und dann Schatz, dann bin ich auch allein". Ja aber wir sind auch hier. Ja Rita noch geht es mir gut, bin ja erst 64, aber was ist, wenn ich aelter werde und eine Hilfe brauche in der Wohnung, wirst du mich pflegen?" "Na Papa das kann ich nicht."Also was soll ich hier, und meine Rente ist auch viel zu klein um in einem Heim unterzukommen Rita. Also muss ich schauen, dass jetzt noch eine Frau finde, die fuer mich da ist, denn noch geht es, aber man weiss ja nie was im Leben passiert.
 
Leb du dein Leben, du hast deine Kinder wenn auch nicht alle, aber du bist nicht allein so wie ich.  Lass deinen Vater ziehen, es koennte auch sein, dass wir nach den Philippinen auswandern, das weiss ich noch nicht. Ich blieb bis 15 Uhr, dann verabschiedete ich mich, und trat die Heimreise an. Wolfgang mein Schwiergersohn und ich haben bis heute keinen guten Draht gefunden. Ich weiss natuerlich nicht, was meine Tochter alles ueber mich erzaehlt hat. Es ist da eine Blockade zwischen uns beiden, ich finde auch kein Thema, worueber wir uns unterhalten koennten. Er ist sicher ein guter Mensch, aber etwas sehr von sich eingenommen, sehr erhaben oder aber auch etwas verklemmt, als wenn er sagen wollte: " Ha wer bist denn du? Natuerlich mag ich den Jungen, zumal er auch ein erwachsener fleissiger junger Mann ist, und fuer seine Familie sorgt. Wichtig ist, dass meine Tochter gluecklich ist, ich muss ja nicht mit ihm leben. Ich habe keinen Groll gegen ihn. Ich mag ihn aber das ist einseitig. Um 18 Uhr 30 war ich wieder zuhause. Ich suchte ein Restaurant auf und ass dort etwas, ich wollte zuhause nicht erst anfangen zu kochen.
 
Um 21 Uhr rief ich Gloria wieder an. Na wie weit bist du mit deinem Garten?" "Du kannst ja am Samstag her kommen dann schau dir an was ich alles geschafft habe, und so gingen die Gespraeche hin und her nach einer halben Stunde habe ich dann Schluss gemacht, und erklaert, dass ich am Samstag 14 Uhr bei ihr sein wuerde. So lag ich dann um 22 Uhr im Bett, denn die Fahrt war doch ziemlich anstrengend, es waren doch immerhin gut 800 Km hin und zurueck nach Monheim. Ich bin auch gleich eingeschlafen. Am Samstag holte ich noch zwei grosse Stueck Schwarzwaelder Kirschtorte in Bad-Bevensen, dann fuhr ich rueber nach Rosche zu Gloria. Ich war etwas frueher da, aber das machte ihr nichts aus. Sie war staendig in Bewegung. Da sie ueberhaupt keinen Kaffee trank und Alkohol war auch tabu, kam nicht so richtig Stimmung auf. So ging ich nach draussen und sah mir wieder den Garten an. Vieles war schon am Bluehen, was sie so ums Haus herum gepflanzt hatte, doch der Gemuesegarten und die vielen Erdbeeren das war einfach zuviel Arbeit.
 
Ich wollte auch nicht den Rest meines Lebens im Garten verweilen und arbeiten. Gloria stellte draussen einen kleinen Tisch hin und wir assen dann zusammen unseren Kuchen ich bekam meinen Kaffee und sie trank Limo dazu. Das war schon ein komisches Kaffeekraenzchen. Ich ueberlegte: soll ich bleiben oder nach Hause fahren, denn irgendwie kam keine Stimmung auf. Nach dem Kaffee sagte sie: "Komm rein wir setzen uns ins Wohnzimmer, da koennen wir uns ja da weiter unterhalten. Was wir dann auch taten sie setzte sich neben mich und wurde immer unruhiger, sie sagte sie waere nun auch schon solange alleine und ohne Mann ist es einfach zu oede und leer. Ich legte ihr meinen Arm um die Schulter, zog sie ein wenig an mich heran, und da war es um sie geschehen. Nach dem wir wieder auf die Erde zurueck waren, haben wir erst mal gar nichts gesagt. Dann ging ich in die Dusche und zog mich wieder  richtig an und ging ins Wohnzimmer, Gloria ging ebenfalls unter die Dusche aber sie zog nur ihre kurze Hose und eine leichte Bluse an.
 
Aber sie war wirklich eine richtig nette Frau, und konnte auch wenn sie wollte mit den Hueften wackeln, im Grunde hatte sie mich verfuehrt nicht umgekehrt. Aber das spielt doch keine Rolle, wichtig war, dass wir bekommen haben was jeder wollte. Dann fragte ich ob sie sich vorstellen koennte dass wir zusammen wohnen koennten, sie nickte mit dem Kopf. "Gloria ich moechte, dass du mit zu mir kommst, und dir anschaust wie ich wohne, geht das. Wir fahren dann Sonntag Nachmittag nach Rosche zu dir ist das Ok?" "Ja Achim" "Gut, dann schliess hier alles gut zu und vergiss deine Garage nicht abzuschliessen". Dann zogen wir direkt rueber nach Bad-Bevensen. Ich zeigte ihr meine Wohnung und sie war richtig ueberrascht wie ordentlich alles bei mir war, nun es war ja auch noch alles neu, ich wohnte jetzt ein Jahr in dieser Wohnung. Und die Wohnung hat schon so manchen (weiblichen) Besuch gesehen. Wir setzte uns auf meine Couch und machten es uns bequem. Ich trank ein Bier sie bekam einen gruenen Tee, weil sie es so wollte.
 
"Moechtest du deine Schwester anrufen?" "Nein lieber nicht, ich sage es ihr morgen Abend wenn wir alleine sind, sonst geht gleich die Welt unter, denn sie muss immer alles wissen." Aber das geht doch nicht Gloria, dass du dich herumkommandieren laesst von deiner Schwester? Ich deckte uns den Abendbrot Tisch und machte eine Flasche Weisswein auf und goss ihr Glas etwa halb voll, sie laechelte mich an. Nach dem Essen wusch ich schnell ab dann unterhielten wir uns, so erfuhr ich, dass Gloria am 17. Juli Geburtstag hatte, und sie sagte, dass wir dann gleich Verlobung feiern sollten, aber ich erklärte ihr, dass ich noch auf meine Scheidung warten musste. Da Gloria keinen Alkohol trank, wurde sie nun von dem halben Glas Wein richtig lustig, wir verschwanden beide gleich ins Schlafzimmer, suchten uns einen Raketenbahnhof und liessen uns direkt ins Universum schiessen so konnten wir die Sterne nicht nur sehen sondern auch fuehlen, es ist immer wieder ein herrliches Gefuehl, wenn wir dann wieder auf unseren Planeten Landen duerfen. Und so schliefen wir bis zum Morgen durch. Wir duschten zusammen und ich machte uns das Fruehstueck. Waehrend des Fruehstuecks, unterhielten wir uns ueber die bevorstehende Renovation von Gloria's Haus. 
 
Im July 1999 feierten wir Glorias Geburtstag und gleichzeitig unsere Verlobung, Gloria wollte es so. Anwesend waren bei dieser Feier: Ihre Schwester Melinda mit ihrem Mann Manfred und deren Sohn Ian, Glorias Freundin Emie mit ihrem Mann Joerg und deren kleiner Sohn, sowie E-Melissa und ihr Mann Horst. E-Melissa war die Nichte Von Gloria und Melinda. Melinda hatte ihre Nichte an einen alten Mann verschachert, E-Melissa war wohl erst 25 Jahre alt als sie heirateten, und Horst stand kurz vor der Rente. Die Verlobung und die Geburtstagfeier dauerten nur zwei Stunden, denn es war, keine Geburtstagsfeier sondern eher eine Beerdigungsfeier. Den Verwandten von Gloria passte wohl meine Nase nicht. Ich habe das ueber mich ergehen lassen, und von da an stand fuer mich fest, das waren nicht die Menschen, mit den ich Gemeinschaft pflegen wollte.  Wir verabschiedeten uns wie es sich gehoerte. Damit war die Sache fuer mich erledigt, wir fuhren zu mir nach Hause und wir beide feierten unsere Verlobung weiter in meiner Wohnung mit etwas Rotwein.
 
Wir fuhren ins Disneyland und da gab es viel zu sehen und wir spielten wie die Kinder und freuten uns des Lebens. Am naechsten Tag fuhren wir wieder nach Rosche und bestellten den Anstreicher- Meister, der unsere ganze Renovierung abnahm. Gloria und ich wir holten die alten Moebel aus der Wohnung, auch die Kueche kaufte ich neu und den E-Herd sowie den Kuehlschrank. Der grosse Schreibtisch, der oben im Wohnzimmer stand wurde nach unten in die Kellerwohnung transportiert. Die Kohlenheizung liess ich abbauen, dafuer liess ich eine Gasheizung einbauen. Weiter kaufte ich eine neue Couch und einen neuen Wohnzimmerschrank
und auch noch einen Kleiderschrank fuer meine Kleider. Helmut Luehr der Ingenieur von Transportbeton Uelzen,  machte uns eine neue Verfliesung im Badezimmer versetze das Klo. Er raeumte den Keller auf, dafuer durfte er mehr oder weniger das ganze Werkzeug mitnehmen, das wir nicht mehr brauchten.
 
Zur gleichen Zeit hat mein neuer Schwager, der Mann von Glorias Schwester saemtliche Apfel- und Birnbaeume umgesaegt. Dann bestellte ich einen  Gaertner, der das ganze Gelaende umpfluegte und einen ganz neuen Rasen ansaete. Danach wurde das Ganze mit einer kleinen Walze glatt gewalzt und anfangs September lachte uns schon der neue Rasen an, fuer Blumen und Erdbeeren habe ich genug Platz uebriggelassen. Das Ganze hat mich fast 95,000 DM gekostet. Wir kauften uns noch einen Rasenmaeher, so dass auch dieses Problem geloest war. Anfangs September zog ich um zu Gloria nach Rosche. Es war nur mein Schreibtisch, mein Auto und meine Waesche und Trinkglaeser, die ich mitzunehmen hatte.  Im Februar 2000, bekam ich einen Termin zur  Scheidungsverhandlung. Als wir eintrafen auf dem Gericht, waren Franz und Christa schon da. Es wurde uns die Scheidungsklage vorgelesen, man fragte uns beide ob wir damit einverstanden waeren.  Dann waren wir nach eineinhalb Jahren Wartezeit geschieden. Da Christa kein Geld hatte, uebernahm ich die ganzen Scheidungskosten.
 
Da Franz Tischler war und gut mit Holz umgehen konnte, bat ich 
Christa darum, ob Franz so nett sein wuerde, uns einen Vorbau vor unserer Hauseingangstuer zu bauen, denn wenn es stark regnet dann haut das Wasser die Kellertreppe herunter, und ich wollte das ganze geschuetzt haben. Einen Tag spaeter waren beide bei uns, Christa und Franz. Ich fuhr mit Franz zum Baumarkt und bestellte das ganze Material. Am nächsten Tag kamen beide wieder und Franz hat in 3 Tagen den Anbau fertig gehabt. Natuerlich habe ich ihm seine Arbeit bezahlt. Danach besuchten wir uns gegenseitig noch eine ganze Zeit. Aber ich merkte, dass das Geld, das ich von dem verkauften Haus erhalten habe zwischen uns stand. Christa hat von mir insgesamt 25'000 DM erhalten, aber sie kaufte sich gleich eine teure Kamera und andere Dinge dafuer. Sie hat mir fuer alles eine Quittung unterschrieben, auch dafuer, dass sie fuer die Graeber von Paul May, seiner Frau und dessen Sohn Reinhard aufkommen wuerde.
 
Was nun daraus geworden ist, weiss ich nicht. Am 10. April 2000 haben Gloria und ich geheiratet in Rosche. Unser Standesbeamter war ein Herr "Schulz" Unsere Trauzeugen waren Guenter Fischer und Uschi (Ursula Pein).  Guenter Fischer war ein Freund von Uschi, den ich auch schon einige Jahre kannte.Wir haben anschliessend in Uelzen gemeinsam zu Mittag gegessen, und anschliessend noch Kaffee und Kuchen in Bad-Bevensen eingenommen. Danach trennten wir uns und unser ganz normaler Alltag begann. Wir fuhren zurueck nach Rosche und feierten beide weiter bis uns die Augen zufielen. Nun kommt sicherlich die Frage auf, warum die Verlobungsgaeste nicht bei der Hochzeit dabei waren? Das war eine Angelegenheit zwischen den beiden Schwestern Gloria und Melinda, die ich hier nun nicht weiter erzaehlen moechte, denn es gab staendig Streitereien zwischen den beiden Schwestern. Anfangs Mai buchten wir einen Flug nach Cebu auf den Philippinen.
 
Dort hatte Gloria Verwandte die wir besuchten wollten. Dann als wir in der ersten Woche im Mai dorthin flogen, war das mein erster Flug ab Frankfuhrt nach den Philippinen. Wir landeten nach 12 Stunden in Hongkong.  Nach 8 Stunden Wartezeit startete der Weiterflug nach Cebu. Wir landeten in Cebu abensd um 21 Uhr. Als ich aus dem Flugzeug stieg glaubte ich wir seien in eine Sauna gelandet, denn es war eine eigenartige Waerme, wie ich das so noch nie erlebte hatte.  Obwohl ich mehrmals durch die arabische Wueste nach Riad gefahren bin und es 50 Grad heiss war. Doch hier schnappte ich nach Luft, ich merkte wie bei mir der Schweiss ausbrach, da die Luftfeuchtigkeit sehr hoch war. Die Verwandten warteten schon laengere Zeit auf uns. Wir liessen uns gleich in ein Hotel fahren, doch es war der reinste Schuppen, da liefen überall die Kakerlaken  herum, das war mir dann doch einfach zu viel. Ich liess Gloria uebersetzen, dass ich in ein vernuenftiges Hotel wollte, und beim zweiten Mal fanden wir ein Hotel das recht angenehm war.
 
Nur die Verwandten wagten kaum den Mund aufzumachen im Hotel. Nach einer Stunde waren wir endlich allein und nichts wie Schlafen. Der andere Morgen lachte uns an, wir nahmen uns ein Taxi und fuhren nach Catmon, das war eine kleine Stadt aus der ihre Eltern herkamen. Sie zogen dann spaeter nach Mindanao und bewirtschafteten dort eine Farm, die immerhin 24 Hektaren gross war. In Catmon besuchten wir eine Tante von Gloria die ganz allein in einer Bambushuette wohnte. Auch besuchten wir Cousinen  (Base)  und Cousins (Vetter), sie hatten alle vernuenftige Wohnungen und gingen auch alle einer Arbeit nach. Ein Cousin war Bauingenieur und hatte auch ein sehr schoenes Haus direkt am Meer, er wollte, dass wir das Haus kaufen sollten, doch man konnte schon sehen, dass das Haus einige Risse in den Waenden hatte, denn wenn da ein Sturm kommt schlagen die Wellen direkt ans Haus.  Nachdem wir alle Verwandten besucht hatten, waren wir abends wieder in unserem Hotel, denn wir hatten schon eine Schiffskarte nach Mindanao gebucht. 
 
(Cebu = philippinische Insel, 4840 qkm, rund 1,2 Mio. Einwohner. Hauptstadt von Cebu = Hafenstadt Cebu-City, 170'500 Einwohner (Stand im Jahre 1956)).
 
Es war wohl 10 Uhr morgens als wir das Schiff betraten, wir hatten eine Kabine in der Luxus-Klasse bestellt, denn es lagen 12 Stunden Ueberfahrt vor uns. Aber was ich dann als Kabine vorfand, war eine richtige dreckige Bude und hatte mit Luxus wenig zu tun. Die Kakerlaken waren dort ebenfalls zuhause, sie kamen sogar aus dem Wasserhahn und sie spazierten auf der Toilette herum als waer es ihr zu Hause. Das Bett war soweit in Ordnung. Dann als wir im Restaurant essen  wollten, man musste sich selbst bedienen, verschlug es mir die Sprache: ueberall Kakerlaken sie wanderten die Waende rauf und runter, ich habe nichts gegessen ich wartete bis Gloria satt war, dann spazierten wir auf dem Schiff herum, wo du hingeschaut hast waren Menschen, Menschen ohne Ende.
 
Auf dem Mitteldeck, waren lauter freie Betten, dort haben die Menschen die Nacht verbracht, ich machte mir so meine Gedanken, wenn ich da an Deutschland denke und an die Schiffe, die von Travemuende nach Schweden fuhren, das war reinster Luxus. Doch das hier wollte ich nie wieder erleben, aber ich muss ja wieder zurueck. Bis Mitternacht sassen wir beide oben auf dem Deck, dann hauten wir uns in unser Luxuszimmer und pennten bis wir die Sonne sahen. Etwa gegen Mittag waren wir im Hafen von Nasipit  (Buttuan). Von dort aus fuhren wir mit einem Minibus ueber Butuan City nach Cabadbaran, wo wir 2 Tage bei einer Freundin von Gloria wohnten. Es war ein wunderschoenes grosses Haus unten waren ein grosses Wohnzimmer etwa 40 Quadratmeter gross, eine Kueche die zum Hof fuehrte, sowie zwei Zimmer, die wir nie von innen sahen. Vom Wohnzimmer aus fuehrte eine Treppe nach oben, wo noch 3 Zimmer versteckt waren, wir schliefen im letzten Zimmer des Hauses oben. Von dort konnte man auch zum Balkon gehen, der sehr huebsch mit Blumen angelegt war. Rund um das Haus waren verschiedene Arten von Baeumen, die das Haus fast zudeckten mit Schatten, was natuerlich angenehm war bei der Hitze am Tag. Am zweiten Tag waren wir in einer Badeanstalt und haben uns da sehr schoen erholt von dem ganzen Stress, doch am 3. Tag nach dem Baden bekam meine Gloria hohes Fieber. Ich ging mehrmals mit einem Neffen Von Glorias Freundin ans Meer zum Baden, alleine durfte ich dort nicht hin, weil man Angst hatte, dass mir etwas zustossen koennte. Was natuerlich auch nicht das gelbe vom Ei war.
 
Am 4. Tag fuhren wir dann nach Calamba zu Glorias 9 Geschwistern. Dort blieben wir nur einige Stunden und dann fuhren dann wieder nach Cabadbaran und  kehrten noch bei Glorias Nichte ein, die dort ein Haus hatte. Danach fuhren wir zu Glorias Freundin zurueck. In der Nacht bekam auch ich hohes Fieber und wir beschlossen am anderen Tag, dass wir in ein Hotel ziehen wollten, sodass wir fuer uns alleine und unabhängig waren. Dann ein Tag spaeter besorgte Gloria fuer mich Medikamente, sodass mein Fieber zurueckgehen konnte. Dann am Nachmittag bekamen wir Besuch, es war eine Tante von Gloria, die unbedingt von mir auch 1000 Peso haben wollte, weil ich in Cebu auch einer Tante von Gloria 1000 Peso gegeben habe. Wie schnell doch die Post auf den Philippinen war, doch ansonsten dauert ein Brief 4 Wochen bis nach Europa. Zwei Tage spaeter war ich wieder fit.
 
Ich sagte zu Gloria, es waere gut, wenn wir uns heute  die Schiffskarten besorgten, so dass wir auch wieder eine Schlafkabine bekommen in der Luxus Klasse.  Wir organisierten uns ein  Motorrad und fuhren in Richtung Butuan, kurz vor Butuan drehte ein Tricycle (Motorrad mit Beiwagen) mitten auf der Hauptstrasse ohne ein Blinkerzeichen zu geben, und unser Mortorrad Fahrer konnte nicht mehr schnell genug bremsen, und so prallten wir mit voller Pulle in das Tricycle hinein. Gloria und ich flogen wie zwei Froesche etwa 7-8 Meter weit durch die Luft ueber diesen Seitenwagen hinweg. Unsere Papiere und das Geld, das wir besassen war alles in meiner kleinen Tasche.  Gloria war da doch reaktionfaehiger als ich, denn  das erste, was sie gleich an sich nahm war meine kleine Tasche. Ich selber habe einiges an Verletzungen abbekommen, auch Gloria blutete im Gesicht und an den Armen doch bei mir waren es das rechte Knie, der Ellbogen und Schuerfwunden am Kopf.
 
Nun hatten wir noch Glueck im Unglueck, denn auf der rechten Seite dort wo der Unfall passiert war, war auch das Krankenhaus, und auf der linken Seite ein sehr schoenes Hotel. Wir wurden dort im Krankenhaus behandelt und der Arzt sprach auch noch Deutsch, das war nun der erste Philippino, der Deutsch konnte, denn er hat in Deutschland studiert und auch noch einige Jahre in Berlin im Krankenhaus als Arzt gearbeitet. Sofort kam Freude in mir auf, da war jemand, der meine Sprache konnte. Er behandelte uns beiden sofort und wir bekamen jegliche Hilfe, er organisierte sofort, dass wir ein Zimmer im Hotel bekamen, welches gegenueber war. Als wir mit der Behandlung fertig waren, fuhr Gloria wieder zurueck ins Hotel nach Cabadbaran und holte unsere  Urlaubssachen. Dann versuchten wir zu schlafen, doch unsere Verletzungen brannten wie Feuer und an Schlaf war nicht zu denken. Gloria besorgte uns am naechsten Tag die Schiffskarten und ich wurde in der Zwischenzeit wieder im Kranhenhaus verarztet.
 
Und danach war Gloria an der Reihe. Es sollte ja unsere Hochzeitsreise sein, aber es war nichts anderes als eine Reise ins NICHTS. So habe ich das noch bis heute im Kopf. Ich sagte zu Gloria, nie im Leben werde ich hierher zurueckkommen, einmal und nie wieder! Aber Menschen koennen sich irren. Am naechsten Tag fuhren wir mit dem gleichen Schiff und mit den gleichen Kakerlaken zurueck nach Cebu. Vom Hafen fuhren wir gleich mit einem Taxi ins Marriott Hotel und liessen unsere Flugkarten umbuchen, und zahlten ordentlich drauf. Ich lag oben in meinem Zimmer und bekam schweren Durchfall, das heisst ich habe die ganz Nacht zwischen Bett und dem Klo verbracht. Wir hatten ein hervorragendes Zimmer und ich durfte nur Haferflocken essen der Teller kostete 350 Pesos das war im Jahr 2000. Ich bekam Kohletabletten und so verlief der nächste Tag schon etwas besser, aber ich zog das jetzt durch mit der Haferschleimsuppe. Am dritten Tag war es dann soweit und wir konnten den Rueckflug antreten.
 
Der Durchfall war zwar zurueckgegangen, dafuer bekam ich wieder Fieber. In Hongkong wechselten wir das Flugzeug und wir flogen den gleichen Luftweg wieder zurueck in Richtung Europa. Nach ein paar Stunden mussten wir meinen Knieverband wechseln, und das Bedienungspersonal  (Stewardess) war Gloria sehr behilflich, das  muss ich hier schon erwaehnen. Sie haben sich grosse Muehe gegeben, nur mein Fieber wollte nicht  aufhoeren. Ein Fluggast gab mir eine Tablette und nach ein paar Stunden war mein Fieber heruntergegangen, und ich konnte ein wenig schlafen, was mir gut bekommen ist. Wir landeten um 10 Uhr auf dem Flugplatz in Frankfurt. Dann nahmen wir den ICE und fuhren ueber Hannover nach Uelzen der Zug fuhr dann weiter nach Hamburg. In Uelzen nahmen wir ein Taxi und kurze Zeit spaeter waren wir wieder zu Hause. Ich war zwar geschafft, doch fand ich meine innere Ruhe wieder. Gloria machte mir einen Kamillen Tee, und dann konnte von mir aus die Welt untergehen, ich war zum Glück wieder zu Hause!
 
Ich bin zu meinem Hausarzt gefahren, der mich sehr gut behandelte und so kam ich langsam wieder auf die Beine nach meinem Unfall. Bei Gloria war das genauso, der Arzt hatte Gloria die Nase wieder auf Vordermann gebracht in Butuan, denn direkt unter der Nase hatte sie eine Risswunde, die dort gleich genaeht wurde. Ich habe das am Anfang gar nicht so mitbekommen. Da wird man so alt, und muss sich dann von Analphabeten beinahe tot fahren lassen. Ich war erst mal bedient von dem Land, und ganz besonders von Glorias Schwester Melinda, wir waren noch gar nicht da in Midanao, da hatte  Melinda uns beide schon schlecht gemacht in den Philippinen. Das war nun purer Neid, das Gloria mich geheiratet hat, und sie nun  Gloria nicht mehr ausnutzen konnte. Denn sie wollte anfangs
nach dem Tod von Glorias Mann, dass Gloria das Haus verkaufen sollte, und dass sie dann zu Melinda ziehen sollte. Aber Glorias Mann hatte ihr verboten, ihrer Schwester einen Pfennig zu geben von dem Erbe, da Melinda ihren Mann immer als Waldmenschen betitelt hat.
 
Als wir wieder gesundheitlich in Ordnung waren, konnten wir wieder Besuch empfangen, und auch zu Besuch fahren, denn es wimmelte von Philippinas bei uns in Uelzen, Dannenberg Luechow und Umgebung. Jedes Wochenende war man bei einer anderen Familie.  Da wurde dann gequatscht und "rasiert". Alle hatten Haeuser auf den Philippinen das es nur einfache Huetten waren, sagte keiner. Aber hier in Deutschland angeben, um sich die besten Maenner zu angeln, meistens alte Maenner, weil die lebten ja nicht mehr so lange.  Man hatte dann ausgesorgt. Das war das Credo von Melinda, denn sie wollte Gloria wieder einen reichen Rentner besorgen, nur diesmal hat Gloria alleine entschieden. Danach kamen Wochen, wo wir nirgends mehr hingegangen sind, Melinda hat uns ueberall in den Dreck gezogen, besonders mich, weil ich ihre Schwester aufgeklaert habe, dass sie Gloria nur ausnuetzte usw. Das ging soweit, dass sie Gloria einen Brief geschrieben hatte. Darin stand, dass wenn sie Gloria treffen wuerde auf einer Feier, sie ihr ins Gesicht schlagen wollte vor allen Leuten. Den Brief hat Gloria immer noch, obwohl das ganze schon 17 Jahre her ist. Gloria und ich wir fuehrten lange Gespraeche, was wir tun koennten, um aus dem Blickfeld ihrer Schwester zu kommen. Gloria hat Jahre lang gearbeitet, damit ihre Schwester die Ausbildung als Lehrerin abschliessen konnte. Doch sie zog es vor durch die Weltgeschichte zu ziehen, bis sie in Deutschland landete. Dort heiratete sie einen  Mann der fast Rentner war, doch er war verschuldet, durch seine Scheidung. Er hatte zwar ein Haus, aber sie hatten zu tun dass es weiter ging. Sie wollte eigentlich an das Geld meiner Frau, doch nun ist ihr Plan nicht aufgegangen.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Neuanfang und Endstation auf den Philippinen
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36.  Neuanfang und Endstation auf den Philippinen
Anfangs November 2000 sagte ich zu Gloria: Was haeltst du davon, wenn wir in deine Heimat ziehen? Sie war gleich damit einverstanden, nur in die Gegend wo all ihre  Geschwister lebten, wollten wir  nicht hinziehen. Denn da waren wir beide nicht gern gesehen, weil wir in deren Augen  zu geizig waren.  Du koenntest dein ganzes Vermoegen dort abladen, das waere in ein oder zwei Monaten verprasst, weil diese Leute kaum mit Geld umgehen koennen, da sie ja selbst meistens kein Geld verdienten. Viele Menschen in diesem Land werden ausgenutzt, viele Arbeitgeber zahlen nicht mal Beitraege an die Altersvorsorge oder Krankenversicherung fuer diese Arbeiter.
 
So kam es, dass Gloria im November 2000 nach Manila flog, um fuer uns ein Haus zu suchen, wo wir zuerst zu Miete wohnen konnten. Sie hatte grosse Schwierigkeiten, etwas Vernuenftiges zu finden, das auch noch sauber war. Als sie dann nach gut einer Woche ein schoenes Haus fand, organisierte sie Leute, die alles so gut sie konnten reinigten. Gloria kannte die Leute durch eine Philippina, die in Uelzen wohnte. Schliesslich hat sie alles schoen hinbekommen. Die Miete war 8'000 Pesos. Sie machte einen Vertrag fuer drei Monate und zahlte die 24'000 Pesos. Es war ein sehr schoenes Haus, unten 60 Quadratmeter mit einer Kueche und einem Wohnzimmer,  die Treppe war halbrund angelegt. Oben waren ein grosses Schlafzimmer, zwei kleine Kinderzimmer und ein grosser Duschraum mit Toilette, auch war oben noch ein seperater Balkon. Gloria hat gleich einen Doppelbett Couch gekauft, so dass wir eine Schlafgelegenheit hatten, denn alle Raeume waren leer. Dann nach 2 Wochen war sie wieder zu Hause. Ich war froh, dass sie das alles so alleine hinbekommen hat. Ich konnte mich auf Gloria verlassen. Es waren sicher auch zwei anstrengende Wochen für sie. Ich selbst habe auch nicht geschlafen in der Zeit, ich habe viele Buecher und Geschirr eingepackt. Alles, was wir so mitnehmen wollten. Ich war mindestens zehnmal nach Hamburg gefahren mit meinem Nissan, um die etwa 40 Kartons mit unseren Sachen zu einer Speditionsfirma zu bringen.
 
Wir hatten ein junges Ehepaar gefunden, das unser Haus kaufen wollte, das ging alles ueber einen Notar. Das Ehepaar hatte zwei Kinder und den Platz wo wir wohnten fanden sie hervorragend, da   ihre Kinder recht viel Auslauf im Garten hatten. Ganz in der Naehe war auch ein Kita Platz. Wir hatten alles mit dem neuen Kaeufer so ausgemacht, dass wir bis zum letzten Tag im Haus wohnen konnten. Ich habe noch meinen Wagen fuer 17'000 DM verkauft. Meine geschiedene Frau Christa und ihr Mann Franz brachten uns dann noch nach Hannover zum Flughafen. Wir hatten bei der Firma "Kirschner Reisen" gebucht. Der Flug ging von  Hannover via Paris nach Manila. Wir landeten in Manila am 2. Februar 2001. Wir nahmen uns ein Taxi und fuhren direkt nach Cavite (Anabu 1). Gloria rief den Verwalter des Hauses an und so bekamen wir unsere Hausschluessel und bezahlten gleich wieder fuer einen weiteren Monat die Miete. Da Gloria schon fuer uns eine Couch gekauft hatte, haben wir gleich auch ein Nachtlager gehabt und wir schliefen fast 12 Stunden durch, denn wir waren echt kaputt. Nun konnten wir ja nicht taeglich mit einem Taxi herumfahren zumal ich diesen Fahrern nicht ueber den Weg traute. So beschloss ich, dass wir uns einen Jeep mit Allradantrieb kaufen wollten. Wir liessen uns nach Las Pinas schaukeln und kauften uns einen Daihatsu Feroza mit Allradantrieb.
 
Der Wagen war erst ein Jahr alt, und gehoerte einer Aerztin. Wir bezahlten  420'000 Pesos (Für eine DM kriegte man damals 23 - 23,5 PhP).  Die Verkaeuferin meldete den Wagen bei der Versicherung und bei der LTO (Land Transportation Office) an, so dass wir am 2. Tag ein wunderschoenes Auto hatten, klein aber fein. Nun fuehlte ich mich schon besser, denn ohne Auto lebt man hier als Auslaender gefaehrlich. Das Auto gab uns schon einen gewissen Schutz. Und wir haben immer eine Unterkunft und ein Dach ueber den Kopf. Da es damals und teilweise auch heute noch keine Fahrausbildung gab und gibt, werden die Fuehrerscheine einfach so vergeben gegen Bezahlung, also alles nur Geldmacherei. So fahren hier Tausende Motorradfahrer erstens ohne einen gueltigen Fuehrerschein, das Fahrzeug ist nicht angemeldet und sie haben keine Versicherung und bezahlen keine Steuer. Wie soll da der Staat genug Geld einnehmen, um vernueftige Strassen zu bauen.  Bei Unfaellen haben die Leute keine Versicherung, da musst du alles selber berappen, du bekommst keinen Pfennig, auch wenn du unschuldig bist.
 
Das gleiche gilt fuer das Krankenhaus. Du musst bei einem Unfall alles selber bezahlen, und der schuldige Fahrer, dem passiert gar nichts. Zustaende wie im alten Rom. Es gibt fuer alles Gesetze, doch keiner befolgt sie. Vorfahrt achten kennt hier. Es gibt fast keine Schilder, die auf Gefahren hinweisen. Und die Polizei macht nur im Schatten der Baeume Kontrollen. Und rechts und links warten die Motorradfahrer und warten bist die Polizei wieder wegfaehrt.  Nichts als Chaos und doch funktioniert alles. Bis auf die vielen Unfaelle mit vielen Toten. Eine Woche spaeter haben wir beim Zoll im Hafen von Manila nachgefragt, wie lange es noch dauern würde, bis wir unsere Sachen abholen konnten. Doch der Spediteur war sehr unfreundlich mit seinen Antworten. Wir sollten in 2 Wochen wieder kommen. Bevor wir in Deutschland wegfuhren, mussten wir ja ein Visum haben, so fuhren wir nach Hamburg zur philippinischen Botschaft, dort gab ich meinen Reisepass ab und bekam eine Stunde spaeter meinen Pass wieder.
 
Wir lernten dort im Botschaftsgebaeude einen Deutschen kennen. Sein Name war Roland Lapesch, er stammte aus Osnabrueck und er sagte uns, wenn wir in Cavite seien, sollten wir mal anrufen, er wohne in Benito-Soliven (etwa 400 km nördlich von Manila) und wollte nun dort ein Restaurant eröffnen. Da wir nun auf unsere Sachen warten mussten, beschloss ich, dass wir dem Deutschen einen Besuch abstatten.  Als wir dort anriefen, war er Feuer und Flamme. "Ja, kommt ruhig her fuer eine Woche." So machten wir uns auf den langen Weg nach Norden. Weil wir nicht genau wussten wie wir fahren mussten, obwohl wir eine Landkarte hatten, fuhren wir immer hinter einem Ambulanz Wagen mit einer Nummer aus der Provinz Isabela her. Doch dann hielt der Wagen ganz ploetzlich an, und wir hielten auch an. Aber nach dem sie Pipi gemacht hatten, fuhren sie weiter und Gloria und ich wieder hinterher. In Bayombong hielten sie wieder und ich stoppte auch. Dann kam der Fahrer auf uns zu, und fragte, warum wir immer hinter ihm herfuhren, so erklaerte Gloria: Wir sahen, dass euer Auto aus der Provinz Isabela stammte, da wir den Weg nicht genau kannten, fuhren wir hinter euch her. Er  lachte vor sich hin, stieg in sein Auto und fuhr weiter.
 
Dann nach kurzer Zeit hielten sie wieder an einem "Torro torro" Restaurant und wir fuhren weiter in Richtung Santiago, dann weiter nach Cauayan bis wir endlich Benito-Soliven gefunden hatten. Wir brauchten fuer die 460 Km fast 9 Stunden. Dann standen wir vor dem Haus von Roland Lapesch und waren wohl ein bisschen enttaeuscht, denn was der Roland ein Restaurant nannte, war nichts anderes, als eine groessere Wohnstube, die er ein bischen umgebaut hatte. Natuerlich war es an diesem Abend voll, denn es gab Essen ohne Bezahlung. Ich bemerkte, wenn die Leute fertig waren mit dem Essen verschwanden sie wieder. Dann um 23 Uhr waren nur noch einige Ehepaare dort, die gerne tranken und schon viel zu viel getrunken hatten. Dann machte Lydia die Frau von Roland den Laden zu und wir mussten in dieser Nacht in der Kneipe am Boden schlafen.
 
Das gefiel mir ganz und gar nicht, wo wir doch in Cavite ein ganzes Haus zur Verfuegung hatten. Wir stellten spaeter fest, dass Roland ein Alkoholiker war, der taeglich sein Quantum an Alkohol brauchte, und Roland schlief von mittags bis fast 17 Uhr. Stand dann auf und zog sich wieder die Gehirnzellen zu. Lydias Schwester war mit dem Buergermeister aus San Mariano liiert, sie hatten zwei Kinder, die Frau des Buergermeisters lebte von ihrem Mann getrennt in Manila. So ergab es sich, das wir uns entschlossen, hier Land zu kaufen und uns ein Haus zu bauen. So kam es, dass wir es nicht realisiert haben, dass wir nur hierher in diesen abgelegenen Ort gelockt wurden von Roland, damit wir das Land von Lydias Schwester kauften. Das Grundstück mass 7,000 Quadratmeter.
 
Wir organisierten uns einen Architekten, der wiederum kannte einen Ingenieur. Miranda, der Buergemeister aus San Mariano, war uns sehr behilflich, er bot uns auch ein Zimmer an im Gaestehaus in San Mariano. Wir nahmen das freundlich an. Er stellte uns alle Baumaschinen zur Verfuegung. Er brachte uns zuerst einen Bulldozer (Planierraupe), damit wir uns einen Weg von der Hauptstrasse nach oben bis zum Bauplatz bauen konnten. Dann planierte der Fahrer uns oben ein Plateau, so dass wir unserem Haus ein ordentliches Fundament geben konnten. Die Landvermesser waren auch sofort da. 13 Leute beschaeftigte der Ingenieur.  Die Zufahrt zum Haus habe ich selber gebaut, sie war etwa 90 Meter lang von der Hauptstrasse aus. Ich besorgte mir 4 Leute aus Cauayan, die mir einen Grundwasser-Brunnen bauten, damit die Maurer das Haus bauen konnten. Sie konnten ja nicht Wasser von der Nachbarschaft heranschleppen, denn dann wuerde es ein Jahr dauern, bis das Haus fertig wird. Der Architekt bekam sein Geld fuer seine Arbeit, der Ingenieur bekam zuerst eine Anzahlung von 500'000 Pesos, damit er die nötigen Materialien wie Backsteine und Zement kaufen konnte, damit er anfangen konnte zu arbeiten. Dann musste ein Schuppen gebaut werden wo der Zement untergebracht wurde und der auch als Schlafgelegenheit fuer die Arbeiter diente. Trauen konntest du hier keinem. Als wir alles am Laufen hatten, fuhren wir wieder zurueck nach Cavite-Anabu. Die Fahrt war fuer mich immer richtig stressig, denn damals gab es viele Baustellen bis nach Manila runter und zum Teil schlechte Strassen und keine Autobahn.
 
Dann nach einiger Zeit brachte uns die Speditionsfirma aus Manila unsere Kartons, die wir in Hamburg aufgegeben hatten. Die 40 Kartons waren fast alle geoeffnet worden, doch zum Glueck war nichts abhanden gekommen. Gloria und ich schleppten die ganzen Sachen nach oben stellten alles in ein Zimmer und verschlossen es.  Dann machten wir uns auf und kauften Lampen fuer unser neues Haus, Tuerklinken, einen grossen Gasherd, ein Schlafzimmerbett fuer zwei Personen, mit Kommode, zwei Nachtschraenkchen und einen grossen Kuehlschrank. Fuer unsere Kueche brauchten wir noch zwei Abwasch-Schuesseln, die spaeter eingebaut wurden. Eine Woche spaeter waren wir wieder in Benito-Soliven. Es war auch angenehm ein schoenes Zimmer zu haben in San Mariano dort beim Buergermeister. Wir konnten kommen und gehen wie wir wollten und auch in der Nacht waren immer Wachleute dort. Auch gab es eine offene Kueche mit Wasseranschluss. So konnten wir uns auch selbst etwas kochen.
 
Doch die meiste Zeit waren wir auf unserer Baustelle. Die Arbeiter arbeiteten nicht so wie in Europa, nein, sie hatten ihren eigenen Rhythmus, und sagen konntest du was du wolltest, sie hatten ihren eigenen Arbeitsstil. Gloria organisierte uns noch 12 Maenner, die fuer uns arbeiten sollten. Unter meiner Fuehrung wurde nun erst die 90 Meter Zufahrt von der Hauptstrasse zum Haus gebaut. Nachdem der Raupentrax die Strasse planiert hatte, wuerden zahlreiche LKW's mit Kies angeliefert, der dann verteilt werden musste. Danach kam die grosse Walze, die alles fest walzte. Dann wurden Verschalungen angesetzt, dort kamen dann die Eisenstangen rein, um dem Beton eine Stabilitaet zu verleihen. Der Beton wurde vollständig von   Hand gemischt. Nachdem die Zufahrt fertig war, bauten wir rechts und links davon Kanaele, damit das Wasser abfliessen konnte zur Hauptstrasse hin. Dann ging es oben weiter, wir bauten um das Gebaeude eine Mauer, die stellenweise drei Meter hoch war und etwa 30 mal 40 Meter mass. So hatten wir 1'200 Quadratmeter Hof um das Gebaeude.
 
Dort wo die Wasserpumpe war, bauten wir ein Wasserpumpen-Haus, so dass alles geschuetzt war, und man konnte auch einiges im Pumpenhaus abstellen, wie einige Kisten Bier und Limonade, so dass wir kein Getraenkemangel hatten. Es wurden zwei normale Eisentueren in die Mauer eingesetzt, eine fuehrte vom Westen in das Gelaende, und eine Tuer auf der Suedseite, denn dort hatte Gloria einen grossen Garten angelegt, mit unserem Gaertner. Auch haben wir dort dann auch noch ein kleines Haus für den Generator gebaut, das etwa 3 x 3 Meter mass. Hier liess ich mir Regale bauen, wo ich unser ganzes Werkzeug, das wir aus Deutschland mitgenommen hatten, gut unterbringen konnte. Den Generator kauften wir in Manila, in China Town. Er hatte einen 16 Ps Dieselmotor damit wir genuegend Strom hatten, wenn "Brownout" (Stromausfall) war. Der Generator erzeugte 10'000 Watt. Fuer den normalen Strom, den wir von der Stadt geliefert bekamen, musste ich mir noch zusaetzlich einen Transformator dazu kaufen. Denn dieser Strom war einfach zu schwach.
 
Wir bauten auch noch fuer unseren Gaertner und seine Familie ein kleines Haus. Ganz in der Naehe des grossen Eingangstors an der Hauptstrasse. Das Haus wurde mit dicken Eckbalken auf kleine Betonpfeiler aufgebaut. Die Aussenwaende waren aus Bambus doppelwaendig, von innen mit Sperrholz verkleidet. Da es 2001 noch schlechte Telefonverbindungen gab, liessen wir uns noch eine 18 Meter hohe Antenne bauen, so dass wir ueber GLOBE-Telecom telefonieren konnten.
 
Gloria und ich fuhren alle paar Wochen nach Cavite-Anabu. Wir waren dort eine Woche und kauften Dinge ein, die wir fuer das Haus brauchten. Das ging solange, bis wir dann im September 2001 soweit waren, dass wir einziehen konnten. Wir bestellten einen LKW, da wurde dann alles was wir hatten eingeladen und zum Schluss wurde dann der schwere Generator aufgeladen. Das war eine Arbeit fuer sich, und wir brauchten noch einige Maenner, die mithalfen, aber am Ende war alles gut gelaufen. So brauchten wir eineinhalb Tage für die Fahrt nach Benito-Soliven, denn die 460 Kilometer ueber den 950 Meter hohen Dalton Pass konnte er nicht so schnell zurücklegen wie ein PKW. Der Fahrer hat den LKW gut hierher geschaukelt, ohne dass etwas in Brüche ging.
 
Unser Haus hatte 124 Quadratmeter Grundfläche: Ein grosses Wohnzimmer mit offener Küche sowie zwei weitere Zimmer mit Bad und Toilette. Wir haben dann spaeter noch einen Anbau gemacht, der eine Kueche und eine Toilette sowie einen grossen Schlafraum hatte. Er war gedacht fuer ein Dienstmaedchen. So hatten wir alles in allem ein grosses, schönes und komfortables Haus mit 164 Quadratmeter Fläche. Gloria hat im Innenhof  einen herrlichen Ziergarten angelegt, ueberall an der Mauer entlang Blumen, Straeucher verschiedene Baeume mit Orchideen soweit das Auge reichte. Dann hatten wir den ganzen Hof mit Bermuda Rasen auslegen lassen ein Meter von der Mauer weg hatten wir kleine Palmen angepflanzt, die nur 4 Meter hoch wuchsen.
 
Ausserhalb der Hofmauer hatten wir einen grossen Nutzgarten. Die unterschiedlichsten Bananen wuchsen dort, sogar die seltenen rotbraunen Bananen. Wir hatten auch einen Hühnerhof, so dass wir immer eigene Eier und hie und da auch ein Poulet hatten. Spaeter liess ich im unteren Teil des Gartens noch einen Fischteich bauen, in dem wir Tilapias züchteten. Die ersten Jahre bauten wir Mais an, so dass wir immer genug Huehnerfutter hatten. Dann kaufte Gloria noch eine Kuh. Und spaeter hatten wir auch noch 4 Schafe, die uns viel Freude machten und auch mit Fleisch versorgten. Es war wirklich ein kleines Paradies, das wir uns aufgebaut hatten.

Benito Soliven ist eine kleine, abgelegene Gemeinde in der Provinz Isabela, im Norden der Insel Luzon. Sie liegt an der Strasse nach San Mariano, welche dort am Fusse des Sierra Madre Gebirgszuges endet. In Benito gibt es weder eine grosse Bank noch einen Supermarkt. Lebensmittel und Gegenstände für den täglichen Gebrauch kann man auf dem lokalen Markt oder in kleinen Läden kaufen. Banken, Einkaufszentren und Spitäler befinden sich in Cauayan oder in Ilagan. Beide Städte sind etwa 30 km entfernt. Dorthin fuhren wir immer, wenn wir auf die Bank mussten oder unsere Einkäufe tätigten.

Da wir unseren Gaertner hatten, dem wir blind vertrauen konnten, haben wir die erste Zeit viele Reisen unternommen von Isabela bis runter nach Batangas. Wir haben dort am Meer zwei Wochen Urlaub gemacht. Ein andermal fuhren wir ganz an die NE-Ecke der Insel Luzon nach Santa Ana. Einmal nach Ilocos Norte im NW von Luzon. So haben wir in einigen Jahren viele Gegenden der Philippinen kennen gelernt. Wir haben aber auch einige heftige Taifune erlebt, die uns das Leben schwer machten. Jedes Jahr sind es einige Taifune die hier durchziehen, nur niemand weiss im Voraus, wie die Zugbahnen verlaufen. Die Taifun-Saison beginnt ca. im Juli und dauert bis in den November hinein. Viele Bananenbaeume sind umgeknickt auch, die Papayabaeume. Sogar die Huette fuer unsere Schafe war zerstoert. Aber wir haben nie aufgegeben wir haben immer weiter gemacht. Besonders moechte ich da meiner lieben Frau Gloria immer wieder dafuer danken, denn sie hat viele Stunde investiert, um alles wieder aufzubauen.
 
Auch das gehoert hier dazu, hier leben viele Menschen ärmlich, einfach und ohne grossen Pomp. Da das Wetter das ganze Jahr warm ist, braucht man hier nur eine kurze Hose, ein lockeres Hemd, Flippflopps und fertig. Die Menschen sind hier einfach und praktisch. In dieser Gegend gibt es praktisch keine Europäer, da ich nur einige Brocken Englisch und Tagalog (Nationalsprache der Philippinen) spreche, fühle ich mich hier manchmal ein bisschen isoliert. Umso schöner, wenn man dann jemanden trifft, der die gleiche Muttersprache spricht. Im Laufe der Zeit habe ich einige deutschsprachige Leute kennengelernt, mit denen sich Freundschaften entwickelt haben.
 
So lernte ich hier 2003 einen ehemaligen Neurologen kennen, der aus Lueneburg stammte, sein Name war Wilhelm Classen. Er war mit einer Philippina verheiratet, und sie hatten zwei Soehne. Diese Familie wohnte in Ilagan, der Hauptstadt der Provinz Isabela, er hatte ein sehr schoenes Haus.  Seine beiden Jungs gingen damals noch zur Schule. Wir besuchten diese Familie des oefteren. Wilhelm zuechtete japanische weisse Terria-Hunde, und ich kaufte mir einen fuer 1000 Pesos. Dieser Hund war ein Weibchen und wurde meine beste Freundin. Jeder der ein Hundeliebhaber ist, der weiss wovon ich spreche. Dieses Hunde-Maedchen hiess Joy, sie war ein folgsames Hundchen. Ich hatte dieses Tier acht Jahre, dann eines Tages lag unsere Joy tot zwischen zwei kleinen Palmen. Joy bekam hundegerecht im Garten ihr eigenes Grab. Doktor Wilhelm Classen war ein ruhiger ins sich stiller Mensch. Was auffiel, war dass er ein starker Raucher war. Er liess seine Zigaretten gar nie ausgehen. 2007 verstarb Wilhelm, er wurde kurz zuvor noch in Manila an den Nieren operiert. Danach ging es rapide bergab mit ihm. Gloria und ich waren noch am vorletzten Tag bei ihm. Ich fragte Wilhelm: Was haeltst du von einer Zigarette und einer Flasche Bier?" "Au ja das mach mal". Nelly seine Frau freute sich, und sie bejahte es. So steckte ich ihm eine Zigarette an und Nelly brachte die Flasche Bier, die wir uns teilten. Wilhelm war richtig munter geworden, aber in der Nacht verstarb er. Was mir nicht gefällt hier, ist, dass die toten Menschen bis zu zwei Wochen zu Hause aufgebahrt werden bis zur Bestattung. Das ist eine Art Ritus der katholischen Kirche.
 
Von Roland Lapesch, der uns nach Benito Soliven gelockt hatte, hielt ich mich fern. Durch die Familie Tapales lernten wir ein deutsches Ehepaar kennen, das in Rizal wohnte in der Nähe von Santiago City. Der Name des Ehemannes war Johann Josef Spessert, er stammte wohl aus Euskirchen. Seine philippinische Frau hatte den Josef vollkommen in der Hand. Einige Jahre pflegte ich Kontakt zu ihm. Er war auch vom Goldrausch besessen, denn er faselte staendig, dass hinten in seinem Garten Gold vergraben sein musste, denn die Japaner haetten damals während dem 2. Weltkrieg viel Gold vergraben. Und so bat er mich, ich sollte doch Geld investieren, damit wir danach graben koennten. Langsam ging mir das Ganze auf die Nerven, und wir zogen uns von der Familie zurueck. Spaeter erfuhren wir, dass Josef wohl langsam Demenz bekam. Wie traurig doch oft Begegnungen enden, schade! Man verliert einen Menschen, und lernt auch wieder andere kennen.
 
So war es auch mit unserem Freund Bruno Rossi, den wir zufaellig bei der Metro Bank kennenlernten als wir Geld herauslassen wollten am Automaten. Bruno war ein Immigrant so wie auch ich einer bin.  Er stammt aus der Schweiz, hatte dort einmal ein Baugeschäft und wohnt in Ilagan im Barangay Marana (Provinz Isabela). Von Ilagan, bis zu unserem Haus in Benito-Soliven waren es etwa 30 Kilometer. Zu Bruno Rossi entwickelte sich eine Freundschaft, die bis heute anhielt. Meine Frau und ich haben Bruno damals am 4. Februar 2008 an seinem Geburtstag erzaehlt, dass wir unser Haus und Grundstueck verkaufen wollten. So kam es, dass er einem schweizerisch - philippinischen Ehepaar in Ilagan erzählt hatte, dass in Benito - Soliven ein Deutscher seine Villa verkaufen wollte. Etwa 10 Tage spaeter am 14. Februar rief uns das Ehepaar Heinz und Rose Trachsler-Acosta an, ob sie bei uns vorbei kommen duerften, um sich das Haus welches zum Verkauf ansteht besichtigen zu koennen. Wir waren damit einverstanden. Am Nachmittag um 14 Uhr 30 besuchte sie uns zusammen mit ihrem Neffen und dessen Mutter. Sie haben das Haus besichtigt sowie das Grundstueck, dass 7000 Quadratmeter gross war. Unsere Preisvorstellung war damals 4,5 Millionen Pesos. Auch gaben wir ihnen die Bauplaene unseres Hauses. Das Haus hatte ihnen gut gefallen und wir haben noch zusammen Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Rose ist in Ilagan aufgewachsen, lebt aber seit 1972 in der Schweiz. Die beiden hatten sich entschieden, ein Haus in dieser Gegend zu suchen, in dem sie nach der Pensionierung jeweils dem kalten Schweizer Winter entrinnen können.
 
Leider haben sich Heinz und Rose entschlossen, das Haus nicht zu kaufen. Nicht zuletzt wegen der abgeschiedenen Lage in Benito Soliven. Auch haben ihnen ihre Verwandten vom Kauf abgeraten, da es hier immer noch NPA (New Peoples Army) Leute gaebe. Sie hatten sich entschieden, auf einem Grundstueck in Ilagan, das Rose's Eltern gehoerte, selber ein Haus zu bauen. Im Mai 2009 wurde mit dem Bau begonnen. Seither sind wir mit den beiden gut befreundet und wir haben uns immer wieder getroffen. Anfangs 2014 hatte mich Heinz zum Schreiben dieser Biographie ermutigt. Heinz hat unser Haus auch im Internet zum Verkauf ausgeschrieben, leider hat sich aber nie ein ernsthafter Ineressent gemeldet.
 
Da ich fast jeden Tag mit dem Grasscutter, einer Art Motorsense beschaeftigt war, um das Gras niedrig zu halten, merkte ich langsam, wie schwer mir diese Arbeit doch fiel. Ich hatte immer mehr Mühe zu atmen. So konsultierten wir einen Herzspezialisten in einem Hospital in Cauayan. Der schlug vor, dass wir ins Krankenhaus nach Santiago fahren sollten, wo er auch tätig war. So vereinbarten wir einen Termin. Die Untersuchung bestand darin, dass ich auf einem Laufband gehen sollte. Dann wurde das Band immer schneller gestellt, und ich musste immer weiter und schneller laufen, bis ich merkte, dass mein linkes Bein nicht mehr mitmachen wollte. Doch der Arzt wollte, dass ich weiter laufen sollte und die Assistentin am Computer schaltete einfach nicht aus. So schrie ich was meine Stimme hergab, und dann erst stellte diese Frau das Laufband ab. Mein Bein schmerzte sehr stark. Ich legte mich mit dem Arzt ein wenig an und beschwerte mich. Aber diese arroganten Leute im weissen Kittel glauben wunder wer sie sind.
 
Im November 2008 bekam ich eine Ueberweisung in eine Klinik in Manila, ich sollte da eine Herzkatheter-Untersuchung bekommen. Ich fuhr noch mit unserem eigenen Wagen dorthin. Doch die Aerzte dort setzten gleich ueber das Katheter einen Stent sowie vier Bypaesse. Die Operation dauerte rund 3 Stunden. Nach 7 Tagen konnte ich nach Hause, aber nur, wenn ich gleich bezahlen wuerde. Insgesamt waren es fast 800'000 Pesos, wir mussten zuerst mal das Geld beschaffen, wir hatten nicht mehr genug Ersparnisse. Wir mussten daher bei einer Bank in Cauayan einen Kredit von 650'000 Pesos zu einem Wucherzins aufnehmen. Wir bekamen den Kredit nur, weil wir ein grosses Haus und 7000 Quadratmeter Land als Sicherheit besassen. Den "Land-Title" (Dokument beim Grundbuchamt) von unserem Haus und Grundstück bekam die Bank. Wir haben insgesamt rund eine Million Pesos an die Bank zurueck zahlen muessen. Die Bank hat an uns ueber 400,000 Pesos an Zinsen verdient.
 
Sollte ich nochmal in eine soche Lage kommen, wuerde ich lieber sterben, als unser gemeinsam mit viel Herzblut gebautes Haus und Land den Banken in die Haende geben. Ich bin nach sieben Tagen einfach aus dem Krankenhaus abgehauen, habe mich in meinen Wagen gesetzt und bin die 420 Kilometer wieder nach Hause gefahren.  Als wir das Geld zusammen hatten, fuhr ich mit meiner Frau den gleichen mühsamen Weg zurueck ins Krankenhaus in Manila. Ich bezahlte persoenlich das Geld den Aerzten und den Rest an das Krankenhaus. Die Aerzte staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass ich die 840 Km selbst gefahren bin, so etwas haetten sie noch nie erlebt. Ich erklaerte ihnen, dass sie mir doch die Pistole auf die Brust gesetzt haetten. Sie fingen an zu lachen und verschwanden. Mehr moechte ich nicht dazu sagen.
 
Durch Wilhelm Classen lernte ich den ehemahligen Schweizer Botschafter Emanuel Dubs kennen, der auch hier in Ilagan ein Anwesen hat, sowie ein schoenes Haus in Santa Ana ganz im Norden von Luzon. Seine Frau hat noch ein kleines Resort dazu gebaut, direkt  am Meer. Emanuel  kenne ich nun auch schon 12 Jahre. Er ist am 26. Juni 1930 geboren. Dieser liebe Mensch hat uns in der schwersten Zeit als wir die Schulden hatten, so manches Mal weitergeholfen. Auch seine Nichte Ruth Dubs aus der Schweiz, die wir hier in Ilagan kennen lernten, mit ihrem Mann Dieter, haben uns sehr unterstuetzt. Dieses Ehepaar leitet eine Mission in der Schweiz und war oft unterwegs, um die Missionen im Ausland zu kontrollieren und ihnen wenn noetig finanziell beizustehen. Ich habe deses Ehepaar nur einmal getroffen, doch sie waren offen und verspruehten ueber ihr Charisma Herzlichkeit aus, so dass man das Gefuehl bekam, man kenne sich schon ewig. Emanuel muss wohl seiner Nichte damals mitgeteilt haben, in was fuer einer schwierigen Lage wir waren, sofort bekamen wir von ihr 75'000 Pesos geschenkt. Auch Emanuel gab uns 72'000 dazu, so dass wir die ersten Monate ueber die Runden kamen. Ja das war so eine Art Soforthilfe von Menschen die selbstlos waren, sie haben uns auch in Benito-Soliven besucht. Und  das schoenste war, dass wir eine wunderbare Gebebetszeit miteinander hatten.
 
Ja, diese 147,000 Peso haben uns wieder weitergeholfen, sodass wir nicht gleich unser Haus und Hof fuer einen Apfel und ein Ei verkaufen mussten. Da wir einerseits unter dem grossen Schuldenberg litten und uns anderereseits die Bewirtschaftung und der Unterhalt unseres grossen Grundstückes immer schwerer fiel, haben wir immer noch nach einem Käufer für unsere Liegenschaft gesucht.  Doch am liebsten wollten die Kaeufer das Haus geschenkt haben. So haben wir feststellen koennen: solange du gibst und Feste feierst, hast du Freunde, geraetst du in Not, verdruecken sich die sogenannten Freunde, denn da ist ja nichts mehr zu holen.
 
2009 hat mir meine Tochter Rita eine Flugreise von Manila nach Frankfurt und zurueck bezahlt, weil wir glaubten, dass die Deutsche Krankenkasse fuer mich einen Herzschrittmacher bezahlen wuerde, was allerdings abgelehnt wurde. Ich glaube eher, dass es meiner Tochter darum ging, ihren Vater nach vielen Jahren endlich wieder einmal zu sehen.  Wegen des Schrittmachers haette sie doch besser gleich an Ort und Stelle vorgaengig bei der Krankenkasse nachfragen koennen, so haette ich mir diese weite Reise ersparen koennen. Aber es war eine Reise, die uns beide wieder naeher zusammenbrachte. Da meine Tochter tagsueber arbeiten musste, und auch mein Schwiegersohn Wolfgang seinen Job hatte, den er schon seit vielen Jahren bei der Firma Bosch ausuebte, war ich dort den ganzen Tag allein. Ich konnte die Kaelte draussen nicht mehr ertragen, bei 15/16 Grad fror ich wie ein Schneider und den ganzen Tag dort alleine in der Wohnung herumzuhängen war auch nichts Besonderes. So entschied ich mich nach 9 Tagen, wieder  zurückzufliegen auf die  Philippinen. Das war in der Zeit zwischen dem 5. und 15.Oktober 2009. Meine Frau Gloria holte mich am Flughafen Manila ab. Sie hatte fuer uns ein Hotelzimmer bestellt und so verbrachten wir die Nacht in Manila. Fuhren dann am naechsten Tag mit dem Bus nach Hause nach Benito Soliven. Die Busreise für die ca. 420 km dauerte sage und schreibe genau so lange, wie der Flug von Frankfurt nach Manila. Danach musste ich mich erst ein paar Tage erholen. Meine Frau und ich wir feierten auch dieses Jahr Weihnachten und Silvester allein, denn seitdem wir Schulden bei der Bank hatten, waren wir nichts mehr wert bei einigen sogenannten Freuden.
 
Unser Freund  Emanuel Dubs besuchte uns des oefteren, auch wurden wir zu ihm eingeladen und so pflegten wir eine nette Freundschaft, und wir haben uns sehr gut verstanden. Emanuel Dubs ist ein sehr gebildeter und belesener Mann, er spricht etwa 6 Sprachen. Als Schweizer Botschafter war er in verschiedenen Ländern tätig im Laufe seiner Karriere. 2010 waren wir bei Bruno Rossi, einem Schweizer, den wir auch schon einige Jahre kannten,  zu seinem Geburtstag eingeladen. Bruno hat Schweinekoteletten  gegrillt, doch diese waren nicht ordentlich gegrillt denn das Fleisch war nicht richtig gar, trotzdem habe ich es gegessen.  In der folgenden Nacht bekam ich Fieber und Kopfschmerzen, wir fanden einen Arzt aus San Mariano, der mich taeglich besuchte und mir eine Spritze verpasste gegen das Fieber. Doch die Spritze wirkte nur einige Stunden und das Fieber kam immer wieder. Nach drei Tagen merkte ich, dass etwas in meinem Kopf nicht mehr stimmte, ich hatte Halluzinationen (Wahnvorstellungen). Denn ich war ploetzlich geistig ganz woanders, dann war ich plötzlich wieder zu Hause. Das wurde immer schlimmer und es passierte in immer kuerzeren Abstaenden.
 
So fuhren wir ins Krankenhaus nach Ilagan, dort bekam ich eine Spritze sowie Medikamente und mir wurde aus dem Arm Blut entnommen. Dann bekam ich ein Einzelzimmer. Am naechsten Tag erfuhren wir, dass ich an Typhus erkrankt war. Da wir auch Kontakt  zu einer Familie hatten, die ein Hotel und Restaurant in Ilagan  hatten, brachten sie mir direkt aus ihrer Hotelkueche jeden Tag  verschiedene Suppen zum Essen und sie brachten es auch persoenlich auf mein Zimmer. Ja da kam Freude auf, nach sechs Tagen durfte ich das Krankenhaus wieder gesund verlassen, denn die Medikamente haben sofort gewirkt. Die Aerztin sagte uns, wenn wir einen Tag spaeter gekommen waeren, haette sie nichts mehr tun koennen. Ja wie schnell kann es passieren, dass du ganz ploetzlich vor deinem Richter stehst, obwohl du gestern noch eine Reise geplant hast. Als ich das spaeter Bruno erzaehlte, meinte er: Wer weiss, wo du dir das geholt hast aber sicher nicht bei mir!
 
Im Jahr 2011 haben wir unser Haus komplett neu gestrichen, zuerst das Dach, danach die Aussenwaende. Einige Monate spaeter kam eine Gruppe von Polizeibeamten, die sich fuer unser Gaertnerhaus interessierten, einer von ihnen wollte das Bambushaus kaufen, sein Name war Napolion Dagman. Wir stimmten zu und eine Woche spaeter hatten wir das Bambushaus verkauft. Zwischendurch haben wir natuerlich taeglich unsere Arbeit verrichten muessen.  Meine Frau Gloria hatte ja die meiste Arbeit, denn wir hatten ueber 30 Huehner, einen Fischteich mit Tilapias und die 4 Schafe. Dann sieben Sorten Bananenbaeume,  5 Mangobaeume,  4 Cocosnuss-Palmen, einen Avocadobaum, 2 Atisbaeume und 2 Guavabäume etc. Ich selber habe immer noch den Grasscutter bedient. Aber mit zunehmendem Alter fielen uns die Arbeiten immer schwerer.
 
Im September 2011 fegte ein starker Taifun ueber unsere Provinz Isabela,  der Name des Taifuns war "Pidring". Der Sturm hat grossen Schaden in unserer Gegend angerichtet. Das Dach unseres Nachbarn landete in userem Fischteich. Zwei Mangobaeume lagen auf der Seite, auch viele Bananenbäume wurden geknickt. Das Dach des Schafstalls war vollkommen weggefegt. Ich musste waehrend des Taifuns die Wasserpumpe am Fischteich anschmeissen, sonst waeren unsere Fische auf der Wiese spazieren gegangen, oder hätten eine Reise im Strassenkanal gemacht. Nach dem Sturm hiess es, alles wieder auf Vordermann bringen, wir haben fast 4 Wochen gebraucht bis alles wieder in Ordnung war. Im Dezember 2011 hatten wir Besuch aus Deutschland. Es war die Schwester von Simon Aquino. Simon Aquino und seine Frau kennen wir schon seit 10 Jahren, seit wir hierherzogen. Sie hatten eine Klinik in Cauayan, die seine Frau führte und auch selber als Aerztin dort arbeitete. Da wir schon vor laengerer Zeit mit Simon ueber den Verkauf unseres Hauses gesprochen hatten, kam er mit seiner Schwester und seiner ganzen Familie zu uns auf Besuch. Er erkundigte sich, ob das mit dem Hausverkauf noch aktuell sei. Wir sagten, dass noch alles offen sei. Simons Frau brachte noch eine dicke Torte mit, damit wir was zum Kaffee hatten. Seine Schwester wollte das Haus 2013 kaufen in der Kar-Woche, also um die Osterzeit.
 
An Weihnachten 2011 waren meine Frau und ich wie immer allein,  doch wir beschenkten wie jedes Jahr die Kinder von unserem Gaertner. Am ersten Januar 2012 haben uns Heinz und Rose Trachsler-Acosta eine Einladung zukommen lassen, dass wir sie am 3. Januar besuchen sollten. So besuchten wir diese beiden in ihrem neuen Haus in Ilagan und verbrachten einen angenehmen Tag. Eine Woche spaeter machten meine Frau und ich 3 Tage Urlaub in Santa Ana in der Provinz Cagayan. Santa Ana befindet sich an der nordoestlichsten Ecke der Insel Luzon, etwa 230 km entfernt von Benito Soliven. Wir wohnten in einem Hotel. Wir besuchten unseren Freund Emanuel Dubs, der auch ein Haus in Santa Ana hatte. Wir hielten uns ueberwiegend am Meer auf, wo Emanuel auch ein Grundstueck hatte. Seine Frau hatte dort am Strand einige Cottages im einheimischen Stil gebaut.
 
An meinem Geburtstag am 29.1.2012  besuchten uns einige Familien, zu denen wir bis heute noch Kontakt haben. Heinz und Rose Trachsler aus Ilagan, Bruno Rossi und seine Partnerin Rosenda aus Marana-Ilagan sowie Angelo und Zeni Zicarelli aus Ilagan. Angelo ist Italiener und Besitzer der "Piazza Zicarelli", einem Hotel und Tagungslokal in Ilagan. Auch die Familien aus Malasin Aurora: Vergie, ihre beiden Nichten Daisy und ihre Schwester Eleonor sowie der Ehemann von Daisy, Andreas ein Anwalt aus Koeln. Es war fuer mich ein angenehmer Geburtstag. Andreas und seine Daisy lebten eigentlich in Bali (Indonesien), kamen aber fast jedes Jahr hier nach  Malasin Aurora zu Besuch, und wohnten im Haus von Daisy's Mutter. Andreas flog des oefteren nach Deutschland, denn er hatte in Koeln eine grosse Anwaltspraxis von seinen Eltern geerbt. Ich bin nicht so recht dahinter gekommen, was er wirklich macht. Er ist heute auch schon etwa 65 Jahre alt.
 
Bruno Rossi lud uns zu seinem Geburtstag ein, ins Cafe Zicarelli in der Northstar - Mall in Alibagu - Ilagan. Wir tranken zuerst eine Flaschen Bier, danach gab es ein Mittagessen. Ich ass nur eine Lasagne, dann wurde viel geredet. Auch Ruth und Franco Errante, ein Italiener kamen vom Einkaufen. Franco trank eine Tasse Kaffee und Ruth ass Spaghetti. Eine halbe Stunde spaeter loeste sich die Feier auf, und wir fuhren wieder nach Hause nach Benito-Soliven.  Franco Errante haben wir schon einige Monate frueher kennengelernt hier im Supermarket von Alibago. Wir waren auch schon mal bei ihm zu Hause. Ansonsten ist das Jahr 2012 einfach so an uns vorbeigegangen. Die taegliche Arbeit auf unserem grossen Grundstueck bleibt ja nicht stehen und bereitete mir immer mehr Mühe. Das Gras schrie taeglich, "schneide mich, schneide mich", und so konnte ich das nicht mehr hoeren und nahm taeglich den Grasscutter und schnitt das Gras kurz. Doch wenn ich auf der einen Seite fertig war, schrie die andere Seite schon wieder "schneide mich, schneide mich". So war ich ein Sklave meiner selbst und diese Arbeit fiel mir immer schwerer. Im Januar 2013 waren Heinz und Rose bei uns zu meinem Geburtstag eingeladen. Bevor sie nach Hause fuhren kamen wir auf das Gespraech, wieviel Schulden ich denn noch haette und wieviel Zins wir dafür zahlen müssten. Wir erzaehlten ihnen, dass es ein Restbetrag von 100'000 Pesos war.
 
Dann fuhren sie nach Hause. Am Abend des 29.1.2013 rief uns Heinz an und sagte, dass sie uns helfen wollten, damit wir schuldenfrei bei der Bank sind. Es war wohl der 7. Februar, als uns Heinz wieder anrief, dass wir am Nachmittag vorbeikommen sollten, um das Geld in Empfang zu nehmen. Heinz hatte einen Vertrag geschrieben, in dem stand, dass er uns die 100'000 Pesos  geliehen hatte ohne Zinsen. Wir könnten das geliehene Geld zurueckzahlen, wenn unser Haus verkauft sei. Gloria und ich wir freuten uns, doch die Freude dauerte nur bis zum naechsten Tag. Denn auf der Bank erfuhren wir, dass wir die hohen Zinsen auch bezahlen müssten, wenn wir die Schuld vorzeitig zurueckzahlen wuerden. Natuerlich war das ein Schock fuer uns, das waren auch noch einige  Tausend Pesos an Zinsen, die wir bezahlen mussten, obwohl wir die Schuld vorzeitig hätten zurückzahlen können. So beschloss ich, dass wir die Sache vergessen koennen, und wir weiter unser monatliche Rate von achtzehn Tausend Pesos bezahlen. Von Cauayan aus fuhren wir wieder direkt nach Ilagan zurueck, und gaben Heinz und Rose die 100'000 Pesos zurueck. Den Vertrag den Heinz zuvor ausgestellt hatte, hat er dann gleich wieder vernichtet. Wir bedankten uns fuer die Hilfe und das Vertrauen, das sie uns entgegenbrachten. Geld zum Leben hatten wir, denn ich bekomme ja jeden Monat meine Rente aus Deutschland und von der Legion.
 
Am 14. Februar 2013 bekamen wir Besuch von unserer Nachbarin Frau Evangelister, doch sie war nicht allein, sondern es waren noch drei weitere Frauen aus San Mariano dabei. Eine die sich bei uns mit dem Namen Esperanza vorstelle war an unserem Haus interessiert, und sie wollte mit den anderen Frauen das Haus besichtigen. Nach der Besichtigung sagte Frau Esperanza, dass sie das Haus und das Grundstueck kaufen wollte. Sie sagte weiter, dass sie uns am 25. Februar 300'000 Pesos Anzahlung geben wollte, damit wir die Restsumme bei der Bank bezahlen konnten, so dass wir unseren Haus- und Grundstueckstitel wieder bekommen, der war ja bei der Bank deponiert.
 
Am 25. Februar als Frau Esperanza uns die Anzahlung von 300'000 Pesos brachte, erklaerte ich ihr, dass wir noch einen ganzen Monat hier leben wuerden, bis wir eine Wohnung fuer uns gefunden haben. Sie war damit einverstanden. Wir fuhren noch am gleichen Tag nach Cauayan um den restlichen Kredit zurückzuzahlen und so bekamen wir auch unseren Haus- und Grundstueckstitel wieder sowie die Bilder, die von der Bank von unserem Haus gemacht wurden. Am 1. Maerz 2013 wurde der Kaufvertrag in der Metrobank in Cauayan unterzeichnet und wir bekamen unseren Verkaufsvertrag sowie die Restsumme des Geldes, das wir dann in der Metro Bank gebunkert haben. Es war der 2. Maerz, als wir nach Santiago fuhren, um uns einen anderen Wagen zu kaufen. Denn unser  Feroza Daihatsu hatte uns 12 Jahre gedient, nun wollten wir uns eine Limusine zulegen und fanden einen Ford Lynx Sedan Automatic. Unser Feroza wurde beim Kaufpreis mit angerechnet.
 
Als wir auf dem Heimweg nach Benito-Soliven waren, hielten wir in Echague bei unserem Freund Franco Errante, und wir erzaehlten ihm, dass wir auf der Suche nach einer passenden Wohnung seien, und dass wir das Haus verkauft haetten. Wir tranken eine Tasse Kaffee, den wir bezahlen mussten. Anschliessend fuhren wir nach Hause nach Benito-Soliven. Am anderen Tag besuchten wir unsere Feundin Vergie in  Malasin Aurora und so erfuhren wir von ihr, dass sie mit ihrem verstorbenen Mann Georg in La Union während einigen Jahren ein Haus gemietet hatten und dass sie nun zusammen mit ihren Kindern in ihrem Haus in Malasin wohnte. Wir sollten ruhig dort vorbei fahren und nachfragen ob das Haus noch frei waere. Sie hatte die Telefonnummer nicht mehr. Aber die Adresse konnte sie uns geben. Da wir sowieso nach Cavite wollten fuhren wir am naechsten Tag ueber Baguio nach La Union. Wir fuhren morgens um 3 Uhr los, haben unterwegs im Auto gefruehstueckt, sind weiter via Baguio nach La Union gefahren wo wir etwa um 11 Uhr eintraffen.
 
Wir meldeten uns bei der Vermieterin, doch sie sagte, dass das Haus schon einige Jahre vermietet sei. So fuhren wir in Richtung Manila und durchquerten Pampanga. Wir haben  vorher unterwegs in Santa Cruz-Zambalis zu Mittag gegessen dann fuhren wir weiter nach Pampanga Mexico. Wir wurden aber durch ein Unwetter gebremst,  der Regen war so stark, dass wir nicht mehr aussteigen konnten, so fuhren wir eine Tankstelle in Mexico an. Dort uebernachteten wir im Auto und fuhren am anderen Morgen um 5 Uhr weiter nach Manila und waren um 9 Uhr bei Glorias Nichte Merlinda. Dort traffen wir noch ihren Neffen Lemuel, der gerade ins Buero fuhr. Merlinda wohnte in einer Subdivision in Bagong-Silang-City Cavite. Wir waren den ganzen Tag unterwegs, um ein vernueftiges Haus zu finden, doch wenn die Leute mich sahen, wurde das Haus gleich um ein Million Pesos teurer. Weisse Menschen gelten eben alle als Millionaere hier auf den Philippinen. Wir verabschiedeten uns von unserer Nichte Merlinda und wir steuerten  ein Hotel an, das gerade neu eroeffnet hatte, es hiess "Hotel Gloria".
 
Nachdem wir ordentlich gefruehstueckt hatten, fuhren wir am 13. März 2013 wieder in Richtung Isabela. Wir machten einen Zwischenstop in San Jose, um Mittag zu essen, dann ging es weiter nach Santiago, da es so stark geregnet hat, schliefen wir dort in einem Hotel.  Wir waren dann am 14.3. wieder zu Hause, wir packten unsere Sachen in Kartons. Diesmal waren es wieder um die 40 Kartons. Auch unser Werkzeug haben wir verpackt. Das meiste haben wir verschenkt. Das naechste Mal werde ich alles verbrennen, denn die Leute, die all unsere schönen Moebel, den Generator und andere Dinge bekommen haben, haben sich nicht mal bedankt dafür. Wenn du etwas verschenkst, kennen nur wenige das Wort "Danke"auf den Philippinen, sie wollen nur haben. Das Wort  "Geben" steht nicht in ihrer Grammatik. Am 21. 3. 2013 besuchte uns unser italienischer Freund Franco Errante. Er bot uns eine Wohnung an in seinem sehr grossen Haus in Burgos bei Alicia. Es waren drei grosse Zimmer ohne Kueche. Das Schlafzimmer war moebliert, das Mobiliar für das Wohnzimmer kauften wir uns selbst.
 
Ich musste zuerst bei allen Fenstern einen Mueckenschutz einbauen lassen. Im Schlafzimmer musste ich ein Loch schlagen lassen, damit wir unsere Aircondition einbauen konnten. Auch bauten wir uns eine Kueche in der zweiten Garage, so dass meine Frau vernuenftig kochen konnte, in der anderen Garage hatten wir unseren Wagen abgestellt. Die Miete betrug 8'000 Pesos im Monat, umgerechnet etwa 180 Euros. Franco wohnte schon in seinem neuen Hotel mit seiner Familie. Soweit so gut. Die Kueche, die unten ausserhalb des Hauses in einem kleinen Anbau lag, war total verdreckt und verkommen. Aber das stoerte uns nicht weiter, denn da hatten wir nichts damit zu tun, doch nach ein paar Tagen merkten wir, dass nur wenig Wasser aus dem Wasserhahn der Küche floss, so schaute ich ueberall nach und fand die Stelle, es war ein Rohrbruch, also musste ich das erst wieder in Ordnung bringen. Am 3. oder 4. Tag kam Franco zu uns und bettelte uns an, ob wir ihm 400'000 Peso fuer 3 Monate leihen koennten. Ja, nun war die Frage: geben oder nicht geben, helfen oder nicht helfen?
 
Er wusste ja, dass wir unser Haus verkauft hatten. Erst im nachhinein realisierten wir, dass das mit der angebotenen Wohnung bewusst inszeniert war von ihm, weil er an unser Geld wollte. Meine Frau und ich gaben ihm am naechsten Tag das Geld, und von da an waren wir nur noch Luft fuer diesen Typen. Er wollte uns nach drei Monaten das Geld zurueckzahlen. Da wir nach 6 Monaten das Geld immer noch nicht hatten, gingen wir zum Gericht nach Ilagan. Nach einigen Monaten war dann die Verhandlung. Das Gericht beschloss, dass er das Geld bis Dezember 2014 bezahlt haben musste. Im Oktober sind wir aus der Wohnung von Franco Errante ausgezogen. Wir haben eine Wohnung in Reina Mercedes in einem Neubau gemietet, direkt an der Hauptstrasse. 12'000 Pesos Miete, das war schon ein recht hoher Preis, wenn man bedenkt, dass ein Lehrer  hoechstens 18-20'000 Pesos im Monat verdient.
 
Eines Tages machten meine Frau Gloria und ich eine Ausfahrt nach Santa Victoria in Ilagan, da hoerten wir zufaellig, dass man dort billiges Land kaufen koennte. Wir haben ein Stück Land von 600 Quadratmeter gekauft und in Ilagan registriert und gleich die Steuer für das ganze Jahr bezahlt. Im April 2014 fingen wir an, ein neues kleines Haus zu bauen. Auf diese Weise konnten wir in Zukunft die 12'000 Pesos Monatsmiete sparen, auf die Länge war uns das einfach zu teuer.
 
Das einstöckige Haus misst 9 mal 9 Meter, also insgesamt 81 Quadratmeter. Wir haben dann noch nachträglich eine grosse Kueche von 5 x 6 Meter am Haus angebaut. Sodass wir insgesamt 111 Quadratmeter Wohnflaeche haben. Unsere Garage misst 5 x 4 Meter, zudem haben wir ein kleines Haus für den Generator gebaut, damit wir Strom haben, wenn hier "Brownout" (Stromausfall) herrscht, wie das häufig vorkommt in dieser Gegend.
 
Santa Victoria ist ein Barangay und gehört zu Ilagan-City, dem Hauptort der Provinz Isabela. Es liegt etwa 9 km entfernt vom Stadtzentrum. Das "Barangay" ist die kleinste Verwaltungseinheit auf den Philippinen und umfasst einige Hundert bis wenige Tausend Einwohner. Ilagan ist sowohl der Sitz der Provinzverwaltung als auch die bevölkerungsreichste Verwaltungsgemeinde der Provinz Isabela im Bezirk Cagayan Valley auf der Insel Luzon. In Ilagan fließen die beiden Flüsse Cagayan und Pinacanauan zusammen. Die Stadt ist auch kulturelles und wirtschaftliches Zentrum der Region. 2010 hatte sie 135.174 Einwohner, die in 91 Barangays lebten. Nur wenige Kilometer von unserem Haus entfernt liegt das "Ilagan Sanctuary", ein sehr schön angelegter Erholungspark, umgeben von einem Wald, mit einer grossen Kalksteinhöhle, verschiedenen Swimmingpools, einem kleinen Zoo und Cottages zum Picknicken. Ilagan hat in den letzten Jahren eine stürmische Entwicklung durchgemacht, es gibt jetzt dort verschiedene grosse Einkaufszentren, zwei Spitäler ein neues Sport-Stadion und zahlreiche Fachgeschäfte.
 
Am 30. September 2014 sind wir von Reina Mercedes nach Santa Victoria in unser neues Haus umgezogen. Und nun wohnen Gloria und ich in einem schmucken Eigenheim. Gloria hat einen schönen Blumen- und Gemüsegarten angelegt. Ums Haus bluehen das ganze Jahr ueber Blumen. Jetzt bin ich 81 Jahre alt und moechte meine Winterzeit des Lebens noch geniessen. Moege uns Gott Gnade schenken und uns alle in Frieden leben lassen, ohne Hunger, Krankheit und Not.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nachwort
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37.  Nachwort

Hallo Achim Ich hoffe, dass es dir (immer noch) gut geht - ist ja eine Weile her, dass du dein ganzes, volles Leben niedergeschrieben hast. Vielen Dank dafür! Es ist sehr spannend und eindrücklich geschrieben, obwohl es dich sicher sehr viel Mühe gekostet hat. Du könntest das sehr gut als Buch veröffentlichen. Es ist beeindruckend, wie du deinen Schmerz getragen hast! Und wie du trotzdem irgendwann auch die Situation deiner Mutter anerkennen konntest. Ich hoffe, dass du auch mit deiner Tochter im Reinen bist oder noch wichtiger; sie mit dir, du ihren Schmerz anerkennen konntest. Alles Gute und Liebe noch für dich und deine Lieben Hallo Achim Ich hoffe, dass es dir (immer noch) gut geht - ist ja eine Weile her, dass du dein ganzes, volles Leben niedergeschrieben hast. Vielen Dank dafür! Es ist sehr spannend und eindrücklich geschrieben, obwohl es dich sicher sehr viel Mühe gekostet hat. Du könntest das sehr gut als Buch veröffentlichen. Es ist beeindruckend, wie du deinen Schmerz getragen hast! Und wie du trotzdem irgendwann auch die Situation deiner Mutter anerkennen konntest. Ich hoffe, dass du auch mit deiner Tochter im Reinen bist oder noch wichtiger; sie mit dir, du ihren Schmerz anerkennen konntest. Alles Gute und Liebe noch für dich und deine Lieben Der nachfolgende Text stammt aus einem Interview mit einer Journalistin, er diente als Grundlage für den Artikel "Die besten Geschichten schreibt das Leben", der im März 2016 in der Tiroler Tageszeitung veröffentlicht wurde.

Wie kamen Sie auf die Idee Ihre Biografie öffentlich zugänglich nieder zu schreiben?

Ich lebe seit bald 16 Jahren auf den Philippinen und habe dort ein schweizerisch-philippinisches Ehepaar kennengelernt. Ich habe diesen beiden schon einiges aus meinem bewegten Leben erzählt. Ich hatte ihnen auch erklärt, dass ich früher bereits einmal einen Teil meines Lebens in Form eines Manuskriptes niedergeschrieben hatte und dieses gerne überarbeiten und weiter führen möchte. Mein Freund Heinz Trachsler hatte letztes Jahr in einer schweizerischen Zeitung vom Projekt „meet-my-life“ gelesen. So hat er mich dann ermuntert, mit Hilfe dieser Homepage meine Biographie zu überarbeiten und  fertigzustellen. Dies hat den grossen Vorteil, dass die Daten im Internet gespeichert werden und dass man von überall her Zugriff darauf hat. Das heisst, mein Freund Heinz kann das was ich auf den Philippinen geschrieben habe, anschliessend gleichentags in der Schweiz korrigieren. Ein grosser Vorteil ist natürlich auch, dass der Text öffentlich zugänglich ist. Meine Tochter in Deutschland kann den Fortgang der Biographie verfolgen, ohne dass ich Texte hin und her schicken muss.

Wie erlebten Sie den Schreibprozess? Hatten Sie zwischendurch Bedenken, Schreibblockaden,…?

Das Schreiben war für mich nicht immer einfach. Besonders in den ersten 21 Kapiteln, welche die düstersten Zeiten meines Lebens beschreiben. Da kamen immer wieder Emotionen hoch. Angst und Wut, aber auch Liebe überkamen mich. Da entstanden wieder Bilder, die ich hier nicht wieder beschreiben möchte. Ich habe oft auch geweint beim Schreiben, obwohl ich ein bestandener Mann von 81 Jahren bin! Ja, ich war oft hin und hergerissen, soll ich weiterschreiben oder soll ich aufgeben. Aber wenn man etwas beginnt, sollte man es zu Ende bringen. Meine Frau und auch mein Freund Heinz haben mich immer wieder ermuntert, weiter zu schreiben. Im April 2016 wird es dann ein Jahr sein, seit ich mit Schreiben begonnen habe.

Wie schwierig ist es denn eigentlich, seine eigene Geschichte zu tippen?

Neben den sprachlichen und inhaltlichen Problemen hatte ich vor allem mit computertechnischen Problemen zu kämpfen. Ich bin sprachlich nicht so versiert, ich war ja nur 7 Jahre in der Volksschule, ich habe ganz einfach so geschrieben, wie ich spreche, da hört man auch den brandenburgischen Dialekt heraus. Ich habe auch keine kaufmännische Ausbildung absolviert, habe nie gelernt auf einer Schreibmaschine zu tippen. Mit 80 Jahren sass ich zum ersten Mal vor einem Computer und musste lernen, mit der Tastatur und der Maus umzugehen, mich im Internet zurechtzufinden und mit einem Textverarbeitungsprogramm zu schreiben. Mein Freund Heinz hat mir mit viel Geduld diese Kenntnisse beigebracht, worüber ich sehr dankbar bin. Oft hatten wir auch mit einer schlechten, langsamen und instabilen Internetverbindung zu kämpfen. Wo ich wohne gibt es kein Highspeed-Internet, auch Stromausfälle kommen immer wieder vor. So sind manchmal auch Textpassagen verloren gegangen. Heute haben wir die Probleme mehrheitlich im Griff, langsam aber sicher wächst meine Biographie. Es ist für mich eine grosse Befriedigung, wenn ich abends, nach mehreren Stunden Arbeit (manchmal bei 35° in meiner Schreibstube) wieder einige Abschnitte über mein bewegtes Leben geschrieben habe.

Ist das Niederschreiben eine Art Katharsis für Sie?

Ich würde sagen, es ist für mich eine Befreiung von unterdrückten Emotionen und Spannungen, die auf meine traumatischen Erlebnisse während des russischen Einmarsches 1945 am Ende des zweiten Weltkrieges zurückgehen. Ich hatte ja in meiner Kindheit und Jugendzeit nie jemanden, mit dem ich meine Probleme und Erlebnisse besprechen konnte. Für mich ist der ganze Schreibprozess vereinfacht und zusammengefasst gesagt, eine seelische Reinigung, eine Läuterung. Meine Tochter verfolgt ebenfalls meine Biographie. Dieser Schreibprozess hat wesentlich dazu beigetragen, dass wir heute ein gutes Verhältnis zueinander haben. Wenn sie meine Biographie lesen, werden sie sehen, dass das nicht immer so war.

Wie hat Ihr privates Umfeld bzw. Ihre Familie oder auch die Leser reagiert?

Ich habe von Herrn Bohli, dem Initiator und Projektleiter von „meet-my-liefe“ ein positives Feedback erhalten. Der Webmaster von „meet-my-liefe“ hat mir mitgeteilt, er warte täglich mit Spannung auf meine neuen Texte. Auch Heinz, mein schweizerischer Freund wartet jeden Abend gespannt auf die Fortsetzung meines Werkes. Ich weiss auch von 4 Leuten, die meinen Text positiv beurteilt haben. Es ist halt so, dass viele Leute, die in meiner Biographie zur Sprache kommen, heute bereits verstorben oder hoch betagt sind und nicht mit Internet und Facebook vertraut sind. Eine grosse Breitenwirkung hat die Biographie bis jetzt (noch) nicht entfaltet, aber vielleicht ändert sich das ja noch. 

 

 

 

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